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Kulturmagazin

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5. 5. 2023<br />

magazin<br />

Herz, Schmerz<br />

Eine Premiere bei den Salzburger Festspielen: Valerie Pachner<br />

spielt im „Jedermann“ die Buhlschaft und den Tod.


Fotos: ©J.&L. Lobmeyr /©MAK/Georg Mayer<br />

Plakat: Jakob Mayr, Kilian Wittmann


Inhalt<br />

magazin<br />

Cover: Marcela Ruiza Cruz. Fotos: Christine Pichler.<br />

Editorial<br />

Das Wichtigste ganz eigennützigerweise zuerst: Wir gratulieren herzlich<br />

– und zwar uns selbst. Klingt komisch, doch bitte sehen Sie es uns nach,<br />

es ist das jugendliche Ungestüm. Das „<strong>Kulturmagazin</strong>“ ist zehn, im Frühling<br />

2013 lag die erste Ausgabe des Hochglanzformats der „Presse“ bei.<br />

Damals produziert von Barbara Petsch und mir, heute machen wir das Magazin,<br />

das redaktionell an das freitägliche „Schaufenster“ der Zeitung angedockt ist, als<br />

dynamisches Trio (das Foto rechts spricht hoffentlich für sich). Nach dem Ausblasen<br />

der Geburtstagskerzen (zehn schaffen wir gerade noch, ohne in Ohnmacht<br />

zu fallen) geht die Feierlaune nahtlos weiter – voll Begeisterung über diese Frühjahr/Sommer-Ausgabe<br />

2023, prall gefüllt mit kulturell wertvollen Inhalten. Dass<br />

wir Valerie Pachner, die heuer im „Jedermann“ Buhlschaft und Tod spielen wird,<br />

auf die Titelseite holen konnten, freut mich außerordentlich.<br />

Man könnte sagen: ein Geschenk an<br />

uns selbst. Auch, weil das Gespräch am Rand<br />

einer Fotoproduktion mit, wie ich finde, überaus<br />

ansprechenden Resultaten stattfand. Aber ich bin<br />

ja natürlich nicht ganz objektiv, auch nach zehn<br />

Jahren nicht, selbst wenn sie, das ist in diesem Fall<br />

wirklich keine Übertreibung, vergangen sind wie<br />

im Fluge. Nun denn, halten Sie inne und diese Ausgabe<br />

ein paar Monate lang in Ehren – das nächste<br />

„<strong>Kulturmagazin</strong>“ erscheint am 20. Oktober.<br />

Daniela Tomasovsky, Sissy Rabl,<br />

Daniel Kalt<br />

Daniel Kalt.<br />

Impressum<br />

Erste Dekade! Vor<br />

zehn Jahren erschien<br />

das erste<br />

„<strong>Kulturmagazin</strong>“,<br />

seitdem ist einiges<br />

an Titeln zusammengekommen.<br />

04 Panorama. Kulturtipps aus allen Himmelsrichtungen<br />

im In- und Ausland.<br />

14 Im Rampenlicht. Valerie Pachner mimt bei den Salzburger<br />

Festspielen die Buhlschaft – und den Tod.<br />

22 Im Paradiesgarten. Was sind die Herausforderungen<br />

bei der Planung eines jungen Festivals?<br />

26 Visuals. Festivals legen auch Wert aufs Design – die<br />

Wiener Festwochen etwa mit Socken.<br />

30 Hin und Weg. Das Theaterfestival in Litschau zeigt die<br />

Produktion „Eine Nacht mit Lady Macbeth“.<br />

34 Kulturdestination. Bibliophile Schätze birgt die British<br />

Library, die zweitgrößte Bibliothek der Welt.<br />

38 Ausnahmetalent. Bruno de Sá ist Sopranist und in<br />

Hosen- und Rockrollen zu Hause.<br />

40 Grafenegg. Shootingstar Nikola Hillebrand singt zur<br />

Festivaleröffnung im „Sommernachtstraum“.<br />

42 Salzburg. Wilhelm Sinkovicz erklärt, welche Opern<br />

man sich heuer nicht entgehen lassen sollte.<br />

44 Eindorf. Die Choreografin Linda Samaraweerová hat<br />

eine neue Performance-Plattform geschaffen.<br />

46 ImPulsTanz. Tanzend über das Leben sinnieren –<br />

Meg Stuart zeigt ihr Signaturestück „Blessed“.<br />

52 Die Welt retten. Der deutsche Singer-Songwriter Tim<br />

Bendzko ist heuer bei Langenlois blooomt zu hören.<br />

54 Meeresbrise. Carolina Schutti hat einen Roman über<br />

Isolation, Lügen und Kindheit geschrieben.<br />

56 Die Kinderfrage. Kabarettistin Maria Muhar beschäftigt<br />

sich in „Storno“ mit gechillter Fortpflanzung.<br />

58 Kino-Helden. Absurde Macho-Macker oder achtsame<br />

Role Models? Die Wandlung der Action-Helden.<br />

60 Ausstellungen. Der ultimative Überblick wichtiger<br />

Museumsschauen der kommenden Monate.<br />

68 Kunst und Klima. Wie setzt sich die bildende Kunst<br />

mit der Klimakrise auseinander?<br />

74 Kunstmarkt. Die Londoner Kunstmesse Frieze ist 20<br />

und hat die Welt erobert. Eine Messe-Rundschau.<br />

82 Ultra Contemporary. Junge Künstler waren auf dem<br />

Markt noch nie so erfolgreich wie heute.<br />

86 Programmteil. Eine Vorschau auf die Festivalsaison<br />

mit all ihren Höhepunkten.<br />

90 Kultursommer. MQ-Chefin Bettina Leidl hat Veranstaltungstipps<br />

für das Frühjahr und den Sommer.<br />

Medieninhaber und Herausgeber: „Die Presse“ Verlags-Ges.m.b.H. & Co KG, 1030 Wien, Hainburger Straße 33, Tel.: 01/514 14-Serie. Geschäftsführung: Mag. Herwig Langanger, Andreas Rast.<br />

Chefredaktion „Die Presse“: Mag. Florian Asamer. Leitung „<strong>Kulturmagazin</strong>“: Mag. Dr. Daniel Kalt. Produktion: MMag. Daniela Tomasovsky, Sissy Rabl BA MA. Mitarbeit (Text, Foto): Mag. Andrey Arnold, Stefanie<br />

Bisping, Dipl. Des. Carolina Frank, Johanna Hofleitner, Samir H. Köck, Eva Komarek, Mag. Magdalena Mayer BA, Christine Mayrhofer BA MA, Mag. Ditta Rudle, Mag. Sabine Hottowy, Mag. Dr. Wilhelm Sinkovicz,<br />

Dr. Theresa Steininger-Mocnik, Mag. Erwin Uhrmann, Mag. Walter Weidringer. Bildredaktion: Mag. art. Christine Pichler. Art Director: Matthias Eberhart. Produktion/Layout: Peter Jaunig, Bakk. Thomas<br />

Kiener, Christian Stutzig. Hersteller: Druck Styria GmbH & CoKG, Graz. Herstellungsort: Wyszków/PL. Projektleitung Vermarktung: Adelheid Liehr, Tel.: +43/(0)1/514 14-554<br />

Compliance-Hinweis: Beiträge über Kooperationspartner der „Presse“ mit Club-Kennzeichnung erscheinen in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung der jeweiligen Partner.<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 3


Panorama<br />

SÜD<br />

Adrett. Niemand steht so aufrecht<br />

auf der Bühne wie der deutsche<br />

Chansonnier Max Raabe. Immer gut<br />

gekleidet mit Fliege und Frack, begeistert<br />

der gelernte Opernsänger<br />

sein Publikum mit viel Humor und<br />

nostalgischem Charme. Am 18. 9.<br />

in der Stadthalle Graz.<br />

Kunstoase. Barbara<br />

Kapusta arbeitet aktuell<br />

als Artist in Residence des<br />

Österreichischen Skulpturenparks<br />

in Premstätten südlich<br />

von Graz. Punktgenau zum<br />

20-Jahr-Jubiläum präsentiert<br />

die Objekt-, Sprach- und Medienkünstlerin<br />

nun eine eigens<br />

für den Skulpturenpark<br />

konzipierte neue Arbeit. Frühlingsfest<br />

am 21. 5.<br />

Betörend. Klangekstase und Bilderrausch.<br />

Strawinskys Ballettmusik<br />

„Der Feuervogel“ und Orffs Chorwerk<br />

„Carmina Burana“ zum einen,<br />

die Tänzerinnen und Tänzer der Performing<br />

Academy Wien zum anderen.<br />

Einer der raren Tanzabende in<br />

Klagenfurt.12.–25. 5., Stadttheater.<br />

Gute Besetzung. Ihr Stimme ist<br />

mädchenhaft lieblich, ihre Videos<br />

sind bunt, ihre Melodien und Texte<br />

melancholisch: Die Grazerin Resi<br />

Reiner ist einer der hochkarätigen<br />

Gäste am Klagenfurt Festival neben<br />

Lola Marsh, Lars Eidinger oder Tocotronic.<br />

17. 5–4. 6. in Klagenfurt.<br />

4 <strong>Kulturmagazin</strong><br />

Radikal. Mit seiner kompromisslosen<br />

Modernität und radikalen<br />

Ausdrucksmalerei zog<br />

Jean (Hans) Egger (1897–<br />

1934) nicht nur die Pariser<br />

Kunstwelt in seinen Bann.<br />

Das MMKK in Klagenfurt widmet<br />

dem gebürtigen Kärntner<br />

nun eine große Retrospektive.<br />

Ab 22. 6.<br />

Popikone. Seine Lieder hat man unweigerlich<br />

so oft gehört, man kann<br />

sie nur lieben oder hassen. Der wohl<br />

bekannteste „Englishman“ ist statt<br />

in New York in Klagenfurt zu Gast:<br />

Sting lässt sich auch mit 71 Jahren<br />

nicht vom Touren abbringen. Am<br />

19.7. in der Black Arena.<br />

Fotos: Leontina Berkova / Barbara Kapusta, Courtesy Kunstsammlung des Landes Kärnten/MMKK, Foto: F. Neumüller. gregor-hohenberg.com; Ferdinand Neumueller; Helge Bauer; M. Sensche; beigestellt.


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Patricia Kopatchinskaja<br />

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Panorama<br />

NORD<br />

Arriviert. Sie sind schon länger im<br />

Geschäft, und doch hält sich ihre<br />

Fangemeinde: Das spricht für die<br />

deutsche Rockband Element of<br />

Crime. In wehmütigen Texten verarbeitet<br />

die Band rund um Sven<br />

Regener ihren Weltschmerz. Am<br />

22. 9. im Posthof Linz.<br />

Meisterhaft. Mit Eleganz und<br />

Humor lässt Choreograf Andrey<br />

Kaydanovskiy „Dornröschen“<br />

heute als verwöhnten Teenager<br />

erwachsen werden. Die aktuelle<br />

Version des klassischen Balletts<br />

begeistert Publikum und Kritikerinnen.<br />

Musiktheater Linz, 4.,15.,<br />

29. 5., 13. 6.<br />

Solitär. Unterwegs in den verschiedensten<br />

Medien, setzt der<br />

Linzer Künstler Gerhard Knogler<br />

immer wieder auch Doppeldeutigkeit,<br />

Manipulation und<br />

Missverständnis als kreative<br />

Mittel ein. Ab 10. 5. im Schlossmuseum<br />

Linz.<br />

Ein Fest. Die Bühnenpräsenz<br />

des israelischen<br />

Duos Lola Marsh ist<br />

schlichtweg verführerisch.<br />

Ihre eingängigen<br />

Indie­Hymnen werden<br />

mit nicht enden wollender<br />

Energie und gezielter<br />

dramatischer Steigerung<br />

vorgetragen. Am 2.<br />

6. im Rockhouse Salzburg.<br />

6 <strong>Kulturmagazin</strong><br />

Gegen den Strich. Zum<br />

70­Jahr­Jubiläum der Internationalen<br />

Sommerakademie für<br />

bildende Kunst Salzburg zeigt<br />

das Traklhaus Positionen eines<br />

feministisch, queer und non­binär<br />

erweiterten Malereibegriffs.<br />

Den Anfang macht Ad Minoliti<br />

(Bild). Bis 30. 9.<br />

Schwarm. Salò genießt die Bühne<br />

wie kein anderer. Der Grazer<br />

mit rauem Sound macht Post­<br />

Punk­Musik mit deutschem<br />

Text. Er ist ein Künstler, den<br />

man nicht vorher gehört haben<br />

muss, um live für ihn zu schwärmen.<br />

Am 15. 6 im Rockhouse<br />

Salzburg.<br />

Fotos: Ashley Taylor; Nicolas Ferrando, Lois Lammerhuber, © 2021 Baltic.; beigestellt.


Gustav Klimt, Wasserschlangen II(Detail), 1904/1906–07, Privatsammlung, courtesy of HomeArt<br />

KLIMT<br />

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VANGOGH<br />

RODIN<br />

MATISSE<br />

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Diese Ausstellung wurde ermöglicht durch die Kooperation mit Rosaline Wong und HomeArt.<br />

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Panorama<br />

WEST<br />

Unsichtbare Mächte. Sie wissen<br />

um Tod und Schönheit, Gefühle<br />

und Erinnerungen, Nähe und<br />

Distanz. Sie sind immateriell und<br />

doch unmittelbar. Die Rede ist<br />

von Gerüchen. Unter dem Titel<br />

„Odor“ widmet das Innsbrucker<br />

Ferdinandeum diesen immateriellen<br />

Skulpturen nun eine umfangreiche<br />

Ausstellung. Bis 8. 10.<br />

Ciao. Die Möchtegernitaliener<br />

Roy Bianco & Die Abbrunzanti<br />

Boys sind recht erfolgreich in<br />

pastelligen Retroanzügen und<br />

trashigen Pop-Schlagern gespickt<br />

mit italienischen Wortfetzen.<br />

Dem Urlaubsgefühl kommt<br />

man dabei nicht aus. Am 27.05<br />

in Innsbruck.<br />

Angebetet. Das Poetische mit<br />

dem Politischen verbindet Mélanie<br />

Demers, wenn sie in ihrem<br />

Solo „Icône Pop“ Frauenbilder<br />

verkörpert und fragt, wer heute<br />

angebetet wird: Heilige oder Popikonen?<br />

16., 17. 6., Festival tanz.<br />

ist mit Fokus Kanada, Spielboden<br />

Dornbirn.<br />

Hochkulturfestival. Die Musicbanda<br />

Franui holt Freunde und<br />

Weggefährten in ihre Heimat im<br />

Osttiroler Innervillgraten: Auf der<br />

Unterstalleralm ist visionäre Musik<br />

zu hören, etwa Víkingur Ólafsson<br />

(Bild) mit seinen Goldberg-<br />

Variationen. 10.–12. August.<br />

Unterhaltsam. Kauzig, schrullig.<br />

schräg: Helge Schneider<br />

war dank schriller Outfits und<br />

belustigender Texte immer<br />

schon Magnet für die allerbuntesten<br />

Attribute. Beim Poolbar<br />

Festival in Feldkirch stellt er<br />

seine neue Platte „Der letzte<br />

Torero“ vor. Am 29 Juli.<br />

8 <strong>Kulturmagazin</strong><br />

Dingwelten. Welche Daseinsberechtigung hat<br />

Skulptur heute? Wie grenzt sie sich gegen das<br />

Design ab? Studierende der Objekt-Bildhauerei an<br />

der Akademie der bildenden Künste spüren diesen<br />

Fragen in einer eigens für den Kunstraum Schwaz<br />

entwickelten Group-Show nach. Ab 17. 6.<br />

Fotos: © Teresa Margolles Foto: Philipp Ottendörfer; Katrin Schneider; Mathieu Doyon; beigestellt.


Yoshitomo Nara, Miss Margaret (Detail), 2016, Privatecollection ©Yoshitomo Nara /Pace Gallery<br />

10.5. —1.11. 2023


Panorama<br />

OST<br />

Kreisläufe. Frenzi Rigling sammelt,<br />

inszeniert und verfremdet in ihrer<br />

Kunst Alltagsobjekte und Fundstücke<br />

aus der Natur. In feinfühligen Installationen<br />

kontert sie dem Kreislauf<br />

des Konsums mit einer Ästhetik<br />

des Bewahrens. Landesgalerie Niederösterreich,<br />

13. 5.–12. 11.<br />

Grenzgänger. SoiL Thornton widersetzt<br />

sich gängigen Kategorien<br />

wie Medium, Genre, Identität<br />

oder Biografie, um die Mechanismen<br />

des Kunstbetriebs aufzudecken.<br />

Auch in der Wiener Secession<br />

wird er nicht im grünen Bereich der<br />

Konventionen verbleiben. Ab 15. 9.<br />

EIn Spektakel. Die isländische<br />

Sängerin Björk ist wunderbar<br />

unvorhersehbar, sei es musikalisch,<br />

in ihrer Erscheinung und Inszenierung<br />

ihrer Bühnenshows.<br />

Nach 25 Jahren kommt die Künstlerin<br />

nun wieder nach Wien in die<br />

Stadthalle. Am 19. September.<br />

Merkwürdig. Fantastische Tierwesen<br />

lässt der spanische Choreograf<br />

Marcos Morau mit dem Skåne<br />

Dansteater auftreten. Die Musik für<br />

den „Karneval der Tiere“ stammt<br />

von Camille Saint-Saëns. Festspielhaus<br />

St.Pölten, Familienvorstellungen:<br />

3. 6., 14 und 18 Uhr.<br />

Can’t Stop. Nur Bands vom Format<br />

der Rockband Red Hot Chili Peppers<br />

aus Kalifornien füllen Spielstätten<br />

wie das Ernst-Happel-Stadion.<br />

Die Truppe um Frontsänger<br />

Anthony Kiedis wird auch 40 Jahre<br />

nach ihrer Gründung der Live-Auftritte<br />

nicht müde. Am 14. Juli.<br />

Abstand. Bei Konzerten des österreichischen<br />

DJs Parov Stelar steht<br />

man lieber gern in den hintersten<br />

Reihen. Für seinen Electro Swing<br />

braucht man schließlich genug<br />

Raum, um sich bewegen zu können.<br />

Am 7. 7. bis 9. 7 beim Butterfly<br />

Dance im Schlosspark Eisenstadt.<br />

Fotos: SoiL Thornton; © Frenzi Rigling, Foto: Alois Mosbacher; Kevork Djansezian/Getty; Lars Kroon; Santiago Felipe; beigestellt.<br />

10 <strong>Kulturmagazin</strong>


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Panorama<br />

INTERNATIONAL<br />

Déjà-vu. Beinahe alles, was<br />

„Queen B“ tut, wird medial rezipiert.<br />

Folgerichtig sorgte die Veröffentlichung<br />

von Beyoncés Album<br />

„Renaissance“ letztes Jahr<br />

für Aufsehen. Nach vier Jahren<br />

ohne große Touren kommt sie<br />

nun wieder nach Europa. Am 17.,<br />

18. 6. etwa nach Amsterdam.<br />

Aufbruchsstimmung. Weltweit<br />

begannen sich Künstlerinnen<br />

ab 1940 der Abstraktion zuzuwenden.<br />

Mit der groß angelegten<br />

Ausstellung „Action, Gesture,<br />

Paint“ nimmt die Fondation<br />

Vincent van Gogh Arles dieses<br />

Interesse im Dialog mit Van<br />

Gogh unter die Lupe. Ab 3. 6.<br />

„Zauberflöte“. Ist Sarastro wirklich<br />

der Good Guy, als der er<br />

sich ausgibt? Eine interaktive<br />

Zauberflöte zeigt das Staatstheater<br />

Kassel, das Publikum<br />

bekommt die Deutungshoheit.<br />

Am Pult steht ein junger Shootingstar<br />

aus Wien: Viktor Jugovic.<br />

25., 27. Mai, 2., 25., 30. Juni.<br />

Kung Fu Kenny. Wer vor großen<br />

Festivals nicht zurückschreckt,<br />

ist am Primavera Sound in Barcelona<br />

gut aufgehoben. Das<br />

Line-up ist hochkarätig: Einer der<br />

größten Rapper der Geschichte,<br />

Pulitzer-Preisträger Kendrick Lamar,<br />

wird etwa performen. Seine<br />

poetische Wahrhaftigkeit rührt<br />

jedes Publikum. Am 7. Juni.<br />

Der Romantiker. Caspar David<br />

Friedrich (1774–1840) gilt als<br />

der große Neuerer der Landschaftsmalerei.<br />

Vor seinem<br />

250. Geburtstag beleuchtet das<br />

Kunstmuseum Winterthur erstmals<br />

auch die Einflüsse der<br />

Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts<br />

auf seine Malerei. Ab 26.8.<br />

12 <strong>Kulturmagazin</strong><br />

Hoch hinaus. Der österreichische<br />

Choreograf Georg Reischl<br />

erklimmt mit der Compagnie<br />

am Münchener Gärtnerplatztheater<br />

die heimischen Alpen.<br />

Alte Bräuche und neuer Tanz,<br />

das perfekte Rezept für einen<br />

„Höhenrausch“. Ab 1. 6.<br />

Fotos: Musée Cantini, Musées de Marseille; Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie.


Originalgraphics designed by Dewynters,London | Foto: vbw ©Deen vanMeer<br />

EIN MUSICAL VON<br />

MICHAEL KUNZE &SYLVESTER LEVAY<br />

REGIE: FRANCESCA ZAMBELLO<br />

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Valerie Pachner trägt hier einen Komplettlook von Chanel. Fotografiert wurde sie im<br />

Showroom des Vintage-Designladens Ohne Butter, ohne-butter.com<br />

14 <strong>Kulturmagazin</strong>


„Ich fühle mich gelöst,<br />

sagen zu können:<br />

Ich bin nicht nur die<br />

Buhlschaft,<br />

ich bin auch der Tod“<br />

Das letzte Jahr verbrachte Valerie Pachner<br />

damit, innezuhalten, einen Schritt zurück-<br />

zutreten und auf die Welt zu blicken.<br />

Ihre Rückkehr ins Rampenlicht feiert sie<br />

heuer im „Jedermann“ mit einer nie<br />

da gewesenen Doppelrolle.<br />

Fotos: Marcella Ruiz Cruz Produktion: Eva Dinnewitzer Interview: Daniel Kalt<br />

Es hat etwas Ritualartiges: Sobald eine Neubesetzung von<br />

Buhlschaft und Jedermann in Salzburg bekannt wird,<br />

beginnt die Maschinerie der Aufmerksamkeitsökonomie<br />

zu surren und zu brummen. Dasselbe Stück am selben<br />

Ort seit über hundert Jahren, das ist ebenso beruhigend traditionell<br />

wie anachronistisch und eigentlich kurios. Auf gewisse Art und<br />

Weise mag es sich wie ein Karrierehöhepunkt, ja die Krönung einer<br />

künstlerischen Laufbahn anfühlen, eine dieser Rollen angeboten<br />

zu bekommen und damit im Nu in den Mittelpunkt der sommerlichen<br />

Festspielgesellschaft zu rücken. Gezögert hat Valerie Pachner<br />

zwar nicht, als sie das Salzburger Angebot vergangenes Jahr während<br />

einer langen Schaffenspause erhielt, sie war aber froh, dass<br />

ihr nicht nur die Rolle der Buhlschaft, sondern auch jene des Todes<br />

angeboten wurde, wie sie im persönlichen Gespräch erzählt.. »<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 15


»<br />

Pachner trägt hier einen Mantel von Jennifer Milleder,<br />

darunter ein Mesh-Set aus Langarm-Shirt und Hose von Rendl.<br />

Als wir uns anlässlich des Filmstarts von „Der Boden unter den<br />

Füßen“ im Jahr 2018 zuletzt unterhielten, war gerade unsicher,<br />

wo es Sie hinziehen würde. Wo leben Sie denn heute?<br />

Ich hatte tatsächlich zwei Jahre lang keine Wohnung, weil ich für<br />

Dreharbeiten so viel unterwegs war. Damals stand im Raum, dass<br />

ich nach Los Angeles ziehen könnte, nach New York oder London,<br />

aber viele internationale Drehs finden ohnehin in Europa statt, die<br />

Castings als elektronisches Format in Videokonferenzen. Darum<br />

war mein Gedanke, dass ich dort wohnen möchte, wo ein Großteil<br />

meiner Freunde lebt und auch viel los ist, und das war dann Berlin.<br />

Hat die Zeit der Pandemie Ihre Karriere verlangsamt?<br />

Die Pandemie war beruflich keine arge Bremse. Es war ja recht<br />

bald wieder möglich zu drehen. So war ich schon im Herbst 2020<br />

in London, um für den Kinofilm „Fantastic Beasts“ zu drehen, ein<br />

16 <strong>Kulturmagazin</strong><br />

„Harry Potter“-Prequel, und ich war in Spanien für die Westernserie<br />

„The English“. Ich war aber davor einfach ständig on the go,<br />

darum war dieses Innehalten-Müssen für mich schon eine starke<br />

Zäsur. Dadurch hat sich in meinem Leben etwas verschoben, und<br />

ich hatte plötzlich ein stärkeres Bedürfnis, mir an einem konkreten<br />

Ort eine Basis schaffen zu wollen. Als die Pandemie ausbrach, hatte<br />

ich in meiner Wohnung in Berlin nicht einmal die Küche eingerichtet,<br />

nur ein Bett und einen Kühlschrank, das war’s. Für viele ist<br />

die Wohnung damals ja sogar zu einer Art Erweiterung ihrer selbst<br />

geworden; früher oder später hätte sich dieses Gefühl wohl ohnehin,<br />

auch für mich, eingestellt, so ist es eben früher dazu gekommen.<br />

Würden Sie sagen, Sie sind ein rastloser Mensch?<br />

Das Unterwegssein war früher wie ein Anker für mich: Damit<br />

meine ich, das Einzige, das feststand, war, dass ich viel unterwegs<br />

bin. Ein eigentlich rastloser Mensch bin ich trotzdem nicht, aber<br />

schon sehr gern unterwegs. Fest irgendwo ansässig zu sein, das<br />

ist nicht so meins. Ich muss in Bewegung sein können, alles, was<br />

sich so anfühlt, als würde es mich zurückhalten, finde ich schnell<br />

beengend. Ensemblemitglied in einem Theater zu sein etwa, da<br />

habe ich auch bald gemerkt, dass mir das im Moment nicht so entspricht.<br />

Während der Pandemie hat sich dann noch am ehesten so<br />

ein Gefühl der Sesshaftigkeit eingestellt, danach war für mich allerdings<br />

bald wieder klar, es hat sich jetzt wieder mit der Häuslichkeit.<br />

Ab wann hat es sich für Sie endgültig so angefühlt, dass die<br />

Phase der Pandemie überstanden war?<br />

Den Eindruck, dass es jetzt wirklich vorbei ist und alles wieder normal<br />

wird, hatte ich erst, als ich im vergangenen Herbst wieder auf<br />

größere Konzerte gehen konnte. Zurückzuschauen auf alles, was<br />

wir in der Zeit davor nicht tun konnten, war schon krass. Gerade<br />

hier in den kälteren Regionen braucht man ja diese Art von Räumen<br />

für das Zusammenkommen von Menschen.<br />

Haben Sie zuletzt wieder viel gedreht?<br />

Nein, denn aus all dem hat sich das Gefühl ergeben, dass ich eine<br />

Pause brauche. Darum habe ich mir das Jahr 2022 freigenommen.<br />

Auch weil ich den Eindruck hatte, dass die Welt sich gerade extrem<br />

stark verändert, und künstlerisches Arbeiten muss ja auf die Welt<br />

reagieren können. Als es sich ein bisschen so anfühlte, dass ich<br />

Abstand brauche, um durchatmen zu können, kam mir das wilde<br />

Drauflosproduzieren fast absurd vor. So habe ich mir die Möglichkeit<br />

geschaffen, einen Schritt zurück zu machen und mir das Ganze<br />

mit Distanz und mehr Zeit anzuschauen.<br />

Wie haben Sie diese Zeit des Innehaltens verbracht?<br />

Ich habe in dieser Phase zunächst einmal viel Zeit an einem Ort<br />

verbracht, hauptsächlich Berlin. Etwas Vergleichbares hatte ich<br />

lang nicht in meinem Leben gehabt. Wahrscheinlich wirklich, seit<br />

ich angefangen habe zu arbeiten, und noch mehr, seit ich vom<br />

Residenztheater weggegangen bin, das war 2017. Ab 2013 war ich<br />

in München, ab 2015 habe ich parallel schon viel gedreht. An sich<br />

hat mich das gar nicht gestört, aber dann wollte ich mich eben aus<br />

diesem Wanderleben herausnehmen und auch aus der Fremdbestimmtheit,<br />

die Filmdrehs mit sich bringen.<br />

Wie wichtig ist es Ihnen, die Kontrolle nicht ganz abzugeben?<br />

Als Schauspielerin brauche ich auch einfach ein Stück weit das<br />

eigene Leben, um meine Batterien aufzuladen, um etwas zu sehen<br />

und zu erleben. Sobald ich drehe, erlebe ich zwar ultimativ viel,<br />

»


Valerie Pachner in einem Anzug von Jana Wieland,<br />

darüber eine Lodenweste von Klar. Mules von Rani Bageria.<br />

„Als Frau kriegst du den Platz der Buhlschaft, wo du der<br />

Love Interest bist, und als Schauspielerin musst du dich<br />

noch dazu rechtfertigen, warum du das machst.“<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 17


Hier trägt Valerie Pachner ein Kleid von Christina Seewald,<br />

dazu Slippers von Rani Bageria. Handschuhe privat.<br />

„Ich hatte wieder Lust,<br />

auf der Bühne zu stehen<br />

und den ganzen Raum<br />

vor mir zu haben.“<br />

18 <strong>Kulturmagazin</strong>


»<br />

Pachner in einem Kostüm und Schmuck von Chanel,<br />

darunter ein Mesh-Top von Rendl.<br />

aber es fühlt sich manchmal auch so an, als würde ich in einer Bubble<br />

leben. Man fährt an einen Ort, wo die Dreharbeiten stattfinden,<br />

und taucht sofort ein in die Welt des Drehs und, parallel dazu, jener<br />

der gedrehten Geschichte. Man geht also immer in diese anderen<br />

Welten, und daraus leitet sich dann unweigerlich für mich die<br />

Frage ab, wo denn die meine sei. Dafür habe ich mir letztes Jahr<br />

mehr Zeit genommen.<br />

Mit dem „Jedermann“ endet nun diese Phase?<br />

Als die Anfrage der Festspiele letzten Sommer kam, war mir eigentlich<br />

sofort klar, dass ich das machen möchte. Und der Auftritt ist<br />

tatsächlich das erste Große nach meiner Pause.<br />

Haben Sie irgendwelche frühen Festspiel-Erinnerungen?<br />

Das Mozarteum hat parallel im Sommer ein Festival für andere<br />

Schauspielschulen veranstaltet: Ich habe teilgenommen und<br />

erinnere mich, wie wir auf einem Matratzenlager im Mozarteum<br />

geschlafen haben. Diese Energie war ganz besonders, es war Sommer,<br />

es war heiß, wir waren übernächtig, sind gemeinsam durch<br />

die Stadt gestreunt. Diesen Vibe, den ich damals gespürt habe,<br />

mochte ich sehr gern: Ein Sommerfrische-Schauspiel-Feeling, bei<br />

dem sich alles irgendwie überreizt und aufgeladen angefühlt hat.<br />

Salzburg hat auch durchaus etwas Schräges, würde ich sagen.<br />

Sind Sie nun also bereit für den offiziellen, etwas gesetzteren<br />

Part des Salzburger Lebens während der Festspiele?<br />

Natürlich bin ich bereit, Teil der sprichwörtlichen Festspielgesellschaft<br />

in diesem Sommer zu werden. Sagen wir so, ich weiß nicht<br />

ganz genau, was mich da erwartet. Aber ich freue mich darauf, vor<br />

Ort zu sein, auf die Probenzeit und dann die Wochen der Aufführungen<br />

– insgesamt sind es doch fast drei Monate, die man in der<br />

Stadt verbringt. Ich bin schon sehr gespannt auf alles, was sich im<br />

Sommer vor Ort zuträgt.<br />

Dass Sie Buhlschaft und Tod spielen sollen, stand zum Zeitpunkt<br />

der ersten Anfrage bereits fest?<br />

Ja, und es hat mit den Ausschlag gegeben zu wissen, dass ich auch<br />

den Tod spielen soll. Schon weil ich dadurch wusste, ich muss mich<br />

nicht rechtfertigen, weil ich eine Rolle mit so wenigen Zeilen angenommen<br />

habe – was ja immer und immer wieder Thema ist, wenn<br />

es um die Buhlschaft geht. Auch als künstlerische Herausforderung<br />

für mich, wenn ich mich für eine so lange Zeit in Salzburg blockiere,<br />

ist es durch die Doppelrolle etwas ganz anderes. Wie wir die<br />

Dynamik zwischen den beiden Parts anlegen werden, zwischen<br />

der Buhlschaft, die für das Lebendige und Liebende steht, und dem<br />

Tod, der als Antagonist den Jedermann herausfordert, das finde<br />

ich schon wirklich spannend und wird sich während der Proben<br />

weisen.<br />

Die Frage ist fast obligatorisch: Welche Deutung kann heute der<br />

Buhlschaft gegeben werden, um die Figur aufzuwerten?<br />

Als Frau kriegst du den Platz der Buhlschaft, wo du der Love Interest<br />

bist, und als Schauspielerin musst du dich noch dazu rechtfertigen,<br />

warum du das machst. Innerhalb des Systems dieses Stücks ist<br />

die Funktion der Buhlschaft aber klar festgelegt, und zwar als die<br />

Rolle, die eine jüngere Frau spielen kann. Es gibt übrigens ja nur<br />

die Buhlschaft und die Mutter des Jedermann sowie „Des Schuldknechts<br />

Weib“, die ursprünglich klar als Frauen definiert waren,<br />

die Allegorien und Personifikationen sind Sonderfälle. Auch auf<br />

die Schauspielerinnen bezogen doppelt sich die Konstellation: Man<br />

bekommt einen bestimmten Platz zugewiesen, der im Theaterbetrieb<br />

noch dazu besondere Bedeutung hat – fast immer sind es ja<br />

Schauspielerinnen, die schon Karriere gemacht haben, denen die<br />

Rolle angeboten wird. Jede Buhlschaft bekommt auch immer fast<br />

dieselben Fragen gestellt: Was man aus der Rolle mit so wenig Text<br />

machen kann, und natürlich, wie das Kleid aussehen wird, und so<br />

weiter. Und der Jedermann, ein männlicher Schauspieler, ist halt<br />

einfach als die Hauptrolle gesetzt. Es reflektieren sich in dieser<br />

Konstellation bestimmte Strukturen: Der Platz, den eine junge Frau<br />

in dem Stück einnehmen darf, die Rolle, die ihr zugewiesen wird,<br />

spiegelt sich in der Art, wie mit ihr oder über sie in dieser Rolle<br />

gesprochen wird.<br />

Buhlschaft und Tod, das kann ein neues Ganzes ergeben?<br />

Meine erste Reaktion war da schon, oh Gott, wie soll ich denn<br />

die Buhlschaft spielen, wie kann ich die Rolle neu anlegen. Mein<br />

Ansatz beruht nämlich nicht darauf, besonders stark über das Wie<br />

»<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 19


Auf dieser Seite und auf dem Cover trägt Valerie Pachner ein Top von Ferrari<br />

Zöchling zu einer Hose von Jennifer Milleder. Schuhe von Rosa Mosa.<br />

Tipp<br />

„Jedermann“. Premiere am<br />

21. Juli, insgesamt 14 Vorstellungen<br />

bis 29. August.<br />

Regie führt Michael Sturminger,<br />

den Jedermann<br />

spielt Michael Maertens,<br />

seine Mutter Nicole Heesters.<br />

Informationen zu Stück und<br />

Terminen auf<br />

salzburgerfestespiele.at<br />

FOTOS: Marcella Ruiz Cruz PRODUKTION &STYLING:<br />

Eva Dinnewitzer HAAR &MAKE-UP: Hanna Stantejsky/www.hannastantejsky.com<br />

ASSISTENZ: Oskar Ott LOCATION: Vielen Dank an Ohne Butter, Wildpretmarkt 3,1010 Wien<br />

BEZUGSQUELLEN:<br />

Chanel, Tuchlauben 1, 1010 WienJennifer Milleder, jennifermilleder.comRendl,<br />

rendl.coJana Wieland, janawieland.atKlar, klaraneuber.atChristina Seewald,<br />

christinaseewald.comRani Bageria, Seilergasse 14, 1010 WienFerrari Zöchling,<br />

Kirchengasse 27, 1070 WienRosa Mosa, Schleifmühlgasse 18, 1040 Wien<br />

20 <strong>Kulturmagazin</strong><br />

»<br />

zu gehen, sondern über das Was, und das ist nun einmal in erster<br />

Linie der Text. Und da stellt sich bei der Buhlschaft eher schnell<br />

das Gefühl ein, dass ich zwar etwas mit der Figur machen kann,<br />

indem ich neue Wege finde, über sie zu sprechen; aber spielerisch<br />

etwas wirklich anderes aus ihr machen, das kann ich nicht. Auch<br />

deswegen fand ich es so toll, als mir sofort der Tod mitangeboten<br />

wurde, weil ich mich dadurch gelöst gefühlt habe und befreit von<br />

dem Zwang, als Schauspielerin mehr hineinlegen zu müssen, als da<br />

vorhanden ist. Sondern eben sagen zu können, ich bin nicht nur<br />

die Buhlschaft, ich bin auch der Tod.<br />

Werden Sie sich vergangene Inszenierungen anschauen?<br />

An sich bereite ich mich nicht auf eine Produktion vor, indem ich<br />

mir anschaue, wie ältere Inszenierungen funktioniert haben. Weil<br />

ich in erster Linie von mir ausgehen möchte, um möglichst frisch<br />

an eine Rolle herangehen zu können. Darum habe ich mir noch<br />

keine Aufnahmen von vergangenen „Jedermann“-Inszenierungen<br />

angeschaut, könnte mir in diesem speziellen Fall aber vorstellen,<br />

dass ich das noch tun werde, wenn die konkreten Vorbereitungen<br />

beginnen. Es ist auch toll, dass Michael Sturminger schon so erfahren<br />

ist mit dem Stück, auch mit dem Spektakel vor Ort. Zugleich ist<br />

das eine neue Inszenierung, mit anderen Schauspielerinnen und<br />

Schauspielern, also wird sich das noch einmal ganz frisch anfühlen.<br />

Wie lang ist es her, dass Sie Theater gespielt haben? Hat Ihnen<br />

die Bühne zwischendurch gefehlt?<br />

Ich spiele zum ersten Mal seit vier Jahren wieder Theater, das letzte<br />

Mal war nach meinem Weggang vom Residenztheater, als ich noch<br />

als Gast dort gespielt habe. In der Phase, als ich viel gedreht habe,<br />

hat mir das Theater nicht besonders gefehlt, es war einfach auch<br />

immer so viel los, dass ich keinen Kopf hatte, darüber nachzudenken.<br />

Ich habe in letzter Zeit aber gemerkt, dass der Gedanke an<br />

dieses vergrößerte Spielen wieder angefangen hat, mich zu interessieren.<br />

Beim Filmdreh arbeitet man ja doch eher naturalistisch,<br />

was ich auch liebe, aber es ist parallel eben wieder die Lust größer<br />

geworden, etwas zu machen, wo ich mit dem ganzen Körper<br />

arbeiten kann, auf der Bühne stehen und den ganzen Raum vor mir<br />

haben. Bei dieser Sehnsucht, wieder eine andere Art von Kontakt<br />

mit dem Publikum zu haben, kann schon auch die Pandemie eine<br />

Rolle spielen, das liegt eigentlich nahe.<br />

Werden Sie nach Salzburg wieder zu drehen beginnen?<br />

Ja, direkt danach geht es weiter, wie es derzeit aussieht, drehe ich<br />

dann wieder mit zwei internationalen Projekten, bis Ende des Jahres<br />

bin ich ausgebucht.<br />

Man findet Sie weder auf Twitter noch auf Instagram, ist dieser<br />

Verzicht auf eine Social-Media-Präsenz in Castings jemals ein<br />

Thema gewesen?<br />

Bisher war es in meiner Arbeit nie von Belang, dass ich nicht in<br />

sozialen Medien aktiv bin. Es kann schon sein, dass es Projekte gibt,<br />

für die ich nicht infrage gekommen bin, weil ich das so handhabe,<br />

aber das sind dann wohl auch nicht die, die zu mir gehören. Es ist<br />

gar keine dogmatische Entscheidung, dass ich nicht auf Twitter<br />

oder Instagram zu finden bin, aber bisher wollte ich das eben nicht.<br />

Ich bin ohnehin durch das Drehen schon so viel in anderen Welten<br />

unterwegs, da muss das nicht auch noch sein. Aber klar, Social<br />

Media verändern die Medienwelt, haben auch Einfluss auf künstlerische<br />

Berufe, ich kann gar nicht einschätzen, was sie aus meinem<br />

Beruf in ein paar Jahren machen werden. Vielleicht gibt es irgendwann<br />

gar keine Spielfilme mehr, sondern nur mehr TikTok-Videos<br />

oder zumindest Kürzestformate. Ich bin mir nicht so sicher, ob ganz<br />

junge Menschen von heute in ein paar Jahren noch abendfüllende<br />

Filme oder Theaterstücke anschauen wollen. Gibt es noch eingefleische<br />

Theaterfans in dreißig Jahren? Wenn, dann wahrscheinlich<br />

wirklich in Salzburg, Wien oder Berlin. Mal sehen, ob der „Jedermann“<br />

dann noch immer am Domplatz gegeben wird. e


ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />

Die Klassik-Konzertreihe Haydnregion Niederösterreich findet<br />

an 15 Orten rund um das Haydn-Geburtshaus in Rohrau statt.<br />

Schloss Petronell-Carnuntum – immer wieder Schauplatz<br />

hochkarätiger Konzerte der Haydnregion Niederösterreich.<br />

Haydnregion Niederösterreich 2023<br />

Die Region rund um den Haydn-Geburtsort Rohrau bietet<br />

erlesenen Musikgenuss an außergewöhnlichen Spielorten.<br />

Fotos: Niklas Schnaubelt, Rico Molaro, Dieter Steinbach<br />

Unter dem Motto „Mythos Haydn“ präsentiert<br />

die „Haydnregion Niederösterreich“ noch bis<br />

10. Dezember ein durch Joseph und Michael<br />

Haydn inspiriertes Klassik-Programm an<br />

15 Standorten rund um das Haydn-Geburtshaus in<br />

Rohrau. Der Konzertzyklus zeichnet sich durch den<br />

Zauber und den besonderen Charme der Spielorte<br />

aus, deren Bandbreite sich von der antiken Römertherme<br />

über barocke Festsäle bis zum Heurigen-Innenhof<br />

erstreckt. Seit 2022 wird auch im Naturpark Mannersdorfer<br />

Wüste und im Festsaal von Schloss Ebergassing<br />

konzertiert, 2023 gastiert die Haydnregion erstmals im<br />

zauberhaften Schloss Walterskirchen in Wolfsthal und<br />

in der Hainburger Pfarrkirche, wo einst schon der<br />

junge Joseph Haydn musizierte.<br />

Der künstlerische Leiter Dr. Michael Linsbauer über<br />

das Programm: „Ich freue mich, dass wir auch heuer<br />

wieder hochkarätige Kunstschaffende als Mitwirkende<br />

gewinnen konnten: etwa die israelische Sopranistin<br />

Shira Patchornik, Kammersängerin und Volksopernmitglied<br />

Annely Peebo, Countertenor Valer Sabadus,<br />

Bariton Adam Plachetka, die Originalklang-Ensembles<br />

Barucco und Salzburger Hofmusik, die Schauspielstars<br />

Kristina Sprenger und Cornelius Obonya. Und mit<br />

Joseph Haydns ,Tobias‘ dürfen wir uns auf eine Programmrarität<br />

in internationaler Starbesetzung freuen.“<br />

PROGRAMM-HÖHEPUNKTE bis Ende Juni: Im Barockschloss<br />

Petronell präsentieren das Originalklang-<br />

Ensemble Barucco und Countertenor Valer Sabadus<br />

mit „In Arkadien“ ein raffiniertes Programm zwischen<br />

orchestralen Raritäten der Frühklassik und musikalischen<br />

Rezeptionen antiker Mythen.<br />

Ende Mai leistet der „5. Internationale Haydn-Wettbewerb<br />

für Klassisches Lied und Arie“ mit der Juryvorsitzenden<br />

Kammersängerin Angelika Kirchschlager einen<br />

wichtigen Beitrag zur Förderung aufstrebender Nach-<br />

Kalender<br />

IN ARKADIEN. EIN FEST-<br />

KONZERT ZWISCHEN<br />

SAGEN UND MYTHEN<br />

Sa, 6. Mai 2023,<br />

19.30 Uhr<br />

Petronell-Carnuntum,<br />

Schloss<br />

FINALKONZERT 5. Internationaler<br />

Haydn-Wettbewerb<br />

für Klassisches Lied<br />

und Arie und Publikumspreis-Verleihung<br />

So, 28. Mai 2023, 18 Uhr<br />

Rohrau, Schloss<br />

HAYDN UND DIE JAZZ.<br />

Robert Burns und der Weltmusiker<br />

Joseph Haydn<br />

So, 11. Juni 2023, 16 und<br />

19 Uhr, Rohrau, Haydn-<br />

Geburtshaus<br />

GROSSES ORATORIUM:<br />

„TOBIAS“<br />

Sa, 24. Juni 2023,<br />

19.30 Uhr<br />

Bruck a. d. Leitha, Pfarrkirche<br />

zur hl. Dreifaltigkeit<br />

INFOS & KARTEN:<br />

+43/(0)2164/22 68<br />

tickets@haydnregion-noe.at<br />

www.haydnregion-noe.at<br />

Künstlerische Leitung:<br />

Dr. Michael Linsbauer<br />

Projekt von: Abteilung<br />

Kunst & Kultur des Landes<br />

Niederösterreich<br />

In Kooperation mit: Regionalentwicklungsverein<br />

„Römerland Carnuntum“<br />

Die preisgekrönte<br />

israelische<br />

Sopranistin Shira<br />

Patchornik –<br />

zu erleben am<br />

24. Juni im Oratorium<br />

„Tobias“.<br />

Cornelius Obonya<br />

– Auftritt am 11.<br />

Juni im Rahmen<br />

von „Haydn und<br />

die Jazz“, mit Kontrabassist<br />

Peter<br />

Havlicek und Ensemble.<br />

wuchssänger:innen. Das Finalkonzert mit Publikumsvoting<br />

findet wegen des großen Interesses<br />

erstmals in Schloss Rohrau statt.<br />

Im Rahmen von „Haydn und die Jazz“ überrascht<br />

ein illustres Ensemble um Schauspielstar<br />

Cornelius Obonya und Kontragitarrist Peter<br />

Havlicek mit jazzig-wienerischen Interpretationen<br />

von Joseph Haydns schottischen und walisischen<br />

Liedbearbeitungen.<br />

Mit dem Oratorium „Tobias“ steht ein Meisterwerk<br />

Joseph Haydns in Spitzenbesetzung auf<br />

dem Programm: mit Starbariton Adam Plachetka,<br />

der international preisgekrönten israelischen<br />

Sopranistin Shira Patchornik und dem Czech<br />

Ensemble Baroque.<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 21


Windig. Felix Mayr-Melnhof, Elise Accaraun<br />

und Konstantin Klimt (v. l. n. r.) organisieren<br />

das Paradiesgarten-Festival.<br />

Fotos: Christine Pichler, Melanie Lehmann.<br />

22 <strong>Kulturmagazin</strong>


Wie beim ersten Mal<br />

Die Premiere größerer wie kleinerer<br />

Musikfestivals birgt viele Hürden – vier<br />

Veranstalter zeigen, wie es trotzdem gehen kann.<br />

Text: Sissy Rabl<br />

Paradiesgarten<br />

B-Seite. Die zweite Ausgabe des<br />

Elektronikfestivals findet am<br />

4., 5. und 6. 8. auf den Gründen<br />

von Schloss Prugg in Bruck an<br />

der Leitha statt. Einige der DJs<br />

im Line-up sind etwa Salute (im<br />

Bild), Overmono, Palms Trax,<br />

Anna Ullrich & Bitschu Batschu<br />

oder Laurine & Cecilio. Die Musik<br />

umfasst House, Trance, Techno<br />

u. v. m. paradiesgartenfestival.at<br />

Wind und Wetter machten es<br />

einem im April noch schwer,<br />

sich im Schlossgarten sommerlich<br />

bekleidete, tanzwütige<br />

Festivalgäste vorzustellen. Nur die<br />

gatscherprobten Gummistiefel kamen<br />

einem mühelos in den Sinn. In Pullover,<br />

Jacken und mit zerzausten Haaren posierten<br />

die jungen Veranstalter des Paradiesgarten<br />

Festivals da noch am Rand des<br />

ausgelassenen Pools vor Schloss Prugg<br />

in Bruck an der Leitha. Die Kulisse, die<br />

sich Gästen in den weitläufigen Gärten<br />

des unbewohnten Privatschlosses da aufdrängt,<br />

ist allerdings bei jeder Wetterlage<br />

betörend. Die abblätternde Farbe an der<br />

Fassade des herrschaftlichen Schlosses mit<br />

300 leer stehenden Zimmern trägt nur zu<br />

seiner Romantik bei, der Innenhof ist von<br />

Rosensträuchern eingefangen, die wilden,<br />

weichen Wiesen gehen in Waldflächen<br />

über. Zum ersten Mal hat das Elektronikfestival<br />

genau da im vergangenen August stattgefunden.<br />

Es sollte ein Treffpunkt für die<br />

Wiener Clubszene werden und damit eine<br />

Lücke im heimischen Angebot schließen.<br />

Rund 6000 Besucherinnen und Besucher<br />

zählten Felix Mayr-Melnhof, Elise Accarain<br />

und Konstantin Klimt am Wochenende<br />

dieser Festivalpremiere. Heuer hoffen sie,<br />

dass sich diese Zahl verdoppelt. Man wolle<br />

organisch wachsen und auch nicht über<br />

eine bestimmte Grenze hinaus. DJs und<br />

Live-Acts wie Âme, Wolfram, Jayda G waren<br />

Teil des Line-ups.<br />

Das Triumvirat. Eine der großen Herausforderungen<br />

für Organisatoren einer Festivalpremiere<br />

stellt der Veranstaltungsort<br />

dar. Dem Team von Paradiesgarten war es<br />

wichtig, den CO2-Fußabdruck ihres Events<br />

von Anfang an möglichst gering zu halten.<br />

Deshalb musste der Ort gut öffentlich<br />

angebunden sein. Eine Nähe zu Wien sei<br />

zum einen ratsam gewesen, weil dort wohl<br />

der größte Teil der österreichischen Clubszene<br />

beheimatet ist, also das Kernpublikum<br />

des Festivals. Zum anderen müsse das<br />

„Triumvirat“, wie es die jungen Organisatoren<br />

scherzhaft bezeichnen, hinter der Veranstaltung<br />

stehen: also die lokale Behörde,<br />

die Stadtbevölkerung und natürlich der<br />

Grundbesitzer selbst. Da geht man auch<br />

schon mal von Tür zu Tür, um die Anrainer<br />

von seiner Sache zu überzeugen. „Am Vortag<br />

waren wohl die Zeugen Jehovas unterwegs,<br />

da habe ich viele Türen ins Gesicht<br />

bekommen“, erinnert sich Felix Mayr-Melnhof<br />

an seinen städtischen Rundgang vergangenen<br />

Sommer.<br />

Sorge hatten viele Bewohner Brucks um<br />

den öffentlich zugänglichen Schlosspark<br />

und seine außergewöhnliche Pflanzenvielfalt.<br />

Nachdem ein nachhaltiger Zugang in<br />

der Kommunikation rund ums Festival im<br />

Vordergrund stand, waren die campenden<br />

Gäste dementsprechend sensibilisiert<br />

und sorgsam, freut sich auch Elise Accarain,<br />

die für das Nachhaltigkeitskonzept<br />

verantwortlich ist. Und ganze 70 Prozent<br />

der Gäste seien mit dem Zug angereist. „In<br />

Österreich ist die Festivalkultur nicht so<br />

ausgeprägt wie etwa in Belgien oder den<br />

Niederlanden“, sagt Accarain. Deshalb sei<br />

man hierzulande Großveranstaltungen<br />

gegenüber erst zögerlicher, ließe sich aber<br />

eines Besseren belehren. Sie selbst ist Belgierin<br />

und hat dort Festivals organisiert.<br />

Für Freaks und Gute-Laune-Gäste. Das<br />

Budget für das kleine neue Festival ist<br />

begrenzt, große Headliner sind deshalb<br />

nur schwer leistbar. „Dafür arbeiten wir<br />

direkt mit der Community zusammen,<br />

also mit Wiener Clubs wie der Praterstraße<br />

oder DJ-Kollektiven wie Grüß dich Bussi<br />

Bussi Club oder dem Tattu Tatta Club.<br />

Dadurch wächst auch unsere Glaubwürdigkeit<br />

innerhalb der Szene“, sagt Konstantin<br />

Klimt. Die Kollektive und Clubs werden in<br />

die Gestaltung des Line-ups miteingebunden,<br />

so sei auch der Musikmix stimmig, reiche<br />

von House und Techno bis Disco und<br />

Trance, sowohl Vinylfreaks als auch reine<br />

Gute-Laune-Party-Gäste kämen auf ihre<br />

Kosten.<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 23<br />

»


Vernetzt. Karin Tonsern<br />

organisiert das Sisters<br />

Festival mit dem gemeinnützigen<br />

Verein<br />

Sisters of Music.<br />

Sisters Festival<br />

Inklusiv. In der Arena Wien<br />

feiert das von Frauen organisierte<br />

Festival am 7. Juli seine<br />

Premiere. Fünf weiblich besetzte<br />

Bands und Künstlerinnen<br />

werden auftreten: Dives, Cocorosie,<br />

Amy Montgomery, Aygyul.<br />

Auch ein solidarisches Ticket<br />

für einkommensschwache<br />

Frauen gibt es zu erwerben.<br />

sistersofmusic.com<br />

aber für alle!“, so Tonsern. Zur Unterstützung<br />

von Geringverdienerinnen haben<br />

die Veranstalterinnen ein solidarisches<br />

Ticket ersonnen: 39 Euro kostet das Ticket,<br />

das von gemeinnützigen Organisationen<br />

wie dem FEM.A, dem Verein Feministische<br />

Alleinerzieherinnen, an einkommensschwächere<br />

Frauen vergeben wird.<br />

»<br />

„Wir wollen schon<br />

auch als Vorbilder<br />

fungieren und<br />

zeigen, dass Frauen<br />

auch hinter der<br />

Bühne arbeiten.“<br />

Als Festivalnewcomer macht man es<br />

sich definitiv einfacher, wenn man auf<br />

bestehende Infrastrukturen zurückgreift.<br />

Deshalb lässt Karin Tonsern das Sisters<br />

Festival in der Arena Wien stattfinden.<br />

Die selbstständige Produktionsleiterin<br />

und Stage-Managerin ist Teil des gemeinnützigen<br />

Netzwerks Sisters of Music, das<br />

sich für mehr Frauen hinter, auf und rund<br />

um die Bühne einsetzt und nun zum ersten<br />

Mal auch ein größeres Event ausrichtet.<br />

„Wir wollen als Vorbilder fungieren,<br />

jungen Frauen zeigen, dass sie etwa in der<br />

Bühnentechnik oder Produktion mitarbeiten<br />

können“, sagt Tonsern. Das eintägige<br />

Festival führt fünf weibliche Acts im Programm.<br />

Den großen Publikumsmagneten<br />

oder Headliner kann man sich für die Erstauflage<br />

zwar nicht leisten, Tonsern glaubt<br />

aber trotzdem, mit Werbung und Promotion<br />

viele Besucherinnen und Besucher<br />

anzuziehen. Immerhin erreiche man in<br />

der Stadt ein anderes Publikum, etwa auch<br />

ältere Personen oder Eltern, die nicht so<br />

gern campen oder ein Kind zu betreuen<br />

haben. Auf jeden Fall seien auch Männer<br />

im Publikum erwünscht, unterstreicht sie.<br />

„Es ist ein Festival von Frauen, mit Frauen,<br />

In Linz beginnt’s. „Wir werden im ersten<br />

und zweiten Jahr keinen Cent verdienen“,<br />

sagt Filip Potocki, Leiter vom Veranstaltungshaus<br />

Arcadia. Das Festival, von dem<br />

er da spricht, hat eine andere Größenordnung<br />

als die bisher genannten. Das Lido<br />

Sounds wird am Linzer Donauufer am<br />

Urfahrmarkt gegenüber dem Brucknerhaus<br />

stattfinden. Die riesige asphaltierte<br />

Fläche wurde lang als Parkplatz und Marktfläche<br />

genutzt, jetzt sollen im Sommer dort<br />

auch an drei Tagen bis zu 30.000 Leute pro<br />

Tag tanzen. Arcadia Live ist ein erfahrener<br />

Veranstalter, man greift auf ein größeres<br />

Team an Bookern, etablierte Partnerschaften<br />

mit Produktionsfirmen oder Caterern,<br />

aber auch mit lokalen Veranstaltern wie<br />

dem Posthof Linz und dem Bruckner Haus<br />

zurück. Daher kann man auch größere und<br />

internationale Künstler und Künstlerinnen<br />

ins Line-up mitaufnehmen. Trotzdem<br />

ist ein städtischen Festival in dieser Ausrichtung<br />

ein Novum für Arcadia. Campingmöglichkeit<br />

gibt es keine, die drei Tage des<br />

Festivals sind einzeln auf jeweils andere<br />

Genres zugeschnitten: Der Freitag ist mit<br />

Bands wie Florence and the Machine, Alt-<br />

Fotos: Christine Pichler, Marie Haefner, Melanie Lehmann., Harald Dostal, Getty Images. .<br />

24 <strong>Kulturmagazin</strong>


Lido Sounds<br />

Vielfältig. Das Festival wird vom<br />

16. bis 18. Juni am Urfahrmarkt<br />

mitten in Linz stattfinden. Drei<br />

sehr unterschiedlich programmierte<br />

Tage bieten große internationale<br />

Headliner, aber auch<br />

ausgewählte österreichische<br />

Acts. Mit dabei Florence and<br />

the Machine (Bild), Peter Fox,<br />

die Toten Hosen, Alt-J u. v. m.<br />

lidosounds.com<br />

J, Arlo Parks, My Ugly Clementine oder<br />

Avec stark indielastig. Der Samstag bedient<br />

ein rockaffines Publikum mit den Toten<br />

Hosen, Wanda, Großstadtgeflüster oder<br />

den Beatsteaks. Am Sonntag wird es laut<br />

Potocki „urban“, die Musik nähert sich mit<br />

Peter Fox, Apache 207 und Cro dem Hip-<br />

Hop-Genre an. So will man auch viele Gäste<br />

anziehen, die statt dreitägiger Schlammschlacht<br />

lieber einen Tag intensiv Konzerte<br />

besuchen und dann aber gern unter<br />

Not Afraid<br />

Urban. In der Wiener Metastadt<br />

wird das neue Hiphop-Festival<br />

am 27. Juni stattfinden. Das Line-up<br />

des eintägigen Events<br />

ist rund um Headliner Machine<br />

Gun Kelly arrangiert: Neben<br />

dem amerikanischen Rapper<br />

stehen Yung Hurn, Sido, Kontra<br />

K, Crack Ignaz, Iann Dior oder<br />

Ellie Preiss auf der Bühne.<br />

barracudamusic.at<br />

die Dusche und im eigenen Bett schlafen<br />

wollen. Gleichzeitig profitiert man in<br />

Linz von der städtischen Infrastruktur wie<br />

Kanalisation, öffentlichen Verkehrsmitteln,<br />

Strom. Sorgen macht sich Potocki in erster<br />

Linie um Dinge, die er nicht beeinflussen<br />

kann. Etwa das Wetter. Arcadia hat deshalb<br />

extra einen Meteorologen eingestellt, der<br />

die Wetterentwicklungen im Auge behält.<br />

„Österreich hat sich zudem zu einem Late<br />

Market entwickelt, die meisten Tickets werden<br />

in den letzten zwei, drei Wochen vor<br />

dem Event verkauft“, so Potocki. Da muss<br />

das Wetter dann stimmen.<br />

Eine Bühne geben. Für die programmatische<br />

Zusammenstellung des Festivals war<br />

Jonathan Zott verantwortlich, Head of Booking<br />

bei Arcadia. Ausgangspunkt für seine<br />

Planung war die Kapazität des Veranstaltungsorts.<br />

Je mehr Tickets verkauft werden<br />

können, desto mehr Budget bleibt für<br />

die Acts. Dann schaut man sich um, welche<br />

Künstlerinnen und Künstler touren heuer<br />

durch Europa, wen kann man sich leisten,<br />

wie oft war derjenige schon in Österreich<br />

oder wie viele Menschen zieht diejenige<br />

an? „Alles steht und fällt mit Headliner<br />

und Co-Headliner“, meint Zott. Auch die<br />

Zusammensetzung des Line-ups war natürlich<br />

Thema: Wie viele Frauen sind vertreten,<br />

wie viele österreichische Bands. Ganz<br />

auf die 50 Prozent sei man nicht gekommen,<br />

aber den weiblichen Headliner wolle<br />

man auf jeden Fall auch in den kommenden<br />

Jahren beibehalten.<br />

„Die meisten Tickets<br />

werden mittlerweile<br />

in den letzten<br />

zwei, drei Wochen<br />

vor Festivalbeginn<br />

verkauft.“<br />

Mit Kritik rund um das unausgewogene<br />

Geschlechterverhältnis des Line-ups sah<br />

sich Ewald Tatar von Barracuda Music<br />

konfrontiert. Der Veranstalter hat mit Not<br />

Afraid ein Hip-Hop-Festival ins Leben gerufen,<br />

das im Juni in der Metastadt Wien zum<br />

ersten Mal stattfinden wird.<br />

„Wir haben das in der Schnelligkeit der Entstehung<br />

aus den Augen verloren. Die Kritik<br />

haben wir aber zur Kenntnis genommen<br />

und am Line-up nachjustiert“, so Tatar.<br />

Das Line-up baut sich um den US-Rapper<br />

Machine Gun Kelly auf, daneben werden<br />

auch Yung Hurn, Sido, Kontra K und Eli<br />

Preiss auf der Bühne stehen. 10.000 Besucher<br />

will Tatar mit seinem eintägigen Event<br />

anziehen. „Im urbanen Raum ist es immer<br />

schwieriger, den Festivalgedanken zu<br />

transportieren“, sagt der arrivierte Veranstalter.<br />

Er hoffe, dass sein Festival – ähnlich<br />

wie zuvor auch beim von ihm organisierten<br />

Nova Rock – schon bei der ersten Ausgabe<br />

schwarze Zahlen schreibe. e<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 25


Augen auf beim<br />

Festivalbesuch<br />

Vom Plakat bis zur Videokunst: Einige Festivals<br />

denken vermehrt über visuelle Gestaltung nach<br />

und werden so auch zum Seherlebnis.<br />

Text: Magdalena Mayer<br />

Setzen und sehen.<br />

Was im Generator entsteht,<br />

wird beim Poolbar<br />

physisch erlebbar.<br />

Ideenfindung. Aus<br />

Modellen wird im<br />

Sommer das Poolbar-<br />

Erscheinungsbild.<br />

Kollektiv. Laura Dominici<br />

und Franz Ehn (l.)<br />

haben beim Poolbar<br />

ein Labor geleitet.<br />

Fotos: Eva Sutter (3), beigestellt.<br />

26 <strong>Kulturmagazin</strong>


Wenn im Sommer Acts aus Musik, Kabarett,<br />

Literatur und anderen Sparten im alten<br />

Hallenbad und dem angrenzenden Park im<br />

Vorarlberger Feldkirch die Poolbar-Bühne<br />

betreten, ist ein Headliner schon Monate zuvor am Festivalgelände<br />

gewesen. Als solchen bezeichnete Herwig<br />

Bauer, der vor 30 Jahren das Poolbar Festival begründet<br />

hat, unlängst in einem Interview dessen „Generator“:<br />

jenes temporäre Labor für Festivaldesign, dem im Vorfeld<br />

der Veranstaltungstage eine gute Woche für die Ideenund<br />

Konzeptfindung bei der Festivaloptik eingeräumt<br />

wird. Auch dieses Jahr fanden sich um Ostern über dreißig<br />

Künstlerinnen und Künstler in Vorarlberg ein, die nicht auf<br />

der Bühne, sondern rundum dem Poolbar Form geben:<br />

die gestalterische Basis der aktuellen Ausgabe schaffen.<br />

Bunt. Als Strategie für<br />

die visuelle Wiedererkennung<br />

haben die<br />

Festwochen Socken.<br />

„Wie können wir mit einem neuen<br />

Look and Feel überraschen?“<br />

Gesamterfahrung Festival. Ohne Bühne kein Festival.<br />

Aber auch viele subtile Elemente bei der visuellen<br />

Erscheinung tragen zum Gesamterlebnis so eines Events<br />

bei, meint Lilian Furrer: „Mit dem Generator erfindet<br />

sich das Festival jedes Mal im ersten Schritt neu, ehe<br />

das Programm obendrauf kommt.“ Die Industriedesign-<br />

Studentin an der Universität für angewandte Kunst hatte<br />

sich vor zwei Jahren selbst – so der übliche Vorgang – mit<br />

einem Portfolio beim Generator beworben, dann mitgemacht<br />

und blieb. Nun organisiert sie dessen Ablauf mit,<br />

der sich in sechs Unterlabore splittet: Architektur, Produkt-<br />

und Raumgestaltung, Digitale Projekte und Grafik,<br />

Kunst, Literatur und Street-Art. „Ein Saal war fast vollständig<br />

tapeziert mit Plakatideen und Druckbögen, dazu<br />

drei riesige Tische mit Architekturmodellen“, schildert<br />

Furrer, wie dabei Neues entsteht. Metallplatten schweißen<br />

für Kunstwerke, App entwickeln im Digitalen, Präsentationen,<br />

Vorträge zum Austausch mit Erfahrenen<br />

und Gastkritik in den jeweiligen Bereichen, in denen<br />

man mal zu viert oder auch zu acht an Projekten arbeitet:<br />

viel In- und Output. Auch wenn das Publikum im Sommer<br />

wohl wegen dieses und jenes Acts kommt: Der Generator<br />

führt vor, wie zentral das Visuelle für die Besuchserfahrung<br />

eines Festivals sein kann.<br />

Die Detailplanung der Entwürfe nach der Generator-<br />

Woche obliegt oft der Laborleitung. Diejenige von Produkt-<br />

und Raumgestaltung hat im aktuellen Jahr die<br />

Objektdesignerin und Architektin Laura Dominici<br />

zusammen mit Industrial Designer und Sound Artist<br />

Franz Ehn übernommen. Sie sind für den Austausch<br />

mit den Teilnehmenden aus Wien angereist. „Man ist eh<br />

so oft in einer Bubble“, während beim Poolbar kreative<br />

Köpfe vielmehr gemeinsam die visuelle Identität des Fes-<br />

»<br />

Reduziert. Im Stadtbild<br />

sieht man viele<br />

Fotos, die Festwochen<br />

machen es anders.<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 27


„Auch bei Theaterstücken<br />

wird zunehmend<br />

und smart mit<br />

Video umgegangen.“<br />

Auffallen. Das auf den<br />

Boden gesprayte Donaufestival-Logo<br />

führt<br />

zu Locations.<br />

»<br />

tivals erdenken, beschreibt Ehn. Im eigenen Labor generierten<br />

sie mit Studierenden die Optik des Interieurs<br />

sowie ein Profil für Outdoor-Sitzmöglichkeiten aus Aluminium<br />

vom Kooperationspartner Hydro Nenzing. Und<br />

berücksichtigten dabei, ob man im Sessel zum Beispiel<br />

gemütlich einem Kabarett von Helge Schneider lauschen<br />

oder wie ihr Design mit der Festivalarchitektur zusammenspielen<br />

kann. Statt über eine durchgehende Corporate<br />

Identity wird beim 30-jährigen Jubiläum über die<br />

(Neu-)Dimensionierung in kollaborativer Praxis nachgedacht.<br />

Es hebe das Poolbar von anderen ab, dass jedes<br />

Jahr gefragt werde, so Ehn: „Wie können wir mit einem<br />

neuen Look and Feel überraschen?“<br />

Baukasten für die Wiedererkennung. Ortswechsel vom<br />

Westen in den Osten: Die Wiener Festwochen sind hier<br />

freilich eine starke Marke, die auf wiedererkennbaren<br />

Kampagnen aufbaut. Deren Corporate Identity von A bis Z<br />

verantwortet seit 2017 die Designagentur Rosebud, die sie<br />

damals dezent aufgefrischt und eine Spur reduziert hat:<br />

auf ein abstrakt-illustratives Konzept, das die Grundzutaten<br />

in ihrem Baukasten für die Visual Identity – Logo<br />

oder Typografie – bei den jährlichen Sujets, Programmheften<br />

oder Plakaten, Animationen oder Social-Media-<br />

Formaten behutsam anpasst. Gerade bei einem interdisziplinären<br />

und über die Stadt verstreuten Event müsse<br />

das Baukastensystem funktionieren, müssten etwa Spielstätten<br />

visuell mit Branding erkannt werden, aber auch<br />

Unerwartetes möglich sein, heißt es von Rosebud.<br />

Ihr Alleinstellungsmerkmal wollen die Festwochen visuell<br />

nicht nur mit diesen grafischen Mitteln erarbeiten, die<br />

clean statt bildlastig daherkommen. Lustvoll versucht<br />

man es auch via Produktdesign: Für die diesjährigen<br />

Festwochen hat Künstlerin Laure Prouvost, die ihr Werk<br />

in der Kunsthalle ausstellt, Etiketten für den Festwochenwein<br />

gestaltet. „Wir machen Zündhölzer und Bierdeckel,<br />

auf die auch Sammler jedes Jahr warten. In Südtirol lassen<br />

wir die Festwochen-Socken herstellen, die das aktuelle<br />

Kampagnendesign aufgreifen“, zählt Marketing-Leiter<br />

Joachim Kapuy auf. Wie man außerhalb der Bubble<br />

Menschen erreicht, beschäftigt selbst bekannte Player<br />

wie die Festwochen. Als visuelle Strategie zu diesem<br />

Gedanken haben sie heuer von der Meisterschule der<br />

Graphischen eine Kampagne für unter 30-Jährige entwickeln<br />

lassen, die mit Flyern und Stickern, auf Instagram<br />

und TikTok „aus der Wiedererkennungslogik ausbricht“,<br />

sagt Kapuy. Auch „mit jeder neuer Intendanz kommt ein<br />

neuer visueller Schwung“ meint er – gespannt, wie es<br />

sich auch visuell auswirkt, wenn der politische Theatermacher<br />

Milo Rau demnächst die künstlerische Leitung<br />

ab 2024 übernimmt. Visuell zu arbeiten und zu denken<br />

28 <strong>Kulturmagazin</strong><br />

Pilzwuchs. Der Trailer<br />

des Donaufestivals<br />

ahmt Effekte aus der<br />

Natur digital nach.<br />

ist jedenfalls verstärkt wichtig, um Publikum zu erreichen,<br />

und obendrein im künstlerischen Programm eine<br />

beobachtbare Tendenz. „Bei der Eröffnung haben wir<br />

letztes Jahr erstmals die Fassade des Rathauses mit einer<br />

großflächigen Visualisierung bespielt, von ,hand mit<br />

auge‘. Das hat der Veranstaltung eine zusätzliche Ebene<br />

gegeben, die wir heuer zusammen mit ,Imaginarium –<br />

Creative Video Mapping‘ weiterführen“, führt Kapuy aus.<br />

„Auch bei Theaterstücken wird zunehmend und smart<br />

mit Video umgegangen: Susanne Kennedys Stücke sind<br />

hier ein Musterbeispiel, wie man mit Videos oder durch<br />

Visualisierungen Theaterräume neu denken kann.“<br />

Tragende Rolle: Trailer. In Krems zeigt das ebenso spartenübergreifende<br />

Donaufestival gerade Video- und<br />

Kunstinstallationen am Gelände, die den Gesamteindruck<br />

des Festivals gleichermaßen mitprägen wie Visual<br />

Fotos: Beigestellt.


Kultur-Tipps<br />

in Wiener Neustadt<br />

jetzt<br />

Tickets<br />

sichern<br />

Art bei Soundperformances. Auf einem großen Screen<br />

am Areal läuft dort während der Veranstaltungen der<br />

Festivaltrailer der Grafiker Michael Tripolt-Felch und<br />

Patrick Sturm. Auch das Poolbar Festival und die Festwochen<br />

können so eine Video-Visitenkarte zücken. „Wir<br />

haben heuer für den Trailer ein generatives Design verwendet:<br />

Er basiert auf kleinen Algorithmen, die das Artwork<br />

kreiert haben“, beschreibt Sturm den Kurzfilm, von<br />

dem auch ein Frame das Festivalplakat schmückt. Eine<br />

Animation in Rosa und Grün, die wie ein Pilzgeflecht<br />

wächst: Dabei dächten sie an das aktuelle Festivalmotto<br />

„Beyond Human“ und den Moment der Bewegung, der<br />

auch das Donaufestival ausmache, schildern die Grafiker.<br />

Bei dem man sich von einem Ort zu einem ganz<br />

anderen bewege, von einem Musikact zu Kunst und Performance.<br />

Die abstrakten Bilder sollen der Vielschichtigkeit<br />

und Eigenständigkeit des Festivals, das ohne große<br />

Headliner auskommt, entsprechen.<br />

Tripolt-Felch macht die visuelle Gestaltung des Donaufestivals<br />

von Print bis Video seit 2011. Selbstredend will<br />

man auch hier mit einem frischen Erscheinungsbild aus<br />

dem öffentlichen Raum herausstechen, sich gleichzeitig<br />

während des Festivals auf erkennbare Elemente berufen<br />

– etwa das Logo, als Leitsystem auf die Straße gesprüht.<br />

„Die Österreichhallen in Krems sind sperrig. Das mit<br />

visuellem Design auszustaffieren ist schwierig und auch<br />

eine Frage der Nachhaltigkeit: Schmeißt man das nach<br />

den Festivaltagen wieder weg?“, sagt aber Tripolt-Felch,<br />

für den die visuellen Reize des Festivals ohnehin vom<br />

Programm kommen: „Mein Job ist dann erledigt. Außerdem<br />

sollte man Orte wie die großartige Minoritenkirche<br />

ohne Beschilderungen wirken lassen, wie sie sind.“ e<br />

ALMAWHO? mit Maxi Blaha |30. Mai2023<br />

Maxi Blaha bringt Alma Mahler abseits ihres Musen-Daseins und „Frau<br />

von...“stimmgewaltig und zeitgeistig auf die Bühne.Eine außergewöhnlicheOne-Woman-Show<br />

über eine Frau, die so viele große Männer in ihrem<br />

Leben versammelt hat und dabei in der Geschichtsschreibung selbst immer<br />

zu kurz kam.<br />

„Metamorphosis“ WorldMusic |31. Mai2023<br />

Ein Cello, eine Stimme, ein Akkordeon. Reduktion aufs Wesentliche, auf<br />

natürliche Klänge. Das virtuose Duo aus Wien, Marie Spaemann und<br />

Christian Bakanić, beherrscht seine Instrumente meisterhaft und lässt<br />

deren lange, weit verästelte GeschichteinDetails aufleuchten.<br />

Tipp<br />

Poolbar Festival. Das Festival<br />

im Alten Hallenbad Feldkirch<br />

läuft vom 6. 7. bis 14. 8.<br />

poolbar.at<br />

Wiener Festwochen. Die<br />

Eröffnung mit Visualisierungen<br />

ist am 12. 5., eine Inszenierung<br />

der erwähnten Susanne<br />

Kennedy hat am 28. 5.<br />

Premiere: „Angela (a strange<br />

loop)”. festwochen.at<br />

Donaufestival. Noch bis 7. 5.<br />

zeigt das Festival in Krems<br />

u. a. Videoinstallationen.<br />

donaufestival.at<br />

BeethovenFrühling |7., 17. &18. Juni 2023<br />

Das junge Festival geht indie vierte Saison -mit inniger Kammermusik,<br />

dem Ausnahmeensemble Louie’s Cage Percussion und Festival-Gründerin<br />

Dorothy Khadem-Missagh auf dem Programm. Tickets und weitere<br />

Termine finden Sie unter www.beethovenfruehling.at<br />

Karten erhältlichinden InfoPointsAltes Rathaus,Kasematten,<br />

Museum St.Peterad. Sperr,unter der Telefonnummer 02622/373-311,<br />

online unter www.webshop-wn.at sowie an der jeweiligen Abendkasse.


Starkes Trio „Roll&Rock“.<br />

Valentin Schuster (vorn),<br />

Magdalena Marszałkowska<br />

(l.) und Andrea Nitsche (r.).<br />

Sinnlichkeit, Sex<br />

und Shakespeare<br />

Eine Sexarbeiterin und ein junger Mann im<br />

Rollstuhl: „Eine Nacht mit Lady Macbeth“<br />

behandelt große Themen mit viel Humor.<br />

Text: Daniela Tomasovsky<br />

Fotos: Christine Pichler<br />

Am Tag seines Geburtstags erfährt<br />

Fabian, dass seine Freunde leider<br />

den Besuch bei ihm kurzfristig<br />

absagen müssen und nicht<br />

vorbeikommen können. Als Wiedergutmachung,<br />

dass sie ihn an seinem Geburtstag<br />

allein lassen, schicken Fabians Freunde ein<br />

ungewöhnliches „Geburtstagsgeschenk“,<br />

eine Frau, die dafür bezahlt wird, die Nacht<br />

mit ihm zu verbringen. Ein junger Mann<br />

im Rollstuhl und eine Sexarbeiterin: Zwei<br />

Personen, die aus unterschiedlichen Gründen<br />

am Rande der Gesellschaft stehen. Was<br />

wird aus dieser Konstellation entstehen?<br />

Wird es lustig und leidenschaftlich oder<br />

bitter und traurig? Ist das uns allen gemeinsame<br />

Bedürfnis nach Freiheit, Liebe, Nähe<br />

und Verständnis das Einzige, was uns am<br />

Ende des Tages ausmacht? „Eine Nacht mit<br />

Lady Macbeth“ heißt das Stück, das Magdalena<br />

Marszałkowska beim „Theaterfestival<br />

Hin und Weg“ in Litschau auf die Bühne<br />

bringt. Das Stück ist den beiden Protagonisten<br />

Andrea Nitsche und Valentin Schuster<br />

auf den Leib geschneidert. Und nahm<br />

seinen Ursprung in Litschau. „Im Vorjahr<br />

hatte ich eine szenische Lesung meines<br />

Textes ,Hier liegt der Hund begraben‘<br />

beim Festival. Es ist ein humorvolles Stück<br />

über toxische Männlichkeit. Valentin saß<br />

im Publikum und hat am lautesten gelacht.<br />

Darüber war ich sehr dankbar, und wir<br />

kamen im Anschluss ins Gespräch“, erzählt<br />

die Autorin und Regisseurin.<br />

Beim Geburtstagsfest von Andrea Nitsche<br />

sah Marszałkowska den jungen Mann,<br />

der im Rollstuhl sitzt, wieder. Er sagte:<br />

„Magdalena, ich würde so gern ein Stück<br />

von dir sehen, wo du über Menschen<br />

wie mich schreibst!“ Eine Aussage, die<br />

Marszałkowska berührte. Insbesondere die<br />

Schubladisierung „Menschen wie mich“. »<br />

30 <strong>Kulturmagazin</strong>


Sommer, Sonne und Musik<br />

Die Bühne Baden wartet mit tollem Programm auf!<br />

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />

„Der Graf von Luxemburg“:<br />

Sieglinde Feldhofer, Iurie Ciobanu.<br />

„Cabaret“:<br />

Ann Mandrella.<br />

„Frühjahrsparade“: Kerstin<br />

Grotrian, Verena Barth­Jurca.<br />

Fotos: Lalo Jodlbauer.<br />

Zwei hochkarätige Operetten und ein Musicalklassiker<br />

begleiten diesen Sommer das Publikum<br />

der Bühne Baden. Gespielt wird sowohl<br />

im Stadttheater als auch in der einzigartigen<br />

Sommerarena mit verschiebbarem Glasdach (Vorstellungsgarantie!).<br />

Turbulent-erotische Verstrickungen. Operettengroßmeister<br />

Franz Lehár ist mit „Der Graf von Luxemburg“<br />

eine spritzig­leichte Salonoperette gelungen.<br />

Der Hauptfigur, einem verarmten Graf von Luxemburg,<br />

wird ein unmoralisches, aber umso lukrativeres Angebot<br />

unterbreitet: Er soll einer nicht ganz standesgemäßen<br />

jungen Dame durch eine Scheinehe den notwendigen<br />

Adelstitel verleihen, damit diese in Folge Fürst<br />

Basilowitsch ehelichen darf. So weit, so verständlich.<br />

Die notwendige Operettendynamik bekommt diese Geschichte<br />

erst dadurch, dass sich der Graf selbst in jene<br />

Dame verliebt, ohne zu wissen, dass es sich bereits<br />

um seine Angetraute handelt … Iurie Ciobanu, Sieglinde<br />

Feldhofer, Roman Frankl und Marika Lichter sind<br />

die Hauptakteure in diesem Operettenhighlight. Regie<br />

führt Thomas Smolej, die musikalische Leitung hat<br />

Marius Burkert inne (ab 16. Juni 2023, Sommerarena).<br />

„Willkommen! Bienvenue! Welcome!“ Eine andere Dynamik<br />

verbreitet „Cabaret“. Das allseits bekannte Musical<br />

von Joe Masteroff/Fred Ebb/John Kander spielt im<br />

brodelnden Nachtclubmilieu von Berlin, Anfang der<br />

1930er­Jahre. Ein junger amerikanischer Schriftsteller<br />

verliebt sich in die originelle Sängerin Sally Bowles –<br />

und sie sich in ihn. Die beiden wären so glücklich, würde<br />

nicht der heraufziehende Nationalsozialismus alle<br />

Zukunftshoffnungen zunichte machen … Die Verfilmung<br />

von 1972 mit Liza Minelli als Sally Bowles wurde<br />

mit acht Oscars prämiert. In der Inszenierung von Leo­<br />

Tipp<br />

DER GRAF VON LUXEM-<br />

BURG, Operette von Franz<br />

Lehár, ab 16. Juni,<br />

19.00 Uhr, Sommerarena<br />

CABARET, Musical von Joe<br />

Masteroff/Fred Ebb/John<br />

Kander, ab 7. Juli,<br />

19.30 Uhr, Stadttheater<br />

FRÜHJAHRSPARADE,<br />

Operette von Robert Stolz,<br />

ab 30. Juli, 19.30 Uhr,<br />

Sommerarena<br />

PYGMALION von George<br />

Bernard Shaw, Gastspiel<br />

des Landestheaters Niederösterreich,<br />

30. August,<br />

19.30 Uhr, Stadttheater<br />

MUSICALKONZERT,<br />

2. September, 19.30 Uhr,<br />

Stadttheater<br />

Karten und Informationen:<br />

Tel.: +43/(0)2252/225 22<br />

ticket@buehnebaden.at<br />

www.buehnebaden.at<br />

nard Prinsloo spielen Drew Sarich, Ann Mandrella, Maya<br />

Hakvoort, René Rumpold, Iva Schell u. a. (ab 7. Juli<br />

2023, Stadttheater).<br />

Evergreen. Zurück zur leichten Muse: In Robert Stolz’<br />

„Frühjahrsparade“ (Libretto von Ernst Marischka und<br />

Hugo Wiener) komponiert ein junger Deutschmeisterkorporal<br />

einen beschwingten Marsch, den er „Frühjahrsparade“<br />

nennt. Leider wird wegen vielerlei Verwicklungen<br />

ein Aufführungsverbot erteilt, das nur eine<br />

Anordnung des Kaisers aufheben kann. Also<br />

begibt sich die junge Marika nach Schönbrunn,<br />

um den Korporal aus der Bredouille zu helfen …<br />

Die wohl bekannteste Leinwandversion ist der<br />

Film „Die Deutschmeister“ mit unvergesslichen<br />

Stars wie Romy Schneider, Magda Schneider,<br />

Hans Moser und Josef Meinrad.<br />

In Baden spielen unter der Regie von Hausherr<br />

Michael Lakner Publikumslieblinge wie Miriam<br />

Portmann, Verena Barth­Jurca, Ricardo Frenzel<br />

Baudisch, Kerstin Grotrian, Oliver Baier, Gerald<br />

Pichowetz u. a. (ab 30. Juli 2023, Sommerarena).<br />

Gastspiel und Musicalkonzert. Wer kennt sie<br />

nicht, die berühmte Geschichte rund um die Blumenverkäuferin<br />

Eliza Doolittle? George Bernard<br />

Shaw hat ihr in „Pygmalion“ ein literarisches<br />

Denkmal gesetzt. Das Landestheater Niederösterreich<br />

gastiert mit diesem Klassiker am 30. August<br />

im Stadttheater. Das Musicalkonzert – ein<br />

alljährlicher Fixpunkt nicht nur für Musicalfans<br />

– findet heuer am 2. September mit Ann Mandrella,<br />

René Rumpold, Drew Sarich und Iva<br />

Schell statt und ist auch zugleich wieder der<br />

Schlusspunkt der Saison.<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 31


»<br />

Maßgeschneidert.<br />

Marszałkowska hat das<br />

Stück für Schuster und<br />

Nitsche geschrieben.<br />

„Bemerkenswert: Lady Macbeth ist die<br />

einzige starke Frau bei Shakespeare – und<br />

sie ist eine Mörderin.“<br />

Die Regisseurin, die in Polen auch Therapie-Workshops<br />

für Mütter mit behinderten<br />

Kindern abhält, dachte sich später: „Das<br />

ist eine geniale Idee – ein Stück für einen<br />

Schauspieler, der im Rollstuhl sitzt.“<br />

Sexualität und Behinderung. Dazu kommt,<br />

dass Marszałkowska keine Angst vor<br />

schwierigen Themen hat. „Sexualität bei<br />

Menschen mit Behinderung. Das ist ein<br />

Thema, das niemand anfassen will. Da geht<br />

es oft nicht nur um Sex sondern um Sensorik,<br />

Massieren oder Berühren. Viele interessiert<br />

das, aber keiner will fragen“, so<br />

die Regisseurin. Auch Valentin Schuster<br />

scheut sich nicht davor, sich solchen Fragen<br />

zu stellen. „Die meisten Personen wünschen<br />

sich körperliche Nähe, da kann ich<br />

mich nicht ausnehmen. Behindert zu sein<br />

bedeutet nicht, andere Grundbedürfnisse<br />

zu haben. Genau wie andere Menschen<br />

mag ich Berührungen, sowohl generell als<br />

auch im sexuellen Kontext.“<br />

Marszałkowska entschloss sich, ein Zweipersonenstück<br />

zu schreiben. Wobei sie<br />

Andrea Nitsche als zweite Protagonistin<br />

vor Augen hatte. „Ein 25-Jähriger und<br />

eine 46-Jährige – da denkt man primär einmal<br />

an Mutter und Sohn. Das wollte ich<br />

aber nicht. Von meiner Workshoparbeit<br />

in Polen kenne ich diese Gefüge von Mutter<br />

und behindertem Kind. Da geht es sehr<br />

oft um Macht, weil sie aufeinander hocken,<br />

voneinander abhängig sind. Vor allem in<br />

Polen, wo das Sozialsystem<br />

nicht so ausgebaut ist wie in<br />

Österreich. Ich arbeite viel<br />

damit und wollte das nicht<br />

auch noch im Theater behandeln.“<br />

So kam ihr die Idee mit der<br />

Sexarbeiterin. Die Prostituierte<br />

entpuppt sich später<br />

als Schauspielerin, die<br />

an Shakespeares Lady Macbeth<br />

scheitert und Ängste<br />

Tipp<br />

„Hin und Weg“. Das 6. „Theaterfestival<br />

Hin und Weg“<br />

findet vom 11. bis 20. August<br />

in Litschau statt.<br />

Roll &Rock: „Eine Nacht mit<br />

Lady Macbeth“. 19. August,<br />

13.30h, 14.30h, Autorinnenlesung;<br />

20. August,15h, Aufführung.<br />

hinundweg.jetzt<br />

und Panikattacken hat. Die beiden verbringen<br />

die Nacht gemeinsam. Sie reden, versuchen<br />

ihre Einsamkeit zu zähmen. „Wir<br />

alle sind einsam. Wir werden allein geboren<br />

und sterben allein. Doch wir als Gesellschaft<br />

akzeptieren diese natürliche Einsamkeit<br />

nicht“, sagt Marszałkowska. Macht<br />

Anderssein einsam? „Grundsätzlich würde<br />

ich nicht sagen, dass ich mich aufgrund<br />

meiner Behinderung einsamer als andere<br />

Menschen fühle. Natürlich bin ich wegen<br />

meiner Behinderung nicht in der Lage,<br />

so spontan wie andere Menschen zu sein,<br />

aber ich glaube nicht, dass mich das einsamer<br />

macht“, sagt Hauptdarsteller Valentin<br />

Schuster.<br />

„Über die Sexualität und den Rollstuhl<br />

landen wir bei etwas Großem“, verrät<br />

die Regisseurin. Die Nacht wird Ups<br />

and Downs haben. Und es kommen auch<br />

Selbstwertthemen vor – die Schauspielerin<br />

hadert etwa mit ihrem Aussehen. Detail<br />

am Rande: „Lady Macbeth ist die einzige<br />

starke Frau bei Shakespeare – und sie ist<br />

eine Mörderin.“ Eine Liebesgeschichte wird<br />

es jedenfalls nicht. Und bierernst geht es<br />

bei Marszałkowska nie zu. „Ich versuche<br />

schwierige Themen mit Leichtigkeit und<br />

Humor darzustellen. Die Komödie wird oft<br />

belächelt – aber die Message geht oft tiefer.“<br />

Magischer Ort. Schuster schrieb Zeno Stanek,<br />

dem Intendanten von „Hin und Weg“<br />

– dieser war sofort Feuer und Flamme für<br />

das Stück. Dass beim heurigen Festival ein<br />

Shakespeare-Schwerpunkt geplant war,<br />

erwies sich ebenfalls als glückliche Fügung.<br />

„Litschau und vor allem das Festival sind<br />

magische Orte, wo sich so viele Künstler<br />

treffen“, schwärmt Marszałkowska. „Es sind<br />

viele Menschen aus der Branche dort, aber<br />

es herrscht eine viel entspanntere Atmosphäre<br />

als im normalen Theaterbetrieb.<br />

Vielleicht durch die Nähe zur Natur. Jedenfalls<br />

entstehen in Litschau tolle Ideen, weil<br />

man sich nicht auf Kritik konzentriert, sondern<br />

auf die Möglichkeiten und auf das<br />

Schöne.“ Was erhofft sich<br />

Schuster durch das Stück?<br />

„Aufzeigen zu können, dass<br />

Menschen mehr sind als ihre<br />

Behinderung. Und nur weil<br />

meine Rolle in ,Eine Nacht<br />

mit Lady Macbeth‘ am Rande<br />

der Gesellschaft steht, heißt<br />

das nicht, dass Menschen mit<br />

Behinderung das tun. Ich bin<br />

Schauspieler, nicht Behinderter.“<br />

e<br />

32 <strong>Kulturmagazin</strong>


ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />

Blick über Leipzig<br />

mit City-Hochhaus<br />

und Gewandhaus;<br />

Gewandhauskapellmeister<br />

Andris<br />

Nelsons mit dem<br />

Gewandhausorchester;<br />

Oper<br />

Leipzig auf dem<br />

Augustusplatz;<br />

Thomanerchor<br />

Leipzig vor der<br />

Thomaskirche<br />

(v. l. oben im<br />

Uhrzeigersinn).<br />

Leipzig. Wo Musik den Ton angibt<br />

Die Musikstadt begeistert mit hochkarätigen Festivals.<br />

Fotos: LTM/Philipp Kirschner, Gert Mothes<br />

Leipzig ist eine Stadt voller Musikgeschichte, die<br />

mit Leidenschaft gelebt wird. Viele namhafte<br />

Künstler sind durch ihr Leben und künstlerisches<br />

Schaffen eng mit der Stadt verbunden und werden<br />

hier alljährlich mit erstklassigen Festivals gefeiert. Der<br />

musikalische Terminkalender ist rekordverdächtig und<br />

macht Leipzig zum Anziehungspunkt für Klassikfans aus<br />

aller Welt. Bach, Mendelssohn und Mahler stehen dabei<br />

dieses Jahr im Zentrum der Festivals.<br />

Neuer Kontext für Bach. Alljährlich im Juni wird im<br />

Rahmen des Bachfestes Leipzigs berühmter Thomaskantor<br />

geehrt. 2023 steht der 300. Jahrestag von<br />

Bachs Berufung im Mittelpunkt. Unter dem Motto<br />

„BACH for Future“ werden seine Meisterwerke in neuen<br />

Kontexten präsentiert – mit Bachfest-Debütanten,<br />

neuen Formaten und Neuinterpretationen altbekannter<br />

Werke. So gesellen sich zur Crème de la Crème der<br />

Bachinterpreten auch junge Ensembles. Weitere Veranstaltungen<br />

wie Open-Air-Konzerte auf der „BachStage“<br />

auf dem Marktplatz, Vorträge und Konzertfahrten bereichern<br />

das vielfältige Programm.<br />

Mendelssohn-Festtage. Felix Mendelssohn Bartholdys<br />

Leben und Wirken in Leipzig wird jährlich mit den Mendelssohn-Festtagen<br />

gewürdigt. Diese finden in Kooperation<br />

von Mendelssohn-Haus und Gewandhaus rund<br />

um den Todestag des Komponisten, den 4. November,<br />

mit prominent besetzten Konzerten in beiden Häusern<br />

statt. Bei Kammermusik- und Chorkonzerten, Lieder-<br />

Kalender<br />

BACHFEST LEIPZIG<br />

„Bach for Future“:<br />

8.–18. Juni 2023<br />

„Bach – We are Family“:<br />

7.–16. Juni 2024<br />

www.bachfestleipzig.de<br />

MENDELSSOHN-FESTTAGE<br />

Mendelssohns Meisterwerke und<br />

Musik der Romantik<br />

29. Oktober–5. November 2023<br />

www.mendelssohn-haus.de<br />

OPERNFESTTAGE<br />

„Leipzig tanzt!“<br />

21.–29. Juni 2024<br />

www.oper-leipzig.de<br />

GEWANDHAUSFESTTAGE<br />

Schostakowitsch-Festival<br />

9.–29. Mai 2025<br />

www.gewandhausorchester.de<br />

matineen sowie „Großen Concerten“ stehen in diesem<br />

Jahr u. a. Werke von Mendelssohn, Mahler, Beethoven,<br />

Bach und Fanny Hensel auf dem Programm. Mit dabei<br />

sind neben der Präsidentin der Felix-Mendelssohn-<br />

Bartholdy-Stiftung, Elena Bashkirova, weitere namhafte<br />

Größen wie Sir András Schiff, Magdalena Kožená und<br />

Georg Nigl.<br />

Festivals von Gewandhaus und Oper. Den<br />

Festivalkalender bereichern Gewandhausfesttage<br />

und Opernfesttage im jährlichen<br />

Wechsel. Im Mai 2023 steht das Gewandhaus<br />

im Zeichen Gustav Mahlers und feiert<br />

vom 11. bis 29. Mai das Mahler-Festival.<br />

2025 wird Schostakowitsch im Mittelpunkt<br />

der Gewandhausfesttage stehen.<br />

An der Oper heißt es vom 21. bis 29. Juni<br />

2024 „Leipzig tanzt!“, wenn international<br />

renommierte KünstlerInnen und Compagnien<br />

der Ballett- und Tanzlandschaft nach<br />

Leipzig kommen, um diese Kunstform als<br />

Symbiose aus Tanz, Musik und Emotionen<br />

zu feiern. Es tanzen unter anderem die<br />

Akram Khan Company, das Slowenische<br />

Nationalballett Maribor sowie natürlich das<br />

Leipziger Ballett.<br />

Weitere Infos zu den Festivals und Reiseangebote<br />

inklusive Tickets gibt es unter<br />

www.leipzig.travel/musikstadt<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 33


Schätze. Die ersten<br />

gesammelten Werke<br />

Shakespeares sind in<br />

der British Library.<br />

Regalkilometer.<br />

Neben Büchern gibt<br />

es auch Zeitschriften,<br />

Tonträger, Gemälde.<br />

Harmonisch.<br />

Das Hauptgebäude<br />

in St.Pancras<br />

fügt sich gut in die<br />

Umgebung ein.<br />

Forschung,<br />

Inspiration<br />

und Genuss.<br />

So lautet das Motto<br />

der Bibliothek.<br />

Bibliophiles<br />

Wunderland.<br />

Der Lesestoff geht<br />

einem hier sicher<br />

nicht aus.<br />

Fotos:Clare Kendall, Paul Grundy, Colin St John Wilson, The British Library Board, Stefanie Bisping(1).<br />

34 <strong>Kulturmagazin</strong>


Der Sieg der<br />

Gedanken über<br />

die Zeit<br />

Die British Library in London und die<br />

Bodleian in Oxford sind die beiden größten<br />

Bibliotheken Englands. Eine Erkundung: von<br />

den Beowulfs bis zu den Beatles.<br />

Text: Stefanie Bisping<br />

Scheinbar mühelos notierte John<br />

Lennon den Text von „A Hard<br />

Day’s Night“ hastig auf der Rückseite<br />

einer Geburtstagskarte, Paul<br />

McCartney hielt musikalische Geistesblitze<br />

auf alten Briefumschlägen fest. Tagebücher,<br />

die Robert Falcon Scott bis zu seinem Tod<br />

in der Antarktis im Jahr 1912 geführt hat,<br />

faszinieren durch ihr Bestehen gegen widrigste<br />

Bedingungen ebenso wie als Zeugnis<br />

vom Sieg der Gedanken über tödliche<br />

Kälte und die Zeit. Das tragbare Schreibpult,<br />

das Jane Austen 1794 von ihrem Vater<br />

geschenkt bekam, ist mit der Entstehung<br />

einiger der berühmtesten und meistgeliebten<br />

Romane der englischen Sprache<br />

verbunden. Der Spaziergang durch die<br />

Dauerausstellung der British Library im<br />

Londoner Stadtteil St. Pancras führt nicht<br />

nur in die Vergangenheit des Königreichs.<br />

Aus den Kästen leuchtet mit Handschriften<br />

und Objekten auch das Vermächtnis einer<br />

Spezies, die noch im Scheitern manches<br />

hinbekommen hat.<br />

Das einzige erhaltene Manuskript des altenglischen<br />

Versepos „Beowulf“, zwei der<br />

vier verbliebenen Exemplare der Magna<br />

Carta, mit der Monarch und Adel sich 1215<br />

auf einer Wiese an der Themse auf Gewaltenkontrolle<br />

und Grundrechte verständigten,<br />

mehrere First Folios – die ersten<br />

gesammelten Werke Shakespeares, die<br />

seine Freunde 1623, sieben Jahre nach dem<br />

Tod des Dramatikers, veröffentlichten –<br />

sowie handgeschriebene Gedichte Emily<br />

Brontës gehören zu den Schätzen der Treasure<br />

Gallery. Auch zwei Exemplare der<br />

Gutenberg­Bibel sind im Besitz der Bibliothek,<br />

ebenso frühe Karten der Erde und<br />

die ersten Fotos vom Mond. Handschriften<br />

und frühneuzeitliche Druckerzeugnisse<br />

strahlen im Halbdunkel in Vitrinen, von<br />

denen sich mancher Besucher erst nach<br />

mehreren Minuten losreißt, um dann doch<br />

noch einmal zurückzukehren.<br />

Zweitgrößte Bibliothek der Welt. Wer<br />

dazu neigt, an Bahnhöfen und Flughäfen<br />

Druckerzeugnisse zu hamstern aus Angst,<br />

im Abteil oder in der Luft womöglich aufs<br />

Trockene zu geraten, kann hier durchatmen.<br />

Mit 25 Millionen Büchern besitzt die<br />

Studenten galten<br />

in Oxford als aufgeblasene<br />

Rowdys, die<br />

sich betranken und<br />

ihre Rechnungen<br />

nicht bezahlten.<br />

British Library den zweitgrößten Buchbestand<br />

der Welt nach der Bibliothek des<br />

Kongresses in Washington, D.C. Hinzu<br />

kommen rund 125 Millionen Zeitschriften,<br />

Zeitungen und Karten, aber auch Tonträger,<br />

Briefmarken, Drucke und Gemälde.<br />

Von jedem Buch, das im Vereinigten<br />

Königreich erscheint, und auch von jeder<br />

Zeitung wird hier ein Exemplar hinterlegt.<br />

„Für Forschung, Inspiration und Genuss“<br />

sei sie gedacht, so steht es schon auf der<br />

Website der British Library. Es ist nicht zu<br />

viel versprochen.<br />

Farblich ist der 1997 fertiggestellte Bau an<br />

den roten Backstein des Viertels St. Pancras<br />

und insbesondere an den benachbarten<br />

Komplex aus dem 1873 eröffneten<br />

und 1935 geschlossenen Bahnhofshotel –<br />

das seit 2011 ein zweites Leben als Hotel<br />

begann – und dem Bahnhof selbst angepasst.<br />

Ein Turm in der Mitte beherbergt<br />

die King’s Library, die Büchersammlung<br />

Georges III. mit 65.000 Bänden. Die Nationalbibliothek<br />

entstand 1973 aus der Bibliothek<br />

des Britischen Museums sowie anderer<br />

Sammlungen wie der des britischen<br />

Patentamtes, verblieb aber zunächst im<br />

riesigen Britischen Museum in Bloomsbury.<br />

In seinem Kuppelsaal versenkte sich<br />

Karl Marx in die Arbeit an seinem „Kapital“,<br />

George Bernard Shaw und Virginia Woolf,<br />

die womöglich größte Autorin des 20. Jahrhunderts,<br />

kamen regelmäßig zu Recherche<br />

und Lektüre.<br />

Latein als Studentensprache. Vor der British<br />

Library erstreckt sich eine weite, unterhalb<br />

der Straße gelegene Terrasse. Ein<br />

Café, Hecken und steinerne Bänke geben<br />

ihr Struktur und Sinn, der 1998 gepflanzte<br />

Anne­Frank­Baum erinnert außer an seine<br />

Namenspatin an alle Kinder, die im 20.<br />

Jahrhundert durch Kriege und Konflikte<br />

ums Leben kamen. Weniger bedrückend<br />

ist die hauseigene Buchhandlung. Sie misst<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 35<br />

»


Zweitgrößte<br />

Bibliothek der Welt.<br />

Die British Library<br />

besitzt 25 Millionen<br />

Bücher.<br />

»<br />

Was in Oxford 1602 mit zweitausend gestifteten<br />

Bänden begonnen hatte, geriet bald außer Kontrolle.<br />

vor allem den „British Library Crime Classics“,<br />

zu Unrecht vergessenen und neu aufgelegten<br />

Krimis aus dem frühen 20. Jahrhundert,<br />

und der womöglich noch attraktiveren<br />

hausgemachten Reihe „British<br />

Library Women Writers“ mit Titeln von<br />

einst populären und später vernachlässigten<br />

Autorinnen der Zehner- bis Vierzigerjahre<br />

viele Regalmeter zu.<br />

Als die Magna Carta abgefasst wurde,<br />

strömten Studenten bereits in großer Zahl<br />

nach Oxford. In der Stadt galten sie als aufgeblasene<br />

Rowdys, die sich betranken, ihre<br />

Rechnungen nicht bezahlten und Latein<br />

miteinander sprachen. Die Verstimmungen<br />

zwischen town and gown dauerten<br />

jahrhundertelang an, doch wurde hier entgegen<br />

anderslautender Gerüchte immer<br />

auch studiert – vor allem in den Bibliotheken<br />

von Colleges und Uni. Die „Bod“, wie<br />

die Universitätsbibliothek Oxfords kurz,<br />

aber liebevoll genannt wird, ist seit Anfang<br />

des 17. Jahrhunderts, als sie die von Herzog<br />

Humfrey von Gloucester gestiftete und<br />

1550 zerstörte Bibliothek ersetzte, ständig<br />

erweitert worden. Heute besteht sie aus<br />

mehreren eindrucksvollen Bauten im Zentrum<br />

der Stadt. Was 1602 mit zweitausend<br />

vom Diplomaten Sir Thomas Bodley gestifteten<br />

Bänden begonnen hatte, geriet bald<br />

außer Kontrolle, zumal schon ab 1610 eine<br />

Ausgabe jedes auf der Insel erschienenen<br />

Buchs hier deponiert wurde. 1914 war der<br />

Bestand auf eine Million Bücher angewachsen.<br />

Heute sind große Teile des Zentrums<br />

mit Regalfläche unterkellert, um den dreizehn<br />

Millionen Druckerzeugnisse umfassenden<br />

Besitz der zweitgrößten Bibliothek<br />

Radcliffe Camera. Der Rundbau beheimatet<br />

einen wunderschönen Lesesaal.<br />

des Landes (nach der British Library) zu<br />

fassen. Seit 2010 trägt die zentrale Universitätsbibliothek<br />

in Anerkennung der 25 ihr<br />

zugehörigen Bibliotheken in der Stadt Plural<br />

und heißt somit The Bodleian Libraries.<br />

Raritäten. Die ungezählten Schätze der<br />

Libraries – darunter eine Bibel Elizabeths I.<br />

aus dem Jahr 1584, fiktive Landkarten von<br />

C.S. Lewis und J. R.R. Tolkien, die beide<br />

in Oxford lehrten, chinesische Karten<br />

aus dem 17. Jahrhundert, arabische Handschriften<br />

und europäische Stundenbücher<br />

aus dem Mittelalter – werden durch wechselnde<br />

Ausstellungen ans Licht gespült,<br />

viele sind in der für Raritäten zuständigen<br />

Weston-Bibliothek zu sehen.<br />

Die Divinity School, die in den ersten beiden<br />

Harry-Potter-Verfilmungen als Krankenflügel<br />

des Zauberinternats Hogwarts<br />

aufgetreten ist, gehört ebenso zum Komplex<br />

wie die Radcliffe Camera, ein Rundbau<br />

aus dem 18. Jahrhundert. Er beheimatet<br />

einen Lesesaal von nahezu unwirklicher<br />

Schönheit, dessen obere Etage als<br />

Galerie Blicke in Kuppel und ins Parterre<br />

öffnet. Der Leibarzt Queen Annes stiftete<br />

den Bau und hinterließ ihm auch seinen<br />

Namen. Wer nicht in Oxford eingeschrieben<br />

ist, kann bei Bibliotheksführungen<br />

einen Blick hineinwerfen. Eine der schönsten<br />

Bibliotheken ist die Duke Humfreys<br />

Library mit gotischen bleigefassten Fenstern<br />

und warm beleuchteten Leseplätzen.<br />

Von 1610 bis 1612 erbaut, erwarb sie vierhundert<br />

Jahre später als Bibliothek von<br />

Hogwarts Leinwandruhm. Eröffnet wurde<br />

diese Bibliothek schon 1488. Diese älteste<br />

Universitätsbibliothek Oxfords fiel indes<br />

1550 einer einsamen Zensur zum Opfer,<br />

als der Dekan des Colleges Christ Church<br />

beschloss, die englische Kirche von schädlichen<br />

katholischen Einflüssen zu reinigen –<br />

mitsamt aller abergläubischen Bücher und<br />

Bilder. Er entfernte alle Bücher aus der Bibliothek<br />

und verbrannte die meisten. Dass<br />

die Bücher der Bodleian noch bis 1860 an<br />

den Regalen angekettet wurden, leuchtet<br />

vor diesem Hintergrund ein. e<br />

Tipp<br />

British Library. Sonderausstellung:<br />

Bis zum 27. August<br />

geht es in „Animals“ um Dokumentation<br />

und Darstellung<br />

von Tieren im Lauf der vergangenen<br />

2000 Jahre. .<br />

Bodleian Libraries. Führungen<br />

finden täglich statt.<br />

Visit.bodleian.ox.ac.uk<br />

Fotos: British Library, Stefanie Bisping(1).<br />

36 <strong>Kulturmagazin</strong>


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In höchsten Tönen.<br />

Der 33-jährige<br />

Bruno de<br />

Sá begeistert<br />

in Männer- wie<br />

Frauenrollen.<br />

Foto: Laure Bernard.<br />

38 <strong>Kulturmagazin</strong>


Mal in Hosen,<br />

mal im Kleid<br />

Bruno de Sá ist kein Countertenor, sondern<br />

Sopranist – und das nicht nur in Barockopern.<br />

In Innsbruck ist er in Vivaldis „L’Olimpiade“ zu hören.<br />

Text: Walter Weidringer<br />

Bruno de Sá selbst kann sich nicht<br />

mehr erinnern. Aber er hat die<br />

Lieblingsgeschichte seiner Mutter<br />

oft gehört: Noch keine drei Jahre<br />

sei er alt gewesen, da habe er verlangt, ein<br />

Solo zu singen – in jenem Kirchenchor in<br />

São Paulo, in dem seine Eltern von Kindheit<br />

an Mitglied waren und wo sie einander<br />

auch kennengelernt hatten. Was sich bei<br />

Bruno eingeprägt hat, war dann der Tag,<br />

als es wirklich Zeit war fürs erste Solo. Singen<br />

war für ihn pure Freude, hatte nichts<br />

mit einem Beruf zu tun. Von Klassik im Allgemeinen<br />

und speziell von Barockmusik<br />

hatte er nur eine ferne Ahnung. Und dann,<br />

spät im Leben des Jugendlichen, kam der<br />

Stimmbruch – und hinterließ kaum eine<br />

Spur. Sprech­ wie Singstimme blieben<br />

hoch, beim Gesang war bloß mehr Luft<br />

in der Höhe nötig. Ergebnis: Bruno de Sá<br />

ist Sopranist. Punkt. Und kein Countertenor!<br />

Denn Countertenöre kultivieren auf<br />

Basis ihrer Tenor­ oder Baritonstimme ein<br />

Falsettregister, das ihnen die hohe Lage<br />

erschließt. Bruno de Sá jedoch singt von<br />

vornherein in seiner natürlichen Lage.<br />

Ausnahmebegabung. Dabei fühlt er sich<br />

wohl bis hinauf zum hohen Es – bis zu<br />

jenem Ton also, mit dem traditionell die<br />

Interpretinnen der Lucia di Lammermoor<br />

ihre Wahnsinnsszene toppen. Das hohe F<br />

von Mozarts Königin der Nacht, ein Ganzton<br />

darüber, liegt für ihn nicht außer Reichweite.<br />

Nota bene: Das sind keine isolierten,<br />

der Stimme abgetrotzten Töne bei Bruno<br />

de Sá, sondern er besitzt eine voll ausgebildete,<br />

runde und bewegliche Sopranstimme,<br />

die er in solche Höhen führen<br />

kann. Franco Fagioli zählt aktuell zu den<br />

wenigen Countertenören, die sich dem<br />

Klangideal einer weiblichen Stimme so<br />

annähern konnten, wie es für Bruno de Sá<br />

ganz natürlich ist: Eine Begabung, die man<br />

weltweit mit der Lupe suchen muss.<br />

Trotzdem oder gerade deshalb: Sein ers­<br />

tes Musikstudium galt dem „sicheren“<br />

Lehramt, erst dann kam der Gesang. „Die<br />

Stimmlage war mir eigentlich egal“, sagt<br />

Bruno, „ich wollte einfach ich selbst sein<br />

und technisch wie musikalisch so gut wie<br />

möglich werden. Wer ein Idol hat und es<br />

nur kopiert, der wird es allenfalls zur besten<br />

Imitation von – sagen wir – Cecilia Bartoli<br />

schaffen. Wer sich aber akzeptiert und<br />

sein eigenes Talent voll entwickelt, reift zur<br />

besten Version seiner selbst.“<br />

Nicht nur Barock. In der Ausbildung sollte<br />

er jedoch sofort auf die barocke Schiene<br />

gesetzt werden – zu seinem Leidwesen:<br />

„Brasiliens Barockszene habe ich als sehr<br />

puristisch kennengelernt, fixiert auf vibratolose<br />

Tongebung und so weiter. Aber<br />

wir sind auch bei penibelster historischer<br />

Aufführungspraxis Menschen des 21. Jahrhunderts.<br />

Und wir müssen diese alte Musik<br />

für das Publikum unserer Zeit zum Leben<br />

erwecken.“<br />

Deshalb hat er sich, nach etwa dem Sesto<br />

in Händels „Giulio Cesare“, zunächst auf<br />

jüngeres Repertoire gestürzt: auf den Cherubino<br />

in Mozarts „Figaro“, den Oscar in<br />

Tipp<br />

„L’Olimpiade“. Antonio Vivaldi,<br />

Premiere: 4. August 2023,<br />

Tiroler Landestheater. Dirigent:<br />

Alessandro De Marchi,<br />

Regie: Stefano Vizioli. Zwei<br />

weitere Vivaldi-Opern stehen<br />

bei den Innsbrucker Festwochen<br />

auf dem Programm: „Juditha<br />

triumphans“ und „La fida<br />

ninfa“. altemusik.at<br />

Verdis „Ballo in maschera“ sowie auf weitere<br />

Hosenrollen bei Bellini und Gounod.<br />

Doch selbst die Barbarina im „Figaro“ oder<br />

die Erste Dame in der „Zauberflöte“ hat er<br />

schon mit großem Erfolg gesungen: Genderbending<br />

von der anderen Seite. Auch<br />

deshalb, weil viele Hosenrollen für Mezzosopran<br />

geschrieben sind und also für ihn<br />

zu tief liegen. „Ich musste zeigen, dass ich<br />

hoch singen konnte, dass ein hoch singender<br />

Mann kein Countertenor sein muss,<br />

und dass einen das nicht auf Barock limitiert.<br />

Schritt für Schritt konnte ich mir so<br />

meinen eigenen Platz erarbeiten.“ Das hat<br />

Bruno de Sá, der u. a. mit dem Oper! Award<br />

2020 als bester Nachwuchskünstler ausgezeichnet<br />

wurde, schon weit gebracht:<br />

im Studio zu einem Aufnahme­Exklusivvertrag,<br />

auf der Bühne nicht zuletzt zum<br />

Bayreuth Baroque Opera Festival, einem<br />

neuen Mekka der Szene, sowie bereits 2019<br />

in Basel auch zur zeitgenössischen Musik.<br />

Auf den Leib geschrieben. Dort war er<br />

die Kleine Meerjungfrau in der Uraufführung<br />

von Jherek Bischoffs Oper „Andersens<br />

Erzählungen“. Es sei wunderbar gewesen,<br />

dass Bischoff ihm die Rolle auf den<br />

Leib geschrieben hat – mit lang gehaltenen<br />

hohen Tönen. „In Wirklichkeit bin<br />

ich gar kein Spezialist für Barockmusik“,<br />

gesteht Bruno de Sá schmunzelnd, auch<br />

wenn er damit längst glänzende Erfolge<br />

feiert und prachtvolle Arien als Ersteinspielungen<br />

präsentiert. Aber gerade weil<br />

er immer noch auf Vorurteile stößt, ist er<br />

seinen großen Vorläufern seit Alfred Deller<br />

und dem jüngst verstorbenen James Bowman<br />

dankbar, die die hohe Männerstimme<br />

im 20. Jahrhundert neu etabliert haben.<br />

Und er hofft, selbst noch jüngeren Talenten<br />

eine Hilfe sein zu können auf ihrem Weg<br />

zur sängerischen Identität.<br />

Bei den Innsbrucker Festwochen der Alten<br />

Das hohe Es ist kein Problem, Mozarts Königin der Nacht<br />

liegt für ihn nicht außer Reichweite.<br />

Musik ist er in Vivaldis „L’Olimpiade“ zu<br />

erleben: Alessandro de Marchi steht am<br />

Pult, Stefano Vizioli inszeniert das von<br />

Vokalprunk strotzende Werk rund um ein<br />

Liebesdreieck vor dem Hintergrund der<br />

Olympischen Spiele der Antike. Bruno de<br />

Sá gibt dabei den Aminta, eine anspruchsvolle<br />

Partie, die für einen Soprankastraten<br />

geschrieben wurde. Er brennt darauf, erstmals<br />

mit so hoch geschätzten und zugleich<br />

stimmlich so verschiedenen Countertenören<br />

wie Bejun Mehta und Raffaele Pe auf<br />

der Bühne zu stehen. Als Sopranist. e<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 39


Zdenka in „Arabella“ und Sophie<br />

im „Rosenkavalier“ an der Semperoper<br />

Dresden unter Christian<br />

Thielemann, La Musica in „L’Orfeo“<br />

von Monteverdi neben Rolando Villazon,<br />

„Paulus“ in Grafenegg – der Terminkalender<br />

von Nikola Hillebrand war in den<br />

letzten Wochen randvoll gefüllt. Und er ist<br />

es auch, wenn man auf die Sommermonate<br />

blickt: Da wird die deutsche Sopranistin<br />

eifrig zwischen Grafenegg und Salzburg<br />

unterwegs sein, singt sie doch an der<br />

Salzach „Exsultate, jubilate“ und die „Krönungsmesse“<br />

mit dem Mozartorchester<br />

Salzburg und die Elisa in „Il re pastore“<br />

unter Adam Fischer. In Grafenegg steht sie<br />

beim Festivaleröffnungskonzert auf der<br />

Bühne, wenn „Ein Sommernachtstraum“<br />

von Felix Mendelssohn Bartholdy geplant<br />

ist. Patricia Nolz und Cornelius Obonya<br />

sind Hillebrands Partner, das Tonkünstler<br />

Orchester spielt unter Yutaka Sado.<br />

In Trance. Wer ist diese viel beschäftigte<br />

Sängerin? Erstmals von einer breiten<br />

Öffentlichkeit wahrgenommen wurde sie,<br />

als sie zu Silvester 2018 in Dresden an der<br />

Seite von Jonas Kaufmann in „Die Fledermaus“<br />

einsprang. „Ich war schon vorher gut<br />

beschäftigt, aber an diesem Tag hat es eingeschlagen“,<br />

sagt Hillebrand im Interview<br />

lächelnd. Am Vortag stand sie in Mannheim<br />

bei der Korrepetition, als der Anruf aus<br />

Dresden kam. „Ich warf nur rasch ein paar<br />

Sachen in den Koffer und flog noch abends<br />

nach Dresden, weil in der Früh schon die<br />

ausverkaufte Generalprobe war. Da es so<br />

kurzfristig war, hatte ich gar keine Chance,<br />

zu proben – und ich war während des Konzerts<br />

wie in Trance.“<br />

Wenn sie sich heute daran erinnert, denke<br />

sie: „Wow, warst du da cool. Aber im<br />

Moment selbst hat man gar keine Zeit, darüber<br />

nachzugrübeln. Gleichzeitig bin ich<br />

jemand, der just in so einem Moment beflügelt<br />

wird und über sich hinauswächst.“ Das<br />

spontane Debüt an der Semperoper blieb<br />

nicht ohne Folgen, man bot Nikola Hillebrand<br />

eine Serie „Rosenkavalier“, bald<br />

schon einen Platz im Dresdner Ensem­<br />

Farbenreich,<br />

romantisch,<br />

genial<br />

Spontaneität und Coolness machten sich bezahlt:<br />

Die junge Sopranistin Nikola Hillebrand ist heuer<br />

zwischen Salzburg und Grafenegg unterwegs.<br />

Text: Theresa Steininger<br />

Shootingstar. Als Einspringerin bekam<br />

Nikola Hillebrand viel Aufmerksamkeit.<br />

Fotos: Christian Kleiner.<br />

40 <strong>Kulturmagazin</strong>


le an. Aktuell gehören zu ihrem Repertoire<br />

Pamina in „Die Zauberflöte“, Despina<br />

in „Così fan tutte“, Gilda in „Rigoletto“,<br />

Musetta in „La Bohème“ und Susanna in<br />

„Le nozze di Figaro“. Sie singt aber genauso<br />

gern in Konzerten und Liederabenden, den<br />

internationalen Wettbewerb „Das Lied“ in<br />

Heidelberg gewann sie 2019.<br />

Ballett und Big Band. Dass die erste künstlerische<br />

Liebe der Sängerin dem Ballett<br />

gehörte, sieht man ihr heute noch an. Dass<br />

sie in der Schul-Big-Band Querflöte spielte,<br />

habe sie ebenso geprägt, sagt sie. Während<br />

der Schulzeit sang sie Filmmusik, Soul,<br />

aber auch schon Klassisches. Denn die<br />

Liebe zu Letzterem war rasch da: „Als ich<br />

erstmals ,Elektra‘ in der Oper sah, habe ich<br />

einfach nur geweint und mir gedacht: Wie<br />

kann es das geben, dass Musik so sehr die<br />

Seele trifft? Als ich mir mit 16 eine Gesangslehrerin<br />

suchte und klar wurde, dass ich<br />

die Anlage für Oper und Liedgesang habe,<br />

war’s um mich geschehen“, erzählt Hillebrand.<br />

Während des Studiums spielte sie<br />

kleine Rollen in Bonn und war danach in<br />

Glyndebourne und Mannheim engagiert,<br />

bis der Ruf an die Semperoper kam.<br />

Diesen Sommer eine Verbindung zwischen<br />

Salzburg und Grafenegg herzustellen, ist<br />

für Hillebrand auch mit Erinnerungen und<br />

Emotionen verbunden: „Mendelssohn Bartholdys<br />

,Sommernachtstraum‘ kenne ich<br />

gut, weil ich das Werk bereits vor zehn Jahren<br />

bei den Salzburger Festspielen gesungen<br />

habe. Ich finde die Musik in ihrem Farbenreichtum,<br />

ihrer romantischen Ader<br />

und ihrer Weichheit einfach genial.“ In Grafenegg<br />

ist Hillebrand erstmals aufgetreten,<br />

als sie zu Weihnachten 2021 eine konzertante<br />

Version von Humperdincks „Hän-<br />

„Kaum jemand<br />

hat so toll für<br />

Stimmen geschrieben<br />

wie Mozart.<br />

Gleichzeitig ist seine<br />

Musik sehr<br />

herausfordernd.“<br />

sel und Gretel“ präsentierte – ohne Publikum,<br />

aber auch für eine Video-Aufzeichnung.<br />

Teile dieser geben heute noch online<br />

einen Eindruck vom Talent der jungen<br />

Künstlerin. Zuletzt war sie auch zu Ostern<br />

in Grafenegg in Mendelssohn Bartholdys<br />

„Paulus“ besetzt. „Schon als ich erstmals<br />

mit den Tonkünstlern Niederösterreich<br />

arbeitete, hat die Chemie sofort gestimmt,<br />

und ich freue mich umso mehr, nun im<br />

Sommer wiederzukommen.“<br />

Im Gegensatz zum „Sommernachtstraum“<br />

hat Hillebrand mit „Il re pastore“ von<br />

Mozart bisher keine Erfahrung. „Diese<br />

Oper war für mich zuerst noch ein unbeschriebenes<br />

Blatt. Bei solchen Gelegenheiten<br />

beschäftige ich mich gern intensiv<br />

mit dem Charakter und lege auch eine Art<br />

Steckbrief an, der mir dann bei meinem<br />

Rollenstudium hilft“, erzählt sie.<br />

Keine Schubladisierung. Sie freue sich<br />

darauf, sich in Salzburg in so unterschiedlichem<br />

Repertoire präsentieren zu dürfen,<br />

singt sie doch auch in Mozarts „Krönungsmesse“<br />

und in „Exsultate, jubilate“.<br />

Mozart fordere immer heraus, „denn man<br />

kann sich bei ihm nicht verstecken, seine<br />

Linien sind so makellos, gleichzeitig hat<br />

kaum jemand so toll für Stimmen geschrieben<br />

wie er. Gerade das so bekannte ,Exsultate,<br />

jubilate‘ zu singen, das so viele Menschen<br />

im Ohr haben, ist eine Ehre.“ Generell<br />

lege sie viel Wert darauf, sich nicht auf<br />

wenige Genres festzulegen. „Mich erfüllt<br />

es am meisten, wenn ich innerhalb kurzer<br />

Zeit zwischen Oper, Liederabend und Oratorium<br />

wechseln kann.“ Schon kurz nach<br />

den Auftritten in Salzburg und Grafenegg<br />

springt Hillebrand wieder zum Liedgesang<br />

und wird bei der Schubertiade in Schwarzenberg<br />

und beim Brucknerfest in Linz zu<br />

hören sein. „Wenn man die Stimme unterschiedlich<br />

fordert, kann sich das gegenseitig<br />

befruchten. Gleichzeitig bezeichne ich<br />

mich klar als Opernsängerin, die auch Liederabend<br />

und Oratorium singt.“<br />

Generell sei sie gegen eine zu enge Schubladisierung:<br />

„Ich bewundere Cecilia Bartoli,<br />

die einfach sagt: ,Ich singe, was ich singe.<br />

Wenn es euch gefällt, dann freue ich mich.‘<br />

Das ist ein guter Ansatz und Vorbild für<br />

mich.“ In diesem Sinne hat sie auch nicht<br />

die Traumrollen: „Es gibt ein paar Partien,<br />

die ich gern singen würde, aber wenn<br />

stattdessen etwas anderes kommt – auch<br />

wunderbar.“ Demnächst wartet jedenfalls<br />

Cunegonde in „Candide“ im MusikTheater<br />

an der Wien auf sie. e<br />

Tipp<br />

Mozart „Krönungsmesse“. Salzburger<br />

Festspiele, 5./6. August<br />

Grafenegg. Festival-Eröffnung<br />

mit „Ein Sommernachtstraum“,<br />

11. August, grafenegg.com<br />

„Il re pastore.“ Salzburger Festspiele,<br />

19./20.August,<br />

salzbugerfestspiele.at<br />

2. JULI –29. AUGUST 2023<br />

KLASSIK JAZZ CROSSOVER<br />

Unterstützt durch die Stadt<br />

Gemeinde Ossiach<br />

WWW.CARINTHISCHERSOMMER.AT


Primadonna. Die<br />

französische Sopranistin<br />

Sabine<br />

Devieilhe singt die<br />

Susanna in „Figaros<br />

Hochzeit“.<br />

Starbesetzung in Salzburg. Die litauische Sopranistin<br />

Asmik Grigorian ist heuer in Verdis „Macbeth“<br />

zu hören. Der kanadische Bariton Gerald<br />

Finley singt die Titelpartie in Verdis „Falstaff“.<br />

Brisante Stoffe<br />

Die Opern der Festspiele: Von Glucks „Orpheus und<br />

Eurydike“ bis zu Martinůs „Griechische Passion“.<br />

Text: Wilhelm Sinkovicz<br />

Nur eine Oper des Genius Loci steht<br />

heuer auf dem Programm der<br />

Salzburger Festspiele: „Figaros<br />

Hochzeit“ – jenes Werk, das im<br />

Laufe der Festspielgeschichte am häufigsten<br />

aufgeführt wurde. Schon im Zuge der<br />

von Richard Strauss initiierten Aufführung<br />

aller drei Da­Ponte­Opern im ersten Salzburger<br />

Opernjahr, 1922, stand der „Figaro“<br />

(unter Franz Schalks Leitung) auf dem Programm.<br />

Danach haben über Jahrzehnte die<br />

Mozart­Stimmen des legendären Wiener<br />

Opernensembles die Festspielaufführungen<br />

geprägt.<br />

Mittlerweile blickt die Welt eher auf Salzburg<br />

als auf Wien, wenn es darum geht, die<br />

besten Mozart­Interpreten der jüngsten<br />

Sängergeneration zu entdecken. Von der<br />

letzten Wiener „Figaro“­Premierenbesetzung<br />

kommt am 27. Juli freilich der Graf<br />

Almaviva, Andrè Schuen, an die Salzach.<br />

Ihm zur Seite eine neue Gräfin,<br />

die 31­jährige guatemaltekische<br />

Sopranistin Adriana González, Tipp<br />

die sich zuletzt vor allem in<br />

französischen Häusern einen<br />

Namen gemacht hat. Als<br />

Susanna und Cherubin kehren<br />

zwei der herausragenden internationalen<br />

Primadonnen nach<br />

Salzburg zurück: Sabine Devi­<br />

42 <strong>Kulturmagazin</strong><br />

eilhe und Lea Desandre. Den Figaro gibt<br />

Krzysztof Bączyk, Absolvent des Jugendprogramms<br />

der Warschauer Oper. Martin<br />

Kušej inszeniert, Originalklang­Maestro<br />

Raphael Pichon steht erstmals für eine<br />

Operneinstudierung am Pult der Wiener<br />

Philharmoniker.<br />

„Figaros Hochzeit“. Dirigent:<br />

Raphael Pichon. Regie: Martin<br />

Kušej. Mit Andrè Schuen,<br />

Adriana González, Sabine<br />

Devieilhe, Lea Desandre.<br />

Premiere: 27. Juli,<br />

salzburgerfestspiele.at<br />

Gegenwind. Mit „Macbeth“ am 29. Juli und<br />

„Falstaff“ am 12. August folgen heuer aber<br />

gleich zwei Verdi­Premieren. Der italienische<br />

Meister hatte es zunächst schwer, im<br />

Festspielbezirk vorzudringen. Arturo Toscanini<br />

setzte mit sanftem Druck eine „Falstaff“­Produktion<br />

durch. Herbert von Karajan<br />

wählte neben dem „Falstaff“ wiederholt<br />

den „Don Carlos“ – aber jenseits der<br />

Vertonungen großer Sprechtheater­Klassiker<br />

stieß selbst Karajan auf heftigen Gegenwind,<br />

wenn er sich einem „Troubadour“<br />

oder einer „Aida“ widmen wollte. Eher<br />

schon akzeptierte man<br />

„Otello“ und, immer wieder,<br />

die blutige Shakespeare­Oper<br />

„Macbeth“.<br />

Sie kehrt heuer wieder,<br />

inszeniert von Krzysztof<br />

Warlikowksi, dirigiert<br />

von Franz Welser­Möst,<br />

mit Asmik Grigorian in<br />

der Rolle der Lady, die<br />

Vladislav Sulimsky als Titelhelden unterjochen<br />

darf.<br />

Den „Falstaff“ gestalten mit Christoph<br />

Marthaler und Ingo Metzmacher zwei<br />

Künstler, deren Schwerpunkte nicht unbedingt<br />

auf dem italienischen Repertoire liegen.<br />

Mit Gerald Finley in der Titelpartie<br />

und Simon Keenlyside als Mister Ford<br />

stehen einander zwei der herausragenden<br />

englischsprachigen Baritone der aktuellen<br />

Opernszene gegenüber.<br />

Anders als Verdi akzeptierte die Festspiel­<br />

Ästhetik Werke von Christoph W. Gluck<br />

gern. Seine „Iphigenie in Aulis“ kam unter<br />

Bruno Walter schon 1930 aufs Programm.<br />

Heuer gibt es ab 4. August als Übernahme<br />

von den Pfingstfestspielen wieder<br />

„Orpheus und Eurydike“. Als letzte szenische<br />

Premiere der Sommersaison gibt man<br />

erstmals Bohuslav Martinůs „Griechische<br />

Passion“, eines der bemerkenswertesten<br />

Musiktheaterwerke der gemäßigten<br />

Moderne und angesichts der Ausgrenzungs­<br />

und Flüchtlingsthematik eines der<br />

brisantesten Stücke des jüngeren Repertoires<br />

in unseren Tagen. e<br />

Fotos: Fabien Monthubert, Algirdas Bakas, Marshall Light Studio.


ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />

Große Namen begeistern und berühren<br />

Das Wiener Staatsballett 2023/24.<br />

Fotos: Wiener Staatsballett/Ashley Taylor, © The School of American Ballet („Symphony in C“)<br />

Das Wiener Staatsballett ist ebenso berühmt<br />

für seine opulenten Klassikerinszenierungen<br />

wie für seine Präsentation von Meisterwerken<br />

der Gegenwart, mal in großer Besetzung<br />

mit bis zu 100 Tänzer*innen, mal in intimeren Formationen,<br />

solistisch, individuell. Das Programm 2023/24<br />

zeigt sich in einer einmaligen Mischung aus abendfüllenden<br />

Tanzerzählungen und pointierten Kurzballetten.<br />

Geschichten en miniature entfaltet „The moon wears a<br />

white shirt“: in Martin Schläpfers „Drittem Klavierkonzert“<br />

mit existenzieller Wucht, in Karole Armitages „Ligeti<br />

Essays“ mit zarter Poesie, in Paul Taylors „Dandelion<br />

Wine“ voller Lebensfreude (Premiere am 12. November<br />

2023, Volksoper Wien).<br />

Meisterwerke. Drei Erstaufführungen sind in „Shifting<br />

Symmetries“ zu erleben: „Concertante“ ist in Hans van<br />

Manens typischer Bewegungssprache voller Erotik, Aggression,<br />

aber auch Witz. William Forsythe führt in „In<br />

the Middle, Somewhat Elevated“ mit atemberaubender<br />

Virtuosität und exzentrischer Coolness das klassische<br />

Ballett ad absurdum. Ein hinreißendes Tanzfest ist<br />

George Balanchines „Brahms-Schoenberg Quartet“<br />

(Premiere am 23. Dezember 2023, Wiener Staatsoper).<br />

Mit viel Gefühl. Zu Tränen rührt John Neumeiers „Die<br />

Kameliendame“ über die unglückliche Liebe zwischen<br />

Marguerite Gautier und Armand Duval – und beschwört<br />

im Design Jürgen Roses kongenial Pariser Flair des<br />

„Glanzlicht der<br />

Saison“: eine<br />

Compagnie mit<br />

„unverwechselbarem<br />

Gesicht<br />

und einer lebendig<br />

pulsierenden<br />

Seele“. Jahrbuch<br />

„tanz“<br />

Information<br />

Tickets und weitere Infos zum<br />

Spielplan und den Zyklen:<br />

www.wiener-staatsballett.at<br />

19. Jahrhunderts (Premiere am 24. März 2024, Wiener<br />

Staatsoper). Am 8. Mai 2024 kommen zwei Klassiker<br />

sowie eine Uraufführung auf die Bühne der Volksoper<br />

Wien: Michel Fokines „Les Sylphides“ ist voller elfenhaftem<br />

Zauber auf der Schwelle zur Moderne, Uwe Scholz’<br />

Mozart-Ballett „Jeunehomme“ ein Musizieren mit dem<br />

Körper voller Schönheit und Transzendenz. Die israelische<br />

Choreografin Adi Hanan setzt sich in der Uraufführung<br />

„Eden“ mit der Geschichte von Adam und Eva<br />

auseinander.<br />

Klassiker und Zeitgenossen. Im Repertoire sind „Don<br />

Quixote“ und „Schwanensee“ von Nurejew zu erleben,<br />

Tschernischovas „Giselle“, Lacottes „Coppélia“ und<br />

Schläpfers „Dornröschen“, welches längst zu den<br />

Publikumsmagneten in der Wiener Staatsoper zählt.<br />

Pendants zu den märchenhaften Klassikern bilden<br />

„Goldberg-Variationen“ (Naharin, Spoerli), „Im siebten<br />

Himmel“ (Schläpfer, Goecke, Balanchine) sowie „Prome-thean<br />

Fire“ (Taylor, Schläpfer, Morris). Zum Besuch<br />

mit der ganzen Familie lädt auch „Jolanthe und der<br />

Nussknacker“ ein. Den krönenden Abschluss der<br />

Staatsopern-Saison bildet die Nurejew-Gala.<br />

Ihr Vorteil. Das breite Spektrum des<br />

Wiener Staatsballetts mit Sitzplatzgarantie<br />

bieten neben dem regulären<br />

Ticketangebot die Themen-Zyklen mit<br />

je vier Vorstellungen zu einem ermäßigten<br />

Preis.<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 43


Unruhe und Harmonie.<br />

Linda Samaraweerová ist<br />

die lebendige Diversität.<br />

44 <strong>Kulturmagazin</strong>


„Kunst wirkt<br />

auf den Körper“<br />

Mit „eindorf“ hat die Choreografin Linda<br />

Samaraweerová eine neue Plattform für Tanz,<br />

Performance, Kunst und Musik geschaffen.<br />

Text: Ditta Rudle<br />

Porträt: Cristine Pichler<br />

Die Genres, die Menschen, die<br />

Gedanken durcheinanderbringen<br />

und zugleich zu Gleichklang<br />

und Harmonie finden. Die künstlerischen<br />

Ansätze der Tänzerin und Choreografin<br />

Linda Samaraweerová sind<br />

zugleich ihre Lebenseinstellung. Linda<br />

Samaraweerová ist die lebendige Diversität:<br />

ein „Bewegungsmensch“, der nach<br />

innerer Ruhe sucht, eine Künstlerin, die<br />

auf vielen Feldern tätig ist, lieber gemeinsam<br />

mit anderen als solo. Neben dem Tanz<br />

und der Choreografie ist sie Leiterin der<br />

Trainingsabteilung des Tanzquartiers und<br />

im Gründungstrio der Begegnungsplattform<br />

„eindorf“, auf der sich schaffende<br />

und ausübende Künstlerinnen und Künstler<br />

sämtlicher Genres treffen sollen. Beim<br />

Eröffnungsfest im Dezember hat Linda<br />

Samaraweerová keine Reden gehalten, sondern<br />

gekocht, damit Leib und Seele zusammengehalten<br />

werden.<br />

Der physischen Kunst verfallen. Divers<br />

sind auch ihre Wurzeln. Geboren ist sie<br />

1977 in Prag, die Mutter ist Tschechin, der<br />

Vater stammt aus Sri Lanka. 1990 übersiedeln<br />

die Eltern mit den beiden Töchtern<br />

nach Wien. Die 13-jährige Linda fühlte sich<br />

freundlich aufgenommen und fühlt sich<br />

auch heute in ihrer Haut wohl. „Rassismus<br />

habe ich kaum erfahren.“ Der physischen<br />

Kunst war sie schon im Kindergarten verfallen<br />

und begann Gymnastik. „Die mochte<br />

ich schon als Fünfjährige nicht besonders,<br />

klassisches Ballett „ging schon gar nicht.<br />

Ich wollte mich ausdrücken, nicht vorgefertigte<br />

Bewegungen machen.“ Als Teenager<br />

in Wien zweifelt sie kurz an ihrem<br />

Talent, probierte es dann mit Flamenco.<br />

„Da kann man seine Gefühle rauslassen.“<br />

Die Tanzlust keimt wieder auf, sie will lernen<br />

und meldet sich in Brüssel zum Studium<br />

bei P.A.R.T.S, der Schule für zeitgenössischen<br />

Tanz, an. Das Studium gibt ihr<br />

Selbstbewusstsein. Mit dem Diplom in der<br />

Mappe stürzt sie sich in die Wiener Szene,<br />

von der sie mit offenen Armen aufgenommen<br />

wird. Doch wieder will sie mehr, will<br />

selbst etwas schaffen.<br />

Ihre ersten eigenen Choreografien entstehen<br />

gemeinsam mit dem bildenden<br />

Künstler Karl Karner, der seine Ausstellungen<br />

auch als Choreografie inszeniert.<br />

Im steirischen Kornberg widmet das Paar<br />

eine alte Scheune zum „KS Room“ um, in<br />

dem K und S sämtliche Künste vereinigen<br />

und die lokale Bevölkerung einladen. „Das<br />

hat großartig funktioniert, sie kamen alle,<br />

haben geschaut, gefragt und diskutiert.<br />

Sie haben verstanden, dass das, was wir<br />

machen, mit ihnen zu tun hat.“ Mehr als 15<br />

Jahre haben K und S zusammengelebt und<br />

-gearbeitet: „Es war eine sehr enge Beziehung,<br />

wir haben geheiratet, jetzt sind wir<br />

geschieden. Unser gemeinsames Projekt<br />

existiert noch, seit 2017 führt Karl es allein.“<br />

Nach einem Jahr war das tiefe Loch, in das<br />

die Künstlerin gefallen war, wieder mit<br />

Farben und Energie gefüllt. Sie wagte es,<br />

im Rahmen des Themenschwerpunktes<br />

Tipp<br />

„Un pueblo“. Eine<br />

Performance von Guadalupe<br />

Aldrete, die sich auch in der<br />

bildenden Kunst bewegt.<br />

Vom 31. Mai bis 4. Juni<br />

Reindorfgassenfest.<br />

Performance von Julischka<br />

Stengele. 9.–10. September,<br />

eindorf.at/events/<br />

„Glück“ im Tanzquartier mit einer ungewöhnlichen<br />

Arbeit als Choreografin an<br />

die Öffentlichkeit zu gehen. Laura Samaraweerová,<br />

ihre Schwester, Dramaturgin und<br />

Bühnenbildnerin, arbeitete mit. „The Endless<br />

Island of Absence – Mystery of Happiness“<br />

hieß die Arbeit, mit der das Mysterium<br />

des Glücks entdeckt werden sollte. Das Publikum<br />

ruhte auf der Bühne in Hängematten.<br />

Die Sitzreihen blieben leer. Sanfte Musik<br />

erklang, die Matten schaukelten, die Choreografin<br />

glitt auf leisen Sohlen durch den Hain,<br />

rezitierte hauchend Gedichtzeilen und versetzte<br />

die Besucher in einen traumartigen<br />

Zustand. „Das war ein Risiko, ich wusste<br />

nicht, ob das Publikum das Ungewöhnliche<br />

annehmen würde.“ Gewagt, gewonnen! Alle<br />

vier Einladungen auf die Insel der Harmonie<br />

und Poesie waren ausverkauft.<br />

Das nächste Experiment, die performative<br />

Oper „Durst“, eine ästhetische Mischung<br />

aus Tanz, Komposition und Dichtung,<br />

konnte pandemiebedingt nur online<br />

gezeigt werden. Die Bühnenpremiere fand<br />

in Olmütz statt. Wien wartet noch auf eine<br />

Liveaufführung.<br />

Eindorf. Seit einem halben Jahr hat sie auch<br />

einen neuen Ort, mit dem Filmemacher<br />

und bildenden Künstler David Zimmermann<br />

und der bildenden Künstlerin und<br />

Performerin Guadalupe Andrete hat sie<br />

„eindorf“ in der Reindorfgasse im 15. Bezirk<br />

gegründet. Dort kann sie alle ihre Ideen<br />

fern von den Zwängen des Marktes verwirklichen.<br />

Die Bezirksvorstehung freut<br />

sich über den multikulturellen Zuwachs,<br />

die Stadt fördert das Unternehmen. Eindorf<br />

soll eine Plattform für interdisziplinären<br />

Austausch sein, neue Netzwerke zwischen<br />

Tanz, Performance, bildender Kunst,<br />

Film und Musik sollen entstehen. Zweimal<br />

jährlich gibt es ein Festival.<br />

Linda Samaraweerová will der Kunst, den<br />

„Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele“,<br />

sagte schon Pablo Picasso.<br />

Künsten neue Felder eröffnen. Kunst soll<br />

nicht nur präsentiert werden, sie soll und<br />

kann auch in den Menschen etwas bewirken.<br />

„Ich will nicht Emotionen zeigen, sondern<br />

in den Menschen hervorrufen. Kunst<br />

wirkt auch auf den Körper, etwa wenn man<br />

an Musik denkt, sie wirkt nicht nur auf die<br />

Ohren, sie bewegt auch etwas im Gehirn.<br />

Kunst ist eine Therapie, nicht im medizinischen<br />

Sinn, aber sie kann heilen, im Sinn<br />

von Veränderung bewirken.“ Pablo Picasso<br />

hat ebenso gedacht: „Kunst wäscht den<br />

Staub des Alltags von der Seele.“ e<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 45


Leuchttürme<br />

und Luftballons<br />

Wenn ganz Wien tanzt,<br />

performt oder chillt, hat das 40.<br />

ImPulsTanz-Festival begonnen.<br />

Text: Ditta Rudle<br />

Eine Arbeit des renommierten Choreografen<br />

William Forsythe wäre<br />

für das ImPulsTanz-Festival eine<br />

Eröffnung mit Wow-Effekt. 999<br />

oder gar 1000 Luftballons schweben an<br />

der Decke, tanzen zaghaft zu leiser Musik<br />

durch den Raum, das Publikum<br />

zieht an den Fäden und setzt<br />

den Ballonhimmel in Bewegung.<br />

Noch steht aber nicht fest,<br />

wann das passieren wird. Doch<br />

es wird geschwebt werden, während<br />

ganz Wien 30 Tage lang<br />

in Bewegung sein wird. Tanz<br />

und Performance, Workshops<br />

und Ausbildungsprogramme,<br />

nicht zu vergessen das nächtliche<br />

Entspannungsprogramm<br />

„Soçial“ in der Festival Lounge,<br />

beherrschen die Stadt.<br />

Rituale und Blut. Wie sich das Festival im<br />

Lauf der Jahre verändert hat, ist an der<br />

Schiene für aufstrebende Choreografinnen<br />

und Choreografen, die unter dem<br />

Titel „[8:tension]“ ein neugieriges Publikum<br />

anlockt, zu beobachten. Seit 2001 zeigen<br />

die „Young Choreographers’<br />

Series“, welche Bahn der Tanzplanet<br />

einschlagen wird, fungieren<br />

als Sprungbrett für Künstlerinnen<br />

und Künstler, die am<br />

Anfang ihrer Karriere stehen.<br />

Wie die Geschichte von [8:tension]<br />

lehrt, springen sie bald an<br />

die Spitze der internationalen<br />

Tanz- und Performance-Szene.<br />

Samira Elagoz und Lenio Kaklea<br />

dürfen als Beispiel herhalten.<br />

Die in Athen geborene und<br />

in Paris lebende Tänzerin Lenio Kaklea<br />

hat ihr Debüt in [8:tension] 2013 gegeben<br />

und längst die Tanzfestivals in ganz Europa<br />

erobert. Nach Wien bringt sie eine brandneue<br />

Choreografie, für die es erst einen<br />

Arbeitstitel gibt: „Agrimi (Fauve)“, wild<br />

oder Wildling ist die Bedeutung, denn das<br />

46 <strong>Kulturmagazin</strong><br />

Ode an das<br />

Leben. Marie<br />

Chouinard zeigt<br />

ihre jüngste<br />

Choreografie „M“.<br />

Lebendiges<br />

Tanzarchiv.<br />

Lucinda Childs<br />

schuf „Relative<br />

Calm“ 2022.<br />

Scattered Crowd.<br />

Forsythes Luftballons<br />

sorgten in<br />

München für einen<br />

Wow-Effekt.<br />

Parabel über das<br />

Leben. Meg Stuarts<br />

„Blessed“ ist ein<br />

Klassiker.<br />

Munter. In „Somnole“<br />

sinniert Boris<br />

Charmatz über den<br />

Halbschlaf.<br />

Trio auf der Bühne erzählt von Jägern und<br />

ihrer Beute, von Ritualen und Blut. Samira<br />

Elagoz war 2017 mit der Dokumentarperformance<br />

„Cock, Cock ...Who’s there?“<br />

über ihre Vergewaltigungserfahrungen<br />

zu sehen und ist vom Publikum sofort als<br />

preiswürdig eingestuft worden. Heuer<br />

kommt Elagoz, inzwischen „der“ finnische<br />

Performer und Filmemacher, mit dem Film<br />

„Seek Bromance“ nach Wien. In Konfrontation<br />

mit dem Transkünstler Cade<br />

Moga begleitet Elagoz ihre eigene<br />

Transition. Das filmische Doppelporträt<br />

wird von Livekommentaren<br />

der beiden Künstler begleitet.<br />

Doppelbilder zeigt das Festival<br />

heuer mehrfach. „Jumelles“<br />

nennen Anne Juren und Frédéric<br />

Gies ihre Choreografie, in der<br />

sie einander porträtieren. Anne<br />

tanzt die Choreografie von Frédéric<br />

und umgekehrt. „Jumelles“<br />

heißt übersetzt „Zwillinge“,<br />

aber auch „Fernglas“. Beides trifft<br />

auf die unterschiedlichen, miteinander<br />

verschränkten Choreografien zu. Wie die<br />

Französin Anne Juren lebt auch der Finne<br />

Lau Lukkarila in Wien. Im Vorjahr hat<br />

Lukkarila mit Luca Bonamore in „Lapse“<br />

in einer fiktiven Karaokebar getanzt. In<br />

„Lapse and the Scarlet Sun“ bleibt es nicht<br />

beim eng umschlungenen Pas de deux, es<br />

wird heiß: Lukkarila und Bonamore geben<br />

Unterricht in queerer Erotik, romantisches<br />

Schmachten genügt nicht.<br />

Signature-Piece. Jan Lauwers<br />

und die Needcompany verdichten<br />

William Shakespeares<br />

Tragödien und Komödien zu<br />

einem Doppelabend. Regisseur<br />

Lauwers und Textdichter Victor<br />

Afung Lauwers garantieren,<br />

dass „Billy’s Violence“ sowie<br />

„Billy’s Joy“ mit beiden Beinen<br />

im Hier und Jetzt stehen. Auch<br />

Meg Stuart, ebenfalls seit Jahrzehnten<br />

zur ImPulsTanz-Familie<br />

zählend, reist mit doppeltem Gepäck<br />

an. „All the Ways Around“ passt für ein<br />

Trio: Die Tänzerin Meg Stuart tanzt, der<br />

Jazzer Doug Weiss spielt Bass, die Virtuosin<br />

Mariana Caralho begleitet am Klavier.<br />

Als Signaturstück für Meg Stuart und ihre<br />

Company Damaged Goods kann „Blessed“<br />

gelten. Seit über 15 Jahren ist die Parabel<br />

über das Leben stets ausverkauft. e<br />

Tipp<br />

ImpulsTanz. Vienna International<br />

Dance Festival, 6. 7.–<br />

6. 8., impulstanz.com<br />

Fotos: Marc Domage, Sylvie Ann Paret, Lucie Jansch, Julian Gabriel Richter, Laura van Severen.


Musik verwandelt<br />

Vom 4. August bis 17. September wird das Waldviertel<br />

bei Allegro Vivo zur klingenden Region.<br />

Text: Theresa Steininger<br />

diepresse.com/club<br />

CLUB-VORTEILE<br />

Moonlight Serenade. Am Stadtsee<br />

von Horn gibt es am 8. August ein<br />

Nachtkonzert. Eintritt frei!<br />

Cross-over. Johannes Berauer hat für Allegro<br />

Vivo „Change over time“ komponiert.<br />

Fotos: schewig-fotodesign.at, © Frank G Brody, Julia Wesely.<br />

Metamorphosen“ – unter diesem<br />

Überbegriff steht die 45. Saison<br />

des Klassikfestivals Allegro Vivo.<br />

Durch die Wahl des Themas<br />

möchte man die Auftritte namhafter Künstler<br />

und deren Musik mit der besonderen<br />

menschlichen Fähigkeit, gesellschaftsverändernde<br />

Kräfte freizusetzen, in Beziehung<br />

stellen, wie Vahid Khadem-Missagh,<br />

der künstlerische Leiter von Allegro Vivo,<br />

betont: „Gerade jetzt, wo unsere Welt im<br />

Umbruch ist, fragt man sich, welche Rolle<br />

die Musik einnimmt. Und man muss sagen:<br />

Musik verwandelt. Außerdem ist sie letztlich<br />

ein Symbol für die Metamorphose wie<br />

kaum ein anderes, verwandelt sich doch<br />

auch die Note auf dem Papier in Klänge.“<br />

Wenn man überlege, warum uns Musik so<br />

sehr bewegt und warum sie uns in innere<br />

Rührung bringt, ließe sich das „nicht<br />

anders als mit einem Wandel von einem<br />

Zustand auf eine andere Ebene erklären“,<br />

so Vahid Khadem-Missagh.<br />

Mahnmal gegen den Krieg. Den Start des<br />

heurigen Festivals macht man mit Richard<br />

Strauss’ richtungsweisenden „Metamorphosen<br />

für 23 Solostreicher“ – laut Khadem-Missagh<br />

eine „Kulmination der deutschen<br />

romantischen Tonschöpfung, die<br />

er in Anbetracht der Scherben nach dem<br />

Krieg als Mahnmal gegen diesen komponiert<br />

hat“.<br />

Als Gegengewicht dazu kommt beim Eröffnungskonzert<br />

eine Auftragskomposition<br />

Auftakt. Die Academia Allegro Vivo spielt zum<br />

Auftakt u. a. Richard Strauss’ „Metamorphosen“.<br />

zur Uraufführung: Johannes Berauers<br />

„Change over time“ soll den Bogen zur zeitgenössischen<br />

Musik schlagen und ebenfalls<br />

Wandel symbolisieren. Vahid Khadem-<br />

Missagh wird bei dieser Komposition für<br />

Violine, Akkordeon und Streichorchester<br />

selbst mit Christian Bakanic und der Academia<br />

Allegro Vivo aktiv werden. Ein weiterer<br />

Kontrapunkt dazu wird Felix Mendelssohn<br />

Bartholdys „Streichersymphonie<br />

Nr. 10 h-Moll“ sein, die „vor Lebensfreude<br />

sprüht“, wie der Festivalleiter sagt.<br />

Tipp<br />

Allegro Vivo. Vom 4. August bis<br />

17. September finden an 25 Spielorten<br />

im Waldviertel rund 50 Konzerte<br />

statt. allegro-vivo.at<br />

„Presse“-Club. 15 Prozent<br />

Ermäßigung auf alle Tickets.<br />

Generell hat man sich für die heurige Ausgabe<br />

die Begegnung mit Deutschland als<br />

weiteren Fokus gesetzt. Die Musik soll auch<br />

in Beziehung zur Sprache stehen. Cornelius<br />

Obonya präsentiert daher ein Geburtstagsfest<br />

für Loriot in Ziersdorf, Andrea<br />

Eckert und Adrian Eröd bringen Johannes<br />

Brahms’ „schöne Magelone“ in den Burghof<br />

von Burg Schleinitz.<br />

Musikalische Stars, die heuer bei Allegro<br />

Vivo zu Gast sind: Diknu Schneeberger, das<br />

Sonus Brass Ensemble, das Janoska Ensemble,<br />

das Duo Minerva und Sopranistin<br />

Miriam Kutrowatz. Grand Dame Elisabeth<br />

Leonskaja wird unter anderem in Schuberts<br />

„Forellenquintett“ mitwirken und<br />

die letzte Klaviersonate Beethovens zum<br />

Besten geben. Studentinnen und Studenten<br />

der Internationalen Sommerakademie<br />

Allegro Vivo werden in einigen Konzerten<br />

tatkräftig unterstützen.<br />

Groovig. Beim Galakonzert gibt es eine<br />

„feierliche Begegnung“ zwischen Khadem-<br />

Missagh und Kontrabassist Georg Breinschmid.<br />

Dafür wurde das Konzertformat<br />

„Groovertimento“ entwickelt. „Wir werden<br />

Brücken schlagen zwischen den verschiedensten<br />

Kulturkreisen, die Wien ausmachen“,<br />

so der Intendant. Das Abschlusswochenende<br />

ist gleichzeitig ein Ausblick<br />

auf das nächste Jahr, in dem Anton Bruckners<br />

Geburtstag sich zum 200. Mal jährt.<br />

Sein Streichquintett in F-Dur ist in einer<br />

Orchesterfassung zu hören. e<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 47


diepresse.com/club<br />

CLUB-VORTEILE<br />

Poetik<br />

politischer Macht<br />

Das Teatro Barocco verschwistert heuer das<br />

Schicksal der Königin Kleopatra mit Lob auf<br />

einen Habsburger-Kaiser. Text: Wilhelm Sinkovicz<br />

Historische<br />

Gewänder. Jinxin<br />

Chen als Maestro<br />

di Capella in<br />

Perchtoldsdorf.<br />

Original. Nicht nur im Klang,<br />

auch in der Ästhetik bemüht sich<br />

Bernd R. Bienert um Werktreue.<br />

Nicht nur dem antiken Liebespaar<br />

Antonius und Kleopatra begegnen<br />

wir bei Bernd Roger Bienerts diesjähriger<br />

Stagione des Teatro Barocco,<br />

sondern auch Maria Theresias Vater,<br />

Kaiser Karl VI. „Antonio e Cleopatra“, eine<br />

Oper aus der Jugendzeit Johann Adolph<br />

Hasses, der später zum Musiktheater­Star<br />

seiner Zeit werden sollte, verschafft uns<br />

Einblick in die erstaunlichen Gepflogenheiten<br />

barocker Kunst. Mythologische Figuren<br />

und antike Politik dominierten nicht nur<br />

die prunkvollen Gemälde jener Epoche. Sie<br />

erzählten ihre Geschichten auch in Form<br />

von Rezitativen und Arien auf den Opernbühnen.<br />

Nicht genug damit, sorgten sie<br />

auch dafür, mittels unüberhörbarer Querverweise<br />

und Huldigungsbezeugungen<br />

Verbindungen zwischen sagenhaften Helden<br />

und zeitgenössischen Potentaten herzustellen.<br />

48 <strong>Kulturmagazin</strong><br />

Intensive Recherche. Wie<br />

sahen die Gewänder zu<br />

früheren Zeiten aus?<br />

Dergleichen freundliche Verbeugung vor<br />

dem Zeitgeist und dem Herrscher nannte<br />

man Licenza und praktizierte sie bei großen<br />

Festaufführungen auf höfischen Bühnen.<br />

Selbstverständlich auch am Wiener<br />

Kaiserhof. So durfte sich der Kaiser im<br />

Finale der neuen Oper über Antonius und<br />

Kleopatra darüber freuen, dass das opferbereite<br />

Paar seinen Tod nicht der Liebe,<br />

sondern künftigen Generationen weihte –<br />

und deren glorreichem Herrscher.<br />

Gemeinsamer Freitod. Die Oper zeigt<br />

uns die letzten Stunden<br />

der ägyptischen Königin<br />

und des römischen Feldherrn.<br />

Am Ende einer virtuose<br />

Reihe von leidenschaftlichen,<br />

melancholischen, verzweifelten,<br />

aber auch von<br />

Liebe und Hoffnung erfüllten<br />

Tipp<br />

„Antonio e Cleopatra“. Regie:<br />

Bernd R. Bienert. Dirigent:<br />

Daniel Freistetter. Von 2. September<br />

bis 7. Oktober, Stift<br />

Göttweig. teatrobarocco.at<br />

Arien fasst das Paar den Entschluss zum<br />

gemeinsamen Freitod – doch durften sich<br />

Karl VI. und seine Gattin Elisabeth über<br />

die Schlussworte freuen: „Der Lorbeer<br />

Roms“, so singt Antonius, möge „den Häuptern<br />

der Nachfolger erhalten bleiben und<br />

das Gewicht der Szepter dauerhaft sein<br />

in der Hand dessen, der die Welt regieren<br />

wird. Schließlich wird im Lauf der Jahre<br />

unter dem Himmel Germaniens eine neue<br />

Sonne aufgehen, die von den maurischen<br />

Gefilden bis zu den Küsten des Ostens das<br />

Land mit ihren Strahlen erhellt: Karl, der<br />

übermenschliche, große, wird mit seinen<br />

bewundernswerten Taten all vergessen lassen,<br />

was Griechenland und Rom mit ihren<br />

schönen Schriften uns bisher als Helden<br />

rühmten.“<br />

Wär’ nicht Bernd Bienert, würde er nicht<br />

Assoziationen zu solch heute ungewohnter<br />

Theaterpraxis und dem Spielort bringen:<br />

Das große Deckenfresko über der Kaisertreppe<br />

in Stift Göttweig zeigt ja die „Apotheose<br />

Karls VI.“ – womit optische Verbindungslinien<br />

zur szenischen Darbietung<br />

hergestellt wären.<br />

Wie immer spiegelt die Bühnenästhetik des<br />

Teatro Barocco die historischen Bräuche.<br />

Bienert setzt konsequent auf die Verbindung<br />

der heute allerorten üblichen musikalischen<br />

„Originalklang“­<br />

Praxis und einer adäquaten,<br />

historisch glaubwürdigen<br />

optischen Realisierung.<br />

Das hat seinen Produktionen<br />

schon in den vergangenen<br />

Jahren begeisterten<br />

Zuspruch beschert. e<br />

Fotos: Bienert, beigestellt.


Fotos: Daniela Matejschek(2), Leonie Trefflinger.<br />

Muse und Inspiration<br />

Die Natur steht im Mittelpunkt der heurigen<br />

Internationalen Barocktage Stift Melk.<br />

Text: Theresa Steininger<br />

Die Natur als Inspirationsquelle, ja,<br />

als eine der am meisten geschätzten<br />

„Musen“ für Künstlerinnen<br />

und Künstler: Dieser widmen<br />

die Internationalen Barocktage Stift Melk<br />

heuer ihr Programm. Von Freitag, 26. Mai,<br />

bis Pfingstmontag, 29. Mai, sind zwölf Konzerte<br />

und zahlreiche Rahmenveranstaltungen<br />

geplant, die den Übertitel „Mensch:<br />

Natur: Wohin?“ tragen.<br />

„In einer Zeit, in der der Wandel so groß<br />

ist wie noch nie, besinnen wir uns alle wieder<br />

auf das Wesentliche und hören in uns<br />

hinein. Dabei hilft mir die Natur besonders,<br />

um auch in schwierigen Situationen durchatmen<br />

zu können“, erklärt Michael Schade,<br />

der bei den Internationalen Barocktagen<br />

Melk als Intendant fungiert. „Daher möchten<br />

wir in diesem Jahr zeigen, was Menschen<br />

an der Natur lieben, wie wir in ihr<br />

leben und wie es der barocke Mensch getan<br />

hat. Es ist ein Programm, das auch die aktuelle<br />

Klimakrise einschließt.“<br />

Tier- und Naturlaute. Den Auftakt macht<br />

man mit Georg Philipp Telemanns „Der<br />

Tag des Gerichts“, in dem dieser mithilfe<br />

von allegorischen Figuren die Apokalypse<br />

heraufbeschwor. Das Spätwerk des Komponisten<br />

wird von Ivor Bolton und dem<br />

Concentus Musicus Wien in der Stiftskirche<br />

aufgeführt. Mit dabei sind auch die<br />

Apokalypse. Der Concentus Musicus spielt unter<br />

Ivor Bolton Telemanns „Der Tag des Gerichts“.<br />

„OffRoad Barock“. Das Quadriga Consort<br />

interpretiert traditionelle britische Folksongs neu.<br />

Naturverbunden. Intendant Michael Schade<br />

macht die Natur zum Programmschwerpunkt.<br />

Wiener Sängerknaben und der Chorus sine<br />

nomine, wenn es darum geht, Untergang,<br />

Hoffnung und Option auf Rettung gleichermaßen<br />

hörbar zu machen. Wie Tierlaute<br />

und Klänge der Natur in der Musik<br />

nachempfunden wurden, dafür gilt Antonio<br />

Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ als<br />

herausragendes Beispiel. In Melk wird das<br />

Werk von Dirigent Rubén Dubrovsky mit<br />

dem Bach Consort Wien zur Aufführung<br />

gebracht, ergänzend treten bei diesem<br />

Konzert am Pfingstsonntagvormittag im<br />

Kolomanisaal die argentinische Sopranistin<br />

Verónica Cangemi und Tenor Michael<br />

Schade mit passenden Arien auf. Abends<br />

hört man das Ensemble L’Arpeggiata unter<br />

Dirigentin und Komponistin Christina Pluhar,<br />

die Elemente Alter Musik mit Komponenten<br />

anderer Genres verbindet und<br />

dazu auch Eigenkompositionen präsentiert.<br />

Unter dem Titel „Terra mater“ hat sie<br />

ein eigens für die Barocktage zusammengestelltes<br />

Programm im Gepäck.<br />

Wenn sich tags darauf Dirigentin Michi<br />

Gaigg mit dem L’Orfeo Barockorchester<br />

dem Thema „Natur und Schöpfung“ widmet,<br />

ist nicht Joseph Haydns gleichnamiges<br />

Oratorium gemeint, sondern Komponisten,<br />

die schon vor ihm ihre Faszination für die<br />

Geburt des Universums musikalisch festgehalten<br />

haben. Auch erstaunlich moderne<br />

Klänge sind in diesen frühen musikalischen<br />

Schöpfungsgeschichten dabei.<br />

Albert Recasens verbindet bei seinem Konzert<br />

mit der Grand Chapelle spanische<br />

Barockmusik, respektive Lieder, in denen<br />

der Dichter in einen Dialog mit Tieren oder<br />

Elementen der Schöpfung tritt.<br />

Den Abschluss des heurigen Festivals überlässt<br />

man der neu ins Leben gerufenen<br />

Accademia Melicensis: Musikerinnen und<br />

Musiker von internationalen Universitäten<br />

werden im Rahmen der Internationalen<br />

Barocktage zum Ensemble. Pate dafür<br />

stehen Stefan Gottfried und Mitglieder des<br />

Concentus Musicus Wien, die mit ihnen ein<br />

Programm erarbeiten, bei dem das Concerto<br />

grosso im Zentrum steht. Das neue<br />

Orchester wird das finale Konzert des Festivals<br />

bestreiten, in dem das Barock der<br />

zeitgenössischen Musik unter anderem mit<br />

einer Uraufführung von Gerald Resch die<br />

Hand reichen wird. e<br />

Tipp<br />

diepresse.com/club<br />

CLUB-VORTEILE<br />

„Mensch: Natur: Wohin?“ Die Internationalen<br />

Barocktage Stift Melk<br />

finden vom 26. bis 29. Mai statt.<br />

www.barocktagemelk.at<br />

„Presse“-Club. 15 Prozent<br />

Ermäßigung auf alle Tickets.<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 49


diepresse.com/club<br />

CLUB-VORTEILE<br />

Komponistinnen<br />

im Fokus<br />

Das Internationale<br />

Brucknerfest Linz findet<br />

vom 4. September bis<br />

11. Oktober statt.<br />

Text: Theresa Steininger<br />

Als Interpretinnen bejubelt, als<br />

Musen und Mäzeninnen hochgeschätzt<br />

– Frauen spielten in der<br />

Entstehung von Musik stets eine<br />

wichtige Rolle. Doch das schöpferische<br />

Talent wurde ihnen über Jahrhunderte<br />

abgesprochen. Das Internationale Brucknerfest<br />

Linz möchte dies im wahrsten Sinn<br />

des Wortes „aufbrechen“: „Aufbruch. ,Das<br />

Ewig-Weibliche zieht uns hinan‘“.<br />

Dieses Zitat aus Goethes „Faust“ hat man<br />

sich heuer als Motto gewählt. Komponistinnen<br />

aus der Zeit von Namensgeber Anton<br />

Bruckner, aber auch aus anderen Epochen<br />

sollen im Mittelpunkt stehen, auch<br />

in ihrer Funktion als Vorkämpferinnen.<br />

Vom 4. September bis 11. Oktober sind Sinfonien,<br />

Klavierwerke, Kammermusik, Messen<br />

und vieles mehr aus Frauenhand im<br />

Brucknerhaus Linz, im Mariendom, im<br />

Alten Dom und in der Pfarrkirche Ansfelden<br />

sowie in der Stiftsbasilika St. Florian<br />

Glass Marcano.<br />

Die venezolanische<br />

Dirigentin leitet den<br />

Festakt am 10. 9.<br />

und bei Stadtspaziergängen zu hören. „Das<br />

Motto ,Aufbruch‘ steht für das Aufbrechen<br />

solch patriarchaler Strukturen und anderer<br />

überkommener Denkmuster, aber auch<br />

für den Aufbruch hin zu ,neuen Ufern‘, an<br />

denen wir solche Denkmuster hoffentlich<br />

endgültig hinter uns lassen werden“, sagt<br />

Brucknerhaus-Intendant und Festivalleiter<br />

Dietmar Kerschbaum. „Wie absurd die Meinung<br />

ist, Frauen fehle es an der Begabung<br />

zu schöpferischer Kreativität, beweisen die<br />

Werke all jener Komponistinnen, die beim<br />

diesjährigen Brucknerfest erklingen.“<br />

Pionierinnen. Amy Beach<br />

beispielsweise gilt als erste<br />

amerikanische Frau, die<br />

eine Sinfonie schrieb. Von<br />

ihr wird man jene in e-Moll<br />

hören, die den Titel „Gaelic“<br />

trägt und von den Prager<br />

Symphonikern unter Eugene<br />

Tipp<br />

Internationales Brucknerfest<br />

Linz. Eröffnung: 4. September,<br />

19.30 Uhr, „Happy Birthday,<br />

Anton!“ brucknerhaus.<br />

at/programm/internationalesbrucknerfest-linz-2023<br />

Tzigane gespielt wird. Markus Poschner<br />

und das Bruckner Orchester Linz haben<br />

ihrerseits eine Sinfonie der Kroatin Dora<br />

Pejačević und die erste Sinfonie der Afroamerikanerin<br />

Florence Price gewählt. Mit<br />

der Dirigentin Han-Na Chang wird das<br />

Bruckner Orchester Linz außerdem die<br />

Messe in D-Dur der Britin Ethel Smyth<br />

spielen.<br />

Eine der wenigen, die sehr wohl schon zu<br />

Lebzeiten zu Ruhm kam, war Emilie Mayer,<br />

auch als „weiblicher Beethoven“ apostrophiert.<br />

Beim Brucknerfest wird ihre siebente<br />

Sinfonie von Le Cercle de l’Harmonie<br />

gespielt. Ihre erste Sinfonie präsentiert<br />

das Orchester Wiener Akademie unter<br />

Martin Haselböck. Inspirationsquelle und<br />

eigenständige Komponistin zu sein, vereinte<br />

Clara Schumann in sich. Pianist Kit<br />

Armstrong wird Musik von ihr spielen,<br />

Yefim Bronfman Bezüge zu ihr herstellen.<br />

Neben Werken aus der Zeit der Romantik<br />

und der frühen Moderne, aber auch aus<br />

dem Mittelalter gibt es auch zeitgenössische<br />

Musik, darunter eine Uraufführung von<br />

Elena Firsova mit dem Bruckner Orchester<br />

Linz und dem sonic.art Saxophonquartett.<br />

Zahlreich sind jedenfalls jene im Programm<br />

des Brucknerfests vorkommenden<br />

Musikerinnen, die Vorreiterinnen und Pionierinnen<br />

waren. So wurde Louise Farrenc<br />

1842 am Pariser Konservatorium als europaweit<br />

erste Frau zur Klavierprofessorin<br />

ernannt; Elfrida Andrée war 1861 die erste<br />

Frau, der es in Schweden gestattet wurde,<br />

als Organistin zu arbeiten; Amanda Röntgen-Maier<br />

erhielt 1872 als erste Frau ein<br />

Diplom der Königlichen Musikakademie in<br />

Stockholm, und Florence Price schließlich<br />

gelang es als erster Afroamerikanerin, in<br />

den USA eine Karriere als Komponistin zu<br />

machen, wobei sie stark gegen rassistische<br />

Ressentiments ankämpfte.<br />

Rund um diesen Konzertreigen bietet man<br />

ein wissenschaftliches Symposium an, das<br />

in Kooperation mit dem Anton Bruckner<br />

Institut, der Universität für Musik und darstellende<br />

Kunst Graz und der Universität<br />

für Weiterbildung Krems abgehalten wird:<br />

„Femmes musicales – Frauen in der Musik<br />

des 19. Jahrhunderts“. Darüber hinaus wird<br />

das Thema des Brucknerfests Linz auch<br />

in die Straßen getragen. Bei Stadtspaziergängen<br />

kann das Publikum<br />

„Linzer Ladies“ verfolgen,<br />

an vier Tagen stehen ebenso<br />

viele Linzer Künstlerinnen<br />

im Zentrum. Ihre Werke werden<br />

bei Kurzkonzerten von<br />

Studierenden der Anton<br />

Bruckner Privatuniversität<br />

präsentiert. e<br />

Fotos: Andreina Flores.<br />

50 <strong>Kulturmagazin</strong>


Perspektivenwechsel<br />

Mozart und Bach, Alte Musik und Zeitgenössisches:<br />

All das bieten die donauFestwochen im Strudengau.<br />

diepresse.com/derclub<br />

CLUB-VORTEILE<br />

Text: Theresa Steininger<br />

Festivalorchester. Das<br />

L’Orfeo Barockorchester<br />

unter der Leitung von Michi<br />

Gaigg spielt „Zaide“.<br />

Innovativ. Die Neue Hofkapelle<br />

Graz interpretiert<br />

die „Zauberflöte“ kammermusikalisch.<br />

Newcomer. Das Quartett<br />

Lantana Camara stellt sich<br />

mit Barock- und heutiger<br />

Musik vor.<br />

Inspiriert. Regisseurin<br />

Manuela Kloibmüller<br />

verleiht Mozarts „Zaide“<br />

eine neue Note.<br />

Fotos: wali..pix, JOhannes Silberschneider/Neue Hofkapelle Graz, Yat Ho Tsang, Reinhard Winkler.<br />

Mozart und Bach aus anderen<br />

Blickwinkeln als gewohnt gibt<br />

es heuer bei den Donaufestwochen<br />

Strudengau. Im Mittelpunkt<br />

des heurigen Festivals steht „Zaide“<br />

von Wolfgang Amadeus Mozart, einst der<br />

erste Vorstoß des Komponisten in Richtung<br />

der deutschen Oper respektive des<br />

Singspiels. Dass „Zaide“ Fragment blieb<br />

und Schluss, Ouvertüre und vor allem die<br />

gesprochenen Dialoge fehlen, inspirierte<br />

Regisseurin Manuela Kloibmüller zu einem<br />

besonderen szenischen Konzept. Sie hat<br />

für die donauFestwochen neue Dialogtexte<br />

erarbeitet und eine kommentierende Figur<br />

hinzugefügt: eine Journalistin, die durch<br />

das Werk führt. Wenn diese ausschnitthaft<br />

über die ungeheuerlichen Umstände eines<br />

Lebens als Sklave berichtet, fällt das Fragmentarische<br />

des Werks, in dem Mozart<br />

dem damaligen Phänomen der „Türkenoper“<br />

Rechnung trug, wohl weniger ins<br />

Gewicht. „Die Bilder folgen einer Erinnerung,<br />

sie sind manchmal verschwommen<br />

und widersprüchlich, doch immer aufwühlend“,<br />

beschreibt Kloibmüller. Außerdem<br />

zeigt sich der Komponist in den zehn Arien,<br />

dem überlieferten Duett, Terzett, Quartett,<br />

dem Anfangschor und zwei Melodramen,<br />

Letztere einmalig bei Mozart, besonders<br />

avantgardistisch. Ekaterina Krasko wird<br />

die Titelrolle singen, auch Virgil Hartinger,<br />

Philipp Kranjc, Stefan Zenkl und Jakob<br />

Maximilian Gerbeth sind dabei. Intendantin<br />

Michi Gaigg steht am Pult des L’Orfeo<br />

Barockorchesters. „Zaide“ hat am 5. August<br />

auf Schloss Greinburg Premiere.<br />

Grooviger Bach. Auch den Auftakt der<br />

donauFestwochen am 28. Juli auf Schloss<br />

Greinburg macht man mit Mozart, seine<br />

„Zauberflöte“ in einer Kammerfassung<br />

interpretiert die Neue Hofkapelle Graz,<br />

Johannes Silberschneider erzählt und kommentiert<br />

aus der Sicht Papagenos. Mit seiner<br />

Festrede wird der Philosoph Robert<br />

Pfaller einen „Kontrapunkt“ dazu liefern.<br />

Einen neuen Blick auf Johann Sebastian<br />

Bach soll ein Konzert des Cellisten Matthias<br />

Bartolomey geben, wenn er die sechs<br />

Suiten für Violoncello mit groovigen und<br />

rockigen Eigenkompositionen kombiniert.<br />

Bei Company of Music in der Stiftskirche<br />

Tipp<br />

donauFestwochen Strudengau.<br />

Vom 28. Juli bis 15. August an<br />

12 Spielorten rund um Grein an der<br />

Donau. www.donau-festwochen.at<br />

„Presse“-Club: 15 Prozent<br />

Ermäßigung auf alle Tickets.<br />

Waldhausen wird es ebenso eine zeitgenössische<br />

Kontextualisierung geben.<br />

Wie Alte Musik und Moderne in Zwiesprache<br />

treten, möchte man unter anderem<br />

auch mit einer Uraufführung eines neuen<br />

Orgelwerks des italienischen Komponisten<br />

Pier Damiano Peretti zeigen. Dieser ließ<br />

sich vom Kirchenraum und der Klanglichkeit<br />

der Freundt-Richter-Orgel in der Stiftskirche<br />

Baumgartenberg zu dieser Auftragsarbeit<br />

der donauFestwochen inspirieren.<br />

Die Orgel wurde 1662 erbaut und gilt als<br />

Meisterwerk der süddeutschen barocken<br />

Orgelbaukunst. Gespielt wird die Uraufführung<br />

von Silva Manfrè, sie präsentiert darüber<br />

hinaus Werke von Franz Xaver Anton<br />

Murschhauser, Johann Caspar Kerll und<br />

Johann Jakob Froberger.<br />

Traditionell sind die donauFestwochen<br />

auch ein Podium für junge Musikerinnen<br />

und Musiker sowie neue Ensembles.<br />

So stellt sich etwa das Quartett Lantana<br />

Camara mit Barock- und heutiger Musik<br />

vor, während die Jazzfusion Band Eledone<br />

Zeitgenössisches in den Vierkanthof der<br />

Familie Hauer bringt. Wie stets wenden<br />

sich die donauFestwochen auch an junges<br />

Publikum: Mit speziellen Workshops zu<br />

„Zaide“ und mit der Einladung an alle unter<br />

15, gratis zu allen Konzerten der donauFestwochen<br />

zu kommen. e<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 51


Am Puls der Zeit. Tim<br />

Bendzko (38) ist einer der<br />

bekanntesten deutschsprachigen<br />

Sänger.<br />

Fotos: Josselin.<br />

52 <strong>Kulturmagazin</strong>


„Es ist eine<br />

bessere<br />

Welt jetzt“<br />

Trotz aller Krisen optimistisch bleiben: Das ist die<br />

Message, die Tim Bendzko auch in seinem neuen<br />

Album „April“ vermittelt. Ein Gespräch über<br />

Klimakleber, Social Media und Trennungsschmerz.<br />

Interview: Samir H. Köck<br />

Tim Bendzko war 2011 der große Überflieger mit dem Song<br />

„Nur noch kurz die Welt retten“. Auf seinem aktuellen Album<br />

„April“ (Sony Music) ironisiert er dessen Botschaft. Am 1. Juli<br />

gastiert Bendzko beim zum zweiten Mal stattfindenden Festival<br />

„Langenlois blooomt“. Mit dem „<strong>Kulturmagazin</strong>“ sprach er über<br />

toxische Beziehungen, über das Lesen und über Klimakleber.<br />

Sie sind im April geboren. Aber macht das diesen Monat so<br />

signifikant, dass man gleich einen Song mit diesem Titel schreiben<br />

muss?<br />

Es ist nicht nur ein Song, sondern auch das neue Album, das „April“<br />

betitelt ist. Der Gedanke war, dass in jedem Chaos die Chance zu<br />

einem Neuanfang steckt. Die Coronazeit mit ihren Lockdowns<br />

war ein ständiges emotionales Auf und Ab. Immer wenn man<br />

sich gerade sortiert hatte und für einen Neustart fit war, kam der<br />

nächste Lockdown. Weil der April macht, was er will, wie das<br />

Sprichwort sagt, war er der ideale Titel.<br />

Vor zehn Jahren haben Sie als Headliner in der berühmten<br />

Berliner Location Waldbühne gespielt. Welche Erinnerungen<br />

haben Sie daran?<br />

Das war aus mehreren Gründen völlig absurd. Ich hatte 2009 da<br />

schon mal als Gewinner eines Wettbewerbs Support für die Söhne<br />

Mannheims gemacht. 2011 habe ich vor Joe Cocker dort gespielt.<br />

Damals begann ich zu träumen, wie es denn wäre, wenn ich in<br />

zwei Jahren als Headliner hier spielen würde. Da entstand eine<br />

Vision. Und es passierte tatsächlich, dass ich zwei Jahre nach meinem<br />

Debütalbum an diesem Platz vor 22.000 Leuten konzertierte.<br />

Ein Jahr lang hatte ich Angst, dass niemand kommt. Dann war es<br />

tatsächlich voll, und dann kam die Security kurz vor Beginn zu mir<br />

und sagte mir, dass wir wahrscheinlich abbrechen werden müssen,<br />

weil eine Schlechtwetterfront naht. Nach einer Stunde wurde<br />

mir bewusst, dass ich da ja noch immer spielte und sang. Das hatte<br />

etwas Surreales. Es hat dann nie geregnet. Aus meiner Perspektive<br />

war die ganze Zeit blauer Himmel, aber in der anderen Richtung<br />

sah es äußerst bedrohlich aus. Hinter mir war Weltuntergang.<br />

Meine Lieblingszeile auf Ihrem neuen Album lautet „Mein allerliebster<br />

Schmerz bist du“. Ist das dem eigenen Leben abgetrotzt?<br />

Na klar. Ich kenne fast niemanden, der noch nie in einer toxischen<br />

Beziehung war. Ich habe zum Glück recht schnell den Absprung<br />

geschafft. Es ist schon lang her. Es war gefühlt meine erste richtige<br />

Beziehung, die einfach drei Jahre lang die Vollkatastrophe<br />

war. Und trotzdem bin ich nicht gleich<br />

rausgekommen. Für den Song habe ich das Thema<br />

recht pointiert aufgearbeitet, obwohl es eigentlich<br />

ein recht trauriges Thema ist. Es ist superschwer,<br />

von jemandem loszukommen, der einem am Herzen<br />

liegt. Auch wenn diese Person einen nicht so behandelt,<br />

wie man es vielleicht verdient hätte.<br />

Wie halten Sie sich sprachlich fit?<br />

Ich lese, aber nicht unbedingt mit dem Ziel der<br />

sprachlichen Fitness. Aber es hilft sicherlich. Werner<br />

Tipp<br />

Langenlois blooomt. Das junge<br />

Pop-Festival findet am 1. Juli<br />

auf der Open-Air Bühne von<br />

Schloss Haindorf statt. Einlass<br />

ab 17 Uhr statt. Line-up: 19.30<br />

Uhr Popwal, 20.30 Uhr Tim<br />

Bendzko, 22 Uhr DJ Ravex.<br />

Karten: kulturlangenlois.at/langenlois-blooomt<br />

Hansch ist ein berühmter Sportkommentator, bei dem ich einmal<br />

in der Sendung war. Dort sagte er den schönen Satz: „Lesen bildet<br />

Sprache.“ Ich habe in meinem Leben nie so viel gelesen wie in den<br />

letzten drei, vier Jahren.<br />

Romane?<br />

Ich bin eher der Sachbuchtyp. Bin aber davon schon ein wenig<br />

genervt. „4000 Wochen“ von Oliver Burkemann habe ich zuletzt<br />

gelesen. Ein Buch über Zeitmanagement. Biografien lese ich wahnsinnig<br />

gern. Die von André Agassi zählt zu meinen Lieblingsbüchern.<br />

Jetzt probiere ich gerade Bücher von Isaac Asimov.<br />

Was war der Masterplan fürs neue Album?<br />

Es sollte unbedingt abwechslungsreich sein. Das ist mir, glaube<br />

ich, sehr gut gelungen. Es gab keine Regeln. Alles, was uns Spaß<br />

machte, haben wir realisiert. Mit meinen beiden Produzenten, die<br />

sich Truva nennen, passt die Chemie. Wenn ich denen sage, lasst<br />

uns einen Song schreiben, der „Parallelwelt“ heißt, dann tun sie das<br />

ganz so, wie es mir behagt. Und so was wie „Magneten“ ist sowieso<br />

ein Ohrwurm.<br />

Ironisieren Sie Ihren ersten Hit in „Wer rettet die Welt für mich“?<br />

Das ist tatsächlich so etwas wie eine Fortsetzung von „Nur noch<br />

kurz die Welt retten“. Der Song ist zwölf Jahre alt, und ich höre<br />

jedes Jahr unzählige Male, wie gut er aufs jeweils laufende Jahr<br />

passt. Das finde ich spannend. Sagt viel über unsere Wahrnehmung,<br />

weil wir in jedem Jahr irgendeine Krise haben. Corona,<br />

Krieg, Inflation sind alles Riesenprobleme, die gelöst werden<br />

müssen. Aber wir vergessen ein bisschen, dass die Entwicklung<br />

eigentlich sehr positiv verläuft. Man muss nur vergleichen, wo wir<br />

heute stehen im Vergleich zu vor dreißig Jahren. Es ist eine bessere<br />

Welt jetzt.<br />

Was halten Sie von den Klimaklebern?<br />

Da muss ich philosophisch werden. Niklas Luhmanns Systemtheorie<br />

fällt mir da ein. Ich verstehe es grundsätzlich, wenn man glaubt,<br />

dass niemand das Problem versteht und man sich deshalb bemerkbar<br />

machen muss. Sie versuchen es in einem System zu kommunizieren,<br />

vergessen dabei aber, wie dieses System funktioniert. Am<br />

Ende des Tages machen sie nichts weiter, als den Medien Futter zu<br />

verschaffen, sie niederzumachen. Man sollte wissen, dass darüber<br />

nicht differenziert berichtet wird. Sie schaden der Bewegung leider<br />

mehr, als sie ihr helfen.<br />

War es hart, die Anonymität zu verlieren?<br />

Das war nicht so arg, weil ich mich innerlich darauf<br />

schon vorbereitet hatte. Viel schwieriger war<br />

das Aufkommen von Social Media. Da bekam man<br />

aus allen Richtungen eingeredet, dass je öffentlicher<br />

man mit seinem Privatleben ist, desto erfolgreicher<br />

würde man sein. Davon halte ich überhaupt nichts.<br />

In Ihren Liedern gibt es kaum konkrete politische<br />

oder sozialkritische Inhalte. Warum?<br />

Weil ich es nicht mag, mit dem Finger auf Leute zu<br />

zeigen. Wenn ich das machen wollte, wäre ich Lehrer<br />

oder Politiker geworden. e<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 53


54 <strong>Kulturmagazin</strong><br />

Vielseitig.<br />

Carolina Schutti<br />

entschied sich,<br />

statt einer Habilitation<br />

Literatur<br />

zu schreiben.


Telefonsex in<br />

der Abstellkammer<br />

Was Isolation aus einem Menschen machen<br />

kann: Davon handelt Carolina Schuttis<br />

fesselnder Roman über Lügen und Kindheit.<br />

Text: Erwin Uhrmann<br />

Foto: Christine Pichler<br />

Mädchen mit der Lehrerin anfreundet, was<br />

der Mutter nicht recht ist. Ausgerechnet ein<br />

ausgeborgtes Buch ist der Stein des Anstoßes.<br />

Eine Stelle, die Schutti nicht von ungefähr<br />

geschrieben hat, denn „Bücher können<br />

Menschen retten“ – und Lügengebäude<br />

zum Einsturz bringen. „Oft werden Kinder<br />

aus sozial benachteiligten Familien, die aus<br />

ihrer Situation ausbrechen, das Elternhaus<br />

verlassen oder auch studieren, von den<br />

anderen Familienmitgliedern als Verräter<br />

betrachtet“, weiß die Autorin, die für ihr<br />

Buch den Rat einer Sozialarbeiterin hinzugezogen<br />

hat. Die ältere Tochter gerät in diesen<br />

Zwiespalt. Ihre kleine Schwester sucht<br />

weiterhin den Schutz der mütterlichen<br />

Illusionswelt.<br />

Darf man die eigenen Kinder belügen?<br />

Und wann fängt das Lügen<br />

an, zum Problem zu werden?<br />

Die in Innsbruck lebende Autorin<br />

Carolina Schutti geht diesen brisanten<br />

Fragen des Erwachsenwerdens in ihrem<br />

Roman „Meeresbrise“ auf den Grund, und<br />

das weit über die klassische Christkind­<br />

Frage hinaus. Zunächst erscheint die Szenerie<br />

in dem hochkonzentrierten Roman<br />

wie eine nostalgische Erinnerung an eine<br />

einfachere Zeit, in der es weder Handys<br />

noch Internet gab. Die Leserinnen und<br />

Leser werden in ein österreichisches Dorf<br />

in den 1980ern geführt. Eine alleinerziehende<br />

Mutter versucht, mit ihren beiden<br />

Töchtern, beide im Volksschulalter, über<br />

die Runden zu kommen. Wenn sie in der<br />

Abstellkammer Telefonsex betreibt, glauben<br />

die Mädchen, sie pflücke Sterne.<br />

Schädliche Kekse. Im Supermarkt, predigt<br />

sie, gebe es jede Menge schädliche Produkte,<br />

vornehmlich die teuren Nudeln und<br />

Kekse, und dass andere Kinder die Mädchen<br />

meiden, sei nicht so schlimm, denn<br />

Freundschaften seien irrelevant – als dann<br />

ein Stein ans Fenster fliegt, soll es ein Vogel<br />

gewesen sein. In den eigenen vier Wänden<br />

lebt die Familie im Märchen, eine schäbige,<br />

mit Stoff umwickelte Glühbirne wird zur<br />

Prinzessinnenlampe mit rosa Tüll. Doch es<br />

lässt sich nicht vermeiden, dass der Kindheitszauber<br />

mit der harten Realität einer<br />

prekären Existenz kollidiert.<br />

„Man lügt oft, um Kinder zu schützen, etwa<br />

wenn es um Familiendramen geht. Der<br />

Onkel, der jemanden umgebracht hat, wird<br />

nicht erwähnt. Doch in Lügen kann man<br />

sich auch verstricken, und die Übergänge<br />

sind fließend, bis hin zur Verschwörungstheorie“,<br />

so Schutti, die sich damit beschäftigt<br />

hat, was Isolation aus einem Menschen<br />

machen kann. Nicht zuletzt wegen der<br />

Coronakrise und des Ukraine­Krieges hat<br />

sie ihren Roman als Parabel angelegt: „Ich<br />

frage mich, was den Kindern in Russland<br />

über die Ukraine erzählt wird.“<br />

Als im Buch die ältere Tochter wieder einmal<br />

vom Meer schwärmt, reißt der Mutter<br />

der Geduldsfaden. Das sei doch nur trübes<br />

Wasser, von dem man eine Salzwasservergiftung<br />

bekomme. Die Alternative:<br />

„Wir gehen zur Holzbrücke und sehen uns<br />

den Bach an.“ Den bitteren Humor in Szenen<br />

wie diesen, meint die 1976 geborene<br />

Schutti, nehme das Publikum bei Lesungen<br />

ganz unterschiedlich wahr – in Innsbruck<br />

sei gelacht worden, in Graz verhalten<br />

geschmunzelt und in Wien sei es still<br />

geblieben. Als ihr das Herausreden zu<br />

viel wird, schlägt die Mutter dann zu, der<br />

dünne Schleier zwischen Märchen und<br />

Realität zerreißt. „Ich wollte die Balance<br />

finden, mit der man sich dem Grauen annähern<br />

kann“, so Schutti, „wie viel ich den<br />

Leserinnen zumuten kann und wie viel<br />

meinen Figuren...“<br />

Es fehlt nicht an Kippmomenten in diesem<br />

bemerkenswerten Roman. Die Fassade<br />

beginnt zu bröckeln, als sich das ältere<br />

Tipp<br />

„Meeresbrise“. Carolina<br />

Schutti, Roman, 114 Seiten,<br />

21 Euro, Droschl Verlag.<br />

Bilder im Kopf. Schuttis Schreibstil ist<br />

knapp, ihren Roman erzählt sie in kurzen<br />

Szenen. Denn so, stellt sie fest, funktioniere<br />

auch Erinnerung: „Wir reden uns ein,<br />

dass wir uns an die gesamte Schulzeit erinnern,<br />

dabei haben wir nur wenige Bilder<br />

im Kopf, um die herum wir uns die ganze<br />

Geschichte konstruieren.“ Alles, was mit<br />

Gedächtnis zu tun hat, gesteht Schutti, sei<br />

ihre Leidenschaft, und fast hätte sie sich<br />

darauf spezialisiert und eine akademische<br />

Laufbahn eingeschlagen. Zwei Aktenordner<br />

waren für die Habilitation bereits<br />

gefüllt, als sie entschied, die Recherchen in<br />

den Altpapiercontainer zu stecken. Damals<br />

ist die promovierte Literaturwissenschaftlerin,<br />

die außerdem Konzertgitarre studiert<br />

und eine Gesangsausbildung abgeschlossen<br />

hatte, vor der Wahl gestanden,<br />

sich auf eines ihrer Talente zu fokussieren.<br />

Die Geburt ihres Kindes zwang sie zu einer<br />

Entscheidung, die zugunsten des Autorinnendaseins<br />

ausfiel – was sie bis heute nicht<br />

bereut. Im Jahr 2010 erschien ihr erster<br />

Roman „Wer getragen wird, braucht keine<br />

Schuhe“, dem folgten drei weitere, eine<br />

„Ich wollte die Balance finden, mit der man sich<br />

dem Grauen annähern kann.“<br />

Novelle und ein Lyrikband. Wie schwer<br />

das Muttersein noch immer mit dem Beruf<br />

zu vereinen ist, stellte sie fest, als ihr Kind<br />

gerade einmal drei war. Damals musste sie<br />

auf ein ihr zugesprochenes Aufenthaltsstipendium<br />

verzichten – Kinder waren nicht<br />

erwünscht. In ihrer Familiensituation funktioniere<br />

das Schreiben sehr gut, obwohl<br />

es Frauen noch immer schwerer als Männern<br />

falle, ins Arbeitszimmer zu gehen „wie<br />

Thomas Mann, der ganz selbstverständlich<br />

zwischen seinen dunklen Eichenmöbeln<br />

verschwand, um zu arbeiten.“ e<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 55


Doppelpremiere. 2022 brachte Maria<br />

Muhar ihren ersten Roman und ihr<br />

erstes Kabarettprogramm heraus.<br />

Fotos: Apollonia Theresa Bitzan.<br />

56 <strong>Kulturmagazin</strong>


Kinder, Küche,<br />

Kabarett<br />

Die gelernte Köchin und studierte Künstlerin<br />

Maria Muhar hat ein Jahr der Debüts hinter sich.<br />

Text: Sabine Hottowy<br />

was man mit dem Publikum macht, die<br />

Stimme schont, Text lernt. Da hat sie mir<br />

unterschiedliche Möglichkeiten gezeigt, mir<br />

dann aber die Entscheidung überlassen.“<br />

Der bedrohlichste Gedanke war und ist<br />

für Maria Muhar der Texthänger. Bisher<br />

hatte sie noch keinen, was sie nicht davon<br />

abhält, vorauseilend nervös zu sein. Jedes<br />

ihrer Berufsfelder hat Nachteile, die man<br />

ihr nebenbei gesagt nicht ansehen würde:<br />

„Beim Schreiben ärgert es mich manchmal,<br />

wenn ich das Gefühl habe, nicht die<br />

richtige Sprache zu finden. Beim Spielen<br />

ist es, sich dem Publikum auszusetzen,<br />

auch wenn man vielleicht einen Tag hat, an<br />

dem man sich lieber verkriechen würde.“<br />

Das Leben ist zu kurz, um Kinder<br />

zu kriegen. Oder ist es zu kurz,<br />

um keine Kinder zu kriegen?<br />

Diese Frage nagt an Maria Muhars<br />

erster Kabarettfigur. „Blinder Optimismus“<br />

muss es sein, der einen zwischen Atomkrieg<br />

und Klima-Apokalypse zur „gechillten“<br />

Fortpflanzung bewegt, sagt sie beim<br />

Open-End-Babysitten. Die Kiste mit der<br />

Familienplanung lässt die junge Künstlerin<br />

in dem Stück „Storno“ lieber zu. Immerhin<br />

gibt es genug, das sie beschäftigt: AMS-<br />

E-Mails, Förderanträge, catcallende Männer,<br />

die Gulaschkanone der Wirtschaftskammer,<br />

das „hiniche“ Interface ihres Telefons,<br />

Max Frischs Hirn, das Prekariat an<br />

sich, die Kinder ihrer Freundin, der Schöpfungsmythos<br />

einer Schriftstellerin. Da<br />

muss man tief Luft holen. Worin sich die<br />

Figur und ihre Autorin gleichen, ist der Bildungsweg:<br />

zuerst Köchin, dann Künstlerin.<br />

Von der Wesensart her sind sie sich nicht<br />

ähnlich. Ganz so locker-lässig rotzt Maria<br />

Muhar im echten Leben nichts daher. Sie<br />

ist ein freundliches Gegenüber, etwas<br />

zurückhaltend, offen, formuliert sorgfältig.<br />

Sie ist nicht grantig und gestresst, sondern<br />

dankbar für ihre Privilegien. Über ihre<br />

humoristische Arbeit hat sie klare Vorstellungen:<br />

„Ich bin keine Meisterin der One-<br />

Liner. Mein Schmäh erschließt sich über<br />

den Kontext.“<br />

Der Weg dahin war nicht linear. Nach der<br />

Matura und einem Kurzauftritt in einer<br />

Kunstschule hängte Muhar mit Anfang 20<br />

eine Lehrausbildung zur Köchin an, sie<br />

war älter (weiblicher) als der Durchschnitt<br />

ihrer Mitschüler. Im Anschluss an die Lehre<br />

setzte sie mit einem Studium an der Akademie<br />

der bildenden Künste und mit einem<br />

weiteren am Institut für Sprachkunst fort.<br />

Gekocht hat sie damals nebenher, um sich<br />

das Leben zu finanzieren. Muhar weiß,<br />

wäre sie bei einer dieser Ideen komplett<br />

unglücklich gewesen, hätte sie einen anderen<br />

Weg einschlagen können. Das ist eine<br />

andere Realität als die vieler Lehrlinge<br />

ihrer Kochklasse, „da ging es nicht dringlich<br />

um den langen Wunsch zu kochen, sondern<br />

darum, den Nachwuchs in die Arbeit zu<br />

schicken. Nicht in die Selbstfindung.“<br />

Gefunden hat sie sich auch in der Kleinkunst,<br />

in die sie vor einem Jahr – hurtig,<br />

nachdem sie ein Arbeitsstipendium für<br />

diesen Kulturbereich bekam – eingetreten<br />

ist. „Ich habe mich noch nie in einer Szene<br />

wiedergefunden, die derart unterstützend,<br />

herzlich und aufgeschlossen mir und anderen<br />

gegenüber war. Es ist eine sehr positive<br />

Erfahrung.“<br />

Text lernen. Ebenfalls eine große Hilfe<br />

war ihre Tante, die Schauspielerin Sabine<br />

Muhar. „Ich mag sie total gern, das war<br />

natürlich eine angenehme Arbeitsgrundlage.“<br />

Zusammen haben sie das Stück entwickelt.<br />

„In erster Linie hat mir Sabine<br />

geholfen, wie man sich auf der Bühne verhält,<br />

wie man mit der Dramaturgie umgeht,<br />

„Ich bin keine<br />

Meisterin der One-Liner.<br />

Mein Schmäh erschließt<br />

sich über den Kontext.“<br />

Tipp<br />

„Comish“. Kuratiert wird<br />

diese Wiener-Festwochen-<br />

Reihe heuer von Maria Muhar.<br />

Sie lädt ab 24. 5. lokale und<br />

internationale Künstlerinnen<br />

ein, die Bühne zu teilen.<br />

festwochen.at<br />

„Storno“. Ihr Programm spielt<br />

sie z. B. am 9. 5. im Niedermair.<br />

Siehe mariamuhar.com<br />

L’Amour toujours. Im Vorjahr hatte nicht<br />

nur „Storno“ Premiere, Muhar brachte<br />

auch ihren ersten Roman bei Kremayr &<br />

Scheriau heraus. „Lento Violento“ (jetzt<br />

müsste der 1990er-Jahre-Discogänger 4/4-<br />

Takt im Stil von Gigi D’Agostino im inneren<br />

Ohr haben) erzählt von Ruth, Daniel und<br />

Alex. Es ist eine Geschichte der Orientierungslosigkeit,<br />

die in kleinen Teilen bereits<br />

in Muhars Studienzeit entstanden ist und<br />

sich später zu einer großen Geschichte verwachsen<br />

hat. Wann das prägende Eurodance-Thema<br />

des Buches aufgekommen<br />

ist, kann Muhar nicht mehr rekonstruieren.<br />

„Irgendwann war es total logisch. Es<br />

lag wohl auch daran, dass diese Lieder so<br />

eine gewisse Lyrik haben, die gut bearbeitbar<br />

war. Ich mag es, Texte zu verfremden<br />

oder wiederkehren zu lassen, und dafür ist<br />

Eurodance, der an sich mit Wiederholungen<br />

arbeitet und nicht zu komplex aufgebaut<br />

ist, ein gutes Material.“ Es ist aber auch<br />

eine Hommage an ihre erste musikalische<br />

Auseinandersetzung. „Es gab natürlich<br />

die coolen Kinder, die nur Nirvana gehört<br />

haben, aber ich habe diesen ganze Scheiß<br />

gehört, das hat die Frühpubertät begleitet.“<br />

Aber zurück zur Handlungsebene von<br />

Muhars Kabarettdebüt „Storno“. Zentral<br />

ist hier „das Nachdenken der Figur, Kinder<br />

zu bekommen, und was das für eine halbjunge<br />

Frau bedeutet, die künstlerisch tätig<br />

ist. Sie wertet das Thema ab, bis man sich<br />

fragt, wenn sie so zufrieden ist mit ihrer<br />

Entscheidung, kinderlos zu leben, wieso<br />

redet sie dann so viel darüber?“ Vielleicht<br />

ist die Entscheidung noch nicht durch,<br />

nur die Angst davor? „Das ist vielleicht<br />

ein realer Bezug zu mir“, sagt Muhar. „Es<br />

gibt immer so viele Erzählungen über die<br />

Angst der Männer, sesshaft zu werden.<br />

Das wurde humoristisch ausgeschlachtet.<br />

Frauen haben genau dieselben Ängste und<br />

sind mit der Vorstellung einer Familie vielleicht<br />

komplett überfordert. Genau diesem<br />

Thema wollte ich einen Platz geben.“ e<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 57


Kevin Costner<br />

darf in der Serie<br />

„Yellowstone“<br />

als Rancher den<br />

Patriarchen raushängen<br />

lassen.<br />

Keanu Reeves<br />

gibt den beliebten<br />

Killer-Malocher<br />

John Wick<br />

als Zen-Buddhisten<br />

im Anzug.<br />

Daniel Craig<br />

hat James Bond<br />

die ärgsten Playboy-Allüren<br />

über<br />

weite Strecken<br />

ausgetrieben.<br />

Vin Diesel hat in<br />

den Filmen der<br />

„Fast and Furious“-Reihe<br />

viel<br />

Benzin und Testosteron<br />

getankt.<br />

Sylvester Stallone<br />

spielte Rocky<br />

und Rambo,<br />

jetzt rockt er als<br />

„Tulsa King“ den<br />

Mafia-Ruhestand.<br />

Die Evolution der<br />

Action-Männer<br />

Einst legten sie Landstriche in Schutt und<br />

Asche, jetzt ist mehr Achtsamkeit angesagt.<br />

Wie Actionfilmhelden sich verändern.<br />

Text: Andrey Arnold<br />

58 <strong>Kulturmagazin</strong><br />

Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss. Dieses<br />

Man(n)tra beflügelte – und beflügelt bis heute –<br />

die wunderliche Welt der Männerfantasien. Diese<br />

speisen sich zwar meistens aus althergebrachten<br />

Kulturnormen und mythischen Archetypen, suchen ihre<br />

Legitimation aber oft in tautologischen Umkehrschlüssen,<br />

die keinerlei Widerspruch dulden: Was einen Mann<br />

zu einem richtigen Mann macht, ist seine Männlichkeit –<br />

und diese orientiert sich wiederum an Männern, die sich<br />

musterhaft männlich verhalten. Sieht man sich viele der<br />

vermeintlich „exemplarisch männlichen“ Eigenschaften<br />

genauer an (Stärke, Verlässlichkeit, Selbstbeherrschung<br />

etc.), so wird ihr geschlechtsneutraler Charakter umgehend<br />

evident. Doch das Gefühl, sich einer fixen Genderrolle<br />

gewiss zu sein, gibt Menschen Sicherheit. Weshalb<br />

sich Männer (und Frauen) bevorzugt von Unterhaltungsprodukten<br />

bespaßen lassen, die besagte Rollen eher<br />

bestätigen (und, besser noch, abfeiern) als hinterfragen.<br />

Lang war das Action-Genre in dieser Hinsicht der geräumigste<br />

„Safe Space“ für männliche Kinobesucher, die ihre<br />

maskulinsten Charakterzüge auch in der Freizeit stärken<br />

und pflegen – oder deren Mangel imaginär kompensieren<br />

– wollten. Unabhängig vom jeweiligen Ursprungsland<br />

eines Actionfilms fanden sie darin fast ausnahmslos<br />

männliche Protagonisten vor, die in der Regel clever,<br />

Fotos: Paramount+(2), Universal(2), Lionsgate, Netflix(2).


Arnold Schwarzenegger<br />

kommt<br />

immer wieder zurück,<br />

demnächst<br />

als alternder CIA-<br />

Agent in „Fubar.“<br />

Jamie Foxx zeigt<br />

in „Day Shift“<br />

Vampiren und<br />

weißen Weichlingen,<br />

wo der<br />

Hammer hängt.<br />

nie, blieben die Koordinaten der darin verhandelten<br />

Männlichkeitsideale weithin intakt. Doch jüngere, u. a.<br />

von Missbrauchsskandalen (und feministischen Reaktionen<br />

darauf) mitbeförderte kulturelle Entwicklungen<br />

machten auch vor diesen nicht halt. Die gestandenen<br />

Mannsbilder von anno dazumal muten auf viele<br />

„wokere“ Zuschauer zunehmend wie überzogene Karikaturen<br />

chauvinistischer Macho-Macker an. Trotzdem<br />

ist das Bedürfnis nach starken Action-Männern im<br />

Film ungebrochen. Wie umgehen mit diesem Dilemma?<br />

Dereinst gestandene Kino-Mannsbilder<br />

wirken auf manche jüngere Zuschauer wie<br />

absurde Macho-Macker-Karikaturen.<br />

kraftvoll und durch so gut wie nichts aus der Fassung<br />

zu bringen waren. Ihr Tatendrang und ihre Handlungsmacht<br />

gingen gleichsam mit der Gattungsbezeichnung<br />

„Action“ einher. Eine bis heute im Guten wie im Schlechten<br />

unerreichte Blütezeit durchlebte das Genre in den<br />

1980er-Jahren: Hypertroph war damals nicht nur die Muskulatur<br />

vieler (US-)Actionfilmhelden, sondern auch alles<br />

andere, was ihre Leinwandabenteuer besonders machte.<br />

Virilität und Potenz. Krawallkönige wie Arnold Schwarzenegger<br />

(„Das Phantom-Kommando“), Sylvester Stallone<br />

(„Rambo II – Der Auftrag“) und Chuck Norris („Missing<br />

in Action“) schöpften breitbeinig aus dem Vollen,<br />

wenn es um Demonstrationen ihrer Virilität und Potenz<br />

ging – im übertragenen Sinne, versteht sich. Dabei beließen<br />

sie es nicht bei Kraftmeierei, legten vielmehr mit<br />

Vorliebe ganze Landstriche in Schutt und Asche, lustvoll<br />

und spektakulär. Machten mit ihren Widersachern kurzen<br />

und blutigen Prozess. Steckten jede Verletzung achselzuckend<br />

weg. Und zeigten nur selten Gefühle abseits<br />

von Wut und Siegesfreude. Wozu auch? Sie waren Männer!<br />

Zumal solche, die ein Millionenpublikum begeisterten.<br />

Obwohl sich die Zügellosigkeit dieser Overkill-<br />

Ära des Actionfilms spätestens ab den 1990er-Jahren<br />

stetig verringerte, überformt von (Bier-)Ernst und Iro-<br />

Tipp<br />

„Fubar“. In seiner neuen<br />

Streaming-Serie (Start:<br />

25. Mai) spielt „Arnie“ einen<br />

Geheimagenten kurz vor der<br />

Pensionierung. Vorab meinte<br />

der rüstige Österreicher,<br />

die Actionkomödie werde<br />

das Publikum „in den Arsch<br />

treten“, aber auch „zum<br />

Lachen bringen“. netflix.com<br />

Keine Ruhe. Die Antwort lautet naturgemäß: Mit Hilfe von<br />

Adaption. Wer als Männlichkeitsvorbild im Kino bestehen<br />

will, muss mit der Zeit gehen – und die verfänglichsten<br />

Merkmale ehemaliger Testosteronheroen ablegen.<br />

Was ironischerweise keineswegs heißt, dass die stolzen<br />

Recken sich nun endlich ein bisschen entspannen dürfen,<br />

ihre Männlichkeit nicht mehr in jedem Filmmoment<br />

unter Beweis stellen müssen. Im Gegenteil: Zur körperlichen<br />

Disziplin gesellt sich nunmehr auch eine moralische.<br />

Musterbeispiel hierfür ist John Wick, seines Zeichens<br />

erfolgreichste Action-Ikone der Gegenwart. Keanu Reeves<br />

gibt diesen immerzu Anzug tragenden Killer-Malocher<br />

als eine Kreuzung aus Samurai, Zen-Buddhist und Trauerkloß.<br />

Widerwillig meuchelt er sich in seiner bislang vierteiligen<br />

Filmreihe durch endlose Gegnerhorden, schleppt<br />

sich von Schlacht zu Schlacht wie ein japanischer Salaryman<br />

ins Büro. Lieber würde er in Frieden ruhen, doch das<br />

Leben lässt ihn nicht. Einen Triumph freudig auszukosten<br />

wäre für Wick unstatthaft: Dieser Gentleman schweigt lieber,<br />

ohne je zu genießen. Auch James Bond hat sich in der<br />

Legislaturperiode Daniel Craigs großteils vom fröhlichen<br />

Playboy-Dasein verabschiedet. Stattdessen widmet er sich<br />

seinen Kindheitstraumata, ringt mit den Tücken der Tradition,<br />

kiefelt an Bürden des Alters. Weltretten ist für ihn<br />

längst zur drögen Routine verkommen, die einstigen Ausschweifungen<br />

in puncto Sex und Gewalt sind nicht mehr<br />

wirklich en vogue. Überdies scharren schon jüngere Nachfolger<br />

in den Startlöchern: Frauenschwarm Ryan Gosling<br />

gibt im Netflix-Spionageknaller „The Gray Man“ einen US-<br />

Bond-Verschnitt, der nicht nur als Actionfigur, sondern<br />

auch in jeder anderen Hinsicht unfehlbar scheint. Bei ihm<br />

ist alles diensteifrige Pflicht, nichts mehr Kür. Menschlich<br />

wirkt dieser makel- und eigenschaftslose Superspion nur,<br />

wenn man die Augen beim Streamen fest zukneift.<br />

Ein Arnold Schwarzenegger, der seine Starkarriere als<br />

roboterhafter „Terminator“ begann und die so geschaffene<br />

Image-Blechschale erst mühsam abstreifen musste,<br />

wird sich hüten, auf diesen Optimierungszug aufzuspringen.<br />

Eher dürfte sein Netflix-Auftritt in der Serie „Fubar“<br />

die Klischees rund um die steirische Eiche behutsam auf<br />

die Schippe nehmen (und aus dieser kalkulierten<br />

Selbstbescheidung Schmäh-Kapital schlagen).<br />

Für Sylvester Stallone hat das bereits funktioniert,<br />

seine humorige Mafiaserie „Tulsa King“<br />

ging in den USA durch die Decke. Wobei sie die<br />

Grundpfeiler der maskulinen Aura ihres Stars<br />

unangetastet lässt: Obwohl der von Stallone<br />

gespielte Mafioso 75 Jahre auf dem Buckel hat,<br />

geht er keiner physischen Konfrontation aus<br />

dem Weg. Und ist nie um eine gepfefferte Betonwatsche<br />

verlegen. Ein Mann muss schließlich<br />

tun, was ein Mann tun muss! e<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 59


Stille Rebellen<br />

Dieser Ausstellungssommer macht sich interessant. Er lädt ein zu neuen Sichtweisen,<br />

ungewohnten Blickwinkeln und mutigen Lesarten. Text: Johanna Hofleitner<br />

1<br />

Fotos: © Yoshitomo Nara | Pace Gallery; © Bildrecht Wien 2023 and Chiharu Shiota; Courtesy of Carbon12, © Elisabeth Wild; Photo: Christopher Burke, © The Easton Foundation / Bildrecht Wien.<br />

60 <strong>Kulturmagazin</strong>


3<br />

2<br />

4<br />

1. Albertina Modern<br />

„All My Little Words“. Mit seinen mangaartigen Darstellungen von Kindern<br />

mit riesigen Augen und grimmigem Blick wurde Yoshitomo Nara weltberühmt.<br />

Entstanden unter dem Eindruck von Popkultur, Comics, Graphic<br />

Novels sowie Rock- und Punk-Musik erzählen sie von Verlassenheit und Verwundbarkeit,<br />

Zorn und Rebellion. Das Tōhoku-Erdbeben und der Tsunami<br />

2011 ließen ihn in seiner Kunst nachdenklich werden. Ausgehend von Naras<br />

zeichnerischem Schaffen aus vier Jahrzehnten, beleuchtet die Albertina Modern<br />

nun die emotionale Bandbreite seiner Kunst. 10. 5.–1. 11., albertina.at<br />

3. Mumok<br />

„Fantasiefabrik“. Elisabeth Wild (1922–2020) ist eine der großen, späten<br />

Entdeckungen der documenta 14. Entlang eines von Flucht und Vertreibung<br />

geprägten Lebens schuf die gebürtige Wienerin ein Werk, das zahlreiche, oft<br />

heterogene Einflüsse aufnahm. In ihrem Spätwerk führte sie diese gleichsam<br />

kaleidoskopisch zusammen in verdichteten Collagen, die an imaginäre<br />

Traumwelten oder kosmische Visionen erinnern. 5. 5.–7. 1. 2024, mumok.at<br />

2. Kunstraum Dornbirn<br />

„Who am I Tomorrow?“ Raumgreifenden Fadenverspannungen mit eingeknüpften<br />

Erinnerungsobjekten machten Chiharu Shiota bekannt. Inmitten<br />

einer von Verunsicherungen bestimmten Welt sind sie zugleich Anknüpfungs-<br />

und Ankerpunkte für Emotionen, persönliche Erlebnisse, Ängste und<br />

Traumata. Für die ehemalige Montagehalle des Kunstraums entwickelt die<br />

japanische Künstlerin nun eine Installation, die die spezifischen Grundbedingungen<br />

des Ausstellungsraums aufgreift. 7. 7.–12. 11., kunstraumdornbirn.at<br />

4. Unteres Belvedere<br />

„Louise Bourgeois“. Eine Zimelie ist diese erste europäische Präsentation des<br />

malerischen Frühwerks von Louise Bourgeois (1911–2010). Zwar wurde ihr<br />

erst ab den 1980ern internationale Anerkennung zuteil. Ihre Inhalte und Vokabular<br />

entwickelte die französisch-amerikanische Künstlerin allerdings schon in<br />

den 1940ern über die Malerei. Die Schau setzt diese frühen im Surrealismus<br />

verwurzelten Gemälde in einen Dialog mit ihren späteren Skulpturen, Zeichnungen<br />

und Rauminstallationen. 22. 9.–28. 1. 2024, belvedere.at<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 61


1 2<br />

3<br />

1. Kunsthalle Wien<br />

„Ohmmm age Oma je ohomma mama“. Der Komplexität drängender gesellschaftlicher<br />

Anliegen begegnet Laure Prouvost mit Verspieltheit und Verwirrung.<br />

In einem performativ-narrativen Gestus verwebt sie heterogene Medien<br />

wie Film, Malerei, Skulptur zu surrealen Environments. Für Wien entwickelt sie<br />

eine fiktive Genealogie an Großmüttern, von der Venus von Willendorf über<br />

Artemisia Gentileschi und Donna Haraway bis zu den realen Omas der Kuratorin,<br />

Nachbarin und Studiomanagerin. 11. 5.–1. 10., kunsthallewien.at<br />

3. Kunsthalle Krems<br />

„Gravitation“. Mit seinen minimalistisch-abstrakten Skulpturen zählt der<br />

Spanier Eduardo Chillida (1924–2002) zu den bedeutendsten Bildhauern des<br />

20. Jahrhunderts. In tonnenschweren Werken, oft für den öffentlichen Raum<br />

geschaffen, setzt er Masse und Raum, Fülle und Leere, Hell und Dunkel in<br />

spannungsvolle Dialoge. Ein wichtiges Pendant zu den Skulpturen bildet sein<br />

grafisches Werk, das lineare Zeichnungen ebenso umfasst wie flächenbezogene<br />

Collagen und hängende Papierarbeiten. Bis 24. 9., kunsthalle.at<br />

2. Kunsthaus Bregenz<br />

Michael Armitage. Gewaltige Bilderzählungen mit Szenen aus der Kolonialgeschichte<br />

vis-à-vis von tagespolitischen Ereignissen machten den Kenianer<br />

Michael Armitage zu einem der renommiertesten Künstler der Gegenwart.<br />

In traumwandlerischen Landschaften treffen lokale Rituale, Kundgebungen,<br />

Werbeschilder auf Flora und Fauna. Einflüsse von Goya, Gauguin, den<br />

Fauves finden darin ebenso ihren Niederschlag wie die Auseinandersetzung<br />

mit ostafrikanischer Tradition. 15. 7.–29. 10., kunsthaus-bregenz.at<br />

4. Forum Frohner Krems<br />

„Oberhuber trifft Frohner“. Angesichts ihrer verschlungenen Curricula ist<br />

diese Schau keineswegs das erste Aufeinandertreffen von Oswald Oberhuber<br />

und Adolf Frohner. Ab den 1970ern prägten sie als einflussreiche Lehrerpersönlichkeiten<br />

an der Angewandten das Kunstverständnis gleich mehrerer<br />

Generationen. Die Doppelausstellung verdankt sich der Sammelleidenschaft<br />

von Stephan und Christian Ettl, die bei diesen Schwergewichten der neueren<br />

österreichischen Kunst studierten. 20. 5.–22. 10., forum-frohner.at<br />

4<br />

Fotos: Gene Pittman, Courtesy Walker Art Center, Minneapolis; © Michael Armitage, White Cube; © Zabalaga-Leku, Bildrecht Wien 2023, Courtesy of the Estate of Eduardo Chillida and Hauser & Wirth, Foto:<br />

Mikel Chillida; © Sammlung Stephan Ettl, Foto: Konrad Strutz; Courtesy Richard Saltoun Gallery, London and Rome; Courtesy Artothek des Bundes, Dauerleihgabe im Belvedere, Wien; Ištvan Išt Huzjan.<br />

62 <strong>Kulturmagazin</strong>


5<br />

6<br />

7<br />

5. Akademie der bildenden Künste Wien<br />

„History Tales“. Die neu aufgestellten Kunstsammlungen der Akademie<br />

haben sich einem transhistorischen Ansatz verschrieben: Alt trifft auf Neu,<br />

Kunstgeschichte auf Zeitgenossenschaft. „History Tales“ verhandelt Historizität<br />

und den Umgang mit Fakt und Fiktion: Identität, Heldentum, Kriege, Naturkatastrophen<br />

und Umwälzungen kommen dabei ebenso zur Sprache wie<br />

die Frage der (Re-)Konstruktion von Geschichte. Mit Tizian, Tiepolo, Eleonor<br />

Antin (Bild), Marcel Broodthaers u. a. Ab 27.9., kunstsammlungenakademie.at<br />

6. Halle für Kunst Steiermark<br />

„Fantastic Surrealists“. Das Abgründige, Jenseitige, Psychologisch-Tiefschürfende<br />

wird der österreichischen Kunst gern als Merkmal attestiert.<br />

Obwohl auch die Phantastischen Realisten (Bild: Anton Lehmden) bestens<br />

darum Bescheid wussten, haben sie den Sprung in den Kanon bis dato nicht<br />

geschafft. Quer zur Kunstgeschichte und im Lichte eines neuen Interesses<br />

an surrealistischen Strömungen unternimmt die Ausstellung den Versuch,<br />

diese Werke auf ihre Aktualität hin zu befragen. 3. 6.–10. 9., halle-fuer-kunst.at<br />

7. Camera Austria Graz<br />

„A poem between us“. Ausgangspunkt der Kunst von Ištvan Išt Huzjan ist die<br />

Beschäftigung mit Distanzen, Routen und Wegen. Dabei nimmt der slowenische<br />

Künstler nicht nur die Art der Fortbewegung in den Fokus. Das konzeptuelle<br />

Zusammenspiel von Fotografien und Objekten – etwa eine Postkarte<br />

des Berges Triglav (Bild) – befragt zudem Beziehungen zwischen dem Individuum,<br />

gesellschaftlichen Strukturen sowie historischen und geografischen<br />

Verhältnissen. 17. 6.–20. 8., camera-austria.at


1 2<br />

3 4<br />

1. Dom Museum Wien<br />

„Tod“. Eines der großen gesellschaftlichen Tabuthemen schlechthin ist der<br />

Tod: unausweichlich, unbenennbar. Wie einer Stellvertreterin obliegt es der<br />

Kunst, dazu Fragen zu stellen, Antworten zumindest vorzuschlagen. Mit der<br />

neuen Jahresausstellung spannt das Dom Museum einen kulturhistorischen<br />

Bogen quer durch die Jahrhunderte und spürt dem Thema aus unterschiedlichen<br />

Perspektiven nach. Mit Werken von Renate Bertlmann, Ameh Egwuh<br />

(Bild), Alfred Kubin, Maria Lassnig, Orlan u. a. Ab 6. 10., dommuseum.at<br />

3. Museum der Moderne Salzburg<br />

Maria Bartuszová. Sie ließ sich vom menschlichen Körper, Regentropfen<br />

oder Eiern inspirieren. Diese Formen übersetzte Maria Bartuszová (1936–<br />

1996) unter Rückgriff auf Materialien wie Gips, Aluminium oder Plexiglas<br />

in abstrakte Skulpturen und taktil-haptische Installationen, die von persönlichen<br />

Erfahrungen und der Liebe zur Natur geprägt sind. Die One-Woman-<br />

Show lädt zur Entdeckung des Werks einer der innovativsten tschechischslowakischen<br />

Künstlerinnen des 20. Jh. 22. 7.–7.1., museumdermoderne.at<br />

2. Fotohof Salzburg<br />

„Fototechnika“. Das Klischee, sie wäre eine technikbasierte Männerdomäne,<br />

hat sich der Fotografie im Lauf ihrer Geschichte regelrecht eingebrannt.<br />

Dem widersetzen sich die Künstlerinnen dieser Ausstellung mit spielerischer<br />

Vehemenz, indem sie etwa digitale und analoge Arbeitsabläufe und Werkzeuge<br />

ins Bild holen, mit dem Fetisch Kamera spielen oder in einen künstlerischen<br />

Dialog mit ihren ebenso technikaffinen Vorläuferinnen treten. Mit<br />

Caroline Heider, Silvia Henrich, Lisa Rastl (Bild) u. a. Bis 20. 5., fotohof.at<br />

4. Kunstverein Eisenstadt<br />

„Multiform Madness (Feelings are Facts)“. Neun Künstlerinnen und Künstler<br />

reagieren auf die Magie des Ortes, an dem der Kunstverein Eisenstadt untergebracht<br />

ist. Angetrieben von kreativem Wahnsinn, Performanz und kollektivem<br />

Denken verwandeln sie das ehemalige Kloster samt Stiegenhäusern,<br />

Gängen und Nebenräumen in einen immersiven psycho-physischen Raum,<br />

der das fragile Beziehungsgeflecht zwischen künstlerischer Kreativität und<br />

Manie erahnen lässt. 26. 6.–3. 9., kunstvereineisenstadt.at<br />

Fotos: Courtesy of Ahmed Egwuh and Rele Gallery; ©Lisa Rastl; © Photo Tate; Lilla Lorinc.<br />

64 <strong>Kulturmagazin</strong>


„Schuld“<br />

Die neue Ausstellung im Museum Judenplatz untersucht<br />

verschiedene Dimensionen von Schuld.<br />

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />

Nürnberger<br />

Prozesse, Bank<br />

mit Angeklagten<br />

des NS-Regimes,<br />

1945 (links).<br />

Gerhard Richter,<br />

„Onkel Rudi“,<br />

1965 (rechts).<br />

Fotos: Courtesy of Adi Nes & Praz-Delavallade Paris, Los Angeles; Památník Lidice, Lidice Memorial; Presse Foto Röhnert, Deutsches Historisches Museum<br />

Schuld begleitet die Menschheit seit Anbeginn.<br />

Adam und Eva brachten nach jüdisch-christlicher<br />

Überlieferung durch ihren Sündenfall Schuld in die<br />

Welt. Kains Mord an seinem Bruder Abel gilt bis heute<br />

als Gleichnis für das Unrecht, das Menschen einander<br />

zufügen. Während Schuldbekenntnisse ein zentraler<br />

Gedanke monotheistischer Religionen sind, fällt das<br />

Strafrecht Urteile über Schuld und Unschuld. Nach der<br />

Shoah wurde der Umgang mit Schuld zu einer bis in<br />

die Gegenwart relevanten gesellschaftspolitischen Frage:<br />

Wurde zu Beginn über Kollektivschuld und individuelle<br />

Schuld debattiert, stehen heute die Fragen nach<br />

Mitschuld und verdrängter Schuld im Vordergrund.<br />

Dimensionen von Schuld – von Eva bis Kobalt.<br />

Historische Objekte und ausgewählte Kunstwerke erzählen<br />

bis Oktober verschiedene Schuldgeschichten.<br />

Eine Marmorskulptur der jüdischen Bildhauerin Teresa<br />

Feodorowna Ries zeigt eine „Eva“, die für unterschiedliche<br />

Zugänge von Schuld der monotheistischen<br />

Weltreligionen steht. Gerhard Richters Ölgemälde<br />

„Onkel Rudi“, das erstmals in Österreich ausgestellt<br />

wird, zeigt den Onkel des Künstlers in der<br />

Offiziersuniform der nationalsozialistischen deutschen<br />

Wehrmacht. Das Motiv könnte in vielen österreichischen<br />

bzw. deutschen Familien-Fotoalben zu finden<br />

sein. Ein durch die Shoah erstmals von einer breiteren<br />

Öffentlichkeit wahrgenommenes Phänomen sind<br />

Schuldgefühle von Überlebenden. Sie hatten oft das<br />

Gefühl, dass sie unverdient überlebt hätten oder dass<br />

ihr Überleben eine Art Verrat an denjenigen gewesen<br />

sei, die ermordet wurden. Diese wird durch ein Porträt<br />

des Auschwitz-Überlebenden und Schriftstellers<br />

Piotr Ravitz repräsentiert, der vom berühmten Fälscher<br />

der Résistance, Adolfo Kaminski, fotografiert<br />

worden ist.<br />

Adi Nes, „Cain &<br />

Abel“, 2006.<br />

Kalender<br />

„SCHULD“, bis 29. 10. 2023<br />

Museum Judenplatz<br />

Judenplatz 8, 1010 Wien<br />

So–Do 10–18 Uhr<br />

Fr 10–17 Uhr<br />

www.jmw.at<br />

In der Gegenwartsgesellschaft ist Schuld ein allgegenwärtiges<br />

Thema im Zusammenhang mit der<br />

Ungleichheit der Menschen und der Zerstörung des<br />

Planeten. Diese existenzielle Schuld wird durch ein<br />

Fläschchen Kobalt repräsentiert. Der Kobaltabbau<br />

bringt soziale Verwerfungen, Korruption und bewaffnete<br />

Konflikte mit sich. Gleichzeitig ist das Metall für<br />

uns alle unverzichtbar geworden, ist es doch wesentlicher<br />

Bestandteil elektronischer Geräte, vom Smartphone<br />

bis zum Elektroauto.<br />

„Schuld“ am Ort der „Wiener Gesera“.<br />

Das Museum Judenplatz in Wien präsentiert<br />

unter dem Motto „kleine Ausstellungen<br />

mit großen Themen“ Wechselausstellungen,<br />

die bewusst in Bezug zu der 1421<br />

zerstörten mittelalterlichen Synagoge und<br />

dem Mahnmal für die österreichischen<br />

jüdischen Opfer der Shoah stehen.<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 65


1 2<br />

3 4<br />

1. Horten Museum Wien<br />

„Rendezvous“. Frankreich spielt in der umfangreichen Sammlung, die Heidi<br />

Horten hinterlassen hat, eine zentrale Rolle. Mit Beständen von Chagall (Bild),<br />

Picasso und Yves Klein verfügt sie über Konvolute von drei der bedeutendsten<br />

Künstler des 20. Jahrhundert. Frankreich spielte aber auch in der Lebenswelt<br />

der Sammlerin eine große Rolle. Diese bildet nun die Kulisse für ein exklusives<br />

Rendezvous mit der französischen Kunst seit der Moderne, von Toulouse-Lautrec<br />

bis Niki de Saint Phalle. 6. 5.–29. 10., hortencollection.com<br />

3. Kunstraum Niederösterreich<br />

„T(())mb“. Niemand kennt ihre Namen, nicht einmal die Anzahl der Akteure.<br />

Das anonyme Kollektiv Omsk Social Club ist ein radikales Experiment an der<br />

Schnittstelle von Kunst, Politik und Leben. Mit Rollenspielumgebungen im<br />

Kontext zeitgenössischer Kunst schaffen sie Environments, die die Grenzen<br />

zwischen Kunst und Leben sprengen. Ihre partizipativ-immersive Installation<br />

„T(())mb“ widmet sich den Kalkülen und Strategien der Social Media und entlarvt<br />

ihren Zusammenhang mit Gaming-Prinzipien. 7. 6.–29. 7., kunstraum.net<br />

2. Kunsthaus Graz<br />

„Körper und Territorium“. Die groß angelegte Schau nimmt die Politisierung<br />

der Kunstszenen im ehemaligen Jugoslawien und in Österreich in den 1960erund<br />

1970er-Jahren in den Fokus. War hierzulande die Thematisierung der<br />

Verletzlichkeit des Körpers im Medium radikaler Performance ein Kristallisationspunkt,<br />

formierten sich Kunstbewegungen in Ex-Jugoslawien unter dem<br />

Vorzeichen fehlender Institutionen aus dem Kampf um liberalere Werte. Mit M.<br />

Abramović, G. Brus, Valie Export, Tomislav Gotovac (Bild), Grupo OHO, Laibach,<br />

Milica Tomić, Peter Weibel u. a. 26. 5.–27. 8., museum-joanneum.at<br />

4. Leopold Museum<br />

Max Oppenheimer. Er ist ein geradezu paradigmatischer Repräsentant der<br />

Wiener Moderne. Nicht nur nahm Max „Mopp“ Oppenheimer (1885–1954)<br />

früh schon an den legendären Kunstschauen teil. Er war auch fest in deren<br />

Netzwerken verankert, auch wenn Oskar Kokoschka später zu seinem Rivalen<br />

wurde. Die Ausstellung ist ein Versuch, das Werk dieses Expressionisten<br />

der ersten Stunde neu zu bewerten. Ab 6. 10. leopoldmuseum.org<br />

Fotos: Bildrecht, Wien 2023; Milisav Vesović, Sammlung MSU Zagreb; Stateless Studio; © Oesterreichische Nationalbank.<br />

66 <strong>Kulturmagazin</strong>


Großes Open-Air-Spektakel<br />

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />

Georges Bizets „Carmen“ ist vom 12. Juli bis 20. August 2023 als spektakuläre<br />

Neuinszenierung auf einer der größten Freiluftbühnen Europas zu erleben.<br />

Der Steinbruch St. Margarethen<br />

bietet eine besondere Kulisse für<br />

zauberhafte Kulturabende.<br />

Daniel Serafin, der Intendant der<br />

Oper im Steinbruch.<br />

Fotos: Andreas Tischler, Carla Ricotti, Tatyana Vlasova, Lisa Schulcz<br />

Für die Liebe zwischen der Fabrikarbeiterin<br />

Carmen und dem Sergeanten José hat Bizet<br />

eine Fülle grandioser Melodien geschaffen:<br />

Habanera, Blumenarie, Torero-Lied, Seguidilla,<br />

Schmugglerquintett – all diese tönenden<br />

Meisterwerke finden ihren Widerhall in der gleichermaßen<br />

wilden wie sanften Landschaft des Steinbruchs<br />

St. Margarethen.<br />

Mit „Carmen“ bringt die Oper im Steinbruch 2023<br />

eines der beliebtesten und meistaufgeführten Opernwerke<br />

auf eine der größten Freiluftbühnen Europas.<br />

Bereits zwei Mal war „Carmen“ auf der Bühne der<br />

Oper im Steinbruch zu sehen, 2023 kehrt sie neuinszeniert<br />

mit internationaler Starbesetzung zurück.<br />

1875 in Paris uraufgeführt, gaben sich Publikum und<br />

Presse vorerst verhalten. Georges Bizet starb nur wenige<br />

Monate später im Alter von 36 Jahren. Und er erlebte<br />

nicht mehr mit, wie seine „Carmen“ noch im selben<br />

Jahr ihren internationalen Siegeszug antrat.<br />

Debüt und Hollywood-Filmset. Bei der Oper im Steinbruch<br />

gibt Sopranistin Kristīne Opolais ihr Debüt als<br />

Carmen. Neben ihr werden auch die junge Norwegerin<br />

Lilly Jørstad und Francesca di Sauro als Carmen auf<br />

der Bühne stehen.<br />

Ihnen zur Seite stehen Künstlerinnen und Künstler wie<br />

unter anderen Migran Agajanyan, Sergey Kaydalov,<br />

Yulia Suleimanova, Vanessa Vasquez, Ivan Zinoviev<br />

oder der US-Amerikaner Matthew White, der sein<br />

Europa-Debüt gibt.<br />

Den Klangkörper bildet der Philharmonia Chor Wien<br />

unter der Leitung von Walter Zeh. Mit Valerio Galli steht<br />

ein international aufstrebender junger Künstler am<br />

Dirigentenpult des Piedra Festivalorchesters.<br />

Kristīne Opolais<br />

gibt ihr Debüt als<br />

Carmen.<br />

Kalender<br />

„Carmen“ von Georges Bizet,<br />

Premiere: 12. Juli 2023, weitere<br />

Termine im Juli und August 2023<br />

Ticketbüro pan.event GmbH<br />

Tel. +43/(0)2682/65 0 65<br />

tickets@panevent.at<br />

www.operimsteinbruch.at<br />

Die Kostüme für „Carmen“<br />

stammen von Carla Ricotti.<br />

Eine Traumfabrik. Mit Spannung darf zudem die Regiearbeit<br />

des Franzosen Arnaud Bernard erwartet werden.<br />

Gemeinsam mit seinem Team wird er den Steinbruch in<br />

Anlehnung an die großen Filmstudios der Vergangenheit<br />

in eine ganz besondere Traumfabrik verwandeln.<br />

Für das Bühnenbild zeichnet Alessandro Camera verantwortlich.<br />

Die Gestaltung der Kostüme liegt in der<br />

Hand von Carla Ricotti, die ebenfalls<br />

bereits Aufführungen weltweit ausgestattet<br />

hat. Zudem gibt es ein Wiedersehen<br />

mit Ran Arthur Braun: Er hat als<br />

international gefragter Fachmann für<br />

Live-Stunts-Koordination und Kampfchoreografie<br />

bereits bei „Turandot” im<br />

Jahr 2021 für faszinierende Effekte gesorgt.<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 67


Aufzeigen, was auf<br />

dem Spiel steht<br />

Die Klimakrise hat längst den Kunstbetrieb<br />

erreicht. Engagement und Verantwortung tun<br />

mehr not denn je.<br />

Kollektive Konstellation. Michael Reindel<br />

und Vik Bayer verbindet ein gemeinsames<br />

Interesse an den Kreisläufen der Natur.<br />

Text: Johanna Hofleitner<br />

Porträt: Carolina Frank<br />

Fotos: © Romana Hagyo/Silke Maier-Gamauf/Bildrecht; Marie Vermont.<br />

68 <strong>Kulturmagazin</strong>


Gletscherschmelze in den Alpen.<br />

Massives Fischsterben in Australien.<br />

Überhitzte, austrocknende<br />

Seen vor unserer Haustür. Frosteinbrüche<br />

im Frühjahr. Gefährdete Ernten.<br />

Brennende Wälder. Überflutungen. Die<br />

Liste der Nachrichten über klimabedingte<br />

Probleme, ja Katastrophen wird immer länger,<br />

die Proteste werden immer lauter. Die<br />

Klimakrise ist längst zum Klimanotstand<br />

geworden. Das Thema ist unausweichlich<br />

auch in der Kunst angekommen – nicht nur<br />

auf individueller Ebene aus eigenem Engagement<br />

heraus, sondern auch institutionell,<br />

von der Lehre über Veranstaltungen<br />

und Konferenzen an den Kunstuniversitäten<br />

bis hin zur Programmatik der Ausstellungshäuser.<br />

„Es geht darum zu zeigen, was<br />

auf dem Spiel steht“, wie es Anna Meyer<br />

sagt, die sich in ihrer Malerei seit vielen<br />

Jahren mit Fragen wie diesen beschäftigt.<br />

„Das Thema ist auf uns zugekommen. Es ist<br />

hochspannend, was sich da gerade ändert“,<br />

sagt Ursula Hübner, Professorin für Malerei<br />

und Grafik an der Linzer Kunst-Uni. Zumal<br />

bei den Studierenden beobachtet sie eine<br />

starke Empathie für Dinge, die gefährdet<br />

sind. „Die jungen Menschen sind sehr entwurzelt.<br />

Sie wollen wieder etwas spüren<br />

und haben eine Neigung zu Kooperationen<br />

und gemeinschaftlichen Gefühlen.“ Das<br />

spiegelt sich nicht nur im aktuellen Jahresthema<br />

„Ressourcen“, das in<br />

der Klasse von unterschiedlichsten<br />

Seiten beleuchtet<br />

wird – von der Kunstgeschichte<br />

bis zur praktischen<br />

Herstellung von Malmaterialien<br />

aus der Natur. Und auch<br />

im Entwicklungsplan der Linzer<br />

Kunstuniversität bis 2027<br />

ist Nachhaltigkeit ein Leitbegriff,<br />

der etwa in der Schaffung<br />

einer Professur für „Plas-<br />

Mit-Werden. Romana Hagyo & Silke Maier-Gamauf<br />

setzen Pflanzen, Erde, Hügel<br />

und Menschen zueinander in Beziehung.<br />

tik und Environment“ oder dem Plan, alternative<br />

Werk- und Arbeitsräume etwa auf<br />

einem revitalisierten Donauschiff oder<br />

Bauernhof zu erschließen, seinen Ausdruck<br />

findet.<br />

Nachhaltigkeit und die Kunstunis. In Wien<br />

steckt der Fachbereich Zeichnen der Akademie<br />

am Schillerplatz gerade in den letzten<br />

Vorbereitungen zu einer Ausstellung<br />

zu Nachhaltigkeit, Klima, Verantwortung.<br />

Das Gruppenprojekt mit dem doppelbödigen<br />

Titel „Ich kann leider auch nicht. Lg“<br />

ist hervorgegangen aus der von Veronika<br />

Dirnhofer geleiteten Zeichnungsklasse. Klimaschutz<br />

und Nachhaltigkeit stehen auf<br />

Dirnhofers Agenda an oberster Stelle – als<br />

Künstlerin, aber auch als Professorin. „Ein<br />

großes Problem der bildenden Kunst ist<br />

ihre Nähe zum Kapitalismus“, sagt sie. „Es<br />

braucht hier ein Umdenken und einen System-<br />

und Strukturwandel, um auch wieder<br />

lokale Kunstszenen zu schaffen. Jetzt,<br />

wo die Klimakatastrophe da<br />

Commons. Wetter, Lebensmittel, Energiewende:<br />

Marie Vermonts Klimacollagen<br />

behandeln Themen, die alle betreffen.<br />

men Indien-Aufenthalt an der von Vandana<br />

Shiva gegründeten Earth University haben<br />

sie eine Publikation als „Tool-Buch“ gegen<br />

die chaotischen Aspekte des Klimas vorgelegt.<br />

Und auch auf institutioneller Ebene<br />

hat das Thema oberste Priorität. „Kunst<br />

ist immer eine Erprobung von Lebensmodellen“,<br />

sagt Werner Skvara, Vizerektor<br />

für Infrastruktur und Nachhaltigkeit. „Als<br />

Kunstuniversität können wir zwar weniger<br />

bewirken als zum Beispiel die Autoindustrie.<br />

Wir können aber anregen, dass Nachhaltigkeit<br />

zum Thema der Kunstproduktion<br />

wird, und damit die gesellschaftliche<br />

Diskussion ankurbeln.“<br />

„Kunst kann<br />

die Gesellschaft<br />

ist, dürfen wir uns mit nichts<br />

anderem mehr beschäftigen.“<br />

Auch in anderen Zusammenhängen<br />

ist das Thema an<br />

zumindest<br />

der Akademie präsent: Vik<br />

wachrütteln.<br />

Damit erreicht<br />

Bayer und Michael Reindl,<br />

beide Studierende der Bildhauerei,<br />

beschäftigen sich<br />

in ihrer Kunst ebenfalls seit<br />

sie mehr als<br />

Langem mit der Klimakatastrophe.<br />

die Politik.“<br />

Nach einem gemeinsadie<br />

»<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 69


Versuchsanordnung.<br />

Anita Fuchs arbeitet<br />

mit und über Naturräume.<br />

Ihr aktuelles<br />

Projekt ist die Renaturierung<br />

der Freifläche<br />

vor dem MQ Wien.<br />

Kollaps. Oliver Resslers<br />

neues Video dokumentiert<br />

Rückkopplungseffekte<br />

infolge<br />

der Arktiserwärmung.<br />

Quartiers Wien unter Federführung seiner<br />

neuen Direktorin Bettina Leidl.<br />

»<br />

Praxistest Ausstellen. Wie die Klimafrage<br />

museal aufbereitet und künstlerisch sichtbar<br />

gemacht werden kann, dafür stehen<br />

in Wien vor allem zwei Institutionen: zum<br />

einen das von Friedensreich Hundertwasser<br />

gegründete Kunst Haus Wien, das sich<br />

sowohl inhaltlich als auch, als erstes „Grünes<br />

Museum“ Wiens, operativ den Themen<br />

Klima, Nachhaltigkeit und Ökologie<br />

verschrieben hat. „Hundertwassers Beitrag<br />

wird oft übersehen, dabei sind seine<br />

Ideen aktueller denn je“, sagt Kunst-Haus-<br />

Schneefeld. Performative<br />

Skulptur von<br />

Elisa Schober & Hannah<br />

Parth als Kritik am<br />

alpinen Massentourismus,<br />

Mitverursacher<br />

der Klimaerwärmung.<br />

Krisenkulisse. In dystopischen<br />

Landschaften<br />

verhandelt Anna<br />

Meyer die Fragilität<br />

und verletzliche<br />

Schönheit der Natur.<br />

Kuratorin Sophie Haslinger. Aktuell steht<br />

die gesellschaftliche Sichtbarkeit buchstäblich<br />

an der Tagesordnung, muss das Kunst<br />

Haus Wien doch infolge eines Umbaus auf<br />

die Straße ausweichen. Unter dem Titel<br />

„Close(d) – Kunst, Ökologie, Nachbarschaft“<br />

werden 13 Künstlerinnen und Künstler<br />

über die Sommermonate von einem aufgelassenen<br />

Grätzllokal aus in Dialog mit ihrer<br />

Umwelt und Nachbarschaft treten.<br />

Ein Mammutprojekt ist schließlich die<br />

umfassende Transformation des Museums-<br />

Lebens-Werte. Das Motto „MQ goes Green“<br />

meint nicht allein die Umsetzung der<br />

Vision eines klimaneutralen und lebenswerteren<br />

Kulturareals bis 2030 mit mehr<br />

Grün und weniger Versiegelung. Auch<br />

künstlerisch liegt das Augenmerk dezidiert<br />

auf aktuellen Fragestellungen. „Ökologie<br />

und Klimafragen sind die Themen unserer<br />

Zeit schlechthin“, sagt MQ-Chefkuratorin<br />

Verena Kaspar-Eisert. „Kunst kann<br />

zwar nichts retten. Aber sie kann Narrative<br />

schaffen und die Gesellschaft wachrütteln.<br />

Damit erreicht sie mehr als die Politik.“<br />

Eine spannende Zone sind in dem Zusammenhang<br />

die öffentlichen Bereiche, die<br />

Höfe, Passagen, Freiflächen. Aktuell arbeitet<br />

etwa die Grazer Künstlerin Anita Fuchs<br />

daran, den nördlichen Teil des bislang vernachlässigten<br />

Vorplatzes, der in seiner<br />

Gesamtheit übrigens die größte zusammenhängende<br />

Grünfläche des siebenten<br />

Bezirks darstellt, durch die Aussaat von 52<br />

autochthonen Wildpflanzen in eine biodiverse<br />

Grüfläche zu verwandeln. e<br />

Tipps<br />

„Close(d) – Kunst, Ökologie,<br />

Nachbarschaft“. Umfeld des<br />

Kunsthauses Wien, ab 15. 6.<br />

„Ich kann leider auch nicht,<br />

lg“. Exhibit Eschenbachgasse,<br />

bis 24. 5.<br />

„Human_Nature“. Künstlerhaus<br />

Wien, ab 15. 6.<br />

„Oliver Ressler, Climate<br />

Feedback Loops“. Kunsthalle<br />

Krems, bis 18. 6.<br />

Fotos: © eSeL.at – Lorenz Seidler; © Oliver Ressler; © Elisa Schober/Hannah Parth; © Rudolf Strobl.<br />

70 <strong>Kulturmagazin</strong>


ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />

„Kind sein“ auf der Schallaburg<br />

Eine Annäherung an das Thema Kindsein in der Gesellschaft.<br />

Gesamterlebnis Schallaburg!<br />

Der historische<br />

Schlossgarten<br />

beeindruckt die<br />

Besucher.<br />

Fotos: beigestellt<br />

Kinder bauen Luftschlösser, müssen aber in<br />

einer Welt der Erwachsenen leben. Sie sollen<br />

Erwartungen erfüllen und sind zugleich von<br />

vielem ausgeschlossen. Die Kindheit prägt<br />

uns wie keine andere Zeit. Manche können es nicht<br />

erwarten, ihr zu entwachsen – andere blicken mit viel<br />

Wehmut und Sehnsucht auf sie zurück. Aber was bedeutet<br />

„Kind sein“ damals und heute? Und wie schaut<br />

eine Welt für Kinder aus? Oder könnte ausschauen?<br />

Ab dem 13. Mai lädt die Schallaburg mit der aktuellen<br />

Ausstellung „Kind sein“ ein, dem Alltag zu entfliehen<br />

und die Welt wieder mit Kinderaugen zu sehen.<br />

„Kind sein“ heißt: „Jeden Tag neu zu erleben.“<br />

Ludwig, 84 Jahre<br />

Wie eine Gesellschaft mit ihren Kindern umgeht, sagt<br />

viel über sie aus. Denn in der Realität ist es die Welt<br />

der Erwachsenen, die Kindern die Richtung vorgibt.<br />

Erwachsene bestimmen, wie lang Kinder wirklich<br />

Kinder sein dürfen. Sie legen fest, wie gute Erziehung<br />

auszusehen hat oder wie viel Privatsphäre Kindern zusteht.<br />

Und auch, wovor es sie zu schützen gilt.<br />

„Kind sein“ heißt: „Alles und noch viel mehr!“<br />

Dominik, 38 Jahre<br />

Wir nehmen Sie mit auf eine kulturgeschichtliche Reise<br />

des Kindseins von der Antike bis in die Gegenwart.<br />

Behütet oder schutzlos? Beflügelt oder unterdrückt?<br />

Neugierig oder ohnmächtig? Wie lang dürfen Kinder<br />

Kinder sein? Welche Rechte haben Kinder?<br />

In der aktuellen Ausstellung<br />

gibt es viel zu entdecken,<br />

für Groß und Klein.<br />

Factbox:<br />

Öffnungszeiten<br />

13. Mai–5. November 2023<br />

Montag bis Freitag 9–17 Uhr<br />

Samstag, Sonn- und Feiertage<br />

9–18 Uhr<br />

Kassaschluss jeweils eine<br />

Stunde vorher<br />

Kontakt & Buchung<br />

Tel.: +43/(0)2754/63 17-0<br />

buchung@schallaburg.at<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.schallaburg.at<br />

www.schallaburg.at<br />

„Kind sein“ heißt: „Schokolade für<br />

den Kopf.“ Constanze, 8 Jahre<br />

Spannende Fragen, offene Antworten.<br />

In Begleitung zur Ausstellung erarbeiten<br />

Menschen im Gesprächslabor „Jetzt<br />

verstehen wir uns!“ sprachliche Werkzeuge<br />

für eine verständliche Kommunikation, die<br />

Generationen verbindet. Im Escape-Room<br />

„Unter Verdacht! – Die Akte Losenstein“ wird<br />

auch in diesem Jahr wieder ein Rätsel<br />

gelöst. Die Schallaburg selbst steht im Mittelpunkt<br />

des Rätsels. Die knifflige Aufgabe<br />

lautet: Wie hat Hans Wilhelm von Losenstein<br />

Mitte des 16. Jahrhunderts das Bauprojekt<br />

Schallaburg finanziert? Ging da alles mit<br />

rechten Dingen zu? Stimmt es, dass seine<br />

Tochter als Strafe Gottes mit einem Hundegesicht<br />

geboren wurde und im Verlies der<br />

Schallaburg ihr Dasein fristet?<br />

Kulturwellness auf der Schallaburg! Abwechslungsreiche<br />

Ausstellungen am Puls der<br />

Zeit, ein belebter Arkadenhof, pure Entspannung<br />

im Schlossgarten, Bogenschießen sowie<br />

Air-Badminton in der historischen Spielstätte<br />

und kulinarische Highlights im Restaurant<br />

– das ist die Erlebniswelt Schallaburg.<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 71


On Location<br />

WURM BEI VUITTON<br />

Eine Kunstwand<br />

für das<br />

Luxusmaison<br />

Wer ein Modegeschäft<br />

betritt, sucht im Normalfall<br />

wohl nach anderem<br />

als gehobenem Kunstgenuss.<br />

Im neu eröffneten<br />

Flagship-Store von<br />

Louis Vuitton am Wiener<br />

Graben freilich lässt sich<br />

das eine Formschöne<br />

mit dem anderen Formschönen<br />

verbinden. Die<br />

Innenarchitektur von<br />

Peter Marino, andernorts<br />

in vergleichbarer<br />

Weise etwa in Los Angeles<br />

oder Tokio zu finden,<br />

verbindet sich hier mit<br />

der Handschrift eines<br />

Wiener Künstlers. Erwin<br />

Wurm nämlich wurde<br />

eingeladen, Auftragsarbeiten<br />

für eine prominente<br />

und großflächige<br />

Kunstwand zu gestalten.<br />

„Flat Sculptures“ nennt<br />

er seine Werke in poppiger<br />

Anmutung, die ins<br />

Dreidimensionale, Cartoonartige<br />

weisenden<br />

Gemälde stellen Worte<br />

wie „Cover“, „Love“ und,<br />

als Reverenz an den Auftraggeber,<br />

natürlich auch<br />

„Louis“ dar.<br />

Foto: Carolina Frank. Redaktion: Daniel Kalt.<br />

72 <strong>Kulturmagazin</strong>


Art Direction &Design: CIN CIN, cincin.at; Illustrations: Luca Schenardi; Photos: Anna Breit;<br />

Performers: Luca Bonarmore, Lau Lukkarila; Styling: Laura-Antonia Magritzer; Makeup &Hair: Sarah Bzoch<br />

Performances vonLucinda Childs &Robert Wilson, Marie Chouinard,<br />

IvoDimchev, Trajal Harrell, Anne Teresa De Keersmaeker,<br />

Benjamin Abel Meirhaeghe, MathildeMonnier,Needcompany, MegStuart,<br />

Akemi Takeya,Gisèle Vienne und vielen mehr<br />

Ticketsfür ausgewählteVorstellungen sind ab 9. Maierhältlich,<br />

für alle weiteren Stückeab6.Juni<br />

impulstanz.com


Frieze ist 20:<br />

Vom Zelt<br />

im Regent’s<br />

Park aus die<br />

Welt erobert<br />

2003 schlug die Kunstmesse<br />

Frieze im Londoner<br />

Regent’s Park erstmals ihr<br />

Zelt auf. 20 Jahre später ist<br />

sie auf vier Kontinenten<br />

präsent und zählt zu den<br />

führenden Messen der Welt.<br />

Text: Eva Komarek<br />

Jubiläum<br />

Aufstieg. Als die Gründer des<br />

„Frieze“-Magazins, Amanda Sharp<br />

und Matthew Slotover, 2003 eine<br />

zeitgenössische Kunstmesse für<br />

London lancierten, war der Oktober<br />

im Messekalender ein blinder Fleck.<br />

Frieze<br />

New York. Gut 60 Galerien aus 27<br />

Ländern treffen sich im Mai in The<br />

Shed in Hudson Yards zur 11. Ausgabe<br />

der Frieze NY. Seit dem Umzug<br />

2021 ist die Messe, die normalerweise<br />

weit über 100 Aussteller<br />

Der Gründung folgte ein rasanter<br />

Aufstieg, der Schwung in die Londoner<br />

Szene brachte. 2012 gab die<br />

Frieze ihr Debüt in New York, 2019<br />

in Los Angeles, und seit 2022 gibt<br />

es sie auch in Seoul. frieze.com<br />

hat, die kleinste der Frieze-Familie.<br />

Frieze konkurriert im Mai mit anderen<br />

New Yorker Messen, zu denen<br />

auch die Tefaf New York, die Future<br />

Fair und die Independent zählen.<br />

Aus Österreich ist Thaddaeus<br />

Ropac u. a. mit Alex Katz vertreten.<br />

17.–21. Mai, frieze.com<br />

Fotos: Casey Kelbough Courtesy of Kasey Kelbough Frieze; Alex Katz Bildrecht, Courtesy Galerie Thaddaeus Ropac; Artcurial; Courtesy<br />

Gunter Damisch; Martha Jungwirth Bildrecht Wien 2023, Photo Ulrich Ghezzi, Galerie Thaddaeus Ropac; Ulrich Ghezzi, Dorotheum.<br />

74 <strong>Kulturmagazin</strong>


Antiquities & Islamic Art<br />

Artcurial. Am 24. Mai versteigert<br />

das französische Auktionshaus<br />

Artcurial eine umfangreiche Pariser<br />

Privatsammlung. Die in den<br />

1960ern und 1970ern entstandene<br />

Sammlung umfasst Kunst<br />

aus Ägypten, dem Orient sowie<br />

griechisch-römische Objekte. Zu<br />

den Toplosen zählt eine kniende<br />

Statue aus Kalkstein, taxiert auf<br />

80.000 bis 120.000 Euro.<br />

24. Mai, artcurial.com<br />

Art Austria<br />

MuseumsQuartier. Die Art Austria<br />

ändert wieder den Fokus: Stand<br />

bisher Kunst aus Österreich im<br />

Blickpunkt der Messe, wird dieser<br />

heuer auf Europa erweitert. 44 Aussteller<br />

aus Österreich, Deutschland,<br />

der Schweiz, Liechtenstein und den<br />

Niederlanden sind vertreten. Die<br />

Galerie Albertina Zetter bringt „Helles<br />

Leuchtfarben Weltwegcollagenfeld“<br />

von Gunter Damisch mit.<br />

11.–14. Mai, art-austria.info<br />

Tefaf<br />

New York. Die weltweit führende<br />

Kunst- und Antiquitätenmesse<br />

Tefaf hat sich entschieden, künftig<br />

nur noch eine Messe in New<br />

York zu veranstalten, die Tefaf New<br />

York Spring. Die Herbstmesse wurde<br />

gestrichen. Österreich wird mit<br />

zwei Ausstellern vertreten sein,<br />

W& K und Thaddaeus Ropac. Letzterer<br />

wird unter anderem Arbeiten<br />

von Martha Jungwirth zeigen.<br />

12.–16. Mai, tefaf.com<br />

Contemporary<br />

Week<br />

Dorotheum. „Lunatique neonly<br />

– 16 quarts de cercle n° 5“<br />

aus dem Jahr 2005 von François<br />

Morellet ist einer der Höhepunkte<br />

der Contemporary Week<br />

im Dorotheum. Der Autodidakt,<br />

der sich vor allem mit Malerei,<br />

Lichtkunst, Kinetischer Kunst<br />

und Bildhauerei beschäftigt hat,<br />

wird gemeinhin der geometrischen<br />

Abstraktion und dem<br />

Minimalismus zugerechnet. Postuliert<br />

wird aber auch eine Nähe<br />

zum Dadaismus. Morellet zählt<br />

zu den wichtigsten französischen<br />

Vertretern der Konkreten<br />

Kunst. Der Schätzpreis beträgt<br />

80.000–120.000 Euro.<br />

23.–26. Mai, dorotheum.com<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 75


Artcurial<br />

Nachlass. Artcurial versteigert im<br />

Juni in Paris Werke aus dem Nachlass<br />

des berühmten Komponisten<br />

und Dirigenten Pierre Boulez. Der<br />

Komponist setzte sich zeitlebens<br />

mit der Beziehung zwischen Musik<br />

und Malerei auseinander. Eines<br />

der Toplose der Auktion ist ein<br />

Werk ohne Titel von Jean Tinguely,<br />

das auf 35.000 bis 55.000 Euro<br />

geschätzt wird.<br />

8. Juni, artcurial.com<br />

Artist Quarterly<br />

OstLicht<br />

Photo Auction. Zwei Mal pro Jahr<br />

veranstaltet das auf Fotografie<br />

spezialisierte Auktionshaus Ost-<br />

Licht eine Fotoauktion. Anfang<br />

Juni kommen wieder zahlreiche<br />

Vintageabzüge unter den Hammer.<br />

Der Höhepunkt der Auktion<br />

ist „Lo Schiaffo“ (Die Ohrfeige)<br />

des italienischen Futuristen Anton<br />

Giulio Bragaglia aus dem Jahr<br />

1912. Neben Bragaglia sind auch<br />

Cartier-Bresson, Edward Steichen<br />

und August Sander vertreten.<br />

2. Juni, ostlicht-auction.com<br />

Sotheby’s. Junge Kunst ist Andrea<br />

Jungmann, Geschäftsführerin<br />

von Sotheby’s Österreich, ein besonderes<br />

Anliegen. Deshalb hat sie<br />

die Ausstellungsserie Artist Quarterly<br />

ins Leben gerufen. Im zweiten<br />

Quartal zeigt sie Werke von Tina<br />

Hainschwang. Die Künstlerin arbeitet<br />

mit verschiedenen Medien, wobei<br />

der Schwerpunkt auf der Skulptur<br />

liegt. Ihre Arbeiten hinterfragen<br />

Vorstellungen von Weiblichkeit und<br />

Wahrnehmung.<br />

Bis 30. Juni, sothebys.com<br />

Fotos: Artcurial; Ostlicht Photo Auction; Copyright Studio Fjeld und Courtesy Elektrohalle Rhomberg.<br />

76 <strong>Kulturmagazin</strong>


ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />

Die Erde. Ein dynamischer Planet<br />

Neu im Naturhistorischen Museum Wien!<br />

Fotos: NHM Wien/Christina Rittmannsperger<br />

Den Bezügen zwischen der Lithosphäre und<br />

dem Leben ist die neue Dauerausstellung im<br />

Naturhistorischen Museum Wien gewidmet.<br />

Im Saal VI – dem ehemaligen Kaisersaal –<br />

wird der Aufbau der Erde ebenso thematisiert wie<br />

der Beginn des Anthropozäns und gezeigt, dass alles<br />

auch ganz anders hätte kommen können!<br />

Die Schau dokumentiert, wie umfassend die Erdwissenschaften<br />

heute versuchen, die Prozesse unseres Planeten<br />

zu entschlüsseln. Längst sind die Grenzen zwischen<br />

den wissenschaftlichen Disziplinen durchlässig, und von<br />

den Gesteinen führt der Weg rasch in Atmosphäre und<br />

Hydrosphäre oder in die Welt der Mikroben.<br />

Die Veränderung der Erde. Es werden die vielfältigen<br />

Bezüge zwischen der Lithosphäre und der Biosphäre<br />

beleuchtet. Der Bogen spannt sich dabei vom Aufbau<br />

der Erde bis zum Anthropozän – dem Zeitalter, in dem<br />

der Mensch begann, als geologische Kraft aufzutreten.<br />

Während man spielerisch Gebirge entstehen lässt,<br />

erfährt man, dass erst die Plattentektonik durch ihre<br />

Jahrmillionen dauernden Kreisläufe – bis heute – Leben<br />

ermöglicht. Überraschend ist, dass auch die großen<br />

Revolutionen des Lebens – wie die Erfindung der Fotosynthese<br />

und die Besiedlung des Festlandes durch<br />

Pflanzen – einen unmittelbaren Einfluss auf die Gesteine<br />

hatten und das Antlitz der Erde für immer veränderten.<br />

Das Leben färbte den Planeten bunt!<br />

Die Ausstellung thematisiert wenig bekannte geologische<br />

Lagerstätten in den Ozeanen, wie Methan-Eis<br />

und Manganknollen, die durch Mikroorganismen gebildet<br />

werden. Als Energie- und Rohstoffquellen könnten<br />

sie den Bedarf der Industrie für Jahrzehnte decken.<br />

Zugleich sind sie an fragile Ökosysteme gebunden, die<br />

durch Abbau für immer verlorengehen.<br />

Von Klimakatastrophen. Auch die Gefahr, die von<br />

Methaneis als Klimakiller ausgeht, zeigt die Schau anhand<br />

von Beispielen der geologischen Vergangenheit.<br />

Dem Schmelzen des Methaneises vor 55 Millionen<br />

Jahren folgte eine Klimakatastrophe mit großer<br />

Wer mit Geologie<br />

nur langweilige<br />

Steine verbindet,<br />

wird im neuen<br />

Saal VI überrascht.<br />

Information<br />

NATURHISTORISCHES<br />

MUSEUM WIEN. Besuchereingang:<br />

Maria-Theresien-Platz,<br />

1010 Wien<br />

Info: www.nhm.at<br />

Trockenheit, die zu einer Verzwergung der Tierwelt<br />

führte. Ein ähnliches Ereignis vor 8.000 Jahren löste<br />

einen Tsunami aus, dessen 20 Meter hohe Flutwelle<br />

die Küsten Nordeuropas verwüstete. In Hinblick auf die<br />

sich erwärmenden Ozeane sind schmelzende Methaneisvorkommen<br />

eine sehr reale Bedrohung für uns.<br />

Doch wieso wissen wir von diesen Ereignissen? Die Informationen<br />

dazu stecken in den geologischen Klimaarchiven,<br />

wie zum Beispiel in Bohrkernen und Tropfsteinen.<br />

Einige der gravierendsten Umbrüche der Erdgeschichte,<br />

wie die große Sauerstoffkatastrophe vor 2,4 Milliarden<br />

Jahren, der Meteoriteneinschlag am Ende der<br />

Kreidezeit und der Anstieg des Meeresspiegels am<br />

Beginn des Holozäns vor 11.700 Jahren, sind mit<br />

Bohrkernen dokumentiert.<br />

Die Fieberkurve. Bohrkerne sind eine der wichtigsten<br />

Quellen für unser Verständnis der Geschichte der Erde.<br />

Die daraus gewonnenen Daten werden in der Ausstellung<br />

als „Fieberkurve“ der Erde präsentiert. Sie zeigt, wie das<br />

Erdklima seit Millionen von Jahren zwischen Super-Treibhaus<br />

und Eiszeitphasen schwankt.<br />

Dass der Mensch eine geologische Kraft geworden ist,<br />

spiegelt sich in der Diskussion um den<br />

Begriff des Anthropozäns wider. Doch<br />

welches Ereignis definiert den Beginn<br />

des Anthropozäns? Von den Atombombentests<br />

der 1940er-Jahre über Beton<br />

und Mikroplastik bis zu Hühnerknochen<br />

thematisiert die Ausstellung potenzielle<br />

Marker des neuen Erdzeitalters.<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 77


Art & Antique<br />

Salzburg. Der Sommer steht in Salzburg mit den traditionellen<br />

Festspielen im Zeichen der Kultur. Eine Kunst- und Antiquitätenmesse ist<br />

da eine perfekte Ergänzung. Die Art & Antique zieht deshalb parallel zur<br />

Festspielzeit mit Kunst, Antiquitäten und Design ins Domquartier in der<br />

Salzburger Residenz.<br />

12.–20. August, artantique-residenz.at<br />

Art Basel<br />

Neue Direktion. Die weltweit<br />

führende Messe für moderne und<br />

zeitgenössische Kunst hat mit<br />

Noah Horowitz seit heuer einen<br />

neuen CEO. Es wird spannend, ob<br />

bei der Art Basel in Basel schon<br />

die neue Handschrift zu erkennen<br />

sein wird. Unter den österreichischen<br />

Ausstellern ist die Galerie<br />

nächst St. Stephan u. a. mit neuen<br />

Werken von Herbert Brandl.<br />

15.–18. Juni, artbasel.com<br />

im Kinsky<br />

Große Sommerauktion. „Die träumenden<br />

Knaben“, eine Sammlung<br />

von acht farbigen Lithografien, gebunden<br />

mit einem Einband aus<br />

Leinen mit Goldfarbe bestäubt,<br />

von Oskar Kokoschka ist eines der<br />

Toplose bei der großen Sommerauktion<br />

im Wiener Auktionshaus<br />

im Kinsky. Das Besondere<br />

daran ist, dass eine<br />

Seite von Kokoschka beschriftet<br />

ist mit den Worten:<br />

„gehört der stolzen<br />

Suzanne Hagenauer /<br />

ich hätte es auch gerne“.<br />

Der Schätzpreis liegt bei<br />

20.000 bis 40.000 Euro.<br />

19.–23. Juni,<br />

imkinsky.com<br />

Frieze<br />

Die Neue. Im Vorjahr wagten<br />

sich die Veranstalter der Frieze<br />

an eine neue Messe in Asien. So<br />

gab die Frieze Seoul 2022 ihr<br />

erfolgreiches Debüt. Während<br />

die Frieze in den USA auf die<br />

Frieze Masters, also Kunst und<br />

Antiquitäten bis zum 20. Jahrhundert,<br />

verzichtet, gibt es in<br />

Seoul neben der zeitgenössischen<br />

Messe auch die Frieze<br />

Masters. Zudem bietet die Sektion<br />

Focus Asia, die Galerien gewidmet<br />

ist, die weniger als zwölf<br />

Jahre am Markt sind, einen eigenen<br />

Bereich für die wichtigsten<br />

aufstrebenden Galerien des<br />

Kontinents.<br />

6.–9. September, frieze.com<br />

Fotos: Wildbild; Courtesy Galerie nächst St Stephan Rosemarie Schwarzwälder Art Basel; Oskar Kokoschka; Photo by Let´s Studio, Courtesy Frieze and Let´s Studio.<br />

78 <strong>Kulturmagazin</strong>


Stepping Out!<br />

Female Identities in<br />

Chinese ContemporaryArt<br />

1.4.—25.6.2023 Mönchsberg<br />

MarinellaSenatore<br />

We Rise by<br />

Lifting Others<br />

22.4.—8.10.2023 Mönchsberg<br />

Queer*fem* magaZINES<br />

Queeres und feministisches<br />

Publizieren in Kunst und Kultur<br />

25.2.—4.6.2023<br />

Altstadt (Rupertinum)<br />

Gunda Gruber<br />

Die Geometrieder Nicht-Ordnungen<br />

25.2.—4.6.2023<br />

Altstadt (Rupertinum)<br />

Maske und Gesicht<br />

Inge Morath und Saul Steinberg<br />

25.2.—4.6.2023<br />

Altstadt (Rupertinum)<br />

1Luo Yang, aus der Serie „Girls“, 2008–17, chromogener Abzug, Courtesy of Luo Yang, ©Luo Yang<br />

2Marinella Senatore, The School of Narrative Dance, Venice Parade, 2015, als Teil von The Creative Time<br />

Summit at the 56th Venice Biennale, Venedig, öffentliche Performance, Courtesy of the artist und Creative<br />

Time, New York City, Foto: Andrea Samonà<br />

3Zeitschriften und Zines aus dem Generali Foundation Studienzentrum, Museum der Moderne Salzburg,<br />

©Museum der Moderne Salzburg, Foto: Alba Malika Belhadj Merzoug, Angelika Wienerroither<br />

4 Fast Forward Rewind, 2018, Installation, Ausstellungansicht, Kunstverein Salzburg, 2018, Courtesy of the<br />

artist, ©Gunda Gruber /Bildrecht, Wien 2023, Foto: Andrew Phelps<br />

5Inge Morath, ohne Titel, aus der Serie „Masken“ mit Saul Steinberg, 1962, Silbergelatineabzug auf Barytpapier,<br />

Sammlung Museum der Moderne Salzburg, ©Inge Morath /Magnum Photos<br />

museumdermoderne.at


Viennacontemporary<br />

Neu aufgestellt. Die Viennacontemporary<br />

hat ein ruppiges Jahr hinter<br />

sich und musste sich nach dem<br />

Ausstieg des russischen Mehrheitseigentümers<br />

neu aufstellen. Mit<br />

dem Kursalon Hübner bekam die<br />

Messe auch einen neuen Standort.<br />

Heuer soll er um eine Zeltkonstruktion<br />

erweitert werden. Mit dabei ist<br />

die Galerie Ernst Hilger, die Assunta<br />

Abdel Azim Mohamed eine Soloschau<br />

widmen wird.<br />

7.–10. September,<br />

viennacontemporary.at<br />

Art Austria Highlights<br />

Kunst im Tenniszelt. Messeveranstalter<br />

Wolfgang Pelz ist im Vorjahr<br />

ein Deal mit den Erste Bank Open<br />

gelungen. Das Tenniszelt, das am<br />

Gelände des Wiener Eislaufvereins<br />

aufgestellt wird, kann die Art Austria<br />

Highlights im Vorfeld für die<br />

Messe nützen. Die Galerie Kovacek<br />

& Zetter wird die „Venetian Heads“<br />

von Kiki Kogelnik zeigen, darunter<br />

etwa „Devil“. Dank der Ausstellung<br />

im Kunstforum bekommt die<br />

Künstlerin viel Aufmerksamkeit.<br />

5.–8. Oktober, art-austria.info<br />

Art Vienna<br />

Schönbrunn. Die lichtdurchflutete<br />

Orangerie in Schönbrunn<br />

bietet die perfekte Kulisse für<br />

Kunst aus dem 19., 20. und 21.<br />

Jahrhundert. Corona hat dazu<br />

geführt, dass die Messe, die früher<br />

in der Hofburg angesiedelt<br />

war, sich einen neuen Standort<br />

gesucht hat. Mit dem Schlosspark<br />

vor der Tür bietet sich<br />

neben der Messe die Möglichkeit<br />

eines Skulpturengartens.<br />

Die Art Vienna versteht sich als<br />

junge Kunstmesse, die den Spagat<br />

zwischen zeitgenössischer<br />

und moderner Kunst macht.<br />

15.–17. September,<br />

artvienna.org<br />

Fotos: Anna Stöcher, Kovacek & Zetter, beigestellt.<br />

80 <strong>Kulturmagazin</strong>


ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />

Der Kulturfrühling in Krems<br />

Kunstschätze und ein begehbares Kunstwerk gibt es in der<br />

Landesgalerie Niederösterreich in Krems zu entdecken.<br />

Die Landesgalerie<br />

Niederösterreich<br />

(l.)<br />

zeigt den „Traumfänger“<br />

(r.).<br />

Die Landesgalerie Niederösterreich ist die<br />

erste Adresse für österreichische Kunst in<br />

Niederösterreich und steht mit ihrer einzigartigen<br />

Architektur für Innovation und Neues.<br />

Der spektakuläre Museumsneubau liegt nur fünf Gehminuten<br />

von der Schiffstation Krems-Stein entfernt und<br />

ist ein kultureller Hotspot in der bezaubernden Doppelstadt<br />

an der Donau. Die Landesgalerie zeigt auf<br />

3000 Quadratmetern modernster Ausstellungsfläche<br />

spannende Wechselausstellungen und hat auch 2023<br />

einige Highlights zu bieten.<br />

Fotos: Raffael F. Lehner, Angela Glajcar, Landessammlungen NÖ<br />

Sehenswerter „Traumfänger“. Im lichtdurchfluteten<br />

Erdgeschoß wird eine raumgreifende und begehbare<br />

Kunstinstallation der deutschen Künstlerin Angela Glajcar<br />

gezeigt. Die in Mainz geborene Bildhauerin bereichert<br />

seit rund zwei Jahrzehnten die internationale<br />

Kunstwelt mit ihren außergewöhnlichen Objekten aus<br />

Papier. Für Krems entwickelte sie das Kunstwerk<br />

„Traumfänger“. Aus unterschiedlich langen weißen<br />

Papierbahnen reißt die Künstlerin Durchblicke und<br />

Hohlräume heraus. Das hauchdünne Papier wird in<br />

Kombination mit zartem Glasgewebe drapiert, wodurch<br />

ein einzigartiger Erlebnisraum entsteht, der der Fantasie<br />

keine Grenzen setzt. Die Papierskulpturen können<br />

auch bequem aus einem der Sitzsäcke betrachtet werden.<br />

„Traumfänger“ ist die bisher größte In-situ-Installation<br />

von Angela Glajcar sowie ihre erste Museumsausstellung<br />

in Österreich.<br />

Kunstschätze. Ab Mitte Mai werden auf zwei weiteren<br />

Ebenen der Landesgalerie herausragende Meisterwerke<br />

aus den Landessammlungen Niederösterreich<br />

präsentiert. Die Ausstellung „Kunstschätze vom Barock<br />

bis zur Gegenwart“ bietet einen kurzweiligen, chronologischen<br />

Rundgang durch Österreichs Kunstgeschich-<br />

Werke von<br />

Leo Putz (l.) und<br />

Anton Romako (r.)<br />

sind zu sehen.<br />

Kontakt<br />

LANDESGALERIE<br />

NIEDERÖSTERREICH<br />

Museumsplatz 1, 3500 Krems<br />

www.lgnoe.at<br />

Öffnungszeiten: Di bis So und<br />

Mo, wenn Feiertag, 10 bis 18<br />

Uhr (10 bis 17 Uhr im Winter)<br />

te der letzten 250 Jahre. Das älteste Werk der Schau<br />

ist eine großformatige barocke Altartafel aus dem Jahr<br />

1772 von Martin Johann Schmidt. Das jüngste Gemälde<br />

schuf Franziska Maderthaner im Jahr 2021. Rund<br />

130 Kunstwerke von rund 60 berühmten Künstler:innen<br />

geben Einblicke in die Arbeitsweisen etwa von<br />

Anton Romako, Ferdinand Georg Waldmüller, Egon<br />

Schiele, Maria Lassnig, Margot Pilz und Erwin Wurm.<br />

Spannende Personale. Parallel dazu wird im obersten<br />

Geschoß der Landesgalerie Niederösterreich der zeitgenössischen<br />

Künstlerin Frenzi Rigling eine Personale<br />

gewidmet. Rigling arbeitet mit Alltagsgegenständen<br />

und Fundstücken aus der Natur, die<br />

sie sammelt, inszeniert und zu vielschichtigen<br />

Kunstobjekten arrangiert. Dieser Ausstellungsraum<br />

grenzt an die Dachterrasse<br />

des Museums, von wo aus man einen<br />

sensationellen Blick auf die Donau und die<br />

Wachau genießt.<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 81


„Warm, Wet ’N’ Wild“ von Flora Yukhnovic<br />

erzielte 2022 2,7 Mio. Pfund.<br />

„Love me nots“ von Michaela Yearwood­<br />

Dan erzielte heuer einen neuen Rekord.<br />

„Night Watcher“ war mit 5,9 Mio. Dollar<br />

das Rekordbild von Matthew Wong.<br />

„Study for the Temptation of Christ“<br />

stammt vom neuen Star Julien Nguyen.<br />

Fotos: Christie’s Images Limited 2023; Sotheby’s.<br />

82 <strong>Kulturmagazin</strong>


Der Hype um<br />

ultrajunge Kunst<br />

Junge Künstler waren auf dem Markt<br />

noch nie so erfolgreich wie heute. Die<br />

Preissprünge sind teilweise atemberaubend.<br />

Text: Eva Komarek<br />

Generationswechsel. Doch Wong ist bei<br />

Weitem kein Einzelfall. Ähnlich ist die Entwicklung<br />

bei Flora Yukhnovich, deren<br />

Gemälde „Warm, Wet ’N’ Wild“ im März<br />

2022 bei Sotheby’s auf 2,7 Millionen Pfund<br />

stieg. Die Schätzung lag bei 150.000 bis<br />

200.000 Pfund. Oder Avery Singer, deren<br />

Arbeit „Happening“ im Mai 2022 5,3 Millionen<br />

Dollar erzielte. Ihre erste Arbeit kam<br />

2017 zur Auktion und wurde für 36.000<br />

Dollar verkauft. Von da an ging es sprunghaft<br />

nach oben. Christina Quarles ist ebenbei<br />

Sotheby’s in London, mit der gestiegenen<br />

Zahl anspruchsvoller und talentierter<br />

Galerien weltweit, die ein viel größeres<br />

Bewusstsein für junge Künstler haben.<br />

„Der Markt für zeitgenössische Kunst operiert<br />

heute auf globaler Ebene, und selbst<br />

Galerien, die nur in einer Stadt aktiv sind,<br />

sprechen Kunden von Mexiko bis Korea<br />

an.“ Damit sei auch die Zahl der globalen<br />

Sammler gestiegen, die sich auf dieses<br />

Segment konzentrierten und bereit seien,<br />

bei Auktionen Arbeiten einer bestimmten<br />

Qualität zu ersteigern.<br />

Night Watcher“, ein Gemälde von<br />

Matthew Wong, stieg am 19. Mai<br />

2022 nach einem Bietgefecht bei<br />

Sotheby’s in New York auf 5,9 Millionen<br />

Dollar. Sein Auktionsdebüt gab er im<br />

Mai 2020 mit einem Zuschlag von 50.000<br />

Dollar. Wong, der sich 2019 im Alter von<br />

nur 35 Jahren das Leben nahm, wurde<br />

von der „New York Times“ als „einer der<br />

talentiertesten Maler seiner Generation“<br />

bezeichnet. Bei Sammlerinnen und Sammlern<br />

entstand ein regelrechter Run auf<br />

Wong. Nur wenige Monate nach seinem<br />

Tod wurden 2020 die ersten Arbeiten bei<br />

Auktionen versteigert. Innerhalb nur eines<br />

Jahres überschritten acht der angebotenen<br />

Werke die Millionengrenze. Gemessen am<br />

Auktionsumsatz wurde Wong zum begehrtesten<br />

Künstler der Generation unter 40<br />

Jahren, und gleichzeitig reihte er sich in<br />

die Liste der 100 erfolgreichsten Künstler<br />

der Welt quer durch alle Epochen ein.<br />

Hier mag der tragische Tod des Künstlers<br />

den Markt besonders angeheizt haben, der<br />

Erinnerungen an Basquiats frühen Tod und<br />

den Mythos des „verfluchten Genies“ wieder<br />

aufleben lässt.<br />

falls unter den Top Ten der erfolgreichsten<br />

Künstler unter 40. Mit der ersten Einzelausstellung<br />

von Quarles bei Hauser & Wirth in<br />

New York im Vorjahr sind ihre Preise in die<br />

Höhe geschossen. Schon bei ihrem Auktionsdebüt<br />

im November 2018 bei Phillips<br />

ging das auf 30.000 bis 50.000 Dollar<br />

geschätzte Werk „Pull on Thru Tha Nite“<br />

auf 225.000 Dollar. Im Mai 2022 schrieb<br />

ihre Arbeit „Night Fell Upon Us Up On Us“<br />

bei Sotheby’s einen Rekord von 4,5 Millionen<br />

Dollar.<br />

Sie alle gehören zu einer neuen Generation,<br />

die gerade einen Höhenflug erlebt. Als<br />

Ultra-Contemporary bezeichnet der Kunstmarkt<br />

dieses Segment, das laut aktuellem<br />

Bericht „The Art Market in 2022“ der Kunstpreisdatenbank<br />

Artprice bereits einen<br />

Marktanteil von 2,7 Prozent des weltweiten<br />

Auktionsumsatzes erreicht hat. 2002<br />

waren es 0,5 Prozent.<br />

Den gegenwärtigen Boom erklärt Hugo<br />

Cobb, Experte für zeitgenössische Kunst<br />

„Die Künstler, die<br />

wir anbieten, sind in<br />

wichtigen Museen<br />

und bei Events wie<br />

der Biennale von<br />

Venedig vertreten.“<br />

Institutionell gestützte Entwicklung.<br />

Zuletzt gab es einen vergleichbaren Hype<br />

zwischen 2013 und 2014, gefolgt von einer<br />

Flaute und Rückbesinnung auf etablierte<br />

Künstler. Erst 2019 nahm ultrajunge Kunst<br />

wieder Fahrt auf. Cobb sieht keine Parallelen<br />

zu damals. „Der aktuelle Markt fühlt<br />

sich ganz anders an. In den Jahren 2013<br />

und 2014 erlebten wir einen Boom für einzelne<br />

Persönlichkeiten. Jetzt haben wir ein<br />

sehr breites Spektrum von Künstlern, die<br />

in verschiedenen Stilen arbeiten.“ Außerdem<br />

sei die aktuelle Entwicklung enger mit<br />

dem institutionellen Geschmack verbunden.<br />

„Die Künstler, die wir in unseren Now-<br />

Evening-Auktionen anbieten, sind in wichtigen<br />

Museen und bei Events wie der Biennale<br />

von Venedig vertreten. Sie stehen an<br />

der Spitze des zeitgenössischen Kunstdiskurses<br />

und etablieren sich auf fundiertere<br />

Weise“, so Cobb.<br />

Während die Lieblinge des vorangegangenen<br />

Booms junger Kunst vor allem Männer<br />

waren, die sich auf Abstraktion spezialisiert<br />

hatten, sind ein Großteil der heutigen<br />

Jungstars Frauen sowie Künstler afrikanischer<br />

Abstammung, die sowohl figurative<br />

Malerei als auch neue Medienkunst produzieren.<br />

Einer davon ist in Österreich kein<br />

Unbekannter, denn der ghanaische Maler<br />

Amoako Boafo studierte an der Akademie<br />

der bildenden Künste in Wien. 2020 gab er<br />

mit „The Lemon Bathing Suit“ bei Phillips<br />

in London sein spektakuläres Auktionsdebüt.<br />

Das auf 30.000 bis 50.000 Pfund<br />

geschätzte Werk stieg damals auf 550.000<br />

Pfund. Inzwischen liegt sein Rekord bei<br />

3,4 Millionen Dollar, und er gehört zu den<br />

gefragtesten jungen Künstlern der Welt.<br />

Bei den heurigen Frühjahrsauktionen in<br />

London übertraf „The Shadow of Imana“<br />

bei Christie’s den Schätzwert von 250.000<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 83<br />

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„The Shadow of Imana“ von Amoako<br />

Boafo war bei Christie’s erfolgreich.<br />

„Threshold“ von Caroline Walker erzielte<br />

bei Phillips im März einen neuen Rekord.<br />

„Bei diesen Künstlern ist das Angebot<br />

in der Regel viel schneller erschöpft als die Nachfrage.“<br />

»<br />

bis 350.000 Pfund und stieg auf 504.000<br />

Pfund. Der zweite in der Oberliga ist Aboudia<br />

Diarrassouba, der in seiner von ihm als<br />

„Noutchi“ bezeichneten Malweise Graffiti<br />

mit der Holzschnitzerei Westafrikas verbindet.<br />

Thematisch finden Bürgerkrieg<br />

und Straßenkinder seines Heimatlandes<br />

Elfenbeinküste seinen Niederschlag. Auf<br />

dem Auktionsmarkt bricht er einen Rekord<br />

nach dem anderen. Sein Debüt auf dem<br />

Sekundärmarkt gab er 2013 bei Bonhams.<br />

Seither geht es steil nach oben. Im Wiener<br />

Dorotheum kam im Mai 2022 „Deux amis<br />

noutchi“ mit einer Schätzung von 70.000<br />

bis 100.000 Euro zum Aufruf und kletterte<br />

auf 240.500 Euro. Im Juli schrieb ein auf<br />

40.000 bis 60.000 Pfund geschätztes Werk<br />

ohne Titel bei Christie’s mit 504.000 Pfund<br />

einen neuen Rekord.<br />

Frauenpower. Am Markt für Ultra-Contemporary<br />

Art dominieren erstmals in<br />

der Geschichte Frauen die Spitze. So<br />

haben Künstlerinnen laut Artprice 2022<br />

einen höheren Auktionsumsatz erzielt<br />

als Männer, und auch das Preisniveau der<br />

Zuschläge liegt über jenem der Kollegen.<br />

Die derzeit gefragtesten Künstlerinnen<br />

sind Ayako Rokkako, Flora Yukhnovich,<br />

Avery Singer, María Berrío, Anna Weyant,<br />

Christina Quarles und Loie Hollowell. Diese<br />

aktuellen Entwicklungen werden nicht<br />

zuletzt durch die gewichtigen Megagalerien<br />

unterstützt, die sich die Nachwuchstalente<br />

gesichert haben. So werden etwa<br />

Avery Singer und Christina Quarles von<br />

Hauser & Wirth vertreten, auf Anna Weyant<br />

ist Larry Gagosian aufmerksam geworden,<br />

und Pace Gallery hat 2017 Loie Hollowell<br />

unter die Fittiche genommen. Übrigens<br />

mischt auch der österreichische Topgalerist<br />

Thaddaeus Ropac bei den Jungstars<br />

vorn mit. Er hat Rachel Jones nur wenige<br />

Monate nach ihrem Abschluss an der Royal<br />

Academy of Arts in London in sein Programm<br />

aufgenommen. Vergangenen Juli<br />

erzielte „Spliced Structure“ 403.200 Pfund,<br />

die obere Schätzung lag bei 150.000 Pfund.<br />

Vergleicht man 2022 mit den Frühjahrsauktionen,<br />

fällt auf, dass von den Stars<br />

des Vorjahres heuer nur noch vereinzelt<br />

Werke auftauchen. „Bei diesen Künstlern<br />

ist das Angebot in der Regel viel schneller<br />

erschöpft als die Nachfrage“, erklärt Cobb.<br />

Tipp<br />

Tate Britain. Am 23. Mai wird<br />

die Tate Britain eine Neuhängung<br />

ihrer ständigen Sammlung<br />

dem Publikum öffnen,<br />

die um mehr weibliche und<br />

vor allem junge Kunst ergänzt<br />

wurde. So wurde etwa<br />

Rachel Jones in die Sammlung<br />

aufgenommen.<br />

tate.org.uk<br />

Es gebe nicht so viele Sammler, die bereit<br />

seien, sich schnell wieder von den Werken<br />

zu trennen. Doch der Markt sorgt stetig<br />

für Nachschub. Und so haben sich bei<br />

den Frühjahrsauktionen die nächsten Hoffnungsträger<br />

etabliert. Da wäre etwa Caroline<br />

Walker, die heuer in allen drei Häusern,<br />

also Christie’s, Sotheby’s und Phillips,<br />

vertreten war. Den höchsten Preis<br />

erzielte am 2. März Phillips für „Threshold“<br />

mit 927.100 Pfund. Geschätzt war es auf<br />

150.000 bis 200.000 Pfund. Das Messedebüt<br />

gab sie 2019 bei Christie’s mit einem<br />

Zuschlag von 25.000 Pfund für „Conservation“.<br />

Auch Michaela Yearwood-Dan sollte<br />

man im Auge behalten. Christie’s schrieb<br />

mit „Love me nots“ bei den Frühjahrsauktionen<br />

mit 730.800 Pfund einen neuen<br />

Rekord für die Künstlerin. Die Taxe lag bei<br />

40.000 bis 60.000 Pfund. Nur wenige Tage<br />

später stieg bei Phillips „The imperfection<br />

of Divinity“ auf 279.400. Die obere Taxe<br />

lag bei 35.000 Pfund. Ihr Auktionsdebüt<br />

feierte Michaela Yearwood-Dan im März<br />

2022 mit „2GD4U“ bei Sotheby’s mit 15.000<br />

Pfund. Ein Senkrechtstarter ist auch Julien<br />

Nguyen, dessen Kunst von Videospielen<br />

wie „Civilization III“ oder „StarCraft“<br />

beeinflusst ist. Seine Auktionspremiere<br />

gab er mit „Homework“ vergangenen September<br />

bei Sotheby’s in New York. Das auf<br />

40.000 Dollar geschätzte Werk stieg auf<br />

94.500 Dollar. Im März erzielte das Haus<br />

für „Study for the Temptation of Christ“<br />

406.400 Pfund. e<br />

Fotos: Christie’s Images Limited 2023; Phillips; Charlie Sheldon.<br />

84 <strong>Kulturmagazin</strong>


AufbadenAbbaden<br />

KurkulturinBaden<br />

Ausstellung22.4. bis 5. 11.2023<br />

Kaiserhaus Baden<br />

Hauptplatz 17,2500Baden<br />

Dienstag bis Sonntagund Feiertage 10 bis 18 Uhr<br />

www.kaiserhaus-baden.at


Kultur<br />

PROGRAMM<br />

FESTIVALS<br />

UND FESTSPIELE<br />

Laufend<br />

aktualisierte<br />

Informationen zu<br />

Kulturveranstaltungen<br />

finden Sie online auf<br />

DiePresse.com/<br />

kulturkalender<br />

Laufend<br />

aktualisierte<br />

Informationen zu<br />

Kulturveranstaltungen<br />

finden Sie online auf<br />

DiePresse.com/<br />

kulturkalender<br />

WIEN<br />

DONAUINSELFEST<br />

23.6. bis 25.6.<br />

40 Jahre Donauinselfest:<br />

Konzerte, Kabarett u. a.<br />

www.donauinselfest.at<br />

IMPULSTANZ<br />

6.7. bis 6.8. Festival für<br />

zeitgenössischen Tanz,<br />

40. Festivalausgabe.<br />

Produktionen von Marie Chouinard<br />

und Boris Charmatz, Doris<br />

Uhlich, Needcompany, Meg<br />

Stuart, Lucinda Childs, Nadia<br />

Beugré, Alleyne Dance, Trajal<br />

Harrell, Ivo Dimchev, Liquid Loft,<br />

toxic dreams, Benjamin Abel<br />

Meirhaeghe, Marina Otero u. a.<br />

& 01/5235558<br />

www.impulstanz.com<br />

KAMMERMUSIKFESTIVAL<br />

21.8. bis 27.8.<br />

Böhmische Hofkanzlei<br />

Aron Quartett u. a.<br />

& 01/9717448<br />

www.kammermusikfestival.wien<br />

NOT AFRAID<br />

27.6. Donauinsel<br />

Hip-Hop-Festival mit Machine<br />

Gun Kelly, Sido, Yung Hurn<br />

www.popfest.at<br />

POPFEST<br />

27.7. bis 30.7. Karlsplatz<br />

Kurator*innen: Anna Mabo<br />

und Dorian Concept<br />

www.popfest.at<br />

SALAM ORIENT<br />

4.5. bis 14.5.<br />

Özlem Bulut, Yemen Blues, El<br />

Morabba 3, Ranaud Garcia-Fons<br />

Ensemble u. a.<br />

www.salam-orient.at<br />

SOMMER RHAPSODIE<br />

10.7. bis 9.8.<br />

Gartenpalais Liechtenstein<br />

Hakvoort, Ballwein, Missy May &<br />

WW Allstars Big Band: The Music<br />

of Bond (10.7.), Elena Uhlig & Fritz<br />

Karl (11.7.), Lesung mit Musik:<br />

Shakespeare, ein Sommernachtstraum<br />

(12.7.), Jazz of Tschechow<br />

(17.7.), Erwin Steinhauer & Andrej<br />

Serkov: Joseph Roth, Der Leviathan<br />

(18.7.), Hirschal & Böck: Best<br />

of Strizzis (19.7.), Florian Scheuba<br />

(25.7..), Wolfgang Muthspiel Trio<br />

(26.7.), BartolomeyBittmann (7.8.)<br />

u. a. & 01/3195767 700<br />

www.sommerrhapsodie.at<br />

THEATER IM PARK<br />

25.5. bis 16.9. am Belvedere<br />

Niavarani nach Shakespeare: Ein<br />

Sommernachtstraum (ab 25.5.),<br />

Wiener Festwochen. Die belgische Regisseurin<br />

Anne-Cécile Vandalem erzählt die Geschichte<br />

einer Familie, die die Einsamkeit<br />

der Natur sucht. „Kingdom“, 13.–16. Mai.<br />

Michael Köhlmeier & Konrad Paul<br />

Liessmann (28.5.), Alex Kristan<br />

(30.+31.5. u.a. Termine), Lesung<br />

von T. C. Boyle (12.6.), Ernst Molden<br />

und der Nino aus Wien (3.7.)<br />

u. v. a. & 01/5889340<br />

www.theaterimpark.at<br />

WIENER KABARETTFESTIVAL<br />

24.7. bis bis 29.7.<br />

Viktor Gernot, Gernot Kulis,<br />

Nina Hartmann, Clemens<br />

M. Schreiner u. a.<br />

www.wienerkabarettfestival.at<br />

WIENER FESTWOCHEN<br />

12.5. bis 21.6.<br />

Eröffnung am Rathausplatz (12.5.),<br />

Toshiki Okada, Dai Fujikura u. a.:<br />

Verwandlung eines Wohnzimmers<br />

(13.–15.5., MQ Halle G), TR<br />

Warszawa: Pieces of a Woman<br />

(14.–18.5., Akademietheater), Anna<br />

Rispoli: Close Encounters (13.5.–<br />

4.6., Parlament), Sun & Sea (19.–<br />

23.5., Semperdepot), Ingvartsen:<br />

Skatepark (18.–21.5., Halle G MQ),<br />

Sarah Vanhee: Mémé (21.–26.5.,<br />

Nestroyhof Hamakom), Comish<br />

(24.5.–7.6.), Metropol), Milo Rau /<br />

NT Gent: Antigone im Amazonas<br />

(25.–27.5., Burgtheater), nach<br />

Wedekind: Lulu (27.5.–6.6., Halle E<br />

MQ), Kennedy, Selg: Angela (28.5.–<br />

1.6., Halle G MQ), Alexander Zeldin:<br />

The Confessions (14.–17.6.,<br />

Volkstheater), William Kentridge:<br />

Sibyl (19.–21.6., Halle E MQ) u. v. m.<br />

& 01/5892211 www.festwochen.at<br />

WIR SIND WIEN<br />

1.6. bis bis 23.6.<br />

Festival der Bezirke.<br />

Zum Start: Pop Picnic mit<br />

Lesungen im Stadtpark (1.6.)<br />

www.wirsindwien.com<br />

BURGENLAND<br />

CLASSIC ESTERHÁZY<br />

Schloss Esterházy<br />

Il Giardino Armonico, Nicolas<br />

Altstaedt, Giovanni Antonini<br />

(14.5.), Liederabend mit Florian<br />

Boesch und Justus Zeyen (24.6.),<br />

Wiener Singakademie, Barucco,<br />

Heinz Ferlesch (16.7.), Angelika<br />

Prokopp Sommerakademie der<br />

Wiener Philharmoniker, Lukas<br />

Sternath, Tugan Sokhiew (13.8.)<br />

u. a. & 02682/65065<br />

www.esterhazy.at<br />

HALBTURNER<br />

SCHLOSSKONZERTE<br />

11.5. bis 16.9.<br />

Trio Lézard (11.5.), Lukas Koppetsch<br />

und Stafan Hussong<br />

(25.5.), Vienna Bone Artists (1.6.),<br />

Tango Furioso (8.6.) u. a.<br />

halbturner-schlosskonzerte.at<br />

HAYDN TAGE<br />

9.6. bis 11.6. Schloss Rohrau<br />

musikalische Veranstaltungen<br />

zum Schaffen von Joseph und<br />

Johann Michael Haydn<br />

& 0660/631 5959<br />

www.haydn-gesellschaft.at<br />

KAMMERMUSIKFEST<br />

LOCKENHAUS<br />

6.7. bis 15.7.<br />

Nicolas Altstaedt & Gäste<br />

„Orbis tonorum“<br />

& 02616/20202<br />

www.kammermusikfest.at<br />

FESTIVALS RAIDING<br />

26.5. bis 25.6.<br />

Brass Festival: Da Blechhauf‘n &<br />

KlavierDuo Kutrowatz (26.5.),<br />

Thomas Gansch & Supergroup<br />

(27.5.) u. a.; Liszt Festival:<br />

Elisabeth Pratscher, Yury Revich,<br />

Kristin Okerlund (9.6.),<br />

radio.string.quartet (16.6.),<br />

Janoska Ensemble (23.6.),<br />

Lise de la Salle (24.6.), u. a.<br />

& 02619/ 51047<br />

www.lisztfestival.at<br />

SCHLOSSPARK FESTIVALS<br />

Schlosspark Eisenstadt<br />

Pop am 6.7.: Seiler & Speer, Gert<br />

Steinbäcker & Band, Wolfgang<br />

Ambros & Ban u. a.<br />

Butterfly Dance am 7.7.: Parov<br />

Stelar, Xavier Rudd, Stereo MC´s,<br />

Keziah Jones, Kosheen, DelaDap<br />

Lovely Days am 8.7.:<br />

Jethro Tull, Joss Stone, Manfred<br />

Mann´s Earth Band, The Original<br />

Wailers feat. Al Anderson u. a.<br />

www.schlossparkfestival.com<br />

NOVA ROCK<br />

7.6. bis 10.6. Nickelsdorf<br />

Slipknot, Disturbed, The Prodigy,<br />

Tenacious D, Bilderbuch,<br />

Casper, Yungblud, Papa<br />

Roach, Scooter u. a.<br />

www.novarock.at<br />

OPER IM STEINBRUCH<br />

12.7. bis 9.9. St. Margarethen<br />

Bizet: Carmen; Konzerte: Hubert<br />

von Goisern Zucchero, Edmund<br />

& 02682/65065<br />

www.operimsteinbruch.at<br />

PICTURE ON<br />

11.8. bis 12.8. Bildein<br />

Sportfreunde Stiller, The Sweet,<br />

Airbourne, Yasmo & Die Klangkantine,<br />

Avec, Attwenger u. a.<br />

www.pictureon.at<br />

SCHLOSSSPIELE<br />

KOBERSDORF<br />

4.7. bis 30.7.<br />

Raimund: Der Alpenkönig<br />

und der Menschenfeind<br />

& 02682/719-8000<br />

www.schlossspiele.com<br />

SEEFESTSPIELE MÖRBISCH<br />

13.7. bis 19.8.<br />

Mamma Mia!<br />

& 02682/66210<br />

www.seefestspiele-moerbisch.at<br />

KÄRNTEN<br />

ACOUSTIC LAKESIDE<br />

14.7. bis 15.7. Sonnegger See<br />

Oehl, Uche Yara, Dekker, Avec,<br />

Stella Sommer, Tom Liwa u. a.<br />

www.acousticlakeside.com<br />

CARINTHISCHER SOMMER<br />

17.5. bis 4.6. Burghof u. a. Orte<br />

Hania Rani (18.5.), Laibach (20.5.),<br />

Philipp Hochmair: Werther (21.5.),<br />

Tocotronic (24.5.), Ben Becker:<br />

Apokalypse (26.5.), Mavi Phoenix<br />

/ Eli Preiss / Oskar Haag (2.6.),<br />

Symphoniacs (4.6.), u. a.<br />

www.klagenfurtfestival.com<br />

KLAGENFURT FESTIVAL<br />

1.8. bis 6.8. Millstatt am See<br />

Internationales<br />

Gitarrenfestival<br />

& 04766/202135<br />

www.laguitarraesencial.com<br />

KOMÖDIENSPIELE PORCIA<br />

29.6. bis 31.8. Spittal/Drau<br />

Shakespeare: Wie es euch gefällt<br />

(Premiere: 1.7.), Kinderkomödie:<br />

Schneewittchen (Premiere: 29.6.),<br />

Robelin: Monsieru Pierre geht<br />

online (Premiere: 9.7.), Soyfer: Der<br />

Weltuntergang (Premiere: 14.7.),<br />

Toledano, Nakache: Ziemlich<br />

beste Freunde (Premiere: 20.7.)<br />

u. a. & 04762/42020<br />

www.ensemble-porcia.at<br />

LA GUITARRA ESENCIAL<br />

1.8. bis 6.8. Millstatt am See<br />

Internationales<br />

Gitarrenfestival<br />

& 04766/202135<br />

www.laguitarraesencial.com<br />

NIEDERÖSTERREICH<br />

n ALLEGRO VIVO<br />

4.8. bis 17.9. im Waldviertel<br />

Thema: „Metamorphosen“<br />

Academia Allegro Vivo, Vahid<br />

Khadem-Missagh, Christian Bakanic:<br />

Eröffnungskonzert (6.8., Stift<br />

Altenburg), Janoska Ensemble<br />

(12.8., Kunsthaus Horn), Sonus<br />

Brass Ensemble (15.8., Loisium),<br />

Academia Allegro Vivo, Vahid<br />

Khadem-Missagh, Georg Breinschmid:<br />

Galakonzert (19.8., Horn),<br />

Acoustic Jazz Quartet (26.8.,<br />

Horn) u. v. a. & 02982/4319<br />

www.allegro-vivo.at<br />

n BAROCKTAGE STIFT MELK<br />

24.5. bis 29.5.<br />

Eröffnung: Der Tag des Gerichts.<br />

Concentus Musicus Wien, Sängerknaben,<br />

Chorus sine nomine<br />

(26.5.), Ensemble Suono d’Oro<br />

Fotos: Christophe Engels,Theresa Pewal, nU4p.<br />

86 <strong>Kulturmagazin</strong><br />

n Die blau gekennzeichneten Programmhinweise beziehen sich auf Kooperationspartner der „Presse“, diepresse.com/derclub


Am Wasser. Der See im<br />

Hintergrund, Musik im<br />

Vordergrund bei Wellenklänge<br />

in Lunz. 15.–30. 7.<br />

Yoga. Das Picture On<br />

Festival im Südburgenland<br />

bietet neben Musik<br />

auch Idylle. 11.–12. 8.<br />

(27.5.), La Grande Chapelle (27.5.),<br />

Ensemble L’Arpeggiata (28.5.),<br />

Academia Mellicensis, Mitglieder<br />

des Concentus Musicus Wien<br />

(29.5.), u.a. & 02752/54060<br />

www.wachaukulturmelk.at<br />

BÜHNE BADEN<br />

16.6. bis 27.8.<br />

Willner, Bodanksy, Lehár: Der<br />

Graf von Luxemburg; Masteroff,<br />

Ebb, Kander: Cabaret; Stolz:<br />

Frühjahrsparade & 02252/<br />

22522 www.buehnebaden.at<br />

DONAUFESTIVAL<br />

bis 7.5. Krems<br />

Gengreübergreifendes Festival:<br />

Performance, Kunst, Installationen,<br />

Talk, Musik und Film<br />

www.donaufestival.at<br />

n EUROPA IN SZENE<br />

6.9. bis 24.9. Wiener Neustadt<br />

Kasematten. Theaterfestival<br />

www.wortwiege.at<br />

FELSENBÜHNE STAATZ<br />

21.7. bis 12.8. Musical: Zorro<br />

& 0664/ 75031069<br />

www.felsenbuehne-staatz.at<br />

FESTIVAL RETZ<br />

6.7. bis 23.7.<br />

Mendelssohn Bartholdy: Elias<br />

& 02942/222352<br />

www.festivalretz.at<br />

FESTIVAL SCHLOSS WEITRA<br />

7.7. bis 6.8.<br />

Benatzky: Im weißen Rössl<br />

& 0664/5150986<br />

www.schloss-weitra.at<br />

FESTSPIELE BERNDORF<br />

14.7. bis 13.8.<br />

Cooney: Funny Money<br />

& 02672/822 5343<br />

www.buehnen-berndorf.at<br />

n FESTSPIELE REICHENAU<br />

1.7. bis 6.8.<br />

Nestroy: Einen Jux will er sich<br />

machen; Molière: Tartuffe;<br />

Roth: Die Kapuzinergruft;<br />

Schwab: Die Präsidentinnen; u. a.<br />

& 02666/52528<br />

www.theaterreichenau.at<br />

FESTSPIELE STOCKERAU<br />

27.7. bis 20.8.<br />

Nestroy: Der Zerrissene<br />

& 02266/67689<br />

www.festspiele-stockerau.at<br />

FREQUENCY<br />

17.8. bis 19.8. St. Pölten<br />

Die Ärzte, Macklemore, Limp<br />

Bizkit, Alligatoah, Imagine<br />

Dragons, Central Cee, Electric<br />

Callboy, Kraftklub, K.I.Z. u. a.<br />

www.frequency.at<br />

GLATT & VERKEHRT<br />

14.7. bis 30.7. Wachau/Krems<br />

Schloss zu Spitz: Martin Geišberg<br />

& Balkansambel (14.7.); Winzer<br />

Krems: Zur Wachauerin extended<br />

plays Hank Williams, Bia Ferreira<br />

(26.7.), Hannah James, Lylit &<br />

Désirée Saarela, Ivo Papasov & his<br />

Wedding Band (27.7.), Duo Kurbasy<br />

/ Derya Türkan & Sokratis<br />

Sinopoulos, El Khat (28.7.), Uli<br />

Soyka pantau-x, A Filetta, Abdullah<br />

Miniawy & Peter Corser (29.7.),<br />

Antine, Nils Landgren & Johan<br />

Norberg (30.7.) u. a.<br />

& 02732/908033<br />

www.glattundverkehrt.at<br />

n GRAFENEGG FESTIVAL<br />

11.8. bis 3.9.<br />

Tonkünstler NÖ, Nikola Hillebran<br />

u.a.: Mendelssohn Barthodly -<br />

(11.8.), Kyiv Symphony Orchestra,<br />

Rudolf Buchbinder (12.8.),European<br />

Union Youth Orchestra,<br />

Manfred Hoeck (13.8.), Estonian<br />

Festival Orchestra, Rudolf<br />

Buchbinder (17.8.), Tonkünstler<br />

Orchester NÖ, Yutaka Sado (19.8.),<br />

Philharmonia Orchestra London,<br />

Santtu-Matias Rouvali (20.8.),<br />

Mahler Chamber Orchestra,<br />

Daniil Trifonov (25.8.), u. a.<br />

& 02735/5500<br />

www.grafenegg.com<br />

HIN & WEG<br />

11.8. bis 20.8. Litschau<br />

Tage für zeitgenössische<br />

Theaterunterhaltung<br />

& 0720/407704<br />

www.hinundweg.jetzt<br />

n KLANGRAUM FESTIVAL<br />

30.6. bis 2.7. Burgruine Dobra;<br />

5.5. bis 24.6. Klangraum<br />

Waidhofen, Schloss Rothschild:<br />

Wolfram Berger: Herzmanovsky-<br />

Orlando (5.5.), Robert Reinagl<br />

und Laura Lootens: Hemingway<br />

(14.5.), Peter Hudler, Cello (20.5.),<br />

Markus Hering, Ensemble Affinità<br />

(2.6.), Rafael Fingerlos, Sascha El<br />

Mouissi, Teresa Präauer (18.6.),<br />

Max Simonischek, Benjamin<br />

Schmid, Kiron Atom Tellian<br />

(24.6.)& 07442/ 511<br />

www.klangraeume.at<br />

KLASSIKFESTIVAL<br />

KIRCHSTETTEN<br />

31.7. bis 24.9.<br />

Oper von Rossini: Il turco in Italia<br />

(31.7.–11.8.), Klassik unter Sternen:<br />

Amerikanische Nacht (16.8.),<br />

Nacht der Filmmusik (18.8.),<br />

Symphonic Rock 6.0 (19.8.),<br />

Kinderoper: Rumpelstilzchen<br />

(24.9.), u. a. & 02523/831415<br />

www.schloss-kirchstetten.at<br />

KULTURSOMMER<br />

LAXENBURG<br />

18.6. bis 20.8.<br />

Deix & Lendl: All we need is love<br />

& 02236/73640<br />

www.kultursommerlaxenburg.at<br />

KULTUR SOMMER<br />

SEMMERING 6.7. bis 3.9.<br />

Grandhotel Panhans<br />

und Kulturpavillon.<br />

Verena Altenberger & Klaus Paier:<br />

Zweig, Briefe einer Unbekannten<br />

(6+7.7.), Birgit Minichmayr,<br />

Bernhard Lhotzky & Band (6.7.),<br />

Brandauer liest Dostojewski und<br />

Bonhoeffer (7.7.), Lars Eidinger &<br />

George Kranz (9.7.), Thomas<br />

Gansch & Band (13.7.), Stefanie<br />

Reinsperger liest Horváth (15.+16.<br />

7.), Die Strottern (15.7.), Agnes<br />

Palmisano (20.7.), Andrea Eckert,<br />

Wladigeroff Brothers & Otmar<br />

Klein: Kreisler (27.7.), Hans Theessink<br />

(29.7.), Elisabeth Orth liest<br />

Hesse (30.7.), Kollegium Kalksburg<br />

(5.8.), Diknu Schneeberger<br />

& das Christian Bakanic Quartett<br />

(10.8.), Michael Dangl, Maria<br />

Fedotova & Cordula Hacke: Oscar<br />

Wilde (11.+13.8.), Cornelius Obonya:<br />

Kishons süße Rache (12.8.),<br />

Karl Markovics liest Marie von<br />

Ebner Eschenbach (17.+18.8.),<br />

Voodoo Jürgens & Die Ansa<br />

Panier (24.8.), u. v. a.<br />

& 02664/20025<br />

www.kultursommer-semmering.at<br />

MUSICAL SOMMER<br />

AMSTETTEN 19.7. bis 12.8.<br />

Jersey Boys<br />

& 07472/601454<br />

www.musicalsommeramstetten.at<br />

MUSIKFEST SCHLOSS<br />

WEINZIERL 19.5. bis 21.5.<br />

Es musizieren: Altenberg Trio<br />

Wien, Amiram Ganz, Heri Choi-<br />

Gerhard Marschner, Marcelo<br />

Padilla, Sprecher: Albert Hosp<br />

& 0664/1021198<br />

www.musikfest-weinzierl.at<br />

NESTROY SPIELE<br />

SCHWECHAT 1.7. bis 5.8.<br />

Nestroy: Eisenbahnheiraten<br />

& 0650/4723212<br />

www.nestroy.at<br />

OPER BURG GARS<br />

15.7. bis 5.8. Verdi: Aida<br />

& 02985/33000<br />

www.operburggars.at<br />

OPERETTE LANGENLOIS<br />

20.7. bis 5.8.<br />

Lehár: Das Land des Lächelns<br />

& 02734/3450<br />

www.operettelangenlois.at<br />

OPER KLOSTERNEUBURG<br />

8.7. bis 4.8.<br />

Verdi Don Carlo<br />

& 02243/444424<br />

www.operklosterneuburg.at<br />

RAIMUNDSPIELE<br />

GUTENSTEIN 13.7. bis 6.8.<br />

Turrini: Es muss geschieden sein<br />

& 0676/840023200<br />

www.raimundspiele.at<br />

SCHRAMMELKLANG<br />

7.7. bis 19.7. Litschau<br />

Neue Wiener Concert Schrammeln,<br />

Kollegium Kalksburg, Trio<br />

Lepschi Quintett, Ernst Molden,<br />

Vienna Klezmore Orchestra,<br />

Diknu Schneeberger & Christian<br />

Bakanic Quartett u. a.<br />

& 0720/407704<br />

www.schrammelklang.at<br />

SOMMERNACHTSKOMÖDIE<br />

ROSENBURG 22.6. bis 6.8.<br />

Hall nach Norman & Stoppard:<br />

Shakespeare in Love<br />

& 0664/1630543<br />

www.sommernachtskomoedie.at<br />

SOMMERSPIELE MELK<br />

14.6. bis 29.7.<br />

Woitzuck: Kassandra und die<br />

Frauen Trojas; One Vision –<br />

Musikrevue & 02752/54060<br />

www.sommerspielemelk.at<br />

SOMMERSPIELE<br />

PERCHTOLDSDORF<br />

29.6. bis 29.7.<br />

nach Cervantes: Don Quijote<br />

& 01/86683-400 www.sommerspiele-perchtoldsdorf.at<br />

SOMMERSPIELE SCHLOSS<br />

SITZENBERG 1.6. bis 25.6.<br />

Hofmannsthal: Dame Kobold<br />

& 0664/9490803<br />

www.schloss-sitzenberg.at<br />

n TEATRO BAROCCO<br />

2.9. bis 7.10. Stift Göttweig<br />

Bienert, Freistetter: Antonio e<br />

Cleopatra & 01/86683400<br />

www.teatrobarocco.at<br />

THEATER IM BUNKER<br />

MÖDLING 13.8. bis 3.9.<br />

Bruno Max: Aventura<br />

& 01/544 2070<br />

www.theaterimbunker.at<br />

THEATERSOMMER HAAG<br />

28.6. bis 29.7.<br />

nach Aristophanes: Ella, Ella!<br />

& 07434/ 44600<br />

www.theatersommer.at<br />

VIERTELFESTIVAL NÖ<br />

12.5. bis 15.8.<br />

Kulturprojekte im Waldviertel,<br />

Motto „Randerscheinungen“<br />

& 02572/34234<br />

www.viertelfestival-noe.at<br />

WACHAUFESTSPIELE<br />

WEISSENKIRCHEN<br />

18.7. bis 9.9..<br />

Vögel: Von wegen Mariandl! /<br />

Wilhelm: Der Brandner Kaspar<br />

und das ewig´Leben<br />

& 02715/2268<br />

www.wachaufestspiele.com<br />

WELLENKLÄNGE<br />

14.7. bis 29.7. Lunz am See<br />

Festival für zeitgenössische<br />

Strömungen. Motto: Wut &<br />

Wandel. Mathias Eick Quintet<br />

(15.7.), Lena Jonsson Trio (20.7.),<br />

Mamadou Diabate & Percussion<br />

Mania (22.7.), Oska (29.7.), u. a.<br />

& 0664/3633055<br />

www.wellenklaenge.at<br />

OBERÖSTERREICH<br />

ATTERGAUER KULTUR-<br />

SOMMER 14.7. bis 15.8.<br />

St. Georgen, Seewalchen,<br />

Vöcklamarkt.<br />

Ursula Strauss: Brief einer Unbekannten<br />

(16.7.), Matthias Bartolomey<br />

solo (30.7.), Obonya, Bakanic,<br />

Preinfalk, Bartolomey (13.8.), Best<br />

of Janoska Ensemble (15.8.), u. a.<br />

& 07667/8672<br />

www.attergauer-kultursommer.at<br />

BRUCKNERFEST<br />

4.9. bis 11.10. Linz<br />

Motto: „Das Ewig-Weibliche /<br />

zieht uns hinan“ & 0732/775230<br />

www.brucknerhaus.at<br />

BRUCKNERTAGE<br />

12.8. bis 19.8. Stift St. Florian<br />

Altomonte Orchester (13.8.),<br />

internationale Orgelnacht (15.8.),<br />

Severin Trogbacher Trio &<br />

friends (17.8.), Symphoniekonzerte<br />

(18.+19.8.) u. a.<br />

& 0732/ 775230<br />

www.brucknertage.at<br />

n DONAUFESTWOCHEN<br />

28.7. bis 15.8. Strudengau<br />

Alte Musik mit Kontrapunkten<br />

aus der Moderne.<br />

Oper auf Schloss Greinburg:<br />

Mozart, Zaide (5.–13.8.); The<br />

Crown. Ayres, Divisions and<br />

Grounds (29.7., Ardagger Stift),<br />

Company of Music, J. Hiemetsberger<br />

(30.7., Waldhausen),<br />

Matthias Bartolomey solo (8.8.,<br />

Grein), u. a. & 07268/26857<br />

www.donau-festwochen.at<br />

FREE TREE OPEN AIR<br />

11.8. bis 13.8. Traiskirchen/Innkreis<br />

Ätna, Betterov, The Gardener &<br />

the Tree, Leftovers, Buntspecht<br />

u. a. www.freetreeopenair.at<br />

<strong>Kulturmagazin</strong> 87


Kultur PROGRAMM<br />

„Kapuzinergruft“. Jakob<br />

Widauer spielt Trotta bei<br />

der Inszenierung in Reichenau,<br />

ab 1. Juli.<br />

Kindermusikfestival.<br />

In St. Gilgen gibt es vom<br />

2. bis 4. August coole<br />

Sounds für alle ab fünf.<br />

INNTÖNE JAZZFESTIVAL<br />

21.7. bis 23.7. Diersbach<br />

Marilyn Mazur‘s Shamania, Balanescu<br />

Quartet, Renato Borghetti,<br />

Xhosa Cole Quartet, Vieux Farka<br />

Touré u. a. & 0676/9046822<br />

www.inntoene.com<br />

LEHÁR FESTIVAL<br />

8.7. bis 27.8. Bad Ischl<br />

Fall: Madame Pompadour<br />

(ab 8.7.), Zeller: Der Vogelhändler<br />

(ab 15.7.), Lehár: Schön ist die Welt<br />

(ab 11.8.) & 06132/23839<br />

www.leharfestival.at<br />

LIDO SOUNDS<br />

16.6. bis 18.6. Linz Urfahrmarkt<br />

Florence & the Machine, Alt-J,<br />

Interpol, Die Toten Hosen,<br />

Wanda, Peter Fox, Cro u. a.<br />

www.posthof.at<br />

OÖ STIFTSKONZERTE<br />

bis 30.7.<br />

Bomsori Kim, François Leleux,<br />

Bruckner Orchester Linz (3.+4.6.),<br />

Bruckner Orchester Linz, Markus<br />

Poschner (10.7.), Quatuor Ébène<br />

(17.6.), Federspiel (18.6.), Julian<br />

Rachlin & Friends (30.6.),<br />

Concentus Musicus Wien,<br />

Linzer Jeunesse Chor (7.7.),<br />

Mnozil Brass (15.7.), u. a.<br />

& 0732/776127<br />

www.stiftskonzerte.at<br />

SALZKAMMERGUT<br />

FESTWOCHEN GMUNDEN<br />

21.5. bis 14.8.<br />

Gmunden/Umgebung<br />

Fritz Karl & Ensemble der SFG<br />

(22.6., Stadttheater), Architekturgespräche<br />

(24.6., Stadttheater),<br />

Personale Teresa Dopler (25.6.,<br />

Thomas Bernhard Haus), Violetta<br />

Parisini Trio (29.6., Hafen Frauscher),<br />

Philipp Hochmair & Die<br />

Elektrohand Gottes (7.7., Toscanapark),<br />

Bruckner Orchester Linz,<br />

Eloff, Eröd, Gould, Poschner<br />

(8.+9.7., Toscanapark), Buntspecht<br />

(13.7., Hipp-Halle), Shakespeare:<br />

Sturm (Premiere am 15.7.,<br />

Stadttheater), Thomas Gansch &<br />

radio.string.quartet (23.7., Alfa<br />

Laakirchen), Nine Shakespeare<br />

Sonetts – Birgit Minichmayr<br />

(26.7., Stadttheater), Thomas<br />

Quasthoff Quartett (29.7., Toscana<br />

Congress), Mein Shakespeare<br />

Universum – Joachim Meyerhof<br />

(3.8., Stadttheater), Termin mit<br />

Schmidt & Claus Peymann<br />

(14.8., Stadttheater), u. a.<br />

& 07612/7063012<br />

www.festwochen-gmunden.at<br />

SALZBURG<br />

JAZZFESTIVAL SAALFELDEN<br />

17.8. bis 20.8.<br />

Dōjō & Eivind Aarset, Lukas<br />

Koenig’s „Sound Hazard“,<br />

Andreas Schaerer / Kalle Kalima /<br />

Tim Lefebvre, Knobmob, Dave<br />

Douglas Quintet, Melford/Miller<br />

Quartet, u. a. & 06582/70660<br />

www.jazzsaalfelden.com<br />

KINDERMUSIKFESTIVAL<br />

ST. GILGEN<br />

2.8. bis 4.8. Für Groß und Klein<br />

zwischen 5 und 99 Jahren<br />

& 01/4792324<br />

www.kindermusikfestival.at<br />

LITERATURFEST SALZBURG<br />

10.5. bis 14.5.<br />

Kuratiert von Anna Weidenholzer<br />

und Josef Kirchner. Mit Birgit<br />

Birnbacer, Bodo Hell, Isabel Fargo<br />

Cole, Leila Aboulela u. v. a.<br />

www.literaturfest-salzburg.at<br />

MUSIKTAGE MONDSEE<br />

25.8. bis 2.9.<br />

Kammermusikfestival, Thema:<br />

Claude Debussy – Licht und<br />

Farben in der Musik. Mit Matthias<br />

Lingenfelder, Quirine Viersen,<br />

Asya Fateyewa, Lena Neudauer,<br />

Annika Treutler, Julian Bliss u. a.<br />

& 06232/ 2270<br />

www.musiktage-mondsee.at<br />

n SALZBURGER FESTSPIELE<br />

Pfingsten: 26.5. bis 29.5.<br />

Gluc: Orfeao ed Euridice, Haydn:<br />

L´anima del filosofo, Monteverdi:<br />

L´Orfeo, Schubertiade, Hommage<br />

Daniel Barenboim.<br />

Sommer: 20.7. bis 30.9.<br />

Oper: Mozart: Le nozze di Figaro<br />

(27.7.–28.8., Haus für Mozart),<br />

Verdi: Macbeth (29.7.–24.8.,<br />

Großes Festspielhaus), Purcell:<br />

The Indian Queen (31.7.–2.8., Felsenreitschule),<br />

Verdi: Falstaff<br />

(12.8.–30.8., Großes Festspielhaus),<br />

Martinů: The Greek Passion<br />

(13.8.–27.8., Feselreitschule),<br />

Bellini: I Capuleti e I Montecchi<br />

(19.8.–21.8., Feselreitschule), u.a.;<br />

Schauspiel: Hofmannsthal:<br />

Jedermann (21.7.–29.8., Domplatz),<br />

nach Haneke: Liebe (30.7.–10.8.,<br />

Landestheater), Brecht: Der kaukasische<br />

Kreidekreis (12.8.–22.8.,<br />

Szene), Fallwickl: Die Wut, die<br />

bleibt (18.8.–29.8., LT), u. a.;<br />

Konzerte: Camerata Salzburg,<br />

Kopatchinskaja (14.8., Stiftung<br />

Mozarteum), SWR Symphonieorchester,<br />

Ingo Metzmacher (20.7.,<br />

Felsenreitschule), La Capella<br />

Nacional de Catalunya, Jordi<br />

Savall (26.7., Felsenreitschule),<br />

Solistenkonzert Daniil Trifonov<br />

(27.7., Gr. Festspielhaus), Wiener<br />

Philharmoniker, C. Thielemann<br />

(28.+30.7., Gr. Festspielhaus),<br />

Solistenkonzert Pierre-Laurent<br />

Aimard (28.+30.7., Stiftung Mozarteum),<br />

Wiener Philharmoniker,<br />

Andris Nelsons (5.8., Großes Festspielhaus),<br />

YCA Award Concert<br />

Weekend (4.+5.8., Stiftung Mozarteum),<br />

Quatuor Ébène (6.8., Stiftung<br />

Mozarteum), Wiener Philharmoniker,<br />

Welser-Möst (21.8.,<br />

Gr. Festspielhaus), Solistenkonzert<br />

Mitsuko Uchida, Jonathan<br />

Biss (23.8., Haus für Mozart), Berliner<br />

Philharmoniker (27.+28.8.,<br />

Großes Festspielhaus), Boston<br />

Symphony Orchestra, Andris<br />

Nelsons (31.8., Gr. Festspielhaus),<br />

Wiener Philharmoniker, Riccardo<br />

Muti (13., 14., 15.8., Gr. Festspielhaus),<br />

u. v. a. & 0662/8045500<br />

www.salzburgerfestspiele.at<br />

SOMMERSZENE<br />

12.6. bis 24.6. Szene Salzburg<br />

aktuelle Tanz- und Theaterstücke.<br />

& 0662/843448<br />

www.szene-salzburg.net<br />

STEIERMARK<br />

FESTIVAL ST. GALLEN<br />

19.8. bis 27.8. Burg<br />

Broadlahn (19.8.), Simply<br />

Quartett (21.8.), u. a.<br />

& 0363/2276<br />

www.festivalstgallen.at<br />

STEIRISCHER HERBST<br />

21.9. bis 15.10.<br />

internationales Festival für<br />

zeitgenössische Kunst<br />

www.steirischerherbst.at<br />

STYRIARTE<br />

23.6. bis 23.7.<br />

Motto „Held:innen“.<br />

Fux: Constanza e Fortezza (24.6.,<br />

Schloss Egggenberg), Anderson &<br />

Roe Piano Duo: Pop Heroes (27.6.,<br />

Helmut List Halle), Miriam Kutrowatz,<br />

Daniel Johannsen, Michael<br />

Hofstetter: Krönungsmesse<br />

(8.+9.7., Pfarrkirche Stainz), Bruno<br />

de Sá, Michael Hofstetter: Cleopatra<br />

(12.7., Helmut List Halle), La<br />

Capella de Catalunya, Hespèrion<br />

XXI, Jordi Savall: Johanna von<br />

Orleans (23.7., Helmut List Halle),<br />

u. a. & 0316/825000<br />

www.styriarte.com<br />

TIROL<br />

INNSBRUCKER<br />

FESTWOCHEN DER ALTEN<br />

MUSIK 11.7. bis 29.8.<br />

Ambraser Schlosskonzerte:<br />

Accademia degli Stravaganti,<br />

Ulrike Hofbauer, Anne Marie<br />

Dragosits (11.7.), Alberto Allegrezza,<br />

Dramatodìa (25.7.), Musica<br />

Alchemia, Lina Tur Bonet (1.8.);<br />

Oper von Vivaldi: Olimpiade (4.,<br />

6., 8.8.), Il Giardino Armonico,<br />

Giovanni Antonini (5.8.), Karneval<br />

von Vendedig (13.8.), Vivaldi: La<br />

fida ninfa (14., 16., 17., 19.8.), Novo<br />

Canto u. a.: König Salomon (18.8.),<br />

Vivaldi: Juditha triumphans<br />

(23.+25.8.), Festwochenorchester,<br />

Alessandro De Marchi, Antoine<br />

Tamesit: Lieto fine (29.8.), u. v. a.<br />

& 0512/571032<br />

www.altemusik.at<br />

LA GUITARRA ERL<br />

10.8. bis 12.8. Festspielhaus Erl<br />

Internationales Gitarrenfestival<br />

& 05373/8100020<br />

erl.laguitarraesencial.com<br />

OPERETTENSOMMER<br />

KUFSTEIN 28.7. bis 13.8.<br />

Jesus Christ Superstar<br />

& 0512/5356<br />

www.operettensommer.com<br />

TIROLER FESTSPIELE ERL<br />

6.7. bis 30.7.<br />

Eröffnung: Orchester und Chor<br />

der Tiroler Festspiele Erl (6.7.),<br />

Humperdinck: Königskinder<br />

(7.+15.7.), Wagner: Siegfried (8., 21.,<br />

27.7.), Schumann Quartett mit<br />

Martina Gedeck (9.7.), Camerata<br />

Salzburg (12.+13.7.), Musicbanda<br />

Franui & Nikolaus Habjan (14.7.),<br />

Wagner: Götterdämmerung (16.,<br />

23., 29.7.), Christian Muthspiel &<br />

Orjazztra Vienna (18.7.), Marika<br />

Hara feat. Levan Tskhadade (19.7.),<br />

Wiener Sängerknaben (28.7.), u. a.<br />

& 05373/ 8100020<br />

www.tiroler-festspiele.at<br />

TIROLER VOLKSSCHAU-<br />

SPIELE 16.7. bis 19.8. Telfs<br />

7 Todsünden. Neue Texte von<br />

Helena Adler, Uli Brée, Felix<br />

Mitterer, u. a. / Ein Narrentanz<br />

& 0676/83038753<br />

www.volksschauspiele.a<br />

VORARLBERG<br />

BREGENZER FESTSPIELE<br />

19.7. bis 20.8.<br />

Puccini: Madame Butterfly<br />

(Premiere: 20.7.), Verdi: Ernani<br />

(Premiere: 19.7.), Massanet: Werther<br />

(Premiere: 14.8.), Kleist: Der<br />

zerbrochne Krug (Premiere: 21.7.),<br />

Hufmann, Venables: the faggots<br />

and their friends between revolutions<br />

(Premiere: 27.7.), Panisello:<br />

Die Judith von Shimoda (Premiere:<br />

17.8.); musikalische Collage:<br />

Zwischen Himmel und Erde.<br />

Von der Kunst des Trauerns (8.8.);<br />

Orchesterkonzerte: Wiener Symphoniker,<br />

Symphonieorchester<br />

Vorarlberg (24.+30.7., 7.+20.8.),<br />

u. a. & 05574/4076<br />

bregenzerfestspiele.com<br />

FAQ BREGENZERWALD<br />

7.9. bis 10.9.<br />

interdisziplinäre Potentiale für<br />

eine gute Zeit, Gesellschaftsforum<br />

zur Frage: Wer kanns?<br />

www.faq-bregenzerwald.com<br />

POOLBAR<br />

6.7. bis 14.8.<br />

Hallenbad/Reichenfeld Feldkirch<br />

Nischen bis Pop. Gentleman, Heaven<br />

Shall Burn, Rosa Anschütz,<br />

Ernst Molden, Der Nino Aus Wien,<br />

Lalalar, Digitalism, Ferge X Fisherman,<br />

Helge Schneider, Salò, u. a.<br />

www.poolbar.at<br />

SCHUBERTIADE<br />

Hohenems: 13.7. bis 16.7.<br />

Quatuor Modigliani, Leonkoro<br />

Quartett (13.7.), Daniel Müller-<br />

Schott, Kit Armstrong (14.7.).<br />

Guillaume Chilemme, Victor<br />

Julien-Laferrière, David Fray<br />

Klavier (15.7.), u. a.<br />

Schwarzenberg: 17.6. bis 25.6.<br />

und 26.8. bis 31.8.<br />

Pavel Haas Quartett (17.6.), Leif<br />

Ove Andsnes (19.6.), Katharina<br />

Konradi, Malcolm Martineau<br />

(23.6.), Christoph Prégardien,<br />

Julius Drake (26.8.), Sophie Rennert,<br />

Joseph Middleton (27.8.),<br />

u. a. & 05576/ 72091<br />

www.schubertiade.at<br />

SZENE OPEN AIR<br />

3.8. bis 5.8. Lustenau/Alten Rhein<br />

Cro, Bilderbuch, Camo & Krooked,<br />

Sportfreunde Stiller, Cari<br />

Cari u. a. www.szeneopenair.at<br />

TANZ IST DORNBIRN<br />

9.6. bis 17.6. Spielboden Dornbirn<br />

Fokus Kanada.<br />

Clara Furey: Dog Rising, Rather a<br />

Ditch (9.+10.6.), Nahisi Wang: Face<br />

to Face (14.6.), Mélanie Demers:<br />

Icône Pop (16.+17.6.), u. a.<br />

& 05572/21933<br />

www.tanzist.at<br />

Fotos: Erika Mayer Photography, Helena Wimmer.<br />

88 <strong>Kulturmagazin</strong>


SALZKAMMERGUT<br />

estwochen<br />

GMUNDEN<br />

Karten |Salzkammergut Festwochen Gmunden |Landestheater Linz


Das bringt der Frühling<br />

BETTINA LEIDL<br />

Zukunftsorientiert. Bettina Leidl leitet seit 2022 das MuseumsQuartier in<br />

Wien und legt verstärkt den Fokus auf die künstlerische Bespielung der<br />

großen Freiflächen im MQ und auf das Thema Nachhaltigkeit. Davor hat sie<br />

erfolgreich das Kunst Haus Wien als erstes „Grünes Museum“ positioniert.<br />

Von 1997–2012 war Bettina Leidl Geschäftsführerin der Kunsthalle Wien.<br />

Michael Armitage.<br />

Der kenianisch-britische<br />

Künstler gilt als Superstar<br />

der zeitgenössischen Malerei.<br />

Sein Interesse liegt auf<br />

der Verschmelzung von<br />

afrikanischen Traditionen mit<br />

westlicher Kunstgeschichte,<br />

die er zu mythisch<br />

aufgeladenen, traumhaft<br />

anmutenden Bildern<br />

verwebt. Sie sind einfach<br />

überwältigend! Kunsthaus<br />

Bregenz, 15. Juli–29. Oktober,<br />

kunsthaus-bregenz.at<br />

Partecipazione.<br />

Verbinden statt trennen –<br />

Architektur und Kunst kommt<br />

bei der Gestaltung von Gesellschaft<br />

eine tragende Rolle zu.<br />

Der von AKT und Hermann<br />

Czech kuratierte österreichische<br />

Beitrag will den Ausstellungspavillon<br />

erstmals hin zur<br />

venezianischen Nachbarschaft<br />

öffnen. Architekturbiennale<br />

Venedig, 20. Mai–26. November,<br />

labiennale2023.at<br />

Valie Export.<br />

Die Grande Dame und Pionierin<br />

der österreichischen Performance-<br />

und Medienkunst<br />

hat mit ihren Positionen die<br />

Kunst der 1960er- und 1970er-<br />

Jahre wesentlich geprägt. Ihre<br />

feministischen Aktionen und<br />

ihr umfangreiches fotografisches<br />

Werk faszinieren jedes<br />

Mal aufs Neue. Albertina,<br />

23. Juni–1. Oktober, albertina.at<br />

Fischer von Erlach.<br />

Der große Barockarchitekt<br />

hat nicht nur die kaiserlichen<br />

Hofstallungen (heute das<br />

MuseumsQuartier), sondern<br />

auch Schloss Schönbrunn, die<br />

Karlskirche usw. entworfen.<br />

Die Ausstellung präsentiert<br />

sein faszinierendes Werk.<br />

Salzburg Museum, bis<br />

8. Oktober, salzburgmuseum.at<br />

Porträt: Christine Pichler.<br />

90 <strong>Kulturmagazin</strong>


Grafenegg<br />

Wo alles<br />

zusammenspielt<br />

grafenegg<br />

.com<br />

Sommerklänge<br />

—22/06–05/08/23<br />

Festival<br />

—11/08–03/09/23


Franz West, „Schubert traf Beethoven im Mai, (vermutlich) 1826“, 1982, Mischtechnik auf Zeitung, 40,2 x57,3 cm<br />

Schätzwert €40.000 –70.000, Auktion 24. Mai 2023<br />

Auktionswoche 23. –26. Mai<br />

ZEITGENÖSSISCHE KUNST<br />

MODERNE, JUWELEN, UHREN<br />

Palais Dorotheum, Wien<br />

+43-1-515 60-570<br />

www.dorotheum.com<br />

Hamburg |Düsseldorf |München |Mailand |Rom |Neapel |London |Brüssel |Prag |Paris |Tel Aviv

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