01.03.2016 Aufrufe

Cruiser im März 2016

Break The Chains Kampagne 2016: Alle Infos! Ausserdem: Warum das Nachtleben (noch) nicht tot ist und wie man mit homophober Musik Kasse macht.

Break The Chains Kampagne 2016: Alle Infos! Ausserdem: Warum das Nachtleben (noch) nicht tot ist und wie man mit homophober Musik Kasse macht.

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cruiser<br />

DAS<br />

märz <strong>2016</strong> CHF 7.50<br />

GRÖSSTE<br />

SCHWEIZER<br />

GAY-MAGAZIN<br />

XXX<br />

XXX<br />

1<br />

Break The<br />

Chains <strong>2016</strong><br />

Hip-Hop, Rap und Homophobie<br />

Schwulenhetze gehört zum guten Ton<br />

An der Fluchgasse<br />

Ein Nachruf aufs (schwule) Niederdorf<br />

Ausgehen macht glücklich<br />

Plädoyer fürs Partymachen<br />

CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong>


3<br />

Im April Risiken vermeiden,<br />

<strong>im</strong> Mai zum HIV-Test.<br />

Editorial<br />

Liebe Leser<br />

Auch dieses Jahr heisst es – wie <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Frühling: «Gemeinsam gegen HIV». Ein nach wie vor ambitioniertes<br />

und unserer Meinung nach wichtiges Projekt der Aidshilfe. Das Konzept der Kampagne «Break The<br />

Chains» erklären wir ausführlich (und hübsch bebildert) ab Seite 4.<br />

Die Initianten zur Abschaffung der «Heiratsstrafe» haben ihr Ziel nicht erreicht! Das heisst, dass gleichgeschlechtliche Paare weiterhin<br />

heiraten dürfen. Allerdings ist das Ergebnis so knapp ausgefallen, dass wir uns nicht einfach auf die faule Haut legen dürfen und Pink<br />

Cross kündigt schon die nächste Runde an: Die Ehe für alle ZIVIS. Kurz, die Ehe für alle. Wir bleiben diesbezüglich dran und berichten,<br />

sobald diese Idee etwas konkreter wird. Kämpfen lohnt sich!<br />

Wir wünschen euch viel Spass be<strong>im</strong> aktuellen <strong>Cruiser</strong>!<br />

Herzlich; Haymo - Chefredaktor<br />

inhalt<br />

4 Special Break The Chains<br />

8 News National & International<br />

9 Kolumne Weissbergs Weissheiten<br />

10 News National & International<br />

11 Thema Homophobie in der Musik,<br />

Teil 1<br />

14 Serie Schwul auf dem Land<br />

Teil 1<br />

16 Kultur Update<br />

19 Kolumne Bötschi klatscht<br />

20 Serie Homosexualität in<br />

Geschichte & Literatur<br />

22 Serie Journeylicious!<br />

23 Kolumne Michi Rüegg<br />

24 Serie Mannsbild – Berufsbild<br />

26 Kolumne Thommen meint<br />

27 Serie Ikonen von Damals<br />

29 Kolumne Pia Spatz<br />

30 Ratgeber Dr. Gay<br />

31 Leseraktion<br />

<strong>im</strong>pressum<br />

CRUISER MAGAZIN PRINT<br />

Herausgeber & Verleger Haymo Empl, empl.media<br />

Infos an die Redaktion redaktion@cruisermagazin.ch<br />

Auflage 12 000 Exemplare,<br />

WEMF beglaubigte Auflage: 11 539 Exemplare<br />

Druck Druckerei Konstanz GmbH<br />

Wasserloses Druckverfahren<br />

Im April konsequent RISIKEN VERMEIDEN.<br />

Warum? Um die Anzahl der HIV-Neuinfektionen zu senken. Damit der Sex für uns alle sicherer wird.<br />

«Break the Chains» macht’s möglich.<br />

breakthechains.ch<br />

Chefredaktor Haymo Empl<br />

Bildredaktion Haymo Empl, Nicole Senn<br />

Bilder Bilddatenbank. Alle Bilder, soweit nicht anders vermerkt, mit Genehmigung der Urheber.<br />

Art Direktion Nicole Senn<br />

Redaktion Print Vinicio Albani, Thomas Borgmann, Bruno Bötschi, Daniel Diriwächter,<br />

Andreas Empl, Martin Ender, Andreas Faessler, René Gerber, Moel Maphy, Michi Rüegg,<br />

Alain Sorel, Pia Spatz, Tanja & Jenny, Peter Thommen, Marianne Weissberg<br />

Korrektorat Julie Montblanc<br />

Anzeigen anzeigen@cruisermagazin.ch<br />

REDAKTION UND VERLAGSADRESSE<br />

empl.media, Haymo Empl<br />

Winterthurerstrasse 76, 8006 Zürich<br />

redaktion@cruisermagazin.ch<br />

Telefon 044 586 00 44<br />

CRUISER MAGAZIN ONLINE<br />

Herausgeber & Verleger Haymo Empl, empl.media<br />

Infos an die Online-Redaktion online@cruisermagazin.ch<br />

CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong> CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong>


4 Special<br />

Special 5<br />

BREAK THE CHAINS<br />

BREAK THE CHAINS<br />

BREAK THE CHAINS:<br />

Wir stoppen HIV in<br />

30 Tagen!<br />

Bereits zum fünften Mal findet <strong>im</strong> Frühling <strong>2016</strong> die Kampagne<br />

BREAK THE CHAINS statt. Ziel der Kampagne ist es, die Neuinfektionen<br />

mit HIV in der schwulen Community zu senken. Unbedingt mitmachen!<br />

Wir zeigen, wie’s geht.<br />

VON Vinicio Albani<br />

B<br />

ereits zum fünften Mal findet <strong>im</strong><br />

Frühling <strong>2016</strong> die Kampagne<br />

BREAK THE CHAINS statt. Ziel der<br />

Kampagne ist es, die Neuinfektionen mit<br />

HIV in der schwulen Community zu senken.<br />

Unbedingt mitmachen! Wir zeigen,<br />

wies geht.<br />

Wie funktioniert<br />

BREAK THE CHAINS?<br />

Viele Neuinfektionen mit HIV finden statt<br />

durch Männer, die glauben, sie seien<br />

HIV-negativ, sich aber vor kurzem unwissentlich<br />

angesteckt haben. Sie befinden sich<br />

dann in der Pr<strong>im</strong>oinfektion (die ersten Wochen<br />

nach einer Ansteckung). Eine Übertragung<br />

des Virus auf die Partner geschieht zu<br />

diesem Zeitpunkt viel schneller. Ein ungeschützter<br />

Kontakt kann genügen. Fact ist:<br />

Die meisten Schwulen schützen sich gut bei<br />

anonymen Kontakten. In Beziehungen bestehen<br />

oft Vereinbarungen. Unter Freunden<br />

aber, mit denen man ausserhalb der Beziehung<br />

ab und zu Sex hat, vertraut man sich<br />

und verzichtet oft auf ein Kondom. Dass dabei<br />

ein Risiko eingegangen wird, ist vielen<br />

nicht bewusst. Denn Vertrauen und Gefühle<br />

erschweren manchmal die Verwendung von<br />

Kondomen. Wer sich unbemerkt mit HIV<br />

ansteckt, verbreitet das Virus, ohne es zu<br />

wissen weiter und wird so Teil einer Kettenreaktion,<br />

die es es zu durchbrechen gilt.<br />

Warum ist es wichtig, <strong>im</strong> April<br />

bis zum Test <strong>im</strong> Mai kein Risiko<br />

einzugehen?<br />

Um HIV-Neuansteckungen zu verhindern,<br />

gilt es, einen Monat lang, das heisst <strong>im</strong> ganzen<br />

Monat April bis zum Test <strong>im</strong> Mai, konsequent<br />

Risiken zu vermeiden. So kann die<br />

Kette unterbrochen werden. Je mehr Männer<br />

mitmachen, desto erfolgreicher bekämpfen<br />

wir HIV. Denn nur so können wir<br />

den Community Viral Load senken. Also<br />

erzähl deinen Freunden von BREAK THE<br />

CHAINS und mach mit. Unabhängig davon<br />

gelten die Safer-Sex-Regeln natürlich<br />

das ganze Jahr.<br />

Was bedeutet, konsequent Risiken<br />

vermeiden?<br />

Blasen / Oralverkehr (ohne Sperma <strong>im</strong> Mund),<br />

Küssen oder Wichsen stellen kein HIV-<br />

Risiko dar. Risiken werden konsequent vermieden,<br />

indem man<br />

über den eigenen HIV-Status Bescheid<br />

weiss<br />

als HIV-positiver Mann unter wirksamer<br />

HIV-Therapie steht und die Viruslast<br />

nicht mehr nachweisbar ist<br />

in einer Zweierbeziehung, wo beide aktuell<br />

HIVnegativ sind, nur Sex untereinander<br />

hat<br />

nur mit Kondom Sex hat, wenn der<br />

HIV-Status des Sexpartners nicht bekannt<br />

ist<br />

Warum sollen alle HIV-negativen<br />

Männer <strong>im</strong> Mai zum Test?<br />

Im folgenden Monat Mai gehen alle Männer,<br />

deren letzter HIV-Test negativ war,<br />

wenn möglich mit ihren Sexpartnern, zum<br />

Test. Während der BREAK THE CHAINS-<br />

Kampagne kostet dieser nur CHF 10.– Die<br />

Teststellen finden sich auf breakthechains.ch.<br />

Wenn möglichst keine HIV-Übertragung ➔<br />

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CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong>


6 Special<br />

XXX 7<br />

BREAK THE CHAINS<br />

XXX<br />

EXPLORE<br />

THE GAY WORLD<br />

bei uns Schwulen stattfindet, kann die Kette<br />

unterbrochen und HIV erfolgreich bekämpft<br />

werden.<br />

Wie sicher ist der HIV-Test nach vier<br />

Wochen?<br />

In der Schweiz gilt ein HIV-Test drei Monate<br />

nach Risiko als sicher. Nach vier Wochen<br />

lässt sich eine Infektion gut nachweisen, eine<br />

Ansteckung aber noch nicht ganz ausschliessen.<br />

Zur Sicherheit wird ein zweiter<br />

Test drei Monate nach dem letzten Risikokontakt<br />

empfohlen. Warum nicht gleich zusammen<br />

mit dem gratis Syphilis-Test <strong>im</strong> Oktober?<br />

Was ist der Community Viral Load?<br />

Unter Community Viral Load versteht man<br />

die gesamte Viruslast in der Gay Community.<br />

Als Viruslast wird die Anzahl der<br />

HI-Viren bezeichnet, welche <strong>im</strong> Organismus<br />

einer HIV-positiven Person vorhanden<br />

sind. Je höher diese Viruslast ist, desto<br />

grösser ist das Ansteckungsrisiko mit HIV.<br />

Die Viruslast ist in den ersten Monaten<br />

nach einer Infektion mit HIV sehr hoch<br />

(Pr<strong>im</strong>oinfektion). Dadurch ist das Risiko,<br />

sich mit HIV anzustecken, ebenfalls um ein<br />

vielfaches höher. HIV-positive Männer unter<br />

wirksamer antiretroviraler Therapie haben<br />

eine nicht nachweisbare Viruslast. Das<br />

heisst, das Virus ist <strong>im</strong> Blut praktisch nicht<br />

mehr vorhanden und sie sind nicht mehr<br />

ansteckend. Denn wo kein Virus ist, gibt es<br />

keine Ansteckung.<br />

Was bringt die Aktion BREAK THE<br />

CHAINS?<br />

Durch das Vermeiden von Risiken <strong>im</strong> April<br />

kann die Übertragungskette gestoppt werden.<br />

Je mehr Männer mitmachen, desto<br />

grösser die Erfolgschancen der Aktion. So<br />

sinkt der Community Viral Load und die<br />

Ansteckungswahrscheinlichkeit wird über<br />

die Jahre kleiner.<br />

Besuche uns auf Facebook<br />

facebook.com/Breakthechains.ch<br />

Die jährlich wiederkehrende<br />

Kampagne «Break The Chains»<br />

für Männer, die Sex mit<br />

Männern haben, will die Anzahl<br />

der Neuinfektionen mit HIV<br />

senken. Ab nächstem Monat<br />

heisst dann die Devise: Kein<br />

Risiko eingehen, Safer Sex<br />

praktizieren und <strong>im</strong> Mai<br />

gemeinsam mit dem Sexpartner<br />

zum Test.<br />

Hast du weitere Fragen zu BREAK THE<br />

CHAINS, zu HIV oder anderen sexuell<br />

übertragbaren Infektionen (STI)?<br />

Frag Dr. Gay! Stelle deine Frage direkt auf<br />

drgay.ch<br />

Spartacus International Gay Guide <strong>2016</strong><br />

137 countries . 75 city maps . 21,000 addresses . 1,008 pages<br />

Spartacus Hotel Guide <strong>2016</strong><br />

85 countries . 900 hotels, guest houses & resorts . 384 pages<br />

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63 countries . 650 gay saunas . 224 pages<br />

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www.spartacusworld.com<br />

CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong> CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong>


8 NEWS<br />

KOLUMNE 9<br />

National & International<br />

Weissbergs Weissheiten<br />

NEWS<br />

Ab Fab kommt ins Kino<br />

Viel verrät der eben erschiene Trailer noch<br />

nicht, aber wir stossen schon jetzt mit den<br />

beiden Ladys an: Zum kommenden ersten Kinofilm<br />

von «Absolutely Fabulous» wurde<br />

jetzt der erste Ausschnitt veröffentlicht – er<br />

zeigt Jennifer Saunders und Joanna Lumley<br />

be<strong>im</strong> Schlürfen von Cocktails und mit Männern<br />

am Strand und auf einer Yacht. Etwas<br />

anderes hätten wir auch kaum erwartet. Gemäss<br />

dem Onlinemagazin «Quer.de» soll das<br />

ganze Ensemble der einst so populären Serie<br />

mit dabei sein. Als Gaststars sind erneut Kate<br />

Moss, Emma Bunton und Lulu, sowie erstmals<br />

Harry Styles, Kelly Hoppen und K<strong>im</strong><br />

Kardashian zu sehen. Auch auf Chris Colfer<br />

und Joan Collins soll man sich freuen dürfen!<br />

Drehbeginn war <strong>im</strong> letzten Herbst an der<br />

Französischen Riviera – wann der Film in die<br />

Kinos kommt, ist noch unklar; der Starttermin<br />

wurde bereits mehrmals verschoben.<br />

Wer macht mir das Weisse-B(l)usen-<br />

Kompl<strong>im</strong>ent?<br />

Es gibt ein paar Sachen, die können nur Männer<br />

so schön machen. Jedenfalls gegenüber <strong>Cruiser</strong>-<br />

Kolumnistin Marianne Weissberg. Aber dafür<br />

brauchts ein wenig schwulen Esprit!<br />

Homo-Ehe spaltet Italien<br />

Erst <strong>im</strong> vergangenen Jahr verurteilte<br />

der Europäische Gerichtshof<br />

für Menschenrechte Italien wegen<br />

Missachtung der Rechte Homosexueller.<br />

Abhilfe ist schwer, das Thema<br />

spaltet Bevölkerung und Regierung.<br />

Die katholische Kirche Italiens leistet seit jeher<br />

erbitterten Widerstand gegen die Homo-Ehe.<br />

Daran ändert auch der Versuch von<br />

Papst Franziskus nichts, die harte Haltung<br />

des Vatikan gegenüber gleichgeschlechtlichen<br />

Partnerschaften aufzuweichen. Wie tief<br />

das Misstrauen in der Bevölkerung verankert<br />

ist, hat die Autorin Bettina Gabbe eindrücklich<br />

in der «Südwest-Presse» dargelegt.<br />

«Wenn jemand schwul ist und guten Glaubens<br />

den Herrn sucht – wer bin ich, über ihn<br />

zu urteilen», hatte Papst Franziskus <strong>im</strong> Juli<br />

2013 bei seiner ersten fliegenden Pressekonferenz<br />

auf dem Rückflug von Rio de Janeiro<br />

gesagt. Genützt hats nicht viel: Italien wurde<br />

2015 wegen mangelnder Anerkennung der<br />

Rechte Homosexueller durch den Europäischen<br />

Gerichtshof für Menschenrechte<br />

(EGMR) in Strassburg verurteilt. Die katholische<br />

Kirche befürchtet, das geplante Gesetz<br />

könne die Ehe zwischen heterosexuellen<br />

Partnern schwächen. Familien würden ohnehin<br />

zu wenig gefördert, meint der ehemalige<br />

Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz,<br />

Kardinal Camillo Ruini. Es gebe<br />

viel wichtigere Probleme, wie etwa die verbreitete<br />

Armut. Verglichen damit seien die<br />

Rechte von Homosexuellen irrelevant. Der<br />

Streit hat sich jüngst wieder entzündet, als<br />

das Thema Adoption <strong>im</strong> Parlament diskutiert<br />

wurde; um diese annehmbar zu machen,<br />

wird eine verstärkte Ablehnung von<br />

Leihmütterschaften erwogen. Als möglich<br />

gilt auch, die Entscheidung über die Adoption<br />

nach zweijähriger Probezeit den Jugendgerichten<br />

zu überlassen.<br />

VON Marianne Weissberg<br />

N<br />

eulich wollte ein Techtelmechtel-Ex<br />

mit mir befreundet bleiben. Ich sagte:<br />

BEFREUNDET?! Also dafür habe ich<br />

ganz andere Massstäbe als jenes bisschen<br />

Bümseln! Und ja, ich war befremdet, denn wer<br />

mit mir befreundet sein möchte, muss sich anstrengen.<br />

Und ich mich genauso. Es ist quasi<br />

Liebe ohne überflüssige Körpersäfte, dafür mit<br />

all dem Rest, was eigentlich in einer Beziehung<br />

stattfinden sollte, es aber meist nicht tut: BEI-<br />

DERSEITIGE BEGEISTERUNG UND ZU-<br />

NEIGUNG. Für eine Freundschaft minus gibts<br />

doch das doofe Facebook.<br />

«Für eine Freundschaft<br />

minus gibts doch das doofe<br />

Facebook. »<br />

Also gut, ich habe auch Exen, die jetzt<br />

meine liebsten Freunde sind. Gaaanz wenige.<br />

Mit denen war ich schon während der<br />

Liebe echt befreundet. Sie waren klug, lustig,<br />

loyal, wussten, was ich gerne ass, hüteten<br />

die Goofen, das Meersäuli, den Hund<br />

und montierten Lampen. (Das einzige, was<br />

ich nicht selber kann.) Heute koche ich für<br />

sie Hühnersuppe, wenn sie Grippe und Liebeskummer<br />

haben. Wir reden auch mal<br />

kurzzeitig nicht mehr miteinander, dann<br />

greife ich freundschaftskummrig zum Telefon<br />

und rufe wieder an. Oder sie mich. Wie<br />

gesagt, es sind WENIGE. Einer, mit dem ich<br />

jahrelang zusammen war, wurde nie mein<br />

Freund danach. Weil er es währenddessen<br />

NIE war. Und einer, der sich schl<strong>im</strong>m benahm,<br />

fantasierte eine Freundschaft herbei,<br />

für danach. Weil er dann plötzlich alle<br />

menschlichen Qualitäten vorweisen würde,<br />

die er nicht mal in der Promotionsphase besass?<br />

Wie kam er bloss auf diese Anmassung?<br />

Schmock!<br />

Doch was sind eigentlich die ganz kleinen<br />

Dinge, die beweisen, dass man sich<br />

freundschaftlich heiss liebt? Die da: Ein<br />

Freund sagte gestern be<strong>im</strong> Auswärtslunch,<br />

bei dem wir uns tausend Dinge erzählten:<br />

«Du bist eine der wenigen Frauen, die eine<br />

weisse Bluse tragen können. Du siehst darin<br />

so frisch und toll aus.» Ein Mann, der darüber<br />

nachdenkt, dass ich in einer WEISSEN<br />

BLUSE perfekt aussehe, ist ein fantastischer<br />

Freund!! Raten Sie mal, ob schwul oder<br />

nicht? Logo. Ich liebe ihn. Und das sagte ich<br />

ihm auch.<br />

Und das führt mich zum Dilemma beste<br />

Freundin. Sowas hatte ich selten, denn<br />

(unlesbische) Frauen sind praktisch ungeeignet<br />

als verlässliche Freundinnen. Haben<br />

sie einen (neuen) Macker, ist ihnen egal, was<br />

die (beste) Freundin tut oder gar braucht.<br />

Und sie machen nie das Weisse-Bluse-Kompl<strong>im</strong>ent,<br />

loben nie ein schönes Dekolleté,<br />

weil sie das nicht sehen wollen an einer anderen<br />

Frau, sprich Konkurrentin. Verglichen<br />

mit meinen guten Männer-Freunden sind sie<br />

komplett unentspannt. Sorry Ladies, aber es<br />

ist so. Da können wir in Sachen Freundschaft<br />

eben noch viel lernen von Männern.<br />

Natürlich nicht bei allen, denn wie gesagt,<br />

Das will Frau Weissberg: Weisse Bluse,<br />

viele Perlenketten und ihren besten,<br />

schwulen Freund!<br />

einige sind freundschaftsunkompatibel. Vorallem,<br />

wenn sie sich als brunzblöde Heteromacker<br />

profilieren wollen. Jedenfalls bei mir,<br />

vielleicht haben ja andere Frauen kleinere<br />

Ansprüche? Und so findet halt doch noch<br />

jeder T(r)opf das passende Deckeli!<br />

Marianne Weissberg<br />

ist Buchautorin, Kolumnistin und Scheffin<br />

ihres eigenen Literaturlabels EditionVOLLREIF<br />

www.marianneweissberg.ch<br />

www.vollreif.ch<br />

CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong> CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong>


10 NEWS<br />

Thema 11<br />

National & International<br />

Homophobie in der Musik<br />

NEWS<br />

Die unsägliche «Ehe-Initiative» der CVP wurde bachab geschickt!<br />

Knapp war es am Abst<strong>im</strong>mungswochenende.<br />

Und spannend; so sehr hat die <strong>Cruiser</strong>-<br />

Redaktion selten bei Abst<strong>im</strong>mungen mitgefiebert,<br />

<strong>im</strong> Minutentakt wurden Sofort-<br />

Nachrichten mit den aktuellsten Zahlen unter<br />

der Redaktion ausgetauscht. Dann endlich:<br />

Die Lobby-Arbeit von Pink Cross, dem<br />

Verein «Pro Aequalitate» und diversen anderen<br />

Verbänden, Vereinen und Privatpersonen<br />

hat Früchte getragen: Die Initiative<br />

zur Abschaffung der Heiratsstrafe wurde abgelehnt<br />

– ergo auch die in unseren Augen<br />

falsche Definition von «Ehe» der CVP. So<br />

hätten die Folgen bei einem «Ja» fatale Auswirkungen<br />

haben können: «Ehe» wäre in der<br />

Verfassung ausdrücklich als Lebensgemeinschaft<br />

zwischen Mann und Frau definiert<br />

worden, der Gesetzgeber hätte damit keine<br />

Möglichkeit mehr gehabt, die Eheschliessung<br />

zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren<br />

zu ermöglichen. Die CVP gab sich nach<br />

der Niederlage kämpferisch und droht: «Erneut<br />

wurde kein Systementscheid für die Be-<br />

Ein Kuss schreibt Geschichte<br />

seitigung der Heiratsstrafe getroffen. Das<br />

Ständemehr ist ein Erfolg und ein klares<br />

Zeichen für die gemeinsame Besteuerung.<br />

Getragen wurde die Initiative von unseren<br />

Mitgliedern und Sympathisantinnen. Die<br />

CVP wird sich auch in Zukunft gegen die<br />

Heiratsstrafe einsetzen». Ui! Da haben wir<br />

GEMEINSAM<br />

WEITER<br />

aber Angst! Wir denken eher, dass die CVP<br />

sich künftig um andere Angelegenheiten<br />

kümmern muss – beispielsweise um weiteren<br />

Wählerschwund. Und so richtig fürchten<br />

muss sich die CVP vor Pink Cross: Der Dachverband<br />

der Community fordert nämlich per<br />

sofort die Einführung der Zivi-Ehe für alle.<br />

Als erster Seemann nach einer langen Tour<br />

von einem kanadischen Schiff zu gehen, wird<br />

unter Seeleuten als grosse Ehre betrachtet.<br />

Und «Der Erste» hat noch ein anderes Privileg:<br />

Das umjubelte Von-Bord-Gehen endet<br />

traditionell damit, dass der Seemann seine<br />

Liebste küsst.<br />

Nun war das zum ersten Mal in der kanadischen<br />

Seefahrtsgeschichte anders. Das<br />

Los, durch das entschieden wird, wer der<br />

glückliche ist, löste einen historischen Moment<br />

aus: Der erste, der nach mehr als acht<br />

Monaten auf See in der Karibik die «HMCS<br />

Winnipeg» verliess, war Master Seaman Francis<br />

Legrae. Und der hat keine Liebste, sondern<br />

einen Partner, Corey Vautour. Soweit, so gut.<br />

(Noch vor wenigen Jahren wäre es übrigens<br />

absolut unmöglich gewesen, offen schwul der<br />

Marine zu dienen). Und nun also das: Francis<br />

Legra ging von Land und … küsste unter dem<br />

Jubel der Menge seinen Geliebten. «Ich musste<br />

255 Tage auf diesen Kuss warten. Es hat sich<br />

grossartig angefühlt», sagte er danach dem<br />

kanadischen Fernsehsender CBC.<br />

Diffamierung als<br />

Pop-Phänomen<br />

Homophobie hat <strong>im</strong> Hip-Hop eine lange Tradition. Dass sich die Rap-Szene<br />

des schwulenfeindlichen Jargons als Stilmittel nicht mehr unwidersprochen<br />

bedienen kann, ist ein Verdienst des zunehmenden Protests. Erste schwule<br />

Rap-Stars mischen die Hetero-Welt des Hip-Hop gründlich auf.<br />

VON Thomas Borgmann<br />

E<br />

inen Sturm der Entrüstung löste <strong>im</strong><br />

November letzten Jahres der Norddeutsche<br />

Rundfunk (NDR) mit der<br />

Nominierung Xavier Naidoos zum deutschen<br />

Vertreter be<strong>im</strong> nächsten Eurovision<br />

Song Contest aus. Die ohne Publikumsbeteiligung<br />

getroffene Entscheidung wurde in<br />

der Presse und in den sozialen Medien so<br />

massiv kritisiert, dass der NDR die<br />

ESC-Teilnahme Naidoos schon zwei Tage<br />

danach wieder zurück nahm. Dabei war der<br />

Fernsehsender eigentlich stolz darauf, dass<br />

es ihm gelungen war, einen der erfolgreichsten<br />

deutschsprachigen Pop-Musiker<br />

für die Eurovisions-Arena zu gewinnen.<br />

Schliesslich kneifen die bekannten Stars<br />

aus Angst vor der Niederlage fast <strong>im</strong>mer<br />

vor dem Wettbewerb. Naidoo aber polarisierte<br />

schon lange mit seinem teils kruden<br />

christlich-fundamentalistischen Gedankengut.<br />

Vor allem der Vorwurf der Homophobie<br />

mobilisierte die überwiegend queere<br />

Fangemeinde des ESC zum massiven Protest<br />

gegen Naidoos Teilnahme.<br />

Hintergrund dieses Vorwurfs ist das<br />

Album «Gespaltene Persönlichkeit», das<br />

Naidoo zusammen mit dem Rapper Kool Savas<br />

als das Duo Xavas <strong>im</strong> September 2012<br />

herausbrachte. Der Song «Wo sind sie jetzt»,<br />

der am Ende des Albums als sogenannter<br />

«hidden track» auftaucht, brachte dem ➔<br />

«Und dann fick ich euch in den<br />

Arsch so wie ihr’s mit den<br />

Klein’ macht.»<br />

Xavier Naidoo: Schmusebarde mit extrem homophoben Ansichten.<br />

Bild: Naidoo Records<br />

CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong> CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong>


12 Thema<br />

Thema 13<br />

Homophobie in der Musik<br />

Homophobie in der Musik<br />

Eminem erkannte schon früh, dass<br />

sich Platten nur mit provokativen<br />

Texten verkaufen.<br />

Duo eine Strafanzeige der Linksjugend «Solid»<br />

und des deutschen Lesben- und Schwulenverbands<br />

(LSVD) wegen Volksverhetzung<br />

und des Aufrufs zur Gewalt ein.<br />

Zwar taucht das Thema Homosexualität<br />

<strong>im</strong> Text des Songs nicht direkt auf, allerdings<br />

liegt es nahe, dass homosexuelle Männer<br />

gemeint sind, wenn es da heisst: «Ich<br />

schneid euch jetzt mal die Arme und die<br />

Beine ab. Und dann fick ich euch in den<br />

Arsch so wie ihr‘s mit den Klein‘ macht. Ich<br />

bin nur traurig und nicht wütend, trotzdem<br />

will ich euch töten. Ihr tötet Kinder und Föten,<br />

und dir zerquetsch ich die Klöten. Ihr<br />

habt einfach keine Grösse und eure kleinen<br />

Schwänze nicht <strong>im</strong> Griff. Warum liebst du<br />

keine Möse, weil jeder Mensch doch aus einer<br />

ist?»<br />

In einem Radiointerview rechtfertigte<br />

Naidoo, der auch für obskure Verschwörungstherorien<br />

bekannt ist, in diesem Song<br />

ginge es «um furchtbare Ritualmorde an<br />

Kindern, die tatsächlich ganz viel in Europa<br />

passieren, über die aber nie jemand<br />

spricht.» Auch betonte er in einer Stellung-<br />

Bushido steht für Sexismus und Rassismus. Seine Fans lieben seine Texte.<br />

nahme auf seiner Website, dass er Schwule<br />

nicht beleidigen wollte: «Ich stehe, seit ich<br />

denken kann, mit der katholischen Kirche<br />

auf Kriegsfuss, weil sie Schwule, Lesben<br />

und Transsexuelle nicht respektiert und<br />

akzeptiert. Diese Haltung ist völlig inakzeptabel,<br />

und wer gegen diese Menschen<br />

Verachtung und Hass aufbringt, der hat Jesus<br />

nicht verstanden.» Warum Sexualstraftäter<br />

und Satanisten aber nun ausschliesslich<br />

die sein sollen, die «keine<br />

Mösen» lieben, homosexuelle Männer also,<br />

erklärte er nicht.<br />

Auch die Staatsanwaltschaft sah in<br />

dem Text weder einen ausreichenden Anfangsverdacht<br />

zur Volksverhetzung noch<br />

zum Aufruf zum Totschlag und leitete kein<br />

Verfahren ein – die sprachlichen Entgleisungen<br />

seien von der Kunstfreiheit gedeckt. Den<br />

Imageschaden wurde Naidoo trotzdem<br />

nicht mehr los, was sich an dem Protest zu<br />

seiner ESC-Teilnahme zeigt. Dass der Song<br />

«Wo sind sie jetzt?» so viele Wogen schlagen<br />

konnte, liegt wohl auch daran, dass man solche<br />

Töne und Gewaltfantasien von dem<br />

smarten Star des deutschen Schmusesouls<br />

nicht gewohnt war. Xavier Naidoo, Vorbild<br />

für Millionen bei «The Voice of Germany»<br />

und Musterschüler des deutschsprachigen<br />

Pop, war eher für sanfte Töne bekannt, ganz<br />

<strong>im</strong> Gegensatz zu seinem Sangesbruder. Der<br />

Berliner Rapper Kool Savas hat bereits vor<br />

fünfzehn Jahren den deutschsprachigen<br />

Strassenrap mit Liedern wie «Lutsch meinen<br />

Schwanz» sozusagen <strong>im</strong> Alleingang salonfähig<br />

gemacht und fand zahlreiche Nachahmer<br />

von Bushido bis Sido.<br />

hido rappte «Berlin wird wieder hart / denn<br />

wir verkloppen jede Schwuchtel» oder<br />

«Männer lutschen keine Schwänze».<br />

«Alle Männer lutschen<br />

Schwänze.»<br />

Zwar erklärt die Rapper-Szene <strong>im</strong>mer<br />

wieder, dass mit schwul keine homosexuellen<br />

Männer gemeint seien, sondern das<br />

Wort vielmehr als Synonym für alles verwendet<br />

wird, was die Männlichkeit des <strong>im</strong>aginären<br />

Gegners in Frage stellt. Der amerikanische<br />

Rapper Eminem, der <strong>im</strong>merhin<br />

auch schon mit dem bekennenden schwulen<br />

britischen Superstar Elton John zusammengearbeitet<br />

hat, erklärte in einem Interview<br />

mit dem amerikanischen Musikmagazin<br />

«Rolling Stone» <strong>im</strong> November 2013: «Ich<br />

weiss nicht, wie ich es sagen soll, ohne mich<br />

eine Million Mal zu wiederholen. Aber das<br />

Wort und ähnliche Wörter fallen mir be<strong>im</strong><br />

Battle-Rap ein, ich setze sie aber mit niemandem<br />

gleich. (…) Es ist mehr, als würdest<br />

du jemanden Schlampe oder Drecksack<br />

oder Arschloch nennen. (…) Ich mache<br />

mich über andere Leute lustig, über mich<br />

selbst. Aber das echte Ich sitzt jetzt hier und<br />

spricht mit dir und hat keine Probleme mit<br />

Homosexuellen, Heterosexuellen, Transsexuellen<br />

– nicht ein bisschen.»<br />

Sind die verbalen Enthemmungen<br />

also nichts anderes als eine harmlose Provokation<br />

und der reale Ton der Strasse, den<br />

man in Rap-Texten ja hören will? Und wird<br />

es dadurch besser, wenn Begriffe wie<br />

«Schwuchtel» lediglich <strong>im</strong> abqualifizierenden<br />

Sinne von Schwäche und Unterlegenheit<br />

benutzt werden, wenn die harten Kerle<br />

sich batteln, wie die wortreichen Besch<strong>im</strong>pfungen<br />

der Kontrahenten am Mikrophon<br />

genannt werden?<br />

«Je mehr ich angegriffen<br />

werde, desto mehr Alben<br />

verkaufe ich.»<br />

Zweifellos ist der systematische<br />

Normbruch ein wesentlicher Bestandteil<br />

des Rap, der oft nur um der Provokation<br />

willen betrieben wird und mit dem nicht<br />

zwangsläufig auch ein entsprechendes<br />

Weltbild verbunden ist. Begriffe wie<br />

«Schwuchtel» und frauenfeindliche<br />

Schmähungen wie «Schlampe» und «bitch»<br />

zielen darauf ab, politisch unkorrekt zu<br />

provozieren und mit Tabubrüchen die<br />

Verkaufszahlen anzukurbeln. Eminem<br />

wusste bereits vor sechzehn Jahren: «Je<br />

mehr ich angegriffen werde, desto mehr<br />

Alben verkaufe ich.» Ungeachtet dessen,<br />

dass es durchaus kritisch zu sehen ist,<br />

wenn Begriffe für eine sexuelle Orientierung<br />

als Stilmittel zur Abqualifizierung<br />

eines anderen Menschen benutzt werden,<br />

lassen manche Rapper aber auch einen derart<br />

offenen und aggressiven Schwulenhass<br />

erkennen, der mit keiner Erklärung als<br />

Stilmittel, Inszenierung, Provokation oder<br />

Kunst des Übertreibens verteidigt oder ignoriert<br />

werden kann.<br />

So hat 2007 selbst das für Sexismus<br />

und Rassismus bekannte Hip-Hop-Label<br />

Aggro Berlin den pubertären Rapper G-Hot<br />

gefeuert, weil er es mit einem Hass-Clip zu<br />

weit getrieben hat. Sein Hip-Hop-Track<br />

«Keine Toleranz» ruft offen zur Gewalt gegen<br />

Homosexuelle auf mit Textzeilen wie<br />

«Ich geh mit zehn MGs zum CSD und<br />

kämpfe für die Heten, die auf Mädchen<br />

stehn. (…) Was ist bloss passiert, sie werden<br />

akzeptiert, es gab Zeiten, da wurden sie mit<br />

der Axt halbiert.» Eine Berliner Rapperin<br />

stellte Strafanzeige gegen G-Hot, woraufhin<br />

sich das Label und die Musiksender<br />

MTV und VIVA deutlich von dem Titel distanzierten.<br />

G-Hot, der sich inzwischen<br />

Jihad nennt, war um wenig glaubhafte Erklärungen<br />

bemüht und beteuerte, er hätte<br />

den Song niemals veröffentlichen wollen.<br />

Der Track sei gegen seinen Willen von einem<br />

Dritten ins Netz gestellt worden und<br />

obendrein ironisch als überspitzte Darstellung<br />

und Konterkarierung gängiger Vorurteile<br />

gemeint.<br />

Woher die zum Teil massiven schwulen-<br />

und frauenfeindlichen Inhalte von<br />

Songs aus der Rap- und Reggae-Musik rühren<br />

und wie sich zunehmend eine Gegenbewegung<br />

Gehör verschafft, darüber berichten<br />

wir in der nächsten Ausgabe.<br />

Schwulenhass als Kassenschlager<br />

Abschätzige Äusserungen über Schwule<br />

und Lesben, wie auch Bilder von sexueller<br />

Gewalt und sexistische Inhalte gegen Frauen,<br />

gehören quasi zum «guten Ton» nicht<br />

nur des deutschsprachigen Rap. Homophobie<br />

scheint dem Hip-Hop so tief eingeschrieben,<br />

dass ein amerikanischer Rapper<br />

ohne «faggot», dem englischen Wort für<br />

«Schwuchtel» <strong>im</strong> Fluchrepertoire leicht in<br />

den Verdacht kommen könnte, selbst<br />

schwul zu sein, was <strong>im</strong> Macho-Milieu dieses<br />

Musikgenres eine der schl<strong>im</strong>msten Ächtungen<br />

überhaupt ist. Vor allem <strong>im</strong> Strassenrap<br />

gehören schwule Zuschreibungen in allen<br />

Variationen zu den Songtexten wie das Maschinengewehrgeknatter<br />

zum Soundmix.<br />

Das zieht sich quer durch die Charts: The<br />

Game und Busta Rhymes hetzen, Ice Cube<br />

pöbelte, dass «echte Niggas nicht schwul»<br />

sind, 50 Cent will mit «Tunten» nichts zu<br />

tun haben und auch Kool Savas, der Sangesbruder<br />

von Xavier Naidoo, titelte 2001:<br />

«Alle MCs sind schwul». Der Szenestar Bus-<br />

Bilder: PD<br />

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CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong>


14<br />

Serie<br />

Schwul auf dem Land<br />

Serie<br />

Schwul auf dem Land<br />

15<br />

Schwul<br />

auf dem land<br />

Luzern – Stadt von Welt mitten <strong>im</strong> katholisch-konservativen Kanton<br />

(K)ein Drama in zwei Teilen<br />

Touris sind in Luzern allgegenwärtig. Schwule nicht.<br />

VON Martin Ender<br />

W<br />

ie lebt es sich als Schwuler in einer<br />

kleineren Stadt, die umringt ist<br />

von einer Landschaft mit tief katholisch-konservativem<br />

Denken? <strong>Cruiser</strong><br />

befragte zwei junge Männer, die sich gerade<br />

deswegen offen schwul in einer bürgerlichen<br />

Partei stark engagieren.<br />

Als «kleines, schlecht gebautes, menschenleeres<br />

Städtchen» beschrieb Arthur<br />

Schopenhauer 1803 die Stadt Luzern. Allerdings<br />

sei es von der Lage her einer der schönsten<br />

Orte der Schweiz. Diese Hauptattraktion<br />

der Stadt, die Aussicht auf die majestätischen<br />

Alpen und auf den Vierwaldstättersee, nutzten<br />

in den darauffolgenden Jahrzehnten etliche<br />

Hotel-Pioniere. Auf dem aufgeschütteten<br />

Schweizerhofquai wurde 1845 das Hotel<br />

Schweizerhof Luzern eröffnet. Das Grand<br />

Hotel National Luzern folgte 1871. Die Stadt<br />

wurde zum See hin umgepolt und «Störendes»<br />

wie die alte Hofbrücke zum Verschwinden<br />

gebracht. Ältere noble Etablissements in<br />

der engen Altstadt hatten keine Chance gegen<br />

die luxuriösen Herbergen vorne am See. Für<br />

das Hotel Palace legte man rund eine Million<br />

hin allein für sumpfiges Land. Weitere vier<br />

Millionen kostete der Bau. Als das Hotel 1906<br />

eröffnet wurde, zählte es zu den elegantesten<br />

der Welt. Luzern stieg auf zur attraktivsten<br />

Touristen-Stadt der Schweiz. Die drei Luxus-Herbergen<br />

machten der Welt vor, was<br />

echtes Gastgebertum ist. Die insgesamt 1200<br />

Betten wurden damals vorwiegend von Gästen<br />

aus England und den USA genutzt. Heute<br />

kommen Luzerns Touristen hauptsächlich<br />

aus Asien, was auf dem Schwanenplatz mit<br />

seinen Uhren- und Bijouteriegeschäften nicht<br />

zu übersehen ist. Seit Dezember 2015 ist auch<br />

das Hotel Palace fest in asiatischer Hand. Es<br />

wurde an den chinesischen Investor Yunfeng<br />

Gao verkauft.<br />

Der «Schüttstein der Schweiz»<br />

Die Stadt Luzern erhält aufgrund des Pilatus-Massivs<br />

reichlich Regen, was ihr den<br />

Spot-Namen «Schüttstein der Schweiz» bescherte,<br />

andererseits sorgt der Föhn oft für<br />

überdurchschnittliche Temperaturen <strong>im</strong><br />

Herbst und <strong>im</strong> Frühling. Der flächenmässig<br />

eher kleine Kanton (an neunter Stelle) weist<br />

sehr unterschiedliche Kl<strong>im</strong>azonen auf. Im<br />

Nordteil regnet es bedeutend weniger als <strong>im</strong><br />

Pilatus- oder Napfgebiet. Und Am Rigi-Südhang,<br />

geschützt vor kalten Nordwinden,<br />

gedeihen Feigen, Edelkastanien, Weintrauben<br />

und Palmen.<br />

So unterschiedlich das Kl<strong>im</strong>a, so unterschiedlich<br />

sind auch die Dialekte und die<br />

politische Ausrichtung. Im Entlebuch lehnt<br />

sich die Sprache ans Berndeutsche. Das Gebiet<br />

der Rigigemeinden kann dem Schwyzer<br />

Solche Exemplare findet man in Luzern eher selten. Und schon gar nicht auf dem Hausberg –<br />

dem Pilatus.<br />

Dialekt zugeordnet werden. Das hochalemannische<br />

Luzerndeutsch wird vor allem in<br />

der Grossregion Luzern-Sempach-Seetal gesprochen.<br />

Politisch gesehen grenzt sich die<br />

Stadt mit einer rot-grünen Regierung stark<br />

von der CVP-dominierten Landschaft ab.<br />

Im grossen Stadtrat mit insgesamt 48 Sitzen<br />

hat die SP mit elf Vertretern mehr Sitze inne<br />

als die CVP mit deren neun. Im fünfköpfigen<br />

Stadtrat ist Rot-Grün in der Mehrheit.<br />

Grosses politisches Gefälle<br />

Ausserhalb der Stadtmauern sieht die politische<br />

Welt aber ganz anders aus. Im Kantonsrat<br />

verfügt der gesamte Rot-Grüne Block<br />

gerade mal über 28 St<strong>im</strong>men und kommt<br />

damit nicht einmal gegen die mit 38 Sitzen<br />

dominierende CVP an. Auf dem Lande haben<br />

rot-grüne und LGBT-Forderungen<br />

kaum eine Chance. Für Schwule in Luzern<br />

heisst das vereinfacht gesagt: auf dem Lande<br />

ist das Leben etwas schwieriger als in der<br />

Stadt. Und Alternativen zur nicht besonders<br />

LGBT-freundlichen CVP müssen erst aufgebaut<br />

werden. Wie einfach oder schwierig das<br />

ist, werden zwei Politiker <strong>im</strong> nächsten <strong>Cruiser</strong><br />

<strong>im</strong> Interview beantworten.<br />

Vorschau Teil 2<br />

Wir dürfen uns <strong>im</strong> nächsten <strong>Cruiser</strong> auf<br />

Nico Planzer und Denis Kläfiger freuen – beides<br />

gestandene Männer mit politischen Ambitionen.<br />

Serie «Schwul auf dem Land»<br />

In unserer Serie «Schwul auf dem Land» portraitieren<br />

wir spannende Menschen abseits der<br />

grossen Ballungszentren. Lebst auch du eher<br />

«ländlich»? Wir freuen uns auf ein kurzes Mail<br />

an: redaktion@cruisermagazin.ch<br />

CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong> CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong>


16 KULTUR<br />

Kultur 17<br />

Update<br />

Update<br />

KULTUR<br />

Eine Chronik über das SchLeZ<br />

Während gut sechs Jahren, von 1991 bis<br />

1997, gab es in Basel ein Schwulen- und<br />

Lesbenzentrum (SchLeZ). Seine bewegte<br />

Geschichte von der Idee bis zum Scheitern<br />

kann nun in einer reich dokumentierten<br />

Chronik von Thomas Huber, der damals<br />

selber <strong>im</strong> Zentrum aktiv war, nachverfolgt<br />

werden.<br />

Das SchLeZ wurde gute fünf Jahre<br />

selbstverwaltet geführt, dann nach einer<br />

Pause noch ein halbes Jahr von den Organisationen<br />

Homosexuelle Arbeitsgruppen<br />

Basel (HABS) und Isola-Club.<br />

Entstanden war das SchLeZ als Spätfolge<br />

der Ausstellung «Männergeschichten»<br />

von 1988, deren gut besuchtes Café den<br />

Wunsch nach einer Begegnungsstätte aufkommen<br />

liess. Nach langer Lokalsuche und<br />

Auseinandersetzungen um die nötigen<br />

Bewilligungen, konnte das Zentrum am<br />

19. Januar 1991 <strong>im</strong> unteren Kleinbasel eröffnet<br />

werden. Thomas Huber hat mit Hilfe<br />

aller verfügbarer Dokumente eine präzise<br />

Chronik verfasst, die von der Lokalsuche<br />

über die Veranstaltungen bis zum Verhältnis<br />

von Schwulen und Lesben alle denkbaren<br />

Themen behandelt.<br />

Thomas Huber<br />

Das Schwulen- und Lesbenzentrum<br />

in Basel<br />

Arcados Verlag Basel<br />

Broschüre A4, 100 Seiten in Farbe,<br />

38 Fotografien, 3 Fotocollagen,<br />

40 Faks<strong>im</strong>ile von Dokumenten.<br />

CHF 29.– | ISBN 978-3-85522-010-6<br />

Männer-Retrospektive &<br />

Akt-Fotografie<br />

Zum 20-jährigen Jubiläum seines Projektes<br />

«Mann & Sein» stellt der Laupener<br />

Juerg Kilchherr unter dem Titel «Männergefühle»<br />

einen umfassenden Querschnitt<br />

aus seinem Schaffen in «Stef’s Kultur Bistro»<br />

in Ostermundigen aus. Vom 16. <strong>März</strong><br />

bis 17. April sind seine Anfänge in naiver<br />

Malerei – über Popart bis zum Porträt –<br />

und vielen neuen Kleinformaten zum Thema<br />

«Der Bi-Mann und seine Sehnsüchte»<br />

erstmals zu sehen.<br />

Am 20.<strong>März</strong> ist Juerg Kilchherr ab 14<br />

Uhr zusammen mit dem Mitaussteller Serge<br />

Stauffer, der in einem zweiten Raum seine<br />

Aktfotografien zeigt, an der Bernstrasse<br />

101 in Ostermundigen anwesend. Die Ausstellung<br />

dauert noch bis zum 17. April.<br />

Sweet Memories oder … …ehm.<br />

«Kultur» <strong>im</strong> eher weiteren Sinne bietet<br />

«Sweet Memories». Bei diesem Memory-Spiel<br />

hat der Berliner Künstler Paul Astor ausschliesslich<br />

das beste Stück in Szene gesetzt.<br />

Eine Sammlung von 32 Kartenpaaren zeigt<br />

gekonnt und farbenfroh illustriert: Tataaa!<br />

Vorhang auf! Nichts anderes als Penisse.<br />

Die weiss-goldene Verpackung wirkt<br />

wie eine Pralinenschachtel – die grosse<br />

Überraschung kommt be<strong>im</strong> Öffnen: 32 unterschiedliche<br />

Penisse in jeder Grösse, Form,<br />

Hautfarbe und jedem...Erregungszustand.<br />

Namen wie «Working Hard», «Casual Friday»<br />

oder «Welcome to Miami» lassen der<br />

Phantasie freien Lauf.<br />

«Sweet Memories» ist ansonsten ein<br />

klassisches Memospiel: Alle Karten werden<br />

mit der Bildseite nach unten ausgelegt. Der<br />

erste Spieler dreht zwei Karten seiner Wahl<br />

um. Wenn die Motive identisch sind, darf er<br />

das Kartenpaar nehmen und kann sein Glück<br />

direkt noch einmal versuchen. Sind es zwei<br />

unterschiedliche Bilder, ist der nächste Mitspieler<br />

an der Reihe. Gewonnen hat, wer zum<br />

Schluss die meisten Penispaare ergattert hat.<br />

Paul Astor überrascht und begeistert<br />

seine Spieler mit süssen Erinnerungen, die so<br />

elegant verpackt in jedem Wohnz<strong>im</strong>mer gut<br />

aussehen. «Sweet Memories» ist perfekt für<br />

den nächsten Spieleabend (oder bevor man<br />

sich in den Ausgang stürzt …).<br />

Preis: ca. CHF 24.– plus Versand. Zu<br />

beziehen über: www.paulastor.com oder<br />

Amazon<br />

Petra lässts krachen!<br />

Im <strong>März</strong> wird<br />

in der TipTop-<br />

Bar am Seilergraben<br />

gefeiert<br />

– Petra<br />

und Entourage<br />

lassen die<br />

Korken krachen<br />

und stossen<br />

auf drei<br />

Jahre Glamour,<br />

Spass<br />

und feuchtfröhliche<br />

Abende an.<br />

Natürlich wird es <strong>im</strong> ganzen Monat <strong>März</strong><br />

<strong>im</strong>mer wieder diverse Specials geben … und<br />

klar auch, dass Petra wie gewohnt von und<br />

mit ihren Gastgeberqualitäten überzeugen.<br />

Weitere Infos unter www.tip-top-bar.ch.<br />

DIENSTAG, 1. MÄRZ APÉRO VON 18.30 BIS 21 UHR<br />

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18 KULTUR<br />

KOLUMNE 19<br />

Update<br />

Bötschi klatscht<br />

Ein Ort voller Geschichte und Geschichten <strong>im</strong> Zürcher Niederdorf<br />

Ausgehen macht glücklich:<br />

Plädoyer für das<br />

Partymachen<br />

Im <strong>März</strong> ist es wieder so weit: In Zürich wird <strong>im</strong><br />

Club «Hive» die Blumenparty gefeiert. Feiern?<br />

Das schwule Zürcher Nachtleben ist in die Jahre<br />

gekommen. Aber Totgesagte leben länger.<br />

An der «Fluchgasse»: Vom «unverwüstlichen Roger Pfändler» (Zitat Buch!)…über halbnackte Männer <strong>im</strong> «T&M»…bis hin zu Originalflyern von<br />

«Tamara & Marisa».<br />

Die wichtigste Strasse <strong>im</strong> mittelalterlichen<br />

Zürich war die Marktgasse. Hier wurde gewerkt<br />

und gehandelt, gezecht und gerauft.<br />

Und hier, an ihrem oberen Ende und einander<br />

gegenüber, lagen das «Rothus» und das<br />

«Goldene Schwert». Und in beiden wurde<br />

seit dem 14. Jahrhundert gewirtet, <strong>im</strong> «Goldenen<br />

Schwert» bis vor wenigen Jahren, <strong>im</strong><br />

«Rothus». bis zum heutigen Tag.<br />

Reich illustriert mit alten Plänen und<br />

Fotografien, erzählt das Buch die Geschichte<br />

der Marktgasse vom frühen Mittelalter bis<br />

zur heutigen Zeit. Von der Entwicklung der<br />

Zürcher Altstadt und ihren Plätzen und<br />

Häusern sowie den Menschen, die dort arbeiteten,<br />

ihren Geschäften nachgingen, sich<br />

stritten und sich liebten. Vor allem aber wird<br />

ausführlich und angereichert mit vielen historischen<br />

Details darüber berichtet, was sich<br />

<strong>im</strong> Laufe der letzten siebenhundert Jahre <strong>im</strong><br />

«Rothus» und «Goldenen Schwert» so alles<br />

tat. Es ist die Geschichte von Wirten, die kamen<br />

und gingen, von Rechtsstreitigkeiten,<br />

von Cabarets und Varietés, von Schwulen,<br />

käuflichen Damen und Burgunderschnecken,<br />

von deutschen Emigranten, die sich<br />

über die Nazis lustig machten, bis zu Vico<br />

Torriani, der hier seine Karriere startete.<br />

Wenn vom «Goldenen Schwert» die Rede ist,<br />

darf natürlich auch das T & M nicht fehlen.<br />

Das Buch widmet denn auch ein ganzes Kapitel<br />

Roger Pfändler – Komponist, Mitbegründer<br />

des T & M, Visionär und Strippenzieher<br />

der Schweizer Gay Szene.<br />

Das Buch wurde von Beat Curti in<br />

Auftrag gegeben; der Unternehmer beteiligte<br />

sich an den Liegenschaften «Rothus»<br />

und «Goldenes Schwert», die beide Hans<br />

Jecklin gehörten. Der Plan der beiden Unternehmer:<br />

das «Rothus» in ein modernes<br />

Hotel umbauen, das «Goldene Schwert»<br />

durch einen Neubau mit Wohnungen und<br />

einer grossen Ladenfläche ersetzen. Dies<br />

ist auch geschehen und – wir wissen es –<br />

das T & M ein weiteres Kapitel in der<br />

«Fluchgasse».<br />

Buchtipp<br />

Barbara Franzen & Andreas Z’Graggen:<br />

An der Fluchgasse.<br />

200 Seiten mit 150 Illustrationen und Fotos.<br />

ISBN 978-3-03810-134-5, 200 Seiten.<br />

Ca. CHF 38.– <strong>im</strong> Handel erhältlich<br />

VON BRUNO BÖTSCHI<br />

D<br />

as Nachtleben in Zürich hatte es einst<br />

in sich. Schauspieler Rupert Everett<br />

(«Sex ist der Motor meines Lebens»)<br />

verlustierte sich in der «Männerzone». Klaus<br />

Wowereit, ehemaliger Bürgermeister von<br />

Berlin, besuchte das «Labyrinth». Die Kabinen<br />

in den Toiletten wurden gruppenweise<br />

besucht.<br />

Mit Esther Maurer, von 1998 bis 2010<br />

Stadtzürcher Polizeivorsteherin, hat sich allerdings<br />

einiges verändert. Frau Maurer sah ihr<br />

gutes, altes Zürich <strong>im</strong> Chaos versinken. Als<br />

die «Weltwoche» dann über das «Spider Galaxy»<br />

schrieb, dort würden die «härtesten<br />

Partyextremisten des Landes» verkehren, hatte<br />

die SP-Politikerin keine andere Wahl mehr.<br />

«Frau Maurer mag Clubs<br />

nicht, in denen Menschen<br />

oben ohne tanzen.»<br />

Frau Maurer mag Clubs nicht, in denen<br />

Menschen oben ohne tanzen und nicht nur<br />

wegen der Techno-Musik über die Tanzfläche<br />

schweben. Sie wollte sich auch nicht länger<br />

wundern über Menschen, die am Sonntagmorgen<br />

verstrahlt grinsend aus Clubs<br />

schlendern, statt verzückt lächelnd in die<br />

Kirche zu pilgern.<br />

Die Stadträtin wollte es wieder hübsch<br />

haben. Das Leben ist ja zumeist nicht hübsch.<br />

Auf den Trottoirs kleben Kaugummis, Männer<br />

mit Überbeinen tragen Sandalen, dicke<br />

Frauen Leggins und die Clubs spielen Musik<br />

und verursachen Lärm.<br />

Die Polizei wurde losgeschickt: Es begann<br />

2005 mit einer Razzia in den beiden<br />

Clubs «Spider Galaxy» und «Stoffwechsel<br />

15». «Tele Züri» wurde zur Berichterstattung<br />

aufgeboten, um der Stadtbevölkerung<br />

abends in den Nachrichten beweisen zu können:<br />

Das ist der traurige Partyalltag.<br />

Es folgten Razzien <strong>im</strong> «Q» und in der<br />

«Dachkantine», 2006 gab es eine <strong>im</strong> «Labyrinth»,<br />

2007 weitere <strong>im</strong> «Labitzke», in der<br />

«Zukunft» und <strong>im</strong> «Hive». Ins «Kaufleuten»,<br />

damals bekanntermassen der Club in der<br />

L<strong>im</strong>matstadt mit dem höchsten Kokain-Verbrauch<br />

pro Gast, ging die Polizei nicht.<br />

Bald regte sich Widerstand. Frau Maurer<br />

sagte an einer Diskussion <strong>im</strong> Volkshaus,<br />

dass die Zunahme von Gewalt in Clubs nicht<br />

tragbar sei. Eine Aussage, die vom grösstenteils<br />

schwulen Publikum mit Unverständnis<br />

quittiert wurde, denn gerade Gewalt sei bei<br />

Schwulenclubs überhaupt kein Thema.<br />

Statt Taxis standen Polizeiautos vor den<br />

Clubs. Die repressive Politik führte zu Verunsicherung<br />

in der Szene. Rasch wurde Frau<br />

Maurer als Totengräberin des Zürcher Nachtlebens<br />

verschrien, übler noch als Rauchverbot,<br />

Gayromeo, Grindr, Scruff und Tinder.<br />

Im Nachtleben geht es aber nicht nur<br />

um Ekstase und wenn, dann muss es ja<br />

nicht <strong>im</strong>mer gleich eine derart bewusstseinserweiternde<br />

Form unter Zuführung<br />

von Pilleli und Pülverli sein. «Im Club geht<br />

es auch um Identität», schrieb Journalistin<br />

Bettina Weber. «Wo sonst kann sich jeder<br />

und jede, unabhängig von der Rolle <strong>im</strong> Alltag,<br />

ein komplett anderes Ich zulegen?»<br />

Frau Maurer ist weg und das Partyleben<br />

wieder erwacht. Zarte Pflanze Hoffnung.<br />

Nicht mehr so ekstatisch wie zu Zeiten<br />

von «Labyrinth» und «Aera». Im «Stairs»<br />

darf Mann nur während schwulen Partys<br />

oben ohne tanzen. Im neuen «King’s Club»<br />

muss das Musikkonzept nochmals überdacht<br />

werden, dafür steht der schönste Securitymann<br />

weit und breit vor der Tür. Ein Teil<br />

des Partyvolks ist zudem abgewandert in<br />

halboffizielle Clubs. Einlass kriegt dort nur,<br />

wer auf der Gästeliste ist.<br />

Einmal <strong>im</strong> Jahr gibt es etwas Besseres.<br />

Einmal <strong>im</strong> Jahr ist alles voller Blumen. Während<br />

der Blumenparty lässt Willy Bühlmann<br />

<strong>im</strong> «Hive» das legendäre «Aera» auferstehen.<br />

Das nächste Klassentreffen blüht<br />

am Samstag, 19. <strong>März</strong>. Natürlich gehe ich<br />

hin. Vor einem Jahr spuckte mich das «Hive»<br />

erst in den späten Morgenstunden wieder<br />

aus. Ausgehen macht glücklich, sich die<br />

Nächte um die Ohren schlagen beschwingt,<br />

Tanzen befreit. – Momoll, Frau Maurer.<br />

www.brunoboetschi.ch<br />

CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong> CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong>


20 SERIE<br />

Homosexualität in Geschichte & Literatur<br />

SERIE<br />

Homosexualität in Geschichte & Literatur<br />

21<br />

Aus Leidenschaft für den Geliebten<br />

<strong>im</strong> Nil ertrunken?<br />

Ein Junge aus Kleinasien schaffte es ganz nach oben. Der Jüngling Antinoos<br />

durfte den römischen Kaiser Hadrian kennenlernen. Er wurde sein ständiger<br />

Begleiter, sie fanden sich seelisch, geistig und körperlich. Eine lange glückliche<br />

Zeit miteinander war ihnen aber nicht vergönnt.<br />

VON Alain Sorel<br />

E<br />

rst noch war er da gewesen, an diesem<br />

Tag Ende Oktober des Jahres 130 n.<br />

Chr., während sein Mentor und Liebhaber,<br />

der römische Kaiser Hadrian, in seiner<br />

fürstlich ausgestatteten Barke auf dem<br />

Nil bei der mittelägyptischen Stadt Besa Regierungsgeschäfte<br />

erledigte. Immer wieder<br />

hatte Hadrian vom Schreiben und Lesen<br />

aufgeschaut und sich nicht satt sehen können<br />

am «jungen Windspiel», wie er den graziösen,<br />

leichtfüssigen Jüngling zärtlich<br />

nannte. Dann war sein Gefährte plötzlich<br />

verschwunden, wurde verzweifelt gesucht –<br />

und tot aus dem Nil gezogen. Der Kaiser war<br />

ein gebrochener Mann und wurde nie wieder<br />

der alte. Nicht einmal zwanzig Jahre lang<br />

hatte Antinoos gelebt, ein flüchtiger Gast auf<br />

Erden. Hadrian aber setzte ihm unzählige<br />

Denkmäler, gründete am Nil zum Gedenken<br />

an den Toten die Stadt Antinoë, liess ihn auf<br />

Bau- und Bildwerken verewigen, auf Münzen<br />

prägen und zum Gott erheben.<br />

Ein Kaiser von Rom durfte so etwas<br />

tun. Aber auch die Herrscher über ein Weltreich<br />

wie Rom waren dem Schicksal unterworfen,<br />

wie Hadrian schmerzlich erfahren<br />

musste. Auch sie konnten letztlich nicht wissen,<br />

wann ihnen die Stunde schlug – oder<br />

eben jenen, die sie liebten.<br />

«Dann wurde sein Gefährte<br />

verzweifelt gesucht und –<br />

tot aus dem Nil gezogen. »<br />

Ein Knabe fällt auf<br />

Zum Zeitpunkt des Unglücks waren Hadrian<br />

und Antinoos weitab von Rom gewesen.<br />

Ganz klar, dass der Kaiser den Geliebten<br />

stets um sich haben wollte, und der begleitete<br />

ihn denn auch tatsächlich <strong>im</strong>mer, wohin<br />

es auch ging. Römische Kaiser durften<br />

keine Reisemuffel sein – sie mussten in den<br />

entlegensten Provinzen ihres Riesenreiches<br />

Präsenz, und zwar persönliche, markieren,<br />

drohten doch stets Aufstände und Abspaltungsgelüste<br />

unterworfener Völker. Eine<br />

Erkundung der Lage durch den Herrscher<br />

hatte einst auch zur Begegnung zwischen<br />

Hadrian und Antinoos geführt. Der Kaiser<br />

hatte in der Stadt Bithynion, heute Bolu <strong>im</strong><br />

Norden der Türkei, Halt gemacht, dem He<strong>im</strong>atort<br />

von Antinoos. Dieser, zwischen 110<br />

und 112 n. Chr. geboren, dürfte etwa zehnbis<br />

zwölfjährig gewesen sein, ein Knabe mit<br />

einem verträumten Blick, als ihn der Kaiser<br />

wohl erstmals zu Gesicht bekommen hatte.<br />

Möglicherweise war er ein Waisenkind, das<br />

dann an den kaiserlichen Hof nach Rom gebracht<br />

wurde und eine Ausbildung in einer<br />

Pagenschule erhielt. Hadrian liess ihn nicht<br />

mehr aus den Augen. Das eigentliche Liebesverhältnis<br />

zwischen den beiden dauerte<br />

etwa fünf Jahre, bis zum tragischen Jahr<br />

130 n. Chr.<br />

Einfluss dank Bettgeflüster<br />

Christliche Moralvorstellungen sind<br />

schlechte Ratgeber, um eine Beziehung wie<br />

jene zwischen Hadrian und Antinoos zu<br />

charakterisieren. Im klassischen Griechenland<br />

war eine solche zwischen zwei<br />

männlichen Personen in der Gesellschaft<br />

institutionalisiert, und in Rom wurde die<br />

Liebe zwischen einem älteren Mann und<br />

einem jüngeren gleichfalls praktiziert.<br />

Nicht nur erotisch funkte es aber zwischen<br />

Hadrian und Antinoos, sondern auch geistig<br />

und seelisch. Das war möglich, weil der<br />

Römer <strong>im</strong> Bithynier einen intellektuell<br />

regen Partner fand. An sich hielt der Kaiser<br />

Regierungsgeschäfte und Privatleben<br />

strikt voneinander getrennt, aber es ist anzunehmen,<br />

dass Antinoos indirekt durchaus<br />

Einfluss auf politische Entscheidungen<br />

nehmen konnte. Bettgeflüster kann weit<br />

reichen und hat es in sich, Welt- oder zumindest<br />

Landesgeschichte zu bewirken …<br />

Natürlich wohnte der gesunde Geist<br />

des Antinoos in einem gesunden, attraktiven<br />

Körper. Die Schriftstellerin Marguerite<br />

Yourcenar legt in ihrem Hadrian-Roman<br />

(«Ich zähmte die Wölfin») dem<br />

Staatslenker folgende Worte über Antinoos<br />

in den Mund: «Da sehe ich unter<br />

nachtschwarzem Gelock ein geneigtes<br />

Haupt, Augen, die hinter den langgeschnittenen<br />

Lidern aussehen, als stünden<br />

sie schräg, und ein junges, volles Gesicht…<br />

«Antinoos könnte es heute<br />

mit jedem männlichen<br />

Model aufnehmen.»<br />

Eine Woche träger Ruhe genügte, um ihn<br />

zu verweichlichen, und ein Nachmittag<br />

auf der Jagd, um seine Kraft und<br />

Geschwindigkeit wiederherzustellen …»<br />

Yourcenar hat in ihrem Werk den Kaiser<br />

porträtiert, der von 117 bis 138 n. Chr. regierte<br />

und Rom eine Periode der Stabilität<br />

bescherte. Rom-Kenner dürften sich an<br />

seine Bauten erinnern: die Hadriansvilla<br />

in Tivoli oder das Pantheon.<br />

Perfekter Body für den Laufsteg<br />

Das genaue Aussehen des Gefährten von Hadrian<br />

ist schwierig zu eruieren, weil die meisten<br />

Bildwerke den vergöttlichten und damit veredelten<br />

Antinoos zeigen. Aber Yourcenar dürfte<br />

den Kopf vortrefflich beschrieben haben,<br />

und nach den sonstigen Bildnissen sind breite<br />

Schultern sowie ein ausladender Brustkasten<br />

als Teil eines gleichzeitig schlanken, athletisch<br />

gebauten Körpers als Grundmuster anzunehmen.<br />

Antinoos könnte es heute mit jedem<br />

männlichen Model aufnehmen.<br />

Kein Wunder, dass der durchtrainierte<br />

Antinoos ein ausdauernder Jäger war – nicht<br />

unwichtig <strong>im</strong> Umgang mit einem Kaiser, für<br />

den die Jagd ein Macht- und Statussymbol<br />

war. War es auch da Schicksal, dass Hadrian<br />

Antinoos auf einer Jagd das Leben rettete?<br />

Sollte er ihm – das Jahr 130 n. Chr. war gekommen<br />

– einen letzten Liebesdienst erweisen<br />

dürfen? In der Ammon-Oase in der Libyschen<br />

Wüste ängstigte ein Löwe die Leute. Die<br />

beiden Jäger stellten das Tier, Antinoos durchbohrte<br />

es mit einem Speer, doch noch einmal<br />

bäumte sich die Raubkatze auf und hätte den<br />

überraschten, wehrlosen Burschen zerfleischt,<br />

wenn nicht der erfahrene Hadrian vorausschauend<br />

sich zwischen den Geliebten und die<br />

Bestie gestellt und ihr den Gnadenstoss gegeben<br />

hätte.<br />

«War Antinoos <strong>im</strong> Suff über<br />

Bord gefallen?»<br />

Und doch war die Uhr von Antinoos<br />

abgelaufen. Hadrians entsetzliche Erkenntnis<br />

be<strong>im</strong> Auffinden der Leiche: «Dieser<br />

sonst so gefügige Leib liess sich nicht wieder<br />

wärmen und wecken.» Was aber war geschehen?<br />

War Antinoos betrunken über Bord<br />

gefallen? Gab es eine höfische Intrige mit<br />

einem Attentat? Beging er Selbstmord, weil<br />

ihm die Nachstellungen des Kaisers zuviel<br />

wurden? Oder wollte Antinoos gar in Antwort<br />

auf seine Errettung vor dem Löwen beweisen,<br />

dass auch er aus Leidenschaft bereit<br />

war, sein Leben für den Freund einzusetzen<br />

und hinzugeben? Als möglich gilt nämlich,<br />

dass Antinoos den Tod in den Fluten bewusst<br />

suchte – <strong>im</strong> festen Glauben, seine Lebensjahre<br />

würden dadurch jenen des Kaisers<br />

zugeschlagen werden.<br />

Zurück blieb Hadrian, dem in den<br />

Nächten danach in seiner tiefen Trauer ein<br />

wie ein Edelstein funkelnder Stern auffiel, den<br />

er zu jenem des Antinoos machte. So fand er<br />

ein wenig Trost in der Hoffnung, vom H<strong>im</strong>mel<br />

her leuchte ihm sein junger Freund.<br />

CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong> CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong>


22 <strong>Cruiser</strong><br />

KOLUMNE 23<br />

reist<br />

MICHI RÜEGG<br />

Wir befinden uns<br />

<strong>im</strong> Krieg<br />

Die Weltwoche macht mobil gegen alle, die nach<br />

katholischer Lehre zur Hölle fahren. Das wären<br />

dann wir.<br />

«Tropical»<br />

Immer aktuell: Tanja und Jenny auf der grossen <strong>Cruiser</strong> Weltreise –<br />

monatlich aktualisierte Blogs, viele Tipps & Tricks rund ums Reisen<br />

und natürlich atemberaubende Bilder. www.cruisermagazin.ch<br />

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VON Michi Rüegg<br />

L<br />

ieber Leser. Es ist soweit. Wir bitten<br />

dich, sofort in den nächsten Laden zu<br />

stürmen und dir einen Notvorrat an<br />

Wattebällchen, Proteinpulver und Einwegklistieren<br />

anzuschaffen. Des weitern machst<br />

du dich bitte vertraut mit den Schutzraumvorschriften<br />

deines Hauses oder deines Quartiers.<br />

Nachts sind die Lichter zu löschen und<br />

wenn du aus dem Haus gehst, n<strong>im</strong>m dich in<br />

Acht vor Heckenschützen. Denn ja, während<br />

du das hier liest, bricht gerade ein Krieg aus.<br />

Hier bei uns. Und jetzt. Und zu allem Übel<br />

bist du auch noch am Ausbruch mitschuldig.<br />

«Die Hexen haben sich alle<br />

selber verbrannt. Und CO 2<br />

ist gut für die Umwelt.<br />

Kann man einem Hund vorwerfen,<br />

dass er sabbert?»<br />

Ja, denn es handelt sich um «eine Art<br />

gesellschaftspolitischen Sonderbundskrieg»,<br />

wie ein gewisser Florian Schwab aus der<br />

Weltwoche-Redaktion ihn bezeichnet. Anlass<br />

dafür bietet die CVP-Initiative zur Abschaffung<br />

der Heiratsstrafe, über die das<br />

Schweizer Volk abgest<strong>im</strong>mt haben wird,<br />

wenn diese Zeilen hier gedruckt sind. Ob sie<br />

angenommen oder abgelehnt worden ist,<br />

spielt keine Rolle. Wichtig ist nur: Sie hat einen<br />

Krieg ausgelöst. Zwischen den vernünftigen<br />

Kräften in unserem Land auf der einen<br />

Seite – konservativen Katholiken, Sektenmitgliedern,<br />

Rechtsnationalisten – und den<br />

zerstörerischen Kräften auf der anderen Seite.<br />

Dazu gehören neben der FDP auch wir.<br />

Denn, so Redaktor Schwab: die einst so<br />

wundervollen Liberalen würden unterstützt<br />

durch «schrille Homosexuellenorganisationen»<br />

und gemeinsam würden wir ebendiesen<br />

Krieg vom Zaun brechen. Steht so drin.<br />

Nun mag sich der durchschnittliche<br />

Bewohner von Aleppo angesichts dieser<br />

Rhetorik etwas wundern. Schliesslich hat<br />

Krieg ja noch andere D<strong>im</strong>ensionen als das<br />

Versenden von Pressemitteilungen und das<br />

Liken von Facebook-Posts. Aber wir wollen<br />

der Weltwoche nicht vorhalten, dass sie es<br />

hier mit der wahren Bedeutung einer Sache<br />

nicht ganz so genau n<strong>im</strong>mt. Schliesslich tut<br />

sie das andernorts auch nicht. Kann man einem<br />

Hund vorwerfen, dass er sabbert?<br />

Immerhin ignoriert uns das Blatt nicht.<br />

Vergangenes Jahr erinnerte die Weltwoche<br />

etwa daran, dass sich vor allem Homosexuelle<br />

mit Aids anstecken. Oder sie eilte Bischof<br />

Vitus Huonder zu Hülf, der für seine<br />

alttestamentale Geisselung der Homosexualität<br />

Prügel einstecken musste. Und sie kritisierte,<br />

dass die Diskr<strong>im</strong>inierung Homosexueller<br />

strafbar sein soll. Oder sie fand,<br />

Schwule und Lesben sollten bitte nicht heterosexuelle<br />

Hochzeiten <strong>im</strong>itieren. Ach, einen<br />

hab ich noch: Derselbe Florian Schwab<br />

beklagte sich in einem anderen Text darüber,<br />

dass der «weisse Hetero-Mann» ungestraft<br />

diskr<strong>im</strong>iniert werden dürfe, während<br />

unsereins gesetzlichen Schutz geniesse. Tatsächlich<br />

ist die jahrhundertelange systematische<br />

Diskr<strong>im</strong>ierung des gesunden weissen<br />

Mannes durch die schrillen Tunten eine Ungerechtigkeit,<br />

die unsere Gesellschaft noch<br />

<strong>im</strong>mer nicht verdaut hat. Und die Hexen haben<br />

sich alle selber verbrannt. Und CO 2<br />

ist<br />

gut für die Umwelt. Und Ausländer haben<br />

halt ein Kr<strong>im</strong>inellen-Gen <strong>im</strong> Blut.<br />

«Die jahrhundertelange Diskr<strong>im</strong>inierung<br />

des gesunden<br />

weissen Mannes durch Tunten<br />

hat unsere Gesellschaft<br />

noch <strong>im</strong>mer nicht verdaut.»<br />

Mit dem richtigen Rezept kann man<br />

vielleicht doch noch eines Tages aus Blei Gold<br />

herstellen. Aber aus Diffamierung und Lügen<br />

wird man nie eine Zeitung machen, die diesen<br />

Namen verdient. Die Erde mag rund sein.<br />

Aber die «Welt», die auf der Titelseite des Wochenblatts<br />

steht, ist saumässig platt.<br />

CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong>


24 Serie<br />

Serie 25<br />

Mannsbild – Berufsbild<br />

Mannsbild – Berufsbild<br />

der<br />

Autoverkäufer<br />

Marcel Schattmann<br />

arbeitet in einer<br />

Branche, in der Homosexualität<br />

nicht zum<br />

Alltag gehört. Aber:<br />

Ist dem wirklich so?<br />

VON Haymo Empl<br />

E<br />

s ist nun ja nicht gerade so, dass<br />

Gays – wenn wir dem Klischee entsprechen<br />

wollen – dafür bekannt<br />

sind, bei einer Reifenpanne oder einem qualmenden<br />

Motorblock selbst Hand anzulegen.<br />

Marcel Schattmann jedoch könnte problemlos<br />

so ziemlich alles reparieren. Der 37-Jährige<br />

wohnt <strong>im</strong> Kanton Aargau und arbeitet<br />

bei der Amag in Cham. Dort ist er Markenverantwortlicher<br />

für «Skoda». Weder die<br />

Branche noch die Automarke sind besonders<br />

bekannt für eine offene Einstellung zur Homosexualität.<br />

«Skoda» beispielsweise wirbt<br />

gerne mit glücklichen Familien und noch<br />

glücklicheren Kindergesichtern. Wie kommt<br />

man also als Gay zu diesem Beruf? Und wie<br />

kann man eine solche Hetero-Automarke als<br />

Gay erfolgreich vertreten? Marcel überlegt<br />

einen Moment, fährt sich gedankenverloren<br />

über die Krawatte und erinnert sich. «Eigentlich<br />

wollte ich ursprünglich mal was mit<br />

Mode machen», erklärt er schliesslich.<br />

«Mein Vater fand aber, es sei besser, wenn<br />

ich was anderes lernen würde.» Und da der<br />

Vater mit einem Garagisten befreundet war,<br />

musste Teenager Marcel dann in eben diesem<br />

Autohaus seine Lehre machen. Am ersten Tag<br />

kam er <strong>im</strong> weissen Hugo Boss Hemd – dieses<br />

Hemd trug er genau ein einziges Mal. «Es war<br />

klar, dass ich unter anderem auch in der<br />

Werkstatt helfen musste, also konnte ich<br />

meine Prinzessinnen-Allüren schnell vergessen.»<br />

Die Lehrzeit <strong>im</strong> Autohaus war für<br />

Marcel retroperspektiv betrachtet eine gute<br />

Entscheidung. Ihm gefällt sein Beruf; die<br />

Mischung aus Technik, Trends (auch bei<br />

«Skoda»!) und Kundenkontakt seien ideal<br />

für ihn.<br />

Bilder: Haymo Empl<br />

«Ich zog mich ziemlich<br />

gewagt an.»<br />

Das Kl<strong>im</strong>a in einer Autowerkstatt ist<br />

alles andere als Gay-Friendly, möchte man<br />

denken. Der Ton ist direkt, die Sitten rau.<br />

Wie geht man in einem Autohaus mit einem<br />

schwulen Verkäufer um? «Ich habe relativ<br />

schnell gemerkt, dass ich meinen Arbeitskollegen<br />

den Wind aus den Segeln nehme,<br />

wenn ich dazu stehe. Ich habe nie eine grosse<br />

Show abgezogen, und wer es wissen wollte<br />

oder mich direkt darauf angesprochen hat,<br />

dem habe ich es auch gesagt. Das war eigentlich<br />

nicht so eine grosse Sache», so Schattmann.<br />

Nach seiner Lehre in einem kleinen<br />

Betrieb dann relativ schnell die Bewerbung<br />

bei «Smart». Der Konzern versuchte, die<br />

Automobilbranche zu revolutionieren –<br />

«Smart» war nicht einfach ein Auto, «Smart»<br />

war ein Lifestyle. Marcel Schattmann passte<br />

gut zum Konzept des Konzerns. «Ich war<br />

nicht einfach irgendein Autoverkäufer, ich<br />

war ‹Smart›-Verkäufer», erinnert sich<br />

Marcel. Entsprechend wurde es sogar gewünscht,<br />

dass man «anders» oder zumindest<br />

«speziell» war. «Ich zog mich damals ziemlich<br />

gewagt an – halt flippig und den damaligen<br />

Trends entsprechend, das kam bei einer<br />

Marke wie ‹Smart› gut an.»<br />

«Keine blöden Sprüche,<br />

kein Tratsch.»<br />

Marcel ist Markenverantwortlicher für<br />

«Skoda» und daher auch verantwortlich für<br />

die Umsatzziele, die er und seine Mitarbeiter<br />

erreichen müssen. Damit verbunden sind<br />

auch diverse Events der Marke. «Irgendwann<br />

sagte mein Vorgesetzter, ich solle doch<br />

künftig auch mein Partner mitbringen und<br />

von diesem Augenblick an wusste ich, dass<br />

meine Lebensweise vollends akzeptiert war.»<br />

Bestärkt wurde diese Erkenntnis auch, dass<br />

er zusammen mit den Automechs und seinem<br />

Team jeweils gemeinsam ins Fitness<br />

geht. «Auch hier: keine blöden Sprüche, kein<br />

Tratsch». Hat Sexualität denn überhaupt etwas<br />

mit dem Beruf zu tun? «Vielleicht kann<br />

ich teilweise sensibler auf die Kunden eingehen,<br />

vielleicht auch etwas verständnisvoller.<br />

Ob das nun aber mit meiner Sexualität etwas<br />

zu tun hat oder ob dies einfach meine Art ist,<br />

kann ich nicht beurteilen.»<br />

Marcel Schattmann arbeitet in einem rauen Umfeld. Seine sexuelle Ausrichtung ist unter<br />

seinen Arbeitskollegen aber nie Thema.<br />

«Autoverkäufer stehen<br />

ungefähr auf der<br />

gleichen Stufe wie<br />

Versicherungsvertreter.»<br />

Marcels Lebenspartner arbeitet bei<br />

einer Grossbank – auch er ist geoutet, und<br />

auch sein Arbeitgeber thematisierte seine<br />

sexuelle Ausrichtung nicht. «Letztendlich<br />

waren wir ein Paar wie jedes andere auch.<br />

Und weil wir einen natürlichen und selbstverständlichen<br />

Umgang damit hatten, gab es<br />

in unserem privaten und geschäftlichen Umfeld<br />

nie grössere Diskussionen.» Die Beziehung<br />

hielt über 10 Jahre, dann war Schluss.<br />

«Mein Partner machte ein Sabbatical und als<br />

er zurückkam, war die Beziehung zu Ende.»<br />

Auch hier: Marcels Arbeitsumfeld wusste<br />

dies und ging damit selbstverständlich um.<br />

Und wie geht sein privates Umfeld mit seinem<br />

Beruf um? «Autoverkäufer» haben<br />

nicht unbedingt den besten Ruf, oder? «Es<br />

st<strong>im</strong>mt schon», so Marcel, «Autoverkäufer<br />

stehen ungefähr auf der gleichen Stufe wie<br />

Versicherungsvertreter. So zumindest die<br />

gängige Meinung. Aber ich habe schon <strong>im</strong>mer<br />

auf langfristige Kundenbindung gesetzt<br />

und ziehe daher nie jemand über den Tisch,<br />

das zahlt sich langfristig einfach nicht aus<br />

und ich könnte das auch nicht mit mir selbst<br />

vereinbaren.» Eine Strategie, die sich offenbar<br />

auszahlt. Die Verkaufszahlen von Marcel<br />

und seinem Team sind gut. Und da stellt sich<br />

natürlich die Frage, ob man Marcel auch so<br />

tolerant begegnen würde, wenn diese weniger<br />

gut wären? Frei nach dem Motto «solange<br />

ein schwuler tolle Umsätze macht, lassen<br />

wir ihn in Ruhe …». Marcel verneint. «Das<br />

Arbeitsumfeld ist hier sehr familiär, ich<br />

kann nur nochmals wiederholen: Die sexuelle<br />

Ausrichtung spielt keine Rolle.» Beruflich<br />

und privat hat Marcel auch konkrete<br />

Pläne: Er will weiterhin in der Branche arbeiten<br />

und der Marke und dem Autohaus<br />

treu bleiben und Marcel hofft, dass er weiter<br />

die Karriereleiter hochklettern kann. In einem<br />

Umfeld, dass sich weiterhin so liberal<br />

und tolerant gibt.<br />

Hast auch du einen spannenden<br />

Beruf?<br />

Melde dich bei uns!<br />

redaktion@cruisermagazin.ch<br />

CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong> CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong>


26 KOLUMNE<br />

IKONEN 27<br />

Thommen meint<br />

VON DAMALS<br />

Fastenzeit für<br />

schwule Männer<br />

Ich kenne einen über achtzigjährigen Mann, der regelmässig in die Ferien<br />

verreist, dort blowjobs macht und dann nach der Rückkehr einen Aids-Test.<br />

Die Aidshilfe Schweiz macht es seit einigen Jahren umgekehrt! Sie empfiehlt<br />

einen Monat konsequenten safersex und anschliessend einen Aids-Test.<br />

Danach kann mann ja wieder loslegen?<br />

VON PETER THOMMEN<br />

E<br />

s gibt durchaus Leute, die glauben,<br />

ein Test sei ein «Präventionsmittel».<br />

Das wäre er über sieben Ecken<br />

schon. Aber so kompliziert denken die<br />

meisten nicht.<br />

Ich erinnere daran, dass unsere<br />

Gay-Community sich früher mal weigerte<br />

«durchgetestet» zu werden! Safersex setzte<br />

sich seit den frühen 80er Jahren nicht wegen<br />

rigoroser Verbote durch, sondern weil<br />

zahlreiche schwule Männer den geschützten<br />

Verkehr als gute sexuelle Praxis und als<br />

festen Bestandteil ihres Selbstbildes als<br />

verantwortungsbewusste Homosexuelle betrachteten.<br />

(1) Doch seit nicht mehr gestorben<br />

werden muss nach einer HIV-Infektion,<br />

ist das vergessen gegangen. Heute geht es nur<br />

noch darum, wie man möglichst ohne Kondomschutz<br />

«doch noch rumsauen» kann.<br />

Möglichst genauso wie Heteros und wie in<br />

einer hetero Ehe … Damit wären wir endlich<br />

gleichgestellt!?<br />

Die Homosexuellen sind sehr heterogene<br />

Sexualwesen – überall auf der Welt.<br />

Schwer in irgendeine Gruppe zu fassen, als<br />

«Buchstabenwesen» sowieso! Viele kommen<br />

kaum mit ihrem Arbeits- und Sozialalltag<br />

zurecht. Viele können nicht differenziert<br />

denken. Viele sagen: Ja ich bin schwul, aber<br />

das ist kein wichtiger Teil meines Lebens. Insofern<br />

ist sexuelle Prävention eben auch kein<br />

wichtiger Teil ihres Lebens. Viele sagen sich:<br />

Ich bin eigentlich ein Hetero, habe aber diese<br />

merkwürdige Sexualität. Die sind meistens<br />

mit «Abwehr» beschäftigt («coming out»<br />

braucht es nicht). Um trotzdem tiefgehende<br />

psychische Sehnsüchte erfüllt zu bekommen,<br />

wird auch der safersex abgewehrt.<br />

Es gibt keine Schwulenbewegung<br />

mehr, die ihre Angehörigen «anleitet, informiert,<br />

irgendwie integriert»! Jeder ist nurmehr<br />

«für sich selbst verantwortlich» - auf<br />

einem grossen Markt der Möglichkeiten.<br />

Grösser als der Schulhof, der Dorfplatz oder<br />

die spätere Szene.<br />

Die Pharmazie bietet uns nun die «Pille<br />

danach» (PEP, Postexpositions Prophylaxe),<br />

die «Pillen während» (Anti-HIV-Therapie)<br />

und neustens auch die PrEP (Prä Epositions<br />

Prophylaxe) als «Pille davor». Es geht uns<br />

also fast wie mit der Antikonzeption bei den<br />

Frauen – aber nicht alle vertragen diese Hormonpillen.<br />

Viele Männer vertragen auch die<br />

genannten Pillen nicht so super, leiden an<br />

Depressionen oder anderen Nebenwirkungen,<br />

die fast nie in allgemeinen Gaymedien<br />

beschrieben werden.Wir sind auf der Ebene<br />

«weniger denken» und mehr «medizinalisieren».<br />

Was nicht gruppendynamisch oder<br />

therapeutisch erreicht werden kann, soll auf<br />

einfache Weise mit Pillen «erledigt» werden.<br />

Safersex-Regeln konnte noch jeder einigermassen<br />

befolgen. Doch jetzt ist unsaferer Sex<br />

zu einer Glaubenssache geworden. Wer wie<br />

und wann und wie oft, «unter der Nachweisgrenze»<br />

infiziert ist, kann in der Situation<br />

nicht überprüft werden. Aber auch Heterosexuelle<br />

glauben ihren Frauen sehr schnell,<br />

dass sie «sicher die Pille» genommen hätten.<br />

Sicherheit und Verantwortung für alle<br />

Beteiligten <strong>im</strong> Sexualakt wiegen «alle Therapien<br />

nachher» bei weitem auf! Jetzt wo<br />

keiner mehr schnell ins «Endstadium»<br />

rutscht wie in den 80ern, hätten wir Zeit,<br />

uns darüber klar zu werden, was unsere<br />

Träume und Sehnsüchte mit uns in die sexuelle<br />

Praxis umsetzen. Öffentlich Fragen<br />

zu stellen, wieso Männer ihre Säfte austauschen<br />

müssen und was das in ihnen bewirkt.<br />

Warum vielen die grobe anale Penetration<br />

so wichtig ist, und was sie damit<br />

verbinden. Warum es Widerstände gibt,<br />

sich damit auseinanderzusetzen und Klarheit<br />

darüber zu erlangen … Vergesst es! Die<br />

Öffnung der Ehe ist viel geiler!<br />

Die «Wandlung der Liebe» unter der<br />

Hostie ist gehe<strong>im</strong>nisvoller und attraktiver –<br />

und Sex ist offenbar «allein Privatsache».<br />

Eine Art religiöser Glaube hat sich breit gemacht.<br />

Er ist nach meiner Erfahrung genauso<br />

verhängnisvoll, wie derjenige der den Kirchen<br />

vorgehalten wird! Nach dem Fasten ist<br />

ja wieder Schlemmen angesagt. Wer es fassen<br />

kann, der fasse es!<br />

1) sinngemäss nach: Heidel et al.:<br />

Jenseits der Geschlechtergrenzen,<br />

Männerschwarm 2001, S. 200<br />

Hinweis<br />

In meiner Kolumne vom Februar nahm ich Bezug<br />

auf Poppers und Karposi-Sarkom in den 80ern.<br />

Wie man viel später erst herausgefunden hat, ist<br />

es der Herpes-Virus, der <strong>im</strong> Endstadium der Immunschwäche<br />

diesem seltenen Hautkrebs sein<br />

Auftreten ermöglicht. Das wusste ich bisher<br />

noch nicht. Besten Dank für den Hinweis aus der<br />

Leserschaft.<br />

Was macht eigentlich Lory Bianco?<br />

Romantische Heldin<br />

wider Willen<br />

In unserer Serie stellen wir Ikonen und Persönlichkeiten aus vergangenen<br />

Dekaden vor, berichten über gefallene Helden und hoffnungsvolle<br />

Skandalsternchen …, aber auch über mutige Vorkämpfer. Lory Bianco war<br />

nichts von alledem, ausser Prinzessin der Herzen einer ganzen Generation.<br />

Heute agiert sie ausschliesslich <strong>im</strong> Dienste des Herrn.<br />

VON Daniel Diriwächter<br />

W<br />

er wollte in den 1980ern nicht wenigstens<br />

einmal mit Pierre Cosso<br />

knutschen? Lory Bianco hat es getan,<br />

durfte auf Tuchfühlung mit dem damaligen<br />

Mädchenschwarm gehen – wenn auch<br />

nur vor der Kamera – und wurde selbst zum<br />

Star. Als Sängerin wie Schauspielerin hing<br />

ihr Poster in unzähligen Kinderz<strong>im</strong>mern.<br />

Damals allerdings noch als Bonnie Bianco.<br />

Ein Künstlername, der ihr stets missfiel. Auf<br />

der Suche nach einer Karriere nach «Bonnie»<br />

fand sie zu Gott. Doch von Anfang an:<br />

Die spirituelle Reise der Lory Bianco<br />

begann sehr irdisch, 1963 in einem Kaff namens<br />

Greensburg <strong>im</strong> Südwesten von Pennsylvania.<br />

Noch als junger italo-amerikanischer<br />

Teenager suchte sie das Showgeschäft<br />

und trat zusammen mit ihrer Schwester Holly<br />

als «Bianca Sisters» auf. Aber Lory erreichte<br />

bald mehr Aufmerksamkeit; ein Dieter<br />

Bohlen würde heute sagen, sie hätte das «Gesamtpaket»:<br />

Lory konnte singen, schauspielern<br />

und sah umwerfend gut aus.<br />

Ein neues Aschenputtel<br />

Anfang der 1980er wurden die Produzenten<br />

Guido und Maurizio De Angelis auf Bianco<br />

aufmerksam. Schnell war der Plan gefasst,<br />

aus der Provinzschönheit ein internationaler<br />

Star zu machen. Die neuen Mentoren bestanden<br />

aber darauf, dass sich Lory fortan<br />

Bonnie zu nennen habe – für die Protagonistin<br />

ein Pakt mit dem Teufel, aber ein ➔<br />

CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong> CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong>


28 IKONEN<br />

KOLUMNE 29<br />

VON DAMALS<br />

PIA SPATZ<br />

lukrativer: Ihr erstes Album «Bonnie Bianco»<br />

erschien 1982 zunächst in Italien, ein<br />

Achtungserfolg und zeitgleich ihre Bewerbung<br />

für die weibliche Hauptrolle in der<br />

TV-Serie «Cenerentola 80».<br />

In der modernen Adaption des<br />

gr<strong>im</strong>mschen Märchens, die vom Lexikon<br />

des internationalen Films als «mit allen nur<br />

verfügbaren Klischees ausstaffiertes Rockmusik-Märchen»<br />

bezeichnet wurde, gab sie<br />

das amerikanische Aschenputtel in Rom,<br />

das sich in einen italienischen Prinzen verliebt,<br />

dargestellt von Pierre Cosso. Dieser<br />

war gerade als treuherziger Freund von Sophie<br />

Marceau in «La Boum 2» <strong>im</strong> Kino zu<br />

sehen und galt als Mädchenschwarm der<br />

Stunde. «Cenerentola 80» erwies sich als<br />

äussert ergiebig. Neben einer Originalversion<br />

von 200 Minuten, existierten auch ein<br />

Kinofilm sowie diverse Kurzversionen, die<br />

sich für die Mattscheibe eigneten.<br />

Das moderne Märchen wurde nochmals<br />

1987 <strong>im</strong> Fernsehen ausgestrahlt, nun<br />

als «Cinderella 87», und schoss nochmals direkt<br />

in die Herzen der deutschsprachigen<br />

Fans. Der dazugehörige Soundtrack, notabene<br />

auch von Bianco gesungen, sowie die<br />

Single «Stay», ein Duett mit Cosso, verkauften<br />

sich millionenfach. Es schien, als wollten<br />

alle Mädchen wie «Bonnie» sein, eine Prinzessin<br />

und Heldin wieder Willen, die mit<br />

Pierre Cosso auf <strong>im</strong>mer und ewig zusammen<br />

sein wird. Privat konnten sich die beiden<br />

Teenie-Idole übrigens nicht leiden.<br />

Neustart und Karriereknick<br />

Nach dem Hype um «Cinderella 87» nutzte<br />

Bianco die Gunst der Stunde, wechselte die<br />

Produzenten und veröffentlichte das Album<br />

«Just me» und erreichte mit der Single «Miss<br />

you so» respektable Chart-Platzierungen.<br />

Doch der Glanz der Prinzessin musste der<br />

Ambition von Bianco, nämlich als eigenständige<br />

Sängerin durchzustarten, weichen.<br />

Ein weiteres Album folgte, bei dem der damalige<br />

BRAVO-Musikkritiker ihre St<strong>im</strong>me<br />

sogar mit der von Jennifer Rush verglich.<br />

Trotz ausnehmender guter Qualität ging das<br />

Album <strong>im</strong> Zuge des Namensstreits unter:<br />

Bonnie wollte wieder Lory heissen. Weswegen<br />

das Album denn auch «True Love, Lory»<br />

hiess. Ein aufgebauschter und unnötiger<br />

Streit war die Folge, der vor Gericht endete.<br />

Als Lory Bianco gelang ihr 1990 ein<br />

letzter Hit, produziert von Dieter Bohlen: «A<br />

Cry in the Night», eine jämmerliche Schnulze<br />

und Titellied einer Derrick-Folge, erreicht<br />

die Spitzenposition der österreichischen<br />

Charts. Danach ging es bergab mit der Musikkarriere.<br />

Bianco veröffentlichte zwar <strong>im</strong>mer<br />

wieder Songs, aber erreichte damit nur<br />

noch wenige Fans und Hörer. Als sie Ende<br />

der 1990er ihr eigenes Label «Power Records»<br />

gründete, gab sie damit auch ihre<br />

neue Richtung bekannt – die auf dem Weg<br />

zu Gottes Licht.<br />

Als Neu-Christin wieder <strong>im</strong> Geschäft<br />

Bianco liess das Show-Geschäft bewusst hinter<br />

sich, lebte eine Weile in Israel und lehnte<br />

jeden weiteren Vertrag ab. Ihr in Eigenregie<br />

produziertes Album «On my own, but never<br />

alone» bewarb sie dank einem loyalen Kern<br />

von Fans noch in Deutschland, kehrte aber<br />

am 10. September 2001 in die Staaten zurück.<br />

Laut Wikipedia haben ihr die Ereignisse<br />

des denkwürdigen Folgetags schliesslich<br />

komplett die Augen geöffnet, und sie verschrieb<br />

sich voll und ganz christlichen Aufgaben.<br />

Ihr bislang letztes Album nennt sich<br />

«Jesus paid it all», und auf ihrem Facebook-Profil<br />

verkündet Bianco bis heute noch<br />

Bibelverse an ihre Freunde.<br />

Hymns – Lory hat zu Gott gefunden.<br />

Bonny Bianco und Pierre Cosso in einer<br />

Neuauflage von «Cinderella». Die italienische<br />

TV Produktion war ein Gassenhauer –<br />

ganze Familien versammelten sich 1987<br />

vor dem Fernseher und sogar in der<br />

damaligen DDR durfte das Romantikmärchen<br />

ausgestrahlt werden.<br />

Bonny Bianco: Erfolgreich und talentiert.<br />

Wenigstens in den 1980er Jahren.<br />

Als Lory & Pirre Cosso: Das Traumpaar der<br />

1980er Jahre.<br />

Pia will die<br />

Ketten sprengen!<br />

«Break The Chains soll die<br />

Kette der Neu-Infizierungen<br />

brechen.»<br />

VON PIA SPATZ<br />

I<br />

hr Lieben, ich bin wieder zurück aus Ursli-<br />

und Heidi-Land! Ein Abstecher in die<br />

Berge kann schliesslich nie schaden. Und<br />

auf dem Bärenfell vor dem Kaminfeuer entspannt<br />

es sich ungemein. Aber so hell die Glocken<br />

dabei klangen, so sehnte ich mich nach<br />

dem pulsierenden Stadtleben, nach hübschen<br />

Jungs statt schnöden Geissen, nach dem<br />

«kleinen Schwarzen», statt dem Michelin-Männchen-Outfit.<br />

Ein Schelm ist, wer nun denkt, ich<br />

würde nun die Nacht zum Tage machen. Obwohl<br />

ich ein erklärtes Nachtschattengewächs<br />

bin, gibt es einiges zu tun für mich<br />

und meine Jungs vom Checkpoint Zürich:<br />

Unsere wichtigste Zeit des Jahres bricht an,<br />

die Weichen werden gestellt, die Zeichen gesetzt<br />

– «Break The Chains» ist am Start! Die<br />

HIV-Pr<strong>im</strong>oinfektions-Kampagne gehört<br />

mittlerweile zur schwulen Gemeinde wie<br />

das Amen zum Gebet. «Break The Chains»<br />

Zurück aus den Bergen bezeichnet sich Pia als<br />

Quelle der Inspiration, auch wenn sie ein erklärtes<br />

Nachtschattengewächs ist.<br />

soll die Kette der Neu-Infizierungen brechen;<br />

eine Revolution der Gesundheit zuliebe.<br />

Bereits in diesen Tagen strömen wir aus,<br />

sind in Bars und an Partys anzutreffen, um<br />

dich auf den Aktions-Monat April vorzubereiten.<br />

Es gilt, sich dann konsequent an die<br />

Safer-Sex-Regeln zu halten. So machen wir<br />

alle gemeinsam und landesweit dem HI-Virus<br />

den Garaus!<br />

Zur Erinnerung: Angenommen, du infizierst<br />

dich frisch mit HIV, hast aber keinen<br />

blassen Sch<strong>im</strong>mer von deinem Ungemach und<br />

gibst dich sogleich ohne Schutz dem nächsten<br />

Lover hin, so ist dessen Risiko um ein Vielfaches<br />

höher als üblich, sich von dir mit HIV zu<br />

infizieren. Deine Viren vermehren sich nämlich<br />

in den ersten Wochen ungehindert wie die<br />

Maden <strong>im</strong> Speck. Das sind knallharte Fakten,<br />

meine Lieben! Also verwöhnt euch mit Gummi,<br />

die Dinger findet ihr haufenweise gratis in<br />

der Szene. Im darauffolgenden Wonnemonat<br />

Mai sind dann die günstigen HIV-Tests angesagt.<br />

Wieso und warum, sowie weitere Informationen<br />

zu «Break The Chains» findet ihr in<br />

diesem Magazin auf Seite 5.<br />

Wissenswertes über HIV bietet auch<br />

der nächste «Checkpoint <strong>im</strong> Gespräch»: Was<br />

bedeutet «# undetectable» genau? Wie läuft<br />

das jetzt mit Therapie und Bumsen ohne<br />

Gummi? Fragen, die Dr. Axel J. Schmidt <strong>im</strong><br />

<strong>März</strong> dem interessierten Publikum beantwortet.<br />

Der Gott in Weiss hält Hof <strong>im</strong> Restaurant<br />

Bubbles, also nicht verpassen, gell.<br />

Selbstverständlich widme ich mich<br />

auch den schönen Dingen des Lebens und<br />

diene jederzeit als Quelle der Inspiration!<br />

Noch <strong>im</strong>mer bin ich nach dem Benefiz-Lotto<br />

<strong>im</strong> Cranberry <strong>im</strong> Zahlen-Flash. Genial, was<br />

die jungen Volunteers von «du-bist-du» so<br />

alles auf die Beine stellen! Da möchte ich oft<br />

die Zeiger meiner Lebens-Uhr zurückdrehen,<br />

um als blutjunge Pia akzeptiert und unbeschwert<br />

durch die Teenie-Zeit zu flattern.<br />

Stattdessen widme ich mich dem Geschäftsalltag,<br />

so gross wie ich bin. Es gilt, ein Imperium<br />

in Schuss zu halten: Meine Minigolf-Anlage<br />

in Arth öffnet am 19. <strong>März</strong>! Bis<br />

zum Rosa-Turnier dauert es zwar noch eine<br />

ganze Weile, doch Übung macht bekanntlich<br />

den Meister. Was meint ihr, haben wir<br />

ein Date am schönen Zugersee? Ich wünsch<br />

euch was! Alles Liebe, Pia.<br />

Gut zu wissen<br />

Die Kampagne «Break The Chains» findet ihr <strong>im</strong><br />

Web unter www.drgay.ch<br />

Checkpoint <strong>im</strong> Gespräch, 17. <strong>März</strong>,<br />

Restaurant Bubbels:<br />

mycheckpoint.ch/checkpoint-<strong>im</strong>-gespräch<br />

Die jungen Volunteers sind online unter<br />

www.du-bist-du.ch zu finden<br />

CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong> CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong>


30 RATGEBER<br />

XXX 31<br />

Dr. Gay<br />

XXX<br />

Dr. Gay<br />

DAS GRÖSSTE<br />

SCHWEIZER<br />

GAY-MAGAZIN<br />

HIV Übertragung durch<br />

faulen Zahn?<br />

Infektiös trotz HIV Therapie?<br />

DR. GAY<br />

Dr. Gay ist eine Dienstleistung der Aids-<br />

Hilfe Schweiz. Die Fragen werden online<br />

auf www.drgay.ch gestellt. Die Redaktion<br />

druckt die Fragen genau so ab, wie sie<br />

online gestellt werden.<br />

CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong><br />

Ich habe vor drei Wochen Zungenküsse<br />

mit einem Mann ausgetauscht,<br />

der offenbar einen kaputten<br />

Zahn hatte und blutete. Der<br />

Mann ist nun positiv auf HIV<br />

getestet worden. Jetzt habe ich<br />

Angst, mich angesteckt zu haben.<br />

Wie hoch ist das Risiko für mich<br />

und wann soll ich mich testen<br />

lassen? Neben wildem Küssen<br />

haben wir uns gegenseitig<br />

geblasen. Analverkehr hatten wir<br />

keinen. Manuel (29)<br />

Hallo Manuel<br />

Kleine Wunden oder Entzündungen <strong>im</strong><br />

Mund bergen kein HIV-Risiko, solange kein<br />

Sperma in den Mund kommt. Das HI-Virus<br />

wird durch den Speichel zu sehr verdünnt,<br />

als dass es bei Zungenküssen oder be<strong>im</strong> Blasen<br />

so zu einer Infektion kommen könnte.<br />

Massgebend ist aber die Grösse der Wunde<br />

und die Menge des Blutes. Eine relevante<br />

Menge an Blut (zum Beispiel bei einem frisch<br />

ausgeschlagenen Zahn) würde man bemerken<br />

und hätte dann ganz best<strong>im</strong>mt keine<br />

Lust mehr auf Sex. Ebenfalls massgebend ist<br />

die Menge der HI-Viren <strong>im</strong> Blut, die sogenannte<br />

Viruslast. Wenn sich dein Sexpartner<br />

erst kürzlich angesteckt hat, befindet er<br />

sich in der Pr<strong>im</strong>oinfektionsphase. Die Viruslast<br />

ist dann sehr hoch, und er wäre um<br />

ein Vielfaches ansteckender. Also: Wenn er<br />

sich in der Pr<strong>im</strong>oinfektion befand und viel<br />

Blut <strong>im</strong> Spiel war, wäre ein gewisses HIV-Risiko<br />

möglich. Ansonsten ist das Risiko vernachlässigbar.<br />

Wenn du unsicher bist, mache<br />

am besten einen HIV-Test. Dieser ist<br />

bereits zwei Wochen nach der Risikosituation<br />

möglich und wird dir die gewünschte Sicherheit<br />

geben. Nach drei Monaten sollte ein<br />

Antikörpertest zur Bestätigung gemacht<br />

werden. Eine empfehlenswerte Adresse für<br />

den Test und eine persönliche Beratung ist<br />

der Checkpoint. Weitere Informationen findest<br />

du auf www.mycheckpoint.ch.<br />

Alles Gute, Dr. Gay<br />

Ich bin HIV-positiv und gemäss<br />

EKAF-Statement durch die HIV-<br />

Therapie nicht mehr ansteckend.<br />

Im EKAF-Statement wurde damals<br />

festgelegt, dass keine andere<br />

sexuell übertragbare Krankheit<br />

(STI) vorliegen darf. Nun habe ich<br />

gehört, dass das Vorhandensein<br />

einer STI nach neusten Erkenntnissen<br />

bei nicht nachweisbarer<br />

Viruslast keinen Einfluss auf das<br />

Übertragungsrisiko von HIV hat.<br />

Das heisst also, wenn ich (unwissentlich)<br />

einen Tripper oder eine<br />

Syphilis habe, bin ich trotzdem<br />

nicht infektiös. Ist das richtig?<br />

Benjamin (35)<br />

Hallo Benjamin<br />

Das EKAF-Statement (oder Swiss Statement)<br />

von 2008 besagt, dass HIV-positive Menschen<br />

unter wirksamer antiretroviraler Therapie<br />

(ART) unter gewissen Voraussetzungen<br />

nicht mehr ansteckend sind. Man ging<br />

unter anderem davon aus, dass nur wer keine<br />

andere sexuell übertragbare Infektion<br />

(STI) hat, das HI-Virus nicht mehr weitergibt.<br />

Generell ist es so, dass STIs wie Syphilis,<br />

Tripper oder Chlamydien das Risiko einer<br />

HIV-Übertragung erheblich erhöhen<br />

können. In Bezug auf eine wirksame ART<br />

zeichnet sich in Studien aber <strong>im</strong>mer mehr<br />

ab, dass STIs nur wenig Einfluss auf das<br />

Übertragungsrisiko haben. Solange die Viruslast<br />

unterdrückt ist, ist eine Ansteckung<br />

praktisch nicht möglich. Denn wo kein Virus<br />

ist, gibt es auch keine Übertragung. Bei<br />

einer Viruslast unter der Nachweisbarkeitsgrenze<br />

ist die höhere Anfälligkeit deshalb<br />

kaum von Bedeutung. Die Viruslast steigt<br />

vor allem dann, wenn Medikamente nicht<br />

regelmässig genommen werden. Fakt ist: Die<br />

Schutzwirkung vom Schutz durch Therapie<br />

ist mindestens so hoch oder sogar höher als<br />

die von Kondomen.<br />

Alles Gute, Dr. Gay<br />

Lass ihn<br />

zu dir<br />

kommen!<br />

und zWar reGeLmÄssiG in deinen BrieFkasTen.<br />

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