Heft 29 - Sektion Gera
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dem Hosenboden, mal kreuz und dann wieder quer. Kaum habe ich das Seil an meinen Beinen<br />
entwirrt und mich mühselig wieder hochgekurbelt, geht die Schussfahrt weiter. Meine Hose ist<br />
schon voll – voll Schnee natürlich und dann taut der so langsam an meinem Rücken und das<br />
Wasser läuft mir in die Hose. Jetzt reicht’s! Ich will gerade lautstark protestieren, da wird mir<br />
gezeigt, wie man in riesengroßen Schritten durch tiefen Schnee fl itzen kann. Hey, das macht<br />
Spaß! Zwischendurch beugen sich die Männerköpfe allerdings immer wieder mit gewichtigen<br />
Mienen über die Karte. Der Nebel macht die Orientierung sichtbar schwer. Die Ski- und Schneeschuhspuren<br />
sind längst verweht. Glücklicherweise fi nden meine „Zwerge“ den richtigen Weg.<br />
Ich hätte allein nie und nimmer zur Hütte zurückgefunden. Gegen 17.00 Uhr erreichen wir die<br />
Hütte, die man im Nebel erst kurz vorher sehen kann. Unsere sogenannte Eingewöhnungstour<br />
schlägt tatsächlich mit schlappen 1000 Höhemetern hoch und runter zu Buche. Wer hätte das<br />
gedacht. Nach einem gemütlichen Abend verkriechen wir uns in unserem Lager, draußen stürmt<br />
und schneit es so sehr, dass sich durch das offene Fenster gar eine Schneewehe in unserem<br />
Schlafgemach aufbaut und ich schlafe.... wieder nicht.<br />
Sonntag, 10. April 2005. Der Blick aus dem Fenster am frühen Morgen zeigt uns, das Wetter sieht<br />
nicht einladend aus. Es schneit und stürmt weiter, dichter Nebel behindert jede Sicht auf die<br />
Berge. Wir frühstücken gemütlich und beschließen, bis zum Mittag zu warten, vielleicht bessert<br />
sich das Wetter ja doch noch. Miese Stimmung kommt nicht auf, dafür sorgt schon unser Peter,<br />
der sich liebevoll um die zwei kleinen Knirpse der Wirtsleute Judith und Lukas kümmert und mit<br />
ihnen lauthals die Vogelhochzeit trällert. Die Skifahrer, die am Morgen aufgebrochen waren, sind<br />
nur bis unterhalb des Winnebachjoches gekommen und dann wieder zur Hütte zurückgekehrt.<br />
Der Nebel und die Lawinengefahr (Warnstufe 3) haben sie zum Rückzug bewogen.<br />
Unser Warten wird jedoch belohnt. Als wir am späten Mittag die Hütte verlassen, reißt die Wolkendecke<br />
auf, der Nebel verzieht sich ganz und die Sonne strahlt vom Himmel. Uns bietet sich<br />
der Blick auf eine traumhafte Landschaft, die man nicht in Bildern und schon gar nicht in Worten<br />
festhalten kann. Es ist einfach überwältigend. Für eine größere Bergtour ist es leider schon zu<br />
spät, auch die Lawinensituation ist uns nicht geheuer, deshalb stapfen wir in Richtung Wasserfälle.<br />
Hier soll man gut Eisklettern können. Wir suchen uns aber vielmehr einen geeigneten Standort,<br />
um die Spaltenbergung zu üben. Der frische Pulverschnee stiebt unter unseren Schneeschuhen<br />
und wir genießen die wärmenden Sonnenstrahlen. Schon nach kurzer Zeit haben wir einen<br />
geeigneten Übungsplatz gefunden. Roland, Bernd und ich sind die ersten Versuchsobjekte. Und<br />
während Bernd sich einen Absturz simulierend den Hügel hinunterschmeißt, schießen mir Ingos<br />
Anweisungen vom Gletscherkurs durch den Kopf. Na sieh mal einer an, soviel habe ich gar nicht<br />
vergessen. Bei diesen Verhältnissen funktioniert das Bremsen phantastisch, ob das dann aber<br />
auch im Ernstfall so klappt? Und jetzt geht die Knubbelei los, T-Anker bauen, da eine Bandschlinge,<br />
dort ein Brusik, bis dann endlich Bernd mit dem gebauten Flaschenzug hochgezogen<br />
wird. Dann wird das Ganze noch mal exerziert, damit jeder drankommt. Karl-Heinz kullert wie<br />
eine Schildkröte auf ihrem Panzer rücklings den Hügel hinunter und muss nun in dieser mißlichen<br />
Stellung ausharren, bis man ihn nach oben zieht. Das sieht vielleicht putzig aus. Als alle Knubbel<br />
wieder entwirrt sind, jeder seine Karabiner zusammengesucht hat, wird noch die Haltbarkeit von<br />
Bernds Mütze getestet, die anstelle des T-Ankers eingebuddelt wird. Ja, eingegraben ist das<br />
mit Schnee gefüllte Designermützchen schnell, aber das Herausholen nach dem Test aus dem<br />
Schneeloch gestaltet sich für Buddelfl ink Peter sehr anstrengend. Die Schweißperlen rinnen ihm<br />
von der Stirn, während er nach der Mütze buddelt und buddelt. Alle anderen stehen um das<br />
Schneeloch herum und geben heiße Tips, bis die Mütze endlich zum Vorschein kommt und aus<br />
dem Loch geangelt wird.<br />
Es ist noch früh am Tage, deshalb watscheln wir mit unseren Schneeschuhen noch etwas in der<br />
Gegend herum und entdecken doch tatsächlich ein kleines Berglein mit Gipfelkreuz. Ratz, fatz<br />
sind wir oben auf dem Ernst-Riml-Gipfel (2530 m) und genießen die Aussicht. Sehr gut zu sehen<br />
ist die Winnebachseehütte, auch der zum Eisklettern geeignete Wasserfall lässt sich unterhalb<br />
vermuten. Ein bizarres Aussehen hat ein Berg Namens Gänsekragen. Nach kurzer Rast ruscheln<br />
wir zurück zur Hütte und nach einem lustigen Hüttenabend versuche ich es wieder einmal mit<br />
Schlafen.<br />
Montag, 11. April 2005. Ich träume gerade von duftenden Wiesen, wärmenden Sonnenstrahlen<br />
und zwitschernden Vöglein, da rumpelt es um mich herum; was schon wieder aufstehen? Im<br />
Märchen wurde Schneewittchen wenigstens noch sanft wachgeküsst. Heute aber haben die<br />
„Zwerge“ nur mit sich zu tun. Karl-Heinz sieht schon aus wie frisch geduscht und Roland salbt<br />
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