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Heft 29 - Sektion Gera

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ereits sein vom Sonnenbrand zerschundenes Gesicht, als ich mich gerade aus der Lagerstatt<br />

quäle. Das Wetter sieht vielversprechend aus. Wir beeilen uns mit dem Frühstück, müssen aber<br />

mit dem Abmarsch noch etwas warten, da unser Bergführer erfolglos versucht, seine Rückenschmerzen<br />

mit einer Wärmfl asche zu lindern. 8.50 Uhr machen wir uns dann auf den Weg durch<br />

den tiefen Schnee. Ziel des heutigen Tages ist der Winnebacher Weiskogel (3182 m). So ein<br />

bisschen scheint immer mal die Sonne. Es weht aber ein kräftiger, eisiger Wind. Meine Mütze<br />

und Buff liegen frischgewaschen zu Hause. Ich habe sie schlichtweg vergessen einzupacken.<br />

Stirnband und Kapuze bieten auf dem Kopf zwar ausreichend Schutz, aber mein Gesicht scheint<br />

sich gerade in einen harten Eisbrocken zu verwandeln. Da hilft auch mein dünnes Baumwolltüchlein<br />

wenig. Unser Tempo ist nicht gerade schnell, immer wieder müssen wir uns neu orientieren,<br />

denn die Sicht wird wieder schlechter und die Sonne will nicht mehr so recht durch die Wolken<br />

dringen. So sieht die weiße Wüste mit ein paar wenigen herausragenden Steinen und teils sichtbaren<br />

Abgründen nicht gerade einladend aus. Man spürt förmlich die Urgewalt der Natur. Noch<br />

gehen wir durch das breite Winnebachkar, wo wir relativ sicher vor Lawinen sind, können aber an<br />

den Berghängen kleine Abgänge beobachten. Meine Füße sind nur noch Eisklumpen als wir das<br />

Winnebachjoch (2782 m) erreichen. Und plötzlich sind wir im Windschatten der Berge, so dass<br />

wir ohne weiteres Frieren uns wieder in Dreiergruppen anseilen können.<br />

Unser Weg führt uns nun gefährlich nahe an recht steilen Berghängen vorbei. Bernd hat die<br />

schwere Aufgabe, unsere Spur zu formen. Dabei sinkt er zum größten Teil bis zu den Knien in<br />

den Schnee ein. Wie eine Dampframme stapft er durch den Schnee, doch man sieht ihm keinerlei<br />

Anstrengung an. Ein dumpfer Ton lässt vermuten, dass irgendwo in der Nähe eine Lawine<br />

sich in Bewegung gesetzt haben könnte. Alle atmen sichtbar erleichtert auf, als wir uns endlich<br />

auf einem weniger gefährdeten Ort ausruhen können. Roland stellt fest, dass wir hier oberhalb<br />

des Winnebachjoches auf <strong>29</strong>00 m sind. Aus Sicherheitsgründen und aus Gründen der bereits<br />

fortgeschrittenen Uhrzeit verzichten wir auf einen Weitermarsch, lassen den Winnebacher Weiskogel<br />

(3182 m) – unser eigentliches Ziel – einfach Berg sein und treten den Rückzug an. Eine<br />

vernünftige Entscheidung, wie ich meine, denn mir war ohnehin schon ganz mulmig zumute.<br />

Also stapfen wir zurück durch den tiefen Schnee über das Winnebachjoch dem Tal entgegen. Die<br />

Sonne versucht nun doch nochmals ihre Strahlen durch den Nebel zu schicken. Sie hat damit<br />

kaum eine große Chance, aber es ist längstens nicht mehr so klirrend kalt. Von hier oben haben<br />

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