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Greekbio: Zurück zur Natur und Klasse statt Masse<br />

Text: Johanna Panagiotou, Terra Greca<br />

Herr Panidis, was hat Sie dazu bewegt, Greekbio zu<br />

gründen?<br />

Die Idee kam nicht von jetzt auf gleich. Wir haben<br />

mit meiner Ehefrau lange nach einer alternativen Tätigkeit<br />

gesucht, die uns weder an Ort noch an Zeit bindet. Und da<br />

das Jahrhundert des Online-Handels gerade angebrochen<br />

war, wollten wir früh genug auf diesen Zug aufspringen.<br />

Nach vielen Überlegungen, Ideen die verworfen wurden<br />

und intensiven Gesprächen, tauchten die biologischen Produkte<br />

in unseren Gedanken auf. Überzeugt davon, dass die<br />

griechischen Produkte die Besten sind, entstand Greekbio.<br />

So begann ein langer Weg mit Recherchen und Reisen nach<br />

Hellas, um geeignete Produkte zu finden und die Hersteller<br />

persönlich kennen zu lernen – hauptsächlich<br />

kleine Familienbetriebe, wo<br />

größtenteils noch alles traditionell in<br />

Handarbeit produziert wird.<br />

Welche Erfahrungen haben<br />

Sie als Aussteller auf der<br />

Food & Life Messe gemacht?<br />

In einem Zeitungsartikel von<br />

2012 beschreibt ein Aussteller die Situation<br />

auf der Food&Life so: „50%<br />

der Besucher sind Schnorrer.“ Dies<br />

kann ich bestätigen und sagen, dass<br />

es sogar untertrieben ist. Man macht<br />

sich die Mühe, erklärt dem Besucher<br />

alles und zum Schluss geht er, nachdem er alles probiert hat.<br />

Teilweise ohne ein Danke oder Tschüss. Doch es gab auch<br />

andere Besucher, die echtes Interesse an den Produkten hatten.<br />

Und solche, die Produkte auch kauften oder unseren<br />

Flyer mitnahmen und im Anschluss bestellten. Es war zwar<br />

eine Minderheit, aber sie gab uns – nach der Enttäuschung –<br />

die Kraft, weiterzumachen. Die Gefühle sind also gemischt.<br />

Unsere Prämisse war nicht der Umsatz. Wir wollten eher den<br />

Besuchern unsere Produkte näherbringen. Und das haben<br />

wir geschafft.<br />

Kann man mit griechischen Produkten punkten,<br />

oder ist die Konkurrenz zu Produkten anderer mediterraner<br />

Länder zu stark?<br />

Die Konkurrenz ist nicht groß… sie ist riesig! Die<br />

griechischen Produkte werden zwar von Kennern geschätzt,<br />

haben aber das Herz der Mehrheit noch nicht erobert. Doch<br />

sobald Nichtkenner die Produkte probieren, schauen mich<br />

überrascht an und fragen: „Woher kommt das? Aus Griechenland?<br />

Wow!“. Diese Erfahrung hab ich mehrmals auf<br />

der Food&Life gemacht.<br />

Liegt es an dem aktuellen Image von Griechenland?<br />

Eher nicht. Ganz abschreiten will ich es aber auch<br />

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nicht. Griechische Gastronomen haben in den letzten Jahrzehnten<br />

große Fehler gemacht. Viele unserer Weine sind beispielsweise<br />

hochwertig. Diese wurden aber gemieden. Stattdessen<br />

wurden die billigen Weine eingekauft und dann teuer<br />

an den Restaurant-Kunden verkauft. So assoziieren viele<br />

deutsche Kunden griechischen Wein nur mit Retsina. Auch<br />

hier waren sehr viele auf der Food&Life überrascht, dass der<br />

griechische Wein so gut schmeckt.<br />

Einen weiteren Teil der Schuld tragen die Griechen<br />

selbst. Im Land wurde jahrelang nicht über den eigenen Tellerrand<br />

geschaut. „Heute geht’s mir gut. Was morgen ist, sehe<br />

ich dann morgen“. Und so hat man sich eher auf das schnelle<br />

Geld konzentriert. Dabei ist Qualität ohne Zweifel vorhanden.<br />

Doch Qualität allein reicht nicht<br />

aus. Die eindrucksvolle Präsentation<br />

der Qualität wurde systematisch vermieden.<br />

Wenn man zum Nachbarland<br />

Italien schaut, ist alles mit einer<br />

Finesse ausgestattet. Vom kleinsten<br />

bis zum größten, vom billigsten bis<br />

zum teuersten Produkt.<br />

Die letzten Jahre findet diesbezüglich<br />

ein Umdenken statt.<br />

Das ist vielleicht der einzige<br />

positive Aspekt der Krise. Junge Leute<br />

kehren in die Dörfer zurück und<br />

beschäftigen sich mit der Landwirtschaft.<br />

Neue Ideen, neue Kraft, neuer Mut fließt in diesem<br />

jahrelang vernachlässigten Bereich, der Griechenland einst<br />

mit ausmachte. Man achtet mittlerweile aufs Detail. Man<br />

lebt nicht nach dem Motto „Egal. Sieht eh keiner genau hin“.<br />

Man versucht sein Produkt ständig zu verbessern. Und das<br />

sieht man auch an unseren Produkten im Shop. Qualität fürs<br />

Auge und für den Gaumen. Und Griechenland hat qualitativ<br />

bessere Produkte als andere Länder im Mittelmeerraum.<br />

Momentan sind wir auf einem guten Weg, dies auch nach<br />

außen zu tragen.<br />

Ist es einfach, ein Online-Shop zu betreiben?<br />

Es ist alles andere als einfach. Es ist schwer, in der Welt<br />

des Online-Handels Fuß zu fassen. Es ist ja kein Ladengeschäft,<br />

wo die Leute vorbeilaufen, stehen bleiben, sich es anschauen<br />

und dann reingehen. Und da es in der riesigen Welt<br />

des Internets abertausende Shops existieren, muss man viel<br />

Zeit, Geduld und Geld investieren, um einen Bekanntheitsgrad<br />

zu erreichen. Um es zu vereinfachen, könnte man sagen,<br />

dass ein Online-Shop wie ein kleiner Laden ist, der gut<br />

versteckt in den engsten und abgelegensten Hinterhöfen ist.<br />

Damit dieser Laden gefunden wird, bedarf es eines riesigen<br />

Kraftaufwandes. Man muss den Laden bewerben. Überall<br />

Schilder anbringen und auf ihn hinweisen.

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