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Cruiser im März 2016

Break The Chains Kampagne 2016: Alle Infos! Ausserdem: Warum das Nachtleben (noch) nicht tot ist und wie man mit homophober Musik Kasse macht.

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22 <strong>Cruiser</strong><br />

KOLUMNE 23<br />

reist<br />

MICHI RÜEGG<br />

Wir befinden uns<br />

<strong>im</strong> Krieg<br />

Die Weltwoche macht mobil gegen alle, die nach<br />

katholischer Lehre zur Hölle fahren. Das wären<br />

dann wir.<br />

«Tropical»<br />

Immer aktuell: Tanja und Jenny auf der grossen <strong>Cruiser</strong> Weltreise –<br />

monatlich aktualisierte Blogs, viele Tipps & Tricks rund ums Reisen<br />

und natürlich atemberaubende Bilder. www.cruisermagazin.ch<br />

(dort unter «<strong>Cruiser</strong> reist).<br />

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dein<br />

fetisch<br />

shop<br />

in zürich.<br />

maennerzone.com<br />

VON Michi Rüegg<br />

L<br />

ieber Leser. Es ist soweit. Wir bitten<br />

dich, sofort in den nächsten Laden zu<br />

stürmen und dir einen Notvorrat an<br />

Wattebällchen, Proteinpulver und Einwegklistieren<br />

anzuschaffen. Des weitern machst<br />

du dich bitte vertraut mit den Schutzraumvorschriften<br />

deines Hauses oder deines Quartiers.<br />

Nachts sind die Lichter zu löschen und<br />

wenn du aus dem Haus gehst, n<strong>im</strong>m dich in<br />

Acht vor Heckenschützen. Denn ja, während<br />

du das hier liest, bricht gerade ein Krieg aus.<br />

Hier bei uns. Und jetzt. Und zu allem Übel<br />

bist du auch noch am Ausbruch mitschuldig.<br />

«Die Hexen haben sich alle<br />

selber verbrannt. Und CO 2<br />

ist gut für die Umwelt.<br />

Kann man einem Hund vorwerfen,<br />

dass er sabbert?»<br />

Ja, denn es handelt sich um «eine Art<br />

gesellschaftspolitischen Sonderbundskrieg»,<br />

wie ein gewisser Florian Schwab aus der<br />

Weltwoche-Redaktion ihn bezeichnet. Anlass<br />

dafür bietet die CVP-Initiative zur Abschaffung<br />

der Heiratsstrafe, über die das<br />

Schweizer Volk abgest<strong>im</strong>mt haben wird,<br />

wenn diese Zeilen hier gedruckt sind. Ob sie<br />

angenommen oder abgelehnt worden ist,<br />

spielt keine Rolle. Wichtig ist nur: Sie hat einen<br />

Krieg ausgelöst. Zwischen den vernünftigen<br />

Kräften in unserem Land auf der einen<br />

Seite – konservativen Katholiken, Sektenmitgliedern,<br />

Rechtsnationalisten – und den<br />

zerstörerischen Kräften auf der anderen Seite.<br />

Dazu gehören neben der FDP auch wir.<br />

Denn, so Redaktor Schwab: die einst so<br />

wundervollen Liberalen würden unterstützt<br />

durch «schrille Homosexuellenorganisationen»<br />

und gemeinsam würden wir ebendiesen<br />

Krieg vom Zaun brechen. Steht so drin.<br />

Nun mag sich der durchschnittliche<br />

Bewohner von Aleppo angesichts dieser<br />

Rhetorik etwas wundern. Schliesslich hat<br />

Krieg ja noch andere D<strong>im</strong>ensionen als das<br />

Versenden von Pressemitteilungen und das<br />

Liken von Facebook-Posts. Aber wir wollen<br />

der Weltwoche nicht vorhalten, dass sie es<br />

hier mit der wahren Bedeutung einer Sache<br />

nicht ganz so genau n<strong>im</strong>mt. Schliesslich tut<br />

sie das andernorts auch nicht. Kann man einem<br />

Hund vorwerfen, dass er sabbert?<br />

Immerhin ignoriert uns das Blatt nicht.<br />

Vergangenes Jahr erinnerte die Weltwoche<br />

etwa daran, dass sich vor allem Homosexuelle<br />

mit Aids anstecken. Oder sie eilte Bischof<br />

Vitus Huonder zu Hülf, der für seine<br />

alttestamentale Geisselung der Homosexualität<br />

Prügel einstecken musste. Und sie kritisierte,<br />

dass die Diskr<strong>im</strong>inierung Homosexueller<br />

strafbar sein soll. Oder sie fand,<br />

Schwule und Lesben sollten bitte nicht heterosexuelle<br />

Hochzeiten <strong>im</strong>itieren. Ach, einen<br />

hab ich noch: Derselbe Florian Schwab<br />

beklagte sich in einem anderen Text darüber,<br />

dass der «weisse Hetero-Mann» ungestraft<br />

diskr<strong>im</strong>iniert werden dürfe, während<br />

unsereins gesetzlichen Schutz geniesse. Tatsächlich<br />

ist die jahrhundertelange systematische<br />

Diskr<strong>im</strong>ierung des gesunden weissen<br />

Mannes durch die schrillen Tunten eine Ungerechtigkeit,<br />

die unsere Gesellschaft noch<br />

<strong>im</strong>mer nicht verdaut hat. Und die Hexen haben<br />

sich alle selber verbrannt. Und CO 2<br />

ist<br />

gut für die Umwelt. Und Ausländer haben<br />

halt ein Kr<strong>im</strong>inellen-Gen <strong>im</strong> Blut.<br />

«Die jahrhundertelange Diskr<strong>im</strong>inierung<br />

des gesunden<br />

weissen Mannes durch Tunten<br />

hat unsere Gesellschaft<br />

noch <strong>im</strong>mer nicht verdaut.»<br />

Mit dem richtigen Rezept kann man<br />

vielleicht doch noch eines Tages aus Blei Gold<br />

herstellen. Aber aus Diffamierung und Lügen<br />

wird man nie eine Zeitung machen, die diesen<br />

Namen verdient. Die Erde mag rund sein.<br />

Aber die «Welt», die auf der Titelseite des Wochenblatts<br />

steht, ist saumässig platt.<br />

CRUISER MÄRZ <strong>2016</strong>

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