Last issue of DRACHME - A forerunner of ETHNO NEWS
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Europa<br />
31<br />
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ven Kräften in Europa einen heftigen Schlag ins Gesicht<br />
versetzten, ist alles anders.<br />
Sein spannendes Buch ist eine Pflichtlektüre für<br />
alle Europäer (DIE ZEIT) und ein wichtiges Nachschlagewerk<br />
für künftige Historiker. Es folgen die wichtigsten<br />
Zitate zum Nachdenken:<br />
„Herr Minister, ich möchte Ihnen sagen, dass<br />
das sehr wichtig ist, was Sie da tun − nicht nur für Ihr<br />
Land, sondern auch für uns. Sie machen uns H<strong>of</strong>fnung<br />
auf eine Chance, dass auch wir befreit werden“.<br />
(Deutscher Leibwächter von Varoufakis bei einem seiner<br />
Besuche in Frankfurt).<br />
„Ich lebe, atme und träume von Umschuldung,<br />
einer Reduzierung der Überschussziele, von der Beendigung<br />
der Austerität, von Steuersenkungen und<br />
einer Umverteilung von Einkommen und Vermögen“.<br />
(Varoufakis an Alexis Tsipras, nachdem Letzterer<br />
ihm mitteilte, dass er eine Kabinettsumbildung plane,<br />
um ihn aus der Schusslinie der Troika, der Gläubiger<br />
und der Medien zu nehmen)<br />
„Noli illegitimi carborundum! − Lass dich von<br />
den Schweinehunden nicht unterkriegen“. (Willem<br />
Buiter, Chef-Volkswirt der Citibank an Yannis Varoufakis)<br />
„- Würdest du das Memorandum unterschreiben,<br />
wenn du an meiner Stelle wärst?“ (Yannis Varoufakis<br />
an Dr. Wolfgang Schäuble am 8. Juni 2015 im<br />
Berliner Büro von Dr. Wolfgang Schäuble)<br />
„- Als Patriot, nein. Es ist schlecht für dein<br />
Volk“. (Schäubleσ Antwort)<br />
„Griechenland war und ist leider immer noch<br />
ein Labor, in dem die zerstörerische Kraft immer<br />
neuer Kredite in Verbindung mit selbstzerstörerischer<br />
Austerität getestet und erprobt wird“ (Yiannis<br />
Varoufakis)<br />
„Heute können wir nur eins tun, nämlich Griechenland<br />
sagen: Fresst oder sterbt“. (Slowenischer<br />
Finanzminister in der Sitzung der Eurogruppe am 25.<br />
Juni 2015)<br />
„Unser Nein ist ein majestätisches Ja zu einem<br />
demokratischen Europa. Es ist ein Nein zu den düsteren<br />
Vision einer Eurozone, die wie ein eiserner Käfig<br />
für Europas Völker ist. Aber es ist ein lautes Ja zu<br />
einer Vision der Eurozone, die soziale Gerechtigkeit<br />
und gemeinsamen Wohlstand für alle Europäer verheißt“.<br />
(Yiannis Varoufakis).<br />
Es handelt sich zweifellos um eine bemerkenswerte<br />
Lektüre nicht nur für Historiker, Politik- und<br />
Finanzwissenschaftler, sondern auch für Massen- bzw.<br />
Medienpsychologen. Letzteren wird schnell bewusst,<br />
wie aufeinander abgestimmte Mächte (Politik und Medien)<br />
das Image eines Andersdenkenden ruinieren und<br />
Halbwahrheiten verbreiten können.<br />
Und es ist bewundernswert, dass die Stimmung<br />
unter manchen Menschen von den Manipulationspraktiken<br />
der Mainstream Medien trotzdem unbeeindruckt<br />
blieb:<br />
„Ich bitte Sie inständig, mir etwas zu versprechen.<br />
Ich weiß, dass Sie die Wahl gewinnen werden.<br />
Ich rede mit den Menschen auf der Straße und habe<br />
daran keinen Zweifel. Bitte, wenn Sie gewinnen und<br />
im Amt sind, denken Sie an diese Menschen. Tun Sie<br />
etwas für sie. Nicht für mich! Ich bin am Ende. Wen<br />
die Krise zu Fall gebracht hat, der steht nicht mehr<br />
auf. Für uns ist es zu spät. Aber bitte, bitte tun Sie etwas<br />
für die, die noch am Rande stehen. Die sich noch<br />
mit den Fingernägeln festkrallen. Die noch nicht abgestürzt<br />
sind. Lassen Sie sie nicht fallen. Drehen Sie<br />
ihnen nicht den Rücken zu. Unterschreiben Sie nicht<br />
alles, was man Ihnen vorlegt, so wie es Ihre Vorgänger<br />
getan haben. Schwören Sie, dass Sie es nicht tun<br />
werden. Schwören Sie?“ (Lambros, obdachloser Lehrer<br />
in Athen)<br />
Es mag sein, dass der griechische Frühling viel<br />
zu früh niedergeschlagen wurde und dass es noch eine<br />
Weile dauern wird, bis sich Europa von der menschenverachtenden<br />
Politik ihres Establisments erholt. Doch<br />
Yiannis Varoufakis‘ Auseinandersetzung mit den Vertretern<br />
des Establishments wird uns weiterhin inspirieren.<br />
Inspiration… das scheint immer mehr heutzutage<br />
zu fehlen. Auch in der Politik.<br />
*Mehrmals musste die Herausgeberin in Zeiten der<br />
Medien-Hysterie über einen „Grexit“ betonen, dass<br />
der Name des Magazins an die Drachme erinnern<br />
sollte − einer Währung, die im Jahr 1832 in der<br />
Münchner Münzprägeanstalt ganz im Geiste der<br />
griechenlandfreundlichen Haltung der Zeit geprägt<br />
wurde. Hätte Johanna damals dem Druck nachgegeben<br />
und den Namen der Zeitschrift geändert,<br />
würde sie die Anschuldigungen über Europaskeptizismus<br />
nie abweisen können. Doch ihre konsequente<br />
Haltung, den Ablauf der Ereignisse nüchtern<br />
zu beobachten und zur rechten Zeit ihr Projekt<br />
zu erweitern (siehe transkulturelles Magazin Ethno<br />
News) ist lobenswert.