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Heft 29 - Sektion Gera

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ich ins Steinicht ein, bis es für das Rad ohnehin unpassierbar war. Den Rest der Strecke schob<br />

ich und kam am Nachmittag am Auto an. Der Blick auf den Fahrradcomputer, der 53 km zeigte,<br />

tat meinem arg strapazierten und kreuzlahmen Körper durchaus gut (Kalorien verschleudert und<br />

Benzin gespart), doch vor der Heimfahrt auf vier Rädern musste noch eine Erholungspause im<br />

Liegesitz des Autos her. Da kann man so schön vom Giro de Vogtlandia träumen. Zu Hause<br />

angekommen, machten sich die ersten Katerchen im Hintern bemerkbar – doch egal, die Erlebnisse<br />

des Tages waren es wert. Und wenn ich mal wieder das Auto vergesse, weiß ich nun auch,<br />

wie ich es wiederbekomme. Dirk Klingenberg<br />

Wer stapft so mutig im Schnee durch die Berge,<br />

das ist Schneewittchen, doch die hat nur fünf Zwerge.<br />

Als wir, die wagemutigen Teilnehmer der Schneeschuhtour, uns in Grieß im schönen Ötztal treffen,<br />

habe ich noch keine Ahnung, mit welchen phantasievollen und einfallsreichen Weggefährten<br />

ich die nächsten abenteuerlichen Tage verbringen werde. Peter und ich sind die Greenhorns in<br />

Sachen Schneeschuhe. Bernd hat noch den lustigen Karl-Heinz mitgebracht und Bernhard kann<br />

es kaum erwarten, durch tiefen Schnee zu stieben. Und so machen wir uns auf den Weg durch<br />

das schöne Winnebachtal über die Winnebachalp zur Winnebachseehütte (2361 m). Außerordentlich<br />

freundliche Wirtsleute begrüßen uns und wir bekommen ein kuscheliges Lager ganz für<br />

uns allein. Bald trifft auch Roland, der Chef unserer wilden Truppe, ein. Sofort beginnt die Lagebesprechung<br />

und wir sind uns bald einig über die morgige Route zum “Eingewöhnen”. Punkt<br />

22.00 Uhr krabbeln wir in unsere Schlafsäcke. Bald schlafen alle tief und fest und schnarchen um<br />

die Wette, nur ich komme wieder einmal ewig nicht zur Ruhe.<br />

Samstag, 9. April 2005 – ich wache auf aus meiner Dämmerung, als das Schnarchen plötzlich<br />

ein Ende hat. Die Mannen kramen schon mächtig ihr Morgenwäsche-Equipment zusammen.<br />

Die Aussicht auf ein schönes Frühstück lässt mich etwas leichter unter meinen warmen Decken<br />

hervorkriechen und ich reihe mich ein in die Geschäftigkeit des Hüttenlebens.<br />

Kurz nach 9.00 Uhr stehen wir geschniegelt und gespornt auf unseren Schneeschuhen. Ziel des<br />

heutigen Tages ist der Breite Grieskogel (3287 m). Es schneit und windet mächtig. Das Thermometer<br />

an der Hütte zeigt –5° C.<br />

Die Sicht ist nicht sonderlich gut. Aber wir sind frohen Mutes und watscheln mit unseren „Plastetellern“<br />

los, eben wie Schneewittchen mit fünf Zwergen. (Ich habe wirklich keine Ahnung, wie die<br />

Jungs darauf gekommen sind.) Und wie die Männer so sind, wird gleich wieder gefachsimpelt,<br />

welche der Latschen nun schöner oder praktischer sind. Ach und ich Arme, habe ja nur so Kurze.<br />

Mir doch egal, ich komme mit den Dingern phantastisch zurecht, bergauf jedenfalls. Und so<br />

stapfen wir durch das Winnebachkar. Eine Gruppe Skifahrer hat den gleichen Weg und ist immer<br />

in Sichtweite. An ihrer Spur können wir uns ein wenig orientieren. Teilweise geht es recht steil<br />

bergauf, wie das in den Bergen halt so ist. In der Nähe des Zwieselbachjoches seilen wir uns<br />

sicherheitshalber an. Hier ist Gletschergebiet. Ich spüre aber nur Schnee ohne Ende. Wir laufen<br />

in zwei Dreiergruppen. Der Nebel lichtet sich etwas und auf dem Gipfel des Breiten Grieskogel<br />

sehen wir die Skifahrergruppe. Sie haben es geschafft, aber wartet nur, wir kommen! Peter hat<br />

etwas Mühe mit seiner Luft. Das bin ich von ihm gar nicht gewöhnt. Wir laufen langsamer. Roland<br />

geht derweil schon mal mit seiner Seilschaft voraus dem Gipfel entgegen. Man sieht es Peter<br />

an, wie er sich quält, jetzt denkt er gar an’s Aufgeben?! Das kommt überhaupt nicht in Frage.<br />

Das schwächste Glied unter euch Bergburschen bin ja wohl immer noch ich. Und so versuche<br />

ich Peter vielleicht nicht auf die eleganteste, aber die wirksamste Art und Weise zu motivieren.<br />

Auch Bernhard redet fl eißig auf ihn ein. Und endlich erreichen auch wir den Gipfel und zwar mit<br />

unserem Peter, der schon wieder ganz der Alte ist und über beide Backen strahlt.<br />

Auf dem Gipfel ist es jedoch furchtbar ungemütlich, eiskalt bläst der Wind uns die Schneefl ocken<br />

ins Gesicht. Unser Ausblick beschränkt sich auf wenige Meter. Der Nebel wird auch immer dichter<br />

und die Skifahrer haben längst das Weite gesucht. Zudem weiß ich wieder einmal nicht, wie<br />

ich hier vom Berg wieder runter kommen soll. Da grinst mich Bernhard nur an und ich ahne, daß<br />

dies meine Schneetaufe wird! Wir machen uns auf den Weg. Nur gut, dass Schnee weich ist. Ich<br />

bin jetzt die Letzte im Seil. Und mein großes Pech ist, dass Bernhard vor mir wie ein Schneewiesel<br />

die Hänge runterrutscht. Das sieht ja absolut elegant aus! Ich kann den Anblick aber nicht<br />

so richtig genießen, weil ich mindestens ebenso elegant hinterher rutsche, auf dem Bauch, auf<br />

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