antriebstechnik 1-2/2017
antriebstechnik 1-2/2017
antriebstechnik 1-2/2017
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19174<br />
1-2<br />
Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />
Februar <strong>2017</strong><br />
Unser<br />
Antrieb<br />
Das bewegt die<br />
Branche in <strong>2017</strong><br />
Getriebe und Getriebemotoren<br />
So funktioniert die Zahnradinspektion<br />
in Rekordzeit<br />
Wälz- und Gleitlager<br />
Lagerauswahl bei der Modernisierung<br />
von Walzwerken
ABSOLUTE<br />
SICHÄRHEIT<br />
Besuchen Sie uns!<br />
24. – 28. April <strong>2017</strong><br />
Halle 25, Stand C24<br />
Falsche Versprechen erkennen Sie sofort. Auch bei Zahnriemen?<br />
Schließlich ähneln minderwertige Produkte auf den ersten Blick<br />
dem Qualitätsprodukt. Sicherheit bieten die Polyurethan-<br />
Zahnriemen der führenden Hersteller BRECO und ContiTech:<br />
Die werden aus abriebfestem Polyurethan und hochfesten<br />
Stahlcord-Zugträgern gefertigt und besitzen überlegene chemische<br />
und mechanische Eigenschaften. Das macht sie zuverlässig,<br />
langlebig und sicher. Versprochen: www.mulco-sicherheit.de<br />
www.mulco.de
EDITORIAL<br />
Unsere<br />
Branche in<br />
„Bewegung“<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
wie heißt es so schön: Neues Jahr, neues Glück! Ob das auch auf <strong>2017</strong> und die Antriebstechnik<br />
zutrifft, wird sich erst im Laufe der nächsten Monate herauskristallisieren. Die Prognosen stehen<br />
aber nach einem eher durchwachsenen Jahr 2016 nicht schlecht. So erwartet der VDMA für den<br />
gesamten Maschinenbau einen Produktionszuwachs von 1 % und geht in der Antriebstechnik<br />
von einem Wachstum von 2 % aus. Getragen wird dieses positive Signal sicherlich weiterhin von<br />
zunehmender Digitalisierung und weiterer Vernetzung der Industrie. Beides wird über die<br />
zukünftige Wettbewerbsfähigkeit entscheiden! So sind alle Beteiligten gefordert – ob Hersteller<br />
oder Anwender –, sich den Schlüsseltechnologien rund um Industrie 4.0 anzunehmen und damit<br />
der Antriebstechnik und deren Zielmärkten weitere Wachstumspotenziale zu eröffnen.<br />
Viele Anstrengungen kommen auf uns zu, wenn wir an die zahlreichen Themen wie Digitalisierung,<br />
Vernetzung, Big Data, Predictive Maintenance oder Energieeffizienz denken. Und neben<br />
den technischen Herausforderungen stellen sich uns aktuell verstärkt politische Fragestellungen<br />
in den Weg, die massiven Einfluss auf unsere Wirtschaft nehmen könnten: Wie geht es weiter in<br />
Syrien? Hält Donald Trump an seiner protektionistischen Handels- und Investitionspolitik fest?<br />
Was macht die Flüchtlingspolitik? Und wie weit schaffen es die rechtspopulistischen Parteien in<br />
Europa in die Parlamente?<br />
Was die Antriebstechnik in diesem Jahr antreibt, welche Themen dominieren und welche Trends<br />
zu erwarten sind, wollten wir wissen. In unserem Titelthema „Unser Antrieb <strong>2017</strong>“ eröffnen uns<br />
wichtige Branchenexperten einen Einblick in ihre Unternehmen und ihre Gedanken zum noch<br />
jungen Jahr <strong>2017</strong>.<br />
Sie werden sehen: Unsere Branche ist in „Bewegung“! Und was bewegt Sie? Schreiben Sie uns!<br />
Dirk Schaar<br />
d.schaar@vfmz.de<br />
Schon<br />
geklickt?<br />
Wir haben unsere Website für Sie erneuert. Auf<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />
finden Sie nun täglich News und spannende Applikationen<br />
rund um die Antriebstechnik.<br />
Also klicken Sie mal rein!<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 3
Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />
Februar <strong>2017</strong><br />
ANT_AG_<strong>2017</strong>_02_001 1 01.02.<strong>2017</strong> 08:10:50<br />
INHALT<br />
12<br />
42<br />
56<br />
Außergewöhnlicher Firmenlenker: Dr. Georg<br />
Schaeffler legte den Grundstein für eine<br />
Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält<br />
Längs und Quer: Wie sich mit dem AS-i<br />
Safety Profisafe Gateway mit Safe Link eine<br />
sichere Querkommunikation realisieren lässt<br />
Wirkungsvoll unterstützen: Planungstools<br />
helfen bei Motorstarterkombinationen und<br />
der Planung von Frequenzumrichtern<br />
EDITORIAL<br />
3 Unsere Branche in „Bewegung“<br />
FVA-AKTUELL<br />
6 Aktuelles von der Forschungsvereinigung Antriebstechnik<br />
MAGAZIN<br />
5 Märkte, Unternehmen, Personalien und Veranstaltungen<br />
12 Zum 100. Geburtstag von Dr. Georg Schaeffler<br />
UNSER ANTRIEB <strong>2017</strong><br />
14 Was treibt die Antriebstechnik-Branche in diesem Jahr an?<br />
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
24 3-D-Inline-Prüfsystem für Zahnräder gibt Auskunft über<br />
Mängel im Fertigungsprozess<br />
26 So wird Kegelradverzahnen nun mit Dreh-Fräszentren<br />
möglich<br />
30 Edelstahlantriebe für die hygienische Produktion<br />
29 Produkt-Highlights<br />
ELEKTROMOTOREN<br />
50 Ölfreie Synchron-Trommelmotoren erzielen hohe Energiespareffekte<br />
und bieten Sicherheit vor Kontaminationen<br />
52 Produkt-Highlights<br />
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
54 Wie kleine und mittlere Unternehmen mit Simulationstechnologien<br />
Zeit und Kosten sparen<br />
56 Softwarebasierte Planungstools für Antriebstechnik-<br />
Komponenten vereinfachen Prozesse<br />
59 Produkt-Highlights<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
60 Analyse des thermischen Verhaltens von<br />
Profilschienenführungen<br />
RUBRIKEN<br />
48 Inserentenverzeichnis<br />
57 Impressum<br />
67 Vorschau auf Heft 03/<strong>2017</strong><br />
HYDRAULIK UND PNEUMATIK<br />
32 Antriebskonzept bietet Lösung bei Problemkonstellationen<br />
von Linearachsen<br />
35 Produkt-Highlights<br />
19174<br />
1-2<br />
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
36 Lagerauswahl bei der Modernisierung von Walzwerken<br />
40 Produkt-Highlights<br />
TITEL<br />
Unser Antrieb <strong>2017</strong><br />
Unser<br />
Antrieb<br />
Das bewegt die<br />
Branche in <strong>2017</strong><br />
STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />
42 Warum das AS-i Safety Profisafe Gateway mit Safe Link<br />
einen Quantensprung bedeutet<br />
44 Produkt-Highlights<br />
Getriebe und Getriebemotoren<br />
Wälz- und Gleitlager<br />
So funktioniert die Zahnradinspektion<br />
Lagerauswahl bei der Modernisierung<br />
in Rekordzeit<br />
von Walzwerken<br />
SENSORIK UND MESSTECHNIK<br />
46 Koordinatenmessgerät steigert Präzision und Sicherheit<br />
in der Getriebefertigung<br />
48 Produkt-Highlights<br />
Was treibt die Branche in<br />
diesem Jahr an? Welche<br />
Themen dominieren die<br />
Antriebstechnik? Welche<br />
Trends sind zu erwarten?<br />
Wir haben 15 Branchenexperten<br />
nach ihrer<br />
Meinung gefragt. Was sie<br />
persönlich und ihre<br />
Unternehmen bewegt,<br />
lesen Sie ab Seite 14.<br />
4 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
MAGAZIN<br />
NSK baut neues europäisches Distributionszentrum<br />
NSK hat mit dem Bau des neuen European Distribution Center (EDC) begonnen,<br />
das sich nur 4 km entfernt vom bisherigen Standort in Tilburg/Niederlande<br />
befindet. Mit 17 400 m² bietet das Distributionszentrum 72 % mehr nutzbare<br />
Lagerfläche. Michel van Nispen, Director Supply Chain von NSK Europe:<br />
„Im neuen EDC werden wir mit höheren Automatisierungsgrad arbeiten. In<br />
Kombination mit dem verbesserten Platzangebot und der Optimierung von<br />
Prozessen wird dies zu höherer Effizienz und einer Verbesserung der Servicequalität<br />
führen.“ In dem Distributionszentrum werden Wälzlager für Industrie-<br />
Anwendungen sowie für die Automobilindustrie vorgehalten und kommissioniert.<br />
Der Versand erfolgt an Kunden in Europa, Russland, der Türkei sowie im<br />
Mittleren Osten. „Mit der Investition von 17,5 Mio. EUR antworten wir auf die<br />
Anforderungen des Marktes, der Produkte innerhalb von kürzester Lieferzeit<br />
erwartet. Im Anschluss werden wir weitere Investitionen tätigen – vor allem in<br />
die IT, um die Lagerverwaltung und das Supply Chain Management zu optimieren“,<br />
erklärt Michel van Nispen.<br />
www.nskeurope.de<br />
SKF-Großlagerfertigung<br />
wird modernisiert<br />
Mit der Entscheidung, die<br />
Großlagerfertigung zu modernisieren,<br />
setzt SKF konsequent<br />
den Weg in Richtung<br />
Industrie 4.0 fort und verbessert<br />
so die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Großlagerproduktion.<br />
Zentraler Teil der Maßnahme<br />
ist die Installation eines neuen<br />
automatisierten Produktions-Channels für die Hartbearbeitung.<br />
Kombiniert mit aktuellsten Lösungen für<br />
die Vernetzung und Digitalisierung der Anlagen soll<br />
dies die Produktionsdurchlaufzeit halbieren und<br />
Rüstzeiten minimieren. Vor allem bei der Produktion<br />
kleinerer Losgrößen erwartet SKF dadurch eine<br />
höhere Flexibilität. Die Maßnahme wird bis 2018<br />
umgesetzt sein. Für Luc Graux, im Konzernmanagement<br />
weltweit für die Lagerfertigung verantwortlich,<br />
ist die Investition ein logischer Schritt: „Wir treiben so<br />
konsequent unsere Strategie voran, weltweit bei unseren<br />
wichtigsten Produktlinien ältere, weniger wettbewerbsfähige<br />
Technologien durch erstklassige Fertigungs-Channels<br />
zu ersetzen. Die Investition ist ein<br />
weiterer Beleg dafür, dass wir unsere Produktionsbasis<br />
in Europa und speziell in Deutschland stärken wollen.“<br />
www.skf.com<br />
Mehr als Antriebstechnik.<br />
Trends, Technologien und Wissen rund um Antriebstechnik.<br />
Nicht verpassen: www.drive.tech
FVA AKTUELL<br />
Jahreshöhepunkt der Antriebstechnik<br />
Auf dem Jahrestreffen der Forschungsvereinigung Antriebstechnik<br />
e.V. (FVA) vom 29. bis 30. November in Würzburg staunten und<br />
diskutierten über 600 Teilnehmer über Forschungsergebnisse und<br />
Trends in Maschinenbau und Automobilindustrie. In 52 Fachvorträgen<br />
wurde über die laufenden Forschungsprojekte berichtet, zudem<br />
fand eine begleitende Fachausstellung statt. Die Veranstaltung bot<br />
eine gute Möglichkeit, dass FVA-Netzwerk sowie die FVA-Aktivitäten<br />
kennenzulernen und vor allem Kontakte zu knüpfen sowie mit<br />
Antriebsexperten aus verschiedenen Branchen zu sprechen.<br />
In seiner Keynote berichtete Dirk Spindler, Schaeffler Technologies<br />
AG, von der „Digitalen Agenda“ seines Unternehmens. Schwerpunkte<br />
sind dabei die Digitalisierung der eigenen Wertschöpfungskette<br />
und Schaffung neuer Produkte, Services und Geschäftsmodelle.<br />
Die Möglichkeiten und der Nutzen von Industrie 4.0 wurden mit<br />
dem Vortrag deutlich greifbar: So sind z. B. durch Zusammenführung<br />
von Betriebs- mit Konstruktionsdaten in einer „Service Cloud“<br />
künftig nicht nur exaktere Aussagen zu Wartung und Austausch<br />
von Wälzlagern möglich, vielmehr können auch die Konstruktionen<br />
der Nachfolgergenerationen kontinuierlich optimiert werden. „Industrie<br />
4.0 stellt eine besondere Herausforderung für die Branche<br />
dar, wir werden das Thema in der FVA proaktiv angehen. Für kleine<br />
und mittlere Unternehmen ist es sehr wertvoll, diese Herausforderung<br />
in der FVA mit den Großunternehmen zu diskutieren und<br />
vorwettbewerbliche Forschungsprojekte durchzuführen“ stellt<br />
Bernhard Hagemann, stellv. Geschäftsführer der FVA, fest.<br />
Insgesamt blickt die FVA auf ein erfolgreiches Jahr mit 224 laufenden<br />
Forschungsprojekten zurück, verbunden mit einem finanziellen<br />
Gesamtvolumen von 12,7 Mio. EUR. Auch die Elektrifizierung der<br />
Antriebstechnik gewinnt an Bedeutung. Die FVA verstärkt deshalb<br />
ihre Forschungsaktivitäten in diesem Bereich. Auf der Infotagung<br />
war das Thema mit einer eigenen Session, „E-Motive und Geregelte<br />
Antriebe“, und mehreren Projekten vertreten.<br />
www.fva-net.de<br />
6 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
Hannover Messe<br />
24.–28. April <strong>2017</strong><br />
Halle 24, Stand D 46<br />
E20001-F220-P900-V4<br />
Was bewegt 24/7?<br />
Unermüdlich im Einsatz: FLENDER Antriebskomponenten<br />
und Integrated Drive Systems (IDS)<br />
Ob in Schwerlastkranen, Ozeanriesen, Zementmühlen<br />
oder Förderbändern: Überall dort, wo größte Lasten<br />
zuverlässig und effizient bewegt werden sollen, sind<br />
FLENDER® Antriebskomponenten erste Wahl. Sie stehen<br />
für Branchenerfahrung und Applikationskompetenz,<br />
für Zuverlässigkeit und Anlagenverfügbarkeit.<br />
Das weltweit größte Standardsortiment bietet dabei<br />
immer den perfekten Antrieb – ob als einzelne Komponenten<br />
oder als vollintegriertes System. FLENDER<br />
Antriebskomponenten bewegen 24/7.<br />
Das weltweit größte Portfolio für mechanische Antriebstechnik<br />
setzt Maßstäbe in Zuverlässigkeit, Leistung und Flexibilität.<br />
FLENDER Antriebskomponenten sind fester Bestandteil der<br />
Siemens Integrated Drive Systems.<br />
siemens.de/getriebe
FVA AKTUELL I INTERVIEW<br />
„Großes Interesse der Industrie“<br />
FVA verleiht Florian Dobler den Hans-Winter-Preis – ein Interview<br />
Im Rahmen der FVA-Infotagung Ende November 2016 in Würzburg wurde Dipl.-Ing. Florian<br />
Dobler von der Forschungsstelle für Zahnräder und Getriebebau der TU München (FZG), der<br />
Hans-Winter-Preis der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V. verliehen. Chefredakteur<br />
Dirk Schaar wollte wissen, welchen Stellenwert die Auszeichnung für den Preisträger hat.<br />
Herr Dobler, was bedeutet für Sie die<br />
Verleihung des Hans-Winter-Preises?<br />
Die Verleihung, für die von mir durchgeführten<br />
Forschungsarbeiten zum Thema<br />
der Tragfähigkeit induktiv umlaufgehärteter<br />
Zahnräder, hat für mich einen sehr<br />
hohen Stellenwert. Der Preis wird ja auf<br />
Basis der Bewertung des Vortrages sowie<br />
den ermittelten Forschungsergebnissen im<br />
Rahmen der FVA-Informationstagung<br />
verliehen. Somit sind nahezu alle Firmen<br />
der deutschen Antriebstechnik vertreten.<br />
Die Auszeichnung zeigt somit das große<br />
Interesse der Industrie an dieser Thematik.<br />
Als Mitarbeiter an der FZG, deren Ordinarius<br />
Prof. Hans Winter lange Zeit war, freut es<br />
mich natürlich zudem besonders, den<br />
nach ihm benannten Preis verliehen bekommen<br />
zu haben. Ich sehe die Verleihung<br />
jedoch als Ehrung aller am Projekt beteiligten<br />
Personen an.<br />
Was genau haben Sie erforscht?<br />
In diesem Projekt wurden in Zusammenarbeit<br />
mit der Stiftung Institut für Werkstofftechnik<br />
(IWT) in Bremen verschiedene<br />
Einflussgrößen auf die Tragfähigkeit induktiv<br />
umlaufgehärteter Verzahnungen<br />
untersucht. Hierzu wurden die Versuchsverzahnungen<br />
zunächst am IWT und bei<br />
der Firma EMAG Eldec Induction GmbH<br />
mit modernen induktiven Mehrfrequenzhärteanlagen<br />
wärmebehandelt. Die Untersuchungsschwerpunkte<br />
lagen sowohl auf<br />
der Ermittlung geeigneter Parameter zur<br />
Wärmebehandlung als auch auf der Untersuchung<br />
des Festigkeits- beziehungsweise<br />
Tragfähigkeitsverhalten von Zahnflanke<br />
und Zahnfuß in Abhängigkeit maßgebender<br />
Bauteileigenschaften.<br />
Wie tragen Ihre Ergebnisse dazu bei, die<br />
Antriebstechnik in der Praxis effizienter<br />
zu machen?<br />
Die Erkenntnisse liefern einen wichtigen<br />
Beitrag, um die induktive Umlaufhärtung<br />
in naher Zukunft auch für die Wärmebehandlung<br />
von hochbeanspruchten Zahnrädern<br />
einzusetzen. Auf Grund des geringen<br />
Zeit- sowie Energiebedarfs ist die induktive<br />
Umlaufhärtung prädestiniert für den Einsatz<br />
in der Großserienfertigung, wie z. B. in<br />
der Automobilindustrie, da hierbei Durchlaufzeiten<br />
in der Produktion im Sinne<br />
einer „One-Piece-Flow“-Strategie signifikant<br />
verringert werden können. Auf Grund<br />
des deutlich geringeren Energiebedarfs im<br />
Vergleich zu anderen Wärmebehandlungsverfahren,<br />
wie z. B. der Einsatzhärtung, sehe<br />
ich neben der Effizienzsteigerung auch einen<br />
deutlichen Vorteil unter dem Gesichtspunkt<br />
einer ressourcenschonenden Produktion.<br />
Gibt es schon Anwendungen, in denen<br />
Ihre Ergebnisse zum Tragen kommen?<br />
Eine konkrete Umsetzung der Ergebnisse in<br />
der industriellen Anwendung für Bauteile<br />
mit hohen Anforderungen an die Leistungsübertragung<br />
ist mir noch nicht bekannt.<br />
Bisher werden induktiv gehärtete Verzahnungen<br />
vor allem für Steuerungs- und<br />
Stellantriebe ohne hohe Anforderungen an<br />
die Leistungsübertragung eingesetzt. Bei<br />
einigen namhaften Getriebeherstellern<br />
laufen jedoch bereits eigene Untersuchungen,<br />
die klären sollen, ob die induktive<br />
Umlaufhärtung vorteilhaft für leistungsübertragende<br />
Verzahnungen eingesetzt<br />
werden kann. Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens<br />
zeigen, dass bei einer<br />
geeigneten Wärmebehandlung die Tragfähigkeit<br />
induktiv umlaufgehärteter<br />
Verzahnungen mit der Tragfähigkeit<br />
von einsatzgehärteten Verzahnungen<br />
vergleichbar ist.<br />
Wo sehen Sie weiteren<br />
Forschungsbedarf?<br />
Den sehe ich insbesondere<br />
unter zwei Aspekten: Zum<br />
einen konnte im Rahmen<br />
des abgeschlossenen Forschungsvorhabens<br />
nicht<br />
abschließend geklärt werden,<br />
welche Anforderungen<br />
an eine konturnahe und<br />
somit beanspruchungsgerechte<br />
induktive Umlaufhärtung<br />
gestellt werden<br />
müssen. Wir konnten feststellen, dass die<br />
Tragfähigkeit signifikant von der lokalen<br />
Beanspruchbarkeit des Bauteils abhängt,<br />
welche maßgeblich durch die lokale Härte<br />
sowie den lokal vorliegenden Eigenspannungszustand<br />
definiert wird. In einem<br />
weiteren geplanten Forschungsvorhaben<br />
soll genau dieser Aspekt näher betrachtet<br />
werden. Zum anderen ist für den Einsatz<br />
dieses Wärmebehandlungsverfahrens, insbesondere<br />
unter dem Gesichtspunkt der<br />
Anwendung in der Automobilindustrie, von<br />
signifikanter Bedeutung, Schrägverzahnungen<br />
prozesssicher härten zu können. Auch<br />
hierzu sollen in einem geplanten Forschungsvorhaben<br />
Untersuchungen erfolgen,<br />
welche Aussagen hinsichtlich einer<br />
geeigneten Prozessführung bei der Wärmebehandlung<br />
als auch hinsichtlich einer, für<br />
die induktive Wärmebehandlung geeigneten,<br />
Bauteilgeometrie, liefern sollen. z<br />
8 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
MAGAZIN<br />
Schaeffler eröffnet Engineering Center für Lineartechnik in Homburg<br />
Ein neues Engineering Center hat Schaeffler in Homburg/Saar eröffnet.<br />
Dort werden die Lineartechnik-Aktivitäten und die Leitung des<br />
Geschäftsbereichs Industrial Automation/Lineartechnik gebündelt. Die<br />
Investition in den Neubau belief sich Unternehmensangaben zufolge auf<br />
rund 4 Mio. EUR. Das Gebäude mit 2 400 m 2 Fläche beherbergt Arbeitsplätze<br />
für 150 Mitarbeiter. Das Bürokonzept soll die Kommunikation der<br />
Mitarbeiter untereinander vereinfachen. Die Arbeitsplätze sind<br />
prozessorientiert angeordnet. So können projektbezogene, interdisziplinäre<br />
Teams ohne räumliche Distanz an gemeinsamen Arbeitspaketen<br />
arbeiten. Die Nähe des Engineering Centers zur Lineartechnik-<br />
Produktion am Standort Homburg soll die Zusammenarbeit von<br />
Entwicklung, Vertrieb und Fertigung intensivieren. Nach einer Bauzeit<br />
von rund einem Jahr zogen die ersten Mitarbeiter zum Jahresende 2016 ein.<br />
www.schaeffler.com<br />
6. Getpro-Getriebeproduktionskongress<br />
in Würzburg<br />
Am 28. und 29. März findet in<br />
Würzburg der 6. Getriebeproduktionskongress<br />
Getpro<br />
statt. Der Kongress liefert mit<br />
45 Fachvorträgen und 30 erwarteten<br />
Ausstellern einen Überblick<br />
über die aktuell relevanten<br />
Themen der Getriebefertigung<br />
und -montage. Zum Kongress<br />
werden 300 Teilnehmer erwartet.<br />
Der Reiz der Veranstaltung<br />
liegt darin, dass sich Hersteller<br />
von Getrieben ein ganzheitliches<br />
Bild über Technologietrends<br />
in einer sehr kurzen Zeit<br />
auf hohem Niveau machen<br />
können. Spitzenreferenten aus<br />
der Antriebstechnik präsentieren<br />
auf dem Kongress neue<br />
Ergebnisse aus der Forschung<br />
sowie Erfahrungswerte aus der<br />
industriellen Praxis. Der Kongress<br />
ist insbesondere für Entscheidungsträger<br />
aus der<br />
Produktion und Entwicklung<br />
interessant. Denn es geht<br />
darum, das Potenzial zu heben,<br />
das sich im Zusammenspiel<br />
zwischen Prozess und Technologie<br />
zeigt. Als Bindeglied<br />
zwischen Hochschulforschung<br />
und Industrie vernetzt die<br />
Veranstaltung auch branchenübergreifend<br />
Experten aus dem<br />
Umfeld der Getriebeproduktion<br />
und fördert darüber hinaus<br />
den direkten Dialog. Detaillierte<br />
Informationen zum Veranstaltungsprogramm<br />
finden<br />
Sie im Internet.<br />
NEU<br />
JHS-3i Gehäuselager<br />
1 Optimiertes Design<br />
Keine Vibration<br />
30% stabiler<br />
7% leichter<br />
3i = 3 wichtige Verbesserungen<br />
2 Neues Dichtungs- design<br />
Verlängerte Lager lebensdauer<br />
(Faktor 2)<br />
Optimiert für verbesserte<br />
Fettformulierung<br />
3 Verbesserte Lithiumfett<br />
Formulierung<br />
Für höhere Belastung und<br />
ausgezeichnete<br />
mechanische Stabilität<br />
Verbesserte Hochdruckzusätze<br />
Wasserbeständig<br />
und sehr gute<br />
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www.getpro.de<br />
KOYO Deutschland GMBH<br />
Bargkoppelweg 4<br />
22145 HAMBURG<br />
+ 49 (0)40 679 0900 info-eu@jtekt.com<br />
www.koyo.eu
MAGAZIN<br />
Veranstaltungs-Tipps<br />
ein Service von <strong>antriebstechnik</strong>.de<br />
Thema Termin Ort Veranstalter/Anmeldung<br />
FVA-Grundlagenseminar – Grundlagen der Dichtungstechnik 21.–22.02.<strong>2017</strong> Stuttgart FVA<br />
Kongress/<br />
Tagung<br />
Seminar<br />
Workshop<br />
Messe<br />
Sonstiges<br />
n<br />
FVA-Vertiefungsseminar – Erweiterte Stirnradgetrieberechnung in<br />
der FVA-Workbench<br />
21.–22.02.<strong>2017</strong><br />
Garching/<br />
München<br />
Ermatingen,<br />
Schweiz<br />
FVA<br />
n<br />
Systematische Beurteilung technischer Schadensfälle 5.–10.03.<strong>2017</strong><br />
DGM<br />
n<br />
FVA-Grundlagenseminar – Servotechnik 07.–08.03.<strong>2017</strong> Nürnberg FVA<br />
n<br />
FVA-Grundlagenseminar – Programmierung mit JavaScript in der<br />
FVA-Workbench<br />
FVA-Vertiefungsseminar – Berechnung und Automatisierung mit<br />
Scripting in der FVA-Workbench<br />
14.03.<strong>2017</strong><br />
Garching/<br />
München<br />
Garching/<br />
München<br />
FVA<br />
n<br />
15.03.<strong>2017</strong><br />
FVA<br />
n<br />
Bruchmechanische Berechnungsmethoden 15.–17.03.<strong>2017</strong> Freiberg DGM<br />
n<br />
FVA-Vertiefungsseminar – Schadensmechanismen und betriebsfeste<br />
Dimensionierung von Welle-Nabe-Verbindungen<br />
21.–22.03.<strong>2017</strong><br />
Garching/<br />
München<br />
FVA<br />
n<br />
6. Kongress zur Getriebeproduktion GETPRO 28.–29.03.<strong>2017</strong> Würzburg FVA<br />
n<br />
Ob Kongress, Tagung, Seminar oder Messe – was sonst noch los ist in der Welt der Antriebstechnik, finden Sie in unserem<br />
Terminkalender auf www.<strong>antriebstechnik</strong>.de – Hier finden Sie auch die Direktkontakte zu unseren Veranstaltungs-Tipps.<br />
Ziehl-Abegg steigert Umsatz<br />
Der Ventilatoren- und Motorenhersteller<br />
Ziehl-Abegg<br />
hat 2016 einen Umsatz von<br />
482 Mio. EUR erzielt, 8 %<br />
mehr als im Vorjahr. Gründe<br />
dafür seien neue Produkte,<br />
eine verbesserte Logistik<br />
und mehr Engagement in<br />
Vertrieb und Service, sagte<br />
der Vorstandsvorsitzende Peter Fenkl. Angaben zum Gewinn<br />
machte das Unternehmen nicht. Der Exportanteil lag Unternehmensangaben<br />
zufolge bei 75 %. Insbesondere das Geschäft auf den<br />
amerikanischen Kontinenten habe sich überdurchschnittlich entwickelt,<br />
das Wachstum in Asien wiederum zeige „nicht die<br />
Dynamik der vergangenen Jahre“. Zu den erfolgreichsten Produkten<br />
mit Wachstum von 50 % oder mehr gehörten der Radialventilator<br />
Cpro und die Ventilatoreneinheit ZAplus. Auch der neueste Ventilator<br />
ZAbluefin sei gut angelaufen. Die Mitarbeiterzahl stieg um rund<br />
100 auf mehr als 3 550. Für die Zukunft sieht das Unternehmen<br />
Retrofits als ein dominierendes Thema, vor allem in Europa. Grund<br />
dafür seien steigende Energiepreise und gesetzliche Vorgaben.<br />
www.ziehl-abegg.de<br />
Lenord+Bauer gründet Ltd. in China<br />
Das Oberhausener Unternehmen Lenord+Bauer baut seine Aktivitäten<br />
in China mit der Gründung einer Tochterfirma weiter aus.<br />
Der Spezialist für Automatisierungstechnik war bisher mit einer<br />
Repräsentanz in Shanghai vertreten.<br />
Der Geschäftsführer Timo<br />
Ren (Bild) verfügt nicht nur über<br />
Erfahrung im technischen Vertrieb,<br />
sondern ist als Chinese<br />
auch mit der dortigen Kultur vertraut.<br />
Den künftigen Aufgabenschwerpunkt<br />
sieht er vor allem<br />
darin, das weitere Unternehmenswachstum<br />
voranzutreiben. „Unsere<br />
Kunden schätzen es, einen eigenständigen Partner direkt in<br />
China zu haben. Produktqualität ‚Made in Germany‘, Beratungs-<br />
Know-how aus dem eigenen Lande und lokale Auftragsbearbeitung<br />
sind eine gute Kombination“, berichtet Ren. „China spielt eine<br />
große Rolle in unserer Internationalisierungsstrategie“, erläutert<br />
Ralf Beckmann, Geschäftsführer Vertrieb & Marketing der Lenord,<br />
Bauer & Co. GmbH. „Mit der Neugründung reagieren wir auf die<br />
positive Marktresonanz.“<br />
www.lenord.de<br />
Eric Goos zum neuen Präsidenten von Eurotrans gewählt<br />
Eric Goos, General Manager von Hansen Industrial Transmissions,<br />
dem belgischen Industriegetriebespezialisten unter der Dachmarke<br />
Sumitomo Drive Technologies, ist zum neuen Präsidenten von<br />
Eurotrans gewählt worden. Eurotrans ist das Europäische Komitee<br />
der Fachverbände der Hersteller von Getrieben und Antriebselementen.<br />
Beim Jahrestreffen in Luzern Anfang September 2016<br />
war man sich einig gewesen, dass die europäische Antriebstechnikbranche<br />
mit führenden Technologien und globaler Präsenz eine<br />
marktführende Rolle einnehme. Allerdings stellt die internationale<br />
Zusammenarbeit eine große Herausforderung für die Hersteller dar.<br />
Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen sei eine stärkere<br />
internationale Zusammenarbeit und Vernetzung unerlässlich. Hier<br />
will Goos in seiner Präsidentschaft weitere Akzente setzen.<br />
„Besonders wichtig ist es, junge Ingenieure für unseren Industriezweig<br />
zu gewinnen. Das Geheimnis unseres Erfolgs sind hochqualifizierte<br />
Mitarbeiter. Das wird auch in Zukunft so sein“, sagt Goos.<br />
www.sumitomodrive.com<br />
10 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
MAGAZIN<br />
Rollon übernimmt erneut anderen<br />
Lineartechnik-Hersteller<br />
Rollon, italienischer Spezialist<br />
für Linearführungen,<br />
Teleskopschienen<br />
und Linearachsen,<br />
hat das Unternehmen<br />
TMT mit<br />
Sitz in Mailand<br />
übernommen,<br />
das Linearsysteme<br />
und Schienen<br />
produziert,<br />
insbesondere die<br />
Produktfamilie Speedy Rail.<br />
Diese verschleißfesten Profilschienen auf Basis einer Aluminiumlegierung<br />
sind für schwierige Betriebsumgebungen konzipiert.<br />
Durch die Übernahme will Rollon seine Position bei Anwendungen<br />
in Industriemaschinen und in Einsatzgebieten wie Automotive,<br />
Keramik, Glas, Metallverarbeitung und Verpackung stärken. Im vergangenen<br />
Jahr hatte Rollon bereits die Unternehmen Tecno Center<br />
in Turin und die deutsche Hegra übernommen. Am Hauptsitz im<br />
italienischen Vimercate rechnet man für das Jahr 2016 mit einem<br />
Ergebnis von 82 Mio. EUR, was im Vergleich zum Vorjahr einem<br />
Zuwachs im zweistelligen Bereich entspricht. Die Rollon-Gruppe<br />
beschäftigt derzeit etwa 450 Mitarbeiter weltweit.<br />
www.rollon.de; www.tmtlinearsystems.com<br />
Veränderung in der Geschäftsführung von<br />
Phoenix Contact<br />
In der Geschäftsführung von<br />
Phoenix Contact gibt es eine Veränderung:<br />
Dr. Martin Heubeck<br />
scheidet als Geschäftsführer aus.<br />
Dazu erklären die Gesellschafter<br />
und der Beirat von Phoenix Contact:<br />
„Nach über 14 Jahren erfolgreicher<br />
Zusammenarbeit<br />
wurde zwischen Gesellschaftern<br />
und Beirat sowie Herrn Dr. Martin<br />
Heubeck, Geschäftsführer<br />
und CFO, entschieden, aufgrund<br />
unterschiedlicher Auffassungen zur zukünftigen strukturellen<br />
Organisation von Phoenix Contact getrennte Wege zu gehen.<br />
Gesellschafter und Beirat bedanken sich bei Herrn Dr. Heubeck für<br />
seine maßgebliche Arbeit im Auf- und Ausbau des Controllings und<br />
Finanzwesens sowie in weiteren Themen wie der Etablierung einer<br />
internen Revision, dem Aufbau einer Strategieentwicklung, der<br />
Konzeptionierung und Durchführung von steuerlichen – auch<br />
internationalen – Gestaltungen sowie gesellschaftsrechtlicher Fragestellungen<br />
und dem Aufbau eines M&A-Bereichs.“ Bis zu einer Neubesetzung<br />
durch Gesellschafter und Beirat wird der Vorsitzende der<br />
Geschäftsführung (CEO), Frank Stührenberg, die Aufgaben kommissarisch<br />
wahrnehmen.<br />
www.phoenixcontact.com<br />
Eng verzahnt, nachhaltig, effizient:<br />
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Digitalisierung<br />
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Biographie eines<br />
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Zum 100. Geburtstag von Dr. Georg Schaeffler<br />
Ein Beispiel deutscher Wirtschaftsgeschichte<br />
und unternehmerischer Leistung<br />
im Nachkriegsdeutschland:<br />
Mit Mut, Kreativität und Weitblick legte<br />
Dr.-Ing. E. h. Georg Schaeffler, der am<br />
4. Januar 100 Jahre alt geworden wäre,<br />
mit seinem Bruder und einer Handvoll<br />
Mitarbeiter den Grundstein für eine<br />
Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält.<br />
Vor 100 Jahren, am 4. Januar 1917, wurde Dr. Georg Schaeffler in<br />
Marimont/Lothringen geboren. Seine Familie bewirtschaftete<br />
dort einen landwirtschaftlichen Betrieb und siedelte nach dem<br />
Ersten Weltkrieg 1921 in das Saarland über. Nach Arbeitsdienst und<br />
Wehrpflicht begann Georg Schaeffler 1938 mit dem Studium der<br />
Betriebswirtschaft in Köln. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges<br />
wurde er zum Wehrdienst eingezogen. Während eines Lazarett-<br />
Aufenthaltes im Jahr 1944 schloss er sein Studium mit dem Examen<br />
zum Diplom-Kaufmann ab. Sein Vorhaben, an das wirtschaftswissenschaftliche<br />
Studium ein Ingenieur-Studium anzuhängen, scheiterte<br />
aufgrund der Wirren des Krieges und der Nachkriegszeit.<br />
Ein Unternehmen mit bescheidenen Anfängen<br />
1940 erwarb Dr. Wilhelm Schaeffler eine Krimmer- und Teppichfabrik<br />
im oberschlesischen Katscher, an der sich auch Familienangehörige,<br />
u. a. Dr. Georg Schaeffler, beteiligte. Im Zuge der Kriegswirtschaftspläne<br />
musste der Betrieb auf die Fertigung kriegswichtiger<br />
Erzeugnisse umgestellt werden. Später wurden u. a. umbaufähige<br />
Leiterwagen gefertigt, ein damals notwendiges Transportmittel<br />
und der Verkaufsschlager schlechthin. Auf der Suche nach<br />
einem Grundstück mit Gleisanschluss kamen die Gebrüder<br />
Schaeffler 1946 nach Herzogenaurach. Die Stadt verkaufte<br />
ihnen ein Grundstück gegen die Zusage, innerhalb eines Jahres<br />
120 Arbeitsplätze zu schaffen. Ein Jahr später beschäftigte die<br />
neu gegründete Industrie GmbH bereits 193 Mitarbeiter. Diese<br />
fertigte Holzartikel für den täglichen Bedarf wie Leitern, Kinderroller,<br />
Gürtelschnallen und Knöpfe. Bald kamen Metallprodukte<br />
hinzu wie Gewindeschneidbacken, Gelenkkreuzbüchsen und Nadellager<br />
für den Ersatzteilbedarf. Aus dieser Anfangszeit stammt die<br />
Markenabkürzung INA für „Industrie-Nadellager“.<br />
Ein Mensch mit Verantwortungsgefühl<br />
1949 hatte Dr. Georg Schaeffler die Idee des käfiggeführten Nadellagers.<br />
Die neue Bauart war kompakter, leichter, zuverlässiger und<br />
ermöglichte höhere Drehzahlen. Mit dieser Erfindung begann der<br />
Aufstieg des Unternehmens. Schaeffler fertigte das Produkt vor<br />
allem für die deutsche Automobilindustrie. Ab 1953 gab es kein<br />
neu gebautes Auto in der Bundesrepublik, in dem nicht serienmäßig<br />
Schaeffler-Lager eingebaut waren. Im Laufe seiner Schaffenszeit<br />
meldete Dr. Georg Schaeffler insgesamt 70 Erfindungen<br />
zum Patent an.<br />
Die intensive Arbeit im Unternehmen und die Belange der Belegschaft<br />
bestimmten sein Leben. Das Wohlergehen seiner Mitarbeiter<br />
war ihm ein besonderes Anliegen. Dies zeigte sich<br />
durch Sozialleistungen, Werksfeiern, gemeinsame<br />
Ausflüge, einen werkseigenen Kindergarten<br />
sowie den Bau von Wohnungen.<br />
01 Mit der Erfindung des käfiggeführten<br />
Nadellagers gelang der Aufstieg des<br />
Unternehmens (im Bild eine Nachbildung des<br />
ersten Lagers)<br />
12 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
MAGAZIN<br />
Zudem engagierte sich Dr. Georg Schaeffler als Mäzen in den Bereichen<br />
Soziales, Kultur und Wirtschaft. Für seine außerordentlichen<br />
und verdienstvollen Leistungen wurde Dr. Georg Schaeffler mit<br />
zahlreichen Auszeichnungen geehrt. So erhielt er u. a. das Große<br />
Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.<br />
Dr. Georg Schaeffler heiratete 1963 Maria-Elisabeth Kurssa. Aus<br />
der Ehe gingen zwei Söhne hervor, Georg Friedrich Wilhelm und<br />
Christian Johannes, der 1975 tödlich verunglückte. Am 2. August<br />
1996 verstarb Dr. Schaeffler im Alter von 79 Jahren. Seiner Frau<br />
und seinem Sohn hinterließ er ein Unternehmen mit rund<br />
20 000 Mitarbeitern.<br />
Fortführung des Lebenswerkes<br />
Seit seinem Tod führen seine Frau Maria-Elisabeth Schaeffler-<br />
Thumann und sein Sohn Georg F. W. Schaeffler als Familiengesellschafter<br />
gemeinsam mit dem Management das Unternehmen<br />
erfolgreich weiter. „Ich hatte meinem Mann das Versprechen gegeben,<br />
das Unternehmen in die Zukunft zu führen, was sein großer<br />
Wunsch war. Es war keine leichte Aufgabe. Manch einer hat uns<br />
damals geraten, das Unternehmen zu verkaufen, aber das kam für<br />
uns nie in Frage. Ich war entschlossen, das Lebenswerk von Georg<br />
Schaeffler fortzuführen und die Entwicklungsmöglichkeiten zu<br />
nutzen, die sich vor dem Hintergrund der globalen, dynamischen<br />
Veränderungen boten.“<br />
Heute ist die Schaeffler Gruppe ein global tätiger, integrierter<br />
Automobil- und Industriezulieferer mit rund 85 000 Mitarbeitern<br />
weltweit. Mit ca. 170 Standorten in über 50 Ländern verfügt Schaeffler<br />
über ein weltweites Netz aus 75 Produktionsstandorten, 17 Forschungs-<br />
und Entwicklungszentren sowie Vertriebsgesellschaften.<br />
Mit seiner Strategie „Mobilität für morgen“ stellt das Unternehmen<br />
02 Dr. Georg Schaeffler erhielt u. a. den Bayerischen Verdienstorden,<br />
1982 verliehen von Ministerpräsident Franz Josef Strauß<br />
die Weichen für zukünftiges, nachhaltiges und profitables Wachstum.<br />
Grundlage für diese strategische Ausrichtung ist der Anspruch<br />
der Schaeffler Gruppe, als Technologieführer mit Innovationskraft<br />
und bester Qualität die Mobilität für morgen aktiv mit zu gestalten.<br />
www.schaeffler.de<br />
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UNSER<br />
ANTRIEB<br />
<strong>2017</strong><br />
Was treibt die Branche in<br />
diesem Jahr an?<br />
Welche Themen dominieren<br />
die Antriebstechnik?<br />
Welche Trends sind zu<br />
erwarten?<br />
Wir haben bei Experten<br />
nachgefragt und geben<br />
einen Einblick.<br />
14 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
UNSER ANTRIEB <strong>2017</strong><br />
w<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 15
UNSER ANTRIEB <strong>2017</strong><br />
„Mit Antriebstechnik souverän in die Zukunft“<br />
2016 war kein Erfolgsjahr für die Antriebstechnik. Deshalb gilt es, <strong>2017</strong> neue<br />
Wachstumschancen wahrzunehmen und die Vision von der digitalisierten und<br />
vernetzten Industrie umzusetzen, denn der Erfolg bei der Digitalisierung entscheidet<br />
über zukünftige Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Grundsätzlich hat sich die Lage für die Antriebstechnik zum Ende des Jahres 2016<br />
leicht verbessert, obschon ein kleiner Umsatzrückgang von minus 2 % zu verzeichnen<br />
ist. Die aktuelle Entwicklung zeigt jedoch, dass wir den Wendepunkt hin<br />
zum Besseren durchschritten haben. <strong>2017</strong> erwartet die Branche ein Wachstum<br />
von plus 2 %. Während die klassischen Industriekunden und Bereiche der mobilen<br />
Arbeitsmaschinen kaum Impulse senden, entwickeln sich automationsnahe<br />
Produktbereiche sehr positiv und bestätigen damit die zentrale Rolle der Antriebstechnik<br />
innerhalb der Automatisierung: Sensorik, Steuerung und Aktorik<br />
wären ohne antriebstechnische Komponenten nicht denkbar. Durch den Wandel<br />
von mechatronischen zu cyber-physikalischen Systemen nimmt der Einfluss der<br />
Hartmut Rauen ist<br />
Stell vertretender<br />
Haupt geschäftsführer<br />
des Verband Deutscher<br />
Maschinen- und Anlagen bau<br />
e.V. in Frankfurt<br />
Antriebstechnik folglich noch zu. Diese Schlüsselfunktion im Umfeld von Industrie 4.0 eröffnet der Branche<br />
Wachstumspotenziale, stellt aber zugleich eine große Herausforderung dar. Daher ist es entscheidend,<br />
frühzeitig entsprechende Geschäftsmodelle, wie zum Beispiel Predictive Maintenance, zu entwickeln. Die deutsche<br />
Antriebstechnik ist hier in einer starken Position, denn sie verbindet Big Data mit Big Thinking, Korrelation<br />
mit Kausalität. Domainwissen erzeugt Dominanz. Aber eine Offenheit ist notwendig. Für Daten gilt, aus Teilen<br />
wird mehr. Datengenerierung, Datensegmentierung, Know-how-Schutz, gilt es, bewusst zu gestalten. Wesentlich<br />
ist dabei ein souveräner Umgang mit Daten. Somit wird Industrial Security zu einem wichtigen Thema. Der<br />
VDMA hat hierzu ein neues Competence Center Industrial Security gegründet und einen Online-Kurs mit dem<br />
Start-up University4Industry realisiert – souverän wollen wir in die Zukunft schreiten.<br />
Dr. Omar Sadi ist<br />
Geschäftsführer bei<br />
Nord Drivesystems<br />
in Bargteheide<br />
„Unsere Antriebe sind Industrie 4.0 ready“<br />
Unser Antrieb <strong>2017</strong> ist es, branchenübergreifend energieeffiziente Systemlösungen<br />
für die Antriebstechnik zu bieten. Wir sind überzeugt, dass individuell<br />
aufeinander abgestimmte Einheiten aus Motor, Getriebe und Antriebselektronik<br />
wie wir sie entwickeln, produzieren und weltweit vertreiben, die Zukunft sind.<br />
Einen Antrieb ohne seine Peripherie und den Gesamtprozess zu betrachten löst<br />
weder Probleme, noch schafft es einen Mehrwert. Deshalb verfolgen wir unsere<br />
Philosophie der intelligenten dezentralen Antriebstechnik konsequent weiter. So<br />
sind schon heute alle Nord-Antriebe Industrie 4.0 ready! Was das heißt? Sie sind<br />
zukunftssicher, weil sie für die kommenden Herausforderungen der Digitalisierung<br />
ausgerüstet sind. Sie sind modular konzipiert, und können auch an zukünftige<br />
Anforderungen angepasst werden. Der Antrieb für die digitale Fabrik muss mehr<br />
können: Die Intelligenz sitzt in einer eigenen SPS in den Antrieben am Einsatzort.<br />
So können sie sich in Gruppen vernetzen und Steuerungsaufgaben selbständig übernehmen. Autarke Fertigungsinseln<br />
und modulare Anlagendesigns, die Ablaufsteuerungen einleiten und bestimmte Störungen<br />
selbständig beheben können, werden möglich. Relevante Antriebsdaten wie Drehzahl, Stromstärke oder<br />
Spannung stehen der Leitebene und weiteren vernetzten Komponenten in Echtzeit zur Verfügung, ohne die<br />
übergeordnete Anlagensteuerung in Anspruch zu nehmen. Sie können über ein Gateway auch in eine Cloud<br />
übertragen und bei Bedarf weltweit für Zustandsüberwachung, Service, Wartung und Prozessoptimierung<br />
genutzt werden. Intelligente Antriebe sind die Grundvoraussetzung für die vollständige Digitalisierung der<br />
Produktion im Sinne von Industrie 4.0. Alle unsere Antriebskonzepte sind darum intelligent, energieeffizient,<br />
skalierbar, autark und hochverfügbar. Dafür arbeiten wir und das ist unser Antrieb <strong>2017</strong>.<br />
16 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
UNSER ANTRIEB <strong>2017</strong><br />
Dipl.-Ing. (FH) Claus<br />
Wieder ist Leiter<br />
Marktmanagement bei<br />
der SEW-Eurodrive GmbH<br />
& Co KG in Bruchsal<br />
„Auf zum smart product“<br />
Die Zusammenführung und Integration der industriellen Automatisierungstechnik<br />
mit der elektrischen Antriebstechnik wird auch im Jahr <strong>2017</strong> stetig voranschreiten.<br />
Im Bereich der Maschinenautomatisierung wird der verstärkte Einzug<br />
von dynamischen Servosystemen, bestehend aus Präzisionsgetrieben, Synchronmotoren,<br />
Servoumrichtern und Motion Control ein deutliches Wachstumspotenzial<br />
für die Hersteller von Antriebstechnik bieten. Applikationsgerechte Motion-<br />
Control-Softwarebausteine und einfach zu bedienende Engineeringsysteme<br />
werden den Anwender bezüglich Projektierung und Inbetriebnahme effizient<br />
unterstützen.<br />
Das Thema energieeffiziente Antriebe wird auch <strong>2017</strong> durch die Umsetzung der<br />
zweiten Stufe der EU-Motorverordnung, die den Einsatz von IE3-Motoren bzw.<br />
IE2-Motoren mit Frequenzumrichter vorgibt, ein wichtiges Thema für Hersteller<br />
und Anwender darstellen. Dabei wird es auch weiterhin erforderlich sein, bei den<br />
Anwendungen die Effizienzbewertung immer auf das gesamte Antriebssystem aus Getriebe, Motor und<br />
Elektronik anzuwenden, um wirtschaftliche Energieeinsparungen zu erzielen. Ergänzend zur Antriebstechnik<br />
werden auch intelligente Energiespeicher und Energiemanagementsysteme die weltweiten Bestrebungen zur<br />
Ressourceneinsparung aktiv unterstützen.<br />
Weitere Trends in der Antriebstechnik sehen wir auch bei der Integration zu mechatronischen Antriebssystemen:<br />
Getriebe, Motoren, Antriebs- und Steuerungselektronik werden zu einem optimierten Gesamtsystem zusammengefasst<br />
und bieten neben einer gesteigerten Energieeffizienz auch zusätzliche Anwendungsnutzen im<br />
Bereich der Diagnose und des Condition Monitoring. Diese Technologietrends bringen die Antriebe zu<br />
einem „smart product“ und unterstützen die konkrete Umsetzung der Industrie-4.0-Konzepte. Es wird keine<br />
Vision bleiben, dass ein Standardantrieb mit erweiterten Funktionalitäten alle Anforderungen einer Industrie-4.0-Komponente<br />
erfüllen wird. Mit einem Energieanschluss und einem Kommunikationsanschluss<br />
(Ethernet) werden die Antriebssysteme in alle Industrie-4.0-Automatisierungskonzepte integrierbar sein.<br />
„Unsere Kupplungen setzen Kontraste“<br />
Frank Kronmüller ist<br />
Prokurist bei der R+W<br />
Antriebselemente GmbH<br />
in Klingenberg<br />
Mechanische Kupplungen spielen in unserer digitalen und immer effizienter<br />
werdenden Welt nach wie vor eine wichtige Rolle, da auch in Zeiten von Predictive<br />
Maintenance, Energieeffizienz oder Robotic Prozess Automation Drehmomente<br />
sicher übertragen und Applikationen im Notfall vor Schäden und Stillstandszeiten<br />
geschützt werden müssen. Der technische Fortschritt stellt dabei jedoch ständig<br />
neue Herausforderungen, welche gerade im Zeitalter von Industrie 4.0 oftmals<br />
ein umfangreiches und interdisziplinäres Fachwissen erfordern. Eine wichtige<br />
Voraussetzung für die Entwicklung anwendungsgerechter und innovativer<br />
Kupplungslösungen ist daher die intensive Beschäftigung mit den speziellen<br />
Bedürfnissen der verschiedensten Industrien und Branchen. Die R+W Antriebselemente<br />
GmbH hat sich deshalb neu strukturiert und die beiden Geschäftsbereiche<br />
Präzisions- und Industriekupplungen massiv ausgebaut. Im Zuge der Spezialisierungsstrategie<br />
erfolgt zudem eine visuelle Trennung der beiden Tätigkeitsfelder in schwarz und weiß.<br />
Wir stellen uns somit den Anforderungen des Marktes und haben infolgedessen viele unserer Kupplungsmodelle<br />
auf den Prüfstand gestellt und neu definiert. Mit überarbeitetem und stark erweitertem Produktportfolio<br />
bieten wir daher bereits aus dem Standardprogramm für viele Anwendungen die passende Kupplung. Individuelle<br />
Sonderlösungen sind darüber hinaus realisierbar. Die Trennung der beiden Tätigkeitsfelder ermöglicht<br />
uns zudem einen noch höheren Spezialisierungsgrad unserer Experten sowie erweiterte Ressourcen und<br />
Möglichkeiten, um aktiv neue Trends im Bereich der Kupplungstechnologie zu setzen. Unser Auftritt auf der<br />
diesjährigen Hannover Messe wird dahingehend viele Überraschungen bereithalten.<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 17
UNSER ANTRIEB <strong>2017</strong><br />
„Im Sinne intelligenterer Produktion“<br />
Unsere Branche muss die Bedürfnisse und Anforderungen der Endverbraucher antizipieren und<br />
erfüllen. Diese fordern eine flexiblere Produktion sowie umweltfreundlichere und sichere Arbeitsbedingungen.<br />
Das bedeutet, dass die Mechatronik mit Hilfe künstlicher Intelligenz und maschinellem<br />
Lernen smarter und leistungsfähiger werden muss.<br />
Die Antriebstechnik sollte sich der Antwort auf die Bedürfnisse der Endverbraucher und dadurch der<br />
Maschinenkonstrukteure widmen. Des Weiteren sollte sie zuverlässiger werden, um die Maschinenverfügbarkeit<br />
zu verbessern sowie die Leistungsfähigkeit steigern, um den Anforderungen an<br />
schnellere, robustere und anwendungsspezifischere Maschinen gerecht zu werden. Ein weiteres<br />
Gilbert Khawam ist<br />
Thema im Jahr <strong>2017</strong> ist Internet of Things. Das IoT wird eine treibende Kraft sein, die Fähigkeit zu<br />
Geschäftsführer der<br />
Bonfiglioli Vectron MDS<br />
entwickeln, jedes einzelne Gerät, wie z. B. die Steuerung und Überwachung per SPS und Kamera mit<br />
GmbH in Krefeld<br />
intelligenten Antrieben verbinden zu können. Und daraus resultiert auch die Verknüpfung von<br />
Maschinen untereinander. Wir bei Bonfiglioli arbeiten an all diesen Themen, um das bisherige<br />
Produktportfolio zu verbessern.<br />
Ein sehr großer Trend im Jahr <strong>2017</strong> und darüber hinaus wird also das Internet of Things sein sowie die Konstruktion<br />
und Entwicklung neuer Industrie 4.0-fähiger Produkte im Sinne einer intelligenteren Produktion.<br />
Karl-Peter Simon ist<br />
Geschäftsführer der Bauer<br />
Gear Motor GmbH<br />
in Esslingen<br />
„Energieeffizienz real beurteilen“<br />
Die EU Kommission fordert bis 2030 eine Energieeffizienz-Richtlinie mit einem obligatorischen Effizienzziel<br />
von 40 %. Damit würde Europa der Erreichung der in Paris vereinbarten Klimaziele ein großes Stück<br />
näherkommen. Was bedeutet dies für die Antriebstechnik, in der Elektromotoren fast 70 % der elektrischen<br />
Energie in der Produktion verbrauchen?<br />
Die Antriebstechnik wurde 2009 erstmals mit der verpflichteten Einführung von Energieeffizienzklassen<br />
für Elektromotoren konfrontiert. Um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen, wurden in der Folgezeit<br />
Motoren mit der Energieeffizienzklasse IE2 und IE3 eingeführt. Die letzte Einführungsstufe der Motorverordnung<br />
erfordert mindestens die Wirkungsgradklasse IE3 für Motoren mit einer Leistung kleiner 7,5 kW<br />
und ist seit Januar <strong>2017</strong> wirksam. Da die bisherigen Wirkungsgradklassen nur bei Nennlast und Nenndrehzahl<br />
definiert wurden, stehen wir vor der Herausforderung, diese für den tatsächlichen Lastfall zu<br />
optimieren. Erfahrungen mit ähnlichen Standards aus anderen Industrien zeigen, dass wir gut beraten<br />
sind, Normen und Gesetze zu etablieren, die eine Aussage für den realen Betrieb zulassen. Neue Energieeffizienznormen<br />
wie die EN 50598 unterstützen die Optimierung im System. Diese legt die Ökodesignanforderungen für elektrische<br />
Antriebssysteme im Niederspannungsbereich fest. Damit verlassen wir auch in der Normung die enge, strikt produktbezogene Sicht und<br />
öffnen uns dem System, wodurch sich der Fokus von der einzelnen Komponente hin zu der Effizienz des gesamten Systems verschiebt.<br />
Vor allem die Bestimmung der Systemverluste bei Teillast, also wenn der Antrieb nicht mit maximaler Auslastung läuft, wird durch diese<br />
Norm jetzt möglich. Bauer Gear Motor veröffentlicht heute schon im Internet die Verlustleistungen von Getriebemotoren für die<br />
spezifizierten Lastpunkte. Mit diesen Daten können sehr einfach Systemverlustleistungen für den realen Betrieb ermittelt werden. Um<br />
die globale Verbreitung zu ermöglichen, wurde die EN 50598 als Basis für die neue internationale IEC 61800-9 übernommen. Die<br />
Einführung wird voraussichtlich noch im Laufe dieses Jahres erfolgen.<br />
Bisher gab es noch keine Energieeffizienz-Standards für Elektromotoren, die nicht direkt am Netz betrieben werden können, wie z. B.<br />
Permanentmagnet Synchron Motoren. Dies wird sich dieses Jahr ändern durch die Norm IEC 60034-30-2. So wurde der jetzt vorliegende<br />
Vorschlag für diese Norm mit großer Mehrheit akzeptiert. Sie gilt für Motoren im Leistungsbereich von 0,12 kW – 1 000 kW. Ausgeschlossen<br />
sind lediglich Servomotoren für dynamische Motion Control Anwendungen. Definiert ist die Wirkungsgradklasse von IE1-IE5.<br />
Um die Systemverluste auch im Teillastbereich bestimmen zu können, sind die Hersteller bei Anwendung dieser Norm verpflichtet, mit<br />
der Wirkungsgradklassenangabe auch die Verlustleistungen in sieben Lastpunkten entsprechend der IEC 61800-9-2 (bisher EN 50598)<br />
anzugeben. Damit hat der Anwender die Möglichkeit, für sein Gesamtsystem die Verlustleistung im realen Lastbestrieb zu ermitteln.<br />
Diese Normenentwicklung ermöglicht erstmals die Energieeffizienz für den realen Lastbetrieb zu beurteilen, was die Vorrausetzung ist,<br />
um zukünftigen Ökodesign-Kriterien zu entsprechen. Die Verfügbarkeit von anwendungsoptimierten Elektromotoren ist hierfür die<br />
Voraussetzung. Deshalb haben wir die Motorenproduktion flexibilisiert, um wie bei einem Getriebe den passenden Motor mit unterschiedlichsten<br />
Wicklungsauslegungen vom Asynchron- bis hin zum Permanentmagnet Synchron Motor konfigurieren zu können.<br />
18 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
UNSER ANTRIEB <strong>2017</strong><br />
„Technisch und politisch spannend“<br />
Für Lenze ist <strong>2017</strong> ein ganz besonderes Jahr, denn wir feiern unseren 70sten<br />
Geburtstag. Seit sieben Jahrzehnten sind wir erfolgreich im Markt unterwegs und<br />
haben es immer vermocht, Trends und Innovationen in technische Lösungen zu<br />
übersetzen, die unsere Kunden nach vorne bringen und ihnen einen wesentlichen<br />
Mehrwert bieten. Den Weg als Lösungspartner unserer Kunden werden wir weiter<br />
beschreiten. Unser Augenmerk legen wir dabei darauf, unseren Kunden das Engineering<br />
wesentlich zu vereinfachen.<br />
Der weltweite Maschinenbau wird <strong>2017</strong> weitere technologische Impulse aus dem<br />
Themenkomplex der Industrie 4.0 erhalten. Hier treiben wir die Entwicklung aktiv<br />
voran und werden auch in diesem Jahr eine Reihe von Innovationen einführen,<br />
welche die Maschinen flexibler, intelligenter und einfacher machen werden. Der<br />
richtige Einsatz und der richtige Umgang mit der entsprechenden Software sind hier<br />
erfolgskritisch. Wir werden in <strong>2017</strong> unsere Software-Plattform deutlich ausbauen.<br />
Dr. Tim Bendig ist Leiter<br />
Strategisches Marketing<br />
und Corporate Communications<br />
bei Lenze SE<br />
in Aerzen<br />
Für den Maschinenbau ist dies untrennbar mit dem Trend zu einer neuen Art der Arbeitsteilung und einer<br />
Konzentration auf die eigenen Stärken verbunden. Die Kompetenz zur Kooperation wird sich zur eigentlichen<br />
Kernkompetenz mausern. So lässt sich eine Industrie-4.0-taugliche Maschine mit all ihren Facetten entwickeln,<br />
ohne den eigenen innovativen Kern zu vernachlässigen – das machen wir seit 1947.<br />
Politisch wird es spannend. Vor dem Hintergrund zunehmenden nationalen Protektionismus wird Internationalisierung<br />
neu definiert – das Beispiel Mexiko und Trump zeigen das deutlich. Es gilt weniger das Primat der<br />
niedrigsten Kosten, als vielmehr das Primat der Nachfrage. Dort, wo die Nachfrage ist, werden zunehmend<br />
große Teile der Wertschöpfung stattfinden. Lenze ist hier mit Produktions- und Logistikkapazitäten in der EU,<br />
den USA und China hervorragend aufgestellt.<br />
Philip Nelles ist Leiter<br />
der ContiTech Power<br />
Transmission Group<br />
in Hannover<br />
„Wir treiben viele Branchen an“<br />
Die Digitalisierung eröffnet uns in der Antriebstechnik vielfältige Möglichkeiten.<br />
Wir sehen darin nicht für <strong>2017</strong>, sondern auch darüber hinaus, Wachstumsperspektiven.<br />
Dies wird uns sowohl in unseren eigenen Produktionsabläufen als auch<br />
in den Lösungen für unsere Kunden beschäftigen. Damit wollen wir zum einen<br />
die jeweiligen Prozesse vereinfachen und miteinander vernetzen und zum<br />
anderen einen Mehrwert für unsere Kunden schaffen – und das branchenübergreifend.<br />
Wir spüren deutlich, dass die Nachfrage nach innovativen Antriebselementen<br />
auch außerhalb der Automobilindustrie zunimmt. Deshalb konzentrieren wir uns<br />
<strong>2017</strong> unter anderem auf technologische Lösungen für landwirtschaftliche<br />
Fahrzeuge und Maschinen, denn der weltweite Bedarf für Komponenten in<br />
Agraranwendungen wächst. Außerdem steigt das Interesse nach wirtschaftlichen<br />
Antriebslösungen in der Intralogistik- und Aufzugsbranche. Gesteigerte Nutzlasten in Kombination mit langer<br />
Lebensdauer liegen dabei im Fokus. Hier sehen wir weiteres Potenzial. Auch dem Wunsch nach individueller<br />
Mobilität werden wir <strong>2017</strong> folgen. Riemensysteme für E-Bikes und Pedelecs werden auch künftig weiter<br />
nachgefragt – für noch mehr Sicherheit und Komfort auf zwei Rädern.<br />
Ein weiterer Trend der sich abzeichnet: Individueller Service gewinnt zunehmend an Bedeutung. Deshalb<br />
wollen wir uns vom reinen Produkt- und Systemlieferanten zum Serviceanbieter weiterentwickeln und<br />
unseren Kunden zusätzliche Dienstleistungen anbieten.<br />
Sicher ist: ContiTech treibt auch <strong>2017</strong> die unterschiedlichen Branchen an.<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 19
UNSER ANTRIEB <strong>2017</strong><br />
Michael Müller ist<br />
Geschäftsführer der<br />
Wittenstein Alpha GmbH<br />
in Igersheim<br />
„Die Digitalisierung muss laufen“<br />
Durch zunehmend transparente Märkte – auch bei mittleren und kleineren<br />
Endkunden und deren Zulieferern von Maschinen und Anlagen – steigt der Kostendruck<br />
weiter an. Dies führt speziell auch im globalen Kontext zu einem hohen<br />
Bedarf an einem breiten leistungsfähigen Produktportfolio mit einem passenden<br />
Preis-Leistungsverhältnis. Zudem steigt in den meisten Branchen der Automatisierungsgrad<br />
weiter an und hier hat auch die Weiterentwicklung der kollaborativen<br />
Robotik einen entsprechenden Stellenwert. Unser Fazit: Um als Hersteller von<br />
Antriebstechnik die Marktentwicklungen richtig bedienen zu können, werden<br />
flexible und intelligente Produkte benötigt. Wir bieten unseren Kunden bereits das<br />
umfassendste Produktportfolio im Bereich der Servogetriebe und komplettieren so<br />
die Angebotspalette von High-End-Lösungen bis zu Produkten mit mittleren und<br />
einfacheren Anforderungen. Gemäß unserem Motto „Wittenstein in allen Achsen“<br />
haben unsere Kunden die Möglichkeit, die richtige technische und wirtschaftliche Lösung für jede Anforderung<br />
einsetzen zu können – von der schnellen Auswahl einzelner Servogetriebe bis hin zur technisch anspruchsvollen<br />
Turnkey-Antriebskonfiguration mit entsprechender Engineering-Dienstleistung. Die Hersteller von Maschinen<br />
und Anlagen werden dabei ideal durch unsere Softwaretools „Sizing Assisant“ und „cymex 5“ unterstützt. Was<br />
wir dabei aber auch nicht außer Acht lassen: den weiteren Ausbau unseres weltweiten Vertriebsnetzes, um<br />
überall vor Ort den eigenen höchsten Ansprüchen beim Engineering zu gewährleisten. Darüber hinaus gibt es<br />
einige echte Innovationen auf Produkt- und Engineering-Ebene, auf die sich unsere Kunden freuen können. Im<br />
Gleichschritt mit der Automatisierung und Vernetzung von Produkten, Maschinen und Anlagen muss natürlich<br />
auch die Digitalisierung „laufen“. Des Weiteren gibt es einen Trend der fortschreitenden Konsolidierung der<br />
Antriebstechnik-Kunden und eine steigende Marktmacht großer Industrieunternehmen in Asien.<br />
„Ich sehe was, was du auch siehst“<br />
Auch in diesem Jahr wird die zunehmende Digitalisierung einen wichtigen Aspekt<br />
in der Industrie, und damit in der Antriebstechnik, ausmachen. Ganz vorne dabei<br />
ist das Thema Predictive Maintenance, also die vorausschauende Wartung auf<br />
Basis gesammelter Sensordaten. Ein Problem wird rechtzeitig erkannt und ein<br />
Techniker kann noch vor dem Ausfall ans Werk gehen. So weit, so gut. Die Technik<br />
hat sich bereits am Markt etabliert. Die Frage, die sich nun stellt, ist: Was folgt als<br />
nächstes? Wie kann die Wartung möglichst effizient durchgeführt werden?<br />
Für diesen Zweck ist in diesem Jahr und sicherlich auch den kommenden Jahren<br />
der Bereich der Assistant Reality von großer Bedeutung. Assistant Reality<br />
unterstützt Prozesse in der realen Welt durch digitale Informationen. Was das<br />
genau bedeutet? In der Wartung oder Reparatur von Getrieben beispielsweise<br />
können sich Techniker durch Smart Glasses per Video mit einem Experten<br />
vernetzen und erhalten so wertvolle Tipps in Echtzeit. Dadurch hat der Techniker<br />
Lars Vogel ist Principal<br />
Business Development bei<br />
der T-Systems Multimedia<br />
Solutions GmbH<br />
in München<br />
zum einen die Hände frei und kann während des Videotelefonats weiterarbeiten. Zum anderen kann er sofort<br />
ans Werk gehen und muss nicht erst einen ersten Schadensbericht verfassen und lange auf ein Feedback<br />
warten.<br />
Die Anwendungsszenarien für Assistant Reality können ganz unterschiedlicher Natur sein. So können Mitarbeiter<br />
mithilfe von Tablets z. B. QR-Codes an Geräten für weitere Informationen auslesen. Oder vernetzte Getriebetechnologien<br />
können per Bluetooth-Beacons Kennzahlen und Status auf den Smart Glasses der Mitarbeiter<br />
einblenden, sobald diese sich nähern. Techniker können dadurch Instandhaltungsprozesse auch mobil über die<br />
digitale Brille initiieren, wenn bestimmte Messwerte außerhalb des Normbereichs liegen. Voraussetzung für<br />
diese Systeme sind eine gute Vernetzung der Hard- und Software. Letztlich sorgen die Technologien für eine<br />
Kostensenkung und auch eine höhere Effizienz bei der Wartung und Instandhaltung.<br />
20 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
UNSER ANTRIEB <strong>2017</strong><br />
Andreas Golf ist Produktmanager<br />
Antriebstechnik<br />
bei der Beckhoff Automation<br />
GmbH & Co. KG<br />
in Verl<br />
„Materialeinsatz reduzieren,<br />
Effizienz weiter steigern“<br />
Das Jahr <strong>2017</strong> wird weiterhin im Fokus der Effizienzsteigerung stehen. Die Verfügbarkeit<br />
von neuen Halbleitermaterialien und der dazu passenden Konzepte<br />
ermöglicht es, die Effizienz und Leistungsdichte weiter zu erhöhen. Der Antrieb<br />
wird damit kompakter und fungiert zunehmend als integraler Bestandteil der<br />
Maschine. Weiter optimierte Regelungsmodelle erlauben kürzere Zykluszeiten,<br />
wovon insbesondere die bearbeitenden Maschinen profitieren. Auf diese Weise<br />
tragen sie dazu bei, Toleranzen im Produktionsprozess zu reduzieren. Außerdem<br />
werden detaillierte, durch Diagnose und Condition Monitoring bereitgestellte<br />
Daten Rückschlüsse auf den Zustand der Maschine sowie das Erstellen von<br />
Wartungsintervallen erleichtern. Weiterhin wird der prozentuale Anteil an<br />
Antrieben mit Safety-Funktionen nach wie vor steigen. Gerade in Europa dürften<br />
zumindest die Basisfunktionen obligat sein. Was mich persönlich besonders freut – das ist die weltweite<br />
Verbreitung der Einkabeltechnologie, die sogenannte One Cable Technology (OCT), mit der Power- und Feedbacksystem<br />
in der Standard-Motorleitung zusammengefasst sind. Wir haben diese bei Beckhoff im Jahr 2011<br />
vorgestellt und heute beträgt der OCT-Anteil unserer verkauften Servomotoren nahezu 100 %. Dies ist eine<br />
deutliche Bestätigung für die damalige Entscheidung, in diese Richtung zu entwickeln.<br />
„Vernetzbarkeit sichert Zukunft der Hydraulik“<br />
Nicht nur <strong>2017</strong>, auch in den nächsten Jahren wird es bei sämtlichen Antriebstechnologien<br />
vor allem um das Thema Vernetzung gehen. Dabei geht es nicht nur um<br />
die großen Industrie 4.0-Konzepte und komplexen Datenmodelle. Vernetzung<br />
beginnt für Maschinenhersteller schon viel früher und findet bereits auf der<br />
Automationsebene statt. Dabei geht es um standardisierte Schnittstellen für den<br />
horizontalen Informationsaustausch, verteilte Intelligenz mit gekapselten<br />
Softwarefunktionalitäten und Condition Monitoring-Fähigkeiten. Alle Antriebslösungen<br />
werden daran gemessen, wie sie diese Anforderungen erfüllen und damit<br />
Mehrwert für den Kunden schaffen. Beispiel Industriehydraulik: Aktuell wandelt<br />
sich sie sich von einer scheinbar rein analogen Technik zur zukunftssicheren und<br />
vernetzbaren digitalen Elektrohydraulik.<br />
Die Elektronifizierung der Fluidtechnologie ist in vollem Gang. Ein wichtiger<br />
Dr. Steffen Haack ist<br />
Mitglied des Vorstands<br />
der Bosch Rexroth AG<br />
in Lohr<br />
Ansatzpunkt ist die Verknüpfung mit dezentraler Intelligenz und Sensorik in Hydraulikaggregaten. Damit<br />
erfassen Maschinenhersteller und Anwender je nach Informationsbedarf die Betriebszustände des Kreislaufes<br />
und können durch vorausschauende Wartung die Maschinenverfügbarkeit steigern. Die Möglichkeit, Daten<br />
dezentral und innerhalb der Aggregate zu verarbeiten, reduziert die Komplexität bei der Einbindung in<br />
übergeordnete Steuerungsarchitekturen. Auch auf der Aktorenseite werden elektrohydraulische Antriebe den<br />
elektromechanischen immer ähnlicher. Dabei nutzen sie die gleichen Inbetriebnahmetools und Bedienoberflächen<br />
und erzeugen damit das gleiche look-and-feel über die Antriebstechnologien.<br />
In dem Maße, in dem die Hydraulik digital mit elektrischen Antrieben gleichzieht, ermöglicht sie zukunftssichere<br />
Maschinenkonzepte und vergrößert den Freiheitsgrad für Konstrukteure, Inbetriebnehmer, Betreiber<br />
und Wartungspersonal. Sie können ohne Zusatzaufwand in der Konstruktion, der Inbetriebnahme oder im<br />
späteren Betrieb frei zwischen den verschiedenen Antriebstechnologien wählen und für jede Aufgabe die<br />
technisch und wirtschaftlich sinnvollste einsetzen.<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 21
UNSER ANTRIEB <strong>2017</strong><br />
Dr. Robert Kickinger ist<br />
Manager Mechatronic<br />
Technologies bei der<br />
Bernecker + Rainer<br />
Industrie Elektronik<br />
Ges.m.b.H.<br />
in Eggelsberg/Österreich<br />
„Flexible Transportsysteme werden industrietauglich“<br />
Anlagenbetreiber und -bauer suchen nach neuen Konzepten für die moderne<br />
Produktion mit kleinen Losgrößen und häufigen Produktwechseln. Eine Lösung<br />
bieten flexible Transportsysteme mit Linearmotor-Technologie. Allerdings<br />
werden diese Systeme bisher kaum eingesetzt, da sie nicht konsequent für das<br />
industrielle Umfeld konstruiert sind. Der Verschleiß ist zu hoch und die Stillstandzeiten<br />
zu lang. Um zum Beispiel Komponenten auszutauschen oder<br />
Werkstückträger zu ergänzen, muss häufig der komplette Track auseinander<br />
genommen werden. Daher finden wir diese vielversprechende Antriebstechnologie<br />
bisher nur in sehr wenigen Produktionen. B&R will das nun ändern. Wir<br />
haben uns mit dem Anlagenbauer ATS einen sehr starken Partner mit langjähriger<br />
Felderfahrung ins Boot geholt.<br />
Super Trak ist ein flexibles Transportsystem auf der Basis von Langstator-Linearmotortechnologie.<br />
Das System besteht aus einem Motorstator in Form eines<br />
ovalen Tracks und beliebig vielen Shuttles. Die Shuttles werden allein durch<br />
die hohe Magnetkraft am Track gehalten. Die Bewegung der Shuttles entlang<br />
des Tracks ist rein elektromagnetisch aktuiert. Daher ist es nicht notwendig, Antriebsmomente über die<br />
Rollen der Shuttles auf die Führungen zu übertragen. Der Verschleiß durch Reibung wird minimiert.<br />
Perfekt aufeinander abgestimmte Materialpaarungen der Führungen und Rollen garantieren Zuverlässigkeit<br />
für den industriellen Einsatz.<br />
„Nahtlos in die digitale Wertschöpfungskette integrieren“<br />
Steigende Produktivität, um sich an die Marktveränderungen anzupassen ist ein<br />
wesentlicher Treiber unserer Kunden. Energieeffizienz unserer Produkte und Komponenten<br />
ist und bleibt deshalb ein wichtiger Hebel für unsere Kunden, diesen<br />
Herausforderungen zu begegnen, und zwar nicht nur mit Blick auf die Einzelkomponente,<br />
sondern auch auf den gesamten Antriebsstrang und dessen Applikation.<br />
Wir bieten unseren Kunden deshalb ein vollständiges Motorenportfolio in allen<br />
den gesetzlichen Anforderungen entsprechenden Energieeffizienzklassen an.<br />
Passend dazu verfügen wir über ein umfassendes Umrichterportfolio, so dass Dr. Carsten Rebbereh ist<br />
unseren Kunden in jedem Fall eine zukunftssichere Antriebslösung zur Verfügung Leiter Produktportfoliomanagement<br />
LV Motoren<br />
steht. Technologisch gehen wir davon aus, dass die Asynchrontechnik auch in<br />
und Umrichter bei der<br />
absehbarer Zukunft die wichtigste Rolle in der industriellen Motorentechnik<br />
Siemens Process Industries<br />
spielen wird. Hier bieten wir auch gezielt aufeinander abgestimmte Komponenten<br />
im Systemansatz an. Ergänzend dazu bieten wir spezielle Technologien wie<br />
and Drives in Nürnberg<br />
Synchronreluktanz-Antriebe an, um hier im System eine weiter verbesserte<br />
Effizienz im Teillastbereich bieten zu können. Ein weltweit großer Trend ist die industrielle Digitalisierung,<br />
getrieben durch kürzere Projektlaufzeiten, kürzere Time-to-Market, aber auch möglichst große Flexibilität,<br />
hohe Anlagenverfügbarkeit und Betriebssicherheit. Hier heißt die Lösung digitale Wertschöpfung – beginnend<br />
mit der digital geführten und optimierten Entwicklung über die Simulation im Engineering und der Fertigung<br />
der Produktionsanlagen und ihrer Komponenten bis hin zur schnellen und effizienten Inbetriebnahme von<br />
Applikationen. Ein statusbasierter, prädiktiver Service minimiert im späteren Lebenszyklus Ausfallzeiten und<br />
Stillstände. Die Digitalisierung und damit die Möglichkeit, Anlagen mit all ihren Einzelkomponenten an das<br />
industrielle Internet der Dinge anzuschließen, eröffnet ein kaum vorstellbares Potenzial, Produktivität und<br />
Effizienz in der Wertschöpfungskette unserer Kunden zu steigern. Unsere Antriebsprodukte und -komponenten<br />
müssen sich also zukünftig nahtlos in eine digitale Wertschöpfungskette integrieren lassen. Deshalb werden<br />
wir noch im Laufe dieses Jahres entsprechende Lösungen für unsere Kunden anbieten.<br />
22 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
Qualität<br />
verbindet<br />
Dr. Stefan Spindler ist<br />
Vorstand der Sparte<br />
Industrie bei Schaeffler in<br />
Herzogenaurach<br />
„Mit smarten Ökosystemen<br />
Mehrwert bieten“<br />
Die Digitalisierung und damit verbunden die<br />
Erfassung, Verarbeitung und Nutzung großer<br />
Datenmengen bleibt das vorherrschende Innovationsthema<br />
in der Antriebstechnik. Stand der Technik<br />
sind technisch, physikalische Modellbildungs- und<br />
Analyseverfahren, über die Prozesse überwacht und<br />
gesteuert werden. In Zukunft kommen neue<br />
Auswerteverfahren hinzu, die auf Big-Data-Analysen<br />
basieren. Hierfür kommen neue Algorithmen<br />
zum Einsatz, die größere Rechenleistungen erfordern<br />
und daher zunehmend nicht „On Board“,<br />
sondern über eine Cloud unterstützt werden. Diese<br />
Verfahren sind dann nicht nur für Einzelprozesse<br />
und -anlagen, sondern auch für größere Cluster von<br />
Anlagen einsetzbar.<br />
Die beiden Stoßrichtungen – die technisch-physikalische<br />
Welt und die Big-Data-Welt – werden sich<br />
ergänzen und nicht ersetzen. Für beide Welten<br />
sind sehr große Datenmengen erforderlich. Zur<br />
besseren Handhabung der Daten wird man diese<br />
zunehmend in Smart Data vorverarbeiten, d. h.<br />
man wird beispielsweise versuchen, Messdaten vor<br />
dem „Upstreamen“ zu filtern oder zu skalieren. In<br />
Summe geht der Trend also eindeutig in Richtung<br />
mehr Daten, die einerseits mit „virtuellen Sensoren“<br />
über Prozessmodelle errechnet oder aber über<br />
zusätzliche Sensoren gemessen werden. Mit dem<br />
FAG Vario Sense-Lager wird Schaeffler eine neuartige<br />
Sensorentwicklung auf der Hannover Messe<br />
<strong>2017</strong> vorstellen. Lösungen dieser Art bieten das<br />
Potenzial, die Entwicklung von Industrie 4.0-Projekten<br />
bis zur Serienreife wesentlich zu beschleunigen und<br />
dies in einem sehr breiten Anwendungsfeld.<br />
Mit unserem Smart Ecosystem 4.0 verfügen wir<br />
für beide Stoßrichtungen vom Sensor bis in die<br />
Cloud über eine durchgängige digitale Infrastruktur<br />
– von der lokalen Erfassung der Daten in Lagern<br />
und Führungen bis hin zur Auswertung über<br />
cloudbasierte Big-Data-Analysen. So entstehen auf<br />
Basis unseres Domain-Know-hows aus Daten<br />
wertvolle Informationen und schließlich konkrete<br />
Serviceangebote.<br />
Liebherr ist einer der größten Baumaschinenhersteller<br />
der Welt. Bei der Verkabelung seiner<br />
Materialumschlagmaschine mit Elektroantrieb<br />
setzt Liebherr auf Helukabel.<br />
Mehr unter: www.helukabel.de/liebherr
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
Getriebe inspektion in Rekordzeit<br />
3-D-Inline-Prüfsystem für Zahnräder gibt Auskunft über Mängel im Fertigungsprozess<br />
In Kooperation mit verschiedenen Universitäten hat der französische Hersteller<br />
Mesure-Systems-3-D (MS3D) ein berührungsloses Inline-Prüfsystem speziell für<br />
Getriebe entwickelt. Mit der Gear-Inspection kann beispielsweise eine Verzahnung<br />
mit 23 Zähnen in weniger als zehn Sekunden komplett in 3-D vermessen werden.<br />
Durch die 3-D-Inline-Prüfung erhält der Hersteller bei jeder Änderung der<br />
Fertigungsparameter in Echtzeit Informationen darüber, welche Auswirkungen<br />
diese haben. Lesen Sie mehr.<br />
H<br />
eute werden für die Prüfung von Zahnrädern<br />
zwei Verfahren eingesetzt: Zum<br />
einen wird das fertige Getriebe mit Hilfe<br />
von Masterrädern getestet und der dabei<br />
entstehende Axen-Abstand mit den Sollwerten<br />
abgeglichen. Dieser Funktionstest<br />
gibt jedoch lediglich Auskunft darüber, ob<br />
das Teil in Ordnung ist oder nicht, erlaubt<br />
hingegen keine Aussage über die Art des<br />
Defekts oder gar Mängel im Fertigungsprozess.<br />
Für die zweite Kontrolle zur genauen<br />
Bestimmung der Geometrie werden<br />
spezielle, taktile Messmaschinen zur Ge-<br />
vermeiden, dass defekte Teile weiter in die<br />
Montage gehen.<br />
Herausforderung: Eliminierung<br />
des Messrauschens<br />
Mit dem neuartigen Prüfverfahren von<br />
MS3D hingegen kann beispielsweise eine<br />
Verzahnung mit 23 Zähnen bereits im Werk<br />
in weniger als 10 Sekunden komplett in 3-D<br />
„Die Frage ‚Ist das richtige Profil in der richtigen Position?‘<br />
kann jetzt erstmals korrekt beantwortet werden“<br />
Dr. Marc Rosenbaum ist Gründer und<br />
Geschäftsführer von MS3D in Bruz, Frankreich<br />
triebeinspektion eingesetzt. Diese untersuchen<br />
innerhalb von fünf Minuten nur<br />
etwa vier Zähne, indem sie sechs Profile<br />
auf der Länge der Seite und drei auf der<br />
Länge der Flanke erstellen, so dass insgesamt<br />
18 Quadrate entstehen, aus denen<br />
die Evolvente und die Balligkeit bestimmt<br />
werden können. Da normalerweise keine<br />
Krümmung vorhanden sein sollte, wird auf<br />
diese Weise die Zahnkontakt-Qualität geprüft.<br />
Die normale Taktzeit für die Fertigung<br />
von Zahnrädern beträgt jedoch etwa<br />
10-20 Sekunden, womit der Inspektionsprozess<br />
deutlich zu lange dauert um zu<br />
dargestellt und kontrolliert werden, was<br />
außerdem Auskunft über Mängel im Prozess<br />
gibt. Überprüfen lassen sich gerade- sowie<br />
spiralförmig und kegelverzahnte Getriebe,<br />
24 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
01 Für die Vermessung sind vier bis sechs<br />
Hochleistungssensoren verbaut, die binnen einer<br />
Sekunde Mio. Datenpunkte generieren, aus<br />
denen ein 3-D-Modell erstellt wird<br />
02 Anhand dieser Punktewolke werden µm-genau<br />
das Profil der Zähne, der Helix-Winkel, die Balligkeit,<br />
der Durchmesser der Flanke, die Zahndicke sowie der<br />
Abstand zwischen den Zähnen bestimmt<br />
für deren Vermessung fünf Sensoren verbaut<br />
sind, die je nach Durchmesser des Zahnrades<br />
unterschiedlich positioniert werden können.<br />
Damit sich die Hochgeschwindigkeits-Linienscanner<br />
nicht gegenseitig blenden, werfen<br />
sie aus unterschiedlichen Richtungen und<br />
aus verschiedenen Winkeln eine Linie auf<br />
einen definierten Teilabschnitt.<br />
Jeder der Sensoren<br />
erzeugt dabei<br />
700 Datenpunkte pro<br />
Viertausendstelsekunde.<br />
Binnen einer Sekunde<br />
lassen sich somit Millionen<br />
Datenpunkte generieren,<br />
aus denen ein 3-D-Modell<br />
erstellt wird. Anhand dieser<br />
Punktewolke werden<br />
µm-genau das Profil der<br />
Zähne, der Helix-Winkel,<br />
die Balligkeit, der Durchmesser<br />
der Flanke, die<br />
Zahndicke sowie der Abstand<br />
zwischen den Zähnen<br />
bestimmt. Die besondere<br />
Herausforderung bei<br />
03 Gear-Inspection:<br />
Ein berührungsloses<br />
Inline-Prüfsystem<br />
speziell für Getriebe<br />
der Interpretation durch die Software liegt<br />
darin, dass die Reflexionen der Laser auf<br />
andere Stellen des Bauteils zu einem Messrauschen<br />
und damit zu einer Ungenauigkeit<br />
führen, die herausgerechnet werden muss.<br />
Da diese Hürde erfolgreich genommen<br />
wurde, kann über das Prüfverfahren von<br />
MS3D erstmals die Frage „Ist das richtige<br />
Profil in der richtigen Position?“ korrekt<br />
beantwortet werden. Mit den bisher üblichen<br />
Verfahren war das nicht möglich –<br />
erst recht nicht in 3-D. Durch eine entsprechende<br />
Optimierung auf Grundlage der in<br />
Echtzeit gewonnenen Informationen sinkt<br />
die Zahl der Fälle, in denen defekte Teile<br />
verbaut werden oder sich der Mangel erst<br />
nach der Endmontage herausstellt. Hersteller<br />
können dadurch nicht nur den<br />
Ausschuss von vornherein reduzieren<br />
und erhebliche Kosten einsparen, sondern<br />
auch ihren Abnehmern eine Null-<br />
Fehler-Garantie geben.<br />
Weiterentwicklung für Inline-<br />
Prüfung von Getriebeachsen<br />
Da die Anforderungen an ein Getriebe je<br />
nach Anwendungsbereich unterschiedlich<br />
sind, wurde die Maschine vor allem<br />
für die Bedürfnisse der Automobilhersteller<br />
sowie deren Getriebezulieferer<br />
ausgelegt. Der Durchmesser der Zahnräder,<br />
für die sich die Gearinspection<br />
aktuell eignet, liegt zwischen 30 und<br />
90 mm. Kleine Getriebe können somit<br />
nicht adäquat geprüft werden, wohl<br />
aber solche, die in Werkzeugmaschinen<br />
Verwendung finden.<br />
www.ms3d.eu<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 25
Die<br />
Verzahnungs -<br />
maschine<br />
So wird Kegelradverzahnen nun mit<br />
Dreh-Fräszentren möglich<br />
Index hat ein Paket „Kegelradabwälzfräsen“ entwickelt, das aus einem speziell<br />
entwickelten Steuerungszyklus und vier Messerköpfen mit modulabhängigen<br />
Schneidplatten besteht. Damit ausgestattet, werden die Dreh-Fräszentren zu<br />
Verzahnungsmaschinen, auf denen sich Spiralkegelräder herstellen lassen.<br />
Lesen Sie, wie der Anwender kürzere Durchlaufzeiten sowie bessere Form- und<br />
Lagetoleranzen erreicht.<br />
D<br />
ie Index-Werke als reinen Drehmaschinenhersteller<br />
zu bezeichnen, wird dem<br />
Esslinger Unternehmen nicht gerecht. Denn<br />
vielfach werden andere Technologien zur<br />
Metallbearbeitung in die Maschinen integriert:<br />
Schon lange gibt es Dreh-Fräszentren,<br />
die beide Zerspanungstechniken annähernd<br />
gleich gut beherrschen. Auch die<br />
Schleiftechnologie ist auf verschiedensten<br />
Maschinen voll integriert. Nun bietet der<br />
Werkzeugmaschinenhersteller ein Technologiepaket<br />
an, das aus den Dreh-Fräszentren<br />
Index R200/R300 auch vollwertige Verzahnungsmaschinen<br />
macht. Durch Abwälzfräsen<br />
im kontinuierlichen Teilverfahren –<br />
das entspricht dem Klingelnberg-Zyklo-<br />
Palloid-Verfahren – lassen sich spiralverzahnte<br />
Kegelräder mit konstanter Zahnhöhe<br />
im Modul-bereich 0,6 bis 4 mm produzieren.<br />
Der Ausgangspunkt der Entwicklung liegt<br />
in der eigenen Fertigung. Als die Werkzeughalterproduktion<br />
vor einigen Jahren neu<br />
organisiert wurde, fiel die Entscheidung,<br />
auch die benötigten Kegelräder selbst zu<br />
fertigen. Schließlich ist deren Qualität für<br />
die Laufruhe, das übertragbare Moment<br />
und den Verschleiß maßgeblich verantwortlich.<br />
Da für diese Teile keine ausreichend<br />
produktive, moderne Verzahnungsmaschine<br />
am Markt gefunden wurde, beschlossen<br />
die Verantwortlichen, ein eigenes Dreh-<br />
Fräszentrum technologisch entsprechend<br />
aufzurüsten.<br />
Um es vorweg zu nehmen: Die Technologieintegration<br />
gelang so erfolgreich, dass<br />
man in Esslingen seinen hausinternen Bedarf<br />
an Kegelrädern mittlerweile durch eine<br />
Index R200 abdeckt und nun die Technik<br />
dem breiten Markt anbietet. Dr.-Ing. Volker<br />
Sellmeier, Leiter der Technologieentwicklung,<br />
erklärt: „Mein Team beschäftigt sich<br />
damit, durch die Integration von Bearbeitungsverfahren<br />
wie dem Verzahnen den<br />
Kunden einen erheblichen Mehrwert zu<br />
bieten. Mit unserem neuen Verfahren zum<br />
Kegelradabwälzfräsen, das die Komplettbearbeitung<br />
auf einer Maschine ermöglicht,<br />
ist uns das gelungen. Denn es lassen sich<br />
deutliche Vorteile hinsichtlich Stückzeit,<br />
Prozess und Qualität erzielen.“<br />
Basismaschinen für das<br />
Kegelradverzahnen<br />
Das Kegelradverzahnen benötigt als Grundlage<br />
eine Maschine mit hoher Steifigkeit<br />
und B-Achse. Aufgrund ihrer ausgezeich-<br />
26 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
neten statischen, dynamischen und thermischen<br />
Eigenschaften bieten sich die Dreh-<br />
Fräszentren der Index R-Baureihe an,<br />
sofern sie mit dem Technologiepaket „Kegelradabwälzfräsen“<br />
ausgestattet sind. Ihre<br />
Achskonfiguration und die Ausstattung<br />
mit zwei Frässpindeln auf hydrostatisch<br />
gelagerten Y-B-Achsen ermöglichen es, an<br />
Haupt- und Gegenspindel gleichzeitig fünfachsig<br />
zu zerspanen. Laut Dr.-Ing. Volker<br />
Sellmeier ist man jedoch nicht gänzlich auf<br />
die R-Maschinen festgelegt: „Grundsätzlich<br />
ist es möglich, diese Technologie auf andere<br />
Maschinen zu übertragen. Für die Massenfertigung<br />
ist es ebenfalls denkbar, das Technologiepaket<br />
auf einen Mehrspindler zu<br />
portieren.“<br />
Besondere Bedeutung kommt den Werkzeugen<br />
zu, die von Index entwickelt und<br />
vertrieben werden. Pro Kegelrad werden<br />
zwei Messerköpfe benötigt, die sich zur<br />
Erzeugung der Längsballigkeit im Flugkreisradius<br />
leicht unterscheiden. Der Hersteller<br />
bietet die Messerköpfe in vier verschiedenen<br />
Größen an, die mit bis zu sechs<br />
01 Die Dreh-Fräszentren<br />
der Index<br />
R-Baureihe bieten sich<br />
als Basismaschinen fürs<br />
Kegelradverzahnen an<br />
Hartmetall-Schneidplatten bestückt werden<br />
können und über eine Innenkühlung verfügen.<br />
Im Gegensatz zum klassischen Zyklo-<br />
Palloid-Verfahren mit zweiteiligem Messerkopf<br />
werden beim Index-Verfahren zwei<br />
separate Messerköpfe pro Kegelrad eingesetzt.<br />
Dr.-Ing. Sellmeier erklärt: „Durch die<br />
zwei separaten Messerköpfe können wir<br />
höhere Messerkopfgängigkeiten realisieren<br />
und erreichen dadurch eine höhere Zerspanleistung<br />
und eine größere Freiheit bei<br />
der Tragbildkorrektur.“<br />
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GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
02 03<br />
04<br />
02 Die Dreh-/Fräszentren besitzen eine<br />
Haupt- und Gegenspindel<br />
03 Um solche spiralverzahnten Kegelräder<br />
herzustellen, war früher eine spezielle<br />
Ver zahnungsmaschine notwendig<br />
04 Ein entscheidender Vorteil bei der<br />
Herstellung von Kegelrädern aus Stangenmaterial<br />
ist die Komplettbearbeitung<br />
Auf einer einzigen Maschine<br />
Während in der klassischen Verzahnungsprozesskette<br />
das Werkstück zum Drehen,<br />
Bohren und Fräsen, Verzahnen sowie Entgraten<br />
auf mehreren einzelnen Maschinen<br />
gespannt werden muss, verfolgt der Werkzeugmaschinenhersteller<br />
den Ansatz, alle<br />
Operationen auf dem Dreh-Fräszentrum<br />
ablaufen zu lassen. Die Kegelräder werden<br />
dort gedreht, gebohrt, gefräst und schließlich<br />
verzahnt. Es lassen sich auch Bürsten<br />
zum Entgraten einwechseln. Die Weich-<br />
bearbeitung ist damit komplett abgeschlossen,<br />
mit einer prozesssicheren Verzahnungsqualität<br />
von IT5. Im Anschluss daran<br />
erfolgt das Härten. Eine abschließende<br />
Feinbearbeitung ist in der Regel nur noch<br />
für das Einbaumaß und die polygonale<br />
Welle/Nabe-Verbindung erforderlich.<br />
Die Vorteile beginnen bereits beim Materialeinsatz.<br />
Da die R-Baureihe Stangenmaterial<br />
verarbeiten kann, ist ein automatisierter<br />
Betrieb auch ohne Werkstückhandhabungssystem<br />
möglich. Zur automatischen Teileabführung<br />
steht ein integriertes Portalabnahmesystem<br />
zur Verfügung. Durch die<br />
vorder- und rückseitige Komplettbearbeitung<br />
mit verschiedenen Zerspanungstechniken<br />
ergeben sich kürzere Durchlaufzeiten<br />
und ein eindeutiger Stückzeitvorteil.<br />
Dr.-Ing. Volker Sellmeier nennt Zahlen:<br />
„Wenn wir die für unsere Werkzeughalter<br />
typischen Kegelräder mit Modul 1,15 mm<br />
und ca. 25 Zähnen von der Stange komplett<br />
bearbeiten, erreichen wir mittlerweile eine<br />
Stückzeit von unter 3 min. Der Anteil der<br />
Verzahnung beträgt dabei rund 30 s.“<br />
Während herkömmliche Verzahnungsmaschinen<br />
kein Werkzeugwechselmagazin<br />
besitzen, lassen sich bei der Index R200/<br />
R300 u. a. Geschwisterwerkzeuge bevorraten<br />
und bei Bedarf einwechseln, wodurch<br />
eine autonome Fertigung über mehrere<br />
05 Dr.-Ing. Volker Sellmeier: „Mit dem neuen<br />
Verfahren lassen sich Vorteile hinsichtlich<br />
Stückzeit, Prozess und Qualität erzielen.“<br />
Stunden möglich wird. Die Komplettbearbeitung<br />
bringt außerdem Qualitätsvorteile<br />
mit sich. Dadurch, dass die Verzahnung<br />
und die polygonale Welle/Nabe-Verbindung<br />
in einer Aufspannung entstehen, werden<br />
Umspannfehler vermieden und enge<br />
Form- und Lagetoleranzen eingehalten.<br />
Für Klein- und Großserien<br />
Die Investition ist gegenüber Spezialmaschinen<br />
verhältnismäßig gering. Auch die<br />
Verbrauchskosten halten sich in überschaubaren<br />
Grenzen, da die Messerköpfe mit austauschbaren<br />
Schneidplatten bestückt sind.<br />
Dafür ist die Flexibilität hoch: Neben der<br />
Stangenbearbeitung, die sich in erster Linie<br />
für kleine Stückzahlen anbietet, empfiehlt<br />
es sich für eine Serienfertigung die R-<br />
Maschine als reine Verzahnungsmaschine<br />
zu nutzen und auf Haupt- und Gegenspindel<br />
zeitgleich zu verzahnen. Dr.-Ing. Volker<br />
Sellmeier erklärt: „Hierfür ist der Einsatz<br />
einer automatisierten Werkstückbe- und<br />
entladeeinrichtung notwendig, die die<br />
Rohlinge einwechselt und die Fertigteile<br />
schonend abführt. Wir bieten einen Vierfachgreifer<br />
an, der mit zwei Stationen an<br />
Haupt- und Gegenspindel die fertigen Teile<br />
abgreift, schwenkt und sie dann mit Rohlingen<br />
bestückt. So nutzen wir die Maschine<br />
quasi als Doppelspindler und halbieren die<br />
Stückzeit.“ Und letzten Endes bleibt die<br />
„Verzahnungsmaschine“ natürlich auch als<br />
Dreh-Fräszentrum vielseitig einsetzbar.<br />
www.index-traub.com
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
Vorausschauende Instandhaltung<br />
für Getriebe<br />
Die GfM bietet Systeme und Services rund um Online-Condition-<br />
Monitoring und Offline-Maschinendiagnose für mechanische<br />
Antriebe, die der vorausschauenden Instandhaltung dienen.<br />
Neu ist das Offline-Schwingungsdiagnosesystem Peakstore5xx<br />
(„xx“ steht für die mögliche Anzahl von Schwingungskanälen: 04,<br />
08 oder 12). Zusätzlich werden maximal zwei Drehzahlkanäle<br />
erfasst. Das System lässt sich über eine<br />
App auf einem Smartphone fernsteuern.<br />
Die Diagnose erfolgt vorzugsweise<br />
durch eine Ordnungsanalyse. So hat<br />
die Drehzahlwelligkeit keinen Einfluss<br />
und die Messergebnisse sind<br />
zuverlässig. Die Bedienung wird über<br />
einen integrierten Tablet-PC sowie die<br />
Software PAM realisiert. Dort kann man<br />
Messdaten direkt ansehen und vor Ort analysieren sowie Zusatzinformationen<br />
wie Fotos und Messprotokolle speichern. Oder<br />
man versendet alle Daten an einen Dienstleister wie GfM, der<br />
einen unabhängigen Diagnosebericht erstellt. Das Gehäuse des<br />
Peakstore5xx ist industrietauglich ausgeführt. Es können<br />
Messzeiten von 1,5 s bis zu 164 s sowie unbestimmt eingestellt<br />
werden. Bei der unbestimmten Messzeit können bei zwölf<br />
Kanälen mit je 51,4 kHz Abtastrate ca. vier Stunden Messdaten<br />
aufgezeichnet werden.<br />
www.maschinendiagnose.de<br />
Größtes Industriegetriebe im Blockgehäuse<br />
für marokkanische Phosphatgrube<br />
Ein Industriegetriebe mit 240 000 Nm<br />
Nenndrehmoment und zahlreichen<br />
anwendungsspezifischen<br />
Anpassungen hat Nord Drivesystems<br />
für eine marokkanische<br />
Phosphatgrube projektiert. Es<br />
handelt sich um das bis dato<br />
größte Antriebssystem mit<br />
einteiligem Getriebegehäuse<br />
und besteht aus einem Kegelrad-Industriegetriebe<br />
des Typs SK 15407, einem Mittelspannungsmotor<br />
mit 450 kW Nennleistung, einer<br />
Motorschwinge, einer Flüssigkeitskupplung und einer<br />
elektrohydraulischen Bremse. Nord hat 26 Systeme nach strengen<br />
Spezifikationen des Kunden und unter Berücksichtigung der<br />
Umgebungs- und Betriebsbedingungen konfiguriert. Sie bewegen<br />
ein über 2 km langes Förderband, das Phosphaterz mit einem<br />
Gewicht von mehreren Hundert Tonnen transportiert. Die<br />
Heavy-Duty-Getriebekonfiguration bietet maximale Verfügbarkeit<br />
und eine hohe Toleranz gegenüber Lastspitzen und Schlägen. Das<br />
Blockgehäuse wirkt Leckage entgegen und ermöglicht eine<br />
kompakte Ausführung mit hoher Radial- und Axialbelastbarkeit.<br />
Für die Aufstellung stehen alle sechs Getriebeseiten zur<br />
Verfügung; zusätzlich ist eine Flanschbefestigung möglich.<br />
www.nord.com<br />
Für Sie immer in Bewegung!<br />
DAS ist eine STADTvilla!<br />
BRECO ® ATN -<br />
Das Original.<br />
Vielseitig. Präzise.<br />
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Mehr Informationen unter<br />
www.breco.de/atn<br />
BRECO ist Mitglied in der<br />
Mulco Europe EWIV<br />
BRECO ® ATN - Der Zahnriemen mit schnell austauschbaren Profilen für<br />
den Transport verschiedenster Güter in einem Transportsystem.
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
Jetzt wird’s sauber<br />
Edelstahlantriebe für die hygienische Produktion<br />
Edelstahlgetriebemotoren den Vorteil der<br />
hohen Korrosionsbeständigkeit und bieten<br />
eine hohe Resistenz gegenüber scharfen<br />
Chemikalien. Einsetzbar sind die Edelstahlgetriebemotoren<br />
in einem Temperaturbereich<br />
von –35 bis +100 °C und gelten aufgrund<br />
ihrer Wirkungsgradoptimierung als<br />
wirtschaftlich (≥ 0,75 kW, IE3).<br />
Das Absplittern von Lack oder<br />
Metall aufgrund aggressiver<br />
Reinigungsmittel kann in vielen<br />
Branchen zu erheblichen<br />
Produktionsproblemen führen.<br />
Teure Rückrufaktionen von<br />
Produkten sowie rechtliche<br />
Konsequenzen können die Folge<br />
sein. Die von Gemoteg vertriebenen<br />
Edelstahlantriebe helfen dabei,<br />
dieses Problem in Zukunft aus der<br />
Produktion zu beseitigen.<br />
Die Edelstahlgetriebe und Edelstahlmotoren<br />
sind allesamt komplett aus Edelstahl<br />
gefertigt und deshalb hygienischer<br />
und korrosionsbeständiger als Aluminiumoder<br />
Graugussantriebe. Die Edelstahlantriebe<br />
eignen sich daher für alle Einsatzgebiete,<br />
in denen hygienisch und absplitterfrei<br />
produziert werden soll – zum Beispiel für<br />
den Einsatz in der Lebensmittel-, Fleischund<br />
Getränkeindustrie, in Pharmazie und<br />
Chemie und den Schiffsbau.<br />
Edelstahlantriebe sind keimfreier, korrosionsbeständiger<br />
und resistenter als lackierte<br />
Antriebe. Entsprechende von der FDA (Nahrungs-<br />
und Arzneimittelzulassungsbehörde)<br />
zugelassene Öle, insbesondere für den Einsatz<br />
in der Lebensmittelindustrie, lassen sich<br />
jederzeit einfüllen. Darüber hinaus bieten<br />
Die Edelstahlantriebe<br />
von<br />
Gemoteg halten<br />
auch aggressiven<br />
Reinigungsmitteln<br />
stand<br />
Flexibel erweitern<br />
Die Schneckengetriebe sowie die Stirnradvorstufen<br />
sind gefertigt aus AISI 304 Edelstahl<br />
mit der Werkstoffnummer 1.4301. Die<br />
Edelstahlmotoren sind gefertigt aus AISI<br />
316L Edelstahl mit der Werkstoffnummer<br />
1.4404. Der anbaubare Motorleistungsbereich<br />
bewegt sich bei diesen Antrieben<br />
zwischen 0,12 und 1,5 kW mit Drehmomenten<br />
zwischen 21 und 651 Nm. Die Antriebe<br />
sind mit einer Untersetzung von<br />
i = 7–100 sowie einer Schutzklasse bis IP67<br />
in den Baugrößen I30, I45, I50, I63, I85 & I11<br />
erhältlich. Sie können optional erweitert<br />
werden, z. B. um Sonderwellen, Sonderflansche<br />
oder Edelstahlhohlwellen. Außerdem<br />
möglich sind ein NEMA-Motoreingang<br />
sowie FDA zugelassene Öle und Edelstahlkupplungen<br />
mit Sternen aus Edelstahl. Als<br />
Zubehör sind Abtriebsflansche, Abtriebswellen,<br />
Füße, Schutzkappen und Distanzringe<br />
erhältlich.<br />
Kupplungsstern aus Edelstahl<br />
Eine Besonderheit ist der für Edelstahlantriebe<br />
kompatible Kupplungsstern – ebenfalls<br />
aus Edelstahl. Er ist elastisch und<br />
zugleich schwingungsdämpfend. Er wird<br />
vorwiegend kombiniert mit Stahl-, Grauguss-<br />
oder hartcoatierten Aluminiumnaben<br />
eingesetzt. Im Gegensatz zu anderen Kupplungssternen,<br />
können korrosive Umgebungen<br />
ihm nichts anhaben. Er besitzt eine<br />
hohe Temperaturfestigkeit bis 500 °C bei<br />
nahezu konstanter Drehmomentkapazität.<br />
Drehsteifigkeit und Dämpfung zeichnen<br />
ihn ebenso aus wie seine chemische Beständigkeit.<br />
Darüber hinaus ist der Stern<br />
resistent gegen aggressive Umwelteinflüsse.<br />
Er ist elektrisch leitend und hydrolysefest.<br />
Besonders geeignet ist der Edelstahl-Kupplungsstern<br />
für die Bereiche Maschinenbau,<br />
Chemieindustrie, Lebensmittelindustrie,<br />
Automobilindustrie, Hydraulikaggregate,<br />
Stahlwerke sowie die Medizinische und<br />
Pharmazeutische Industrie.<br />
www.gemoteg.de<br />
30 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
Mehr Kraft an der Welle<br />
Bis zu doppelt so hohe maximale Drehmomente liefern drei<br />
neue Typen der Getriebebaureihe G500 von Lenze. Die<br />
Kegelradgetriebe G500-B lassen sich in ihrer zwei- und dreistufigen<br />
Ausführung platzsparend in Maschinen integrieren,<br />
liefern fein gestufte Übersetzungen bis i = 360 und ein Drehmoment<br />
bis 20 000 Nm. Die Stirnradgetriebe G500-H erreichen<br />
in zwei- und dreistufigen Ausführungen Drehmomente bis<br />
14 000 Nm bei einer Übersetzung bis i = 370. Die Flachgetriebe<br />
G500-S zeichnen sich durch ihre schmale Bauform aus. Das<br />
Drehmoment erreicht in zwei- und dreistufiger Ausführung<br />
19 000 Nm mit fein gestuften Übersetzungen bis i = 500. Alle<br />
Typen sind so konstruiert, dass Motoren weniger Energie<br />
aufbringen müssen, weil die Verluste so gering sind: Ihr<br />
Wirkungsgrad liegt über 94 %. So steigt die Energieeffizienz,<br />
während die Eigenerwärmung sinkt – was eine längere<br />
Gebrauchsdauer begünstigt. Passende IE3-Motoren bietet der<br />
Hersteller mit den Reihen M240-P und M550-P an.<br />
www.lenze.com/de<br />
Effizient: Becherwerksantriebe<br />
mit<br />
Hilfsantrieb<br />
Go!<br />
Your BFK470<br />
setting the standard<br />
In den Becherwerksantrieben<br />
aus dem Hause Currax zum<br />
Transport von Schüttgut<br />
kommen ab sofort neben den<br />
Flender-Zahnrad getrieben als<br />
Hauptantrieb nun auch<br />
Simogear-Getriebemotoren von<br />
Siemens zum Einsatz. Diese<br />
ermöglichen einen ressourcenschonenden<br />
Last- oder Wartungsbetrieb.<br />
Die Simogear-Motoren<br />
sind durch Aluminiumgehäuse<br />
und integrierten Lagerschild<br />
sehr kompakt und zeigen dabei<br />
ein hohes Drehmoment. Ihr<br />
Einsteckritzel-Prinzip macht sie<br />
energieeffizient. Die Flender-<br />
Zahnradgetriebe aus dem<br />
Baukasten können individuell<br />
auf die Anwendung abgestimmt<br />
werden. Es gibt sie als Stirnrad-,<br />
Kegelstirnrad- sowie als ein- und<br />
mehrstufige Planetengetriebe,<br />
die einen Drehmomentbereich<br />
von 2 000 bis 2 600 000 Nm<br />
abdecken. Als Kupplung für den<br />
Becherwerksantrieb bietet das<br />
Unternehmen die Nockenkupplung<br />
N-Eupex von Flender<br />
Siemens an. Sie zeichnet sich<br />
durch ihre Drehnachgiebigkeit<br />
und dämpfende Eigenschaften<br />
aus, die zu einem Ausgleich von<br />
Wellenverlagerungen führen.<br />
Genau nach Ihren Vorgaben:<br />
BFK470 – das neue IP66 Baukastensystem<br />
Ob in Krananlagen, Windrädern, Autowaschstraßen<br />
oder Textilmaschinen – mit der BFK470 setzen wir die<br />
Maßstäbe in punkto Schutzart, Bremsmomenttoleranz<br />
und Lieferzeit. Wir liefern Ihnen kundenspezifische<br />
Lösungen und kompromisslose Qualität – weltweit.<br />
Wir setzen die Standards.<br />
www.currax.net<br />
www.intorq.de
HYDRAULIK UND PNEUMATIK<br />
Applikationsabhängig anpassbar<br />
Antriebskonzept bietet Lösung bei Problemkonstellationen von Linearachsen<br />
Bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass bewährte Lösungsvarianten bei<br />
Linearantrieben einige Schwachstellen aufweisen, die sich bei manchen Applikationen<br />
störend bemerkbar machen. Mangels möglicher Alternativen werden diese aber meist<br />
akzeptiert. Im Folgenden wird ein neues hybrides Antriebskonzept vorgestellt, dass in<br />
vielen Fällen einen Ausweg aus solchen Zwickmühlen darstellen kann. Prof. Dr. Ing. Peter<br />
Anders, X-Dot Engineering, Dr. Ing. Michael Scheidt, Hydac International GmbH und<br />
Dr. Ing. Frank Bauer, Hydac Technology GmbH, erläutern die Ausführungen genauer.<br />
Prof. Dr. Ing. Peter Anders ist Systementwickler<br />
bei X-Dot Engineering in Schömberg<br />
Dr. Ing. Michael Scheidt ist Leiter Hydac KineSys<br />
Antriebssysteme bei der Hydac International GmbH<br />
in Sulzbach<br />
Dr. Ing. Frank Bauer ist Leiter Hydac Speichertechnik<br />
bei der Hydac Technology GmbH<br />
in Sulzbach<br />
Was die Antriebstechnik betrifft, so kann<br />
man z. B. bei der Suche im Internet<br />
in Anbetracht der zahllosen angebotenen<br />
Varianten, Spezial- und Sonderlösungen<br />
den Eindruck gewinnen, als hätte man für<br />
alle anwendungsspezifischen Forderungen<br />
die passende Lösung parat. Bei genauerem<br />
Hinsehen jedoch findet man recht schnell,<br />
vor allem bei Linearantrieben, tatsächlich<br />
einige prinzipbedingte Schwachstellen die<br />
als scheinbar unvermeidlich akzeptiert,<br />
aber im Grunde einfach störend sind.<br />
Schwachstellen konventioneller<br />
Linearantriebe<br />
So ist zum Beispiel bei hydraulischen und<br />
pneumatischen Antrieben die Verbindung<br />
zwischen Druckquelle und Verbraucher<br />
über Schläuche oder Rohrleitungen oft<br />
hinderlich. Auch die Bereitstellung der<br />
Druckquelle selbst, wie Kompressor oder<br />
Hydraulikaggregat, als eine relativ voluminöse<br />
Baugruppe ist letztlich störend.<br />
Elektrische Antriebe andererseits, die ihre<br />
Leistung über hohe Drehzahlen bei vergleichsweise<br />
geringen Geschwindigkeiten<br />
erzeugen, benötigen hoch übersetzende Getriebe,<br />
was wegen der Selbsthemmung eine<br />
externe Notbetätigung der Achse erschwert.<br />
Eine genaue und reibungsarme Umsetzung<br />
der rotatorischen Motorbewegung in eine<br />
Linearbewegung über Kugelumlaufspindeln<br />
ist eine bewährte Technik, bei rauen Anwendungen<br />
mit Stößen und stetig wiederkehrenden<br />
Positioniervorgängen an gleicher<br />
Stelle ergeben sich jedoch häufig Probleme<br />
mit der geforderten Standzeit.<br />
32 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
NEWSLETTER<br />
Der E-Mail-Service<br />
für Anwender<br />
aus dem gesamten Umfeld<br />
mechanischer und<br />
elektrischer Antriebstechnik.<br />
Aktuelle Nachrichten<br />
rund um mechanische,<br />
thermische und elektrische<br />
Antriebstechnik,<br />
sowie deren Steuerungen<br />
und Regelungen.<br />
01 Prinzip der Kompaktachse<br />
02 Zwei mögliche Eilgangschaltungen<br />
mit der Übersetzung 1:1,5 und 1:2<br />
03 Hochvariables Konzept – Hub, Antrieb,<br />
Bauform, Leistungsbereich, Performance sind<br />
applikationsabhängig anpassbar<br />
Für Hydraulikzylinder existiert nach wie vor<br />
keine kolbenstangenlose Ausführung wie<br />
in der Pneumatik. Der Differenzialzylinder<br />
vermeidet zwar eine Kolbenstange, hat aber<br />
verfahrrichtungsabhängig unterschiedliche<br />
Eigenschaften, was regelungstechnisch ungünstig<br />
ist. Zudem muss hier das Pendelvolumen<br />
– also das „Ölvolumen“ der Kolbenstange<br />
– stellungsabhängig in den Zylinder<br />
gefördert werden, damit wird die minimal<br />
nötige Tankgröße mit dem Zylinderhub größer.<br />
Jeder Tank hat wiederum eine freie<br />
Flüssigkeitsoberfläche und muss damit in<br />
horizontaler Lage bleiben, Schwenkbewegungen<br />
des Antriebs erfordern entsprechende<br />
flexible Leitungsverbindungen.<br />
Hydraulische Zylinderantriebe werden<br />
meist widerstandsgesteuert über Ventile<br />
betrieben, was zum einen energetisch<br />
ungünstig ist und zum andern gewisse<br />
Druckniveaus erfordert.<br />
Die präzise Regelung<br />
pneumatischer<br />
Antriebe ist<br />
anspruchsvoll,<br />
wenn bei langen<br />
Hüben oder<br />
großen Kolbendurchmessern<br />
große Luftmassen zu händeln<br />
sind. Mit Blick auf diese Mängelliste ist es<br />
nicht überraschend, dass es bei der Lösung<br />
zahlreicher Anwendungsfälle zu signifikanten<br />
Zielkonflikten kommt. Natürlich werden<br />
auch diese Aufgaben irgendwie gelöst, bei<br />
kleineren Hubvolumina oft pneumatisch,<br />
häufig elektrisch oder bei größeren Hüben<br />
und Kräften auch hydraulisch.<br />
LEAD – Linear Efficient<br />
Autonomic Drive<br />
Genau an dieser Stelle setzt ein Antriebskonzept<br />
an, das auf einer einfachen Idee<br />
von Professor Peter Anders basiert und im<br />
Hause Hydac zu einem funktionstauglichen<br />
Prototyp weiterentwickelt wurde. Es ist ein<br />
hybrides Konzept, d. h. die Kraft- bzw. Leistungsübertragung<br />
ist hydraulisch. Die Regelung<br />
findet auf der elektromechanischen<br />
Antriebsseite statt. Im kleinen und mittleren<br />
Jetzt<br />
kostenlos<br />
anmelden!<br />
IMMER<br />
AKTUELL<br />
INFORMIERT<br />
http://bit.ly/News_VFV
HYDRAULIK UND PNEUMATIK<br />
04 Kompaktachse als Plug & Play System<br />
mit aufgebautem Antriebsregler<br />
Leistungsbereich können Leichtbauelemente<br />
wie in der Pneumatik zum Einsatz<br />
kommen.<br />
Im Gegensatz zu vielen ähnlich aufgebauten<br />
hydraulischen Linearachsen, handelt<br />
es sich hierbei um eine wahre Kompaktachse.<br />
Wobei generell die Frage zu stellen<br />
ist, ob bei diesen „Kompakt“-Antrieben<br />
mehr die Kompaktheit im Sinne einer<br />
kleinvolumigen Bauweise oder die Autarkie<br />
im Sinne einer in sich geschlossenen dezentralen<br />
Plug-and-Play Komponente im<br />
Vordergrund steht.<br />
Die einfache Idee dieser Achse besteht<br />
darin, einen Hydraulikzylinder als Verbund<br />
von mehreren Zylinderkammern so aufzubauen,<br />
dass beim Einfahren und beim Ausfahren<br />
der gleiche Volumenstrombedarf<br />
gegeben ist. Es handelt sich gewissermaßen<br />
um einen Differenzialzylinder mit nur<br />
einer Kolbenstange, der ein symmetrisches<br />
Gleichgangverhalten hat und kein Pendelvolumen<br />
erzeugt. Es gibt somit keinen<br />
Tank, die jeweilige Niederdruckseite ist das<br />
Fluidreservoir. Abgesehen von dem kleinen<br />
Kompressionsvolumen befindet sich in den<br />
Verdrängerkammern in der Summe immer<br />
das gleiche Fluidvolumen.<br />
Umschaltbares Übersetzungsverhältnis<br />
ohne Getriebe<br />
Neben den vorteilhaften Merkmalen, wie<br />
der Verzicht auf den Tank, der Vermeidung<br />
von Drucksprüngen bei Geschwindigkeitsumkehr,<br />
der guten Regelbarkeit, der beliebigen<br />
Schwenkbarkeit im Raum etc., bietet<br />
der Lead-Antrieb eine weitere Möglichkeit:<br />
Durch einfaches Umschalten der<br />
Kammerverbindungen lässt sich ein Übersetzungsverhältnis<br />
von 2:1 bzw. 1,5:1 erreichen.<br />
So kann ohne Getriebe ein Eilgang<br />
realisiert werden, wobei im Gegensatz zur<br />
bekannten Eilgangsschaltung bei Differenzialzylindern<br />
hier der Eilgang in beide<br />
Fahrtrichtungen möglich ist und auch im<br />
Eilgang an jeder Position geregelt angehalten<br />
werden kann.<br />
Der mehrkammerige Verbundzylinder<br />
arbeitet wie eine hydraulische Schubstange,<br />
die von einer Pumpe getrieben<br />
wird. Die Pumpe<br />
ist direkt mit dem Elektromotor<br />
verbunden. Der<br />
Elektromotor ist damit<br />
das Stellglied des Antriebssystems,<br />
dessen Drehwinkeländerung<br />
erzeugt den Kolbenhub. Die Größen<br />
Kolbenfläche und Pumpenfördervolumen<br />
bilden die beiden Freiheitsgrade, um die<br />
hydraulische Antriebsleistung ideal auf die<br />
leistungsbildenden Größen Moment und<br />
Drehzahl zu verteilen.<br />
Der Lead kann gesteuert oder geregelt<br />
betrieben werden. Im Fall einer Regelung<br />
wird die Regelgüte entscheidend durch<br />
die Performance der gewählten Sensorik<br />
und der elektrischen Antriebsvariante beeinflusst.<br />
Die Palette reicht hier vom einfachen<br />
FU-gesteuerten Asynchronmotor<br />
bis zum hochdynamischen Servomotor. Es<br />
lassen sich Weg- und Druckregelungen als<br />
Festwert- und als Folgeregelung aufbauen.<br />
Diese Regelungen sind in den Hydac-Kinesys-Antriebreglern<br />
integriert. Sogar ein<br />
schlagfreier Wechsel zwischen Weg- und<br />
Kraftregelung im Betrieb unter Last („ablösende<br />
Regelung“) ist möglich. Gerade diese<br />
Möglichkeit einer ablösenden Regelung<br />
„on the fly“ besteht bei pneumatischen und<br />
elektrischen Standardlösungen im Normalfall<br />
nicht.<br />
Echter Vierquadrantenbetrieb –<br />
einfache Notbetätigung<br />
Dieser Linearantrieb bietet die Möglichkeit,<br />
sich bedarfsgerecht an Anforderungen spezieller<br />
Applikationen anzupassen. Die erreichbare<br />
Hublänge ist primär nur durch<br />
die mechanische Festigkeit des Verbundzylinders<br />
limitiert und damit allen anderen<br />
Alternativen überlegen. Die Komponenten<br />
in der Leistungskette Elektromotor – Pumpe –<br />
Hydrolinearzylinder sind frei konfigurierbar<br />
und können unter den verschiedensten<br />
technischen oder auch preislichen Gesichtspunkten<br />
ausgewählt werden. Die Anforderungen<br />
für die elektrische Endstufe in<br />
diesen Betriebsquadranten können durch<br />
vergleichsweise einfache Maßnahmen im<br />
hydraulischen Teil des Systems entscheidend<br />
verringert werden. Hierzu gehören<br />
hohe Anforderungen an die Positioniergenauigkeit<br />
oder große rücktreibende Lasten<br />
im zweiten oder vierten Quadranten<br />
des Leistungskennfeldes.<br />
Eine weitere Stärke dieses variablen Konzepts<br />
ist seine Robustheit. Lastschläge bei<br />
rauen Anwendungen werden von der elastischen<br />
Ölsäule aufgefangen und führen<br />
nicht zu Beschädigungen mechanischer<br />
Komponenten. Im Fall eines Ausfalls der<br />
Druckversorgung kann der Antrieb nach<br />
Betätigen eines Kurzschlussventils über<br />
eine externe Kraft in die Nullposition zurückgefahren<br />
werden.<br />
Testergebnisse bestätigen<br />
Vorteile<br />
Das Lead-Antriebskonzept bietet die Möglichkeit,<br />
Linearachsen zu realisieren, die<br />
wegen ihrer speziellen Eigenschaften für<br />
viele der o. g. Problemkonstellationen, vor<br />
allem im unteren und mittleren Leistungsbereich,<br />
eine Alternative sind und den eingangs<br />
angesprochenen „weißen Fleck“ im<br />
Angebotsspektrum bedienen kann. Dieses<br />
Antriebskonzept hat das Entwicklungsstadium<br />
verlassen und sich auf dem Prüfstand<br />
bewährt. Die Testergebnisse bestätigen die<br />
beschriebenen Vorteile. Durch geeignete<br />
Pilotanwendungen können die Antriebe im<br />
realen Einsatz ihre Leistungsfähigkeit beweisen.<br />
Bei geeigneten Stückzahlen kann<br />
auf Produktionsprozesse zurückgegriffen<br />
werden, die z. B. durch Einsatz von stranggussbasierten<br />
Bauteilen weitere große Potenziale<br />
eröffnen.<br />
Parallel dazu ist dieses Konzept eines<br />
hybriden Linearantriebs auf der Basis eines<br />
Mehrkammerzylinders nach Professor Anders<br />
Gegenstand weiterführender Untersuchungen<br />
im Rahmen eines vom VDMA geförderten<br />
Gemeinschaftsforschungsprojekts am<br />
Institut für Fluidtechnik von Professor Weber<br />
an der TU Dresden.<br />
www.hydac.com<br />
34 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
HYDRAULIK UND PNEUMATIK<br />
Fünfte Filtermaterialgeneration senkt Betriebskosten<br />
www.boschrexroth.de<br />
Für den ausfallsicheren Betrieb von hydraulischen Anlagen ist eine optimale Filtration<br />
des Fluidmediums von entscheidender Bedeutung. 80 % aller Ausfälle gehen auf<br />
verunreinigtes Fluidmedium zurück. Die auslösenden Partikel sind dabei mit dem<br />
bloßen Auge nicht erkennbar. Neue Filtermedien der fünften Generation von Rexroth<br />
halten diese Verunreinigungen zuverlässig zurück. Gleichzeitig senken sie die Betriebskosten<br />
durch eine deutlich verlängerte Standzeit der Filterelemente. Erstmals rüstet<br />
darüber hinaus ein Hersteller alle Filterelemente in Normgrößen grundsätzlich mit<br />
einem Antistatik-Vlies aus. Das verhindert schädigende elektrische Entladungen bei<br />
zink- und aschefreien Hydraulikölen. Die neu entwickelten Filterelemente sind serienmäßig<br />
mit einem zusätzlichen leitfähigen Vlies ausgestattet. Dieses sorgt für einen<br />
Ladungsaustausch zwischen Öl und Filtermaterial und reduziert damit das Risiko der<br />
elektrostatischen Auf- und Entladung im Filter.<br />
Funkenfreier Betrieb<br />
WIR STEHEN AUF<br />
ELEKTRISCHE ANTRIEBE<br />
Ein kompakter Druckluftmotor<br />
für explosionsgefährdete<br />
Anwendungsgebiete mit hohem<br />
Wirkungsgrad und Flexibilität ist<br />
der Huco Dynatork 3. Dieser<br />
gewährleistet einen funkenfreien<br />
Betrieb und eignet sich so für<br />
den Einsatz in der Atex-Zone 1,<br />
z. B. für Anwendungen in der<br />
Holzverarbeitung, Mineralölindustrie,<br />
Papier- und Beschichtungsindustrie,<br />
Lebensmittelverarbeitung<br />
und aufgrund<br />
erschwerter Ortbarkeit auch in<br />
der Verteidigungsindustrie.<br />
Seine Technologie mit frei<br />
beweglichen Kolben minimiert<br />
die Leckluftmenge am Kolben.<br />
Sie sorgt dafür, dass der Großteil<br />
der in der Druckluft vorhandenen<br />
Energie in Bewegung<br />
umgewandelt wird. Ein<br />
integriertes Drehventil<br />
beaufschlagt die einzelnen<br />
Kolben jeweils mit bis zu<br />
6,89 bar Luftdruck und<br />
ermöglicht eine unmittelbare<br />
Drehmomentübertragung.<br />
Darüber hinaus kann der Motor<br />
mit Drehmomentsensoren<br />
ausgestattet werden. Die somit<br />
mögliche automatische<br />
Regelung erlaubt eine präzise<br />
Positionierung ohne teure<br />
Steuerelektronik.<br />
breites Produktspektrum<br />
schnelle Installation<br />
einfache Bedienung<br />
Mehr Flexibilität für Ihre Produktion bieten<br />
unsere elektrischen Antriebe mit einer großen<br />
Bandbreite an Geschwindigkeiten, Hüben und<br />
Nutzlasten. Die neue Präzisionsausführung<br />
LEJSH ermöglicht eine Positioniergenauigkeit<br />
von ± 0,01 Millimetern.<br />
Gestalten Sie mit uns Automatisierungslösungen der Zukunft!<br />
www.smc.de • www.smc-iac.de<br />
www.huco.com
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
Upgrades für extreme Lasten<br />
Lagerauswahl bei der Modernisierung von Walzwerken<br />
01 Walzen-Biegespannung<br />
Aktuell werden Walzwerke<br />
marktweit mit niedrigen<br />
Investitionen in neue Ausrüstung<br />
und hohen Anforderungen an die<br />
Produktionsmengen konfrontiert.<br />
Die Werke altern, aber ihre<br />
Einsatzbelastung nimmt zur<br />
Steigerung der Produktivität stark<br />
zu. Dementsprechend wird nach<br />
der Modernisierung von<br />
Walzwerken verlangt. Die Auswahl<br />
des geeigneten Lagers kann hier<br />
wesentlich dazu beitragen, eine<br />
erfolgreiche Modernisierungslösung<br />
zu finden.<br />
Nicolae Tudor ist Principal Application<br />
Engineer bei Timken Europe in Ploiesti,<br />
Rumänien<br />
In Walzwerken müssen sowohl Lager als<br />
auch Walzen bei hohen Temperaturen,<br />
Lasten und Geschwindigkeiten Leistungen<br />
erbringen – eine überaus anspruchsvolle<br />
Anwendung. Während des Walzvorgangs<br />
rotiert die Walze, während gleichzeitig<br />
der Walzendruck über die Lager auf das<br />
Walzgut übertragen wird. Ein Punkt auf<br />
dem Walzenzapfen ist einer Zugspannung<br />
mit einem Maximalwert von σ max<br />
ausgesetzt,<br />
während der diametral entgegengesetzte<br />
Punkt einer Druckspannung von<br />
mindestens σ min<br />
ausgesetzt ist. Wenn sich<br />
die Walze um 180° dreht, tauschen diese<br />
Punkte ihre Positionen und Belastungen,<br />
und die Spannung entwickelt sich von σ max<br />
zu σ min<br />
= –σ max<br />
. Im Laufe der Zeit wechselt<br />
die Materialbeanspruchung an diesen beiden<br />
Punkten vielmals zwischen den beiden<br />
Grenzwerten (eine komplette Umkehrung<br />
je Umdrehung). Daher ist der Abschnitt des<br />
Walzenzapfens zwischen dem Lager und<br />
dem Ballen (der Verrundung) einer alternierend<br />
symmetrischen, zyklischen Biegespannung<br />
ausgesetzt, die mit der Rotation<br />
der Walze fluktuiert. Es bedarf einer sorgfältigen<br />
Bewertung, um die maximal zulässige<br />
Spannung zu ermitteln und die geometrischen<br />
Eigenschaften des Übergangs zwischen<br />
Walzenzapfen- und Ballendurchmesser zu<br />
bestimmen (d. h. Fasen und Rundungsradien)<br />
und so die Auswirkungen der Spannungskonzentration<br />
zu kontrollieren.<br />
Timken bietet Anwendern folgende in<br />
genieurtechnische Unterstützung für die<br />
Modernisierung von Walzenzapfen:<br />
n Optimierung des Walzendesigns durch<br />
Maximierung des Walzenzapfendurchmessers<br />
02 Optimierung des<br />
Walzenzapfendurchmessers<br />
03 Zusammengesetzter Rundungsradius<br />
n Konstruktionsunterstützung für einen<br />
zusammengesetzten Rundungsradius<br />
n Auswahl von Lagern mit einem kleineren<br />
Querschnitt (größere Bohrung, gleicher<br />
Außendurchmesser*, gleiche oder kleinere<br />
* Die Modernisierungslösung geht davon aus, dass<br />
dieselben Einbaustücke verwendet werden, was<br />
Lager mit demselben Außendurchmesser erfordert<br />
36 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
04 Vergleich der Lebensdauer der Duraspexx-Hochleistungsserie mit<br />
Standardlagern von Timken im gleichen Bauraum<br />
05 Walzenbelastung und Übergangsradius<br />
Gesamtbreite sowie Spezialfeatures, um<br />
die Lager-Tragzahl beizubehalten oder zu<br />
erhöhen)<br />
Optimierung der<br />
Walzenkonstruktion<br />
Optimierung des Walzenzapfendurchmessers:<br />
In schwer belasteten Walzen, die oft<br />
bei niedrigen Geschwindigkeiten laufen,<br />
wird ein größerer Walzenzapfendurchmesser<br />
benötigt, um der erhöhten Biegespannung<br />
standzuhalten. Aufgrund dessen ist es möglich,<br />
dass eine herkömmliche Schwerlast-<br />
Lagerausführung nicht geeignet ist. Stattdessen<br />
bieten sich Lager mit kleinerem<br />
Querschnitt an – mit demselben Außendurchmesser<br />
wie die Schwerlast-Lager,<br />
aber einer größeren Bohrung. Diese Lager<br />
mit kleinerem Querschnitt bieten ein größeres<br />
Verhältnis zwischen Zapfen und<br />
Ballen (d/D ~ 68 %) und, wo immer möglich,<br />
eine geringere Lagerbreite, wodurch<br />
auch der axiale Abstand zwischen der<br />
Belastungslinie der Walzenanstellung und<br />
der Ballenstirnseite reduziert wird. Der größere<br />
Außendurchmesser des Walzenzapfens<br />
und die reduzierte Biegespannung<br />
verbessern die Leistungsfähigkeit des Walzenzapfens<br />
bei extremer Belastung.<br />
Ersetzen des existierenden Rundungsradius<br />
mit einem zusammengesetzten Rundungsradius:<br />
Klassische Walzenzapfenkonstruktionen<br />
verwenden oft einen einfachen<br />
Radius im Bereich der Verrundung. Timkens<br />
langjährige Erfahrung in der Stahlherstellung<br />
weist jedoch darauf hin, dass diese<br />
Lösung für stark beanspruchte Walzwerke<br />
ungeeignet sein könnte. Stattdessen sollte<br />
der einfache Radius mit einem zusammengesetzten<br />
Rundungsradius ersetzt werden.<br />
Verrundungen mit zusammengesetzten<br />
oder doppelten Radien werden empfohlen,<br />
weil sie eine günstige Belastungsverteilung<br />
über den Rundungsradius bieten. Bild 03<br />
zeigt die Entwicklung der Verrundung mit<br />
zusammengesetztem Radius aus zwei vorgegebenen<br />
Rundungslängen und -höhenmaßen<br />
r a<br />
und r b<br />
, um die maximale Belastung<br />
des Walzenzapfens zu reduzieren. Die<br />
Länge und Höhe der Rundungsradien r c<br />
und r d<br />
kann mittels der folgenden Formeln<br />
ermittelt werden:<br />
r a<br />
= Verrundungslänge (r a<br />
ist aus praktischen<br />
Gründen kleiner als 2,5 r b<br />
)<br />
r b<br />
= Verrundungshöhe<br />
r c<br />
= Hauptradius der zusammengesetzten<br />
Verrundung<br />
r d<br />
= Nebenradius der zusammengesetzten<br />
Verrundung<br />
Lager mit kleinerem<br />
Querschnitt<br />
Timken-Ingenieure nutzen hoch entwickelte,<br />
anwendungsorientierte Computerprogramme,<br />
um Anwendungen und Betriebsumgebungen<br />
abzubilden. Dies resultiert in speziell<br />
ausgelegten Lagern mit einer längeren<br />
Lebensdauer. Um die Lagerleistung in rauen<br />
Umgebungen zu maximieren, hat Timken<br />
die Duraspexx-Hochleistungslagerserie<br />
entwickelt. Duraspexx-Lager haben ein<br />
modifiziertes Design mit Verbesserungen,<br />
die die Lebensdauer in anspruchsvollen<br />
Anwendungen mit rauen Umgebungen<br />
verbessern. Duraspexx-Lager eignen sich<br />
ideal für industrielle Schwerlast-Anwendungen<br />
wie etwa Walzwerke und Getriebe.<br />
Die verbesserten Eigenschaften und kleineren<br />
Querschnitte dieser Lager resultieren<br />
in höheren Lagerkennzahlen. Dank<br />
Konstruktions-Know-how von Timken<br />
erreichen Duraspexx-Lager einen Zuwachs<br />
von 23 % bei den dynamischen Tragzahlen,<br />
sodass die Ermüdungslebensdauer<br />
gegenüber Standard-Lagern von Timken<br />
ansteigt.<br />
Duraspexx-Konstruktionsmerkmale:<br />
n Verbesserte Stahlwerkstoffe mit höherer<br />
Reinheit und Vermeidung jeglicher Form<br />
von Einschlüssen, um von Einschlüssen<br />
verursachte Schäden zu reduzieren<br />
n Oberflächenveredelungsoptionen, um<br />
Schälung und Ermüdung in Umgebungen<br />
mit hohen Temperaturen und dünnen<br />
Schmierfilmen zu reduzieren<br />
n Profilgeometrie, um die Kontaktspannungsverteilung<br />
bei hoher Belastung und/oder<br />
Fehlausrichtung zu optimieren<br />
Fallstudie – existierende Lösung<br />
Diese Anwendung wird auf den Walzen<br />
von Duo-Walzwerken ausgeführt, könnte<br />
aber auf die Stützwalzen von Quarto-Walzwerken<br />
ausgedehnt werden. Bild 05 zeigt<br />
die Walzenbelastung und den aktuellen<br />
Übergangsradius.<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 37
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
06 Ausrundungskonstruktion des<br />
Walzenzapfens: isometrische Ansicht<br />
07 Erweiterte Ansicht des vierreihigen Kegelrollenlagers<br />
Konstruktionsmerkmale des Walzwerks<br />
Walzwerktyp<br />
Walzendurchmesser<br />
Ballenbreite<br />
Verhältnis Zapfen /<br />
Ballen<br />
Distanz<br />
Walzenanstellung<br />
Walzenzapfendurchmesser<br />
Walzenkörpermaterial<br />
E-Modul<br />
Duo-Walzwerk<br />
990 mm<br />
2 180 mm<br />
595 mm<br />
60 %<br />
2 980 mm<br />
Stahl<br />
Poissonzahl 0,3<br />
Streckgrenze<br />
Zugfestigkeit<br />
Max. Walzlast<br />
Max. Walzgeschwindigkeit<br />
210 000 MPa<br />
250 MPa<br />
460 MPa<br />
Betriebsbedingungen<br />
2 200 t (= 21 582 kN)<br />
220 m/min am Bandlauf<br />
Bild 07 zeigt eine erweiterte Ansicht des<br />
vierreihigen Kegelrollenlagers, das aus<br />
zwei doppelten Innenringen, vier einzelnen<br />
Außenringen, einem Innenringabstandsring<br />
und drei Außenringabstandsringen besteht.<br />
Lager<br />
Lager<br />
vierreihiges KRL<br />
M280049DW-M280010<br />
Bauraum 595312 × 844550 × 615950<br />
(Innendurchmesser × Außendurchmesser<br />
× Breite in mm)<br />
Timken-Kennzahl<br />
C90(4) = 4 400 kN<br />
Wie in Bild 08 gezeigt, beträgt die modifizierte<br />
Ermüdungslebensdauer L10a der Lager auf<br />
der am meisten belasteten Reihe 2 800 h.<br />
Da die Außenringe der Lager stationär in den<br />
Einbaustücken sitzen, trägt jeweils nur ein<br />
Teil des Außenrings die Walzlast. Dieser Teil<br />
wird Lastzone genannt. Walzenzapfen-Lageraußenringe<br />
sind auf ihrer Rück- und Vorderseite<br />
in vier Quadranten unterteilt. Diese<br />
Markierungen der Außenringflächen erlauben<br />
es Nutzern, zu protokollieren, welche<br />
Quadranten in der Lastzone benutzt wurden.<br />
Eine bewährte Verfahrenspraxis ist es,<br />
das Lager mit Quadrant Nummer 1 jedes<br />
Außenrings in der Lastzone zu montieren<br />
und dann während nachfolgender Inspektionen<br />
zum jeweils nächsten Quadranten zu<br />
rotieren, bis wieder Nummer 1 erreicht ist.<br />
Die Rotation bei jeder Inspektion erweitert<br />
die Nutzungsdauer des Lagers, indem sie<br />
die Last inkrementell über die gesamte<br />
Laufbahn des Außenrings verteilt. Die<br />
Maximalbelastung des Übergangsbereichs<br />
von 352 N/mm 2 und die Ermüdungslebensdauer<br />
der Walze von 4 400 h werden in<br />
Bild 09 gezeigt.<br />
Die Walze brach im Bereich des Übergangsradius.<br />
Der Kunde bat um Timkens<br />
Unterstützung beim Finden von Lösungen,<br />
die die Stärke des Walzenzapfens verbessern<br />
und die Ermüdungslebensdauer<br />
des neuen Lagers innerhalb akzeptabler<br />
Grenzen halten sollten. Es wurden keine<br />
Probleme mit der existierenden Lagerauswahl<br />
berichtet.<br />
Fallstudie –<br />
Walzenmodernisierung<br />
Timken schlug vor, die Walzenkonstruktion<br />
durch Erhöhen des Walzenzapfendurchmessers<br />
von Ø 595 mm auf Ø 610 mm sowie<br />
Ersetzen des vorhandenen Rundungsradius<br />
durch eine zusammengesetzte Verrundung<br />
zu optimieren. Der Lageraußendurchmesser<br />
und die Breite wurden beibehalten.<br />
Dabei ist zu beachten, dass die Einbaustückabdeckungen<br />
und die Dichtungen<br />
aufgrund der größeren Lagerbohrung ersetzt<br />
werden mussten.<br />
Konstruktionsmerkmale des Walzwerks<br />
Walzendurchmesser<br />
Ballenbreite<br />
990 mm<br />
2 240 mm<br />
Konstruktionsmerkmale des Walzwerks<br />
Walzenzapfendurchmesser<br />
610 mm<br />
Verhältnis Zapfen / Ballen 62 %<br />
Lager<br />
Neues Lager<br />
vierreihiges KRL NP825343-<br />
NP205014<br />
Bauraum 610000 × 844550 × 615950<br />
(Innendurchmesser × Außendurchmesser<br />
× Breite in mm)<br />
Timken-<br />
Kennzahl<br />
Timken-<br />
Kennzahl<br />
C90(4) = 5 020 kN mit<br />
Standardlager von Timken<br />
C90(4) = 6 175 kN mit<br />
Duraspexx-Lagerausführung<br />
Die modifizierte Ermüdungslebensdauer<br />
L10a der Lager beträgt 4 500 h bei Standard-<br />
Lagern von Timken und 9 000 h bei Duraspexx-Lagern.<br />
Die maximale Belastung im<br />
Übergangsbereich (318 N/mm 2 ) und die Ermüdungslebensdauer<br />
der Walzen (6 000 h)<br />
werden in Bild 11 gezeigt.<br />
Ergebnisse der<br />
Walzenmodernisierung<br />
n Maximale Belastung von 352 N/mm 2 auf<br />
318 N/mm 2 reduziert – das entspricht<br />
9,6 %.<br />
n Ermüdungslebensdauer der Walzen von<br />
4 400 h auf 6 000 h erhöht – das entspricht<br />
36 %.<br />
n Ermüdungslebensdauer L10a der Standard-Lager<br />
von Timken von 2 800 auf<br />
4 500 h erhöht – das entspricht 60 %.<br />
n Ermüdungslebensdauer L10a der neuen<br />
Duraspexx-Lager von 2 800 h auf 9 000 h<br />
erhöht – das entspricht 120 %.<br />
Aufgrund von häufigen Walzenzapfenbrüchen<br />
im Bereich der Übergangsradien<br />
wird marktweit nach der Modernisierung<br />
von Walzwerken verlangt. Timken verfügt<br />
über umfangreiche Erfahrungen auf diesem<br />
Gebiet und bietet sowohl technische Unterstützung<br />
bei der Optimierung von Walzenkonstruktionen<br />
als auch Lager mit einem<br />
38 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
08 09<br />
11<br />
10<br />
08 Ansicht modifizierte Lagerlebensdauer L10a<br />
09 Bewertung des Walzenzapfens vor der Modernisierung: maximale<br />
Belastung und Ermüdungslebensdauer<br />
10 Modifizierte Lagerlebensdauer L10a für die existierende Lösung<br />
gegenüber Standard- und Duraspexx-Lagerausführung<br />
11 Bewertung des Walzenzapfens nach der Modernisierung:<br />
Maximalbelastung und Ermüdungslebensdauer<br />
kleineren Querschnitt. Diese Maßnahmen<br />
verbessern die Leistung der Walzen, indem<br />
sie die maximale Belastung verringern und<br />
die Lebensdauer der Walzen und Lager<br />
erhöhen.<br />
www.timken.com<br />
Literaturverzeichnis:<br />
[1] Harris, T. und Kotzalas, M. (2007), “Rolling<br />
Bearing Analysis – Advanced Concepts of Bearing<br />
Technology”<br />
[2] Association of Iron and Steel Engineers (1985),<br />
“The Making, Shaping and Treating of Steel,” 10th<br />
Edition<br />
[3] The Metals Society (1978), “Flat Rolling:<br />
A Comparison of Rolling Mill Types”<br />
[4] ISO 281 (2007), Rolling Bearings – Dynamic Load<br />
Ratings and Rating Life<br />
[5] Timken Engineering Manual – Metals Industry<br />
Edition<br />
[6] Timken Metals Product Catalog<br />
Festgefahren in<br />
alter Technik?<br />
Halle 3 / Stand B 27<br />
info@uhing.com<br />
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neue Möglichkeiten<br />
www.aufglatterwelle.de<br />
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<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 39
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
Leicht, langlebig und<br />
lebensmitteltauglich<br />
Für die Umlenk- und Transportrollen der Marke Xiros hat Igus<br />
eine Systemlösung entwickelt, die jetzt auch in leichter und<br />
FDA-konformer Ausführung erhältlich ist. Die Rollen für Einsätze<br />
in der Etikettier-, Verpackungs- und Lebensmittelindustrie<br />
bestehen aus einem blauen PVC-Rohr sowie zwei Flanschkugellagern<br />
an den<br />
Enden aus<br />
verschleißfestem<br />
Xirodur B180 mit<br />
Edelstahlkugeln.<br />
Die Systemlösung<br />
gibt es in zwei<br />
Baugrößen mit<br />
50 und 63 mm<br />
Außendurchmesser.<br />
Die<br />
leichten Rollen gibt es in Wunschlängen zwischen 100 und<br />
1 000 mm. Im Vergleich zu Edelstahlrohren wiegt das lebensmitteltaugliche<br />
Kunststoffrohr nur rund ein Drittel so viel, was sich auf<br />
die benötigte Antriebsenergie auswirkt, wenn die Rollen selbst –<br />
bspw. in Folienspeichern – bewegt werden. Die trocken laufenden<br />
Polymerkugellager erzielen eine geringere Reibung als<br />
geschmierte Kugellager aus Metall, da die Kugeln den Widerstand<br />
des Schmierstoffs nicht überwinden müssen. Hier haben sie den<br />
Vorteil, dass sie leichter anlaufen als Kugellager aus Metall.<br />
www.igus.de<br />
Dünnringlager unterstützen<br />
Datenübertragung per Laser<br />
Dünnringlager aus dem Hause<br />
Rodriguez sorgen in einem<br />
Laserterminal eines deutschen<br />
Herstellers für eine genaue<br />
Datenübertragung. Mit dem<br />
Laserkommunikationssystem<br />
lassen sich bei aeronautischen<br />
Anwendungen große<br />
Datenmengen übertragen.<br />
So können Luftbilder bereits<br />
während des Fluges zu einer<br />
Bodenstation übertragen<br />
werden – und zwar auch über<br />
sehr große Entfernungen. Das<br />
Terminal für kleine Flugobjekte<br />
besteht aus zwei Einheiten.<br />
Außen am Rumpfbehälter befindet sich die Grobausrichte-Einheit,<br />
die auf einem zweiachsigen Kippmechanismus mit Direktantrieben<br />
basiert, um die Datenverbindung stets aufrecht zu erhalten. Eine<br />
Feinausrichte-Einheit im Inneren des Behälters hat eine spezielle<br />
Sensorik und einen beweglichen Spiegel, um die Vibrationen des<br />
Flugzeugs auszugleichen und die Ausrichtung des Laserstrahls zu<br />
stabilisieren. Die korrosionsbeständigen Ultra-Slim-Dünnringlager<br />
aus Edelstahl werden in der Azimutachse der Grobausrichte-<br />
Einheit eingesetzt.<br />
www.rodriguez.de<br />
Hochgenauigkeits-Zylinderrollenlager<br />
für Werkzeugmaschinen<br />
SKF stellt zwei leistungsfähige Reihen von<br />
Hochgenauigkeits-Zylinderrollenlagern<br />
für Werkzeugmaschinen vor.<br />
Die einreihigen Zylinderrollenlager<br />
sind mit einem außenringgeführten<br />
Fensterkäfig aus kohlefaserverstärktem<br />
Polyetheretherketon<br />
(PEEK) versehen. Die geringere<br />
Anzahl an Rollen sorgt zusammen<br />
mit dem optimierten Käfig dafür,<br />
dass die Lager höhere Drehzahlen<br />
aufnehmen, weniger Reibung<br />
aufweisen und dadurch auch niedrigere<br />
Betriebstemperaturen erreichen. Diese Reihe eignet sich für<br />
Anwendungen mit Wellendurchmessern von 40 bis 80 mm. Die<br />
jüngsten zweireihigen Hochgenauigkeits-Zylinderrollenlager<br />
weisen ein höheres Drehvermögen in herkömmlichen riemengetriebenen<br />
CNC-Drehspindeln bei hoher Steifigkeit auf. Die<br />
Lager haben drei feste Borde am Innenring und einen bordlosen<br />
Außenring. Dank der optimierten inneren Geometrie und des<br />
neuen rollengeführten Kammkäfigs aus glasfaserverstärktem<br />
PEEK können die Lager höhere<br />
Drehzahlen aufnehmen und<br />
C+M GmbH Vorster Heidweg 4 47661 Issum<br />
MULTI-SLIDE, SEVELUB +OERMOGREASE<br />
synth. Schmierfette + Spezialöle(mit u. ohne PTFE)<br />
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Kontakt unter: +49(0)2835/95738 / info@cmgmbh.de<br />
minimieren die erzeugte<br />
Reibungswärme. Diese<br />
Versionen eignen sich für<br />
Wellendurchmesser von 25 bis<br />
130 mm.<br />
www.skf.de<br />
Exakte Lebensdauer-Berechnungen<br />
für Wälzlagerlösungen<br />
Kunden und Ingenieuren der Knapp Wälzlagertechnik steht die<br />
Spezialsoftware Mesys zur Berechnung der Lebensdauer von<br />
anwendungsspezifischen Wälzlagerlösungen zur Verfügung. Die<br />
Software führt Lebensdauerberechnung nach ISO/TS 16281 bzw.<br />
DIN 26281 durch, unter Berücksichtigung der Innengeometrie<br />
des Lagers. Über die Lastverteilung im Wälzlager werden auch<br />
Lagerspiel und Kippwinkel in der Lebensdauer berücksichtigt.<br />
Die Ingenieure geben die Innengeometrie des Lagers vor und<br />
führen mithilfe der Software die Lebensdauerberechnung durch.<br />
Sollte die Innengeometrie nicht vorliegen, kann sie auch aus den<br />
Tragzahlen abgeleitet werden. Die Berechnung liefert zur<br />
vorgegebenen Belastung (Kraft und Kippmoment bzw. Neigung)<br />
die Pressungsverteilung auf die Wälzkörper und die Referenzlebensdauer.<br />
In den Berechnungen werden diverse Parameter<br />
wie Lagerspiel, Spieländerung durch Pressung und Temperatur,<br />
Fliehkraft und Kreiseleffekt sowie elastische Aufweitung von<br />
Lagerringen berücksichtigt.<br />
www.knapp-waelzlagertechnik.de<br />
40 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong><br />
C+M.indd 1 09.12.2016 10:19:08
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
Hochpräzise Axial-Schrägkugellager<br />
Das Unternehmen NSK bietet die<br />
Axial-Schrägkugellager der BSBD-Serie<br />
jetzt im Hochpräzisions-Standard<br />
unter der Bezeichnung NSKHPS BSBD<br />
an. Diese Lager eignen sich für die<br />
rotative Lagerung von Kugelgewindetrieben.<br />
Durch die zweireihige<br />
Konfiguration mit einem Druckwinkel<br />
von 60 ° können sie hohe axiale Lasten<br />
in beiden Richtungen aufnehmen.<br />
Gleichzeitig bieten sie die bei Präzisionsmaschinen erforderliche<br />
Genauigkeit und Steifigkeit. Die Serie bietet erhöhte Tragzahlen<br />
und neue Baugrößen mit Bohrungsdurchmessern von 12 bis<br />
60 mm. Sie sind in Modellen für die Gehäuse- und die stirnseitige<br />
Montage mit Durchgangsbohrungen verfügbar. Sie sind lebensdauergeschmiert,<br />
und für die Abdichtung sorgen reibungsarme<br />
Kontaktdichtungen mit Mehrfachlippenstruktur. Wenn Lager mit<br />
höheren axialen Belastungen oder Steifigkeiten benötigt werden,<br />
können gepaarte Ausführungen eingesetzt werden. Einsatzbereiche<br />
sind vor allem Werkzeugmaschinen und Anlagen der<br />
Handhabungstechnik.<br />
www.nskeurope.de<br />
Anwärmer für die Montage von Lagern<br />
Bega Special Tools präsentiert den industriellen Lageranwärmer<br />
Betex Cone Heater. Er verbessert die Montagequalität, verlängert<br />
Maschinenlaufzeiten und hilft dabei, Wartungskosten zu reduzieren.<br />
Der kegelförmige Aluminiumkörper hat ein Gewicht von lediglich<br />
2,5 kg. Er sorgt für ein schnelles und gleichmäßiges Anwärmen.<br />
Der Minimaldurchmesser beträgt 10 mm und der Maximaldurchmesser<br />
203 mm. Die Kegelform ermöglicht es, mehrere Lager<br />
unterschiedlicher Größen gleichzeitig anzuwärmen. Angeboten<br />
werden die Anwärmer mit und ohne Temperaturkontrolle.<br />
Der Betex Cone Heater CHC mit Thermostat verfügt<br />
über eine Wärmehaltefunktion und kann diverse<br />
Aufgaben gleichzeitig erledigen. Das Gerät schaltet<br />
sich bei Erreichen der voreingestellten Temperatur<br />
von 120 °C ab und schaltet sich wieder an,<br />
sobald die Temperatur sinkt. Der<br />
Monteur muss sich folglich<br />
nicht mehr um die Temperatur<br />
des Lagers kümmern; er kann<br />
den Arbeitsplatz verlassen<br />
und andere Arbeiten<br />
verrichten.<br />
www.bega.nl<br />
Kugelstehlager mit korrosionsbeständigem Edelstahlgehäuse<br />
Für den Einsatz in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie wie<br />
im pharmazeutischen Bereich führt Hecht Kugellager Stehlager<br />
im Programm, deren Gehäuse und Lagereinsatz aus korrosionsbeständigem,<br />
abriebfestem Edelstahl gefertigt sind. Die für<br />
einen Temperaturbereich von – 20 bis + 90 °C ausgelegten<br />
Stehlager verfügen über zwei Stellschrauben zur<br />
Befestigung der Welle und können über einen<br />
Edelstahl-Schmiernippel nachgefettet werden.<br />
Bei normalen Betriebsbedingungen mit<br />
dynamischen Traglasten bis 12,8 kN erübrigt<br />
sich ein Nachfetten. Der ab Werk eingebrachte<br />
Schmierstoff FM 222 ist nach FDA und CIFA für die Verwendung<br />
in hygienisch sensiblen Bereichen zertifiziert und weist darüber<br />
hinaus eine hohe Wasserbeständigkeit gegenüber Reinigungsprozeduren<br />
auch mit Strahlwasser auf. Dies gewährleistet den<br />
dauerhaft sicheren Korrosionsschutz des Lagers für einen<br />
langlebigen Betrieb in einem weiten Geschwindigkeits-,<br />
Last- und Temperatur-bereich. Um Fluchtungsfehler bei<br />
der Montage auszugleichen, kann der Lagereinsatz<br />
im Gehäuse geschwenkt werden.<br />
www.hecht-hkw.de<br />
PENDELROLLENLAGER-<br />
EINHEITEN<br />
Die Alternative zu geteilten Stehlagern<br />
Die einbaufertigen und montagefreundlichen Pendelrollenlagereinheiten<br />
des renommierten Herstellers FYH – auch bekannt als<br />
Baureihe SRU (Spherical Roller Unit) – wirken winkelfehlerausgleichend,<br />
bieten einen hohen Drehzahlbereich und gewährleisten extrem hohe<br />
Haltekräfte auf der Welle.<br />
• Auch als Vierlochflansch (F, FC) und Spannrahmenlager (T) lieferbar<br />
• Bauraumreduktion durch extrem hohe Tragzahlen möglich<br />
• Neues Dichtungssystem erlaubt Fluchtungsfehler von +/-2°<br />
• Integrierte Spannhülse kann hohe Axialkräfte aufnehmen<br />
e<br />
treme<br />
findling.com/sru<br />
Findling Wälzlager GmbH, Schoemperlenstr. 12, 76185 Karlsruhe,<br />
Telefon: +49 721 55999-0, E-Mail: sales@findling.com<br />
www.findling.com
STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />
Längs und Quer<br />
Warum das AS-i Safety Profisafe Gateway mit<br />
Safe Link einen Quantensprung bedeutet<br />
In Anlagen mit streng hierarchisch aufgebauter<br />
Sicherheitstechnik spielt AS-i Safety seine Stärken<br />
schon seit langem aus – jetzt können auch die Freunde<br />
dezentraler Strukturen noch mehr als bisher davon<br />
profitieren: Mit dem AS-i Safety Profisafe Gateway<br />
mit integriertem Safe Link zur sicheren<br />
Querkommunikation.<br />
Peter Rosenberger ist freier Redakteur und schreibt<br />
für die Bihl+Wiedemann GmbH in Mannheim<br />
Es ist fast so etwas wie eine Glaubensfrage unter den Verantwortlichen<br />
für die Anlagensicherheit: Der eine schwört auf zentrale<br />
Konzepte, der andere auf dezentrale Lösungen. Und obwohl die<br />
Welt der Technik als durch und durch rational gilt, spielt bei der<br />
Ausprägung solcher Präferenzen meist nicht nur der Kopf, sondern<br />
auch der Bauch eine entscheidende Rolle. Ein untrügliches Indiz<br />
dafür liefert z. B. die Beobachtung, dass ein und dieselbe Tatsache<br />
von beiden Lagern als Argument für die Richtigkeit seiner jeweiligen<br />
Überzeugung betrachtet wird.<br />
Zentral oder dezentral?<br />
Bei einem zentralen Aufbau des Systems kontrolliert eine große<br />
fehlersichere Steuerung die gesamte Sicherheitstechnik der Anlage.<br />
Das komplette Sicherheitsprogramm befindet sich also an einer<br />
einzigen Stelle und lässt sich dort von einer Person jederzeit mühelos<br />
überwachen. In ebendieser streng hierarchischen Struktur sehen<br />
die Verfechter dieser Strategie einen eindeutigen Pluspunkt: Klarer,<br />
übersichtlicher und stringenter, so ihr festes Credo, könne man ein<br />
Sicherheitssystem doch gar nicht aufbauen.<br />
Ganz anders die Freunde dezentraler Lösungen: Sie sehen in<br />
demselben Ansatz ein Risiko: In der totalen Abhängigkeit sämtlicher<br />
Sicherheitskomponenten von einer Instanz liege kein Vorteil, sondern<br />
der entscheidende Schwachpunkt des zentralen Aufbaus. Denn<br />
wenn die Verbindung zur fehlersicheren Steuerung abbricht, steht<br />
in der Regel sofort die gesamte Anlage still. Keines der Aggregate<br />
kann in diesem Fall autark weiterarbeiten. Damit geht etwa bei<br />
einer Störung unter dem Strich erheblich mehr wertvolle Produktionsleistung<br />
verloren als unbedingt nötig.<br />
Beide Begründungen klingen nicht nur absolut schlüssig – sie<br />
sind es auch. De facto nämlich gibt es keine allgemeingültige<br />
Antwort auf die Frage nach dem „richtigen“ Konzept. Aber es gibt<br />
ein entscheidendes Kriterium für die Wahl des zu favorisierenden<br />
Aufbaus: die Anlagengröße. Bei kleineren Anwendungen, die in der<br />
Praxis bis heute am häufigsten vorkommen, empfiehlt sich die<br />
zentrale Variante. Doch mit zunehmender Komplexität der Applikation<br />
gewinnen die Vorteile der dezentralen Strategie an Bedeutung.<br />
Dazu gehören neben der höheren Verfügbarkeit auch Kostenaspekte<br />
und die überlegene Flexibilität. Außerdem kehrt sich das Argument<br />
der Übersichtlichkeit weitgehend um: Denn die Konzentration der<br />
gesamten Logik in einem einzigen Programm kann das Sicherheitsmanagement<br />
deutlich erschweren. Beim dezentralen Aufbau dagegen<br />
lässt sich das alles in mehrere gut zu handhabende Programme<br />
aufteilen.<br />
Keine Konkurrenten, sondern Partner<br />
Dass AS-Interface keineswegs Konkurrent, sondern vielmehr<br />
ein starker Partner fehlersicherer Steuerungen ist, hat sich unter<br />
Sicherheitsexperten natürlich längst herumgesprochen. Schon<br />
ein simples Rechenexempel veranschaulicht das enorme Sparpotenzial,<br />
das sich beim Einsatz von AS-i Safety auf der Sensor-<br />
Aktuator-Ebene allein aus dem drastisch reduzierten Verdrahtungsaufwand<br />
ergibt: Zum Einsammeln der Daten von – sagen<br />
wir – 31 Sicherheitssensoren würde die herkömmliche Peripherie<br />
einer fehler-sicheren Steuerung mindestens viermal so viele, also<br />
124 Drähte von der Schaltanlage ins Feld benötigen. Mit AS-i Safety<br />
at Work genügt für dieselbe Anwendung allein das typisch-gelbe<br />
Kabel. Für die Realisierung solch effizienter Lösungen in zentral<br />
organisierten Sicherheitskonzepten mit unterschiedlichen fehlersicheren<br />
Steuerungen gibt es im Portfolio von Bihl+Wiedemann<br />
schon seit vielen Jahren die richtigen Produkte: Die entsprechenden<br />
AS-i Safety Gateways, zum Beispiel die AS-i Safety Gateways<br />
zu Profisafe über Profinet oder Profibus, lassen sich so einfach wie<br />
ein ganz normaler Slave ins übergeordnete Netzwerk einbinden<br />
und liefern umfangreiche Diagnose- und Statusinformationen an<br />
die fehlersichere Steuerung, im Fall Profisafe also an die F-CPU<br />
von Siemens. In der sicheren Kommandozentrale liegen also<br />
42 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />
01 Zentrales Konzept: eine große fehlersichere Steuerung kontrolliert<br />
die gesamte Sicherheitstechnik der Anlage<br />
02 Dezentrales Konzept: Mit den AS-i Safety Profisafe Gateways<br />
mit Safe Link<br />
jederzeit alle relevanten Daten vor, die den aktuellen Zustand der<br />
gesamten Anlage widerspiegeln.<br />
Mit den bisher gebräuchlichen AS-i Safety Gateways ist es möglich,<br />
bis zu zwei AS-i Kreise pro Gateway an die fehlersichere Steuerung<br />
anzubinden. Den Sicherheitsspezialisten von Bihl+Wiedemann<br />
erschien das mit Blick auf die Zukunft zu wenig. „Wie wir aus vielen<br />
Gesprächen mit Anwendern wissen, geht der Trend eindeutig hin<br />
zu immer komplexeren und verzweigteren Anlagen“, sagt Firmenchef<br />
Jochen Bihl. „Daraus haben wir für uns einen klaren Entwicklungsauftrag<br />
abgeleitet: Wir brauchen ein AS-i Safety Gateway, das<br />
in der Lage ist, die Sicherheitstechnik möglichst vieler Anlagenteile<br />
zu koppeln – selbst dann, wenn in diesen Segmenten unterschiedliche<br />
Feldbusse verwendet werden.“<br />
Über die Technologie dafür verfügten die Mannheimer bereits:<br />
Denn Safe Link, die sichere Kopplung von Bihl+Wiedemann, wurde<br />
vor ein paar Jahren genau für diesen Zweck entwickelt: um mehrere<br />
sichere AS-i Netze auf besonders effiziente Art zu verbinden und sie<br />
in komplexe Anwendungen zu integrieren, in denen unterschiedliche<br />
Feldbusse zum Einsatz kommen können. Auf diesem Weg können<br />
bis zu 1 922 Slaves quer durch alle angeschlossenen AS-i Netze auf<br />
direktem Weg miteinander kommunizieren, völlig unabhängig vom<br />
technologischen Gesamtkonzept der Anlage. Sie haben unmittelbaren<br />
Zugriff auf die Eingangs- und Ausgangsdaten aller beteiligten<br />
Maschinen.<br />
Der technologische Quantensprung<br />
Grundsätzlich könnte man die sicheren Verbindungen zwar auch<br />
über die F-CPU herstellen, wenn in allen Anlagenteilen Profisafe<br />
verwendet wird, aber Safe Link ist hier aus vielerlei Gründen die<br />
weitaus einfachere Alternative. Der Quantensprung für die Entwickler<br />
bestand nun darin, die bereits vorhandene Technologie<br />
auch in die AS-i Safety Gateways zu fehlersicheren Steuerungen zu<br />
integrieren. „Das hört sich vielleicht im ersten Moment nicht so<br />
kompliziert an“, meint Jochen Bihl. „In Wahrheit aber war es<br />
ein hartes Stück Arbeit, um beides in ein und dasselbe Gerät zu<br />
packen: die Voraussetzungen für das perfekte Zusammenspiel<br />
mit der F-CPU und die Fähigkeiten zur sicheren Kopplung mit<br />
anderen AS-i Netzen.“<br />
Erstmals gelungen ist das mit dem AS-i Safety Gateway zu CIP<br />
Safety über Sercos, das Bihl+Wiedemann im Herbst vergangenen<br />
Jahres präsentiert hat. Das Gerät selbst vereint zwei AS-i Master<br />
für zwei AS-i Kreise – und es lässt sich dank Safe Link problemlos<br />
noch um fast 2 000 Ein- und Ausgänge erweitern. Darüber hinaus<br />
dringt es in für AS-Interface völlig neue Sphären vor: Mit seiner<br />
Hilfe nämlich kann man Antriebe über CIP Safety sicher steuern<br />
und überwachen – auf direktem Weg und ohne zusätzliche Sicherheits-SPS.<br />
Mit dem neuen AS-i Safety Gateway Profisafe über Profinet mit<br />
Safe Link von Bihl+Wiedemann können nun auch Systeme mit<br />
sicheren Antrieben von Siemens absolut flexibel miteinander<br />
vernetzt und mit einem dezentralen Konzept betrieben werden:<br />
Jeder Anlagenteil hat seine eigene kleine oder mittelgroße Steuerung,<br />
das Sicherheitsprogramm wird in vielen Fällen komplett im<br />
AS-i Gateway abgearbeitet. Die Kopplung der einzelnen Segmente<br />
erfolgt ganz einfach über Safe Link.<br />
Von einer höheren Warte aus kann man die neuen Highlights<br />
von Bihl+Wiedemann durchaus als Entwicklungen im Zuge des<br />
Megatrends Industrie 4.0 betrachten. Denn die in diesem Zusammenhang<br />
immer wieder erwähnte Smart Factory zeichnet sich<br />
nicht zuletzt durch die universelle Vernetzung aller Anlagen aus.<br />
„Aber unsere neuen Produkte hätten wir auch entwickelt, wenn es<br />
Industrie 4.0 nicht gäbe“, stellt Jochen Bihl klar. „Die wichtigsten<br />
Treiber unserer Innovationen sind immer noch die Rückmeldungen<br />
unserer Kunden: Sie sagen uns, was sie sich wünschen – und wir<br />
machen uns an die Arbeit.“<br />
www.bihl-wiedemann.de<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 43
STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />
Anti-Kollisions-Funktionen durch<br />
Abstandssensoren<br />
Das neue O.P.C. System von Transfluid wurde speziell für die<br />
Rangermatic- und Revermatic-Power-Shift-Familie entwickelt.<br />
Dieses einzigartige System bietet Fahrzeugherstellern neue<br />
Anti-Kollisions-Funktionen. Durch die Verwendung von<br />
Abstandssensoren, die an den vorderen und hinteren Stoßfängern<br />
des Fahrzeugs montiert sind, kommuniziert das Obstacle Proximity<br />
Control System (OPC) mit dem Lastschaltgetriebe, und bietet somit<br />
eine kompromisslose bedienerfreie Steuerung der Geschwindigkeit<br />
und der Bremse. Das O.P.C. System stellt automatisch sehr niedrige<br />
Drehzahlen ein (Tippbetrieb), wenn sich das Fahrzeug in<br />
unmittelbarer Nähe von einem Hindernis befindet, sodass sich<br />
der Bediener auf das Manövrieren und die Positionierung<br />
konzentrieren kann. Das Herz des Systems ist die Transfluid<br />
MPCB Steuereinheit mit geeigneter programmierbarer Software.<br />
Die MPCB hat mehrere E-Stop- and E-Tippbetrieb-Eingänge, die<br />
dazu verwendet werden können, das Fahrzeug aus verschiedenen<br />
Gründen zu verlangsamen, z. B. ein freier Fahrersitz oder ein<br />
Maschinenteil arbeitet während der Fahrt.<br />
www.transfluid.eu<br />
Low-Cost-Controller für einfache<br />
Anwendungen<br />
Mit der Minimacs bringt Zub ein<br />
Low-Cost-Steuergerät auf den Markt.<br />
Dieser Motion-Controller kann über<br />
den Can-Bus mehrere Verstärker<br />
ansteuern und lässt sich mit<br />
DSA-Verstärkern des Herstellers<br />
oder mit Danfoss/Vacon-Frequenzumrichtern<br />
kombinieren. Die<br />
Steuerung positioniert und synchronisiert<br />
präzise und effizient: Ihre<br />
Genauigkeit und Funktionalität ist vergleichbar mit denen der<br />
MACS5-Baureihen. Das Gerät ist für einfache Anwendungen<br />
entwickelt und eignet sich somit für 1- bis 3-Achs-Lösungen zur<br />
X/Y/Z-Positionierung, Warenkorb-Positionierung zum Lagern<br />
oder Kommissionieren, synchrone Zuführung beim Beschicken<br />
oder elektronisches Changieren beim Wickeln. Mehrere Module<br />
können via Can, USB oder Ethernet in ein SPS- oder PC-Netzwerk<br />
eingebunden werden. Die Steuerung dient dabei gleichzeitig als<br />
Canopen-Master von Subnetzwerken und steuert Servoverstärker,<br />
Frequenzumrichter sowie I/O Module.<br />
www.zub.ch<br />
Motion Controller beschleunigen<br />
Entwicklung dank Codesys<br />
Das Unternehmen Servotronix hat seine Motion Controller<br />
SoftMC um die Unterstützung der Entwicklungsumgebung<br />
Codesys erweitert. Jetzt können Entwickler die Vorteile der<br />
Bewegungssteuerungslösungen von Servotronix in ihrer<br />
vertrauten Entwicklungsumgebung implementieren.<br />
Diese Kombination ermöglicht eine schnellere und standardkonforme<br />
Bereitstellung der immer bedeutender werdenden<br />
Softwarekomponente von Bewegungssteuerungsanwendungen<br />
sowie die optimale Ausnutzung der Produktivität der Servotronix-Hardware.<br />
Dabei stellt das Unternehmen hilfreiche<br />
Entwicklungsbeispiele bereit, um den Nutzen zu erhöhen.<br />
Kunden können das gesamte Paket direkt beim Hersteller<br />
bestellen. Das Paket umfasst alles, was für die Erstellung und<br />
Wartung von führenden Automatisierungslösungen erforderlich<br />
ist. Hierzu zählt u. a. die Hardware für Motion Controller<br />
SoftMC, Codesys Runtime, die SoftMC-Bibliothek für Codesys<br />
(SoftMC PLCopen, Befehlszeilenschnittstelle, E/A), Controlstudio<br />
mit Konfigurationssoftware für die Benutzeroberfläche,<br />
ein Benutzerhandbuch sowie Beispiele für Kontaktpläne und<br />
strukturierten Text.<br />
www.servotronix.com<br />
Antriebe bieten noch höhere Sicherheit<br />
Greift die Sicherheitstechnik schneller ein und stehen zudem auch<br />
mehr Funktionen zur Verfügung, können Menschen und Maschinen<br />
noch enger zusammenarbeiten. Kollmorgen präsentiert in diesem<br />
Kontext das AKD-Servoreglerkonzept der zweiten Generation. Die<br />
Servoumrichter-Reihe AKD2G kommt <strong>2017</strong> mit neuen Prozessoren<br />
auf den Markt, die die Rechenleistung steigern und damit ein<br />
schnelleres Regelverhalten ermöglichen. Aus dem Safety-Blickwinkel<br />
betrachtet stellen die Servoumrichter mit Safe Brake Control (SBC)<br />
und Safe Brake Test (SBT) wichtige Sicherheitsfunktionen zur<br />
Verfügung, mit denen sich Vertikalachsen auch ohne Schutzzäune<br />
effizient und kostengünstig sicher machen lassen.<br />
www.kollmorgen.com/deu<br />
Universalmotorregler für<br />
Multiachskonfigurationen<br />
Copley hat seine FPGA-basierten Servo- und Schrittmotorregler<br />
um die 3- und 4-achsigen Universalmotorregler M3 und M4<br />
erweitert. Sie können Servo- und Steppermotoren auch in<br />
gemischter Konfiguration ansteuern. Die Verstärker in Platinenversion<br />
sind für Multiachskonfigurationen gedacht. Als Geberschnittstellen<br />
werden beim M3 Plus der digitale Inkremental-<br />
Encoder und der analoge Encoder, EnDat, BiSS, SSI und Absolut A<br />
unterstützt. Für den M4 Plus steht der digitale Inkremental-Encoder<br />
zur Verfügung. Beide Versionen bieten frei programmierbare digitale<br />
Eingänge und Ausgänge. High Speed Position Capture ist genauso<br />
möglich wie das positionsgetriggerte<br />
Setzen eines Ausgangs.<br />
Zu finden sind die Regler<br />
im Sortiment von Maccon.<br />
www.maccon.de<br />
44 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />
Antriebsregler für positionsgeregelten<br />
Betrieb von BLDC-Motoren<br />
Der Antriebsregler Variotronic VTD-24.40-K4 von Ebm-papst<br />
wurde zum positionsgeregelten Betrieb von BLDC-Motoren mit<br />
ausgeprägter Überlastfähigkeit entwickelt. Mit Nennspannungen<br />
von 24 und 48 V DC sind bei<br />
einem Dauerstrom von 40 A<br />
Abgabeleistungen bis 1 000 W<br />
möglich. Spitzenströme bis<br />
zu 100 A werden bis zu einer<br />
Dauer von 5 Sekunden zur<br />
Verfügung gestellt. Die feldorientierte<br />
Kommutierung des<br />
zu regelnden BLDC-Motors<br />
sorgt, im Vergleich zu anderen<br />
Kommutierungsarten, für<br />
eine deutlich höhere Gesamteffizienz<br />
des Antriebssystems.<br />
Die integrierte Schnittstelle RS 485 bietet umfangreiche Parametrier-<br />
und Diagnosemöglichkeiten. Über die Software Kickstart<br />
können die Bedienung sowie die Einstellungen zur Drehzahl-,<br />
Drehmoment- und Positionsregelung anwenderfreundlich<br />
vorgenommen werden. Die kompakte Bauweise in einem robusten<br />
Gehäuse ermöglicht eine platzsparende Montage des Reglers in<br />
unmittelbarer Umgebung des Motors an der Maschine, alternativ<br />
ist die Möglichkeit der Hutschienenmontage im Schaltschrank<br />
ebenfalls vorgesehen.<br />
www.ebmpapst.com<br />
Servosystem mit integriertem Controller<br />
und erweiterten Leistungsklassen<br />
Yaskawa erweitert das Servosystem Sigma-7 um das Doppelachs-<br />
Modell Sigma-7C mit integriertem Controller. So wird keine<br />
separate Steuerung benötigt, wodurch die Komponente kompakter<br />
ist und Platz im Schaltschrank oder der Anlage gespart wird. Zudem<br />
wird kein Buskabel zwischen Controller und Servoverstärker<br />
benötigt. Über Mechatrolink-III lassen sich neben den bestehenden<br />
zwei Achsen bis zu vier weitere externe Achsen über den integrierten<br />
Controller steuern<br />
oder synchronisieren.<br />
Darüber<br />
hinaus erleichtert<br />
die Neuentwicklung<br />
eine Modulbauweise,<br />
da keine<br />
separate Software<br />
programmiert<br />
werden muss.<br />
Und auch in Bezug<br />
auf die Reaktionsgeschwindigkeit<br />
bietet der Controller Vorteile: So ist eine Bandbreite<br />
von 3,1 kHz im Antrieb realisierbar, was höhere Maschinendurchsätze<br />
erlaubt. Da der Controller ohne Batterie oder zusätzliche<br />
Spannungsversorgung arbeitet, wird die Wartung vereinfacht. Das<br />
erweiterte Sigma-7-Portfolio umfasst Verstärker und Motoren für<br />
200 und 400 V in der Leistungsklasse zwischen 50 W und 15 kW.<br />
Für den europäischen Markt ist die 400-V-Variante konzipiert, die<br />
nun um die Leistungsklassen 6 bis 7,5 kW sowie 11 bis 15 kW<br />
erweitert wurde.<br />
www.yaskawa.eu.com<br />
Servoklemmen für platzsparende und<br />
kostengünstige Lösungen<br />
Die Servoklemmen für das EtherCAT-Klemmensystem aus dem<br />
Hause Beckhoff integrieren im Standard-Klemmengehäuse einen<br />
vollständigen Servoverstärker für hochdynamische Positionieraufgaben.<br />
Mit den neuen Ausführungen EL72x1-9014 steht die<br />
Sicherheitsfunktion STO zur Verfügung. Die Safety-Integration<br />
im Klemmenformfaktor ergibt in Verbindung mit der One Cable<br />
Technology (OCT) platzsparende und kostengünstige Lösungen<br />
für sicherheitsgerichtete Antriebsfunktionen. So reduzieren sich<br />
gegenüber einer 2-kanaligen Abschaltung mit entsprechenden<br />
Schützen in der Motorleitung Verdrahtungsaufwand, Platzbedarf<br />
und Kosten. Zusätzlich minimiert die OCT die Leitungskosten<br />
und den Platzbedarf beim Motoranschluss. Die EL7201-9014 im<br />
12-mm-Klemmengehäuse liefert einen Ausgangsstrom von bis zu<br />
2,8 ARMS, die 24 mm breite Ausführung EL7211-9014 maximal<br />
4,5 ARMS. Beide eignen sich zur Ansteuerung der Servomotoren<br />
der Baureihe AM8100. Das integrierte elektronische Typenschild<br />
der AM8100-Motoren kann von den Servoklemmen automatisch<br />
eingelesen werden.<br />
www.beckhoff.de<br />
Nur ein Hybridkabel nötig<br />
Die Ein-Kabel-Lösung für die Dreifach-Servo-<br />
Endstufen Lexium 62 ILD von Schneider<br />
Electric geht besonders auf die Anforderungen<br />
in der Lebensmittel-, Chemieund<br />
Pharmaindustrie ein. Der<br />
abgesetzte Antriebsregler erfordert<br />
nur ein einziges Hybridkabel zwischen<br />
Verstärker und den drei Motoren. Die<br />
Motorentechnologie des Antriebssystems<br />
lässt sich flexibel wählen. Geeignet sind<br />
z. B. Servomotoren der Lexium SH3-<br />
Baureihe – darunter auch die neue Ausführung<br />
mit 40 mm Flanschgröße –, Edelstahlmotoren<br />
im Hygienic Design oder Asynchronmotoren.<br />
Der Antriebsregler reduziert die Maschinenaufstellfläche<br />
durch dezentrale Montage im Maschinen-Chassis und benötigt<br />
so bis zu 90 % weniger Schaltschrankraum im Vergleich zu einer<br />
Standardlösung. Weil sich die Motorleistung durch die Nutzbarkeit<br />
des gesamten Motorspektrums viel genauer auf die individuelle<br />
Lastsituation der jeweiligen Antriebslösung abstimmen lässt,<br />
sinkt der Energiebedarf um bis zu 40 %.<br />
www.schneider-electric.de<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 45
Neue Märkte erobern<br />
Koordinatenmessgerät steigert Präzision und Sicherheit in der Getriebefertigung<br />
Die Hubgetriebe der Firma<br />
Albert müssen unter schwierigen<br />
Umgebungsbedingungen<br />
zuverlässig funktionieren.<br />
Deshalb setzt das Unternehmen<br />
alles daran, sie absolut präzise<br />
zu fertigen und dies seinen<br />
Kunden auch nach zuweisen. Ein<br />
Koordinatenmessgerät unterstützt<br />
bei der Qualitätssicherung<br />
und Dokumentation der<br />
Messergebnisse. Dadurch wird<br />
der Weg frei für die Eroberung<br />
neuer Märkte.<br />
Judith Schwarz ist Redakteurin bei<br />
der Agentur Storymaker in Tübingen<br />
So unterschiedlich die Getriebe der österreichischen<br />
Firma Albert aus Gampern<br />
auch sind, allen gemeinsam ist, dass sie<br />
hohen Ansprüchen an Präzision und Sicherheit<br />
genügen müssen. Und diese steigen<br />
stetig. Dafür sorgt schon Geschäftsführer<br />
Martin Kirchmaier, ein agiler 51-Jähriger,<br />
immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen.<br />
„Wir haben unsere Qualitätslatte<br />
2013 sehr, sehr hoch gehängt“, so<br />
Kirchmaier. Denn das Unternehmen wollte<br />
sich die Chance eröffnen, auch Aufträge<br />
aus besonders sicherheitssensiblen Branchen<br />
wie der Atomkraft anzunehmen. Aber<br />
nicht nur die Genauigkeit sollte steigen.<br />
Kirchmaier hatte auch vor, größere Getriebe<br />
zu fertigen. Um diese beiden Ziele zu<br />
erreichen, kaufte das Unternehmen eine<br />
neue Verzahnungsmaschine. Außerdem<br />
entschloss sich Kirchmaier in ein Koordinatenmessgerät<br />
zu investieren. Bis dato<br />
hatte der Getriebebauer nur die integrierte<br />
Messtechnik der Bearbeitungsmaschinen<br />
genutzt, in Kombination mit einer manuellen<br />
Ständermessmaschine sowie Messmitteln<br />
wie Lehren und Messschiebern.<br />
Für die von Kirchmaier anvisierte Nukleartechnik<br />
waren jedoch Messgeräte mit maximalen<br />
Messunsicherheiten im µ-Bereich<br />
notwendig. Die unzähligen zu erfassenden<br />
Merkmale mussten zudem vollständig protokolliert<br />
werden. Sowohl die Messungen als<br />
auch die Dokumentation hätten sich mit den<br />
vorhandenen Methoden nicht bewältigen<br />
lassen, geschweige denn mit überschaubarem<br />
Zeitaufwand. Ein Koordinatenmessgerät<br />
war deshalb gefragt.<br />
Dieses sollte sowohl groß als auch präzise<br />
sein. Zudem wünschte sich Kirchmaier, dass<br />
die Messergebnisse während des Scannens<br />
durch den taktilen Taster automatisch protokolliert<br />
würden, um ganz einfach in ein<br />
fertiges Protokoll für den Kunden einzufließen.<br />
Kirchmaier entschied sich für ein Portalmessgerät<br />
Zeiss Accura mit einem Messbereich<br />
von x = 2 000 mm, y = 4 200 mm,<br />
z = 1 500 mm und einer Längenmessabweichung<br />
lediglich ab 1,2 μm + L/350. Bis<br />
das Messgerät allerdings vor Ort installiert<br />
werden konnte, hatten Kirchmaier und sein<br />
Team noch eine Aufgabe zu lösen.<br />
Ein Messraum mit Kran<br />
Dass ein hochgenaues Messgerät einen klimatisierten<br />
Messraum benötigt, war Kirchmaier<br />
von Anfang an klar gewesen. Doch es stellte<br />
sich heraus, dass die räumlichen Voraussetzungen<br />
in der Fertigungshalle alles andere<br />
als ideal waren, um ein Messgerät mit<br />
Maßen von 3 × 5 × 4,6 m unterzubringen.<br />
Erschwerend kam hinzu, dass im Messraum<br />
oberhalb der 4,6 m hohen Accura ein Kran<br />
zum Bestücken des Messgerätes fahren sollte.<br />
46 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
SENSORIK UND MESSTECHNIK<br />
Schulungen für die Praxis<br />
Auch außerhalb des Messraumes, an der<br />
Decke der Fertigungshalle darüber, wollte<br />
Kirchmaier nach wie vor Platz für einen Kran<br />
haben. Des Weiteren verliefen hinter dem<br />
potentiellen Messraum Kabelbäume, die den<br />
Spielraum auch in der Breite einschränkten.<br />
Zu den räumlichen Anforderungen kamen<br />
noch weitere: Neben den klimatischen Erfordernissen<br />
an das Messrauminnere, das z. B.<br />
eine maximale Temperaturschwankung von<br />
2 °C vorsah, sollte das Dach des Raumes zu<br />
Reinigungszwecken begehbar sein. Und auch<br />
die Kosten für den Bau der Einhausung musste<br />
Kirchmaier permanent im Blick haben. Er<br />
prüfte deshalb Angebot um Angebot. Am Ende<br />
war es ein Hersteller von Kühlhäusern, der<br />
die Messhalle baute. „Es war eine nervenaufreibende<br />
Zentimeterarbeit“, blickt Kirchmaier<br />
zurück, „Aber es hat sich gelohnt. Wir sind<br />
froh, dass wir die Voraussetzungen geschaffen<br />
haben, um an unserem Standort eine<br />
hochmoderne Messmaschine zu installieren.“<br />
Toleranzen im hundertstel<br />
Millimeterbereich<br />
Reinhold Malli steht im Messraum und<br />
wirft einen prüfenden Blick auf den Taster,<br />
01 02<br />
03<br />
01 80 Mitarbeiter fertigen bei Albert<br />
Hubgetriebe in Standard- und Sonderausführung<br />
in den unterschiedlichsten<br />
Baugrößen<br />
02 Nur noch eine halbe Stunde dauert<br />
das Scannen der zwölf Getriebegehäuse<br />
mit der Zeiss Accura<br />
03 Geschäftsführer Martin Kirchmaier<br />
setzte sich das Ziel, auch Aufträge aus<br />
besonders sicherheitssensiblen Branchen<br />
anzunehmen<br />
der gerade ein Dutzend Getriebegehäuse in<br />
einem Durchgang scannt. Diesmal geht es<br />
um Bohrungstoleranzen zwischen vier und<br />
fünf hundertstel Millimetern und Achsabstände<br />
im Zehntel-Millimeter-Bereich. Die<br />
Erstmuster auf dem Messgerät kommen<br />
direkt von der Bearbeitungsmaschine. Alle<br />
zwölf sind rundum auf einer Säule montiert,<br />
damit sie nicht einzeln bearbeitet, transportiert<br />
und gemessen werden müssen. Per<br />
Kran hat sie Malli auf das Koordinatenmessgerät<br />
geladen. Der 42-Jährige Verzahnungstechniker<br />
arbeitet seit 26 Jahren bei<br />
Albert und ist heute für die Bedienung der<br />
Zeiss Accura verantwortlich.<br />
Eine halbe Stunde lang scannt das Koordinatenmessgerät<br />
die Getriebegehäuse, dann<br />
liegen die Messergebnisse vor. Elf Merkmale<br />
pro Gehäuse sind es, die das Messgerät in<br />
diesem Zeitraum an jedem der zwölf Werkstücke<br />
erfasst. Dazu zählen u. a. Lage und<br />
Parallelität der Bohrungen, Abstand und Parallelität<br />
der Bohrungen zur Standfläche und<br />
die Einbaumaße der Schneckenwelle. „Vorher<br />
haben wir ein Getriebegehäuse von Hand in<br />
30 min gemessen“, sagt Malli. „Mit dem Messgerät<br />
schaffen wir in dieser Zeit zwölf Gehäuse<br />
und die Ergebnisse sind viel genauer.“<br />
Präzision und Wiederholbarkeit sind es, die<br />
den Techniker neben den kurzen Messzeiten<br />
besonders an der Maschine beeindrucken.<br />
Denn seiner Erfahrung nach kamen früher<br />
drei Personen, die die gleichen Messungen<br />
durchführten, nicht selten zu drei unterschiedlichen<br />
Ergebnissen. Als er das Messgerät<br />
jedoch zum ersten Mal sah, überwältigte<br />
ihn vor allem eines: die Größe der<br />
Maschine.<br />
Bevor Malli, der auch Ausbildungsleiter<br />
ist, mit der Zeiss Accura arbeitete, hatte er<br />
noch gar keine Erfahrungen mit Koordinatenmessgeräten.<br />
Die Einführung des Messgerätes<br />
brachte ihn also auch zu seiner<br />
neuen Aufgabe. Respekt hatte er am Anfang<br />
schon davor. Aber im Rahmen von zwei<br />
Schulungen – einer am Hauptsitz von Zeiss<br />
in Oberkochen, einer vor Ort in Gampern –<br />
erwarb er die wichtigsten Praxiskenntnisse,<br />
die er für den Umgang mit Messgerät und<br />
Software benötigte. Diese wendet er nun im<br />
eigenen Messraum an: „Es gibt jeden Tag<br />
etwas Neues zu lernen. Und je mehr man<br />
sich damit beschäftigt, desto leichter ist es“,<br />
findet er.<br />
Neues Bewusstsein für Qualität<br />
Wareneingangskontrolle, Erststückkontrolle,<br />
Stichproben- und Endkontrolle finden mittlerweile<br />
fast vollständig auf dem Messgerät<br />
statt, zum Teil ergänzt durch einzelne<br />
manuelle Messungen. Hinzu kommen die<br />
100-Prozent-Kontrollen der Getriebeteile<br />
mit extremen Anforderungen, wie beispielsweise<br />
für den Unterwassereinsatz. Selbst 2 m<br />
lange Getriebeteile wie Spindeln können nun<br />
ohne großen Aufwand gemessen werden.<br />
Für die Konstruktion und Fertigung bei<br />
Albert hat die höhere Präzision und Zuverlässigkeit<br />
des Messgerätes eine größere<br />
Sicherheit mit sich gebracht. Anhand der<br />
Ergebnisse erkennen die Konstrukteure<br />
nun viel detaillierter, wie präzise sie tatsächlich<br />
arbeiten müssen. So können sie<br />
den Genauigkeitsgrad in der Fertigung viel<br />
besser an die tatsächlichen Erfordernisse anpassen.<br />
„Wir haben inzwischen ein anderes<br />
Bewusstsein für Qualität und können sogar<br />
die hochkomplizierten Dokumentationen<br />
für die Nukleartechnik liefern“, ist Geschäftsführer<br />
Kirchmaier zufrieden. Mit Hilfe des<br />
neuen Messgerätes erhielt er einen Auftrag<br />
für Torantriebe in einem britischen Atomkraftwerk.<br />
Doch mit diesem Erfolg gibt er<br />
sich nicht zufrieden. Er will weiter neue<br />
Märkte erobern.<br />
www.zeiss.de<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 47
SENSORIK UND MESSTECHNIK<br />
Präziser Druckmessumformer im<br />
Miniatur-Format<br />
Für anspruchsvolle Messaufgaben in der Automobilindustrie, der<br />
Luftfahrt und im Maschinenbau hat STS den besonders kleinen<br />
Präzisionsdrucktransmitter ATM.Mini entwickelt. Mit einer<br />
Messgenauigkeit von 0,5 % Gesamtfehler über einen Temperaturbereich<br />
von - 40 bis + 125 °C bildet er Drücke bis 100 bar ab. Diese<br />
Präzision bietet er mit dem optionalen Burn-in-Verfahren auch in<br />
aufwendigen Langzeittests. Mit diesem Verfahren werden ab Werk<br />
die minimalen Spannungen beseitigt, die in dem Sensor durch die<br />
Mechanik gegeben sind. Das Edelstahlgehäuse und die Überdruckfestigkeit<br />
sorgen für Langlebigkeit auch unter rauen<br />
Bedingungen. Mit 50 g Gewicht ist der Messumformer besonders<br />
leicht, und mit seinen Außenmaßen von 17,5 × 49 mm kann er<br />
an kleinen und verwinkelten Bauteilen montiert werden. Beim<br />
Ausgangssignal kann der Anwender wählen, ob die Messwerte<br />
über ein Stromsignal (mA) oder ein Spannungssignal (VDC)<br />
übertragen werden sollen.<br />
www.stssensors.com<br />
Geschwindigkeits- und Längenmessgeräteserie<br />
erweitert<br />
Das Unternehmen Astech präsentiert ein weiteres Mitglied seiner<br />
berührungslos arbeitenden Geschwindigkeits- und Längenmessgeräteserie<br />
VLM. Das neue Geschwindigkeits- und Längenmessgerät<br />
VLM500E erlaubt Messungen bei einem vergrößerten<br />
Arbeitsabstand von 330 mm mit einer Varianz von 60 mm. Somit<br />
kann das Produkt noch besser in anspruchsvollen Applikationen<br />
der Stahl- und Aluminiumindustrie sowie in Heißbereichen zum<br />
Einsatz kommen. Darüber hinaus wurden auch das VLM500A<br />
und das VLM500L optimiert,<br />
sodass die Geräte jetzt eine<br />
Abstandsvarianz von<br />
mindestens 20 mm<br />
aufweisen.<br />
2-Kopf-Abtastung für absolute<br />
Messsysteme<br />
Winkelmesssysteme aus dem<br />
Hause AMO mit Mehrkopfabtastung<br />
ermöglichen für<br />
Rund- und Schwenkachsen<br />
eine Genauigkeit von<br />
wenigen Winkelsekunden.<br />
Für Anwendungen mit<br />
Präzisionslagern gibt es das<br />
Amosin-Winkelmesssystem<br />
MHS-21x. Den größten<br />
Einfluss auf die Positioniergenauigkeit haben systematische oder<br />
wiederholbare Fehler. Nicht wiederholbare Fehler, z. B. Lagerspiel<br />
oder lastabhängige Verformung, sind meist zu vernachlässigen,<br />
werden aber dennoch kompensiert. Das neue Winkelmesssystem<br />
besteht aus einem WMF-Messflansch oder WMR-Messring, zwei<br />
WMK-Abtastköpfen und einer Box mit der Auswerteelektronik.<br />
Während des Achsbetriebs werden die Positionsinformationen<br />
beider Abtastköpfe kontinuierlich erfasst und die korrigierte<br />
Positionsinformation wird berechnet. Über die Auswerteelektronik<br />
werden die Daten an die Steuerung geleitet. So lässt sich der<br />
Exzentrizitätsfehler eliminieren und systematische Fehler werden<br />
reduziert. Auch wechselnde Exzentrizitäten werden beseitigt.<br />
www.amo-gmbh.com<br />
Längenmesssysteme mit hoher Präzision<br />
Das Unternehmen Mitutoyo erweitert seine Produktpalette der<br />
hochpräzisen Längenmesssysteme um drei neue Modelle. Das<br />
offene Metallband-Längenmesssystem ABS ST1300 erreicht –<br />
abhängig vom NC-Controller – eine Verfahrgeschwindigkeit von<br />
bis zu 8 m/s bei einer maximalen effektiven Messlänge von 12 m.<br />
Die Auflösung beträgt dabei nur 1 Nm. Die Längenmesssysteme<br />
basieren auf optischer Positionserfassung und sind somit<br />
unempfindlich gegen Öl sowie Staub. Für den Einsatz in sehr<br />
beengten Positionen in Sondermaschinen und Messbänken<br />
wurde das inkrementale Längenmesssystem ST46-EZA konzipiert,<br />
www.astech.de<br />
Inserentenverzeichnis Heft 1-2/<strong>2017</strong><br />
BRECO Antriebstechnik,<br />
Porta Westfalica....................................27,29<br />
C + M, Issum.................................................40<br />
Deutsche Messe, Hannover.....................11<br />
Findling Wälzlager, Karlsruhe.................41<br />
HELUKABEL, Hemmingen........................23<br />
igus®, Köln.....................................................59<br />
INTORQ, Aerzen...........................................31<br />
JTEKT Europe, Almere (Niederlande)...... 9<br />
maxon motor, München............................ 5<br />
Mulco-Europe, Garbsen........................... U2<br />
Platestahl Umformtechnik,<br />
Lüdenscheid..................................................49<br />
Siemens Industry, Bocholt......................... 7<br />
SMC Pneumatik, Egelsbach.....................35<br />
Uhing, Mielkendorf....................................39<br />
WITTENSTEIN alpha,<br />
Igersheim...................................................... U4<br />
das wahlweise als Glas- oder Metallband-Maßstab erhältlich ist.<br />
Je nach Variante erreicht die Auflösung dabei bis zu 0,05 µm.<br />
In Hochgeschwindigkeits-Bearbeitungzentren wie Dreh- und<br />
Schleifmaschinen kommt das gekapselte Absolut-Längenmesssystem<br />
AT 500 zum Einsatz, das über eine Siemens Drive-Cliq-<br />
Schnittstelle verfügt. Die S-Serie weist eine hohe Resistenz gegen<br />
Erschütterungen von bis zu 35 g und Vibrationen bis zu 20 g auf.<br />
Die hochgenaue H-Serie bietet dank Temperaturkompensation<br />
eine Genauigkeit von 2+2L/1 000 (µm).<br />
www.mitutoyo.de<br />
48 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
SENSORIK UND MESSTECHNIK<br />
Direkte Verschleißüberwachung<br />
für Lastschleifringe<br />
Eine integrierte Verschleißüberwachung für seine Schleifringe hat<br />
das Unternehmen LTN Servotechnik mit Direct Wear Detection<br />
(DWD) entwickelt. Durch die mechanische Abnutzung erkennt<br />
das System den Verschleißzustand und warnt rechtzeitig vor<br />
Ausfall. Durch einen<br />
modularen Aufbau kann<br />
es in vielen Baugrößen<br />
eingesetzt werden. Über<br />
ein Zusatzmodul wird jede<br />
Schleifbürste separat überwacht.<br />
Durch galvanische<br />
Trennung zum Laststrom<br />
bietet der potentialfreie<br />
Kontakt individuelle<br />
Auswertungsmöglichkeiten,<br />
z. B. durch eine LED direkt vor Ort, ein Alarmsignal an die<br />
Anlagensteuerung oder durch Einbindung in ein komplexes<br />
Steuerungssystem. Einen Schritt weiter geht das ADSR-Diagnosesystem.<br />
Es überwacht permanent Schlüsselfunktionen eines<br />
Schleifrings und prognostiziert Fehlfunktionen frühzeitig. So<br />
erhält der Betreiber einer Anlage bei laufendem Betrieb Informationen<br />
über Vibrationen, Spannungs- und Strompegel, Anzahl der<br />
Umdrehungen sowie optional die interne/externe Luftfeuchte<br />
und Temperatur.<br />
www.ltn.de<br />
Messkoffer mit OPC UA und<br />
Cloud-Anbindung<br />
Auf Basis der Highspeed-Datenlogger-<br />
Serie Expert Logger bietet Delphin<br />
Technology einen neuen mobilen<br />
Messkoffer an. Dieser verfügt über<br />
eine OPC UA-Schnittstelle und kann<br />
Messwerte direkt in die Cloud<br />
übertragen. Einerseits kann der<br />
Messkoffer Energieverbräuche<br />
erfassen, bilanzieren und<br />
speichern, andererseits kann er für<br />
die Störungsanalyse von Maschinen<br />
und Prozesssignalen eingesetzt<br />
werden. Für das Energiemonitoring kann<br />
der Messkoffer mit bis zu drei unabhängigen<br />
Messkreisen zur Leistungsmessung ausgerüstet werden. Somit<br />
können die Energieverbräuche gleichzeitig bei mehreren<br />
Maschinen bilanziert werden. Für die Störungsanalyse sind im<br />
Messkoffer bis zu 46 Analog-Eingänge und 48 Digital-Eingänge<br />
verfügbar. Die Abtastraten reichen von 20 µsec bis zu Stundenoder<br />
Tagesmittelwerten. Sämtliche Messwerte und Energieverbräuche<br />
können im Messkoffer autark gespeichert werden.<br />
Der interne Datenspeicher bietet Platz für ca. 500 Mio. Messwerte,<br />
einschließlich eines hochpräzisen Zeitstempels. Im Lieferumfang<br />
ist die Profisignal-Go-Software enthalten.<br />
www.delphin.de<br />
Hochfrequenzsignale rotativ übertragen<br />
Als Spezialanbieter für Schleifringe und Antriebstechnik bietet<br />
Servotecnica jetzt elektrische Schleifringe an, die Ethernet-Protokolle<br />
wie EtherNet/IP, ProfiNet,<br />
EtherCAT, Sercos III und<br />
PowerLink übertragen<br />
können. Mit den<br />
gekapselten Schleifringen<br />
der Baureihe SVTS A und<br />
den Hohlwellen-Schleifringen<br />
der Baureihe<br />
SVTS C05 stellt der<br />
Hersteller die neuste<br />
Generation an Schleifringen<br />
für die rotative<br />
Übertragung von<br />
Hochfrequenzsignalen<br />
vor. Möglich wird die<br />
Übertragung solch<br />
störungsempfindlicher<br />
Signale über einen<br />
Schleifring durch die<br />
Gold-Gold-Technologie,<br />
bei der Störungen und Kopplungen mittels einer Goldbeschichtung<br />
der Bürsten und Ringe sowie der speziellen Innenstruktur<br />
minimiert werden. Für die Übertragung von EtherNet-Signalen<br />
vom Typ 100 Base T mit Geschwindigkeitswerten von 100 Mb/s<br />
werden die Schleifringe mit zwei verdrillten Zweidrahtleitungen<br />
ausgestattet und mit Kabeln der Kategorie CAT5E abgeschirmt<br />
(Option E1M). Für Signale vom Typ 1000 Base T mit Geschwindigkeitswerten<br />
von 1 Gb/s erhalten sie vier verdrillte Zweidrahtleitungen<br />
und Kabel der Kategorie CAT6A (Option E1G).<br />
www.servotecnica.de<br />
Gewalzte<br />
Ringe<br />
Zylindrisch oder profiliert.<br />
Außendurchmesser von 150 - 2000 mm,<br />
Gewicht von 3 kg - 1500 kg.<br />
Werkstoffe: Bau-, Edelbau- und Wälzlagerstähle,<br />
Werkzeugstähle, Rostfrei-Qualitäten, Nickelbasisund<br />
Titanlegierungen.<br />
G e w a l z t e R i nge • B l a n k s t a h l<br />
Platestahl Umformtechnik GmbH<br />
Platehofstraße 1 - 58513 Lüdenscheid - Germany<br />
Tel.: 02351 439-0 - info@platestahl.com<br />
Fax: 02351 439-355 - www.platestahl.com<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 49<br />
Platestahl.indd 1 05.12.2016 07:55:11
Energieeffizienz auf IE4-Niveau<br />
Ölfreie Synchron-Trommelmotoren erzielen hohe Energiespareffekte<br />
und bieten Sicherheit vor Kontaminationen<br />
Synchron-Trommelmotoren weisen eine hohe Leistungsdichte bei sehr geringer Verlustleistung<br />
auf. Sie erreichen eine Energieeffizienz auf IE4-Niveau und ermöglichen eine Standardisierung<br />
der Komponenten auf einen einzigen Formfaktor. Der neue Synchron-Trommelmotor eines<br />
nordrhein-westfälischen Unternehmens ist der erste in ölfreier Auslegung.<br />
Trommelmotoren sind vielfach zum Standard<br />
für fördertechnische Aufgaben geworden.<br />
Ihr Vorteil gegenüber alternativen<br />
Antrieben ist, dass der Trommelmotor<br />
direkt im Antriebsrohr für den Fördergurt<br />
oder das Modulband sitzt und so jede Menge<br />
Platz, Komponenten und Konstruktionsaufwand<br />
spart. Für die Lebensmittelindustrie<br />
gehören sie in Edelstahlausführung in jedes<br />
Pflichtenheft eines hygienischen Designs.<br />
Ein kleines Manko haben aber fast alle<br />
Trommelmotoren dennoch: Ihr Getriebe<br />
wird oft noch mit Öl geschmiert. Insofern<br />
kann nicht ausgeschlossen werden, dass<br />
dieses Öl auch austreten kann. Um maximale<br />
Sicherheit vor Kontaminationen von<br />
Lebensmitteln zu erzielen, ist es sinnvoll,<br />
ausschließlich Trommelmotoren ohne Öl<br />
einzusetzen. Momentum Technologies hat<br />
deshalb die erste ölfreie Trommelmotorreihe<br />
auf den Markt gebracht. Die Motoren können<br />
damit insbesondere die bislang in der<br />
Lebensmittelindustrie im Einsatz befindlichen<br />
Synchron-Trommelmotoren mit Öl-<br />
Gerhard Froebus ist Geschäftsführer bei<br />
Momentum Technologies in Hückelhoven-Baal<br />
füllung substituieren. Neben dem Ölfrei-<br />
Argument gibt es aber noch weitere Merkmale,<br />
die auch für Anwender in anderen<br />
Branchen interessant sind, bspw. die Leistungsdaten,<br />
die zum Teil noch über denen<br />
des ölhaltigen Wettbewerbs liegen.<br />
Einer für alle: Hohe Leistungsdichte<br />
und Standardisierung<br />
So erreicht die hohe Energieeffizienz der<br />
neuen Synchron-Trommelmotoren bereits<br />
heute Wirkungsgrade auf IE4-Niveau, obwohl<br />
sie für die Leistungsklasse der Trommelmotoren<br />
gar nicht angewandt werden<br />
müsste. Das spart gegenüber konventionellen<br />
Asynchron-Trommelmotoren viel primäre<br />
und sekundäre Stromkosten, denn sie verrichten<br />
bei normierter Leistungsaufnahme<br />
und normierter Baugröße eine bis zu 5,7-<br />
fache Arbeit bzw. brauchen weniger als<br />
20 % der Energie für die gleiche Wirkleistung.<br />
Im Vergleich zu asynchronen Winkelmotoren<br />
fällt die Leistungsbilanz noch<br />
deutlicher zu ihren Gunsten aus.<br />
Neben dem hohen Energiespareffekt trägt<br />
die hohe Leistungsdichte der Motoren auch<br />
zur Standardisierung des im Einsatz befindlichen<br />
Trommelmotorportfolios bei. Es ist<br />
oft nicht mehr erforderlich, für größere<br />
Strecken und schwerere Lasten einen größeren<br />
Trommelmotordurchmesser zu nehmen.<br />
Sehr oft können Motordurchmesser,<br />
die über 113 mm liegen, wegfallen. Es werden<br />
nur noch die Durchmesser 82 für sehr<br />
beengte Verhältnisse sowie der 113er Motor<br />
als Standardmotor für alle Fälle benötigt.<br />
Bei entsprechenden Stückzahlen macht sich<br />
das für Kunden auch in den Beschaffungspreisen<br />
bemerkbar. Zudem können Maschinen-<br />
und Anlagenbauer auch Kosten bei<br />
der Förderanlagenkonstruktion, Dokumentation,<br />
Ersatzteilbevorratung und Wartung<br />
einsparen. Sollte konstruktionsbedingt dennoch<br />
ein größerer Durchmesser benötigt<br />
werden, können diese ebenfalls geliefert<br />
werden.<br />
Cool: Geringe Eigenerwärmung<br />
Durch ihren hohen Wirkungsgrad sparen<br />
die ölfreien Motoren auch Strom: So haben<br />
vergleichbare konventionelle Trommelmotoren<br />
190 W mehr Verlustleistung, die<br />
rein als Wärme abgegeben werden. Das ergibt<br />
1 kW gewonnene Energie schon nach<br />
5 ¼ Stunden Betriebszeit des MTS Motors.<br />
Bei einem 24/7 Betrieb und 10 Cent pro<br />
50 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
ELEKTROMOTOREN<br />
Kilowattsunde spart der Motor pro Jahr direkte<br />
Stromkosten in Höhe von 166,44 EUR.<br />
Im Vergleich zu einem Winkelgetriebemotor<br />
ist die Bilanz noch besser: Hier spart<br />
alleine ein MTS Motor im Jahr 219 EUR<br />
primäre Energiekosten im Dauerbetrieb.<br />
Müssen die Hallen zudem noch klimatisiert<br />
werden, so addieren sich die Einsparungen<br />
durch die Sekundärenergie hinzu. Kunden<br />
können mit den Synchron-Trommelmotoren<br />
also die Betriebskosten ihrer Förderanlagen<br />
nachhaltig senken und zudem zur<br />
CO 2<br />
-Reduktion beitragen.<br />
Die hohe Energieeffizienz hat auch einen<br />
angenehmen Nebeneffekt: Die Motoren bleiben<br />
kühl. Die Betriebstemperatur eines<br />
MTS 82 liegt bei 380 W bei lediglich 60 °C<br />
bei Nennbedingungen. Vergleichbare Asynchron-Motoren<br />
würden bei dieser Leistung<br />
eine Abwärme von 120 °C am Trommelrohr<br />
ohne Gurt oder mit Kunststoffgliederbändern<br />
erreichen. Diese geringe Abwärme hat<br />
Vorteile bei sensiblen Fördergütern, bspw.<br />
Schokolade. Darüber hinaus wird der Förderbandgurt<br />
auch geringerem thermischen<br />
Stress ausgesetzt, was z. B. bei den hygienischen<br />
thermoplastischen Bändern von Vorteil<br />
ist, die man nicht so stark spannen kann<br />
wie herkömmliche Gurte.<br />
Gegensätze vereint: Kraft und<br />
Geschwindigkeit in einem<br />
Synchron-Trommelmotoren bieten auch<br />
ein hohes Drehmoment, das zudem über<br />
das gesamte breite Geschwindigkeitsspektrum<br />
anliegt. Auf diese Weise werden<br />
schnelle Starts und Stopps möglich, z. B.<br />
in Abfüll- und Verpackungsprozessen.<br />
Realisierbar ist dies auch bei schweren<br />
Lasten sowie bei hohen und langsamen<br />
Geschwindigkeiten. Je nach Anwendung<br />
kann man so auch Servomotor-Technologie<br />
ersetzen. Vergleicht man die Geschwindigkeitsbereiche<br />
synchroner und<br />
asynchroner Trommelmotoren, so unterscheidet<br />
sich das Dreh- und Anlaufmoment<br />
zwar kaum im ganz langsamen<br />
Bereich von 0,025 bis 0,1 m/s, aber schon<br />
bei 0,1 bis 1 m/s fallen die Werte um<br />
rund 20 % deutlich zugunsten des Asynchron-Trommelmotors<br />
aus. In besonders<br />
schnellen Applikationen mit 1 bis 18 m/s<br />
unterscheiden sich die Leistungswerte<br />
noch eklatanter. Hier liefern Asynchron-<br />
Motoren maximal nur ein Drittel der Leistungswerte<br />
der neuen Synchron-Trommelmotoren.<br />
Reinigungskolonnen können den neuen<br />
Synchron-Trommelmotoren übrigens nichts<br />
anhaben, denn sie sind gegen Schwallwasser,<br />
Spritzwasser und Wasserstrahlen von<br />
Hochdruckreinigern und Dampfstrahlern<br />
gewappnet. Sie können diese Belastungen<br />
auch im laufenden Betrieb aushalten, sodass<br />
sie sich auch für Clean-in-Place-<br />
Reinigungskonzepte eignen, die darauf<br />
ausgelegt sind, stets reproduzierbare Ergebnisse<br />
und damit höchste Betriebssicherheit<br />
zu gewährleisten.<br />
Faktenreich: Die Leistungsdaten<br />
Der MTS Synchron-Trommelmotor kommt<br />
überall dort zum Einsatz, wo eine hohe<br />
Leistungsdichte bei beengten Platzverhältnissen<br />
gefordert ist. Applikationsfelder finden<br />
sich von schnellen Sortern und Ein-/<br />
Ausschleusern über Pick-and-Place-Anwendungen<br />
bis hin zu platzsparender<br />
Fördertechnik in Förderkörben für Hochregaltechnik.<br />
In Edelstahlausführung ist<br />
der hygienische, ölfreie All-in-One-Antrieb<br />
auch für fördertechnische Applikationen<br />
in der Lebensmittelindustrie ausgelegt –<br />
dies nicht nur durch den geringen Strombedarf,<br />
sondern auch durch den ölfreien Betrieb<br />
sowie das wartungsfreie und leicht zu<br />
reinigende Design.<br />
Angeboten wird der Synchron-Trommelmotor<br />
in zwei Durchmessern und kompatibler<br />
Auslegung zu konkurrierenden Lösungsangeboten.<br />
Der MTS113 Synchron-Motor<br />
mit 113 mm Durchmesser deckt das weiteste<br />
Leistungsspektrum ab. Er ist mit einer Nennleistung<br />
bis zu 1 000 W erhältlich und mit<br />
einer Fördergeschwindigkeit von mehr als<br />
1,5 m/s für durchsatzstarke Logistikstrecken<br />
ausgelegt. In Förderanlagen mit noch beengteren<br />
Platzverhältnissen kommt der MTS82<br />
mit 82 mm Durchmesser und maximal 380 W<br />
Nennleistung zum Einsatz. Maschinen- und<br />
Anlagenbauer können ihre Lösungen so<br />
noch platzsparender auslegen.<br />
www.momentum-tec.de<br />
01 Die geballte Kraft der Asynchron-<br />
Trommelmotoren befindet sich in 80 mm oder<br />
113 mm großen Trommelrohren<br />
02 Der Synchron-Motor wird bei gleicher Nennleistung<br />
(370 W) nur halb so warm (60 °C Oberflächentemperatur)<br />
wie der Asynchronmotor (120 °C), obwohl er nur etwa halb<br />
so groß ist und deshalb viel weniger Wärme abführen kann<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 51
ELEKTROMOTOREN<br />
BLDC-Motor mit Anbauten und<br />
integrierter Kommutierung<br />
Der eisenlose BLDC-Motor BGA 22×22 dCore von Dunkermotoren<br />
ist jetzt auch mit passenden Getrieben, Gebern und Reglern<br />
erhältlich. Seine Bauweise nach dem Axialflussprinzip ermöglicht<br />
z. B. Rastmomentfreiheit und einen vibrationsarmen, leisen Lauf.<br />
Dazu bietet er eine hohe Überlast fähigkeit und einen Drehzahlbereich<br />
von nominal 3 500 bis 16 000 min -1 . Ergänzend ist der<br />
Vier-Quadranten-Regler BGE 6005 mit CANopen-Schnittstelle<br />
erhältlich, der Ströme bis 5 A liefern kann. Außerdem kann ein<br />
Geber im Motordurchmesser RE 22 mit 256 bzw. 360 Impulsen<br />
pro Umdrehung an den Motor angebaut werden. Für einfache<br />
Anwendungen ist die Variante BGA 22 dGo mit integrierter<br />
Kommutierungselektronik und den Funktionen Drehrichtungsumkehr,<br />
Start/Stop, Drehzahl Eingang sowie Drehzahlsignal<br />
geeignet. Für einen Nennmoment bis 1,5 Nm stehen auf der<br />
Abtriebsseite die Planetengetriebe<br />
PLG 22 und PLG 24 zur Verfügung.<br />
www.dunkermotoren.de<br />
Industrietaugliche Kleinservomotoren<br />
mit integrierter Spindel<br />
Für den Einsatz in hochdynamischen Positionierachsen von<br />
Maschinen und insbesondere für Montagesituationen mit<br />
geringem Bauraum hat Wittenstein eine neue Baureihe von<br />
Kleinservomotoren mit integrierter Spindel auf den Markt<br />
gebracht. Die Besonderheit: Der Gewindetrieb ist vollständig<br />
in das Aktuatorgehäuse integriert – Servomotor, Spindeltrieb,<br />
Linearführung und Gebersystem bilden eine geschlossene, hoch<br />
integrierte und einbaufertige Einheit. Angeboten werden vier<br />
Baugrößen mit jeweils zwei Spindelsteigungen sowie zwei<br />
verschiedene Hublängen für Kurz- und Langhubanwendungen.<br />
In Verbindung mit den Servoreglern der Baureihe Simco Drive<br />
können vollständige Kleinservoachsen konfiguriert werden, die<br />
über verschiedene Feldbusschnittstellen ein hohes Maß an<br />
Konnektivität zur Automatisierungsumgebung bieten. Der<br />
komplette Antrieb ist in einem robusten Edelstahlgehäuse in<br />
Schutzart IP54 untergebracht und kann in jeder beliebigen<br />
Einbaulage<br />
eingesetzt<br />
werden.<br />
www.wittenstein.de<br />
Kompakt und dabei hochdynamisch<br />
Ein hochdynamischer Servomotor mit integrierter Elektronik ist<br />
der HMPi04 von Heidrive. Der multifunktionale Motor ist mit<br />
seinem Flanschmaß von 40 × 40 mm besonders für platzkritische<br />
Anwendungen geeignet. Er kann z. B. präzise Handlingsaufgaben<br />
in der Automatisierungstechnik und Robotik übernehmen oder<br />
im Fertigungsbau für die Automobilindustrie eingesetzt werden.<br />
Er erreicht bis 100 W und wird in den Drehzahlstufen 3 000 und<br />
6 000 min -1 angeboten. Durch das Baukastensystem des Herstellers<br />
kann er mit vielen Gebern, Planetengetrieben und Steckern<br />
kombiniert werden. So kann auch für sehr spezielle Applikationen<br />
die passende Antriebslösung realisiert werden.<br />
Kompakte Stellantriebe mit<br />
Echtzeit-Anbindung<br />
Die Stellantriebe AG25 und AG26 von Siko stehen ab sofort mit<br />
Powerlink-Schnittstellen zur Verfügung. Sie werden mit PLCopen-<br />
Motion-Bibliotheken geliefert und lassen sich an Powerlink-<br />
Steuerungen einfach in Betrieb nehmen. Aufgrund der kompakten<br />
www.heidrive.de<br />
Bürstenloser Servomotor in<br />
Schutzart IP69K<br />
Der bürstenlose Servomotor SVTM115 in Schutzart IP69K aus<br />
dem Hause Servotecnica wurde für Lebensmittel-, Chemieund<br />
Marine anwendungen entwickelt. Mit einem Gehäuse aus<br />
Edelstahl AISI 316 ist er nicht nur beständig gegen korrosive<br />
Medien wie Säuren, Laugen oder Salzwasser, sondern auch<br />
leicht zu reinigen und hygienegerecht. Abgedichtet mit zwei<br />
ölgeschmierten Siliziumkarbiddichtungen ist der Servomotor<br />
wasserdicht bis 20 m Eintauchtiefe und entsprechend auch für<br />
den ständigen Betrieb im Freien und für die Hochdruckreinigung<br />
geeignet. Speziallager ermöglichen eine maximale Axiallast von bis<br />
zu 500 N. Angetrieben mit einer Spannung von 48 VDC erreicht<br />
der Servomotor Drehmomente bis 8 Nm mit einer flachen<br />
Drehmomentkurve bis 1 600 U/min. Als Rückmeldung dient ein<br />
Inkremental-Drehgeber mit einer Pulszahl von<br />
3 600. Zwei Spezialverbinder gewährleisten<br />
die getrennte Führung von Stromversorgung<br />
und Feedbackleitung.<br />
www.servotecnica.de<br />
Abmessungen können Positionieraufgaben dezentral und auch<br />
bei beengten Platzverhältnissen vollautomatisch ausgeführt<br />
werden. Die Antriebe verfügen über eine Hohlwelle mit Klemmring<br />
für eine einfache Montage. Motor, Getriebe, Leistungs- und<br />
Steuerelektronik sowie Buskommunikation und Positionsregler<br />
sind integriert, sodass im Feld nur noch der Busanschluss und<br />
eine 24-V-Gleichspannungsversorgung zugeführt werden müssen.<br />
Darüber hinaus ist ein hochpräziser Multiturn-Absolutwertgeber<br />
integriert, der die Position der Antriebswelle auch beim Verdrehen<br />
der Welle im stromlosen Zustand des Stellantriebes erfasst. Über<br />
das Powerlink-Netzwerk liefern die Stellantriebe Diagnosewerte<br />
wie Endstufentemperatur, Motorstrom und diverse Spannungswerte.<br />
Außerdem stehen über einen Serviceanschluss ein frei<br />
konfigurierbarer digitaler Ausgang und vier frei konfigurierbare<br />
digitale Eingänge zur Verfügung.<br />
www.ethernet-POWERLINK.org<br />
52 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
ANT_HB_SO_Titelseite_2016.indd 1 24.11.2016 10:57:09<br />
ELEKTROMOTOREN<br />
Platzsparende und präzise Aktuatoren<br />
mit Hohlwelle<br />
Besonders kompakter Motion-<br />
Control-Antrieb<br />
Der Nema 17-ZEN-Schrittmotor<br />
mit Hohlwelle<br />
bietet ein neuartiges<br />
magnetisches Design, das<br />
dem Aktuator zuvor<br />
unerreichte Eigenschaften<br />
verleihen soll. Zu den<br />
Features des Schrittmotors<br />
zählen eine sehr hohe<br />
Genauigkeit, eine äußerst<br />
kompakte Konstruktion<br />
und ein geräuschloser<br />
Lauf. Der bei A-Drive erhältliche Schrittmotor lässt sich flexibel an<br />
nahezu jede Anwendung anpassen und eröffnet zahlreiche neue<br />
Einsatzgebiete, die bisher größeren Baureihen vorbehalten waren.<br />
Die Schrittmotoren arbeiten mit einer sehr hohen Genauigkeit von<br />
± 1,5 Winkelminuten bei einem Mikroschrittbetrieb von 1/64. Damit<br />
bietet der neue Aktuator eine dreimal so hohe Präzision wie<br />
vergleichbare Modelle. Diese hohe Auflösung ist, ebenso wie die<br />
verbesserte Laufeigenschaft, auf das patentierte magnetische Design<br />
der Schrittmotoren zurückzuführen. Ein weiterer Vorteil ist ihr<br />
geräuschloser Lauf. Die Schrittmotoren werden in drei Baureihen<br />
angeboten, u. a. mit Hohlwelle. Diese Variante besitzt einen großen<br />
Bohrungsdurchmesser von bis zu 11 mm.<br />
www.a-drive.de<br />
Ein integrierter Motion-Control-Komplettantrieb<br />
ist der IBMD von Bonfiglioli.<br />
Er vereint die Eigenschaften eines<br />
hochdynamischen Servomotors<br />
und eines Drive Controllers<br />
und ist dabei bis zu<br />
einem Drittel kleiner<br />
als andere Komplettantriebe.<br />
Er ist in vier<br />
Baugrößen mit einem<br />
Drehmomentbereich<br />
von 2,7 bis 36 Nm und<br />
Versorgungsspannungen von 560 VDC erhältlich und mit<br />
Schutzart IP65 sowie der Sicherheitsfunktion STO und SIL3<br />
ausgestattet. Motion-Control-Funktionen wie Positionierung,<br />
Cam Profil, elektronisches Getriebe und interpolierender<br />
Modus sind ebenso Bestandteile wie die offene Kommunikation<br />
über CANopen, EtherCAT und Modbus RS232. Hinzu<br />
kommen insgesamt 14 digitale und analoge Ein- und Ausgänge.<br />
Der Antrieb kann darüber hinaus auch mit den spielarmen<br />
Planetengetrieben des Herstellers kombiniert werden.<br />
Anwendungsbereiche sind z. B. die Verpackungstechnik,<br />
Druck- und Etikettiermaschinen oder die Automatisierung<br />
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ANT_Marktübersicht_Vertriebsanzeige_185x130_2016_11.indd 1 <strong>antriebstechnik</strong> 24.11.2016 1-2/<strong>2017</strong> 12:24:55 53
Von der numerischen<br />
Simulation profitieren<br />
Wie kleine und mittlere Unternehmen mit Simulationstechnologien Zeit und Kosten sparen<br />
Simulation und Berechnung in der Antriebstechnik helfen,<br />
Entwicklungsprozesse zu beschleunigen, Investitionen für Neu- und<br />
Weiterentwicklungen zu reduzieren und auf diese Weise am Markt<br />
konkurrenzfähig zu bleiben. Viele kleine und mittlere Unternehmen<br />
wissen aber nicht, wie sie die Simulationstechnologien nutzen können<br />
und verschenken damit entscheidende Wettbewerbsvorteile. Partner<br />
und Förderprogramme geben den richtigen Antrieb.<br />
F<br />
ür Großunternehmen gehören Simulation<br />
und Berechnung zum „täglich Brot“: Sie<br />
simulieren z. B. komplexe Mehrkörper- und<br />
Antriebssysteme bei der Konzeption oder<br />
im Prototypenbau und ersetzen so die zeitund<br />
kostenintensive Herstellung und Prüfung<br />
von realen Prototypen und Systemen.<br />
Oder aber sie nutzen Simulationen für bereits<br />
fertige Maschinenelemente, deren<br />
Parameter „nur noch“ optimiert werden<br />
müssen. Die Vorteile liegen auf der Hand:<br />
Dr. Andreas Wierse ist Geschäftsführer<br />
der Sicos BW GmbH in Stuttgart<br />
Die Unternehmen haben die Möglichkeit,<br />
das Produktverhalten unter unterschiedlichsten<br />
Einsatzbedingungen und in verschiedensten<br />
Umgebungen beliebig oft zu<br />
analysieren. Sie erhalten damit schnell fundierte<br />
Kenntnisse, die sie gewinnbringend<br />
umsetzen können.<br />
Oft fehlt es kleinen und mittleren Unternehmen<br />
(KMU) am richtigen Zugang: Die<br />
Simulationstechnologien können sehr anspruchsvoll<br />
in Bezug auf die erforderlichen<br />
Rechnerkapazitäten sein. Die notwendigen<br />
Investitionen übersteigen teilweise die finanziellen<br />
Möglichkeiten der Unternehmen.<br />
Zudem verfügen KMU selten schon über das<br />
notwendige technische Know-how. Viel zu<br />
wenige nutzen aus diesem Grund das Potenzial<br />
der Technologien ausreichend.<br />
Effizienzsteigerung durch<br />
Simulationstechnologie<br />
Beispiele für den sinnvollen Einsatz von<br />
Simulationstechnologien in der Antriebstechnik<br />
gibt es viele. Bei der Leistungsfähigkeit<br />
von Riemen- und Kettengetrieben bspw.<br />
kommt es auf die effiziente Übertragung des<br />
Drehmoments an. Ob und wie diese Übertragung<br />
der Riemen in welchen Situationen –<br />
gerade auch in Ausnahmesituationen –<br />
funktioniert, lässt sich mithilfe von Simulationstechnologien<br />
einfach feststellen. Die<br />
Analyse auftretender Vibrationen im Riemen,<br />
der Funktionserfüllung des Riemenbetriebs<br />
oder auch dessen Einflüsse auf das<br />
Übertragungsverhalten des gesamten Riemenstrangs<br />
lassen sich mit den Technolo-<br />
54 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
gien schnell und zuverlässig umsetzen. So<br />
gewinnt das Unternehmen Erkenntnisse<br />
über Verhaltensweisen, Belastungsfähigkeit<br />
und Lebenserwartung der Riemen und kann<br />
sie effizienter auslegen. Ein Szenario, das<br />
sich auch auf andere Antriebsarten und<br />
deren Parameter übertragen lässt.<br />
Geräuschemissionen mindern<br />
und Lebensdauer berechnen<br />
Ein weiteres Anwendungsbeispiel ist die<br />
Geräuschentwicklung von elektrischen Antrieben.<br />
Gesetzgeber und Kunden fordern<br />
eine geringe Geräuschemission – sei es im<br />
Verkehr oder für Maschinen und Werkzeuge.<br />
Bei der Neuentwicklung und Verbesserung<br />
von Anlagen und Produkten wird das Thema<br />
Geräuschentwicklung damit in steigendem<br />
Maße zu einem Qualitätsmerkmal. Kombinieren<br />
Unternehmen ihre Messungen mit<br />
Akustik-Simulationen, können sie bereits in<br />
der Phase der digitalen Prototypen die<br />
Geräuschausbreitung analysieren und Verbesserungsmöglichkeiten<br />
erarbeiten. Das<br />
spart sowohl Zeit als auch Kosten und steigert<br />
die Kundenzufriedenheit.<br />
Gerade Antriebskomponenten sind bei<br />
ihrem Einsatz in der Regel hohen Belastungen<br />
ausgesetzt. Ein vorzeitiger Ausfall ist<br />
oft mit wesentlich höheren als den reinen<br />
Materialkosten verbunden. Daher ist es<br />
sehr hilfreich, dass sich mit Simulation und<br />
Berechnung auch Lebensdauerabschätzungen<br />
durchführen lassen. Das funktioniert in<br />
der Regel über die Simulation der Belastung<br />
der einzelnen Teile und kann im Zusammenspiel<br />
mit Materialkenndaten auch die<br />
Abschätzung von Materialermüdungserscheinungen<br />
unterstützen; selbst Versagenswahrscheinlichkeiten<br />
lassen sich in einem<br />
gewissen Rahmen berechnen.<br />
Unterstützung durch Förderprogramme<br />
und EU-Projekt<br />
Die Vorteile von Simulation und Berechnung<br />
mögen noch so überzeugend und bekannt<br />
sein, viele KMU scheuen aus oben genannten<br />
Gründen ihren Einsatz. Partner und Förderprogramme<br />
können unterstützen. Große<br />
Rechenzentren – z. B. das Höchstleistungsrechenzentrum<br />
Stuttgart (HLRS) – bieten<br />
KMU ihre Rechnerkapazitäten zu attraktiven<br />
und rein nutzungsbasierten Preisen an.<br />
Darüber hinaus stehen Softwarehersteller,<br />
Dienstleister und Forschungsinstitute sowie<br />
branchen- und lösungsorientierte Solution<br />
Center für Kooperationen zur Verfügung.<br />
Auf Landes- und Bundesebene gibt<br />
es zahlreiche Förderprogramme, die finanzielle<br />
Unterstützung geben.<br />
Mit dem Projekt „Fortissimo“ gibt es auch<br />
auf EU-Ebene eine interessante Unterstützungsmöglichkeit.<br />
Fortissimo (Factories of the<br />
Future Ressources, Technology, Infrastructure<br />
and Services for Simulation and Modelling)<br />
widmet sich dem Aufbau einer webbasierten<br />
Plattform. Diese erleichtert es KMU,<br />
Höchstleistungsrechner mit Unterstützung<br />
erfahrener Projektpartner für Simula tionen<br />
zu nutzen und ihre Wettbewerbs fähigkeit zu<br />
verbessern. Die 53 Projekte aus der ersten<br />
Runde laufen schon und kommen bspw. aus<br />
den Bereichen Flugzeugdesign, Automobil<br />
oder Mechatronik. Mit „Fortissimo 2“ ist die<br />
zweite Runde gestartet, wobei der erste Open<br />
Call für Projektvorschläge am 18. Mai 2016<br />
endete. Für den zweiten Call konnten sich<br />
KMU im Herbst 2016 bewerben. Während es<br />
beim ersten Projekt ausschließlich um das<br />
Feld des Höchstleistungsrechnens ging, hat<br />
das Nachfolgeprojekt die Plattform für weitere<br />
Themen wie Big Data Analytics und<br />
Multi-Physik-Kopplung geöffnet. Das Gesamtfördervolumen<br />
der Ausschreibung liegt<br />
bei mehr als 1,3 Mio. Euro, einzelne Projekte<br />
fördert die EU mit max. 250 000 Euro.<br />
Alle Informationen aus<br />
einer Hand<br />
01 Mithilfe der Simulation eines Wasserkraftwerks<br />
wurde die Motorleistung um<br />
5 % gesteigert<br />
02 Simulationen, z. B. von Strömungen in<br />
Turbinen, sind weniger aufwendig als reale<br />
Experimente und machen die Entwicklung<br />
teurer Prototypen überflüssig<br />
Informationen, Beratung und Unterstützung<br />
im Bewerbungsprozess für „Fortissimo 2“ erhalten<br />
interessierte Unternehmen bei Sicos<br />
BW. Das Stuttgarter Unternehmen fungiert<br />
u. a. als Fortissimo-Botschafter in Deutschland,<br />
informiert schwerpunktmäßig aber<br />
Simulationsneulinge – speziell KMU aus<br />
Baden-Württemberg, aber auch deutschlandweit<br />
– rund um das Thema Simulation<br />
und Berechnung im Allgemeinen. Dadurch,<br />
dass das Ministerium für Wissenschaft,<br />
Forschung und Kunst Baden-Württemberg<br />
unterstützend im Hintergrund steht, arbeitet<br />
der Simulationsexperte neutral und kostenfrei<br />
für alle ratsuchenden Unternehmen.<br />
Besteht nach der ersten Informationsweitergabe<br />
durch Sicos BW ein weitergehendes<br />
Interesse des Unternehmens, erhält es<br />
Antworten auf grundlegende Fragen – z. B.<br />
zu Anwendungsmöglichkeiten oder möglichen<br />
Werkzeugen – und Unterstützung<br />
dabei, eine funktionsfähige Arbeitskonstellation<br />
zu erhalten. Hierzu zählt auch der<br />
Zugang zu den Höchstleistungsrechnern.<br />
Ziel von Sicos BW ist es, dass Unternehmen<br />
letztendlich die Simulation eigenständig<br />
oder mit passenden Partnern in ihren Entwicklungsprozess<br />
einbinden.<br />
Die Beratung erfolgt branchenübergreifend.<br />
Neben schwerpunktmäßig anfragenden<br />
Unternehmen des Industrie- und Technologiesektors<br />
sind es weitere Branchen,<br />
die zu möglichen Anwendungsfeldern für<br />
Simulationstechnologie zählen – sogar nicht<br />
offensichtliche wie Wirtschaft und Finanzen.<br />
Fotos: Aufmacher und 01 HLRS, 02 Sicos BW GmbH<br />
www.sicos-bw.de<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 55
Wirkungsvoll<br />
unterstützen<br />
Softwarebasierte Planungstools für Antriebstechnik-<br />
Komponenten vereinfachen Prozesse<br />
Die Planung von elektrischen Energieverteilungsanlagen in Industrie und Infrastrukturen<br />
stellt vielfältige Anforderungen. Bei der Projektierung und Dimensionierung von<br />
Frequenzumrichtern und anderen Antriebstechnik-Komponenten wird das vorgelagerte<br />
Netz dennoch oft vernachlässigt. Planungstools sollen das jetzt ändern und den Prozess<br />
schnell und effektiv unterstützen. Lesen Sie mehr.<br />
K<br />
napp zwei Drittel des industriellen Strombedarfs entfallen auf<br />
elektrische Antriebe. Umso entscheidender ist es, von Anfang<br />
an auf die geeignete Antriebstechnik zu setzen und diese bereits in<br />
der Planung durchgängig zu berücksichtigen. Denn elektrische<br />
Antriebe verhalten sich charakteristisch anders als konventionelle<br />
Verbraucher. Vor allem für die Auslegung der elektrischen Energieverteilung<br />
bietet Siemens die Planungstools Simaris Design, Simaris<br />
Project und Simaris Curves. Ausgehend von der Mittelspannung<br />
lässt sich damit softwarebasiert die komplette Planung, Dimensionierung<br />
und Dokumentation bis zu jedem einzelnen Verbraucher<br />
Nicole Wagner ist Mitarbeiterin im Marketing Simaris Planungstools/<br />
Energy Management bei der Siemens AG in Erlangen<br />
abdecken. Zusätzlich zu den Motorstarterkombinationen, die bereits<br />
in Simaris enthalten waren, unterstützen die neuen Versionen<br />
der Planungstools den Planer jetzt auch bei der durchgängigen<br />
Planung der Frequenzumrichter.<br />
Vorschriftenkonforme Planung<br />
Die notwendigen Vorschriften für die Planung und Auslegung elektrotechnischer<br />
Anlagen werden dabei automatisch berücksichtigt.<br />
Die Praxis zeigt, wie wichtig dies ist: Mit wenigen Klicks können in<br />
der Planungssoftware konkrete projektspezifische Gegebenheiten<br />
berücksichtigt werden, die einen Einfluss auf die Dimensionierung<br />
der elektrischen Betriebsmittel haben. So kann z. B. bei der Querschnittsermittlung<br />
für ein Kabel berücksichtigt werden, ob die Verlegung<br />
in der Erde, auf Kabelwannen oder anderweitig erfolgen<br />
56 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
wird. Dies hat einen unmittelbaren Einfluss auf die Belastbarkeit<br />
des Kabels und somit auf den zu wählenden Leitungsquerschnitt.<br />
In der intuitiv bedienbaren Software Simaris Design sind die relevanten<br />
Vorschriften für die gesamte Planung und Auslegung einer<br />
Niederspannungs-Energieverteilung hinterlegt. Neben der Auswahl<br />
der Netzkomponenten werden auch die Rahmenbedingungen<br />
definiert, etwa die Umgebungstemperatur oder auch die Einbaulage<br />
von Stromschienen. Die Software prüft im Hintergrund, ob<br />
diese Eingaben mit den geltenden Normen korrespondieren.<br />
Applikationsspezifische Auswahl und Auslegung<br />
von Frequenzumrichtern<br />
Die Software hilft auch bei der richtigen Auswahl und Auslegung<br />
der Frequenzumrichter gemäß der Applikation Lüften, Pumpen,<br />
Verdichten, Bewegen oder Verarbeiten. Darüber<br />
hinaus berücksichtigt sie sämtliche Einflüsse<br />
bei der Dimensionierung aller Netzkomponenten<br />
wie Schaltern, Transformatoren, Schienenverteilersystemen<br />
und Kabeln.<br />
Bei Motoren und Frequenzumrichtern geht<br />
es dabei vor allem um folgende vier Punkte:<br />
1. Einschalt- und Anlaufstromverhalten:<br />
Aufgrund des hohen Einschaltstromes für die<br />
Beschleunigung der Schwungmasse und wegen<br />
des stark verringerten induktiven Widerstands<br />
des Rotors im Einschaltmoment muss zusätzlich<br />
zum statischen Spannungsfall für diesen<br />
Betriebsfall auch der dynamische Spannungsfall<br />
berücksichtigt werden. Mit Stern-Dreieckund<br />
Sanftanlauf sowie Frequenzumrichter lassen<br />
sich diese Anlaufströme und der dynamische Spannungsfall<br />
im Vergleich zum Direktanlauf reduzieren.<br />
01 Bereits bei der<br />
Planung kann die<br />
Leistung von<br />
Gießharz-Verteilungstransformatoren<br />
durch<br />
Querstromlüfter<br />
erhöht werden<br />
2. Kurzschlussstromverhalten:<br />
Die Basis für die Kurzschlussstromberechnung bildet die EN 60909-0<br />
bzw. VDE 0102. Motorische Verbraucher werden im Kurzschlussfall<br />
durch die mechanische Kopplung an die Arbeitsmaschinen und<br />
deren Massenträgheitsmoment von diesen angetrieben. Sie wirken<br />
hierbei wie ein Generator und speisen ihren Beitrag zum Kurzschlussstrom<br />
an die Fehlerstelle. In dieser Norm wird im Abschnitt<br />
3.8 (Asynchronmotoren) gefordert, dass<br />
n in Netzen der Industrie sowie in Eigenbedarfsanlagen von Kraftwerken<br />
dieser Anteil immer berücksichtigt werden muss,<br />
n in öffentlichen Energieversorgungsnetzen dieser Anteil berücksichtigt<br />
werden muss, wenn der Beitrag der motorischen Verbraucher<br />
zum Kurzschlussstrom I‘‘k > 5 % vom Anfangskurzschlussstrom,<br />
IMPRESSUM<br />
erscheint <strong>2017</strong> im 56. Jahrgang, ISSN 0722-8546<br />
Redaktion<br />
Chefredakteur: Dipl.-Ing. (FH) Dirk Schaar,<br />
Tel.: 06131/992-345, E-Mail: d.schaar@vfmz.de<br />
(verantwortlich für den redaktionellen Inhalt)<br />
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Alexandra Pisek M.A., Tel.: 06131/992-266,<br />
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Redaktionsassistenz: Angelina Haas,<br />
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Mario Wüst<br />
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<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 57
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
02 Die Planungstools unterstützen den Planer<br />
nicht nur bei Motorstarterkombinationen,<br />
sondern auch bei der durchgängigen Planung<br />
von Frequenzumrichtern<br />
03 Die Auslegung von Frequenzumrichtern<br />
gemäß der Applikation Lüften, Pumpen,<br />
Verdichten, Bewegen oder Verarbeiten stellt<br />
hohe Anforderungen<br />
der ohne Motoren ermittelt<br />
wurde, beträgt.<br />
Bei der Berechnung dürfen<br />
die Motoren vernachlässigt<br />
werden, die nach Art der<br />
Schaltung (Verriegelung) oder<br />
der Prozessführung nicht gleichzeitig eingeschaltet<br />
sein können. Frequenzumrichter, welche im 2-Quadrantenbetrieb<br />
verwendet werden, liefern keinen zusätzlichen Beitrag zum<br />
Kurzschluss.<br />
3. Elektromagnetische Verträglichkeit:<br />
Besonders Frequenzumrichter weisen durch die nichtlinearen<br />
Bauelemente in den Gleichrichterschaltungen (Thyristoren, Dioden)<br />
eine nichtlineare Strom-Spannungs-Charakteristik auf und<br />
belasten daher trotz der Speisung mit sinusförmiger Spannung das<br />
Netz mit nicht-sinusförmigen Strömen. Diese nicht-sinusförmigen<br />
Ströme, die von den Verbrauchern mit nichtlinearer Charakteristik<br />
stammen, rufen am Innenwiderstand des Transformators nichtsinusförmige<br />
Spannungsfälle hervor und verzerren damit die<br />
Spannung, sodass andere Betriebsmittel im Netz nicht ordnungsgemäß<br />
funktionieren oder Schaden nehmen können. Bereits bei<br />
der Auslegung des Netzes in der Planungsphase sollten hierfür<br />
Gegenmaßnahmen berücksichtigt werden. Die EMV lässt sich<br />
verbessern, indem man Filter zur Reduzierung der Oberschwingungen<br />
verwendet und somit die Lebensdauer der Betriebsmittel<br />
erhöht. Die Verwendung von Drosseln ermöglicht den Einsatz in<br />
höheren Funkstörklassen.<br />
4. Typgeprüfte Gerätekombination:<br />
Für einen zuverlässigen Betrieb bei den Anlaufarten Direkt-Starter,<br />
Reversierbetrieb, Stern-Dreieck- und Sanftanlauf bietet Siemens<br />
typgeprüfte Kombinationen aus sicherungsloser und sicherungsbehafteter<br />
Technik in Kombination mit Schütz und Überlastrelais<br />
an. Bei Frequenzumrichtern werden diese Kombinationen zusätzlich<br />
mit Filter und Drosseln ergänzt. Diese Kombinationen sind auf<br />
ihre Erwärmung, Kurzschlussfestigkeit sowie Verbauung in den<br />
entsprechenden Motor-Control-Centern oder bei Frequenzumrichtern<br />
mit größeren Leistungen in separaten Schränken geprüft<br />
und garantieren dadurch einen zuverlässigen Betrieb.<br />
Mit Simaris Project wird auf der Basis der ausgewählten<br />
Frequenzumrichter die passende Niederspannungsschaltanlage<br />
oder der entsprechende Schrank<br />
ausgewählt und aufgebaut, wodurch der Planer sowohl<br />
konkrete technische Daten als auch den benötigten<br />
Raumbedarf erhält. Zusätzlich werden für die ausgewählten<br />
Frequenzumrichter auch die Ausschreibungstexte<br />
automatisch generiert.<br />
Softwareunterstützung bei der Planung<br />
überlastbarer Transformatoren<br />
Welche Vorteile der Einsatz einer Software-Lösung allgemein bei<br />
der Planung und Dimensionierung von elektrotechnischen Anlagen<br />
und Energieverteilungen bietet, wird z. B. auch bei der korrekten<br />
Dimensionierung und Projektierung von überlastbaren Transformatoren<br />
deutlich.<br />
Die Leistung von Gießharz-Verteilungstransformatoren kann<br />
durch Zusatzlüfter, so genannte Querstromlüfter, erhöht werden.<br />
Bei freier Aufstellung und ausreichender Belüftung ist dadurch eine<br />
Leistungssteigerung von bis zu 50 % möglich. Gerade in der Industrie<br />
und bei großen Infrastrukturprojekten konzentriert sich eine große<br />
Einspeiseleistung an einem Punkt. Mit steigender Transformatorleistung<br />
und bei Parallelbetrieb von Transformatoren steigt auch<br />
die erforderliche Kurzschlussbelastbarkeit der eingespeisten Niederspannungshauptverteilung.<br />
Bei Einsatz der Querstromlüfter kann<br />
in solchen Fällen auch die Kurzschlussleistung begrenzt oder verringert<br />
werden, um so zu einem wirtschaftlicheren Betrieb der<br />
Niederspannungshauptverteilungen zu kommen.<br />
Die korrekte Dimensionierung und Projektierung von elektrischen<br />
Energieverteilungsanlagen bis hin zu Frequenzumrichtern<br />
und anderen Antriebstechnik-Komponenten wird durch Planungstools<br />
erheblich erleichtert. Alle relevanten Parameter für die gesamte<br />
Planung sind in der Software hinterlegt. Das Programm prüft<br />
dann automatisch, ob die jeweiligen Eingaben mit den geltenden<br />
Vorgaben korrespondieren. Die neuen Versionen der Simaris-Tools<br />
von Siemens sind dabei auch auf die spezifischen Anforderungen<br />
von Frequenzumrichtern ausgelegt.<br />
www.siemens.de/simaris<br />
58 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
Verbesserte Brandschutzeigenschaften<br />
Bei der Auswahl von flexiblen, industrietauglichen<br />
Automatisierungsleitungen<br />
standen Anwendern, die eine halogenbzw.<br />
PVC-freie Lösung suchten, bisher<br />
nur PUR-Leitungen zur Verfügung. Mit der<br />
Leitungsserie Motionline Halex bietet das<br />
Unternehmen Nexans jetzt eine Alternative,<br />
die flexibel, robust und schleppkettenfähig<br />
ist. Halex-Leitungen enthalten keine<br />
Halogene und sind – wie PUR-Leitungen –<br />
darüber hinaus schwer entflammbar. Im<br />
Gegensatz zu PVC entwickeln sie im Brandfall<br />
keine extrem giftigen und reizenden<br />
Gase. Ihr Mantel erlaubt kleine Biegeradien<br />
(mind. 2 Mio. Zyklen bei 10 xd), ist abriebfest und widersteht Ölen und Kühlschmierstoffen.<br />
Die neuen Leitungen sind daher ideal, um der Forderung nach PVC-freien Leitungen gerecht<br />
zu werden, ohne Abstriche bei der Funktionalität machen zu müssen. Nexans bietet seine<br />
Leitungen als schleppkettenfähige Sensor-, Servo-, Bus- und Industrial-Ethernet-Leitung sowie<br />
als Energie- und Steuer-Leitung an und folgt damit dem aus dem Consumer-Bereich kommenden<br />
Trend, PVC aus Umweltschutzgründen nicht mehr einzusetzen.<br />
Ein Steckersystem<br />
für alles<br />
Modulare Stecker mit Multirahmen,<br />
die beliebige Steckermodule<br />
für Energie, Signale<br />
und Daten aufnehmen, bietet<br />
das Unternehmen Lapp mit<br />
dem Epic MH-System an.<br />
Kompatibel mit dem Marktstandard<br />
sind die Stecker<br />
durch die gemischte<br />
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Fehler bei Umstellung der Schmierstoffe vermeiden<br />
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Konstruktion, Instandhaltung, Service und Technischer Einkauf. Weniger Schmierstoffe<br />
einsetzen, um Beschaffungs- und Lagerkosten zu reduzieren, ist ein häufiger Wunsch. Er ist<br />
aber mit Risiken verbunden. Oft wird z. B. die DIN-Bezeichnung als Richtschnur herangezogen –<br />
Schmierstoffe derselben DIN-Klasse können sich aber im Leistungsverhalten deutlich<br />
unterscheiden. Werden bei der Schmierstoffumstellung Fehler gemacht, wirkt sich dies auf die<br />
Maschinenzuverlässigkeit aus, und es entstehen mehr Instandhaltungskosten. Unternehmen<br />
können zum Thema „Schmierstoff – Lieferanten- und Sortenreduktion“ auch einen eigenen<br />
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<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 59
Analyse des thermischen Verhaltens<br />
von Profilschienenführungen<br />
Bei Vorschubachsen von Werkzeugmaschinen mit serieller<br />
Kinematik wird häufig auf Wälzführungen in Form von<br />
Profilschienenführungen zurückgegriffen, weshalb die Kenntnis<br />
des thermo-elastischen Verhaltens dieser Maschinenkomponenten<br />
für den Aufbau eines aussagekräftigen Prognosemodells<br />
von elementarer Bedeutung ist.<br />
Das thermo-elastische Verhalten von Werkzeugmaschinen stellt<br />
einen wichtigen Bestandteil bei deren Auslegung dar. Im Fokus<br />
des Sonderforschungsbereichs Transregio 96 „Thermo-energetische<br />
Gestaltung von Werkzeugmaschinen“ steht die Erforschung<br />
und Umsetzung von wirksamen Korrektur- und Kompensationslösungen,<br />
die zur spanenden Genauigkeitsbearbeitung unter den<br />
zukünftigen Bedingungen energieeffizienter Fertigung befähigen [1].<br />
Das Teilprojekt B03 „Komponenten- und Baugruppenuntersuchung“<br />
konzentriert sich auf die Untersuchung des thermo-elastischen<br />
Verhaltens von Werkzeugmaschinenkomponenten sowie<br />
‐baugruppen und sieht die Entwicklung von Prognosemodellen zur<br />
Berechnung der thermisch bedingten Strukturverformungen in<br />
Abhängigkeit von messbaren physikalischen Größen vor. In diesem<br />
Zusammenhang werden Vorschubachsen und deren Einzelkomponenten,<br />
unter anderem Profilschienenführungen, untersucht. Abhängig<br />
vom Anwendungsfall werden Profilschienenführungen in<br />
Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher ist Direktor am Werkzeugmaschinenlabor<br />
WZL der RWTH Aachen; Kolja Bakarinow, M.Sc., ist Mitarbeiter am<br />
Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen; Dipl.-Ing. Stephan Neus<br />
ist Gruppenleiter am Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen;<br />
Dr.-Ing. Marcel Fey ist Oberingenieur am Werkzeugmaschinenlabor WZL der<br />
RWTH Aachen; Alexander Steinert ist Mitarbeiter am Werkzeugmaschinenlabor<br />
WZL der RWTH Aachen; Janis Ochel ist Mitarbeiter am Werkzeugmaschinenlabor<br />
WZL der RWTH Aachen<br />
unterschiedlichen Ausführungen (Baugröße, Vorspannklasse) eingesetzt.<br />
Die Bauteilgeometrie und jeweilige Maschinenkinematik<br />
führen häufig zu einem transienten Betrieb. Die Bestimmung des<br />
transienten Wärmeeintrags stellt sich dabei als komplex heraus und<br />
kann mit bisherigen Methodiken nur unzureichend vorhergesagt<br />
werden. Einerseits steht deshalb die Evaluierung verschiedener<br />
Einflussfaktoren auf das Reibverhalten und damit letztlich auch auf<br />
das thermische Verhalten von Profilschienenführungen im Vordergrund.<br />
Hierzu sollen folgende Einflussgrößen betrachtet und variiert<br />
werden:<br />
n Externe Belastung des Führungssystems<br />
n Vorspannklasse<br />
n Betriebstemperatur<br />
n Abstreifer<br />
n Baugröße<br />
n Schmierstoff<br />
Andererseits soll geprüft werden, inwiefern das sich im Betrieb<br />
einer Profilschienenführung einstellende Temperaturfeld auf Basis<br />
der Reibkräfte prognostiziert werden kann. Dazu soll ein aussagekräftiges<br />
Prognosemodell entwickelt werden, welches das entsprechende<br />
Reibverhalten der untersuchten Profilschienenführungen<br />
als Wärmelast beinhaltet und mit dessen Hilfe eine Prognose für<br />
weitere Anwendungsfälle getroffen werden kann.<br />
Verwendeter Prüfstand<br />
Für die Untersuchung von Profilschienenführungen steht ein Prüfstand<br />
bereit, der zur Minimierung der Umgebungseinflüsse in einer<br />
klimatisierten Zelle mit einer Umgebungstemperaturschwankung<br />
von ± 0,5 K untergebracht ist.<br />
60 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
LINEARTECHNIK<br />
01 Aufbau des Prüfstands 02 Abhängigkeit der Reibkraft von der Komponententemperatur<br />
Der Prüfstand besteht im Wesentlichen aus einem länglichen Maschinenbett,<br />
einem darauf mittig befestigten Träger sowie einer<br />
Verfahreinheit, welche den Vorschub realisiert. Diese wird durch<br />
einen Linearmotor angetrieben und auf zwei dauergeschmierten<br />
Profilschienenführungen geführt. Die einachsig verfahrbare Anlage<br />
ist für die Untersuchung von Profilschienenführungen von bis zu<br />
3 m Länge ausgelegt.<br />
Im Zuge der durchzuführenden Versuche werden sowohl an der<br />
Unterseite, als auch an der Oberseite des Trägers je eine Profilschiene<br />
montiert. Zur Realisierung einer externen Belastung werden der<br />
obere und der untere Schuh über zwei seitlich angebrachten Platten<br />
miteinander verbunden. Zur Messung der externen Last ist auf einer<br />
Platte ein Dehnungsmessstreifen appliziert, mit dem die vorherrschende<br />
Kraft an den Schuhen eingestellt werden kann. Die Reibkraft<br />
der Profilschienenführung wird über einen piezo-elektrischen<br />
Kraftsensor gemessen, welcher den oberen Führungsschuh mit der<br />
Antriebseinheit verbindet. Somit wird die der Verfahrbewegung entgegen<br />
gerichtete Widerstandskraft gemessen, welche durch die Reibung<br />
innerhalb der Komponente bestimmt wird. Dabei wird lediglich<br />
die Gesamtreibkraft der Komponente ermittelt. Eine Unterteilung<br />
in ihre Anteile hinsichtlich der beiden Laufflächen ist mithilfe<br />
dieses Versuchsaufbaus allerdings nicht möglich.<br />
03 Vergleich der Baugrößen<br />
Verlauf aufweist, der sich aus dem Zusammenspiel verschiedener<br />
Reibphänomene zusammensetzt.<br />
Bei der Aufnahme der Reibkraft wird auf einen piezo-elektrischen<br />
Kraftsensor zurückgegriffen, dessen absoluter Fehler folgendermaßen<br />
angegeben wird [2]:<br />
Messprinzip und Messtechnik<br />
Profilschienenführungen werden in den meisten Fällen in einem<br />
instationären Zustand betrieben, weshalb der entstehende Wärmeeintrag<br />
als Funktion der Vorschubgeschwindigkeit bekannt sein<br />
muss. Dieser Wärmeeintrag ergibt sich aus der Reibleistung der<br />
Profilschienenführung, welche das Produkt aus Reibkraft F R<br />
und<br />
Vorschubgeschwindigkeit v f<br />
entspricht, Gleichung 1.<br />
Die Reibkraft einer Profilschienenführung ergibt sich aus einer<br />
Überlagerung von Rollreibung, Gleitreibung, Schmierstoffreibung<br />
und Dichtungsreibung und ist daher geschwindigkeitsabhängig. Da<br />
kein ganzheitlicher theoretischer Berechnungsansatz existiert,<br />
muss auf praktische Versuche zurückgegriffen werden. Die Darstellung<br />
der gemessenen Reibkraft über der Geschwindigkeit ergibt<br />
eine sogenannte Stribeck-Kurve, welche einen charakteristischen<br />
Der maximale Fehler des DMS, über den die Last eingestellt wird,<br />
ergibt sich zu [3]:<br />
Aufgrund der Lastabhängigkeit der Reibkraft kommt es bei der<br />
Gesamtunsicherheit zu einer Fehlerfortpflanzung. Unter der Annahme,<br />
dass die Reibkraft dem Coulomb’schen Gesetz folgt und<br />
somit proportional der Last ist, ergibt sich die Gesamtunsicherheit<br />
zu 1,35 %.<br />
Neben den Kraftmessungen werden zudem Dauerversuche<br />
durchgeführt, die der Validierung des Prognosemodells dienen. Im<br />
Zuge dessen wird der zeitliche Verlauf des Temperaturfelds an charakteristischen<br />
Punkten gemessen. Aufgrund der Symmetrie der<br />
Profilschiene und des Trägers stellt sich in Querrichtung ein zur<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 61
Mitte symmetrisches Profil ein. Ebenfalls ist ein identisches Profil<br />
für die obere und untere Schiene zu erwarten, weshalb auch hier<br />
die Anbringung an einer der Schienen genügt. Die Temperaturmessung<br />
wird an folgenden Stellen durchgeführt:<br />
n ein Umgebungssensor neben dem Prüfstand<br />
n drei Sensoren entlang des Trägers<br />
n drei Sensoren entlang der oberen Profilschiene<br />
n jeweils ein Sensor an den Stirnseiten der oberen Profilschiene<br />
n ein Sensor am Lager<br />
n ein Sensor am oberen Schuh<br />
n ein Sensor am oberen Spannblock<br />
Dabei kommen zwei Arten von Temperatursensoren zum Einsatz.<br />
Längs der Profilschiene wird aus Platzgründen auf schlanke Thermoelemente<br />
zurückgegriffen, deren Gesamtfehler nach [4] folgendermaßen<br />
angegeben wird:<br />
An den restlichen Temperaturstellen befinden sich Pt100-Elemente<br />
der Klasse A. Deren Fehler beträgt [5]:<br />
Analyse unterschiedlicher Einflussfaktoren<br />
Um den Einfluss der unterschiedlichen Faktoren auf den Wärmeeintrag<br />
des Führungssystems klassifizieren zu können, müssen<br />
unterschiedliche Ausführungen von Profilschienen untersucht<br />
werden. Variiert werden demnach die Baugröße, die Vorspannklasse,<br />
der Schmierstoff und die Art der Wälzkörper. Außerdem<br />
wird der Einfluss der Komponententemperatur und des Abstreifers<br />
tiefergehend analysiert. Alle hier genannten Einflüsse werden zudem<br />
bei vier externen Belastungen (0, 5, 10 und 15 kN) untersucht.<br />
Da die Komponenten vom Hersteller bereits eingefahren geliefert<br />
werden, ist ein Einfahrprozess nicht notwendig. Aus den oben genannten<br />
zu untersuchenden möglichen Einflüssen ergibt sich eine<br />
Anzahl aus Reibkraftkennlinien, die im Zuge der Versuchsdurchführung<br />
aufgenommen werden müssen. Sechs Komponentenausführungen<br />
hinsichtlich Baugröße, Vorspannklasse, Schmierung<br />
und Wälzkörper kombiniert mit zwei Komponententemperaturen<br />
(Raumtemperatur, Temperatur bei Dauerbetrieb), zwei Abstreiferkonstellationen<br />
(mit, ohne) und vier Belastungsfällen (0 kN, 5 kN,<br />
10 kN, 15 kN) ergeben insgesamt 96 Stribeck-Kurven.<br />
Versuchsauswertung und Vergleich<br />
Durch die Translation der Verfahreinheit werden die verspannten<br />
Schuhe über die Profilschiene bewegt und die entstehende Reibkraft<br />
über einen Kraftsensor detektiert. Dazu wird die Maschine<br />
CNC gesteuert mit unterschiedlichen Vorschubgeschwindigkeiten<br />
von 0,001 m/min bis 60 m/min verfahren.<br />
Zusätzlich zu der Aufnahme der Stribeck-Kurven ist auch die<br />
konkrete Temperaturverteilung innerhalb der Komponenten zu<br />
untersuchen. Diese dienen insbesondere der Validierung des später<br />
aufgezeigten Prognosemodells. Dazu werden Dauerversuche durchgeführt<br />
und das Temperaturfeld mithilfe der Pt100-Elemente aufgenommen.<br />
Der Prüfstand wird dabei über 8 h mit einer konstanten<br />
Vorschubgeschwindigkeit von 30 m/min verfahren. Danach befindet<br />
sich der Prüfstand im Stillstand, wobei die Sensoren das Temperaturfeld<br />
weiterhin aufzeichnen und somit Informationen bzgl. der<br />
Abkühlkurve vorliegen.<br />
Profilschienenführungen werden in Bearbeitungsprozessen zumeist<br />
instationär beansprucht. Zur Umsetzung des dargestellten<br />
Ansatzes ist hierzu die Konstanz der Reibkraftcharakteristik zu zeigen.<br />
Dies wird im ersten Schritt für die Komponententemperatur<br />
durchgeführt. Bei Beginn eines Dauerversuchs liegt die Temperatur<br />
der Komponenten bei Raumtemperatur. Nach 8 h Dauerversuch<br />
ergibt sich ein höheres Temperaturniveau. Bild 02 zeigt, dass der<br />
Einfluss der Komponententemperatur als vernachlässigbar einzustufen<br />
ist. Das Diagramm zeigt den Verlauf der Reibkraft über der<br />
Komponententemperatur, welche an der Führungsschiene vorliegt<br />
(23 °C bis 32 °C). Für den technisch relevanten Temperaturbereich<br />
von 20 °C bis 35 °C kann die Reibkraft also als temperaturunabhängig<br />
angesehen werden. Die gezeigte Charakteristik ergibt sich für alle<br />
untersuchten Komponenten im gleichen Maße.<br />
Als zweiten Einfluss wird die Baugröße der Profilschienenführung<br />
variiert. Hierzu werden in Bild 03 die Versuchsergebnisse für<br />
die Baugrößen 35 und 45 gegenübergestellt. Aufgrund der größeren<br />
Wälzkörper und größeren Abstreifer liegen die Reibkräfte der größeren<br />
Komponente erwartungsgemäß über denen der kleineren<br />
Komponente. Es zeigt sich, dass die Bauform 45 eine Reibkraft aufweist,<br />
die über den Geschwindigkeitsbereich gemittelt um den Faktor<br />
2,4 größer ist als die der Bauform 35. Ein Vergleich der Lastabhängigkeit<br />
zeigt, dass durch die Lasterhöhung auf 10 kN eine um<br />
66 % höhere Reibkraft vorliegt. Die Baugröße weist dementsprechend<br />
einen erheblichen Einfluss auf das Reibverhalten auf.<br />
In einem weiteren Vergleich wird der Einfluss der verwendeten<br />
Wälzkörper untersucht. Dazu werden in Bild 04 die Versuchsergebnisse<br />
von Komponenten mit Rollen und welchen mit Kugeln als<br />
Wälzkörper verglichen. Die jeweiligen Kurven gleicher Wälzkörper<br />
zeigen einen parallelen Verlauf mit konstantem Versatz auf. Die<br />
Form der Wälzkörper bedingt jedoch eine unterschiedliche Charakteristik<br />
bei Variation von Last und Geschwindigkeit:<br />
n Zylinderrollen reagieren empfindlich auf Geschwindigkeitsänderungen.<br />
n Kugeln reagieren empfindlich auf Laständerungen.<br />
Deutlich wird der erste Aspekt an der im Verhältnis zu den Kugeln<br />
gesehen höheren Steigung ∂F R<br />
/∂v der Stribeck-Kurve. Die Reibkraft<br />
steigt hier signifikant um fast 60 N an, während sie bei Kugeln lediglich<br />
um ca. 15 N steigt. Daraus lässt sich schließen, dass bei der Auswahl<br />
der Wälzkörper insbesondere für Schnelllauf-Anwendungen<br />
Kugeln vorzuziehen sind, da sie weniger Reibung und damit auch<br />
weniger Wärme erzeugen. Auf der anderen Seite sind Rollen dann<br />
vorzuziehen, wenn höhere Lasten erwartet werden müssen. Der<br />
Versatz zwischen den beiden Lastfällen 0 kN und 5 kN ist mit ca.<br />
5-10 N deutlich geringer als bei den Kugeln mit ca. 45 N.<br />
Im Vergleich der Schmierstoffe zeigt sich, dass der Schmierstoff<br />
Fett bei gleicher Last eine deutlich größere Reibung aufweist als Öl<br />
(Bild 05). Beide dem Fett zugeordneten Kurven liegen deutlich<br />
über den entsprechenden Kurven für die Ölschmierung. Dabei hat<br />
das Fett sogar einen größeren Einfluss als die zugrunde gelegte<br />
Last. Bei 0 kN Last übersteigt die Reibkraft der fettgeschmierten<br />
Komponente die Reibkraft der ölgeschmierten Komponente bei<br />
10 kN Last. Insgesamt ergibt sich durchschnittlich eine ca. 30 % höhere<br />
Reibkraft, wenn die Profilschienenführung mit Fett betrieben<br />
wird. Dieser Umstand lässt sich mit der Zusammensetzung des<br />
62 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
LINEARTECHNIK<br />
Fetts begründen. Fette bestehen im Wesentlichen aus drei Komponenten:<br />
Grundöl, Eindicker und Additive. Während das Öl die reibungsminimierenden<br />
Eigenschaften übernimmt, sorgt der Eindicker<br />
für die pastöse Form, sodass ein Ölreservoir entsteht. Ein kontinuierlicher<br />
Zufluss von Schmiermittel ist dadurch nicht mehr notwendig.<br />
Über Additive lassen sich gewisse Eigenschaften des Fettes wie<br />
zum Beispiel die chemische Beständigkeit verbessern. Im Gegensatz<br />
zur reinen Ölschmierung befinden sich neben dem Schmierstoff<br />
also noch weitere Komponenten höherer Viskosität zwischen<br />
den sich bewegenden Körpern, wodurch es zu einer deutlich erhöhten<br />
Fluidreibung kommt [6].<br />
Im folgenden Abschnitt soll der Einfluss der Vorspannklasse aufgezeigt<br />
werden, dabei entspricht V1 einer Vorspannung von 2 800 N,<br />
V2 einer Vorspannung von 7 500 N und V3 einer Vorspannung von<br />
12 150 N. Wird die Profilschienenführung ohne Last betrieben, so<br />
ist kein Unterschied zwischen den Vorspannklassen zu erkennen.<br />
Das lässt sich mit dem Einfluss des Abstreifers erklären. Bei sehr<br />
kleinen Lasten wird die gesamte Reibkraft im Wesentlichen durch<br />
den Abstreifer beeinflusst, welcher von den Vorspannklassen unabhängig<br />
ist. Bei Steigerung der Last verringert sich dieser Einfluss,<br />
und die Vorspannung der Führungsschuhe gewinnt an Bedeutung.<br />
Die Versuchsergebnisse der Komponenten (Abbildung 6) zeigen,<br />
dass eine Steigerung der Vorspannklasse eine Senkung der Reibkraft<br />
zur Folge hat.<br />
Im letzten Abschnitt soll auf den Einfluss der Abstreifer eingegangen<br />
werden. Dazu werden alle Stribeck-Kurven sowohl mit als auch<br />
ohne Abstreifersystem vermessen. Ein Vergleich der Daten zeigt,<br />
dass die Abstreifer einen bedeutenden Einfluss auf die entstehende<br />
Reibkraft haben, der jedoch wesentlich von der Bauart des Schuhs<br />
und somit von der Bauform des Abstreifers abhängt. Der Einfluss<br />
des Abstreifers lässt sich nicht in einem einzelnen Wert definieren,<br />
da die durch den Abstreifer verursachte Reibkraft ein Verhalten aufweist,<br />
welches wiederum selbst einer Stribeck-Kurve ähnelt. Das<br />
Reibverhalten der Abstreifer widerspricht somit der theoretischen<br />
Annahme, dass das Coulomb‘sche Gesetz anwendbar ist, da neben<br />
der Lastabhängigkeit, die durch dieses Modell abgebildet wird,<br />
auch eine Geschwindigkeitsabhängigkeit besteht. Diese Abhängigkeit<br />
haben bereits Versuche mit Lagerdichtungen [7] gezeigt. Die im<br />
Rahmen dieser Versuchsreihe untersuchten Lasten haben einen<br />
geringeren Einfluss als die Geschwindigkeit, deren Steigerung in<br />
der Regel eine Steigerung der Reibkraft des Abstreifers zur Folge hat.<br />
Zusammenfassend zeigt das Abstreifersystem keinen konstanten<br />
Einfluss auf die Reibkraft, weswegen für verschiedene Geschwindigkeiten<br />
und Lasten auf experimentell bestimmte Werte zurückgegriffen<br />
werden sollte.<br />
Aufbau eines Prognosemodells<br />
Unter der Annahme, dass die Struktur des Prüfstands nur wenig<br />
Wärme abführt, wird der Einfluss des Prüfstands durch eine quaderförmige<br />
Platte abgebildet. Auf das Maschinenbett und andere<br />
passive Komponenten kann in diesem Modell somit verzichtet werden.<br />
Diese Annahmen reduzieren das Modell auf eine Platte, auf<br />
welcher die Profilschiene samt Führungsschuh und Aufbau angebracht<br />
sind.<br />
Diese fünf Modellteile sind durch Parameter untereinander und<br />
mit der Umgebung verknüpft. Hierbei handelt es sich um Wärmeübergangskoeffizienten,<br />
die zunächst unbekannt sind. Alle anderen<br />
04 Vergleich der Wälzkörper<br />
05 Vergleich der Schmierstoffe<br />
06 Vergleich der Vorspannklassen mit Abstreifer<br />
relevanten Parameter, wie Dichte, Wärmeleitfähigkeit und spezifische<br />
Wärmekapazität, sind stoffabhängig. Die verwendeten Materialien<br />
sind bekannt und in der Simulationssoftware bereits hinterlegt.<br />
Konvektion lässt sich in natürliche und in erzwungene Konvektion<br />
unterteilen. Für beide Arten der Konvektion existieren theoretische<br />
Berechnungsansätze, die für das Prognosemodell herangezogen<br />
werden. Die Werte für die natürliche Konvektion werden als Funktion<br />
der Temperaturdifferenz zwischen Oberfläche und Umgebung hinterlegt,<br />
während die erzwungene Konvektion als konstant angesehen<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 63
werden kann. Der Wärmeübergangskoeffizient α berechnet sich<br />
dabei nach folgender Formel [8]:<br />
α: Wärmeübergangskoeffizient<br />
Nu: Nußelt-Zahl<br />
λ F<br />
: Wärmeleitfähigkeit des Fluids<br />
L: charakteristische Länge<br />
Für die natürliche Konvektion ergibt sich die Nußelt-Zahl folgendermaßen:<br />
Nu: Nußelt-Zahl<br />
Pr: Prandtl-Zahl<br />
Gr: Grashof-Zahl<br />
Der funktionale Zusammenhang dieser Größen ist geometrieabhängig<br />
und lässt sich den Literaturangaben [8] entsprechend entnehmen.<br />
Während die Prandtl-Zahl eine temperaturabhängige<br />
Stoffgröße ist, die näherungsweise als konstant angesehen werden<br />
kann, kann die Grashof-Zahl berechnet werden. Für eine erzwungene<br />
Konvektion gilt:<br />
Nu: Nußelt-Zahl<br />
Pr: Prandtl-Zahl<br />
Re: Reynolds-Zahl<br />
Auch hier ist das Zusammenspiel beider Größen geometrieabhängig.<br />
Die Reynolds-Zahl ist geschwindigkeitsabhängig. Die erzwungene<br />
Konvektion wird im Modell nur auf den Schuh und dessen<br />
Aufbau angewendet, welcher vereinfacht als Quader angenommen<br />
wird. Aus der Verfahrbewegung des Schuhs folgend, besteht dieser<br />
bei einer seitlichen Anströmung aus drei längs angeströmten Flächen<br />
und aus zwei theoretisch periodisch frontal angeströmten Flächen.<br />
Für ein solches instationäres Verhalten finden sich allerdings keine<br />
verlässlichen Berechnungsgrundlagen, weshalb beide Flächen ebenfalls<br />
als seitliche Flächen angenommen werden.<br />
Für die Aufheizphase ergibt sich der Wärmeübergangskoeffizient α<br />
aus einer kombinierten Nußelt-Zahl, in welcher natürliche und erzwungene<br />
Konvektion verrechnet sind. Die kombinierte Nußelt-<br />
Zahl ergibt sich wie folgt [9]:<br />
Nu ges<br />
: Kombinierte Nußelt-Zahl<br />
Nu erz<br />
: Nußelt-Zahl der erzwungenen Konvektion<br />
Nu nat<br />
: Nußelt-Zahl der natürlichen Konvektion<br />
Neben der Konvektion ist zudem die Wärmestrahlung der Komponenten<br />
zu betrachten. Die abgestrahlte Leistung ergibt sich nach<br />
dem Stefan-Boltzmann-Gesetz und ist abhängig von der vierten<br />
Potenz der Körper- und der Umgebungstemperatur, wodurch sich<br />
folgender Zusammenhang ergibt:<br />
: Wärmestrom<br />
ε: Emissionskoeffizient<br />
σ: Stefan-Boltzmann-Konstante<br />
A O<br />
: Oberfläche des strahlungs-emittierenden Körpers<br />
T ε<br />
: Temperatur des strahlungs-emittierenden Körpers<br />
T u<br />
= Umgebungstemperatur<br />
Um den Rechenaufwand zu verringern, wird die Gleichung linearisiert<br />
und somit ein Wärmeübergangskoeffizienten α Strahlung<br />
ermittelt,<br />
welcher im Anschluss mit dem Konvektionswerten verrechnet werden<br />
kann. Der Ausdruck lässt sich durch die dritte binomische<br />
Formel in folgende Form bringen:<br />
bzw.:<br />
mit<br />
Dieser Ansatz ist möglich, da die Wärmeübergangskoeffizienten<br />
für diskrete Temperaturunterschiede der Bauteiloberfläche zur<br />
Umgebung berechnet werden und tabellarisch hinterlegt werden.<br />
Aus diesem Grund ist keine Linearisierung im Sinne einer Taylorreihenentwicklung<br />
mit dem Abbruch nach dem ersten Glied gemeint,<br />
sondern lediglich eine Darstellung der Stefan-Boltzmann-<br />
Gleichung mit einer Abhängigkeit des Wärmestroms von einer<br />
Temperaturdifferenz. Das in der Gleichung enthaltene ε ist der<br />
Emissionskoeffizient, der dimensionslos angibt, wie stark ein Körper<br />
Strahlung emittiert. Dieser wird im Wesentlichen durch den<br />
Werkstoff und durch die Oberflächenbeschaffenheit beeinflusst.<br />
In der Literatur [8] sind Werte für den Emissionsgrad der jeweiligen<br />
Oberflächen zu finden.<br />
Insgesamt ergibt sich also ein Wärmeübergangskoeffizient, der<br />
sich aus der Summe der Übergangskoeffizienten für Konvektion<br />
und für Strahlung ergibt. Somit werden letztlich drei Phänomene<br />
der Wärmeübertragung (Wärmeleitung, Konvektion und Strahlung)<br />
in diesem Modell berücksichtigt.<br />
Zwischen den fünf Modellbauteilen existieren weiterhin vier<br />
Kontaktflächen mit je einem Kontaktwärmeübergang. Die entsprechenden<br />
Koeffizienten werden vom Lehrstuhl für Wärme- und Stoffübertragung<br />
der RWTH Aachen (WSA) anhand der Oberflächenbeschaffenheit<br />
sowie des Kontaktdrucks in der Fuge ermittelt. Der<br />
letzte verbleibende Durchgangskoeffizient zwischen Schuh und<br />
Schiene wird durch einen eigenen Versuch bestimmt.<br />
Der Wärmeeintrag ist äquivalent zur Reibleistung und lässt sich<br />
somit aus den Stribeck-Kurven berechnen. Die Dauerversuche werden<br />
mit einer konstanten Geschwindigkeit von 30 m/min betrieben.<br />
Die zu dieser Geschwindigkeit gehörende Reibkraft kann der Reibkennlinie<br />
entnommen werden und liefert im Produkt mit der Verfahrgeschwindigkeit<br />
die Reibleistung. Im Prognosemodell wird<br />
dieser Wärmeeintrag über die gesamte Verfahrlänge des Schuhs auf<br />
die Schiene angewendet. Die Flächen, auf die dieser Wärmeeintrag<br />
im Modell wirkt, hängen von dem Entstehungsort ab. Der Anteil der<br />
Reibleistung, der durch die Abstreifer verursacht wird, wird auf die<br />
gesamte Oberfläche der Schiene angewendet, die von den Abstreifern<br />
berührt wird. Der Teil des Wärmeeintrags aufgrund des Wälzkontakts<br />
wirkt auf die Wälzkörperlaufflächen, welche allerdings um<br />
die Randstücke, auf denen der Schuh im Versuch nicht fährt, reduziert<br />
werden. Diese Maßnahme ist in Bild 07, angedeutet durch die<br />
hellen Striche, erkennbar.<br />
64 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>
LINEARTECHNIK<br />
Die Validierung<br />
Der Vergleich in Bild 08 zwischen den Messwerten und dem Prognosemodell<br />
zeigt, dass die Realität durch das Modell mit hoher<br />
Genauigkeit abgebildet werden kann. Für die Profilschiene ergeben<br />
sich in der Aufheizphase maximale absolute Abweichungen von<br />
ungefähr 0,6 °C. Als relative Abweichung ergibt sich bezogen auf<br />
das gemessene Temperaturdelta ein Unterschied von maximal<br />
7,5 %. Die maximale absolute Abweichung an der Platte, welche<br />
den gesamten Prüfstand abbildet, ergibt sich zu 1 °C, was einer<br />
relativen Abweichung von 12,5 % entspricht. Für den Aufbau auf<br />
dem Führungsschuh ergeben sich absolute Abweichungen von<br />
maximal 0,95 °C bei einer relativen Abweichung von ca. 10 %. Da es<br />
beispielsweise an den Seiten der Platte zu verhältnismäßig kleinen<br />
Temperaturänderungen kommt, führen hier schon kleine Abweichungen<br />
des Prognosemodells zu den oben genannten relativen<br />
Abweichungen. Die stationäre Endtemperatur wird an allen Messpunkten<br />
mit sehr hoher Genauigkeit prognostiziert. In der Abkühlphase<br />
erreichen die absoluten Abweichungen über 2 °C. Im Mittel<br />
liegt somit eine relative Abweichung zwischen Messung und Prognosemodell<br />
unter 10 % vor.<br />
Die in der Abkühlphase relativ hohen Abweichungen liegen in der<br />
Wahl der geometrischen Abbildung des Prüfstands begründet. Zur<br />
Vereinfachung des Modells wird der gesamte Prüfstandsaufbau<br />
durch eine Platte repräsentiert, wodurch sich die ergebende Wärmeabgabe<br />
nicht nach Literaturangaben bestimmen lässt. Der Vergleich<br />
zeigt, dass diese entsprechend angepasst werden muss. Die Ergebnisse<br />
zeigen, dass das Modell hinreichend genau ist, um das thermische<br />
Verhalten von Profilschienenführungen vorherzusagen.<br />
Zusammenfassung und Ausblick<br />
Als Ergebnis lassen sich die einzelnen Einflüsse auf das thermische<br />
Verhalten von Profilschienenführungen nun sowohl qualitativ als<br />
auch quantitativ gegeneinander abschätzen. Dauerversuche zeigen,<br />
dass Komponententemperaturen zwischen 20 °C und 35 °C<br />
keine messbaren Auswirkungen auf die Reibkraft haben. Untersuchungen<br />
verschiedener Wälzkörper ergeben, dass Profilschienenführungen<br />
mit Kugeln empfindlich auf Laständerungen reagieren<br />
und dass Zylinderrollen eine stärkere Abhängigkeit von der Verfahrgeschwindigkeit<br />
aufweisen. Weiterhin zeigt die Analyse der<br />
Vorspannklassen, dass für definierte Bereiche der Verfahrgeschwindigkeit<br />
eine verringerte Reibkraft erzielt werden kann. Bei lastfreiem<br />
Betrieb dominiert der Einfluss des Abstreifers, welcher jedoch<br />
ebenfalls einen Stribeck-ähnlichen Verlauf aufweist und somit<br />
nicht als konstanter Faktor berücksichtigt werden kann. Weiterhin<br />
zeigt sich, dass eine Fettschmierung grundsätzlich zu deutlich höheren<br />
Reibkräften führt. Teilweise ergibt sich bei einer Fettschmierung<br />
die doppelte Reibkraft im Vergleich zu einer Ölschmierung.<br />
Im Vergleich zweier unterschiedlicher Baugrößen zeigt sich, dass<br />
die Reibkraft der Baugröße 45 ca. 55 % über der Reibkraft der<br />
Baugröße 35 liegt.<br />
Durch die Kenntnis der sich einstellenden Reibkräfte kann der<br />
Wärmeeintrag einer sich im Betrieb befindlichen Profilschienenführung<br />
somit bestimmt werden. Dieser Wärmeeintrag lässt sich als<br />
Wärmelast für ein Prognosemodell übernehmen. Das sich einstellende<br />
Temperaturprofil kann hierdurch mit hoher Genauigkeit prognostiziert<br />
werden. z<br />
07 Simulationsmodell für die Komponente<br />
08 Vergleich zwischen Versuch und Simulation<br />
Literaturverzeichnis:<br />
[1] Großmann, K.: Thermo-energetic Design of Machine Tools. Heidelberg, New<br />
York, London: Springer, 2015<br />
[2] Kistler Group: Quarzkristall-Kraftmesselemente. Winterthur, Firmenschrift,<br />
ohne Jahresangabe<br />
[3] Pfeifer, T.; Profos, P.: Handbuch der industriellen Meßtechnik. 6. Aufl.,<br />
München: Oldenbourg, 1994<br />
[4] Norm DIN EN 60584 Teil 1. Thermoelemente. Thermospannungen und<br />
Grenzabweichungen, 2015<br />
[5] Norm DIN EN 60751. Industrielle Platin-Widerstandsthermometer und<br />
Platin-Temperatursensoren, 2009<br />
[6] Exxon Mobil Corporation: Fett – Bestandteile und Eigenschaften. Firmenschrift,<br />
2012<br />
[7] Schaeffler Wälzlager oHG: Labyrinthdichtungen für Wälzlager. Homburg<br />
(Saar). Firmenschrift, 1995<br />
[8] VDI e.V.: VDI-Wärmeatlas. Springer, 2013<br />
[9] Gleich, S.: Simulation des thermischen Verhaltens spanender Werkzeugmaschinen<br />
in der Entwurfsphase. Diss. TU Chemnitz, 2008<br />
Danksagung<br />
Die Autoren danken der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)<br />
für die finanzielle Unterstützung des Sonderforschungsbereichs<br />
Transregio 96, Teilprojekt B03: „Komponenten- und Baugruppenuntersuchung“.<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 65
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IM NÄCHSTEN HEFT: 3/<strong>2017</strong><br />
ERSCHEINUNGSTERMIN: 10. 03. <strong>2017</strong> • ANZEIGENSCHLUSS: 21. 02. <strong>2017</strong><br />
01<br />
02<br />
03<br />
04<br />
01 Veränderte Klimaziele, Nachhaltigkeitserwartungen und der Zwang<br />
zur Reduzierung der Abfallmengen fordern zukunftsweisende energieeffiziente<br />
Innovationen. Deshalb nutzt die Industrie u. a. die technische<br />
Simulation, um die erhöhte Komplexität in den Griff zu bekommen.<br />
02 Das Londoner Crossrail-Projekt ist die wohl derzeit größte Baustelle<br />
Europas. Um das U-Bahnnetz für die Zukunft zu rüsten, entstehen dort zwei<br />
neue, je ca. 21 kilometerlange Tunnelröhren mit 6 m Durchmesser. Ohne<br />
Automatisierungslösungen kommt ein solches Bauvorhaben nicht aus.<br />
Der direkte Weg<br />
im Internet:<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />
als E-Paper:<br />
www.engineering-news.net<br />
Redaktion:<br />
d.schaar@vfmz.de<br />
MDA Technologies:<br />
www.en.engineering-news.net<br />
03 Nicht nur in der Industrie, auch in der Sportwissenschaft werden<br />
modernste Sensortechniken eingesetzt. So liefert ein berührungsfrei<br />
arbeitender magnetostriktiver Wegaufnehmer mit freiem Positionsgeber<br />
entscheidende Daten zur Wurftechnik von Leistungssportlern.<br />
04 Das weltstärkste Großlager-Prüfzentrum hat sein Herzstück<br />
erhalten: Eine 125 t schwere „Untertasse“ ist in den größeren der<br />
beiden neuen Prüfstände eingeschwebt. Sie wird die Prüflinge an ihre<br />
absoluten Belastungsgrenzen treiben.<br />
(Änderungen aus aktuellem Anlass vorbehalten)<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 67
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