Spectrum #1 2018
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Hat die AGEF ein Sprachenproblem?<br />
UNIPOLITIK<br />
Komitee, Studierendenrat, Kommissionen: Unsere unipolitischen Organe sind äusserst<br />
wichtig und geben den Studierenden eine Stimme. Was aber, wenn diese Stimme vornehmlich<br />
in einer Fremdsprache spricht? Eine Bestandsaufnahme bei der deutschsprachigen<br />
Minderheit in der AGEF.<br />
LORENZ TOBLER<br />
Association Générale des Étudiant-e-s<br />
de l’Université de Fribourg (AGEF);<br />
der umständliche Name der Freiburger<br />
Studierendenvereinigung deutet bereits<br />
an, dass Deutsch nicht deren Umgangssprache<br />
ist. Die Sitzungen des Studierendenrates<br />
(SR), die Reglemente, die<br />
Präsentationen – alle sind sie vorwiegend<br />
auf Französisch. Denn obwohl<br />
auch Deutsch eine offizielle Sprache unserer<br />
Universität ist, sind die Deutschsprachigen<br />
in der Freiburger Unipolitik<br />
deutlich untervertreten. Auch im siebenköpfigen<br />
Exekutivkomitee gibt es<br />
seit einigen Semestern jeweils nur noch<br />
maximal ein Mitglied, welches perfekt<br />
Deutsch spricht.<br />
Unattraktive Ausgangslage<br />
© Foto: Lorenz Tobler<br />
Für die französische Dominanz in der<br />
Unipolitik gibt es unterschiedliche<br />
Gründe. Für Franziskus Wetter, Mitglied<br />
der Geschäftsprüfungskommission<br />
(GPK), wurde in der Sprachenfrage ein<br />
kritischer Punkt überschritten: „Während<br />
der Sitzungen wird zu rund neunzig<br />
Prozent französisch gesprochen.<br />
Für Deutschsprachige, die das erste<br />
Mal an eine Versammlung kommen, ist<br />
dies extrem unattraktiv.“ Jan Zumoberhaus,<br />
langjähriges aktives Mitglied des<br />
SR, kritisiert zudem auch die Untätigkeit<br />
der AGEF: „Man müsste aktiv auf<br />
die Deutschsprachigen zugehen. Die<br />
AGEF hat aber meines Erachtens in der<br />
Vergangenheit mehrfach genau das Gegenteil<br />
gemacht.“ Als Beispiele nennt er<br />
unzureichende oder nicht vorhandene<br />
Übersetzungen von offiziellen Mitteilungen,<br />
wichtigen Dossiers und Berichten.<br />
Auch sei es anfangs für Deutschsprachige<br />
schlicht schwierig, sich in die<br />
fremdsprachigen Diskussionen einzubringen.<br />
Anna Laura Ludwig, zweisprachiges<br />
Mitglied des Co-Präsidiums und damit<br />
verantwortlich für die SR-Sitzungen,<br />
betont: „Wir geben uns laufend Mühe,<br />
die Sitzungen zweisprachig zu führen,<br />
indem wir beispielsweise gewisse Punkte<br />
auf Deutsch behandeln oder die PowerPoint-Präsentationen<br />
konsequent<br />
zweisprachig gestalten.“<br />
Benachteiligung von Kandidierenden?<br />
Am Ende jedes Semesters werden im SR<br />
jeweils die Vertreter des Komitees, der<br />
GPK sowie des Co-Präsidiums gewählt.<br />
Auch hier werden regelmässig die wenigen<br />
deutschsprachigen Kandidierenden<br />
übergangen, welche sich überhaupt für<br />
eine Kandidatur entscheiden. Jan Zumoberhaus<br />
ortet im Auswahlverfahren<br />
ein weiteres Problem: „Nach einer kurzen<br />
persönlichen Präsentation werden<br />
den Kandidierenden Fragen gestellt:<br />
Die deutschsprachigen Bewerberinnen<br />
und Bewerber müssen anschliessend<br />
häufig Fragen in einer Fremdsprache<br />
beantworten und machen so unweigerlich<br />
mehr Fehler als ihre französischsprachige<br />
Konkurrenz, welche dies nur<br />
selten muss.“ Zudem gebe es auch eine<br />
gewisse Wahl nach sprachlichen Milieus.<br />
Letztere Tendenz beobachtet auch Anna<br />
Laura Ludwig: „Allgemein habe ich das<br />
Gefühl, die französischsprachigen Studierenden<br />
müssen oder wollen sich an<br />
der Universität Freiburg sprachlich weniger<br />
Mühe geben. Dadurch scheinen<br />
sie ihre Muttersprache eher als legitim<br />
dominant zu empfinden und bevorzugen<br />
gleichsprachige Kandidierende tendenziell.“<br />
Mögliche Massnahmen<br />
Sowohl das Komitee der AGEF als auch<br />
das Co-Präsidium des SR betonen, dass<br />
es trotz der vielen bereits engagierten<br />
Deutschsprachigen wünschenswert<br />
wäre, noch mehr Kandidierende<br />
zu finden. Die AGEF bemüht sich, alle<br />
Reglemente und Präsentationen zweisprachig<br />
zu halten. „Um an den SR-<br />
Sitzungen teilzunehmen, muss man<br />
nicht zwingend Fremdsprachenkenntnisse<br />
besitzen“, ermutigt schliesslich<br />
auch GPK-Mitglied Damiano Pasquali,<br />
„denn unser aktuelles Co-Präsidium ist<br />
in der Lage, punktuelle Übersetzungen<br />
zu machen. Wer motiviert ist, seine Meinung<br />
zu äussern und Sachen zu ändern,<br />
sollte sich unipolitisch engagieren.“ Jan<br />
Zumoberhaus teilt diese Ansicht: „Nur,<br />
wenn in den Gremien der AGEF wieder<br />
vermehrt deutsch gesprochen wird,<br />
kann diese für sich beanspruchen, alle<br />
Studierenden zu vertreten. Zudem lernt<br />
ihr tolle Leute aus allen Disziplinen<br />
kennen, könnt euch einbringen und ja,<br />
ihr lernt auch französisch!“<br />
02-03.<strong>2018</strong><br />
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