Last issue of DRACHME - A forerunner of ETHNO NEWS
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Titelthema<br />
erfolgreich zu bekämpfen. Aber nur mittels eines Ausbaus<br />
im Bildungsbereich lässt sich das Problem ebenso<br />
wenig lösen. Vielmehr bedarf es darüber hinaus einer<br />
Vielzahl anderer Maßnahmen zur Verbesserung der<br />
sozialen Infrastruktur (etwa der öffentlichen Kinderbetreuung,<br />
des Gesundheitswesens und der sozialen<br />
Sicherung) einerseits sowie zur Umverteilung von Arbeit,<br />
Einkommen und Vermögen andererseits. Schließlich<br />
können Bildungspolitik und Pädagogik weder eine<br />
gerechte Steuerpolitik noch eine die Armut konsequent<br />
bekämpfende Sozialpolitik ersetzen.<br />
die Bildungspolitik aus ihrer Verantwortung für bessere<br />
Entwicklungschancen der nachwachsenden Generation<br />
zu entlassen.<br />
*Pr<strong>of</strong>. Dr. Christoph Butterwegge lehrte bis 2016 Politikwissenschaft<br />
an der Universität zu Köln. Zuletzt ist<br />
sein Buch „Armut“ (PapyRossa Verlag 2017) erschienen.<br />
Weitere Texte des Autors unter www.christophbutterwegge.de.<br />
Bildungsbeteiligung ist kein Garant für eine gesicherte<br />
materielle Existenz. Andernfalls hätten nicht<br />
über 10 Prozent aller Beschäftigten im Niedriglohnsektor<br />
einen Hochschulabschluss. So wichtig Bildungsbzw.<br />
Kulturangebote für Kinder sind, so wenig taugen<br />
sie allein als Wunderwaffe im Kampf gegen die Armut.<br />
Zwar werden die Armen häufig dumm (gemacht), die<br />
Klugen aber deshalb nicht automatisch reich. Bildung<br />
ist daher auch nur ein begrenzt taugliches Mittel gegen<br />
(Kinder-)Armut, denn sie kann zwar Partizipationsdefizite<br />
junger Menschen mildern, die auf Unkenntnis beruhen,<br />
aber nicht verhindern, dass materielle Ungleichgewichte<br />
auf deren Arbeits- und Lebensbedingungen<br />
durchschlagen.<br />
“Bildungspolitik und Pädagogik<br />
können weder eine gerechte<br />
Steuerpolitik noch<br />
eine die Armut konsequent<br />
bekämpfende Sozialpolitik ersetzen”<br />
Da die „Bildungsferne“ armer Familien eine<br />
Folge gravierender materieller Defizite ist, die teilweise<br />
über Generationen hinweg bestehen, lässt sich die<br />
Benachteiligung von Kindern nur dadurch verringern,<br />
dass der ursächliche Mangel an finanziellen Ressourcen<br />
behoben wird. Wenn man Inklusion nicht bloß als<br />
(sonder)pädagogisches Prinzip, sondern auch – in einem<br />
sehr viel umfassenderen Sinne – als gesellschaftspolitisches<br />
Leitbild begreift, muss ein inklusiver Wohlfahrtsstaat,<br />
der eine gleichberechtigte Partizipation<br />
aller Bürgerinnen und Bürger am gesellschaftlichen<br />
Reichtum wie am sozialen, politischen und kulturellen<br />
Leben ermöglicht, das Ziel sein.<br />
Grundlage dafür müsste ein Konzept bilden, welches<br />
unterschiedliche Politikfelder (Beschäftigungs-,<br />
Sozial- und Steuerpolitik) miteinander verknüpft, ohne<br />
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