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antriebstechnik 1-2/2017

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19174<br />

1-2<br />

Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />

Februar <strong>2017</strong><br />

Unser<br />

Antrieb<br />

Das bewegt die<br />

Branche in <strong>2017</strong><br />

Getriebe und Getriebemotoren<br />

So funktioniert die Zahnradinspektion<br />

in Rekordzeit<br />

Wälz- und Gleitlager<br />

Lagerauswahl bei der Modernisierung<br />

von Walzwerken


ABSOLUTE<br />

SICHÄRHEIT<br />

Besuchen Sie uns!<br />

24. – 28. April <strong>2017</strong><br />

Halle 25, Stand C24<br />

Falsche Versprechen erkennen Sie sofort. Auch bei Zahnriemen?<br />

Schließlich ähneln minderwertige Produkte auf den ersten Blick<br />

dem Qualitätsprodukt. Sicherheit bieten die Polyurethan-<br />

Zahnriemen der führenden Hersteller BRECO und ContiTech:<br />

Die werden aus abriebfestem Polyurethan und hochfesten<br />

Stahlcord-Zugträgern gefertigt und besitzen überlegene chemische<br />

und mechanische Eigenschaften. Das macht sie zuverlässig,<br />

langlebig und sicher. Versprochen: www.mulco-sicherheit.de<br />

www.mulco.de


EDITORIAL<br />

Unsere<br />

Branche in<br />

„Bewegung“<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

wie heißt es so schön: Neues Jahr, neues Glück! Ob das auch auf <strong>2017</strong> und die Antriebstechnik<br />

zutrifft, wird sich erst im Laufe der nächsten Monate herauskristallisieren. Die Prognosen stehen<br />

aber nach einem eher durchwachsenen Jahr 2016 nicht schlecht. So erwartet der VDMA für den<br />

gesamten Maschinenbau einen Produktionszuwachs von 1 % und geht in der Antriebstechnik<br />

von einem Wachstum von 2 % aus. Getragen wird dieses positive Signal sicherlich weiterhin von<br />

zunehmender Digitalisierung und weiterer Vernetzung der Industrie. Beides wird über die<br />

zukünftige Wettbewerbsfähigkeit entscheiden! So sind alle Beteiligten gefordert – ob Hersteller<br />

oder Anwender –, sich den Schlüsseltechnologien rund um Industrie 4.0 anzunehmen und damit<br />

der Antriebstechnik und deren Zielmärkten weitere Wachstumspotenziale zu eröffnen.<br />

Viele Anstrengungen kommen auf uns zu, wenn wir an die zahlreichen Themen wie Digitalisierung,<br />

Vernetzung, Big Data, Predictive Maintenance oder Energieeffizienz denken. Und neben<br />

den technischen Herausforderungen stellen sich uns aktuell verstärkt politische Fragestellungen<br />

in den Weg, die massiven Einfluss auf unsere Wirtschaft nehmen könnten: Wie geht es weiter in<br />

Syrien? Hält Donald Trump an seiner protektionistischen Handels- und Investitionspolitik fest?<br />

Was macht die Flüchtlingspolitik? Und wie weit schaffen es die rechtspopulistischen Parteien in<br />

Europa in die Parlamente?<br />

Was die Antriebstechnik in diesem Jahr antreibt, welche Themen dominieren und welche Trends<br />

zu erwarten sind, wollten wir wissen. In unserem Titelthema „Unser Antrieb <strong>2017</strong>“ eröffnen uns<br />

wichtige Branchenexperten einen Einblick in ihre Unternehmen und ihre Gedanken zum noch<br />

jungen Jahr <strong>2017</strong>.<br />

Sie werden sehen: Unsere Branche ist in „Bewegung“! Und was bewegt Sie? Schreiben Sie uns!<br />

Dirk Schaar<br />

d.schaar@vfmz.de<br />

Schon<br />

geklickt?<br />

Wir haben unsere Website für Sie erneuert. Auf<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />

finden Sie nun täglich News und spannende Applikationen<br />

rund um die Antriebstechnik.<br />

Also klicken Sie mal rein!<br />

<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 3


Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />

Februar <strong>2017</strong><br />

ANT_AG_<strong>2017</strong>_02_001 1 01.02.<strong>2017</strong> 08:10:50<br />

INHALT<br />

12<br />

42<br />

56<br />

Außergewöhnlicher Firmenlenker: Dr. Georg<br />

Schaeffler legte den Grundstein für eine<br />

Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält<br />

Längs und Quer: Wie sich mit dem AS-i<br />

Safety Profisafe Gateway mit Safe Link eine<br />

sichere Querkommunikation realisieren lässt<br />

Wirkungsvoll unterstützen: Planungstools<br />

helfen bei Motorstarterkombinationen und<br />

der Planung von Frequenzumrichtern<br />

EDITORIAL<br />

3 Unsere Branche in „Bewegung“<br />

FVA-AKTUELL<br />

6 Aktuelles von der Forschungsvereinigung Antriebstechnik<br />

MAGAZIN<br />

5 Märkte, Unternehmen, Personalien und Veranstaltungen<br />

12 Zum 100. Geburtstag von Dr. Georg Schaeffler<br />

UNSER ANTRIEB <strong>2017</strong><br />

14 Was treibt die Antriebstechnik-Branche in diesem Jahr an?<br />

GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

24 3-D-Inline-Prüfsystem für Zahnräder gibt Auskunft über<br />

Mängel im Fertigungsprozess<br />

26 So wird Kegelradverzahnen nun mit Dreh-Fräszentren<br />

möglich<br />

30 Edelstahlantriebe für die hygienische Produktion<br />

29 Produkt-Highlights<br />

ELEKTROMOTOREN<br />

50 Ölfreie Synchron-Trommelmotoren erzielen hohe Energiespareffekte<br />

und bieten Sicherheit vor Kontaminationen<br />

52 Produkt-Highlights<br />

KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

54 Wie kleine und mittlere Unternehmen mit Simulationstechnologien<br />

Zeit und Kosten sparen<br />

56 Softwarebasierte Planungstools für Antriebstechnik-<br />

Komponenten vereinfachen Prozesse<br />

59 Produkt-Highlights<br />

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

60 Analyse des thermischen Verhaltens von<br />

Profilschienenführungen<br />

RUBRIKEN<br />

48 Inserentenverzeichnis<br />

57 Impressum<br />

67 Vorschau auf Heft 03/<strong>2017</strong><br />

HYDRAULIK UND PNEUMATIK<br />

32 Antriebskonzept bietet Lösung bei Problemkonstellationen<br />

von Linearachsen<br />

35 Produkt-Highlights<br />

19174<br />

1-2<br />

WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />

36 Lagerauswahl bei der Modernisierung von Walzwerken<br />

40 Produkt-Highlights<br />

TITEL<br />

Unser Antrieb <strong>2017</strong><br />

Unser<br />

Antrieb<br />

Das bewegt die<br />

Branche in <strong>2017</strong><br />

STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />

42 Warum das AS-i Safety Profisafe Gateway mit Safe Link<br />

einen Quantensprung bedeutet<br />

44 Produkt-Highlights<br />

Getriebe und Getriebemotoren<br />

Wälz- und Gleitlager<br />

So funktioniert die Zahnradinspektion<br />

Lagerauswahl bei der Modernisierung<br />

in Rekordzeit<br />

von Walzwerken<br />

SENSORIK UND MESSTECHNIK<br />

46 Koordinatenmessgerät steigert Präzision und Sicherheit<br />

in der Getriebefertigung<br />

48 Produkt-Highlights<br />

Was treibt die Branche in<br />

diesem Jahr an? Welche<br />

Themen dominieren die<br />

Antriebstechnik? Welche<br />

Trends sind zu erwarten?<br />

Wir haben 15 Branchenexperten<br />

nach ihrer<br />

Meinung gefragt. Was sie<br />

persönlich und ihre<br />

Unternehmen bewegt,<br />

lesen Sie ab Seite 14.<br />

4 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


MAGAZIN<br />

NSK baut neues europäisches Distributionszentrum<br />

NSK hat mit dem Bau des neuen European Distribution Center (EDC) begonnen,<br />

das sich nur 4 km entfernt vom bisherigen Standort in Tilburg/Niederlande<br />

befindet. Mit 17 400 m² bietet das Distributionszentrum 72 % mehr nutzbare<br />

Lagerfläche. Michel van Nispen, Director Supply Chain von NSK Europe:<br />

„Im neuen EDC werden wir mit höheren Automatisierungsgrad arbeiten. In<br />

Kombination mit dem verbesserten Platzangebot und der Optimierung von<br />

Prozessen wird dies zu höherer Effizienz und einer Verbesserung der Servicequalität<br />

führen.“ In dem Distributionszentrum werden Wälzlager für Industrie-<br />

Anwendungen sowie für die Automobilindustrie vorgehalten und kommissioniert.<br />

Der Versand erfolgt an Kunden in Europa, Russland, der Türkei sowie im<br />

Mittleren Osten. „Mit der Investition von 17,5 Mio. EUR antworten wir auf die<br />

Anforderungen des Marktes, der Produkte innerhalb von kürzester Lieferzeit<br />

erwartet. Im Anschluss werden wir weitere Investitionen tätigen – vor allem in<br />

die IT, um die Lagerverwaltung und das Supply Chain Management zu optimieren“,<br />

erklärt Michel van Nispen.<br />

www.nskeurope.de<br />

SKF-Großlagerfertigung<br />

wird modernisiert<br />

Mit der Entscheidung, die<br />

Großlagerfertigung zu modernisieren,<br />

setzt SKF konsequent<br />

den Weg in Richtung<br />

Industrie 4.0 fort und verbessert<br />

so die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Großlagerproduktion.<br />

Zentraler Teil der Maßnahme<br />

ist die Installation eines neuen<br />

automatisierten Produktions-Channels für die Hartbearbeitung.<br />

Kombiniert mit aktuellsten Lösungen für<br />

die Vernetzung und Digitalisierung der Anlagen soll<br />

dies die Produktionsdurchlaufzeit halbieren und<br />

Rüstzeiten minimieren. Vor allem bei der Produktion<br />

kleinerer Losgrößen erwartet SKF dadurch eine<br />

höhere Flexibilität. Die Maßnahme wird bis 2018<br />

umgesetzt sein. Für Luc Graux, im Konzernmanagement<br />

weltweit für die Lagerfertigung verantwortlich,<br />

ist die Investition ein logischer Schritt: „Wir treiben so<br />

konsequent unsere Strategie voran, weltweit bei unseren<br />

wichtigsten Produktlinien ältere, weniger wettbewerbsfähige<br />

Technologien durch erstklassige Fertigungs-Channels<br />

zu ersetzen. Die Investition ist ein<br />

weiterer Beleg dafür, dass wir unsere Produktionsbasis<br />

in Europa und speziell in Deutschland stärken wollen.“<br />

www.skf.com<br />

Mehr als Antriebstechnik.<br />

Trends, Technologien und Wissen rund um Antriebstechnik.<br />

Nicht verpassen: www.drive.tech


FVA AKTUELL<br />

Jahreshöhepunkt der Antriebstechnik<br />

Auf dem Jahrestreffen der Forschungsvereinigung Antriebstechnik<br />

e.V. (FVA) vom 29. bis 30. November in Würzburg staunten und<br />

diskutierten über 600 Teilnehmer über Forschungsergebnisse und<br />

Trends in Maschinenbau und Automobilindustrie. In 52 Fachvorträgen<br />

wurde über die laufenden Forschungsprojekte berichtet, zudem<br />

fand eine begleitende Fachausstellung statt. Die Veranstaltung bot<br />

eine gute Möglichkeit, dass FVA-Netzwerk sowie die FVA-Aktivitäten<br />

kennenzulernen und vor allem Kontakte zu knüpfen sowie mit<br />

Antriebsexperten aus verschiedenen Branchen zu sprechen.<br />

In seiner Keynote berichtete Dirk Spindler, Schaeffler Technologies<br />

AG, von der „Digitalen Agenda“ seines Unternehmens. Schwerpunkte<br />

sind dabei die Digitalisierung der eigenen Wertschöpfungskette<br />

und Schaffung neuer Produkte, Services und Geschäftsmodelle.<br />

Die Möglichkeiten und der Nutzen von Industrie 4.0 wurden mit<br />

dem Vortrag deutlich greifbar: So sind z. B. durch Zusammenführung<br />

von Betriebs- mit Konstruktionsdaten in einer „Service Cloud“<br />

künftig nicht nur exaktere Aussagen zu Wartung und Austausch<br />

von Wälzlagern möglich, vielmehr können auch die Konstruktionen<br />

der Nachfolgergenerationen kontinuierlich optimiert werden. „Industrie<br />

4.0 stellt eine besondere Herausforderung für die Branche<br />

dar, wir werden das Thema in der FVA proaktiv angehen. Für kleine<br />

und mittlere Unternehmen ist es sehr wertvoll, diese Herausforderung<br />

in der FVA mit den Großunternehmen zu diskutieren und<br />

vorwettbewerbliche Forschungsprojekte durchzuführen“ stellt<br />

Bernhard Hagemann, stellv. Geschäftsführer der FVA, fest.<br />

Insgesamt blickt die FVA auf ein erfolgreiches Jahr mit 224 laufenden<br />

Forschungsprojekten zurück, verbunden mit einem finanziellen<br />

Gesamtvolumen von 12,7 Mio. EUR. Auch die Elektrifizierung der<br />

Antriebstechnik gewinnt an Bedeutung. Die FVA verstärkt deshalb<br />

ihre Forschungsaktivitäten in diesem Bereich. Auf der Infotagung<br />

war das Thema mit einer eigenen Session, „E-Motive und Geregelte<br />

Antriebe“, und mehreren Projekten vertreten.<br />

www.fva-net.de<br />

6 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


Hannover Messe<br />

24.–28. April <strong>2017</strong><br />

Halle 24, Stand D 46<br />

E20001-F220-P900-V4<br />

Was bewegt 24/7?<br />

Unermüdlich im Einsatz: FLENDER Antriebskomponenten<br />

und Integrated Drive Systems (IDS)<br />

Ob in Schwerlastkranen, Ozeanriesen, Zementmühlen<br />

oder Förderbändern: Überall dort, wo größte Lasten<br />

zuverlässig und effizient bewegt werden sollen, sind<br />

FLENDER® Antriebskomponenten erste Wahl. Sie stehen<br />

für Branchenerfahrung und Applikationskompetenz,<br />

für Zuverlässigkeit und Anlagenverfügbarkeit.<br />

Das weltweit größte Standardsortiment bietet dabei<br />

immer den perfekten Antrieb – ob als einzelne Komponenten<br />

oder als vollintegriertes System. FLENDER<br />

Antriebskomponenten bewegen 24/7.<br />

Das weltweit größte Portfolio für mechanische Antriebstechnik<br />

setzt Maßstäbe in Zuverlässigkeit, Leistung und Flexibilität.<br />

FLENDER Antriebskomponenten sind fester Bestandteil der<br />

Siemens Integrated Drive Systems.<br />

siemens.de/getriebe


FVA AKTUELL I INTERVIEW<br />

„Großes Interesse der Industrie“<br />

FVA verleiht Florian Dobler den Hans-Winter-Preis – ein Interview<br />

Im Rahmen der FVA-Infotagung Ende November 2016 in Würzburg wurde Dipl.-Ing. Florian<br />

Dobler von der Forschungsstelle für Zahnräder und Getriebebau der TU München (FZG), der<br />

Hans-Winter-Preis der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V. verliehen. Chefredakteur<br />

Dirk Schaar wollte wissen, welchen Stellenwert die Auszeichnung für den Preisträger hat.<br />

Herr Dobler, was bedeutet für Sie die<br />

Verleihung des Hans-Winter-Preises?<br />

Die Verleihung, für die von mir durchgeführten<br />

Forschungsarbeiten zum Thema<br />

der Tragfähigkeit induktiv umlaufgehärteter<br />

Zahnräder, hat für mich einen sehr<br />

hohen Stellenwert. Der Preis wird ja auf<br />

Basis der Bewertung des Vortrages sowie<br />

den ermittelten Forschungsergebnissen im<br />

Rahmen der FVA-Informationstagung<br />

verliehen. Somit sind nahezu alle Firmen<br />

der deutschen Antriebstechnik vertreten.<br />

Die Auszeichnung zeigt somit das große<br />

Interesse der Industrie an dieser Thematik.<br />

Als Mitarbeiter an der FZG, deren Ordinarius<br />

Prof. Hans Winter lange Zeit war, freut es<br />

mich natürlich zudem besonders, den<br />

nach ihm benannten Preis verliehen bekommen<br />

zu haben. Ich sehe die Verleihung<br />

jedoch als Ehrung aller am Projekt beteiligten<br />

Personen an.<br />

Was genau haben Sie erforscht?<br />

In diesem Projekt wurden in Zusammenarbeit<br />

mit der Stiftung Institut für Werkstofftechnik<br />

(IWT) in Bremen verschiedene<br />

Einflussgrößen auf die Tragfähigkeit induktiv<br />

umlaufgehärteter Verzahnungen<br />

untersucht. Hierzu wurden die Versuchsverzahnungen<br />

zunächst am IWT und bei<br />

der Firma EMAG Eldec Induction GmbH<br />

mit modernen induktiven Mehrfrequenzhärteanlagen<br />

wärmebehandelt. Die Untersuchungsschwerpunkte<br />

lagen sowohl auf<br />

der Ermittlung geeigneter Parameter zur<br />

Wärmebehandlung als auch auf der Untersuchung<br />

des Festigkeits- beziehungsweise<br />

Tragfähigkeitsverhalten von Zahnflanke<br />

und Zahnfuß in Abhängigkeit maßgebender<br />

Bauteileigenschaften.<br />

Wie tragen Ihre Ergebnisse dazu bei, die<br />

Antriebstechnik in der Praxis effizienter<br />

zu machen?<br />

Die Erkenntnisse liefern einen wichtigen<br />

Beitrag, um die induktive Umlaufhärtung<br />

in naher Zukunft auch für die Wärmebehandlung<br />

von hochbeanspruchten Zahnrädern<br />

einzusetzen. Auf Grund des geringen<br />

Zeit- sowie Energiebedarfs ist die induktive<br />

Umlaufhärtung prädestiniert für den Einsatz<br />

in der Großserienfertigung, wie z. B. in<br />

der Automobilindustrie, da hierbei Durchlaufzeiten<br />

in der Produktion im Sinne<br />

einer „One-Piece-Flow“-Strategie signifikant<br />

verringert werden können. Auf Grund<br />

des deutlich geringeren Energiebedarfs im<br />

Vergleich zu anderen Wärmebehandlungsverfahren,<br />

wie z. B. der Einsatzhärtung, sehe<br />

ich neben der Effizienzsteigerung auch einen<br />

deutlichen Vorteil unter dem Gesichtspunkt<br />

einer ressourcenschonenden Produktion.<br />

Gibt es schon Anwendungen, in denen<br />

Ihre Ergebnisse zum Tragen kommen?<br />

Eine konkrete Umsetzung der Ergebnisse in<br />

der industriellen Anwendung für Bauteile<br />

mit hohen Anforderungen an die Leistungsübertragung<br />

ist mir noch nicht bekannt.<br />

Bisher werden induktiv gehärtete Verzahnungen<br />

vor allem für Steuerungs- und<br />

Stellantriebe ohne hohe Anforderungen an<br />

die Leistungsübertragung eingesetzt. Bei<br />

einigen namhaften Getriebeherstellern<br />

laufen jedoch bereits eigene Untersuchungen,<br />

die klären sollen, ob die induktive<br />

Umlaufhärtung vorteilhaft für leistungsübertragende<br />

Verzahnungen eingesetzt<br />

werden kann. Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens<br />

zeigen, dass bei einer<br />

geeigneten Wärmebehandlung die Tragfähigkeit<br />

induktiv umlaufgehärteter<br />

Verzahnungen mit der Tragfähigkeit<br />

von einsatzgehärteten Verzahnungen<br />

vergleichbar ist.<br />

Wo sehen Sie weiteren<br />

Forschungsbedarf?<br />

Den sehe ich insbesondere<br />

unter zwei Aspekten: Zum<br />

einen konnte im Rahmen<br />

des abgeschlossenen Forschungsvorhabens<br />

nicht<br />

abschließend geklärt werden,<br />

welche Anforderungen<br />

an eine konturnahe und<br />

somit beanspruchungsgerechte<br />

induktive Umlaufhärtung<br />

gestellt werden<br />

müssen. Wir konnten feststellen, dass die<br />

Tragfähigkeit signifikant von der lokalen<br />

Beanspruchbarkeit des Bauteils abhängt,<br />

welche maßgeblich durch die lokale Härte<br />

sowie den lokal vorliegenden Eigenspannungszustand<br />

definiert wird. In einem<br />

weiteren geplanten Forschungsvorhaben<br />

soll genau dieser Aspekt näher betrachtet<br />

werden. Zum anderen ist für den Einsatz<br />

dieses Wärmebehandlungsverfahrens, insbesondere<br />

unter dem Gesichtspunkt der<br />

Anwendung in der Automobilindustrie, von<br />

signifikanter Bedeutung, Schrägverzahnungen<br />

prozesssicher härten zu können. Auch<br />

hierzu sollen in einem geplanten Forschungsvorhaben<br />

Untersuchungen erfolgen,<br />

welche Aussagen hinsichtlich einer<br />

geeigneten Prozessführung bei der Wärmebehandlung<br />

als auch hinsichtlich einer, für<br />

die induktive Wärmebehandlung geeigneten,<br />

Bauteilgeometrie, liefern sollen. z<br />

8 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


MAGAZIN<br />

Schaeffler eröffnet Engineering Center für Lineartechnik in Homburg<br />

Ein neues Engineering Center hat Schaeffler in Homburg/Saar eröffnet.<br />

Dort werden die Lineartechnik-Aktivitäten und die Leitung des<br />

Geschäftsbereichs Industrial Automation/Lineartechnik gebündelt. Die<br />

Investition in den Neubau belief sich Unternehmensangaben zufolge auf<br />

rund 4 Mio. EUR. Das Gebäude mit 2 400 m 2 Fläche beherbergt Arbeitsplätze<br />

für 150 Mitarbeiter. Das Bürokonzept soll die Kommunikation der<br />

Mitarbeiter untereinander vereinfachen. Die Arbeitsplätze sind<br />

prozessorientiert angeordnet. So können projektbezogene, interdisziplinäre<br />

Teams ohne räumliche Distanz an gemeinsamen Arbeitspaketen<br />

arbeiten. Die Nähe des Engineering Centers zur Lineartechnik-<br />

Produktion am Standort Homburg soll die Zusammenarbeit von<br />

Entwicklung, Vertrieb und Fertigung intensivieren. Nach einer Bauzeit<br />

von rund einem Jahr zogen die ersten Mitarbeiter zum Jahresende 2016 ein.<br />

www.schaeffler.com<br />

6. Getpro-Getriebeproduktionskongress<br />

in Würzburg<br />

Am 28. und 29. März findet in<br />

Würzburg der 6. Getriebeproduktionskongress<br />

Getpro<br />

statt. Der Kongress liefert mit<br />

45 Fachvorträgen und 30 erwarteten<br />

Ausstellern einen Überblick<br />

über die aktuell relevanten<br />

Themen der Getriebefertigung<br />

und -montage. Zum Kongress<br />

werden 300 Teilnehmer erwartet.<br />

Der Reiz der Veranstaltung<br />

liegt darin, dass sich Hersteller<br />

von Getrieben ein ganzheitliches<br />

Bild über Technologietrends<br />

in einer sehr kurzen Zeit<br />

auf hohem Niveau machen<br />

können. Spitzenreferenten aus<br />

der Antriebstechnik präsentieren<br />

auf dem Kongress neue<br />

Ergebnisse aus der Forschung<br />

sowie Erfahrungswerte aus der<br />

industriellen Praxis. Der Kongress<br />

ist insbesondere für Entscheidungsträger<br />

aus der<br />

Produktion und Entwicklung<br />

interessant. Denn es geht<br />

darum, das Potenzial zu heben,<br />

das sich im Zusammenspiel<br />

zwischen Prozess und Technologie<br />

zeigt. Als Bindeglied<br />

zwischen Hochschulforschung<br />

und Industrie vernetzt die<br />

Veranstaltung auch branchenübergreifend<br />

Experten aus dem<br />

Umfeld der Getriebeproduktion<br />

und fördert darüber hinaus<br />

den direkten Dialog. Detaillierte<br />

Informationen zum Veranstaltungsprogramm<br />

finden<br />

Sie im Internet.<br />

NEU<br />

JHS-3i Gehäuselager<br />

1 Optimiertes Design<br />

Keine Vibration<br />

30% stabiler<br />

7% leichter<br />

3i = 3 wichtige Verbesserungen<br />

2 Neues Dichtungs- design<br />

Verlängerte Lager lebensdauer<br />

(Faktor 2)<br />

Optimiert für verbesserte<br />

Fettformulierung<br />

3 Verbesserte Lithiumfett<br />

Formulierung<br />

Für höhere Belastung und<br />

ausgezeichnete<br />

mechanische Stabilität<br />

Verbesserte Hochdruckzusätze<br />

Wasserbeständig<br />

und sehr gute<br />

Korrosionsschutzwirkung<br />

www.getpro.de<br />

KOYO Deutschland GMBH<br />

Bargkoppelweg 4<br />

22145 HAMBURG<br />

+ 49 (0)40 679 0900 info-eu@jtekt.com<br />

www.koyo.eu


MAGAZIN<br />

Veranstaltungs-Tipps<br />

ein Service von <strong>antriebstechnik</strong>.de<br />

Thema Termin Ort Veranstalter/Anmeldung<br />

FVA-Grundlagenseminar – Grundlagen der Dichtungstechnik 21.–22.02.<strong>2017</strong> Stuttgart FVA<br />

Kongress/<br />

Tagung<br />

Seminar<br />

Workshop<br />

Messe<br />

Sonstiges<br />

n<br />

FVA-Vertiefungsseminar – Erweiterte Stirnradgetrieberechnung in<br />

der FVA-Workbench<br />

21.–22.02.<strong>2017</strong><br />

Garching/<br />

München<br />

Ermatingen,<br />

Schweiz<br />

FVA<br />

n<br />

Systematische Beurteilung technischer Schadensfälle 5.–10.03.<strong>2017</strong><br />

DGM<br />

n<br />

FVA-Grundlagenseminar – Servotechnik 07.–08.03.<strong>2017</strong> Nürnberg FVA<br />

n<br />

FVA-Grundlagenseminar – Programmierung mit JavaScript in der<br />

FVA-Workbench<br />

FVA-Vertiefungsseminar – Berechnung und Automatisierung mit<br />

Scripting in der FVA-Workbench<br />

14.03.<strong>2017</strong><br />

Garching/<br />

München<br />

Garching/<br />

München<br />

FVA<br />

n<br />

15.03.<strong>2017</strong><br />

FVA<br />

n<br />

Bruchmechanische Berechnungsmethoden 15.–17.03.<strong>2017</strong> Freiberg DGM<br />

n<br />

FVA-Vertiefungsseminar – Schadensmechanismen und betriebsfeste<br />

Dimensionierung von Welle-Nabe-Verbindungen<br />

21.–22.03.<strong>2017</strong><br />

Garching/<br />

München<br />

FVA<br />

n<br />

6. Kongress zur Getriebeproduktion GETPRO 28.–29.03.<strong>2017</strong> Würzburg FVA<br />

n<br />

Ob Kongress, Tagung, Seminar oder Messe – was sonst noch los ist in der Welt der Antriebstechnik, finden Sie in unserem<br />

Terminkalender auf www.<strong>antriebstechnik</strong>.de – Hier finden Sie auch die Direktkontakte zu unseren Veranstaltungs-Tipps.<br />

Ziehl-Abegg steigert Umsatz<br />

Der Ventilatoren- und Motorenhersteller<br />

Ziehl-Abegg<br />

hat 2016 einen Umsatz von<br />

482 Mio. EUR erzielt, 8 %<br />

mehr als im Vorjahr. Gründe<br />

dafür seien neue Produkte,<br />

eine verbesserte Logistik<br />

und mehr Engagement in<br />

Vertrieb und Service, sagte<br />

der Vorstandsvorsitzende Peter Fenkl. Angaben zum Gewinn<br />

machte das Unternehmen nicht. Der Exportanteil lag Unternehmensangaben<br />

zufolge bei 75 %. Insbesondere das Geschäft auf den<br />

amerikanischen Kontinenten habe sich überdurchschnittlich entwickelt,<br />

das Wachstum in Asien wiederum zeige „nicht die<br />

Dynamik der vergangenen Jahre“. Zu den erfolgreichsten Produkten<br />

mit Wachstum von 50 % oder mehr gehörten der Radialventilator<br />

Cpro und die Ventilatoreneinheit ZAplus. Auch der neueste Ventilator<br />

ZAbluefin sei gut angelaufen. Die Mitarbeiterzahl stieg um rund<br />

100 auf mehr als 3 550. Für die Zukunft sieht das Unternehmen<br />

Retrofits als ein dominierendes Thema, vor allem in Europa. Grund<br />

dafür seien steigende Energiepreise und gesetzliche Vorgaben.<br />

www.ziehl-abegg.de<br />

Lenord+Bauer gründet Ltd. in China<br />

Das Oberhausener Unternehmen Lenord+Bauer baut seine Aktivitäten<br />

in China mit der Gründung einer Tochterfirma weiter aus.<br />

Der Spezialist für Automatisierungstechnik war bisher mit einer<br />

Repräsentanz in Shanghai vertreten.<br />

Der Geschäftsführer Timo<br />

Ren (Bild) verfügt nicht nur über<br />

Erfahrung im technischen Vertrieb,<br />

sondern ist als Chinese<br />

auch mit der dortigen Kultur vertraut.<br />

Den künftigen Aufgabenschwerpunkt<br />

sieht er vor allem<br />

darin, das weitere Unternehmenswachstum<br />

voranzutreiben. „Unsere<br />

Kunden schätzen es, einen eigenständigen Partner direkt in<br />

China zu haben. Produktqualität ‚Made in Germany‘, Beratungs-<br />

Know-how aus dem eigenen Lande und lokale Auftragsbearbeitung<br />

sind eine gute Kombination“, berichtet Ren. „China spielt eine<br />

große Rolle in unserer Internationalisierungsstrategie“, erläutert<br />

Ralf Beckmann, Geschäftsführer Vertrieb & Marketing der Lenord,<br />

Bauer & Co. GmbH. „Mit der Neugründung reagieren wir auf die<br />

positive Marktresonanz.“<br />

www.lenord.de<br />

Eric Goos zum neuen Präsidenten von Eurotrans gewählt<br />

Eric Goos, General Manager von Hansen Industrial Transmissions,<br />

dem belgischen Industriegetriebespezialisten unter der Dachmarke<br />

Sumitomo Drive Technologies, ist zum neuen Präsidenten von<br />

Eurotrans gewählt worden. Eurotrans ist das Europäische Komitee<br />

der Fachverbände der Hersteller von Getrieben und Antriebselementen.<br />

Beim Jahrestreffen in Luzern Anfang September 2016<br />

war man sich einig gewesen, dass die europäische Antriebstechnikbranche<br />

mit führenden Technologien und globaler Präsenz eine<br />

marktführende Rolle einnehme. Allerdings stellt die internationale<br />

Zusammenarbeit eine große Herausforderung für die Hersteller dar.<br />

Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen sei eine stärkere<br />

internationale Zusammenarbeit und Vernetzung unerlässlich. Hier<br />

will Goos in seiner Präsidentschaft weitere Akzente setzen.<br />

„Besonders wichtig ist es, junge Ingenieure für unseren Industriezweig<br />

zu gewinnen. Das Geheimnis unseres Erfolgs sind hochqualifizierte<br />

Mitarbeiter. Das wird auch in Zukunft so sein“, sagt Goos.<br />

www.sumitomodrive.com<br />

10 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


MAGAZIN<br />

Rollon übernimmt erneut anderen<br />

Lineartechnik-Hersteller<br />

Rollon, italienischer Spezialist<br />

für Linearführungen,<br />

Teleskopschienen<br />

und Linearachsen,<br />

hat das Unternehmen<br />

TMT mit<br />

Sitz in Mailand<br />

übernommen,<br />

das Linearsysteme<br />

und Schienen<br />

produziert,<br />

insbesondere die<br />

Produktfamilie Speedy Rail.<br />

Diese verschleißfesten Profilschienen auf Basis einer Aluminiumlegierung<br />

sind für schwierige Betriebsumgebungen konzipiert.<br />

Durch die Übernahme will Rollon seine Position bei Anwendungen<br />

in Industriemaschinen und in Einsatzgebieten wie Automotive,<br />

Keramik, Glas, Metallverarbeitung und Verpackung stärken. Im vergangenen<br />

Jahr hatte Rollon bereits die Unternehmen Tecno Center<br />

in Turin und die deutsche Hegra übernommen. Am Hauptsitz im<br />

italienischen Vimercate rechnet man für das Jahr 2016 mit einem<br />

Ergebnis von 82 Mio. EUR, was im Vergleich zum Vorjahr einem<br />

Zuwachs im zweistelligen Bereich entspricht. Die Rollon-Gruppe<br />

beschäftigt derzeit etwa 450 Mitarbeiter weltweit.<br />

www.rollon.de; www.tmtlinearsystems.com<br />

Veränderung in der Geschäftsführung von<br />

Phoenix Contact<br />

In der Geschäftsführung von<br />

Phoenix Contact gibt es eine Veränderung:<br />

Dr. Martin Heubeck<br />

scheidet als Geschäftsführer aus.<br />

Dazu erklären die Gesellschafter<br />

und der Beirat von Phoenix Contact:<br />

„Nach über 14 Jahren erfolgreicher<br />

Zusammenarbeit<br />

wurde zwischen Gesellschaftern<br />

und Beirat sowie Herrn Dr. Martin<br />

Heubeck, Geschäftsführer<br />

und CFO, entschieden, aufgrund<br />

unterschiedlicher Auffassungen zur zukünftigen strukturellen<br />

Organisation von Phoenix Contact getrennte Wege zu gehen.<br />

Gesellschafter und Beirat bedanken sich bei Herrn Dr. Heubeck für<br />

seine maßgebliche Arbeit im Auf- und Ausbau des Controllings und<br />

Finanzwesens sowie in weiteren Themen wie der Etablierung einer<br />

internen Revision, dem Aufbau einer Strategieentwicklung, der<br />

Konzeptionierung und Durchführung von steuerlichen – auch<br />

internationalen – Gestaltungen sowie gesellschaftsrechtlicher Fragestellungen<br />

und dem Aufbau eines M&A-Bereichs.“ Bis zu einer Neubesetzung<br />

durch Gesellschafter und Beirat wird der Vorsitzende der<br />

Geschäftsführung (CEO), Frank Stührenberg, die Aufgaben kommissarisch<br />

wahrnehmen.<br />

www.phoenixcontact.com<br />

Eng verzahnt, nachhaltig, effizient:<br />

Neuer Antrieb für Ihr Business.<br />

Predictive<br />

Maintenance,<br />

Smart Systems,<br />

Digitalisierung<br />

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24.–28. April <strong>2017</strong> ▪ Hannover ▪ Germany<br />

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Biographie eines<br />

außergewöhnlichen<br />

Firmenlenkers<br />

Zum 100. Geburtstag von Dr. Georg Schaeffler<br />

Ein Beispiel deutscher Wirtschaftsgeschichte<br />

und unternehmerischer Leistung<br />

im Nachkriegsdeutschland:<br />

Mit Mut, Kreativität und Weitblick legte<br />

Dr.-Ing. E. h. Georg Schaeffler, der am<br />

4. Januar 100 Jahre alt geworden wäre,<br />

mit seinem Bruder und einer Handvoll<br />

Mitarbeiter den Grundstein für eine<br />

Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält.<br />

Vor 100 Jahren, am 4. Januar 1917, wurde Dr. Georg Schaeffler in<br />

Marimont/Lothringen geboren. Seine Familie bewirtschaftete<br />

dort einen landwirtschaftlichen Betrieb und siedelte nach dem<br />

Ersten Weltkrieg 1921 in das Saarland über. Nach Arbeitsdienst und<br />

Wehrpflicht begann Georg Schaeffler 1938 mit dem Studium der<br />

Betriebswirtschaft in Köln. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges<br />

wurde er zum Wehrdienst eingezogen. Während eines Lazarett-<br />

Aufenthaltes im Jahr 1944 schloss er sein Studium mit dem Examen<br />

zum Diplom-Kaufmann ab. Sein Vorhaben, an das wirtschaftswissenschaftliche<br />

Studium ein Ingenieur-Studium anzuhängen, scheiterte<br />

aufgrund der Wirren des Krieges und der Nachkriegszeit.<br />

Ein Unternehmen mit bescheidenen Anfängen<br />

1940 erwarb Dr. Wilhelm Schaeffler eine Krimmer- und Teppichfabrik<br />

im oberschlesischen Katscher, an der sich auch Familienangehörige,<br />

u. a. Dr. Georg Schaeffler, beteiligte. Im Zuge der Kriegswirtschaftspläne<br />

musste der Betrieb auf die Fertigung kriegswichtiger<br />

Erzeugnisse umgestellt werden. Später wurden u. a. umbaufähige<br />

Leiterwagen gefertigt, ein damals notwendiges Transportmittel<br />

und der Verkaufsschlager schlechthin. Auf der Suche nach<br />

einem Grundstück mit Gleisanschluss kamen die Gebrüder<br />

Schaeffler 1946 nach Herzogenaurach. Die Stadt verkaufte<br />

ihnen ein Grundstück gegen die Zusage, innerhalb eines Jahres<br />

120 Arbeitsplätze zu schaffen. Ein Jahr später beschäftigte die<br />

neu gegründete Industrie GmbH bereits 193 Mitarbeiter. Diese<br />

fertigte Holzartikel für den täglichen Bedarf wie Leitern, Kinderroller,<br />

Gürtelschnallen und Knöpfe. Bald kamen Metallprodukte<br />

hinzu wie Gewindeschneidbacken, Gelenkkreuzbüchsen und Nadellager<br />

für den Ersatzteilbedarf. Aus dieser Anfangszeit stammt die<br />

Markenabkürzung INA für „Industrie-Nadellager“.<br />

Ein Mensch mit Verantwortungsgefühl<br />

1949 hatte Dr. Georg Schaeffler die Idee des käfiggeführten Nadellagers.<br />

Die neue Bauart war kompakter, leichter, zuverlässiger und<br />

ermöglichte höhere Drehzahlen. Mit dieser Erfindung begann der<br />

Aufstieg des Unternehmens. Schaeffler fertigte das Produkt vor<br />

allem für die deutsche Automobilindustrie. Ab 1953 gab es kein<br />

neu gebautes Auto in der Bundesrepublik, in dem nicht serienmäßig<br />

Schaeffler-Lager eingebaut waren. Im Laufe seiner Schaffenszeit<br />

meldete Dr. Georg Schaeffler insgesamt 70 Erfindungen<br />

zum Patent an.<br />

Die intensive Arbeit im Unternehmen und die Belange der Belegschaft<br />

bestimmten sein Leben. Das Wohlergehen seiner Mitarbeiter<br />

war ihm ein besonderes Anliegen. Dies zeigte sich<br />

durch Sozialleistungen, Werksfeiern, gemeinsame<br />

Ausflüge, einen werkseigenen Kindergarten<br />

sowie den Bau von Wohnungen.<br />

01 Mit der Erfindung des käfiggeführten<br />

Nadellagers gelang der Aufstieg des<br />

Unternehmens (im Bild eine Nachbildung des<br />

ersten Lagers)<br />

12 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


MAGAZIN<br />

Zudem engagierte sich Dr. Georg Schaeffler als Mäzen in den Bereichen<br />

Soziales, Kultur und Wirtschaft. Für seine außerordentlichen<br />

und verdienstvollen Leistungen wurde Dr. Georg Schaeffler mit<br />

zahlreichen Auszeichnungen geehrt. So erhielt er u. a. das Große<br />

Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.<br />

Dr. Georg Schaeffler heiratete 1963 Maria-Elisabeth Kurssa. Aus<br />

der Ehe gingen zwei Söhne hervor, Georg Friedrich Wilhelm und<br />

Christian Johannes, der 1975 tödlich verunglückte. Am 2. August<br />

1996 verstarb Dr. Schaeffler im Alter von 79 Jahren. Seiner Frau<br />

und seinem Sohn hinterließ er ein Unternehmen mit rund<br />

20 000 Mitarbeitern.<br />

Fortführung des Lebenswerkes<br />

Seit seinem Tod führen seine Frau Maria-Elisabeth Schaeffler-<br />

Thumann und sein Sohn Georg F. W. Schaeffler als Familiengesellschafter<br />

gemeinsam mit dem Management das Unternehmen<br />

erfolgreich weiter. „Ich hatte meinem Mann das Versprechen gegeben,<br />

das Unternehmen in die Zukunft zu führen, was sein großer<br />

Wunsch war. Es war keine leichte Aufgabe. Manch einer hat uns<br />

damals geraten, das Unternehmen zu verkaufen, aber das kam für<br />

uns nie in Frage. Ich war entschlossen, das Lebenswerk von Georg<br />

Schaeffler fortzuführen und die Entwicklungsmöglichkeiten zu<br />

nutzen, die sich vor dem Hintergrund der globalen, dynamischen<br />

Veränderungen boten.“<br />

Heute ist die Schaeffler Gruppe ein global tätiger, integrierter<br />

Automobil- und Industriezulieferer mit rund 85 000 Mitarbeitern<br />

weltweit. Mit ca. 170 Standorten in über 50 Ländern verfügt Schaeffler<br />

über ein weltweites Netz aus 75 Produktionsstandorten, 17 Forschungs-<br />

und Entwicklungszentren sowie Vertriebsgesellschaften.<br />

Mit seiner Strategie „Mobilität für morgen“ stellt das Unternehmen<br />

02 Dr. Georg Schaeffler erhielt u. a. den Bayerischen Verdienstorden,<br />

1982 verliehen von Ministerpräsident Franz Josef Strauß<br />

die Weichen für zukünftiges, nachhaltiges und profitables Wachstum.<br />

Grundlage für diese strategische Ausrichtung ist der Anspruch<br />

der Schaeffler Gruppe, als Technologieführer mit Innovationskraft<br />

und bester Qualität die Mobilität für morgen aktiv mit zu gestalten.<br />

www.schaeffler.de<br />

Vollständig<br />

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Die Berechnung<br />

und Gestaltung von<br />

Wälzlagern erreicht<br />

eine neue Ära<br />

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UNSER<br />

ANTRIEB<br />

<strong>2017</strong><br />

Was treibt die Branche in<br />

diesem Jahr an?<br />

Welche Themen dominieren<br />

die Antriebstechnik?<br />

Welche Trends sind zu<br />

erwarten?<br />

Wir haben bei Experten<br />

nachgefragt und geben<br />

einen Einblick.<br />

14 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


UNSER ANTRIEB <strong>2017</strong><br />

w<br />

<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 15


UNSER ANTRIEB <strong>2017</strong><br />

„Mit Antriebstechnik souverän in die Zukunft“<br />

2016 war kein Erfolgsjahr für die Antriebstechnik. Deshalb gilt es, <strong>2017</strong> neue<br />

Wachstumschancen wahrzunehmen und die Vision von der digitalisierten und<br />

vernetzten Industrie umzusetzen, denn der Erfolg bei der Digitalisierung entscheidet<br />

über zukünftige Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Grundsätzlich hat sich die Lage für die Antriebstechnik zum Ende des Jahres 2016<br />

leicht verbessert, obschon ein kleiner Umsatzrückgang von minus 2 % zu verzeichnen<br />

ist. Die aktuelle Entwicklung zeigt jedoch, dass wir den Wendepunkt hin<br />

zum Besseren durchschritten haben. <strong>2017</strong> erwartet die Branche ein Wachstum<br />

von plus 2 %. Während die klassischen Industriekunden und Bereiche der mobilen<br />

Arbeitsmaschinen kaum Impulse senden, entwickeln sich automationsnahe<br />

Produktbereiche sehr positiv und bestätigen damit die zentrale Rolle der Antriebstechnik<br />

innerhalb der Automatisierung: Sensorik, Steuerung und Aktorik<br />

wären ohne antriebstechnische Komponenten nicht denkbar. Durch den Wandel<br />

von mechatronischen zu cyber-physikalischen Systemen nimmt der Einfluss der<br />

Hartmut Rauen ist<br />

Stell vertretender<br />

Haupt geschäftsführer<br />

des Verband Deutscher<br />

Maschinen- und Anlagen bau<br />

e.V. in Frankfurt<br />

Antriebstechnik folglich noch zu. Diese Schlüsselfunktion im Umfeld von Industrie 4.0 eröffnet der Branche<br />

Wachstumspotenziale, stellt aber zugleich eine große Herausforderung dar. Daher ist es entscheidend,<br />

frühzeitig entsprechende Geschäftsmodelle, wie zum Beispiel Predictive Maintenance, zu entwickeln. Die deutsche<br />

Antriebstechnik ist hier in einer starken Position, denn sie verbindet Big Data mit Big Thinking, Korrelation<br />

mit Kausalität. Domainwissen erzeugt Dominanz. Aber eine Offenheit ist notwendig. Für Daten gilt, aus Teilen<br />

wird mehr. Datengenerierung, Datensegmentierung, Know-how-Schutz, gilt es, bewusst zu gestalten. Wesentlich<br />

ist dabei ein souveräner Umgang mit Daten. Somit wird Industrial Security zu einem wichtigen Thema. Der<br />

VDMA hat hierzu ein neues Competence Center Industrial Security gegründet und einen Online-Kurs mit dem<br />

Start-up University4Industry realisiert – souverän wollen wir in die Zukunft schreiten.<br />

Dr. Omar Sadi ist<br />

Geschäftsführer bei<br />

Nord Drivesystems<br />

in Bargteheide<br />

„Unsere Antriebe sind Industrie 4.0 ready“<br />

Unser Antrieb <strong>2017</strong> ist es, branchenübergreifend energieeffiziente Systemlösungen<br />

für die Antriebstechnik zu bieten. Wir sind überzeugt, dass individuell<br />

aufeinander abgestimmte Einheiten aus Motor, Getriebe und Antriebselektronik<br />

wie wir sie entwickeln, produzieren und weltweit vertreiben, die Zukunft sind.<br />

Einen Antrieb ohne seine Peripherie und den Gesamtprozess zu betrachten löst<br />

weder Probleme, noch schafft es einen Mehrwert. Deshalb verfolgen wir unsere<br />

Philosophie der intelligenten dezentralen Antriebstechnik konsequent weiter. So<br />

sind schon heute alle Nord-Antriebe Industrie 4.0 ready! Was das heißt? Sie sind<br />

zukunftssicher, weil sie für die kommenden Herausforderungen der Digitalisierung<br />

ausgerüstet sind. Sie sind modular konzipiert, und können auch an zukünftige<br />

Anforderungen angepasst werden. Der Antrieb für die digitale Fabrik muss mehr<br />

können: Die Intelligenz sitzt in einer eigenen SPS in den Antrieben am Einsatzort.<br />

So können sie sich in Gruppen vernetzen und Steuerungsaufgaben selbständig übernehmen. Autarke Fertigungsinseln<br />

und modulare Anlagendesigns, die Ablaufsteuerungen einleiten und bestimmte Störungen<br />

selbständig beheben können, werden möglich. Relevante Antriebsdaten wie Drehzahl, Stromstärke oder<br />

Spannung stehen der Leitebene und weiteren vernetzten Komponenten in Echtzeit zur Verfügung, ohne die<br />

übergeordnete Anlagensteuerung in Anspruch zu nehmen. Sie können über ein Gateway auch in eine Cloud<br />

übertragen und bei Bedarf weltweit für Zustandsüberwachung, Service, Wartung und Prozessoptimierung<br />

genutzt werden. Intelligente Antriebe sind die Grundvoraussetzung für die vollständige Digitalisierung der<br />

Produktion im Sinne von Industrie 4.0. Alle unsere Antriebskonzepte sind darum intelligent, energieeffizient,<br />

skalierbar, autark und hochverfügbar. Dafür arbeiten wir und das ist unser Antrieb <strong>2017</strong>.<br />

16 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


UNSER ANTRIEB <strong>2017</strong><br />

Dipl.-Ing. (FH) Claus<br />

Wieder ist Leiter<br />

Marktmanagement bei<br />

der SEW-Eurodrive GmbH<br />

& Co KG in Bruchsal<br />

„Auf zum smart product“<br />

Die Zusammenführung und Integration der industriellen Automatisierungstechnik<br />

mit der elektrischen Antriebstechnik wird auch im Jahr <strong>2017</strong> stetig voranschreiten.<br />

Im Bereich der Maschinenautomatisierung wird der verstärkte Einzug<br />

von dynamischen Servosystemen, bestehend aus Präzisionsgetrieben, Synchronmotoren,<br />

Servoumrichtern und Motion Control ein deutliches Wachstumspotenzial<br />

für die Hersteller von Antriebstechnik bieten. Applikationsgerechte Motion-<br />

Control-Softwarebausteine und einfach zu bedienende Engineeringsysteme<br />

werden den Anwender bezüglich Projektierung und Inbetriebnahme effizient<br />

unterstützen.<br />

Das Thema energieeffiziente Antriebe wird auch <strong>2017</strong> durch die Umsetzung der<br />

zweiten Stufe der EU-Motorverordnung, die den Einsatz von IE3-Motoren bzw.<br />

IE2-Motoren mit Frequenzumrichter vorgibt, ein wichtiges Thema für Hersteller<br />

und Anwender darstellen. Dabei wird es auch weiterhin erforderlich sein, bei den<br />

Anwendungen die Effizienzbewertung immer auf das gesamte Antriebssystem aus Getriebe, Motor und<br />

Elektronik anzuwenden, um wirtschaftliche Energieeinsparungen zu erzielen. Ergänzend zur Antriebstechnik<br />

werden auch intelligente Energiespeicher und Energiemanagementsysteme die weltweiten Bestrebungen zur<br />

Ressourceneinsparung aktiv unterstützen.<br />

Weitere Trends in der Antriebstechnik sehen wir auch bei der Integration zu mechatronischen Antriebssystemen:<br />

Getriebe, Motoren, Antriebs- und Steuerungselektronik werden zu einem optimierten Gesamtsystem zusammengefasst<br />

und bieten neben einer gesteigerten Energieeffizienz auch zusätzliche Anwendungsnutzen im<br />

Bereich der Diagnose und des Condition Monitoring. Diese Technologietrends bringen die Antriebe zu<br />

einem „smart product“ und unterstützen die konkrete Umsetzung der Industrie-4.0-Konzepte. Es wird keine<br />

Vision bleiben, dass ein Standardantrieb mit erweiterten Funktionalitäten alle Anforderungen einer Industrie-4.0-Komponente<br />

erfüllen wird. Mit einem Energieanschluss und einem Kommunikationsanschluss<br />

(Ethernet) werden die Antriebssysteme in alle Industrie-4.0-Automatisierungskonzepte integrierbar sein.<br />

„Unsere Kupplungen setzen Kontraste“<br />

Frank Kronmüller ist<br />

Prokurist bei der R+W<br />

Antriebselemente GmbH<br />

in Klingenberg<br />

Mechanische Kupplungen spielen in unserer digitalen und immer effizienter<br />

werdenden Welt nach wie vor eine wichtige Rolle, da auch in Zeiten von Predictive<br />

Maintenance, Energieeffizienz oder Robotic Prozess Automation Drehmomente<br />

sicher übertragen und Applikationen im Notfall vor Schäden und Stillstandszeiten<br />

geschützt werden müssen. Der technische Fortschritt stellt dabei jedoch ständig<br />

neue Herausforderungen, welche gerade im Zeitalter von Industrie 4.0 oftmals<br />

ein umfangreiches und interdisziplinäres Fachwissen erfordern. Eine wichtige<br />

Voraussetzung für die Entwicklung anwendungsgerechter und innovativer<br />

Kupplungslösungen ist daher die intensive Beschäftigung mit den speziellen<br />

Bedürfnissen der verschiedensten Industrien und Branchen. Die R+W Antriebselemente<br />

GmbH hat sich deshalb neu strukturiert und die beiden Geschäftsbereiche<br />

Präzisions- und Industriekupplungen massiv ausgebaut. Im Zuge der Spezialisierungsstrategie<br />

erfolgt zudem eine visuelle Trennung der beiden Tätigkeitsfelder in schwarz und weiß.<br />

Wir stellen uns somit den Anforderungen des Marktes und haben infolgedessen viele unserer Kupplungsmodelle<br />

auf den Prüfstand gestellt und neu definiert. Mit überarbeitetem und stark erweitertem Produktportfolio<br />

bieten wir daher bereits aus dem Standardprogramm für viele Anwendungen die passende Kupplung. Individuelle<br />

Sonderlösungen sind darüber hinaus realisierbar. Die Trennung der beiden Tätigkeitsfelder ermöglicht<br />

uns zudem einen noch höheren Spezialisierungsgrad unserer Experten sowie erweiterte Ressourcen und<br />

Möglichkeiten, um aktiv neue Trends im Bereich der Kupplungstechnologie zu setzen. Unser Auftritt auf der<br />

diesjährigen Hannover Messe wird dahingehend viele Überraschungen bereithalten.<br />

<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 17


UNSER ANTRIEB <strong>2017</strong><br />

„Im Sinne intelligenterer Produktion“<br />

Unsere Branche muss die Bedürfnisse und Anforderungen der Endverbraucher antizipieren und<br />

erfüllen. Diese fordern eine flexiblere Produktion sowie umweltfreundlichere und sichere Arbeitsbedingungen.<br />

Das bedeutet, dass die Mechatronik mit Hilfe künstlicher Intelligenz und maschinellem<br />

Lernen smarter und leistungsfähiger werden muss.<br />

Die Antriebstechnik sollte sich der Antwort auf die Bedürfnisse der Endverbraucher und dadurch der<br />

Maschinenkonstrukteure widmen. Des Weiteren sollte sie zuverlässiger werden, um die Maschinenverfügbarkeit<br />

zu verbessern sowie die Leistungsfähigkeit steigern, um den Anforderungen an<br />

schnellere, robustere und anwendungsspezifischere Maschinen gerecht zu werden. Ein weiteres<br />

Gilbert Khawam ist<br />

Thema im Jahr <strong>2017</strong> ist Internet of Things. Das IoT wird eine treibende Kraft sein, die Fähigkeit zu<br />

Geschäftsführer der<br />

Bonfiglioli Vectron MDS<br />

entwickeln, jedes einzelne Gerät, wie z. B. die Steuerung und Überwachung per SPS und Kamera mit<br />

GmbH in Krefeld<br />

intelligenten Antrieben verbinden zu können. Und daraus resultiert auch die Verknüpfung von<br />

Maschinen untereinander. Wir bei Bonfiglioli arbeiten an all diesen Themen, um das bisherige<br />

Produktportfolio zu verbessern.<br />

Ein sehr großer Trend im Jahr <strong>2017</strong> und darüber hinaus wird also das Internet of Things sein sowie die Konstruktion<br />

und Entwicklung neuer Industrie 4.0-fähiger Produkte im Sinne einer intelligenteren Produktion.<br />

Karl-Peter Simon ist<br />

Geschäftsführer der Bauer<br />

Gear Motor GmbH<br />

in Esslingen<br />

„Energieeffizienz real beurteilen“<br />

Die EU Kommission fordert bis 2030 eine Energieeffizienz-Richtlinie mit einem obligatorischen Effizienzziel<br />

von 40 %. Damit würde Europa der Erreichung der in Paris vereinbarten Klimaziele ein großes Stück<br />

näherkommen. Was bedeutet dies für die Antriebstechnik, in der Elektromotoren fast 70 % der elektrischen<br />

Energie in der Produktion verbrauchen?<br />

Die Antriebstechnik wurde 2009 erstmals mit der verpflichteten Einführung von Energieeffizienzklassen<br />

für Elektromotoren konfrontiert. Um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen, wurden in der Folgezeit<br />

Motoren mit der Energieeffizienzklasse IE2 und IE3 eingeführt. Die letzte Einführungsstufe der Motorverordnung<br />

erfordert mindestens die Wirkungsgradklasse IE3 für Motoren mit einer Leistung kleiner 7,5 kW<br />

und ist seit Januar <strong>2017</strong> wirksam. Da die bisherigen Wirkungsgradklassen nur bei Nennlast und Nenndrehzahl<br />

definiert wurden, stehen wir vor der Herausforderung, diese für den tatsächlichen Lastfall zu<br />

optimieren. Erfahrungen mit ähnlichen Standards aus anderen Industrien zeigen, dass wir gut beraten<br />

sind, Normen und Gesetze zu etablieren, die eine Aussage für den realen Betrieb zulassen. Neue Energieeffizienznormen<br />

wie die EN 50598 unterstützen die Optimierung im System. Diese legt die Ökodesignanforderungen für elektrische<br />

Antriebssysteme im Niederspannungsbereich fest. Damit verlassen wir auch in der Normung die enge, strikt produktbezogene Sicht und<br />

öffnen uns dem System, wodurch sich der Fokus von der einzelnen Komponente hin zu der Effizienz des gesamten Systems verschiebt.<br />

Vor allem die Bestimmung der Systemverluste bei Teillast, also wenn der Antrieb nicht mit maximaler Auslastung läuft, wird durch diese<br />

Norm jetzt möglich. Bauer Gear Motor veröffentlicht heute schon im Internet die Verlustleistungen von Getriebemotoren für die<br />

spezifizierten Lastpunkte. Mit diesen Daten können sehr einfach Systemverlustleistungen für den realen Betrieb ermittelt werden. Um<br />

die globale Verbreitung zu ermöglichen, wurde die EN 50598 als Basis für die neue internationale IEC 61800-9 übernommen. Die<br />

Einführung wird voraussichtlich noch im Laufe dieses Jahres erfolgen.<br />

Bisher gab es noch keine Energieeffizienz-Standards für Elektromotoren, die nicht direkt am Netz betrieben werden können, wie z. B.<br />

Permanentmagnet Synchron Motoren. Dies wird sich dieses Jahr ändern durch die Norm IEC 60034-30-2. So wurde der jetzt vorliegende<br />

Vorschlag für diese Norm mit großer Mehrheit akzeptiert. Sie gilt für Motoren im Leistungsbereich von 0,12 kW – 1 000 kW. Ausgeschlossen<br />

sind lediglich Servomotoren für dynamische Motion Control Anwendungen. Definiert ist die Wirkungsgradklasse von IE1-IE5.<br />

Um die Systemverluste auch im Teillastbereich bestimmen zu können, sind die Hersteller bei Anwendung dieser Norm verpflichtet, mit<br />

der Wirkungsgradklassenangabe auch die Verlustleistungen in sieben Lastpunkten entsprechend der IEC 61800-9-2 (bisher EN 50598)<br />

anzugeben. Damit hat der Anwender die Möglichkeit, für sein Gesamtsystem die Verlustleistung im realen Lastbestrieb zu ermitteln.<br />

Diese Normenentwicklung ermöglicht erstmals die Energieeffizienz für den realen Lastbetrieb zu beurteilen, was die Vorrausetzung ist,<br />

um zukünftigen Ökodesign-Kriterien zu entsprechen. Die Verfügbarkeit von anwendungsoptimierten Elektromotoren ist hierfür die<br />

Voraussetzung. Deshalb haben wir die Motorenproduktion flexibilisiert, um wie bei einem Getriebe den passenden Motor mit unterschiedlichsten<br />

Wicklungsauslegungen vom Asynchron- bis hin zum Permanentmagnet Synchron Motor konfigurieren zu können.<br />

18 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


UNSER ANTRIEB <strong>2017</strong><br />

„Technisch und politisch spannend“<br />

Für Lenze ist <strong>2017</strong> ein ganz besonderes Jahr, denn wir feiern unseren 70sten<br />

Geburtstag. Seit sieben Jahrzehnten sind wir erfolgreich im Markt unterwegs und<br />

haben es immer vermocht, Trends und Innovationen in technische Lösungen zu<br />

übersetzen, die unsere Kunden nach vorne bringen und ihnen einen wesentlichen<br />

Mehrwert bieten. Den Weg als Lösungspartner unserer Kunden werden wir weiter<br />

beschreiten. Unser Augenmerk legen wir dabei darauf, unseren Kunden das Engineering<br />

wesentlich zu vereinfachen.<br />

Der weltweite Maschinenbau wird <strong>2017</strong> weitere technologische Impulse aus dem<br />

Themenkomplex der Industrie 4.0 erhalten. Hier treiben wir die Entwicklung aktiv<br />

voran und werden auch in diesem Jahr eine Reihe von Innovationen einführen,<br />

welche die Maschinen flexibler, intelligenter und einfacher machen werden. Der<br />

richtige Einsatz und der richtige Umgang mit der entsprechenden Software sind hier<br />

erfolgskritisch. Wir werden in <strong>2017</strong> unsere Software-Plattform deutlich ausbauen.<br />

Dr. Tim Bendig ist Leiter<br />

Strategisches Marketing<br />

und Corporate Communications<br />

bei Lenze SE<br />

in Aerzen<br />

Für den Maschinenbau ist dies untrennbar mit dem Trend zu einer neuen Art der Arbeitsteilung und einer<br />

Konzentration auf die eigenen Stärken verbunden. Die Kompetenz zur Kooperation wird sich zur eigentlichen<br />

Kernkompetenz mausern. So lässt sich eine Industrie-4.0-taugliche Maschine mit all ihren Facetten entwickeln,<br />

ohne den eigenen innovativen Kern zu vernachlässigen – das machen wir seit 1947.<br />

Politisch wird es spannend. Vor dem Hintergrund zunehmenden nationalen Protektionismus wird Internationalisierung<br />

neu definiert – das Beispiel Mexiko und Trump zeigen das deutlich. Es gilt weniger das Primat der<br />

niedrigsten Kosten, als vielmehr das Primat der Nachfrage. Dort, wo die Nachfrage ist, werden zunehmend<br />

große Teile der Wertschöpfung stattfinden. Lenze ist hier mit Produktions- und Logistikkapazitäten in der EU,<br />

den USA und China hervorragend aufgestellt.<br />

Philip Nelles ist Leiter<br />

der ContiTech Power<br />

Transmission Group<br />

in Hannover<br />

„Wir treiben viele Branchen an“<br />

Die Digitalisierung eröffnet uns in der Antriebstechnik vielfältige Möglichkeiten.<br />

Wir sehen darin nicht für <strong>2017</strong>, sondern auch darüber hinaus, Wachstumsperspektiven.<br />

Dies wird uns sowohl in unseren eigenen Produktionsabläufen als auch<br />

in den Lösungen für unsere Kunden beschäftigen. Damit wollen wir zum einen<br />

die jeweiligen Prozesse vereinfachen und miteinander vernetzen und zum<br />

anderen einen Mehrwert für unsere Kunden schaffen – und das branchenübergreifend.<br />

Wir spüren deutlich, dass die Nachfrage nach innovativen Antriebselementen<br />

auch außerhalb der Automobilindustrie zunimmt. Deshalb konzentrieren wir uns<br />

<strong>2017</strong> unter anderem auf technologische Lösungen für landwirtschaftliche<br />

Fahrzeuge und Maschinen, denn der weltweite Bedarf für Komponenten in<br />

Agraranwendungen wächst. Außerdem steigt das Interesse nach wirtschaftlichen<br />

Antriebslösungen in der Intralogistik- und Aufzugsbranche. Gesteigerte Nutzlasten in Kombination mit langer<br />

Lebensdauer liegen dabei im Fokus. Hier sehen wir weiteres Potenzial. Auch dem Wunsch nach individueller<br />

Mobilität werden wir <strong>2017</strong> folgen. Riemensysteme für E-Bikes und Pedelecs werden auch künftig weiter<br />

nachgefragt – für noch mehr Sicherheit und Komfort auf zwei Rädern.<br />

Ein weiterer Trend der sich abzeichnet: Individueller Service gewinnt zunehmend an Bedeutung. Deshalb<br />

wollen wir uns vom reinen Produkt- und Systemlieferanten zum Serviceanbieter weiterentwickeln und<br />

unseren Kunden zusätzliche Dienstleistungen anbieten.<br />

Sicher ist: ContiTech treibt auch <strong>2017</strong> die unterschiedlichen Branchen an.<br />

<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 19


UNSER ANTRIEB <strong>2017</strong><br />

Michael Müller ist<br />

Geschäftsführer der<br />

Wittenstein Alpha GmbH<br />

in Igersheim<br />

„Die Digitalisierung muss laufen“<br />

Durch zunehmend transparente Märkte – auch bei mittleren und kleineren<br />

Endkunden und deren Zulieferern von Maschinen und Anlagen – steigt der Kostendruck<br />

weiter an. Dies führt speziell auch im globalen Kontext zu einem hohen<br />

Bedarf an einem breiten leistungsfähigen Produktportfolio mit einem passenden<br />

Preis-Leistungsverhältnis. Zudem steigt in den meisten Branchen der Automatisierungsgrad<br />

weiter an und hier hat auch die Weiterentwicklung der kollaborativen<br />

Robotik einen entsprechenden Stellenwert. Unser Fazit: Um als Hersteller von<br />

Antriebstechnik die Marktentwicklungen richtig bedienen zu können, werden<br />

flexible und intelligente Produkte benötigt. Wir bieten unseren Kunden bereits das<br />

umfassendste Produktportfolio im Bereich der Servogetriebe und komplettieren so<br />

die Angebotspalette von High-End-Lösungen bis zu Produkten mit mittleren und<br />

einfacheren Anforderungen. Gemäß unserem Motto „Wittenstein in allen Achsen“<br />

haben unsere Kunden die Möglichkeit, die richtige technische und wirtschaftliche Lösung für jede Anforderung<br />

einsetzen zu können – von der schnellen Auswahl einzelner Servogetriebe bis hin zur technisch anspruchsvollen<br />

Turnkey-Antriebskonfiguration mit entsprechender Engineering-Dienstleistung. Die Hersteller von Maschinen<br />

und Anlagen werden dabei ideal durch unsere Softwaretools „Sizing Assisant“ und „cymex 5“ unterstützt. Was<br />

wir dabei aber auch nicht außer Acht lassen: den weiteren Ausbau unseres weltweiten Vertriebsnetzes, um<br />

überall vor Ort den eigenen höchsten Ansprüchen beim Engineering zu gewährleisten. Darüber hinaus gibt es<br />

einige echte Innovationen auf Produkt- und Engineering-Ebene, auf die sich unsere Kunden freuen können. Im<br />

Gleichschritt mit der Automatisierung und Vernetzung von Produkten, Maschinen und Anlagen muss natürlich<br />

auch die Digitalisierung „laufen“. Des Weiteren gibt es einen Trend der fortschreitenden Konsolidierung der<br />

Antriebstechnik-Kunden und eine steigende Marktmacht großer Industrieunternehmen in Asien.<br />

„Ich sehe was, was du auch siehst“<br />

Auch in diesem Jahr wird die zunehmende Digitalisierung einen wichtigen Aspekt<br />

in der Industrie, und damit in der Antriebstechnik, ausmachen. Ganz vorne dabei<br />

ist das Thema Predictive Maintenance, also die vorausschauende Wartung auf<br />

Basis gesammelter Sensordaten. Ein Problem wird rechtzeitig erkannt und ein<br />

Techniker kann noch vor dem Ausfall ans Werk gehen. So weit, so gut. Die Technik<br />

hat sich bereits am Markt etabliert. Die Frage, die sich nun stellt, ist: Was folgt als<br />

nächstes? Wie kann die Wartung möglichst effizient durchgeführt werden?<br />

Für diesen Zweck ist in diesem Jahr und sicherlich auch den kommenden Jahren<br />

der Bereich der Assistant Reality von großer Bedeutung. Assistant Reality<br />

unterstützt Prozesse in der realen Welt durch digitale Informationen. Was das<br />

genau bedeutet? In der Wartung oder Reparatur von Getrieben beispielsweise<br />

können sich Techniker durch Smart Glasses per Video mit einem Experten<br />

vernetzen und erhalten so wertvolle Tipps in Echtzeit. Dadurch hat der Techniker<br />

Lars Vogel ist Principal<br />

Business Development bei<br />

der T-Systems Multimedia<br />

Solutions GmbH<br />

in München<br />

zum einen die Hände frei und kann während des Videotelefonats weiterarbeiten. Zum anderen kann er sofort<br />

ans Werk gehen und muss nicht erst einen ersten Schadensbericht verfassen und lange auf ein Feedback<br />

warten.<br />

Die Anwendungsszenarien für Assistant Reality können ganz unterschiedlicher Natur sein. So können Mitarbeiter<br />

mithilfe von Tablets z. B. QR-Codes an Geräten für weitere Informationen auslesen. Oder vernetzte Getriebetechnologien<br />

können per Bluetooth-Beacons Kennzahlen und Status auf den Smart Glasses der Mitarbeiter<br />

einblenden, sobald diese sich nähern. Techniker können dadurch Instandhaltungsprozesse auch mobil über die<br />

digitale Brille initiieren, wenn bestimmte Messwerte außerhalb des Normbereichs liegen. Voraussetzung für<br />

diese Systeme sind eine gute Vernetzung der Hard- und Software. Letztlich sorgen die Technologien für eine<br />

Kostensenkung und auch eine höhere Effizienz bei der Wartung und Instandhaltung.<br />

20 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


UNSER ANTRIEB <strong>2017</strong><br />

Andreas Golf ist Produktmanager<br />

Antriebstechnik<br />

bei der Beckhoff Automation<br />

GmbH & Co. KG<br />

in Verl<br />

„Materialeinsatz reduzieren,<br />

Effizienz weiter steigern“<br />

Das Jahr <strong>2017</strong> wird weiterhin im Fokus der Effizienzsteigerung stehen. Die Verfügbarkeit<br />

von neuen Halbleitermaterialien und der dazu passenden Konzepte<br />

ermöglicht es, die Effizienz und Leistungsdichte weiter zu erhöhen. Der Antrieb<br />

wird damit kompakter und fungiert zunehmend als integraler Bestandteil der<br />

Maschine. Weiter optimierte Regelungsmodelle erlauben kürzere Zykluszeiten,<br />

wovon insbesondere die bearbeitenden Maschinen profitieren. Auf diese Weise<br />

tragen sie dazu bei, Toleranzen im Produktionsprozess zu reduzieren. Außerdem<br />

werden detaillierte, durch Diagnose und Condition Monitoring bereitgestellte<br />

Daten Rückschlüsse auf den Zustand der Maschine sowie das Erstellen von<br />

Wartungsintervallen erleichtern. Weiterhin wird der prozentuale Anteil an<br />

Antrieben mit Safety-Funktionen nach wie vor steigen. Gerade in Europa dürften<br />

zumindest die Basisfunktionen obligat sein. Was mich persönlich besonders freut – das ist die weltweite<br />

Verbreitung der Einkabeltechnologie, die sogenannte One Cable Technology (OCT), mit der Power- und Feedbacksystem<br />

in der Standard-Motorleitung zusammengefasst sind. Wir haben diese bei Beckhoff im Jahr 2011<br />

vorgestellt und heute beträgt der OCT-Anteil unserer verkauften Servomotoren nahezu 100 %. Dies ist eine<br />

deutliche Bestätigung für die damalige Entscheidung, in diese Richtung zu entwickeln.<br />

„Vernetzbarkeit sichert Zukunft der Hydraulik“<br />

Nicht nur <strong>2017</strong>, auch in den nächsten Jahren wird es bei sämtlichen Antriebstechnologien<br />

vor allem um das Thema Vernetzung gehen. Dabei geht es nicht nur um<br />

die großen Industrie 4.0-Konzepte und komplexen Datenmodelle. Vernetzung<br />

beginnt für Maschinenhersteller schon viel früher und findet bereits auf der<br />

Automationsebene statt. Dabei geht es um standardisierte Schnittstellen für den<br />

horizontalen Informationsaustausch, verteilte Intelligenz mit gekapselten<br />

Softwarefunktionalitäten und Condition Monitoring-Fähigkeiten. Alle Antriebslösungen<br />

werden daran gemessen, wie sie diese Anforderungen erfüllen und damit<br />

Mehrwert für den Kunden schaffen. Beispiel Industriehydraulik: Aktuell wandelt<br />

sich sie sich von einer scheinbar rein analogen Technik zur zukunftssicheren und<br />

vernetzbaren digitalen Elektrohydraulik.<br />

Die Elektronifizierung der Fluidtechnologie ist in vollem Gang. Ein wichtiger<br />

Dr. Steffen Haack ist<br />

Mitglied des Vorstands<br />

der Bosch Rexroth AG<br />

in Lohr<br />

Ansatzpunkt ist die Verknüpfung mit dezentraler Intelligenz und Sensorik in Hydraulikaggregaten. Damit<br />

erfassen Maschinenhersteller und Anwender je nach Informationsbedarf die Betriebszustände des Kreislaufes<br />

und können durch vorausschauende Wartung die Maschinenverfügbarkeit steigern. Die Möglichkeit, Daten<br />

dezentral und innerhalb der Aggregate zu verarbeiten, reduziert die Komplexität bei der Einbindung in<br />

übergeordnete Steuerungsarchitekturen. Auch auf der Aktorenseite werden elektrohydraulische Antriebe den<br />

elektromechanischen immer ähnlicher. Dabei nutzen sie die gleichen Inbetriebnahmetools und Bedienoberflächen<br />

und erzeugen damit das gleiche look-and-feel über die Antriebstechnologien.<br />

In dem Maße, in dem die Hydraulik digital mit elektrischen Antrieben gleichzieht, ermöglicht sie zukunftssichere<br />

Maschinenkonzepte und vergrößert den Freiheitsgrad für Konstrukteure, Inbetriebnehmer, Betreiber<br />

und Wartungspersonal. Sie können ohne Zusatzaufwand in der Konstruktion, der Inbetriebnahme oder im<br />

späteren Betrieb frei zwischen den verschiedenen Antriebstechnologien wählen und für jede Aufgabe die<br />

technisch und wirtschaftlich sinnvollste einsetzen.<br />

<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 21


UNSER ANTRIEB <strong>2017</strong><br />

Dr. Robert Kickinger ist<br />

Manager Mechatronic<br />

Technologies bei der<br />

Bernecker + Rainer<br />

Industrie Elektronik<br />

Ges.m.b.H.<br />

in Eggelsberg/Österreich<br />

„Flexible Transportsysteme werden industrietauglich“<br />

Anlagenbetreiber und -bauer suchen nach neuen Konzepten für die moderne<br />

Produktion mit kleinen Losgrößen und häufigen Produktwechseln. Eine Lösung<br />

bieten flexible Transportsysteme mit Linearmotor-Technologie. Allerdings<br />

werden diese Systeme bisher kaum eingesetzt, da sie nicht konsequent für das<br />

industrielle Umfeld konstruiert sind. Der Verschleiß ist zu hoch und die Stillstandzeiten<br />

zu lang. Um zum Beispiel Komponenten auszutauschen oder<br />

Werkstückträger zu ergänzen, muss häufig der komplette Track auseinander<br />

genommen werden. Daher finden wir diese vielversprechende Antriebstechnologie<br />

bisher nur in sehr wenigen Produktionen. B&R will das nun ändern. Wir<br />

haben uns mit dem Anlagenbauer ATS einen sehr starken Partner mit langjähriger<br />

Felderfahrung ins Boot geholt.<br />

Super Trak ist ein flexibles Transportsystem auf der Basis von Langstator-Linearmotortechnologie.<br />

Das System besteht aus einem Motorstator in Form eines<br />

ovalen Tracks und beliebig vielen Shuttles. Die Shuttles werden allein durch<br />

die hohe Magnetkraft am Track gehalten. Die Bewegung der Shuttles entlang<br />

des Tracks ist rein elektromagnetisch aktuiert. Daher ist es nicht notwendig, Antriebsmomente über die<br />

Rollen der Shuttles auf die Führungen zu übertragen. Der Verschleiß durch Reibung wird minimiert.<br />

Perfekt aufeinander abgestimmte Materialpaarungen der Führungen und Rollen garantieren Zuverlässigkeit<br />

für den industriellen Einsatz.<br />

„Nahtlos in die digitale Wertschöpfungskette integrieren“<br />

Steigende Produktivität, um sich an die Marktveränderungen anzupassen ist ein<br />

wesentlicher Treiber unserer Kunden. Energieeffizienz unserer Produkte und Komponenten<br />

ist und bleibt deshalb ein wichtiger Hebel für unsere Kunden, diesen<br />

Herausforderungen zu begegnen, und zwar nicht nur mit Blick auf die Einzelkomponente,<br />

sondern auch auf den gesamten Antriebsstrang und dessen Applikation.<br />

Wir bieten unseren Kunden deshalb ein vollständiges Motorenportfolio in allen<br />

den gesetzlichen Anforderungen entsprechenden Energieeffizienzklassen an.<br />

Passend dazu verfügen wir über ein umfassendes Umrichterportfolio, so dass Dr. Carsten Rebbereh ist<br />

unseren Kunden in jedem Fall eine zukunftssichere Antriebslösung zur Verfügung Leiter Produktportfoliomanagement<br />

LV Motoren<br />

steht. Technologisch gehen wir davon aus, dass die Asynchrontechnik auch in<br />

und Umrichter bei der<br />

absehbarer Zukunft die wichtigste Rolle in der industriellen Motorentechnik<br />

Siemens Process Industries<br />

spielen wird. Hier bieten wir auch gezielt aufeinander abgestimmte Komponenten<br />

im Systemansatz an. Ergänzend dazu bieten wir spezielle Technologien wie<br />

and Drives in Nürnberg<br />

Synchronreluktanz-Antriebe an, um hier im System eine weiter verbesserte<br />

Effizienz im Teillastbereich bieten zu können. Ein weltweit großer Trend ist die industrielle Digitalisierung,<br />

getrieben durch kürzere Projektlaufzeiten, kürzere Time-to-Market, aber auch möglichst große Flexibilität,<br />

hohe Anlagenverfügbarkeit und Betriebssicherheit. Hier heißt die Lösung digitale Wertschöpfung – beginnend<br />

mit der digital geführten und optimierten Entwicklung über die Simulation im Engineering und der Fertigung<br />

der Produktionsanlagen und ihrer Komponenten bis hin zur schnellen und effizienten Inbetriebnahme von<br />

Applikationen. Ein statusbasierter, prädiktiver Service minimiert im späteren Lebenszyklus Ausfallzeiten und<br />

Stillstände. Die Digitalisierung und damit die Möglichkeit, Anlagen mit all ihren Einzelkomponenten an das<br />

industrielle Internet der Dinge anzuschließen, eröffnet ein kaum vorstellbares Potenzial, Produktivität und<br />

Effizienz in der Wertschöpfungskette unserer Kunden zu steigern. Unsere Antriebsprodukte und -komponenten<br />

müssen sich also zukünftig nahtlos in eine digitale Wertschöpfungskette integrieren lassen. Deshalb werden<br />

wir noch im Laufe dieses Jahres entsprechende Lösungen für unsere Kunden anbieten.<br />

22 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


Qualität<br />

verbindet<br />

Dr. Stefan Spindler ist<br />

Vorstand der Sparte<br />

Industrie bei Schaeffler in<br />

Herzogenaurach<br />

„Mit smarten Ökosystemen<br />

Mehrwert bieten“<br />

Die Digitalisierung und damit verbunden die<br />

Erfassung, Verarbeitung und Nutzung großer<br />

Datenmengen bleibt das vorherrschende Innovationsthema<br />

in der Antriebstechnik. Stand der Technik<br />

sind technisch, physikalische Modellbildungs- und<br />

Analyseverfahren, über die Prozesse überwacht und<br />

gesteuert werden. In Zukunft kommen neue<br />

Auswerteverfahren hinzu, die auf Big-Data-Analysen<br />

basieren. Hierfür kommen neue Algorithmen<br />

zum Einsatz, die größere Rechenleistungen erfordern<br />

und daher zunehmend nicht „On Board“,<br />

sondern über eine Cloud unterstützt werden. Diese<br />

Verfahren sind dann nicht nur für Einzelprozesse<br />

und -anlagen, sondern auch für größere Cluster von<br />

Anlagen einsetzbar.<br />

Die beiden Stoßrichtungen – die technisch-physikalische<br />

Welt und die Big-Data-Welt – werden sich<br />

ergänzen und nicht ersetzen. Für beide Welten<br />

sind sehr große Datenmengen erforderlich. Zur<br />

besseren Handhabung der Daten wird man diese<br />

zunehmend in Smart Data vorverarbeiten, d. h.<br />

man wird beispielsweise versuchen, Messdaten vor<br />

dem „Upstreamen“ zu filtern oder zu skalieren. In<br />

Summe geht der Trend also eindeutig in Richtung<br />

mehr Daten, die einerseits mit „virtuellen Sensoren“<br />

über Prozessmodelle errechnet oder aber über<br />

zusätzliche Sensoren gemessen werden. Mit dem<br />

FAG Vario Sense-Lager wird Schaeffler eine neuartige<br />

Sensorentwicklung auf der Hannover Messe<br />

<strong>2017</strong> vorstellen. Lösungen dieser Art bieten das<br />

Potenzial, die Entwicklung von Industrie 4.0-Projekten<br />

bis zur Serienreife wesentlich zu beschleunigen und<br />

dies in einem sehr breiten Anwendungsfeld.<br />

Mit unserem Smart Ecosystem 4.0 verfügen wir<br />

für beide Stoßrichtungen vom Sensor bis in die<br />

Cloud über eine durchgängige digitale Infrastruktur<br />

– von der lokalen Erfassung der Daten in Lagern<br />

und Führungen bis hin zur Auswertung über<br />

cloudbasierte Big-Data-Analysen. So entstehen auf<br />

Basis unseres Domain-Know-hows aus Daten<br />

wertvolle Informationen und schließlich konkrete<br />

Serviceangebote.<br />

Liebherr ist einer der größten Baumaschinenhersteller<br />

der Welt. Bei der Verkabelung seiner<br />

Materialumschlagmaschine mit Elektroantrieb<br />

setzt Liebherr auf Helukabel.<br />

Mehr unter: www.helukabel.de/liebherr


GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

Getriebe inspektion in Rekordzeit<br />

3-D-Inline-Prüfsystem für Zahnräder gibt Auskunft über Mängel im Fertigungsprozess<br />

In Kooperation mit verschiedenen Universitäten hat der französische Hersteller<br />

Mesure-Systems-3-D (MS3D) ein berührungsloses Inline-Prüfsystem speziell für<br />

Getriebe entwickelt. Mit der Gear-Inspection kann beispielsweise eine Verzahnung<br />

mit 23 Zähnen in weniger als zehn Sekunden komplett in 3-D vermessen werden.<br />

Durch die 3-D-Inline-Prüfung erhält der Hersteller bei jeder Änderung der<br />

Fertigungsparameter in Echtzeit Informationen darüber, welche Auswirkungen<br />

diese haben. Lesen Sie mehr.<br />

H<br />

eute werden für die Prüfung von Zahnrädern<br />

zwei Verfahren eingesetzt: Zum<br />

einen wird das fertige Getriebe mit Hilfe<br />

von Masterrädern getestet und der dabei<br />

entstehende Axen-Abstand mit den Sollwerten<br />

abgeglichen. Dieser Funktionstest<br />

gibt jedoch lediglich Auskunft darüber, ob<br />

das Teil in Ordnung ist oder nicht, erlaubt<br />

hingegen keine Aussage über die Art des<br />

Defekts oder gar Mängel im Fertigungsprozess.<br />

Für die zweite Kontrolle zur genauen<br />

Bestimmung der Geometrie werden<br />

spezielle, taktile Messmaschinen zur Ge-<br />

vermeiden, dass defekte Teile weiter in die<br />

Montage gehen.<br />

Herausforderung: Eliminierung<br />

des Messrauschens<br />

Mit dem neuartigen Prüfverfahren von<br />

MS3D hingegen kann beispielsweise eine<br />

Verzahnung mit 23 Zähnen bereits im Werk<br />

in weniger als 10 Sekunden komplett in 3-D<br />

„Die Frage ‚Ist das richtige Profil in der richtigen Position?‘<br />

kann jetzt erstmals korrekt beantwortet werden“<br />

Dr. Marc Rosenbaum ist Gründer und<br />

Geschäftsführer von MS3D in Bruz, Frankreich<br />

triebeinspektion eingesetzt. Diese untersuchen<br />

innerhalb von fünf Minuten nur<br />

etwa vier Zähne, indem sie sechs Profile<br />

auf der Länge der Seite und drei auf der<br />

Länge der Flanke erstellen, so dass insgesamt<br />

18 Quadrate entstehen, aus denen<br />

die Evolvente und die Balligkeit bestimmt<br />

werden können. Da normalerweise keine<br />

Krümmung vorhanden sein sollte, wird auf<br />

diese Weise die Zahnkontakt-Qualität geprüft.<br />

Die normale Taktzeit für die Fertigung<br />

von Zahnrädern beträgt jedoch etwa<br />

10-20 Sekunden, womit der Inspektionsprozess<br />

deutlich zu lange dauert um zu<br />

dargestellt und kontrolliert werden, was<br />

außerdem Auskunft über Mängel im Prozess<br />

gibt. Überprüfen lassen sich gerade- sowie<br />

spiralförmig und kegelverzahnte Getriebe,<br />

24 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

01 Für die Vermessung sind vier bis sechs<br />

Hochleistungssensoren verbaut, die binnen einer<br />

Sekunde Mio. Datenpunkte generieren, aus<br />

denen ein 3-D-Modell erstellt wird<br />

02 Anhand dieser Punktewolke werden µm-genau<br />

das Profil der Zähne, der Helix-Winkel, die Balligkeit,<br />

der Durchmesser der Flanke, die Zahndicke sowie der<br />

Abstand zwischen den Zähnen bestimmt<br />

für deren Vermessung fünf Sensoren verbaut<br />

sind, die je nach Durchmesser des Zahnrades<br />

unterschiedlich positioniert werden können.<br />

Damit sich die Hochgeschwindigkeits-Linienscanner<br />

nicht gegenseitig blenden, werfen<br />

sie aus unterschiedlichen Richtungen und<br />

aus verschiedenen Winkeln eine Linie auf<br />

einen definierten Teilabschnitt.<br />

Jeder der Sensoren<br />

erzeugt dabei<br />

700 Datenpunkte pro<br />

Viertausendstelsekunde.<br />

Binnen einer Sekunde<br />

lassen sich somit Millionen<br />

Datenpunkte generieren,<br />

aus denen ein 3-D-Modell<br />

erstellt wird. Anhand dieser<br />

Punktewolke werden<br />

µm-genau das Profil der<br />

Zähne, der Helix-Winkel,<br />

die Balligkeit, der Durchmesser<br />

der Flanke, die<br />

Zahndicke sowie der Abstand<br />

zwischen den Zähnen<br />

bestimmt. Die besondere<br />

Herausforderung bei<br />

03 Gear-Inspection:<br />

Ein berührungsloses<br />

Inline-Prüfsystem<br />

speziell für Getriebe<br />

der Interpretation durch die Software liegt<br />

darin, dass die Reflexionen der Laser auf<br />

andere Stellen des Bauteils zu einem Messrauschen<br />

und damit zu einer Ungenauigkeit<br />

führen, die herausgerechnet werden muss.<br />

Da diese Hürde erfolgreich genommen<br />

wurde, kann über das Prüfverfahren von<br />

MS3D erstmals die Frage „Ist das richtige<br />

Profil in der richtigen Position?“ korrekt<br />

beantwortet werden. Mit den bisher üblichen<br />

Verfahren war das nicht möglich –<br />

erst recht nicht in 3-D. Durch eine entsprechende<br />

Optimierung auf Grundlage der in<br />

Echtzeit gewonnenen Informationen sinkt<br />

die Zahl der Fälle, in denen defekte Teile<br />

verbaut werden oder sich der Mangel erst<br />

nach der Endmontage herausstellt. Hersteller<br />

können dadurch nicht nur den<br />

Ausschuss von vornherein reduzieren<br />

und erhebliche Kosten einsparen, sondern<br />

auch ihren Abnehmern eine Null-<br />

Fehler-Garantie geben.<br />

Weiterentwicklung für Inline-<br />

Prüfung von Getriebeachsen<br />

Da die Anforderungen an ein Getriebe je<br />

nach Anwendungsbereich unterschiedlich<br />

sind, wurde die Maschine vor allem<br />

für die Bedürfnisse der Automobilhersteller<br />

sowie deren Getriebezulieferer<br />

ausgelegt. Der Durchmesser der Zahnräder,<br />

für die sich die Gearinspection<br />

aktuell eignet, liegt zwischen 30 und<br />

90 mm. Kleine Getriebe können somit<br />

nicht adäquat geprüft werden, wohl<br />

aber solche, die in Werkzeugmaschinen<br />

Verwendung finden.<br />

www.ms3d.eu<br />

<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 25


Die<br />

Verzahnungs -<br />

maschine<br />

So wird Kegelradverzahnen nun mit<br />

Dreh-Fräszentren möglich<br />

Index hat ein Paket „Kegelradabwälzfräsen“ entwickelt, das aus einem speziell<br />

entwickelten Steuerungszyklus und vier Messerköpfen mit modulabhängigen<br />

Schneidplatten besteht. Damit ausgestattet, werden die Dreh-Fräszentren zu<br />

Verzahnungsmaschinen, auf denen sich Spiralkegelräder herstellen lassen.<br />

Lesen Sie, wie der Anwender kürzere Durchlaufzeiten sowie bessere Form- und<br />

Lagetoleranzen erreicht.<br />

D<br />

ie Index-Werke als reinen Drehmaschinenhersteller<br />

zu bezeichnen, wird dem<br />

Esslinger Unternehmen nicht gerecht. Denn<br />

vielfach werden andere Technologien zur<br />

Metallbearbeitung in die Maschinen integriert:<br />

Schon lange gibt es Dreh-Fräszentren,<br />

die beide Zerspanungstechniken annähernd<br />

gleich gut beherrschen. Auch die<br />

Schleiftechnologie ist auf verschiedensten<br />

Maschinen voll integriert. Nun bietet der<br />

Werkzeugmaschinenhersteller ein Technologiepaket<br />

an, das aus den Dreh-Fräszentren<br />

Index R200/R300 auch vollwertige Verzahnungsmaschinen<br />

macht. Durch Abwälzfräsen<br />

im kontinuierlichen Teilverfahren –<br />

das entspricht dem Klingelnberg-Zyklo-<br />

Palloid-Verfahren – lassen sich spiralverzahnte<br />

Kegelräder mit konstanter Zahnhöhe<br />

im Modul-bereich 0,6 bis 4 mm produzieren.<br />

Der Ausgangspunkt der Entwicklung liegt<br />

in der eigenen Fertigung. Als die Werkzeughalterproduktion<br />

vor einigen Jahren neu<br />

organisiert wurde, fiel die Entscheidung,<br />

auch die benötigten Kegelräder selbst zu<br />

fertigen. Schließlich ist deren Qualität für<br />

die Laufruhe, das übertragbare Moment<br />

und den Verschleiß maßgeblich verantwortlich.<br />

Da für diese Teile keine ausreichend<br />

produktive, moderne Verzahnungsmaschine<br />

am Markt gefunden wurde, beschlossen<br />

die Verantwortlichen, ein eigenes Dreh-<br />

Fräszentrum technologisch entsprechend<br />

aufzurüsten.<br />

Um es vorweg zu nehmen: Die Technologieintegration<br />

gelang so erfolgreich, dass<br />

man in Esslingen seinen hausinternen Bedarf<br />

an Kegelrädern mittlerweile durch eine<br />

Index R200 abdeckt und nun die Technik<br />

dem breiten Markt anbietet. Dr.-Ing. Volker<br />

Sellmeier, Leiter der Technologieentwicklung,<br />

erklärt: „Mein Team beschäftigt sich<br />

damit, durch die Integration von Bearbeitungsverfahren<br />

wie dem Verzahnen den<br />

Kunden einen erheblichen Mehrwert zu<br />

bieten. Mit unserem neuen Verfahren zum<br />

Kegelradabwälzfräsen, das die Komplettbearbeitung<br />

auf einer Maschine ermöglicht,<br />

ist uns das gelungen. Denn es lassen sich<br />

deutliche Vorteile hinsichtlich Stückzeit,<br />

Prozess und Qualität erzielen.“<br />

Basismaschinen für das<br />

Kegelradverzahnen<br />

Das Kegelradverzahnen benötigt als Grundlage<br />

eine Maschine mit hoher Steifigkeit<br />

und B-Achse. Aufgrund ihrer ausgezeich-<br />

26 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

neten statischen, dynamischen und thermischen<br />

Eigenschaften bieten sich die Dreh-<br />

Fräszentren der Index R-Baureihe an,<br />

sofern sie mit dem Technologiepaket „Kegelradabwälzfräsen“<br />

ausgestattet sind. Ihre<br />

Achskonfiguration und die Ausstattung<br />

mit zwei Frässpindeln auf hydrostatisch<br />

gelagerten Y-B-Achsen ermöglichen es, an<br />

Haupt- und Gegenspindel gleichzeitig fünfachsig<br />

zu zerspanen. Laut Dr.-Ing. Volker<br />

Sellmeier ist man jedoch nicht gänzlich auf<br />

die R-Maschinen festgelegt: „Grundsätzlich<br />

ist es möglich, diese Technologie auf andere<br />

Maschinen zu übertragen. Für die Massenfertigung<br />

ist es ebenfalls denkbar, das Technologiepaket<br />

auf einen Mehrspindler zu<br />

portieren.“<br />

Besondere Bedeutung kommt den Werkzeugen<br />

zu, die von Index entwickelt und<br />

vertrieben werden. Pro Kegelrad werden<br />

zwei Messerköpfe benötigt, die sich zur<br />

Erzeugung der Längsballigkeit im Flugkreisradius<br />

leicht unterscheiden. Der Hersteller<br />

bietet die Messerköpfe in vier verschiedenen<br />

Größen an, die mit bis zu sechs<br />

01 Die Dreh-Fräszentren<br />

der Index<br />

R-Baureihe bieten sich<br />

als Basismaschinen fürs<br />

Kegelradverzahnen an<br />

Hartmetall-Schneidplatten bestückt werden<br />

können und über eine Innenkühlung verfügen.<br />

Im Gegensatz zum klassischen Zyklo-<br />

Palloid-Verfahren mit zweiteiligem Messerkopf<br />

werden beim Index-Verfahren zwei<br />

separate Messerköpfe pro Kegelrad eingesetzt.<br />

Dr.-Ing. Sellmeier erklärt: „Durch die<br />

zwei separaten Messerköpfe können wir<br />

höhere Messerkopfgängigkeiten realisieren<br />

und erreichen dadurch eine höhere Zerspanleistung<br />

und eine größere Freiheit bei<br />

der Tragbildkorrektur.“<br />

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GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

02 03<br />

04<br />

02 Die Dreh-/Fräszentren besitzen eine<br />

Haupt- und Gegenspindel<br />

03 Um solche spiralverzahnten Kegelräder<br />

herzustellen, war früher eine spezielle<br />

Ver zahnungsmaschine notwendig<br />

04 Ein entscheidender Vorteil bei der<br />

Herstellung von Kegelrädern aus Stangenmaterial<br />

ist die Komplettbearbeitung<br />

Auf einer einzigen Maschine<br />

Während in der klassischen Verzahnungsprozesskette<br />

das Werkstück zum Drehen,<br />

Bohren und Fräsen, Verzahnen sowie Entgraten<br />

auf mehreren einzelnen Maschinen<br />

gespannt werden muss, verfolgt der Werkzeugmaschinenhersteller<br />

den Ansatz, alle<br />

Operationen auf dem Dreh-Fräszentrum<br />

ablaufen zu lassen. Die Kegelräder werden<br />

dort gedreht, gebohrt, gefräst und schließlich<br />

verzahnt. Es lassen sich auch Bürsten<br />

zum Entgraten einwechseln. Die Weich-<br />

bearbeitung ist damit komplett abgeschlossen,<br />

mit einer prozesssicheren Verzahnungsqualität<br />

von IT5. Im Anschluss daran<br />

erfolgt das Härten. Eine abschließende<br />

Feinbearbeitung ist in der Regel nur noch<br />

für das Einbaumaß und die polygonale<br />

Welle/Nabe-Verbindung erforderlich.<br />

Die Vorteile beginnen bereits beim Materialeinsatz.<br />

Da die R-Baureihe Stangenmaterial<br />

verarbeiten kann, ist ein automatisierter<br />

Betrieb auch ohne Werkstückhandhabungssystem<br />

möglich. Zur automatischen Teileabführung<br />

steht ein integriertes Portalabnahmesystem<br />

zur Verfügung. Durch die<br />

vorder- und rückseitige Komplettbearbeitung<br />

mit verschiedenen Zerspanungstechniken<br />

ergeben sich kürzere Durchlaufzeiten<br />

und ein eindeutiger Stückzeitvorteil.<br />

Dr.-Ing. Volker Sellmeier nennt Zahlen:<br />

„Wenn wir die für unsere Werkzeughalter<br />

typischen Kegelräder mit Modul 1,15 mm<br />

und ca. 25 Zähnen von der Stange komplett<br />

bearbeiten, erreichen wir mittlerweile eine<br />

Stückzeit von unter 3 min. Der Anteil der<br />

Verzahnung beträgt dabei rund 30 s.“<br />

Während herkömmliche Verzahnungsmaschinen<br />

kein Werkzeugwechselmagazin<br />

besitzen, lassen sich bei der Index R200/<br />

R300 u. a. Geschwisterwerkzeuge bevorraten<br />

und bei Bedarf einwechseln, wodurch<br />

eine autonome Fertigung über mehrere<br />

05 Dr.-Ing. Volker Sellmeier: „Mit dem neuen<br />

Verfahren lassen sich Vorteile hinsichtlich<br />

Stückzeit, Prozess und Qualität erzielen.“<br />

Stunden möglich wird. Die Komplettbearbeitung<br />

bringt außerdem Qualitätsvorteile<br />

mit sich. Dadurch, dass die Verzahnung<br />

und die polygonale Welle/Nabe-Verbindung<br />

in einer Aufspannung entstehen, werden<br />

Umspannfehler vermieden und enge<br />

Form- und Lagetoleranzen eingehalten.<br />

Für Klein- und Großserien<br />

Die Investition ist gegenüber Spezialmaschinen<br />

verhältnismäßig gering. Auch die<br />

Verbrauchskosten halten sich in überschaubaren<br />

Grenzen, da die Messerköpfe mit austauschbaren<br />

Schneidplatten bestückt sind.<br />

Dafür ist die Flexibilität hoch: Neben der<br />

Stangenbearbeitung, die sich in erster Linie<br />

für kleine Stückzahlen anbietet, empfiehlt<br />

es sich für eine Serienfertigung die R-<br />

Maschine als reine Verzahnungsmaschine<br />

zu nutzen und auf Haupt- und Gegenspindel<br />

zeitgleich zu verzahnen. Dr.-Ing. Volker<br />

Sellmeier erklärt: „Hierfür ist der Einsatz<br />

einer automatisierten Werkstückbe- und<br />

entladeeinrichtung notwendig, die die<br />

Rohlinge einwechselt und die Fertigteile<br />

schonend abführt. Wir bieten einen Vierfachgreifer<br />

an, der mit zwei Stationen an<br />

Haupt- und Gegenspindel die fertigen Teile<br />

abgreift, schwenkt und sie dann mit Rohlingen<br />

bestückt. So nutzen wir die Maschine<br />

quasi als Doppelspindler und halbieren die<br />

Stückzeit.“ Und letzten Endes bleibt die<br />

„Verzahnungsmaschine“ natürlich auch als<br />

Dreh-Fräszentrum vielseitig einsetzbar.<br />

www.index-traub.com


GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

Vorausschauende Instandhaltung<br />

für Getriebe<br />

Die GfM bietet Systeme und Services rund um Online-Condition-<br />

Monitoring und Offline-Maschinendiagnose für mechanische<br />

Antriebe, die der vorausschauenden Instandhaltung dienen.<br />

Neu ist das Offline-Schwingungsdiagnosesystem Peakstore5xx<br />

(„xx“ steht für die mögliche Anzahl von Schwingungskanälen: 04,<br />

08 oder 12). Zusätzlich werden maximal zwei Drehzahlkanäle<br />

erfasst. Das System lässt sich über eine<br />

App auf einem Smartphone fernsteuern.<br />

Die Diagnose erfolgt vorzugsweise<br />

durch eine Ordnungsanalyse. So hat<br />

die Drehzahlwelligkeit keinen Einfluss<br />

und die Messergebnisse sind<br />

zuverlässig. Die Bedienung wird über<br />

einen integrierten Tablet-PC sowie die<br />

Software PAM realisiert. Dort kann man<br />

Messdaten direkt ansehen und vor Ort analysieren sowie Zusatzinformationen<br />

wie Fotos und Messprotokolle speichern. Oder<br />

man versendet alle Daten an einen Dienstleister wie GfM, der<br />

einen unabhängigen Diagnosebericht erstellt. Das Gehäuse des<br />

Peakstore5xx ist industrietauglich ausgeführt. Es können<br />

Messzeiten von 1,5 s bis zu 164 s sowie unbestimmt eingestellt<br />

werden. Bei der unbestimmten Messzeit können bei zwölf<br />

Kanälen mit je 51,4 kHz Abtastrate ca. vier Stunden Messdaten<br />

aufgezeichnet werden.<br />

www.maschinendiagnose.de<br />

Größtes Industriegetriebe im Blockgehäuse<br />

für marokkanische Phosphatgrube<br />

Ein Industriegetriebe mit 240 000 Nm<br />

Nenndrehmoment und zahlreichen<br />

anwendungsspezifischen<br />

Anpassungen hat Nord Drivesystems<br />

für eine marokkanische<br />

Phosphatgrube projektiert. Es<br />

handelt sich um das bis dato<br />

größte Antriebssystem mit<br />

einteiligem Getriebegehäuse<br />

und besteht aus einem Kegelrad-Industriegetriebe<br />

des Typs SK 15407, einem Mittelspannungsmotor<br />

mit 450 kW Nennleistung, einer<br />

Motorschwinge, einer Flüssigkeitskupplung und einer<br />

elektrohydraulischen Bremse. Nord hat 26 Systeme nach strengen<br />

Spezifikationen des Kunden und unter Berücksichtigung der<br />

Umgebungs- und Betriebsbedingungen konfiguriert. Sie bewegen<br />

ein über 2 km langes Förderband, das Phosphaterz mit einem<br />

Gewicht von mehreren Hundert Tonnen transportiert. Die<br />

Heavy-Duty-Getriebekonfiguration bietet maximale Verfügbarkeit<br />

und eine hohe Toleranz gegenüber Lastspitzen und Schlägen. Das<br />

Blockgehäuse wirkt Leckage entgegen und ermöglicht eine<br />

kompakte Ausführung mit hoher Radial- und Axialbelastbarkeit.<br />

Für die Aufstellung stehen alle sechs Getriebeseiten zur<br />

Verfügung; zusätzlich ist eine Flanschbefestigung möglich.<br />

www.nord.com<br />

Für Sie immer in Bewegung!<br />

DAS ist eine STADTvilla!<br />

BRECO ® ATN -<br />

Das Original.<br />

Vielseitig. Präzise.<br />

kagado.de<br />

Mehr Informationen unter<br />

www.breco.de/atn<br />

BRECO ist Mitglied in der<br />

Mulco Europe EWIV<br />

BRECO ® ATN - Der Zahnriemen mit schnell austauschbaren Profilen für<br />

den Transport verschiedenster Güter in einem Transportsystem.


GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

Jetzt wird’s sauber<br />

Edelstahlantriebe für die hygienische Produktion<br />

Edelstahlgetriebemotoren den Vorteil der<br />

hohen Korrosionsbeständigkeit und bieten<br />

eine hohe Resistenz gegenüber scharfen<br />

Chemikalien. Einsetzbar sind die Edelstahlgetriebemotoren<br />

in einem Temperaturbereich<br />

von –35 bis +100 °C und gelten aufgrund<br />

ihrer Wirkungsgradoptimierung als<br />

wirtschaftlich (≥ 0,75 kW, IE3).<br />

Das Absplittern von Lack oder<br />

Metall aufgrund aggressiver<br />

Reinigungsmittel kann in vielen<br />

Branchen zu erheblichen<br />

Produktionsproblemen führen.<br />

Teure Rückrufaktionen von<br />

Produkten sowie rechtliche<br />

Konsequenzen können die Folge<br />

sein. Die von Gemoteg vertriebenen<br />

Edelstahlantriebe helfen dabei,<br />

dieses Problem in Zukunft aus der<br />

Produktion zu beseitigen.<br />

Die Edelstahlgetriebe und Edelstahlmotoren<br />

sind allesamt komplett aus Edelstahl<br />

gefertigt und deshalb hygienischer<br />

und korrosionsbeständiger als Aluminiumoder<br />

Graugussantriebe. Die Edelstahlantriebe<br />

eignen sich daher für alle Einsatzgebiete,<br />

in denen hygienisch und absplitterfrei<br />

produziert werden soll – zum Beispiel für<br />

den Einsatz in der Lebensmittel-, Fleischund<br />

Getränkeindustrie, in Pharmazie und<br />

Chemie und den Schiffsbau.<br />

Edelstahlantriebe sind keimfreier, korrosionsbeständiger<br />

und resistenter als lackierte<br />

Antriebe. Entsprechende von der FDA (Nahrungs-<br />

und Arzneimittelzulassungsbehörde)<br />

zugelassene Öle, insbesondere für den Einsatz<br />

in der Lebensmittelindustrie, lassen sich<br />

jederzeit einfüllen. Darüber hinaus bieten<br />

Die Edelstahlantriebe<br />

von<br />

Gemoteg halten<br />

auch aggressiven<br />

Reinigungsmitteln<br />

stand<br />

Flexibel erweitern<br />

Die Schneckengetriebe sowie die Stirnradvorstufen<br />

sind gefertigt aus AISI 304 Edelstahl<br />

mit der Werkstoffnummer 1.4301. Die<br />

Edelstahlmotoren sind gefertigt aus AISI<br />

316L Edelstahl mit der Werkstoffnummer<br />

1.4404. Der anbaubare Motorleistungsbereich<br />

bewegt sich bei diesen Antrieben<br />

zwischen 0,12 und 1,5 kW mit Drehmomenten<br />

zwischen 21 und 651 Nm. Die Antriebe<br />

sind mit einer Untersetzung von<br />

i = 7–100 sowie einer Schutzklasse bis IP67<br />

in den Baugrößen I30, I45, I50, I63, I85 & I11<br />

erhältlich. Sie können optional erweitert<br />

werden, z. B. um Sonderwellen, Sonderflansche<br />

oder Edelstahlhohlwellen. Außerdem<br />

möglich sind ein NEMA-Motoreingang<br />

sowie FDA zugelassene Öle und Edelstahlkupplungen<br />

mit Sternen aus Edelstahl. Als<br />

Zubehör sind Abtriebsflansche, Abtriebswellen,<br />

Füße, Schutzkappen und Distanzringe<br />

erhältlich.<br />

Kupplungsstern aus Edelstahl<br />

Eine Besonderheit ist der für Edelstahlantriebe<br />

kompatible Kupplungsstern – ebenfalls<br />

aus Edelstahl. Er ist elastisch und<br />

zugleich schwingungsdämpfend. Er wird<br />

vorwiegend kombiniert mit Stahl-, Grauguss-<br />

oder hartcoatierten Aluminiumnaben<br />

eingesetzt. Im Gegensatz zu anderen Kupplungssternen,<br />

können korrosive Umgebungen<br />

ihm nichts anhaben. Er besitzt eine<br />

hohe Temperaturfestigkeit bis 500 °C bei<br />

nahezu konstanter Drehmomentkapazität.<br />

Drehsteifigkeit und Dämpfung zeichnen<br />

ihn ebenso aus wie seine chemische Beständigkeit.<br />

Darüber hinaus ist der Stern<br />

resistent gegen aggressive Umwelteinflüsse.<br />

Er ist elektrisch leitend und hydrolysefest.<br />

Besonders geeignet ist der Edelstahl-Kupplungsstern<br />

für die Bereiche Maschinenbau,<br />

Chemieindustrie, Lebensmittelindustrie,<br />

Automobilindustrie, Hydraulikaggregate,<br />

Stahlwerke sowie die Medizinische und<br />

Pharmazeutische Industrie.<br />

www.gemoteg.de<br />

30 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

Mehr Kraft an der Welle<br />

Bis zu doppelt so hohe maximale Drehmomente liefern drei<br />

neue Typen der Getriebebaureihe G500 von Lenze. Die<br />

Kegelradgetriebe G500-B lassen sich in ihrer zwei- und dreistufigen<br />

Ausführung platzsparend in Maschinen integrieren,<br />

liefern fein gestufte Übersetzungen bis i = 360 und ein Drehmoment<br />

bis 20 000 Nm. Die Stirnradgetriebe G500-H erreichen<br />

in zwei- und dreistufigen Ausführungen Drehmomente bis<br />

14 000 Nm bei einer Übersetzung bis i = 370. Die Flachgetriebe<br />

G500-S zeichnen sich durch ihre schmale Bauform aus. Das<br />

Drehmoment erreicht in zwei- und dreistufiger Ausführung<br />

19 000 Nm mit fein gestuften Übersetzungen bis i = 500. Alle<br />

Typen sind so konstruiert, dass Motoren weniger Energie<br />

aufbringen müssen, weil die Verluste so gering sind: Ihr<br />

Wirkungsgrad liegt über 94 %. So steigt die Energieeffizienz,<br />

während die Eigenerwärmung sinkt – was eine längere<br />

Gebrauchsdauer begünstigt. Passende IE3-Motoren bietet der<br />

Hersteller mit den Reihen M240-P und M550-P an.<br />

www.lenze.com/de<br />

Effizient: Becherwerksantriebe<br />

mit<br />

Hilfsantrieb<br />

Go!<br />

Your BFK470<br />

setting the standard<br />

In den Becherwerksantrieben<br />

aus dem Hause Currax zum<br />

Transport von Schüttgut<br />

kommen ab sofort neben den<br />

Flender-Zahnrad getrieben als<br />

Hauptantrieb nun auch<br />

Simogear-Getriebemotoren von<br />

Siemens zum Einsatz. Diese<br />

ermöglichen einen ressourcenschonenden<br />

Last- oder Wartungsbetrieb.<br />

Die Simogear-Motoren<br />

sind durch Aluminiumgehäuse<br />

und integrierten Lagerschild<br />

sehr kompakt und zeigen dabei<br />

ein hohes Drehmoment. Ihr<br />

Einsteckritzel-Prinzip macht sie<br />

energieeffizient. Die Flender-<br />

Zahnradgetriebe aus dem<br />

Baukasten können individuell<br />

auf die Anwendung abgestimmt<br />

werden. Es gibt sie als Stirnrad-,<br />

Kegelstirnrad- sowie als ein- und<br />

mehrstufige Planetengetriebe,<br />

die einen Drehmomentbereich<br />

von 2 000 bis 2 600 000 Nm<br />

abdecken. Als Kupplung für den<br />

Becherwerksantrieb bietet das<br />

Unternehmen die Nockenkupplung<br />

N-Eupex von Flender<br />

Siemens an. Sie zeichnet sich<br />

durch ihre Drehnachgiebigkeit<br />

und dämpfende Eigenschaften<br />

aus, die zu einem Ausgleich von<br />

Wellenverlagerungen führen.<br />

Genau nach Ihren Vorgaben:<br />

BFK470 – das neue IP66 Baukastensystem<br />

Ob in Krananlagen, Windrädern, Autowaschstraßen<br />

oder Textilmaschinen – mit der BFK470 setzen wir die<br />

Maßstäbe in punkto Schutzart, Bremsmomenttoleranz<br />

und Lieferzeit. Wir liefern Ihnen kundenspezifische<br />

Lösungen und kompromisslose Qualität – weltweit.<br />

Wir setzen die Standards.<br />

www.currax.net<br />

www.intorq.de


HYDRAULIK UND PNEUMATIK<br />

Applikationsabhängig anpassbar<br />

Antriebskonzept bietet Lösung bei Problemkonstellationen von Linearachsen<br />

Bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass bewährte Lösungsvarianten bei<br />

Linearantrieben einige Schwachstellen aufweisen, die sich bei manchen Applikationen<br />

störend bemerkbar machen. Mangels möglicher Alternativen werden diese aber meist<br />

akzeptiert. Im Folgenden wird ein neues hybrides Antriebskonzept vorgestellt, dass in<br />

vielen Fällen einen Ausweg aus solchen Zwickmühlen darstellen kann. Prof. Dr. Ing. Peter<br />

Anders, X-Dot Engineering, Dr. Ing. Michael Scheidt, Hydac International GmbH und<br />

Dr. Ing. Frank Bauer, Hydac Technology GmbH, erläutern die Ausführungen genauer.<br />

Prof. Dr. Ing. Peter Anders ist Systementwickler<br />

bei X-Dot Engineering in Schömberg<br />

Dr. Ing. Michael Scheidt ist Leiter Hydac KineSys<br />

Antriebssysteme bei der Hydac International GmbH<br />

in Sulzbach<br />

Dr. Ing. Frank Bauer ist Leiter Hydac Speichertechnik<br />

bei der Hydac Technology GmbH<br />

in Sulzbach<br />

Was die Antriebstechnik betrifft, so kann<br />

man z. B. bei der Suche im Internet<br />

in Anbetracht der zahllosen angebotenen<br />

Varianten, Spezial- und Sonderlösungen<br />

den Eindruck gewinnen, als hätte man für<br />

alle anwendungsspezifischen Forderungen<br />

die passende Lösung parat. Bei genauerem<br />

Hinsehen jedoch findet man recht schnell,<br />

vor allem bei Linearantrieben, tatsächlich<br />

einige prinzipbedingte Schwachstellen die<br />

als scheinbar unvermeidlich akzeptiert,<br />

aber im Grunde einfach störend sind.<br />

Schwachstellen konventioneller<br />

Linearantriebe<br />

So ist zum Beispiel bei hydraulischen und<br />

pneumatischen Antrieben die Verbindung<br />

zwischen Druckquelle und Verbraucher<br />

über Schläuche oder Rohrleitungen oft<br />

hinderlich. Auch die Bereitstellung der<br />

Druckquelle selbst, wie Kompressor oder<br />

Hydraulikaggregat, als eine relativ voluminöse<br />

Baugruppe ist letztlich störend.<br />

Elektrische Antriebe andererseits, die ihre<br />

Leistung über hohe Drehzahlen bei vergleichsweise<br />

geringen Geschwindigkeiten<br />

erzeugen, benötigen hoch übersetzende Getriebe,<br />

was wegen der Selbsthemmung eine<br />

externe Notbetätigung der Achse erschwert.<br />

Eine genaue und reibungsarme Umsetzung<br />

der rotatorischen Motorbewegung in eine<br />

Linearbewegung über Kugelumlaufspindeln<br />

ist eine bewährte Technik, bei rauen Anwendungen<br />

mit Stößen und stetig wiederkehrenden<br />

Positioniervorgängen an gleicher<br />

Stelle ergeben sich jedoch häufig Probleme<br />

mit der geforderten Standzeit.<br />

32 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


NEWSLETTER<br />

Der E-Mail-Service<br />

für Anwender<br />

aus dem gesamten Umfeld<br />

mechanischer und<br />

elektrischer Antriebstechnik.<br />

Aktuelle Nachrichten<br />

rund um mechanische,<br />

thermische und elektrische<br />

Antriebstechnik,<br />

sowie deren Steuerungen<br />

und Regelungen.<br />

01 Prinzip der Kompaktachse<br />

02 Zwei mögliche Eilgangschaltungen<br />

mit der Übersetzung 1:1,5 und 1:2<br />

03 Hochvariables Konzept – Hub, Antrieb,<br />

Bauform, Leistungsbereich, Performance sind<br />

applikationsabhängig anpassbar<br />

Für Hydraulikzylinder existiert nach wie vor<br />

keine kolbenstangenlose Ausführung wie<br />

in der Pneumatik. Der Differenzialzylinder<br />

vermeidet zwar eine Kolbenstange, hat aber<br />

verfahrrichtungsabhängig unterschiedliche<br />

Eigenschaften, was regelungstechnisch ungünstig<br />

ist. Zudem muss hier das Pendelvolumen<br />

– also das „Ölvolumen“ der Kolbenstange<br />

– stellungsabhängig in den Zylinder<br />

gefördert werden, damit wird die minimal<br />

nötige Tankgröße mit dem Zylinderhub größer.<br />

Jeder Tank hat wiederum eine freie<br />

Flüssigkeitsoberfläche und muss damit in<br />

horizontaler Lage bleiben, Schwenkbewegungen<br />

des Antriebs erfordern entsprechende<br />

flexible Leitungsverbindungen.<br />

Hydraulische Zylinderantriebe werden<br />

meist widerstandsgesteuert über Ventile<br />

betrieben, was zum einen energetisch<br />

ungünstig ist und zum andern gewisse<br />

Druckniveaus erfordert.<br />

Die präzise Regelung<br />

pneumatischer<br />

Antriebe ist<br />

anspruchsvoll,<br />

wenn bei langen<br />

Hüben oder<br />

großen Kolbendurchmessern<br />

große Luftmassen zu händeln<br />

sind. Mit Blick auf diese Mängelliste ist es<br />

nicht überraschend, dass es bei der Lösung<br />

zahlreicher Anwendungsfälle zu signifikanten<br />

Zielkonflikten kommt. Natürlich werden<br />

auch diese Aufgaben irgendwie gelöst, bei<br />

kleineren Hubvolumina oft pneumatisch,<br />

häufig elektrisch oder bei größeren Hüben<br />

und Kräften auch hydraulisch.<br />

LEAD – Linear Efficient<br />

Autonomic Drive<br />

Genau an dieser Stelle setzt ein Antriebskonzept<br />

an, das auf einer einfachen Idee<br />

von Professor Peter Anders basiert und im<br />

Hause Hydac zu einem funktionstauglichen<br />

Prototyp weiterentwickelt wurde. Es ist ein<br />

hybrides Konzept, d. h. die Kraft- bzw. Leistungsübertragung<br />

ist hydraulisch. Die Regelung<br />

findet auf der elektromechanischen<br />

Antriebsseite statt. Im kleinen und mittleren<br />

Jetzt<br />

kostenlos<br />

anmelden!<br />

IMMER<br />

AKTUELL<br />

INFORMIERT<br />

http://bit.ly/News_VFV


HYDRAULIK UND PNEUMATIK<br />

04 Kompaktachse als Plug & Play System<br />

mit aufgebautem Antriebsregler<br />

Leistungsbereich können Leichtbauelemente<br />

wie in der Pneumatik zum Einsatz<br />

kommen.<br />

Im Gegensatz zu vielen ähnlich aufgebauten<br />

hydraulischen Linearachsen, handelt<br />

es sich hierbei um eine wahre Kompaktachse.<br />

Wobei generell die Frage zu stellen<br />

ist, ob bei diesen „Kompakt“-Antrieben<br />

mehr die Kompaktheit im Sinne einer<br />

kleinvolumigen Bauweise oder die Autarkie<br />

im Sinne einer in sich geschlossenen dezentralen<br />

Plug-and-Play Komponente im<br />

Vordergrund steht.<br />

Die einfache Idee dieser Achse besteht<br />

darin, einen Hydraulikzylinder als Verbund<br />

von mehreren Zylinderkammern so aufzubauen,<br />

dass beim Einfahren und beim Ausfahren<br />

der gleiche Volumenstrombedarf<br />

gegeben ist. Es handelt sich gewissermaßen<br />

um einen Differenzialzylinder mit nur<br />

einer Kolbenstange, der ein symmetrisches<br />

Gleichgangverhalten hat und kein Pendelvolumen<br />

erzeugt. Es gibt somit keinen<br />

Tank, die jeweilige Niederdruckseite ist das<br />

Fluidreservoir. Abgesehen von dem kleinen<br />

Kompressionsvolumen befindet sich in den<br />

Verdrängerkammern in der Summe immer<br />

das gleiche Fluidvolumen.<br />

Umschaltbares Übersetzungsverhältnis<br />

ohne Getriebe<br />

Neben den vorteilhaften Merkmalen, wie<br />

der Verzicht auf den Tank, der Vermeidung<br />

von Drucksprüngen bei Geschwindigkeitsumkehr,<br />

der guten Regelbarkeit, der beliebigen<br />

Schwenkbarkeit im Raum etc., bietet<br />

der Lead-Antrieb eine weitere Möglichkeit:<br />

Durch einfaches Umschalten der<br />

Kammerverbindungen lässt sich ein Übersetzungsverhältnis<br />

von 2:1 bzw. 1,5:1 erreichen.<br />

So kann ohne Getriebe ein Eilgang<br />

realisiert werden, wobei im Gegensatz zur<br />

bekannten Eilgangsschaltung bei Differenzialzylindern<br />

hier der Eilgang in beide<br />

Fahrtrichtungen möglich ist und auch im<br />

Eilgang an jeder Position geregelt angehalten<br />

werden kann.<br />

Der mehrkammerige Verbundzylinder<br />

arbeitet wie eine hydraulische Schubstange,<br />

die von einer Pumpe getrieben<br />

wird. Die Pumpe<br />

ist direkt mit dem Elektromotor<br />

verbunden. Der<br />

Elektromotor ist damit<br />

das Stellglied des Antriebssystems,<br />

dessen Drehwinkeländerung<br />

erzeugt den Kolbenhub. Die Größen<br />

Kolbenfläche und Pumpenfördervolumen<br />

bilden die beiden Freiheitsgrade, um die<br />

hydraulische Antriebsleistung ideal auf die<br />

leistungsbildenden Größen Moment und<br />

Drehzahl zu verteilen.<br />

Der Lead kann gesteuert oder geregelt<br />

betrieben werden. Im Fall einer Regelung<br />

wird die Regelgüte entscheidend durch<br />

die Performance der gewählten Sensorik<br />

und der elektrischen Antriebsvariante beeinflusst.<br />

Die Palette reicht hier vom einfachen<br />

FU-gesteuerten Asynchronmotor<br />

bis zum hochdynamischen Servomotor. Es<br />

lassen sich Weg- und Druckregelungen als<br />

Festwert- und als Folgeregelung aufbauen.<br />

Diese Regelungen sind in den Hydac-Kinesys-Antriebreglern<br />

integriert. Sogar ein<br />

schlagfreier Wechsel zwischen Weg- und<br />

Kraftregelung im Betrieb unter Last („ablösende<br />

Regelung“) ist möglich. Gerade diese<br />

Möglichkeit einer ablösenden Regelung<br />

„on the fly“ besteht bei pneumatischen und<br />

elektrischen Standardlösungen im Normalfall<br />

nicht.<br />

Echter Vierquadrantenbetrieb –<br />

einfache Notbetätigung<br />

Dieser Linearantrieb bietet die Möglichkeit,<br />

sich bedarfsgerecht an Anforderungen spezieller<br />

Applikationen anzupassen. Die erreichbare<br />

Hublänge ist primär nur durch<br />

die mechanische Festigkeit des Verbundzylinders<br />

limitiert und damit allen anderen<br />

Alternativen überlegen. Die Komponenten<br />

in der Leistungskette Elektromotor – Pumpe –<br />

Hydrolinearzylinder sind frei konfigurierbar<br />

und können unter den verschiedensten<br />

technischen oder auch preislichen Gesichtspunkten<br />

ausgewählt werden. Die Anforderungen<br />

für die elektrische Endstufe in<br />

diesen Betriebsquadranten können durch<br />

vergleichsweise einfache Maßnahmen im<br />

hydraulischen Teil des Systems entscheidend<br />

verringert werden. Hierzu gehören<br />

hohe Anforderungen an die Positioniergenauigkeit<br />

oder große rücktreibende Lasten<br />

im zweiten oder vierten Quadranten<br />

des Leistungskennfeldes.<br />

Eine weitere Stärke dieses variablen Konzepts<br />

ist seine Robustheit. Lastschläge bei<br />

rauen Anwendungen werden von der elastischen<br />

Ölsäule aufgefangen und führen<br />

nicht zu Beschädigungen mechanischer<br />

Komponenten. Im Fall eines Ausfalls der<br />

Druckversorgung kann der Antrieb nach<br />

Betätigen eines Kurzschlussventils über<br />

eine externe Kraft in die Nullposition zurückgefahren<br />

werden.<br />

Testergebnisse bestätigen<br />

Vorteile<br />

Das Lead-Antriebskonzept bietet die Möglichkeit,<br />

Linearachsen zu realisieren, die<br />

wegen ihrer speziellen Eigenschaften für<br />

viele der o. g. Problemkonstellationen, vor<br />

allem im unteren und mittleren Leistungsbereich,<br />

eine Alternative sind und den eingangs<br />

angesprochenen „weißen Fleck“ im<br />

Angebotsspektrum bedienen kann. Dieses<br />

Antriebskonzept hat das Entwicklungsstadium<br />

verlassen und sich auf dem Prüfstand<br />

bewährt. Die Testergebnisse bestätigen die<br />

beschriebenen Vorteile. Durch geeignete<br />

Pilotanwendungen können die Antriebe im<br />

realen Einsatz ihre Leistungsfähigkeit beweisen.<br />

Bei geeigneten Stückzahlen kann<br />

auf Produktionsprozesse zurückgegriffen<br />

werden, die z. B. durch Einsatz von stranggussbasierten<br />

Bauteilen weitere große Potenziale<br />

eröffnen.<br />

Parallel dazu ist dieses Konzept eines<br />

hybriden Linearantriebs auf der Basis eines<br />

Mehrkammerzylinders nach Professor Anders<br />

Gegenstand weiterführender Untersuchungen<br />

im Rahmen eines vom VDMA geförderten<br />

Gemeinschaftsforschungsprojekts am<br />

Institut für Fluidtechnik von Professor Weber<br />

an der TU Dresden.<br />

www.hydac.com<br />

34 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


HYDRAULIK UND PNEUMATIK<br />

Fünfte Filtermaterialgeneration senkt Betriebskosten<br />

www.boschrexroth.de<br />

Für den ausfallsicheren Betrieb von hydraulischen Anlagen ist eine optimale Filtration<br />

des Fluidmediums von entscheidender Bedeutung. 80 % aller Ausfälle gehen auf<br />

verunreinigtes Fluidmedium zurück. Die auslösenden Partikel sind dabei mit dem<br />

bloßen Auge nicht erkennbar. Neue Filtermedien der fünften Generation von Rexroth<br />

halten diese Verunreinigungen zuverlässig zurück. Gleichzeitig senken sie die Betriebskosten<br />

durch eine deutlich verlängerte Standzeit der Filterelemente. Erstmals rüstet<br />

darüber hinaus ein Hersteller alle Filterelemente in Normgrößen grundsätzlich mit<br />

einem Antistatik-Vlies aus. Das verhindert schädigende elektrische Entladungen bei<br />

zink- und aschefreien Hydraulikölen. Die neu entwickelten Filterelemente sind serienmäßig<br />

mit einem zusätzlichen leitfähigen Vlies ausgestattet. Dieses sorgt für einen<br />

Ladungsaustausch zwischen Öl und Filtermaterial und reduziert damit das Risiko der<br />

elektrostatischen Auf- und Entladung im Filter.<br />

Funkenfreier Betrieb<br />

WIR STEHEN AUF<br />

ELEKTRISCHE ANTRIEBE<br />

Ein kompakter Druckluftmotor<br />

für explosionsgefährdete<br />

Anwendungsgebiete mit hohem<br />

Wirkungsgrad und Flexibilität ist<br />

der Huco Dynatork 3. Dieser<br />

gewährleistet einen funkenfreien<br />

Betrieb und eignet sich so für<br />

den Einsatz in der Atex-Zone 1,<br />

z. B. für Anwendungen in der<br />

Holzverarbeitung, Mineralölindustrie,<br />

Papier- und Beschichtungsindustrie,<br />

Lebensmittelverarbeitung<br />

und aufgrund<br />

erschwerter Ortbarkeit auch in<br />

der Verteidigungsindustrie.<br />

Seine Technologie mit frei<br />

beweglichen Kolben minimiert<br />

die Leckluftmenge am Kolben.<br />

Sie sorgt dafür, dass der Großteil<br />

der in der Druckluft vorhandenen<br />

Energie in Bewegung<br />

umgewandelt wird. Ein<br />

integriertes Drehventil<br />

beaufschlagt die einzelnen<br />

Kolben jeweils mit bis zu<br />

6,89 bar Luftdruck und<br />

ermöglicht eine unmittelbare<br />

Drehmomentübertragung.<br />

Darüber hinaus kann der Motor<br />

mit Drehmomentsensoren<br />

ausgestattet werden. Die somit<br />

mögliche automatische<br />

Regelung erlaubt eine präzise<br />

Positionierung ohne teure<br />

Steuerelektronik.<br />

breites Produktspektrum<br />

schnelle Installation<br />

einfache Bedienung<br />

Mehr Flexibilität für Ihre Produktion bieten<br />

unsere elektrischen Antriebe mit einer großen<br />

Bandbreite an Geschwindigkeiten, Hüben und<br />

Nutzlasten. Die neue Präzisionsausführung<br />

LEJSH ermöglicht eine Positioniergenauigkeit<br />

von ± 0,01 Millimetern.<br />

Gestalten Sie mit uns Automatisierungslösungen der Zukunft!<br />

www.smc.de • www.smc-iac.de<br />

www.huco.com


WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />

Upgrades für extreme Lasten<br />

Lagerauswahl bei der Modernisierung von Walzwerken<br />

01 Walzen-Biegespannung<br />

Aktuell werden Walzwerke<br />

marktweit mit niedrigen<br />

Investitionen in neue Ausrüstung<br />

und hohen Anforderungen an die<br />

Produktionsmengen konfrontiert.<br />

Die Werke altern, aber ihre<br />

Einsatzbelastung nimmt zur<br />

Steigerung der Produktivität stark<br />

zu. Dementsprechend wird nach<br />

der Modernisierung von<br />

Walzwerken verlangt. Die Auswahl<br />

des geeigneten Lagers kann hier<br />

wesentlich dazu beitragen, eine<br />

erfolgreiche Modernisierungslösung<br />

zu finden.<br />

Nicolae Tudor ist Principal Application<br />

Engineer bei Timken Europe in Ploiesti,<br />

Rumänien<br />

In Walzwerken müssen sowohl Lager als<br />

auch Walzen bei hohen Temperaturen,<br />

Lasten und Geschwindigkeiten Leistungen<br />

erbringen – eine überaus anspruchsvolle<br />

Anwendung. Während des Walzvorgangs<br />

rotiert die Walze, während gleichzeitig<br />

der Walzendruck über die Lager auf das<br />

Walzgut übertragen wird. Ein Punkt auf<br />

dem Walzenzapfen ist einer Zugspannung<br />

mit einem Maximalwert von σ max<br />

ausgesetzt,<br />

während der diametral entgegengesetzte<br />

Punkt einer Druckspannung von<br />

mindestens σ min<br />

ausgesetzt ist. Wenn sich<br />

die Walze um 180° dreht, tauschen diese<br />

Punkte ihre Positionen und Belastungen,<br />

und die Spannung entwickelt sich von σ max<br />

zu σ min<br />

= –σ max<br />

. Im Laufe der Zeit wechselt<br />

die Materialbeanspruchung an diesen beiden<br />

Punkten vielmals zwischen den beiden<br />

Grenzwerten (eine komplette Umkehrung<br />

je Umdrehung). Daher ist der Abschnitt des<br />

Walzenzapfens zwischen dem Lager und<br />

dem Ballen (der Verrundung) einer alternierend<br />

symmetrischen, zyklischen Biegespannung<br />

ausgesetzt, die mit der Rotation<br />

der Walze fluktuiert. Es bedarf einer sorgfältigen<br />

Bewertung, um die maximal zulässige<br />

Spannung zu ermitteln und die geometrischen<br />

Eigenschaften des Übergangs zwischen<br />

Walzenzapfen- und Ballendurchmesser zu<br />

bestimmen (d. h. Fasen und Rundungsradien)<br />

und so die Auswirkungen der Spannungskonzentration<br />

zu kontrollieren.<br />

Timken bietet Anwendern folgende in<br />

genieurtechnische Unterstützung für die<br />

Modernisierung von Walzenzapfen:<br />

n Optimierung des Walzendesigns durch<br />

Maximierung des Walzenzapfendurchmessers<br />

02 Optimierung des<br />

Walzenzapfendurchmessers<br />

03 Zusammengesetzter Rundungsradius<br />

n Konstruktionsunterstützung für einen<br />

zusammengesetzten Rundungsradius<br />

n Auswahl von Lagern mit einem kleineren<br />

Querschnitt (größere Bohrung, gleicher<br />

Außendurchmesser*, gleiche oder kleinere<br />

* Die Modernisierungslösung geht davon aus, dass<br />

dieselben Einbaustücke verwendet werden, was<br />

Lager mit demselben Außendurchmesser erfordert<br />

36 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />

04 Vergleich der Lebensdauer der Duraspexx-Hochleistungsserie mit<br />

Standardlagern von Timken im gleichen Bauraum<br />

05 Walzenbelastung und Übergangsradius<br />

Gesamtbreite sowie Spezialfeatures, um<br />

die Lager-Tragzahl beizubehalten oder zu<br />

erhöhen)<br />

Optimierung der<br />

Walzenkonstruktion<br />

Optimierung des Walzenzapfendurchmessers:<br />

In schwer belasteten Walzen, die oft<br />

bei niedrigen Geschwindigkeiten laufen,<br />

wird ein größerer Walzenzapfendurchmesser<br />

benötigt, um der erhöhten Biegespannung<br />

standzuhalten. Aufgrund dessen ist es möglich,<br />

dass eine herkömmliche Schwerlast-<br />

Lagerausführung nicht geeignet ist. Stattdessen<br />

bieten sich Lager mit kleinerem<br />

Querschnitt an – mit demselben Außendurchmesser<br />

wie die Schwerlast-Lager,<br />

aber einer größeren Bohrung. Diese Lager<br />

mit kleinerem Querschnitt bieten ein größeres<br />

Verhältnis zwischen Zapfen und<br />

Ballen (d/D ~ 68 %) und, wo immer möglich,<br />

eine geringere Lagerbreite, wodurch<br />

auch der axiale Abstand zwischen der<br />

Belastungslinie der Walzenanstellung und<br />

der Ballenstirnseite reduziert wird. Der größere<br />

Außendurchmesser des Walzenzapfens<br />

und die reduzierte Biegespannung<br />

verbessern die Leistungsfähigkeit des Walzenzapfens<br />

bei extremer Belastung.<br />

Ersetzen des existierenden Rundungsradius<br />

mit einem zusammengesetzten Rundungsradius:<br />

Klassische Walzenzapfenkonstruktionen<br />

verwenden oft einen einfachen<br />

Radius im Bereich der Verrundung. Timkens<br />

langjährige Erfahrung in der Stahlherstellung<br />

weist jedoch darauf hin, dass diese<br />

Lösung für stark beanspruchte Walzwerke<br />

ungeeignet sein könnte. Stattdessen sollte<br />

der einfache Radius mit einem zusammengesetzten<br />

Rundungsradius ersetzt werden.<br />

Verrundungen mit zusammengesetzten<br />

oder doppelten Radien werden empfohlen,<br />

weil sie eine günstige Belastungsverteilung<br />

über den Rundungsradius bieten. Bild 03<br />

zeigt die Entwicklung der Verrundung mit<br />

zusammengesetztem Radius aus zwei vorgegebenen<br />

Rundungslängen und -höhenmaßen<br />

r a<br />

und r b<br />

, um die maximale Belastung<br />

des Walzenzapfens zu reduzieren. Die<br />

Länge und Höhe der Rundungsradien r c<br />

und r d<br />

kann mittels der folgenden Formeln<br />

ermittelt werden:<br />

r a<br />

= Verrundungslänge (r a<br />

ist aus praktischen<br />

Gründen kleiner als 2,5 r b<br />

)<br />

r b<br />

= Verrundungshöhe<br />

r c<br />

= Hauptradius der zusammengesetzten<br />

Verrundung<br />

r d<br />

= Nebenradius der zusammengesetzten<br />

Verrundung<br />

Lager mit kleinerem<br />

Querschnitt<br />

Timken-Ingenieure nutzen hoch entwickelte,<br />

anwendungsorientierte Computerprogramme,<br />

um Anwendungen und Betriebsumgebungen<br />

abzubilden. Dies resultiert in speziell<br />

ausgelegten Lagern mit einer längeren<br />

Lebensdauer. Um die Lagerleistung in rauen<br />

Umgebungen zu maximieren, hat Timken<br />

die Duraspexx-Hochleistungslagerserie<br />

entwickelt. Duraspexx-Lager haben ein<br />

modifiziertes Design mit Verbesserungen,<br />

die die Lebensdauer in anspruchsvollen<br />

Anwendungen mit rauen Umgebungen<br />

verbessern. Duraspexx-Lager eignen sich<br />

ideal für industrielle Schwerlast-Anwendungen<br />

wie etwa Walzwerke und Getriebe.<br />

Die verbesserten Eigenschaften und kleineren<br />

Querschnitte dieser Lager resultieren<br />

in höheren Lagerkennzahlen. Dank<br />

Konstruktions-Know-how von Timken<br />

erreichen Duraspexx-Lager einen Zuwachs<br />

von 23 % bei den dynamischen Tragzahlen,<br />

sodass die Ermüdungslebensdauer<br />

gegenüber Standard-Lagern von Timken<br />

ansteigt.<br />

Duraspexx-Konstruktionsmerkmale:<br />

n Verbesserte Stahlwerkstoffe mit höherer<br />

Reinheit und Vermeidung jeglicher Form<br />

von Einschlüssen, um von Einschlüssen<br />

verursachte Schäden zu reduzieren<br />

n Oberflächenveredelungsoptionen, um<br />

Schälung und Ermüdung in Umgebungen<br />

mit hohen Temperaturen und dünnen<br />

Schmierfilmen zu reduzieren<br />

n Profilgeometrie, um die Kontaktspannungsverteilung<br />

bei hoher Belastung und/oder<br />

Fehlausrichtung zu optimieren<br />

Fallstudie – existierende Lösung<br />

Diese Anwendung wird auf den Walzen<br />

von Duo-Walzwerken ausgeführt, könnte<br />

aber auf die Stützwalzen von Quarto-Walzwerken<br />

ausgedehnt werden. Bild 05 zeigt<br />

die Walzenbelastung und den aktuellen<br />

Übergangsradius.<br />

<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 37


WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />

06 Ausrundungskonstruktion des<br />

Walzenzapfens: isometrische Ansicht<br />

07 Erweiterte Ansicht des vierreihigen Kegelrollenlagers<br />

Konstruktionsmerkmale des Walzwerks<br />

Walzwerktyp<br />

Walzendurchmesser<br />

Ballenbreite<br />

Verhältnis Zapfen /<br />

Ballen<br />

Distanz<br />

Walzenanstellung<br />

Walzenzapfendurchmesser<br />

Walzenkörpermaterial<br />

E-Modul<br />

Duo-Walzwerk<br />

990 mm<br />

2 180 mm<br />

595 mm<br />

60 %<br />

2 980 mm<br />

Stahl<br />

Poissonzahl 0,3<br />

Streckgrenze<br />

Zugfestigkeit<br />

Max. Walzlast<br />

Max. Walzgeschwindigkeit<br />

210 000 MPa<br />

250 MPa<br />

460 MPa<br />

Betriebsbedingungen<br />

2 200 t (= 21 582 kN)<br />

220 m/min am Bandlauf<br />

Bild 07 zeigt eine erweiterte Ansicht des<br />

vierreihigen Kegelrollenlagers, das aus<br />

zwei doppelten Innenringen, vier einzelnen<br />

Außenringen, einem Innenringabstandsring<br />

und drei Außenringabstandsringen besteht.<br />

Lager<br />

Lager<br />

vierreihiges KRL<br />

M280049DW-M280010<br />

Bauraum 595312 × 844550 × 615950<br />

(Innendurchmesser × Außendurchmesser<br />

× Breite in mm)<br />

Timken-Kennzahl<br />

C90(4) = 4 400 kN<br />

Wie in Bild 08 gezeigt, beträgt die modifizierte<br />

Ermüdungslebensdauer L10a der Lager auf<br />

der am meisten belasteten Reihe 2 800 h.<br />

Da die Außenringe der Lager stationär in den<br />

Einbaustücken sitzen, trägt jeweils nur ein<br />

Teil des Außenrings die Walzlast. Dieser Teil<br />

wird Lastzone genannt. Walzenzapfen-Lageraußenringe<br />

sind auf ihrer Rück- und Vorderseite<br />

in vier Quadranten unterteilt. Diese<br />

Markierungen der Außenringflächen erlauben<br />

es Nutzern, zu protokollieren, welche<br />

Quadranten in der Lastzone benutzt wurden.<br />

Eine bewährte Verfahrenspraxis ist es,<br />

das Lager mit Quadrant Nummer 1 jedes<br />

Außenrings in der Lastzone zu montieren<br />

und dann während nachfolgender Inspektionen<br />

zum jeweils nächsten Quadranten zu<br />

rotieren, bis wieder Nummer 1 erreicht ist.<br />

Die Rotation bei jeder Inspektion erweitert<br />

die Nutzungsdauer des Lagers, indem sie<br />

die Last inkrementell über die gesamte<br />

Laufbahn des Außenrings verteilt. Die<br />

Maximalbelastung des Übergangsbereichs<br />

von 352 N/mm 2 und die Ermüdungslebensdauer<br />

der Walze von 4 400 h werden in<br />

Bild 09 gezeigt.<br />

Die Walze brach im Bereich des Übergangsradius.<br />

Der Kunde bat um Timkens<br />

Unterstützung beim Finden von Lösungen,<br />

die die Stärke des Walzenzapfens verbessern<br />

und die Ermüdungslebensdauer<br />

des neuen Lagers innerhalb akzeptabler<br />

Grenzen halten sollten. Es wurden keine<br />

Probleme mit der existierenden Lagerauswahl<br />

berichtet.<br />

Fallstudie –<br />

Walzenmodernisierung<br />

Timken schlug vor, die Walzenkonstruktion<br />

durch Erhöhen des Walzenzapfendurchmessers<br />

von Ø 595 mm auf Ø 610 mm sowie<br />

Ersetzen des vorhandenen Rundungsradius<br />

durch eine zusammengesetzte Verrundung<br />

zu optimieren. Der Lageraußendurchmesser<br />

und die Breite wurden beibehalten.<br />

Dabei ist zu beachten, dass die Einbaustückabdeckungen<br />

und die Dichtungen<br />

aufgrund der größeren Lagerbohrung ersetzt<br />

werden mussten.<br />

Konstruktionsmerkmale des Walzwerks<br />

Walzendurchmesser<br />

Ballenbreite<br />

990 mm<br />

2 240 mm<br />

Konstruktionsmerkmale des Walzwerks<br />

Walzenzapfendurchmesser<br />

610 mm<br />

Verhältnis Zapfen / Ballen 62 %<br />

Lager<br />

Neues Lager<br />

vierreihiges KRL NP825343-<br />

NP205014<br />

Bauraum 610000 × 844550 × 615950<br />

(Innendurchmesser × Außendurchmesser<br />

× Breite in mm)<br />

Timken-<br />

Kennzahl<br />

Timken-<br />

Kennzahl<br />

C90(4) = 5 020 kN mit<br />

Standardlager von Timken<br />

C90(4) = 6 175 kN mit<br />

Duraspexx-Lagerausführung<br />

Die modifizierte Ermüdungslebensdauer<br />

L10a der Lager beträgt 4 500 h bei Standard-<br />

Lagern von Timken und 9 000 h bei Duraspexx-Lagern.<br />

Die maximale Belastung im<br />

Übergangsbereich (318 N/mm 2 ) und die Ermüdungslebensdauer<br />

der Walzen (6 000 h)<br />

werden in Bild 11 gezeigt.<br />

Ergebnisse der<br />

Walzenmodernisierung<br />

n Maximale Belastung von 352 N/mm 2 auf<br />

318 N/mm 2 reduziert – das entspricht<br />

9,6 %.<br />

n Ermüdungslebensdauer der Walzen von<br />

4 400 h auf 6 000 h erhöht – das entspricht<br />

36 %.<br />

n Ermüdungslebensdauer L10a der Standard-Lager<br />

von Timken von 2 800 auf<br />

4 500 h erhöht – das entspricht 60 %.<br />

n Ermüdungslebensdauer L10a der neuen<br />

Duraspexx-Lager von 2 800 h auf 9 000 h<br />

erhöht – das entspricht 120 %.<br />

Aufgrund von häufigen Walzenzapfenbrüchen<br />

im Bereich der Übergangsradien<br />

wird marktweit nach der Modernisierung<br />

von Walzwerken verlangt. Timken verfügt<br />

über umfangreiche Erfahrungen auf diesem<br />

Gebiet und bietet sowohl technische Unterstützung<br />

bei der Optimierung von Walzenkonstruktionen<br />

als auch Lager mit einem<br />

38 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />

08 09<br />

11<br />

10<br />

08 Ansicht modifizierte Lagerlebensdauer L10a<br />

09 Bewertung des Walzenzapfens vor der Modernisierung: maximale<br />

Belastung und Ermüdungslebensdauer<br />

10 Modifizierte Lagerlebensdauer L10a für die existierende Lösung<br />

gegenüber Standard- und Duraspexx-Lagerausführung<br />

11 Bewertung des Walzenzapfens nach der Modernisierung:<br />

Maximalbelastung und Ermüdungslebensdauer<br />

kleineren Querschnitt. Diese Maßnahmen<br />

verbessern die Leistung der Walzen, indem<br />

sie die maximale Belastung verringern und<br />

die Lebensdauer der Walzen und Lager<br />

erhöhen.<br />

www.timken.com<br />

Literaturverzeichnis:<br />

[1] Harris, T. und Kotzalas, M. (2007), “Rolling<br />

Bearing Analysis – Advanced Concepts of Bearing<br />

Technology”<br />

[2] Association of Iron and Steel Engineers (1985),<br />

“The Making, Shaping and Treating of Steel,” 10th<br />

Edition<br />

[3] The Metals Society (1978), “Flat Rolling:<br />

A Comparison of Rolling Mill Types”<br />

[4] ISO 281 (2007), Rolling Bearings – Dynamic Load<br />

Ratings and Rating Life<br />

[5] Timken Engineering Manual – Metals Industry<br />

Edition<br />

[6] Timken Metals Product Catalog<br />

Festgefahren in<br />

alter Technik?<br />

Halle 3 / Stand B 27<br />

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neue Möglichkeiten<br />

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<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 39


WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />

Leicht, langlebig und<br />

lebensmitteltauglich<br />

Für die Umlenk- und Transportrollen der Marke Xiros hat Igus<br />

eine Systemlösung entwickelt, die jetzt auch in leichter und<br />

FDA-konformer Ausführung erhältlich ist. Die Rollen für Einsätze<br />

in der Etikettier-, Verpackungs- und Lebensmittelindustrie<br />

bestehen aus einem blauen PVC-Rohr sowie zwei Flanschkugellagern<br />

an den<br />

Enden aus<br />

verschleißfestem<br />

Xirodur B180 mit<br />

Edelstahlkugeln.<br />

Die Systemlösung<br />

gibt es in zwei<br />

Baugrößen mit<br />

50 und 63 mm<br />

Außendurchmesser.<br />

Die<br />

leichten Rollen gibt es in Wunschlängen zwischen 100 und<br />

1 000 mm. Im Vergleich zu Edelstahlrohren wiegt das lebensmitteltaugliche<br />

Kunststoffrohr nur rund ein Drittel so viel, was sich auf<br />

die benötigte Antriebsenergie auswirkt, wenn die Rollen selbst –<br />

bspw. in Folienspeichern – bewegt werden. Die trocken laufenden<br />

Polymerkugellager erzielen eine geringere Reibung als<br />

geschmierte Kugellager aus Metall, da die Kugeln den Widerstand<br />

des Schmierstoffs nicht überwinden müssen. Hier haben sie den<br />

Vorteil, dass sie leichter anlaufen als Kugellager aus Metall.<br />

www.igus.de<br />

Dünnringlager unterstützen<br />

Datenübertragung per Laser<br />

Dünnringlager aus dem Hause<br />

Rodriguez sorgen in einem<br />

Laserterminal eines deutschen<br />

Herstellers für eine genaue<br />

Datenübertragung. Mit dem<br />

Laserkommunikationssystem<br />

lassen sich bei aeronautischen<br />

Anwendungen große<br />

Datenmengen übertragen.<br />

So können Luftbilder bereits<br />

während des Fluges zu einer<br />

Bodenstation übertragen<br />

werden – und zwar auch über<br />

sehr große Entfernungen. Das<br />

Terminal für kleine Flugobjekte<br />

besteht aus zwei Einheiten.<br />

Außen am Rumpfbehälter befindet sich die Grobausrichte-Einheit,<br />

die auf einem zweiachsigen Kippmechanismus mit Direktantrieben<br />

basiert, um die Datenverbindung stets aufrecht zu erhalten. Eine<br />

Feinausrichte-Einheit im Inneren des Behälters hat eine spezielle<br />

Sensorik und einen beweglichen Spiegel, um die Vibrationen des<br />

Flugzeugs auszugleichen und die Ausrichtung des Laserstrahls zu<br />

stabilisieren. Die korrosionsbeständigen Ultra-Slim-Dünnringlager<br />

aus Edelstahl werden in der Azimutachse der Grobausrichte-<br />

Einheit eingesetzt.<br />

www.rodriguez.de<br />

Hochgenauigkeits-Zylinderrollenlager<br />

für Werkzeugmaschinen<br />

SKF stellt zwei leistungsfähige Reihen von<br />

Hochgenauigkeits-Zylinderrollenlagern<br />

für Werkzeugmaschinen vor.<br />

Die einreihigen Zylinderrollenlager<br />

sind mit einem außenringgeführten<br />

Fensterkäfig aus kohlefaserverstärktem<br />

Polyetheretherketon<br />

(PEEK) versehen. Die geringere<br />

Anzahl an Rollen sorgt zusammen<br />

mit dem optimierten Käfig dafür,<br />

dass die Lager höhere Drehzahlen<br />

aufnehmen, weniger Reibung<br />

aufweisen und dadurch auch niedrigere<br />

Betriebstemperaturen erreichen. Diese Reihe eignet sich für<br />

Anwendungen mit Wellendurchmessern von 40 bis 80 mm. Die<br />

jüngsten zweireihigen Hochgenauigkeits-Zylinderrollenlager<br />

weisen ein höheres Drehvermögen in herkömmlichen riemengetriebenen<br />

CNC-Drehspindeln bei hoher Steifigkeit auf. Die<br />

Lager haben drei feste Borde am Innenring und einen bordlosen<br />

Außenring. Dank der optimierten inneren Geometrie und des<br />

neuen rollengeführten Kammkäfigs aus glasfaserverstärktem<br />

PEEK können die Lager höhere<br />

Drehzahlen aufnehmen und<br />

C+M GmbH Vorster Heidweg 4 47661 Issum<br />

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minimieren die erzeugte<br />

Reibungswärme. Diese<br />

Versionen eignen sich für<br />

Wellendurchmesser von 25 bis<br />

130 mm.<br />

www.skf.de<br />

Exakte Lebensdauer-Berechnungen<br />

für Wälzlagerlösungen<br />

Kunden und Ingenieuren der Knapp Wälzlagertechnik steht die<br />

Spezialsoftware Mesys zur Berechnung der Lebensdauer von<br />

anwendungsspezifischen Wälzlagerlösungen zur Verfügung. Die<br />

Software führt Lebensdauerberechnung nach ISO/TS 16281 bzw.<br />

DIN 26281 durch, unter Berücksichtigung der Innengeometrie<br />

des Lagers. Über die Lastverteilung im Wälzlager werden auch<br />

Lagerspiel und Kippwinkel in der Lebensdauer berücksichtigt.<br />

Die Ingenieure geben die Innengeometrie des Lagers vor und<br />

führen mithilfe der Software die Lebensdauerberechnung durch.<br />

Sollte die Innengeometrie nicht vorliegen, kann sie auch aus den<br />

Tragzahlen abgeleitet werden. Die Berechnung liefert zur<br />

vorgegebenen Belastung (Kraft und Kippmoment bzw. Neigung)<br />

die Pressungsverteilung auf die Wälzkörper und die Referenzlebensdauer.<br />

In den Berechnungen werden diverse Parameter<br />

wie Lagerspiel, Spieländerung durch Pressung und Temperatur,<br />

Fliehkraft und Kreiseleffekt sowie elastische Aufweitung von<br />

Lagerringen berücksichtigt.<br />

www.knapp-waelzlagertechnik.de<br />

40 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong><br />

C+M.indd 1 09.12.2016 10:19:08


WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />

Hochpräzise Axial-Schrägkugellager<br />

Das Unternehmen NSK bietet die<br />

Axial-Schrägkugellager der BSBD-Serie<br />

jetzt im Hochpräzisions-Standard<br />

unter der Bezeichnung NSKHPS BSBD<br />

an. Diese Lager eignen sich für die<br />

rotative Lagerung von Kugelgewindetrieben.<br />

Durch die zweireihige<br />

Konfiguration mit einem Druckwinkel<br />

von 60 ° können sie hohe axiale Lasten<br />

in beiden Richtungen aufnehmen.<br />

Gleichzeitig bieten sie die bei Präzisionsmaschinen erforderliche<br />

Genauigkeit und Steifigkeit. Die Serie bietet erhöhte Tragzahlen<br />

und neue Baugrößen mit Bohrungsdurchmessern von 12 bis<br />

60 mm. Sie sind in Modellen für die Gehäuse- und die stirnseitige<br />

Montage mit Durchgangsbohrungen verfügbar. Sie sind lebensdauergeschmiert,<br />

und für die Abdichtung sorgen reibungsarme<br />

Kontaktdichtungen mit Mehrfachlippenstruktur. Wenn Lager mit<br />

höheren axialen Belastungen oder Steifigkeiten benötigt werden,<br />

können gepaarte Ausführungen eingesetzt werden. Einsatzbereiche<br />

sind vor allem Werkzeugmaschinen und Anlagen der<br />

Handhabungstechnik.<br />

www.nskeurope.de<br />

Anwärmer für die Montage von Lagern<br />

Bega Special Tools präsentiert den industriellen Lageranwärmer<br />

Betex Cone Heater. Er verbessert die Montagequalität, verlängert<br />

Maschinenlaufzeiten und hilft dabei, Wartungskosten zu reduzieren.<br />

Der kegelförmige Aluminiumkörper hat ein Gewicht von lediglich<br />

2,5 kg. Er sorgt für ein schnelles und gleichmäßiges Anwärmen.<br />

Der Minimaldurchmesser beträgt 10 mm und der Maximaldurchmesser<br />

203 mm. Die Kegelform ermöglicht es, mehrere Lager<br />

unterschiedlicher Größen gleichzeitig anzuwärmen. Angeboten<br />

werden die Anwärmer mit und ohne Temperaturkontrolle.<br />

Der Betex Cone Heater CHC mit Thermostat verfügt<br />

über eine Wärmehaltefunktion und kann diverse<br />

Aufgaben gleichzeitig erledigen. Das Gerät schaltet<br />

sich bei Erreichen der voreingestellten Temperatur<br />

von 120 °C ab und schaltet sich wieder an,<br />

sobald die Temperatur sinkt. Der<br />

Monteur muss sich folglich<br />

nicht mehr um die Temperatur<br />

des Lagers kümmern; er kann<br />

den Arbeitsplatz verlassen<br />

und andere Arbeiten<br />

verrichten.<br />

www.bega.nl<br />

Kugelstehlager mit korrosionsbeständigem Edelstahlgehäuse<br />

Für den Einsatz in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie wie<br />

im pharmazeutischen Bereich führt Hecht Kugellager Stehlager<br />

im Programm, deren Gehäuse und Lagereinsatz aus korrosionsbeständigem,<br />

abriebfestem Edelstahl gefertigt sind. Die für<br />

einen Temperaturbereich von – 20 bis + 90 °C ausgelegten<br />

Stehlager verfügen über zwei Stellschrauben zur<br />

Befestigung der Welle und können über einen<br />

Edelstahl-Schmiernippel nachgefettet werden.<br />

Bei normalen Betriebsbedingungen mit<br />

dynamischen Traglasten bis 12,8 kN erübrigt<br />

sich ein Nachfetten. Der ab Werk eingebrachte<br />

Schmierstoff FM 222 ist nach FDA und CIFA für die Verwendung<br />

in hygienisch sensiblen Bereichen zertifiziert und weist darüber<br />

hinaus eine hohe Wasserbeständigkeit gegenüber Reinigungsprozeduren<br />

auch mit Strahlwasser auf. Dies gewährleistet den<br />

dauerhaft sicheren Korrosionsschutz des Lagers für einen<br />

langlebigen Betrieb in einem weiten Geschwindigkeits-,<br />

Last- und Temperatur-bereich. Um Fluchtungsfehler bei<br />

der Montage auszugleichen, kann der Lagereinsatz<br />

im Gehäuse geschwenkt werden.<br />

www.hecht-hkw.de<br />

PENDELROLLENLAGER-<br />

EINHEITEN<br />

Die Alternative zu geteilten Stehlagern<br />

Die einbaufertigen und montagefreundlichen Pendelrollenlagereinheiten<br />

des renommierten Herstellers FYH – auch bekannt als<br />

Baureihe SRU (Spherical Roller Unit) – wirken winkelfehlerausgleichend,<br />

bieten einen hohen Drehzahlbereich und gewährleisten extrem hohe<br />

Haltekräfte auf der Welle.<br />

• Auch als Vierlochflansch (F, FC) und Spannrahmenlager (T) lieferbar<br />

• Bauraumreduktion durch extrem hohe Tragzahlen möglich<br />

• Neues Dichtungssystem erlaubt Fluchtungsfehler von +/-2°<br />

• Integrierte Spannhülse kann hohe Axialkräfte aufnehmen<br />

e<br />

treme<br />

findling.com/sru<br />

Findling Wälzlager GmbH, Schoemperlenstr. 12, 76185 Karlsruhe,<br />

Telefon: +49 721 55999-0, E-Mail: sales@findling.com<br />

www.findling.com


STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />

Längs und Quer<br />

Warum das AS-i Safety Profisafe Gateway mit<br />

Safe Link einen Quantensprung bedeutet<br />

In Anlagen mit streng hierarchisch aufgebauter<br />

Sicherheitstechnik spielt AS-i Safety seine Stärken<br />

schon seit langem aus – jetzt können auch die Freunde<br />

dezentraler Strukturen noch mehr als bisher davon<br />

profitieren: Mit dem AS-i Safety Profisafe Gateway<br />

mit integriertem Safe Link zur sicheren<br />

Querkommunikation.<br />

Peter Rosenberger ist freier Redakteur und schreibt<br />

für die Bihl+Wiedemann GmbH in Mannheim<br />

Es ist fast so etwas wie eine Glaubensfrage unter den Verantwortlichen<br />

für die Anlagensicherheit: Der eine schwört auf zentrale<br />

Konzepte, der andere auf dezentrale Lösungen. Und obwohl die<br />

Welt der Technik als durch und durch rational gilt, spielt bei der<br />

Ausprägung solcher Präferenzen meist nicht nur der Kopf, sondern<br />

auch der Bauch eine entscheidende Rolle. Ein untrügliches Indiz<br />

dafür liefert z. B. die Beobachtung, dass ein und dieselbe Tatsache<br />

von beiden Lagern als Argument für die Richtigkeit seiner jeweiligen<br />

Überzeugung betrachtet wird.<br />

Zentral oder dezentral?<br />

Bei einem zentralen Aufbau des Systems kontrolliert eine große<br />

fehlersichere Steuerung die gesamte Sicherheitstechnik der Anlage.<br />

Das komplette Sicherheitsprogramm befindet sich also an einer<br />

einzigen Stelle und lässt sich dort von einer Person jederzeit mühelos<br />

überwachen. In ebendieser streng hierarchischen Struktur sehen<br />

die Verfechter dieser Strategie einen eindeutigen Pluspunkt: Klarer,<br />

übersichtlicher und stringenter, so ihr festes Credo, könne man ein<br />

Sicherheitssystem doch gar nicht aufbauen.<br />

Ganz anders die Freunde dezentraler Lösungen: Sie sehen in<br />

demselben Ansatz ein Risiko: In der totalen Abhängigkeit sämtlicher<br />

Sicherheitskomponenten von einer Instanz liege kein Vorteil, sondern<br />

der entscheidende Schwachpunkt des zentralen Aufbaus. Denn<br />

wenn die Verbindung zur fehlersicheren Steuerung abbricht, steht<br />

in der Regel sofort die gesamte Anlage still. Keines der Aggregate<br />

kann in diesem Fall autark weiterarbeiten. Damit geht etwa bei<br />

einer Störung unter dem Strich erheblich mehr wertvolle Produktionsleistung<br />

verloren als unbedingt nötig.<br />

Beide Begründungen klingen nicht nur absolut schlüssig – sie<br />

sind es auch. De facto nämlich gibt es keine allgemeingültige<br />

Antwort auf die Frage nach dem „richtigen“ Konzept. Aber es gibt<br />

ein entscheidendes Kriterium für die Wahl des zu favorisierenden<br />

Aufbaus: die Anlagengröße. Bei kleineren Anwendungen, die in der<br />

Praxis bis heute am häufigsten vorkommen, empfiehlt sich die<br />

zentrale Variante. Doch mit zunehmender Komplexität der Applikation<br />

gewinnen die Vorteile der dezentralen Strategie an Bedeutung.<br />

Dazu gehören neben der höheren Verfügbarkeit auch Kostenaspekte<br />

und die überlegene Flexibilität. Außerdem kehrt sich das Argument<br />

der Übersichtlichkeit weitgehend um: Denn die Konzentration der<br />

gesamten Logik in einem einzigen Programm kann das Sicherheitsmanagement<br />

deutlich erschweren. Beim dezentralen Aufbau dagegen<br />

lässt sich das alles in mehrere gut zu handhabende Programme<br />

aufteilen.<br />

Keine Konkurrenten, sondern Partner<br />

Dass AS-Interface keineswegs Konkurrent, sondern vielmehr<br />

ein starker Partner fehlersicherer Steuerungen ist, hat sich unter<br />

Sicherheitsexperten natürlich längst herumgesprochen. Schon<br />

ein simples Rechenexempel veranschaulicht das enorme Sparpotenzial,<br />

das sich beim Einsatz von AS-i Safety auf der Sensor-<br />

Aktuator-Ebene allein aus dem drastisch reduzierten Verdrahtungsaufwand<br />

ergibt: Zum Einsammeln der Daten von – sagen<br />

wir – 31 Sicherheitssensoren würde die herkömmliche Peripherie<br />

einer fehler-sicheren Steuerung mindestens viermal so viele, also<br />

124 Drähte von der Schaltanlage ins Feld benötigen. Mit AS-i Safety<br />

at Work genügt für dieselbe Anwendung allein das typisch-gelbe<br />

Kabel. Für die Realisierung solch effizienter Lösungen in zentral<br />

organisierten Sicherheitskonzepten mit unterschiedlichen fehlersicheren<br />

Steuerungen gibt es im Portfolio von Bihl+Wiedemann<br />

schon seit vielen Jahren die richtigen Produkte: Die entsprechenden<br />

AS-i Safety Gateways, zum Beispiel die AS-i Safety Gateways<br />

zu Profisafe über Profinet oder Profibus, lassen sich so einfach wie<br />

ein ganz normaler Slave ins übergeordnete Netzwerk einbinden<br />

und liefern umfangreiche Diagnose- und Statusinformationen an<br />

die fehlersichere Steuerung, im Fall Profisafe also an die F-CPU<br />

von Siemens. In der sicheren Kommandozentrale liegen also<br />

42 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />

01 Zentrales Konzept: eine große fehlersichere Steuerung kontrolliert<br />

die gesamte Sicherheitstechnik der Anlage<br />

02 Dezentrales Konzept: Mit den AS-i Safety Profisafe Gateways<br />

mit Safe Link<br />

jederzeit alle relevanten Daten vor, die den aktuellen Zustand der<br />

gesamten Anlage widerspiegeln.<br />

Mit den bisher gebräuchlichen AS-i Safety Gateways ist es möglich,<br />

bis zu zwei AS-i Kreise pro Gateway an die fehlersichere Steuerung<br />

anzubinden. Den Sicherheitsspezialisten von Bihl+Wiedemann<br />

erschien das mit Blick auf die Zukunft zu wenig. „Wie wir aus vielen<br />

Gesprächen mit Anwendern wissen, geht der Trend eindeutig hin<br />

zu immer komplexeren und verzweigteren Anlagen“, sagt Firmenchef<br />

Jochen Bihl. „Daraus haben wir für uns einen klaren Entwicklungsauftrag<br />

abgeleitet: Wir brauchen ein AS-i Safety Gateway, das<br />

in der Lage ist, die Sicherheitstechnik möglichst vieler Anlagenteile<br />

zu koppeln – selbst dann, wenn in diesen Segmenten unterschiedliche<br />

Feldbusse verwendet werden.“<br />

Über die Technologie dafür verfügten die Mannheimer bereits:<br />

Denn Safe Link, die sichere Kopplung von Bihl+Wiedemann, wurde<br />

vor ein paar Jahren genau für diesen Zweck entwickelt: um mehrere<br />

sichere AS-i Netze auf besonders effiziente Art zu verbinden und sie<br />

in komplexe Anwendungen zu integrieren, in denen unterschiedliche<br />

Feldbusse zum Einsatz kommen können. Auf diesem Weg können<br />

bis zu 1 922 Slaves quer durch alle angeschlossenen AS-i Netze auf<br />

direktem Weg miteinander kommunizieren, völlig unabhängig vom<br />

technologischen Gesamtkonzept der Anlage. Sie haben unmittelbaren<br />

Zugriff auf die Eingangs- und Ausgangsdaten aller beteiligten<br />

Maschinen.<br />

Der technologische Quantensprung<br />

Grundsätzlich könnte man die sicheren Verbindungen zwar auch<br />

über die F-CPU herstellen, wenn in allen Anlagenteilen Profisafe<br />

verwendet wird, aber Safe Link ist hier aus vielerlei Gründen die<br />

weitaus einfachere Alternative. Der Quantensprung für die Entwickler<br />

bestand nun darin, die bereits vorhandene Technologie<br />

auch in die AS-i Safety Gateways zu fehlersicheren Steuerungen zu<br />

integrieren. „Das hört sich vielleicht im ersten Moment nicht so<br />

kompliziert an“, meint Jochen Bihl. „In Wahrheit aber war es<br />

ein hartes Stück Arbeit, um beides in ein und dasselbe Gerät zu<br />

packen: die Voraussetzungen für das perfekte Zusammenspiel<br />

mit der F-CPU und die Fähigkeiten zur sicheren Kopplung mit<br />

anderen AS-i Netzen.“<br />

Erstmals gelungen ist das mit dem AS-i Safety Gateway zu CIP<br />

Safety über Sercos, das Bihl+Wiedemann im Herbst vergangenen<br />

Jahres präsentiert hat. Das Gerät selbst vereint zwei AS-i Master<br />

für zwei AS-i Kreise – und es lässt sich dank Safe Link problemlos<br />

noch um fast 2 000 Ein- und Ausgänge erweitern. Darüber hinaus<br />

dringt es in für AS-Interface völlig neue Sphären vor: Mit seiner<br />

Hilfe nämlich kann man Antriebe über CIP Safety sicher steuern<br />

und überwachen – auf direktem Weg und ohne zusätzliche Sicherheits-SPS.<br />

Mit dem neuen AS-i Safety Gateway Profisafe über Profinet mit<br />

Safe Link von Bihl+Wiedemann können nun auch Systeme mit<br />

sicheren Antrieben von Siemens absolut flexibel miteinander<br />

vernetzt und mit einem dezentralen Konzept betrieben werden:<br />

Jeder Anlagenteil hat seine eigene kleine oder mittelgroße Steuerung,<br />

das Sicherheitsprogramm wird in vielen Fällen komplett im<br />

AS-i Gateway abgearbeitet. Die Kopplung der einzelnen Segmente<br />

erfolgt ganz einfach über Safe Link.<br />

Von einer höheren Warte aus kann man die neuen Highlights<br />

von Bihl+Wiedemann durchaus als Entwicklungen im Zuge des<br />

Megatrends Industrie 4.0 betrachten. Denn die in diesem Zusammenhang<br />

immer wieder erwähnte Smart Factory zeichnet sich<br />

nicht zuletzt durch die universelle Vernetzung aller Anlagen aus.<br />

„Aber unsere neuen Produkte hätten wir auch entwickelt, wenn es<br />

Industrie 4.0 nicht gäbe“, stellt Jochen Bihl klar. „Die wichtigsten<br />

Treiber unserer Innovationen sind immer noch die Rückmeldungen<br />

unserer Kunden: Sie sagen uns, was sie sich wünschen – und wir<br />

machen uns an die Arbeit.“<br />

www.bihl-wiedemann.de<br />

<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 43


STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />

Anti-Kollisions-Funktionen durch<br />

Abstandssensoren<br />

Das neue O.P.C. System von Transfluid wurde speziell für die<br />

Rangermatic- und Revermatic-Power-Shift-Familie entwickelt.<br />

Dieses einzigartige System bietet Fahrzeugherstellern neue<br />

Anti-Kollisions-Funktionen. Durch die Verwendung von<br />

Abstandssensoren, die an den vorderen und hinteren Stoßfängern<br />

des Fahrzeugs montiert sind, kommuniziert das Obstacle Proximity<br />

Control System (OPC) mit dem Lastschaltgetriebe, und bietet somit<br />

eine kompromisslose bedienerfreie Steuerung der Geschwindigkeit<br />

und der Bremse. Das O.P.C. System stellt automatisch sehr niedrige<br />

Drehzahlen ein (Tippbetrieb), wenn sich das Fahrzeug in<br />

unmittelbarer Nähe von einem Hindernis befindet, sodass sich<br />

der Bediener auf das Manövrieren und die Positionierung<br />

konzentrieren kann. Das Herz des Systems ist die Transfluid<br />

MPCB Steuereinheit mit geeigneter programmierbarer Software.<br />

Die MPCB hat mehrere E-Stop- and E-Tippbetrieb-Eingänge, die<br />

dazu verwendet werden können, das Fahrzeug aus verschiedenen<br />

Gründen zu verlangsamen, z. B. ein freier Fahrersitz oder ein<br />

Maschinenteil arbeitet während der Fahrt.<br />

www.transfluid.eu<br />

Low-Cost-Controller für einfache<br />

Anwendungen<br />

Mit der Minimacs bringt Zub ein<br />

Low-Cost-Steuergerät auf den Markt.<br />

Dieser Motion-Controller kann über<br />

den Can-Bus mehrere Verstärker<br />

ansteuern und lässt sich mit<br />

DSA-Verstärkern des Herstellers<br />

oder mit Danfoss/Vacon-Frequenzumrichtern<br />

kombinieren. Die<br />

Steuerung positioniert und synchronisiert<br />

präzise und effizient: Ihre<br />

Genauigkeit und Funktionalität ist vergleichbar mit denen der<br />

MACS5-Baureihen. Das Gerät ist für einfache Anwendungen<br />

entwickelt und eignet sich somit für 1- bis 3-Achs-Lösungen zur<br />

X/Y/Z-Positionierung, Warenkorb-Positionierung zum Lagern<br />

oder Kommissionieren, synchrone Zuführung beim Beschicken<br />

oder elektronisches Changieren beim Wickeln. Mehrere Module<br />

können via Can, USB oder Ethernet in ein SPS- oder PC-Netzwerk<br />

eingebunden werden. Die Steuerung dient dabei gleichzeitig als<br />

Canopen-Master von Subnetzwerken und steuert Servoverstärker,<br />

Frequenzumrichter sowie I/O Module.<br />

www.zub.ch<br />

Motion Controller beschleunigen<br />

Entwicklung dank Codesys<br />

Das Unternehmen Servotronix hat seine Motion Controller<br />

SoftMC um die Unterstützung der Entwicklungsumgebung<br />

Codesys erweitert. Jetzt können Entwickler die Vorteile der<br />

Bewegungssteuerungslösungen von Servotronix in ihrer<br />

vertrauten Entwicklungsumgebung implementieren.<br />

Diese Kombination ermöglicht eine schnellere und standardkonforme<br />

Bereitstellung der immer bedeutender werdenden<br />

Softwarekomponente von Bewegungssteuerungsanwendungen<br />

sowie die optimale Ausnutzung der Produktivität der Servotronix-Hardware.<br />

Dabei stellt das Unternehmen hilfreiche<br />

Entwicklungsbeispiele bereit, um den Nutzen zu erhöhen.<br />

Kunden können das gesamte Paket direkt beim Hersteller<br />

bestellen. Das Paket umfasst alles, was für die Erstellung und<br />

Wartung von führenden Automatisierungslösungen erforderlich<br />

ist. Hierzu zählt u. a. die Hardware für Motion Controller<br />

SoftMC, Codesys Runtime, die SoftMC-Bibliothek für Codesys<br />

(SoftMC PLCopen, Befehlszeilenschnittstelle, E/A), Controlstudio<br />

mit Konfigurationssoftware für die Benutzeroberfläche,<br />

ein Benutzerhandbuch sowie Beispiele für Kontaktpläne und<br />

strukturierten Text.<br />

www.servotronix.com<br />

Antriebe bieten noch höhere Sicherheit<br />

Greift die Sicherheitstechnik schneller ein und stehen zudem auch<br />

mehr Funktionen zur Verfügung, können Menschen und Maschinen<br />

noch enger zusammenarbeiten. Kollmorgen präsentiert in diesem<br />

Kontext das AKD-Servoreglerkonzept der zweiten Generation. Die<br />

Servoumrichter-Reihe AKD2G kommt <strong>2017</strong> mit neuen Prozessoren<br />

auf den Markt, die die Rechenleistung steigern und damit ein<br />

schnelleres Regelverhalten ermöglichen. Aus dem Safety-Blickwinkel<br />

betrachtet stellen die Servoumrichter mit Safe Brake Control (SBC)<br />

und Safe Brake Test (SBT) wichtige Sicherheitsfunktionen zur<br />

Verfügung, mit denen sich Vertikalachsen auch ohne Schutzzäune<br />

effizient und kostengünstig sicher machen lassen.<br />

www.kollmorgen.com/deu<br />

Universalmotorregler für<br />

Multiachskonfigurationen<br />

Copley hat seine FPGA-basierten Servo- und Schrittmotorregler<br />

um die 3- und 4-achsigen Universalmotorregler M3 und M4<br />

erweitert. Sie können Servo- und Steppermotoren auch in<br />

gemischter Konfiguration ansteuern. Die Verstärker in Platinenversion<br />

sind für Multiachskonfigurationen gedacht. Als Geberschnittstellen<br />

werden beim M3 Plus der digitale Inkremental-<br />

Encoder und der analoge Encoder, EnDat, BiSS, SSI und Absolut A<br />

unterstützt. Für den M4 Plus steht der digitale Inkremental-Encoder<br />

zur Verfügung. Beide Versionen bieten frei programmierbare digitale<br />

Eingänge und Ausgänge. High Speed Position Capture ist genauso<br />

möglich wie das positionsgetriggerte<br />

Setzen eines Ausgangs.<br />

Zu finden sind die Regler<br />

im Sortiment von Maccon.<br />

www.maccon.de<br />

44 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />

Antriebsregler für positionsgeregelten<br />

Betrieb von BLDC-Motoren<br />

Der Antriebsregler Variotronic VTD-24.40-K4 von Ebm-papst<br />

wurde zum positionsgeregelten Betrieb von BLDC-Motoren mit<br />

ausgeprägter Überlastfähigkeit entwickelt. Mit Nennspannungen<br />

von 24 und 48 V DC sind bei<br />

einem Dauerstrom von 40 A<br />

Abgabeleistungen bis 1 000 W<br />

möglich. Spitzenströme bis<br />

zu 100 A werden bis zu einer<br />

Dauer von 5 Sekunden zur<br />

Verfügung gestellt. Die feldorientierte<br />

Kommutierung des<br />

zu regelnden BLDC-Motors<br />

sorgt, im Vergleich zu anderen<br />

Kommutierungsarten, für<br />

eine deutlich höhere Gesamteffizienz<br />

des Antriebssystems.<br />

Die integrierte Schnittstelle RS 485 bietet umfangreiche Parametrier-<br />

und Diagnosemöglichkeiten. Über die Software Kickstart<br />

können die Bedienung sowie die Einstellungen zur Drehzahl-,<br />

Drehmoment- und Positionsregelung anwenderfreundlich<br />

vorgenommen werden. Die kompakte Bauweise in einem robusten<br />

Gehäuse ermöglicht eine platzsparende Montage des Reglers in<br />

unmittelbarer Umgebung des Motors an der Maschine, alternativ<br />

ist die Möglichkeit der Hutschienenmontage im Schaltschrank<br />

ebenfalls vorgesehen.<br />

www.ebmpapst.com<br />

Servosystem mit integriertem Controller<br />

und erweiterten Leistungsklassen<br />

Yaskawa erweitert das Servosystem Sigma-7 um das Doppelachs-<br />

Modell Sigma-7C mit integriertem Controller. So wird keine<br />

separate Steuerung benötigt, wodurch die Komponente kompakter<br />

ist und Platz im Schaltschrank oder der Anlage gespart wird. Zudem<br />

wird kein Buskabel zwischen Controller und Servoverstärker<br />

benötigt. Über Mechatrolink-III lassen sich neben den bestehenden<br />

zwei Achsen bis zu vier weitere externe Achsen über den integrierten<br />

Controller steuern<br />

oder synchronisieren.<br />

Darüber<br />

hinaus erleichtert<br />

die Neuentwicklung<br />

eine Modulbauweise,<br />

da keine<br />

separate Software<br />

programmiert<br />

werden muss.<br />

Und auch in Bezug<br />

auf die Reaktionsgeschwindigkeit<br />

bietet der Controller Vorteile: So ist eine Bandbreite<br />

von 3,1 kHz im Antrieb realisierbar, was höhere Maschinendurchsätze<br />

erlaubt. Da der Controller ohne Batterie oder zusätzliche<br />

Spannungsversorgung arbeitet, wird die Wartung vereinfacht. Das<br />

erweiterte Sigma-7-Portfolio umfasst Verstärker und Motoren für<br />

200 und 400 V in der Leistungsklasse zwischen 50 W und 15 kW.<br />

Für den europäischen Markt ist die 400-V-Variante konzipiert, die<br />

nun um die Leistungsklassen 6 bis 7,5 kW sowie 11 bis 15 kW<br />

erweitert wurde.<br />

www.yaskawa.eu.com<br />

Servoklemmen für platzsparende und<br />

kostengünstige Lösungen<br />

Die Servoklemmen für das EtherCAT-Klemmensystem aus dem<br />

Hause Beckhoff integrieren im Standard-Klemmengehäuse einen<br />

vollständigen Servoverstärker für hochdynamische Positionieraufgaben.<br />

Mit den neuen Ausführungen EL72x1-9014 steht die<br />

Sicherheitsfunktion STO zur Verfügung. Die Safety-Integration<br />

im Klemmenformfaktor ergibt in Verbindung mit der One Cable<br />

Technology (OCT) platzsparende und kostengünstige Lösungen<br />

für sicherheitsgerichtete Antriebsfunktionen. So reduzieren sich<br />

gegenüber einer 2-kanaligen Abschaltung mit entsprechenden<br />

Schützen in der Motorleitung Verdrahtungsaufwand, Platzbedarf<br />

und Kosten. Zusätzlich minimiert die OCT die Leitungskosten<br />

und den Platzbedarf beim Motoranschluss. Die EL7201-9014 im<br />

12-mm-Klemmengehäuse liefert einen Ausgangsstrom von bis zu<br />

2,8 ARMS, die 24 mm breite Ausführung EL7211-9014 maximal<br />

4,5 ARMS. Beide eignen sich zur Ansteuerung der Servomotoren<br />

der Baureihe AM8100. Das integrierte elektronische Typenschild<br />

der AM8100-Motoren kann von den Servoklemmen automatisch<br />

eingelesen werden.<br />

www.beckhoff.de<br />

Nur ein Hybridkabel nötig<br />

Die Ein-Kabel-Lösung für die Dreifach-Servo-<br />

Endstufen Lexium 62 ILD von Schneider<br />

Electric geht besonders auf die Anforderungen<br />

in der Lebensmittel-, Chemieund<br />

Pharmaindustrie ein. Der<br />

abgesetzte Antriebsregler erfordert<br />

nur ein einziges Hybridkabel zwischen<br />

Verstärker und den drei Motoren. Die<br />

Motorentechnologie des Antriebssystems<br />

lässt sich flexibel wählen. Geeignet sind<br />

z. B. Servomotoren der Lexium SH3-<br />

Baureihe – darunter auch die neue Ausführung<br />

mit 40 mm Flanschgröße –, Edelstahlmotoren<br />

im Hygienic Design oder Asynchronmotoren.<br />

Der Antriebsregler reduziert die Maschinenaufstellfläche<br />

durch dezentrale Montage im Maschinen-Chassis und benötigt<br />

so bis zu 90 % weniger Schaltschrankraum im Vergleich zu einer<br />

Standardlösung. Weil sich die Motorleistung durch die Nutzbarkeit<br />

des gesamten Motorspektrums viel genauer auf die individuelle<br />

Lastsituation der jeweiligen Antriebslösung abstimmen lässt,<br />

sinkt der Energiebedarf um bis zu 40 %.<br />

www.schneider-electric.de<br />

<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 45


Neue Märkte erobern<br />

Koordinatenmessgerät steigert Präzision und Sicherheit in der Getriebefertigung<br />

Die Hubgetriebe der Firma<br />

Albert müssen unter schwierigen<br />

Umgebungsbedingungen<br />

zuverlässig funktionieren.<br />

Deshalb setzt das Unternehmen<br />

alles daran, sie absolut präzise<br />

zu fertigen und dies seinen<br />

Kunden auch nach zuweisen. Ein<br />

Koordinatenmessgerät unterstützt<br />

bei der Qualitätssicherung<br />

und Dokumentation der<br />

Messergebnisse. Dadurch wird<br />

der Weg frei für die Eroberung<br />

neuer Märkte.<br />

Judith Schwarz ist Redakteurin bei<br />

der Agentur Storymaker in Tübingen<br />

So unterschiedlich die Getriebe der österreichischen<br />

Firma Albert aus Gampern<br />

auch sind, allen gemeinsam ist, dass sie<br />

hohen Ansprüchen an Präzision und Sicherheit<br />

genügen müssen. Und diese steigen<br />

stetig. Dafür sorgt schon Geschäftsführer<br />

Martin Kirchmaier, ein agiler 51-Jähriger,<br />

immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen.<br />

„Wir haben unsere Qualitätslatte<br />

2013 sehr, sehr hoch gehängt“, so<br />

Kirchmaier. Denn das Unternehmen wollte<br />

sich die Chance eröffnen, auch Aufträge<br />

aus besonders sicherheitssensiblen Branchen<br />

wie der Atomkraft anzunehmen. Aber<br />

nicht nur die Genauigkeit sollte steigen.<br />

Kirchmaier hatte auch vor, größere Getriebe<br />

zu fertigen. Um diese beiden Ziele zu<br />

erreichen, kaufte das Unternehmen eine<br />

neue Verzahnungsmaschine. Außerdem<br />

entschloss sich Kirchmaier in ein Koordinatenmessgerät<br />

zu investieren. Bis dato<br />

hatte der Getriebebauer nur die integrierte<br />

Messtechnik der Bearbeitungsmaschinen<br />

genutzt, in Kombination mit einer manuellen<br />

Ständermessmaschine sowie Messmitteln<br />

wie Lehren und Messschiebern.<br />

Für die von Kirchmaier anvisierte Nukleartechnik<br />

waren jedoch Messgeräte mit maximalen<br />

Messunsicherheiten im µ-Bereich<br />

notwendig. Die unzähligen zu erfassenden<br />

Merkmale mussten zudem vollständig protokolliert<br />

werden. Sowohl die Messungen als<br />

auch die Dokumentation hätten sich mit den<br />

vorhandenen Methoden nicht bewältigen<br />

lassen, geschweige denn mit überschaubarem<br />

Zeitaufwand. Ein Koordinatenmessgerät<br />

war deshalb gefragt.<br />

Dieses sollte sowohl groß als auch präzise<br />

sein. Zudem wünschte sich Kirchmaier, dass<br />

die Messergebnisse während des Scannens<br />

durch den taktilen Taster automatisch protokolliert<br />

würden, um ganz einfach in ein<br />

fertiges Protokoll für den Kunden einzufließen.<br />

Kirchmaier entschied sich für ein Portalmessgerät<br />

Zeiss Accura mit einem Messbereich<br />

von x = 2 000 mm, y = 4 200 mm,<br />

z = 1 500 mm und einer Längenmessabweichung<br />

lediglich ab 1,2 μm + L/350. Bis<br />

das Messgerät allerdings vor Ort installiert<br />

werden konnte, hatten Kirchmaier und sein<br />

Team noch eine Aufgabe zu lösen.<br />

Ein Messraum mit Kran<br />

Dass ein hochgenaues Messgerät einen klimatisierten<br />

Messraum benötigt, war Kirchmaier<br />

von Anfang an klar gewesen. Doch es stellte<br />

sich heraus, dass die räumlichen Voraussetzungen<br />

in der Fertigungshalle alles andere<br />

als ideal waren, um ein Messgerät mit<br />

Maßen von 3 × 5 × 4,6 m unterzubringen.<br />

Erschwerend kam hinzu, dass im Messraum<br />

oberhalb der 4,6 m hohen Accura ein Kran<br />

zum Bestücken des Messgerätes fahren sollte.<br />

46 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


SENSORIK UND MESSTECHNIK<br />

Schulungen für die Praxis<br />

Auch außerhalb des Messraumes, an der<br />

Decke der Fertigungshalle darüber, wollte<br />

Kirchmaier nach wie vor Platz für einen Kran<br />

haben. Des Weiteren verliefen hinter dem<br />

potentiellen Messraum Kabelbäume, die den<br />

Spielraum auch in der Breite einschränkten.<br />

Zu den räumlichen Anforderungen kamen<br />

noch weitere: Neben den klimatischen Erfordernissen<br />

an das Messrauminnere, das z. B.<br />

eine maximale Temperaturschwankung von<br />

2 °C vorsah, sollte das Dach des Raumes zu<br />

Reinigungszwecken begehbar sein. Und auch<br />

die Kosten für den Bau der Einhausung musste<br />

Kirchmaier permanent im Blick haben. Er<br />

prüfte deshalb Angebot um Angebot. Am Ende<br />

war es ein Hersteller von Kühlhäusern, der<br />

die Messhalle baute. „Es war eine nervenaufreibende<br />

Zentimeterarbeit“, blickt Kirchmaier<br />

zurück, „Aber es hat sich gelohnt. Wir sind<br />

froh, dass wir die Voraussetzungen geschaffen<br />

haben, um an unserem Standort eine<br />

hochmoderne Messmaschine zu installieren.“<br />

Toleranzen im hundertstel<br />

Millimeterbereich<br />

Reinhold Malli steht im Messraum und<br />

wirft einen prüfenden Blick auf den Taster,<br />

01 02<br />

03<br />

01 80 Mitarbeiter fertigen bei Albert<br />

Hubgetriebe in Standard- und Sonderausführung<br />

in den unterschiedlichsten<br />

Baugrößen<br />

02 Nur noch eine halbe Stunde dauert<br />

das Scannen der zwölf Getriebegehäuse<br />

mit der Zeiss Accura<br />

03 Geschäftsführer Martin Kirchmaier<br />

setzte sich das Ziel, auch Aufträge aus<br />

besonders sicherheitssensiblen Branchen<br />

anzunehmen<br />

der gerade ein Dutzend Getriebegehäuse in<br />

einem Durchgang scannt. Diesmal geht es<br />

um Bohrungstoleranzen zwischen vier und<br />

fünf hundertstel Millimetern und Achsabstände<br />

im Zehntel-Millimeter-Bereich. Die<br />

Erstmuster auf dem Messgerät kommen<br />

direkt von der Bearbeitungsmaschine. Alle<br />

zwölf sind rundum auf einer Säule montiert,<br />

damit sie nicht einzeln bearbeitet, transportiert<br />

und gemessen werden müssen. Per<br />

Kran hat sie Malli auf das Koordinatenmessgerät<br />

geladen. Der 42-Jährige Verzahnungstechniker<br />

arbeitet seit 26 Jahren bei<br />

Albert und ist heute für die Bedienung der<br />

Zeiss Accura verantwortlich.<br />

Eine halbe Stunde lang scannt das Koordinatenmessgerät<br />

die Getriebegehäuse, dann<br />

liegen die Messergebnisse vor. Elf Merkmale<br />

pro Gehäuse sind es, die das Messgerät in<br />

diesem Zeitraum an jedem der zwölf Werkstücke<br />

erfasst. Dazu zählen u. a. Lage und<br />

Parallelität der Bohrungen, Abstand und Parallelität<br />

der Bohrungen zur Standfläche und<br />

die Einbaumaße der Schneckenwelle. „Vorher<br />

haben wir ein Getriebegehäuse von Hand in<br />

30 min gemessen“, sagt Malli. „Mit dem Messgerät<br />

schaffen wir in dieser Zeit zwölf Gehäuse<br />

und die Ergebnisse sind viel genauer.“<br />

Präzision und Wiederholbarkeit sind es, die<br />

den Techniker neben den kurzen Messzeiten<br />

besonders an der Maschine beeindrucken.<br />

Denn seiner Erfahrung nach kamen früher<br />

drei Personen, die die gleichen Messungen<br />

durchführten, nicht selten zu drei unterschiedlichen<br />

Ergebnissen. Als er das Messgerät<br />

jedoch zum ersten Mal sah, überwältigte<br />

ihn vor allem eines: die Größe der<br />

Maschine.<br />

Bevor Malli, der auch Ausbildungsleiter<br />

ist, mit der Zeiss Accura arbeitete, hatte er<br />

noch gar keine Erfahrungen mit Koordinatenmessgeräten.<br />

Die Einführung des Messgerätes<br />

brachte ihn also auch zu seiner<br />

neuen Aufgabe. Respekt hatte er am Anfang<br />

schon davor. Aber im Rahmen von zwei<br />

Schulungen – einer am Hauptsitz von Zeiss<br />

in Oberkochen, einer vor Ort in Gampern –<br />

erwarb er die wichtigsten Praxiskenntnisse,<br />

die er für den Umgang mit Messgerät und<br />

Software benötigte. Diese wendet er nun im<br />

eigenen Messraum an: „Es gibt jeden Tag<br />

etwas Neues zu lernen. Und je mehr man<br />

sich damit beschäftigt, desto leichter ist es“,<br />

findet er.<br />

Neues Bewusstsein für Qualität<br />

Wareneingangskontrolle, Erststückkontrolle,<br />

Stichproben- und Endkontrolle finden mittlerweile<br />

fast vollständig auf dem Messgerät<br />

statt, zum Teil ergänzt durch einzelne<br />

manuelle Messungen. Hinzu kommen die<br />

100-Prozent-Kontrollen der Getriebeteile<br />

mit extremen Anforderungen, wie beispielsweise<br />

für den Unterwassereinsatz. Selbst 2 m<br />

lange Getriebeteile wie Spindeln können nun<br />

ohne großen Aufwand gemessen werden.<br />

Für die Konstruktion und Fertigung bei<br />

Albert hat die höhere Präzision und Zuverlässigkeit<br />

des Messgerätes eine größere<br />

Sicherheit mit sich gebracht. Anhand der<br />

Ergebnisse erkennen die Konstrukteure<br />

nun viel detaillierter, wie präzise sie tatsächlich<br />

arbeiten müssen. So können sie<br />

den Genauigkeitsgrad in der Fertigung viel<br />

besser an die tatsächlichen Erfordernisse anpassen.<br />

„Wir haben inzwischen ein anderes<br />

Bewusstsein für Qualität und können sogar<br />

die hochkomplizierten Dokumentationen<br />

für die Nukleartechnik liefern“, ist Geschäftsführer<br />

Kirchmaier zufrieden. Mit Hilfe des<br />

neuen Messgerätes erhielt er einen Auftrag<br />

für Torantriebe in einem britischen Atomkraftwerk.<br />

Doch mit diesem Erfolg gibt er<br />

sich nicht zufrieden. Er will weiter neue<br />

Märkte erobern.<br />

www.zeiss.de<br />

<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 47


SENSORIK UND MESSTECHNIK<br />

Präziser Druckmessumformer im<br />

Miniatur-Format<br />

Für anspruchsvolle Messaufgaben in der Automobilindustrie, der<br />

Luftfahrt und im Maschinenbau hat STS den besonders kleinen<br />

Präzisionsdrucktransmitter ATM.Mini entwickelt. Mit einer<br />

Messgenauigkeit von 0,5 % Gesamtfehler über einen Temperaturbereich<br />

von - 40 bis + 125 °C bildet er Drücke bis 100 bar ab. Diese<br />

Präzision bietet er mit dem optionalen Burn-in-Verfahren auch in<br />

aufwendigen Langzeittests. Mit diesem Verfahren werden ab Werk<br />

die minimalen Spannungen beseitigt, die in dem Sensor durch die<br />

Mechanik gegeben sind. Das Edelstahlgehäuse und die Überdruckfestigkeit<br />

sorgen für Langlebigkeit auch unter rauen<br />

Bedingungen. Mit 50 g Gewicht ist der Messumformer besonders<br />

leicht, und mit seinen Außenmaßen von 17,5 × 49 mm kann er<br />

an kleinen und verwinkelten Bauteilen montiert werden. Beim<br />

Ausgangssignal kann der Anwender wählen, ob die Messwerte<br />

über ein Stromsignal (mA) oder ein Spannungssignal (VDC)<br />

übertragen werden sollen.<br />

www.stssensors.com<br />

Geschwindigkeits- und Längenmessgeräteserie<br />

erweitert<br />

Das Unternehmen Astech präsentiert ein weiteres Mitglied seiner<br />

berührungslos arbeitenden Geschwindigkeits- und Längenmessgeräteserie<br />

VLM. Das neue Geschwindigkeits- und Längenmessgerät<br />

VLM500E erlaubt Messungen bei einem vergrößerten<br />

Arbeitsabstand von 330 mm mit einer Varianz von 60 mm. Somit<br />

kann das Produkt noch besser in anspruchsvollen Applikationen<br />

der Stahl- und Aluminiumindustrie sowie in Heißbereichen zum<br />

Einsatz kommen. Darüber hinaus wurden auch das VLM500A<br />

und das VLM500L optimiert,<br />

sodass die Geräte jetzt eine<br />

Abstandsvarianz von<br />

mindestens 20 mm<br />

aufweisen.<br />

2-Kopf-Abtastung für absolute<br />

Messsysteme<br />

Winkelmesssysteme aus dem<br />

Hause AMO mit Mehrkopfabtastung<br />

ermöglichen für<br />

Rund- und Schwenkachsen<br />

eine Genauigkeit von<br />

wenigen Winkelsekunden.<br />

Für Anwendungen mit<br />

Präzisionslagern gibt es das<br />

Amosin-Winkelmesssystem<br />

MHS-21x. Den größten<br />

Einfluss auf die Positioniergenauigkeit haben systematische oder<br />

wiederholbare Fehler. Nicht wiederholbare Fehler, z. B. Lagerspiel<br />

oder lastabhängige Verformung, sind meist zu vernachlässigen,<br />

werden aber dennoch kompensiert. Das neue Winkelmesssystem<br />

besteht aus einem WMF-Messflansch oder WMR-Messring, zwei<br />

WMK-Abtastköpfen und einer Box mit der Auswerteelektronik.<br />

Während des Achsbetriebs werden die Positionsinformationen<br />

beider Abtastköpfe kontinuierlich erfasst und die korrigierte<br />

Positionsinformation wird berechnet. Über die Auswerteelektronik<br />

werden die Daten an die Steuerung geleitet. So lässt sich der<br />

Exzentrizitätsfehler eliminieren und systematische Fehler werden<br />

reduziert. Auch wechselnde Exzentrizitäten werden beseitigt.<br />

www.amo-gmbh.com<br />

Längenmesssysteme mit hoher Präzision<br />

Das Unternehmen Mitutoyo erweitert seine Produktpalette der<br />

hochpräzisen Längenmesssysteme um drei neue Modelle. Das<br />

offene Metallband-Längenmesssystem ABS ST1300 erreicht –<br />

abhängig vom NC-Controller – eine Verfahrgeschwindigkeit von<br />

bis zu 8 m/s bei einer maximalen effektiven Messlänge von 12 m.<br />

Die Auflösung beträgt dabei nur 1 Nm. Die Längenmesssysteme<br />

basieren auf optischer Positionserfassung und sind somit<br />

unempfindlich gegen Öl sowie Staub. Für den Einsatz in sehr<br />

beengten Positionen in Sondermaschinen und Messbänken<br />

wurde das inkrementale Längenmesssystem ST46-EZA konzipiert,<br />

www.astech.de<br />

Inserentenverzeichnis Heft 1-2/<strong>2017</strong><br />

BRECO Antriebstechnik,<br />

Porta Westfalica....................................27,29<br />

C + M, Issum.................................................40<br />

Deutsche Messe, Hannover.....................11<br />

Findling Wälzlager, Karlsruhe.................41<br />

HELUKABEL, Hemmingen........................23<br />

igus®, Köln.....................................................59<br />

INTORQ, Aerzen...........................................31<br />

JTEKT Europe, Almere (Niederlande)...... 9<br />

maxon motor, München............................ 5<br />

Mulco-Europe, Garbsen........................... U2<br />

Platestahl Umformtechnik,<br />

Lüdenscheid..................................................49<br />

Siemens Industry, Bocholt......................... 7<br />

SMC Pneumatik, Egelsbach.....................35<br />

Uhing, Mielkendorf....................................39<br />

WITTENSTEIN alpha,<br />

Igersheim...................................................... U4<br />

das wahlweise als Glas- oder Metallband-Maßstab erhältlich ist.<br />

Je nach Variante erreicht die Auflösung dabei bis zu 0,05 µm.<br />

In Hochgeschwindigkeits-Bearbeitungzentren wie Dreh- und<br />

Schleifmaschinen kommt das gekapselte Absolut-Längenmesssystem<br />

AT 500 zum Einsatz, das über eine Siemens Drive-Cliq-<br />

Schnittstelle verfügt. Die S-Serie weist eine hohe Resistenz gegen<br />

Erschütterungen von bis zu 35 g und Vibrationen bis zu 20 g auf.<br />

Die hochgenaue H-Serie bietet dank Temperaturkompensation<br />

eine Genauigkeit von 2+2L/1 000 (µm).<br />

www.mitutoyo.de<br />

48 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


SENSORIK UND MESSTECHNIK<br />

Direkte Verschleißüberwachung<br />

für Lastschleifringe<br />

Eine integrierte Verschleißüberwachung für seine Schleifringe hat<br />

das Unternehmen LTN Servotechnik mit Direct Wear Detection<br />

(DWD) entwickelt. Durch die mechanische Abnutzung erkennt<br />

das System den Verschleißzustand und warnt rechtzeitig vor<br />

Ausfall. Durch einen<br />

modularen Aufbau kann<br />

es in vielen Baugrößen<br />

eingesetzt werden. Über<br />

ein Zusatzmodul wird jede<br />

Schleifbürste separat überwacht.<br />

Durch galvanische<br />

Trennung zum Laststrom<br />

bietet der potentialfreie<br />

Kontakt individuelle<br />

Auswertungsmöglichkeiten,<br />

z. B. durch eine LED direkt vor Ort, ein Alarmsignal an die<br />

Anlagensteuerung oder durch Einbindung in ein komplexes<br />

Steuerungssystem. Einen Schritt weiter geht das ADSR-Diagnosesystem.<br />

Es überwacht permanent Schlüsselfunktionen eines<br />

Schleifrings und prognostiziert Fehlfunktionen frühzeitig. So<br />

erhält der Betreiber einer Anlage bei laufendem Betrieb Informationen<br />

über Vibrationen, Spannungs- und Strompegel, Anzahl der<br />

Umdrehungen sowie optional die interne/externe Luftfeuchte<br />

und Temperatur.<br />

www.ltn.de<br />

Messkoffer mit OPC UA und<br />

Cloud-Anbindung<br />

Auf Basis der Highspeed-Datenlogger-<br />

Serie Expert Logger bietet Delphin<br />

Technology einen neuen mobilen<br />

Messkoffer an. Dieser verfügt über<br />

eine OPC UA-Schnittstelle und kann<br />

Messwerte direkt in die Cloud<br />

übertragen. Einerseits kann der<br />

Messkoffer Energieverbräuche<br />

erfassen, bilanzieren und<br />

speichern, andererseits kann er für<br />

die Störungsanalyse von Maschinen<br />

und Prozesssignalen eingesetzt<br />

werden. Für das Energiemonitoring kann<br />

der Messkoffer mit bis zu drei unabhängigen<br />

Messkreisen zur Leistungsmessung ausgerüstet werden. Somit<br />

können die Energieverbräuche gleichzeitig bei mehreren<br />

Maschinen bilanziert werden. Für die Störungsanalyse sind im<br />

Messkoffer bis zu 46 Analog-Eingänge und 48 Digital-Eingänge<br />

verfügbar. Die Abtastraten reichen von 20 µsec bis zu Stundenoder<br />

Tagesmittelwerten. Sämtliche Messwerte und Energieverbräuche<br />

können im Messkoffer autark gespeichert werden.<br />

Der interne Datenspeicher bietet Platz für ca. 500 Mio. Messwerte,<br />

einschließlich eines hochpräzisen Zeitstempels. Im Lieferumfang<br />

ist die Profisignal-Go-Software enthalten.<br />

www.delphin.de<br />

Hochfrequenzsignale rotativ übertragen<br />

Als Spezialanbieter für Schleifringe und Antriebstechnik bietet<br />

Servotecnica jetzt elektrische Schleifringe an, die Ethernet-Protokolle<br />

wie EtherNet/IP, ProfiNet,<br />

EtherCAT, Sercos III und<br />

PowerLink übertragen<br />

können. Mit den<br />

gekapselten Schleifringen<br />

der Baureihe SVTS A und<br />

den Hohlwellen-Schleifringen<br />

der Baureihe<br />

SVTS C05 stellt der<br />

Hersteller die neuste<br />

Generation an Schleifringen<br />

für die rotative<br />

Übertragung von<br />

Hochfrequenzsignalen<br />

vor. Möglich wird die<br />

Übertragung solch<br />

störungsempfindlicher<br />

Signale über einen<br />

Schleifring durch die<br />

Gold-Gold-Technologie,<br />

bei der Störungen und Kopplungen mittels einer Goldbeschichtung<br />

der Bürsten und Ringe sowie der speziellen Innenstruktur<br />

minimiert werden. Für die Übertragung von EtherNet-Signalen<br />

vom Typ 100 Base T mit Geschwindigkeitswerten von 100 Mb/s<br />

werden die Schleifringe mit zwei verdrillten Zweidrahtleitungen<br />

ausgestattet und mit Kabeln der Kategorie CAT5E abgeschirmt<br />

(Option E1M). Für Signale vom Typ 1000 Base T mit Geschwindigkeitswerten<br />

von 1 Gb/s erhalten sie vier verdrillte Zweidrahtleitungen<br />

und Kabel der Kategorie CAT6A (Option E1G).<br />

www.servotecnica.de<br />

Gewalzte<br />

Ringe<br />

Zylindrisch oder profiliert.<br />

Außendurchmesser von 150 - 2000 mm,<br />

Gewicht von 3 kg - 1500 kg.<br />

Werkstoffe: Bau-, Edelbau- und Wälzlagerstähle,<br />

Werkzeugstähle, Rostfrei-Qualitäten, Nickelbasisund<br />

Titanlegierungen.<br />

G e w a l z t e R i nge • B l a n k s t a h l<br />

Platestahl Umformtechnik GmbH<br />

Platehofstraße 1 - 58513 Lüdenscheid - Germany<br />

Tel.: 02351 439-0 - info@platestahl.com<br />

Fax: 02351 439-355 - www.platestahl.com<br />

<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 49<br />

Platestahl.indd 1 05.12.2016 07:55:11


Energieeffizienz auf IE4-Niveau<br />

Ölfreie Synchron-Trommelmotoren erzielen hohe Energiespareffekte<br />

und bieten Sicherheit vor Kontaminationen<br />

Synchron-Trommelmotoren weisen eine hohe Leistungsdichte bei sehr geringer Verlustleistung<br />

auf. Sie erreichen eine Energieeffizienz auf IE4-Niveau und ermöglichen eine Standardisierung<br />

der Komponenten auf einen einzigen Formfaktor. Der neue Synchron-Trommelmotor eines<br />

nordrhein-westfälischen Unternehmens ist der erste in ölfreier Auslegung.<br />

Trommelmotoren sind vielfach zum Standard<br />

für fördertechnische Aufgaben geworden.<br />

Ihr Vorteil gegenüber alternativen<br />

Antrieben ist, dass der Trommelmotor<br />

direkt im Antriebsrohr für den Fördergurt<br />

oder das Modulband sitzt und so jede Menge<br />

Platz, Komponenten und Konstruktionsaufwand<br />

spart. Für die Lebensmittelindustrie<br />

gehören sie in Edelstahlausführung in jedes<br />

Pflichtenheft eines hygienischen Designs.<br />

Ein kleines Manko haben aber fast alle<br />

Trommelmotoren dennoch: Ihr Getriebe<br />

wird oft noch mit Öl geschmiert. Insofern<br />

kann nicht ausgeschlossen werden, dass<br />

dieses Öl auch austreten kann. Um maximale<br />

Sicherheit vor Kontaminationen von<br />

Lebensmitteln zu erzielen, ist es sinnvoll,<br />

ausschließlich Trommelmotoren ohne Öl<br />

einzusetzen. Momentum Technologies hat<br />

deshalb die erste ölfreie Trommelmotorreihe<br />

auf den Markt gebracht. Die Motoren können<br />

damit insbesondere die bislang in der<br />

Lebensmittelindustrie im Einsatz befindlichen<br />

Synchron-Trommelmotoren mit Öl-<br />

Gerhard Froebus ist Geschäftsführer bei<br />

Momentum Technologies in Hückelhoven-Baal<br />

füllung substituieren. Neben dem Ölfrei-<br />

Argument gibt es aber noch weitere Merkmale,<br />

die auch für Anwender in anderen<br />

Branchen interessant sind, bspw. die Leistungsdaten,<br />

die zum Teil noch über denen<br />

des ölhaltigen Wettbewerbs liegen.<br />

Einer für alle: Hohe Leistungsdichte<br />

und Standardisierung<br />

So erreicht die hohe Energieeffizienz der<br />

neuen Synchron-Trommelmotoren bereits<br />

heute Wirkungsgrade auf IE4-Niveau, obwohl<br />

sie für die Leistungsklasse der Trommelmotoren<br />

gar nicht angewandt werden<br />

müsste. Das spart gegenüber konventionellen<br />

Asynchron-Trommelmotoren viel primäre<br />

und sekundäre Stromkosten, denn sie verrichten<br />

bei normierter Leistungsaufnahme<br />

und normierter Baugröße eine bis zu 5,7-<br />

fache Arbeit bzw. brauchen weniger als<br />

20 % der Energie für die gleiche Wirkleistung.<br />

Im Vergleich zu asynchronen Winkelmotoren<br />

fällt die Leistungsbilanz noch<br />

deutlicher zu ihren Gunsten aus.<br />

Neben dem hohen Energiespareffekt trägt<br />

die hohe Leistungsdichte der Motoren auch<br />

zur Standardisierung des im Einsatz befindlichen<br />

Trommelmotorportfolios bei. Es ist<br />

oft nicht mehr erforderlich, für größere<br />

Strecken und schwerere Lasten einen größeren<br />

Trommelmotordurchmesser zu nehmen.<br />

Sehr oft können Motordurchmesser,<br />

die über 113 mm liegen, wegfallen. Es werden<br />

nur noch die Durchmesser 82 für sehr<br />

beengte Verhältnisse sowie der 113er Motor<br />

als Standardmotor für alle Fälle benötigt.<br />

Bei entsprechenden Stückzahlen macht sich<br />

das für Kunden auch in den Beschaffungspreisen<br />

bemerkbar. Zudem können Maschinen-<br />

und Anlagenbauer auch Kosten bei<br />

der Förderanlagenkonstruktion, Dokumentation,<br />

Ersatzteilbevorratung und Wartung<br />

einsparen. Sollte konstruktionsbedingt dennoch<br />

ein größerer Durchmesser benötigt<br />

werden, können diese ebenfalls geliefert<br />

werden.<br />

Cool: Geringe Eigenerwärmung<br />

Durch ihren hohen Wirkungsgrad sparen<br />

die ölfreien Motoren auch Strom: So haben<br />

vergleichbare konventionelle Trommelmotoren<br />

190 W mehr Verlustleistung, die<br />

rein als Wärme abgegeben werden. Das ergibt<br />

1 kW gewonnene Energie schon nach<br />

5 ¼ Stunden Betriebszeit des MTS Motors.<br />

Bei einem 24/7 Betrieb und 10 Cent pro<br />

50 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


ELEKTROMOTOREN<br />

Kilowattsunde spart der Motor pro Jahr direkte<br />

Stromkosten in Höhe von 166,44 EUR.<br />

Im Vergleich zu einem Winkelgetriebemotor<br />

ist die Bilanz noch besser: Hier spart<br />

alleine ein MTS Motor im Jahr 219 EUR<br />

primäre Energiekosten im Dauerbetrieb.<br />

Müssen die Hallen zudem noch klimatisiert<br />

werden, so addieren sich die Einsparungen<br />

durch die Sekundärenergie hinzu. Kunden<br />

können mit den Synchron-Trommelmotoren<br />

also die Betriebskosten ihrer Förderanlagen<br />

nachhaltig senken und zudem zur<br />

CO 2<br />

-Reduktion beitragen.<br />

Die hohe Energieeffizienz hat auch einen<br />

angenehmen Nebeneffekt: Die Motoren bleiben<br />

kühl. Die Betriebstemperatur eines<br />

MTS 82 liegt bei 380 W bei lediglich 60 °C<br />

bei Nennbedingungen. Vergleichbare Asynchron-Motoren<br />

würden bei dieser Leistung<br />

eine Abwärme von 120 °C am Trommelrohr<br />

ohne Gurt oder mit Kunststoffgliederbändern<br />

erreichen. Diese geringe Abwärme hat<br />

Vorteile bei sensiblen Fördergütern, bspw.<br />

Schokolade. Darüber hinaus wird der Förderbandgurt<br />

auch geringerem thermischen<br />

Stress ausgesetzt, was z. B. bei den hygienischen<br />

thermoplastischen Bändern von Vorteil<br />

ist, die man nicht so stark spannen kann<br />

wie herkömmliche Gurte.<br />

Gegensätze vereint: Kraft und<br />

Geschwindigkeit in einem<br />

Synchron-Trommelmotoren bieten auch<br />

ein hohes Drehmoment, das zudem über<br />

das gesamte breite Geschwindigkeitsspektrum<br />

anliegt. Auf diese Weise werden<br />

schnelle Starts und Stopps möglich, z. B.<br />

in Abfüll- und Verpackungsprozessen.<br />

Realisierbar ist dies auch bei schweren<br />

Lasten sowie bei hohen und langsamen<br />

Geschwindigkeiten. Je nach Anwendung<br />

kann man so auch Servomotor-Technologie<br />

ersetzen. Vergleicht man die Geschwindigkeitsbereiche<br />

synchroner und<br />

asynchroner Trommelmotoren, so unterscheidet<br />

sich das Dreh- und Anlaufmoment<br />

zwar kaum im ganz langsamen<br />

Bereich von 0,025 bis 0,1 m/s, aber schon<br />

bei 0,1 bis 1 m/s fallen die Werte um<br />

rund 20 % deutlich zugunsten des Asynchron-Trommelmotors<br />

aus. In besonders<br />

schnellen Applikationen mit 1 bis 18 m/s<br />

unterscheiden sich die Leistungswerte<br />

noch eklatanter. Hier liefern Asynchron-<br />

Motoren maximal nur ein Drittel der Leistungswerte<br />

der neuen Synchron-Trommelmotoren.<br />

Reinigungskolonnen können den neuen<br />

Synchron-Trommelmotoren übrigens nichts<br />

anhaben, denn sie sind gegen Schwallwasser,<br />

Spritzwasser und Wasserstrahlen von<br />

Hochdruckreinigern und Dampfstrahlern<br />

gewappnet. Sie können diese Belastungen<br />

auch im laufenden Betrieb aushalten, sodass<br />

sie sich auch für Clean-in-Place-<br />

Reinigungskonzepte eignen, die darauf<br />

ausgelegt sind, stets reproduzierbare Ergebnisse<br />

und damit höchste Betriebssicherheit<br />

zu gewährleisten.<br />

Faktenreich: Die Leistungsdaten<br />

Der MTS Synchron-Trommelmotor kommt<br />

überall dort zum Einsatz, wo eine hohe<br />

Leistungsdichte bei beengten Platzverhältnissen<br />

gefordert ist. Applikationsfelder finden<br />

sich von schnellen Sortern und Ein-/<br />

Ausschleusern über Pick-and-Place-Anwendungen<br />

bis hin zu platzsparender<br />

Fördertechnik in Förderkörben für Hochregaltechnik.<br />

In Edelstahlausführung ist<br />

der hygienische, ölfreie All-in-One-Antrieb<br />

auch für fördertechnische Applikationen<br />

in der Lebensmittelindustrie ausgelegt –<br />

dies nicht nur durch den geringen Strombedarf,<br />

sondern auch durch den ölfreien Betrieb<br />

sowie das wartungsfreie und leicht zu<br />

reinigende Design.<br />

Angeboten wird der Synchron-Trommelmotor<br />

in zwei Durchmessern und kompatibler<br />

Auslegung zu konkurrierenden Lösungsangeboten.<br />

Der MTS113 Synchron-Motor<br />

mit 113 mm Durchmesser deckt das weiteste<br />

Leistungsspektrum ab. Er ist mit einer Nennleistung<br />

bis zu 1 000 W erhältlich und mit<br />

einer Fördergeschwindigkeit von mehr als<br />

1,5 m/s für durchsatzstarke Logistikstrecken<br />

ausgelegt. In Förderanlagen mit noch beengteren<br />

Platzverhältnissen kommt der MTS82<br />

mit 82 mm Durchmesser und maximal 380 W<br />

Nennleistung zum Einsatz. Maschinen- und<br />

Anlagenbauer können ihre Lösungen so<br />

noch platzsparender auslegen.<br />

www.momentum-tec.de<br />

01 Die geballte Kraft der Asynchron-<br />

Trommelmotoren befindet sich in 80 mm oder<br />

113 mm großen Trommelrohren<br />

02 Der Synchron-Motor wird bei gleicher Nennleistung<br />

(370 W) nur halb so warm (60 °C Oberflächentemperatur)<br />

wie der Asynchronmotor (120 °C), obwohl er nur etwa halb<br />

so groß ist und deshalb viel weniger Wärme abführen kann<br />

<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 51


ELEKTROMOTOREN<br />

BLDC-Motor mit Anbauten und<br />

integrierter Kommutierung<br />

Der eisenlose BLDC-Motor BGA 22×22 dCore von Dunkermotoren<br />

ist jetzt auch mit passenden Getrieben, Gebern und Reglern<br />

erhältlich. Seine Bauweise nach dem Axialflussprinzip ermöglicht<br />

z. B. Rastmomentfreiheit und einen vibrationsarmen, leisen Lauf.<br />

Dazu bietet er eine hohe Überlast fähigkeit und einen Drehzahlbereich<br />

von nominal 3 500 bis 16 000 min -1 . Ergänzend ist der<br />

Vier-Quadranten-Regler BGE 6005 mit CANopen-Schnittstelle<br />

erhältlich, der Ströme bis 5 A liefern kann. Außerdem kann ein<br />

Geber im Motordurchmesser RE 22 mit 256 bzw. 360 Impulsen<br />

pro Umdrehung an den Motor angebaut werden. Für einfache<br />

Anwendungen ist die Variante BGA 22 dGo mit integrierter<br />

Kommutierungselektronik und den Funktionen Drehrichtungsumkehr,<br />

Start/Stop, Drehzahl Eingang sowie Drehzahlsignal<br />

geeignet. Für einen Nennmoment bis 1,5 Nm stehen auf der<br />

Abtriebsseite die Planetengetriebe<br />

PLG 22 und PLG 24 zur Verfügung.<br />

www.dunkermotoren.de<br />

Industrietaugliche Kleinservomotoren<br />

mit integrierter Spindel<br />

Für den Einsatz in hochdynamischen Positionierachsen von<br />

Maschinen und insbesondere für Montagesituationen mit<br />

geringem Bauraum hat Wittenstein eine neue Baureihe von<br />

Kleinservomotoren mit integrierter Spindel auf den Markt<br />

gebracht. Die Besonderheit: Der Gewindetrieb ist vollständig<br />

in das Aktuatorgehäuse integriert – Servomotor, Spindeltrieb,<br />

Linearführung und Gebersystem bilden eine geschlossene, hoch<br />

integrierte und einbaufertige Einheit. Angeboten werden vier<br />

Baugrößen mit jeweils zwei Spindelsteigungen sowie zwei<br />

verschiedene Hublängen für Kurz- und Langhubanwendungen.<br />

In Verbindung mit den Servoreglern der Baureihe Simco Drive<br />

können vollständige Kleinservoachsen konfiguriert werden, die<br />

über verschiedene Feldbusschnittstellen ein hohes Maß an<br />

Konnektivität zur Automatisierungsumgebung bieten. Der<br />

komplette Antrieb ist in einem robusten Edelstahlgehäuse in<br />

Schutzart IP54 untergebracht und kann in jeder beliebigen<br />

Einbaulage<br />

eingesetzt<br />

werden.<br />

www.wittenstein.de<br />

Kompakt und dabei hochdynamisch<br />

Ein hochdynamischer Servomotor mit integrierter Elektronik ist<br />

der HMPi04 von Heidrive. Der multifunktionale Motor ist mit<br />

seinem Flanschmaß von 40 × 40 mm besonders für platzkritische<br />

Anwendungen geeignet. Er kann z. B. präzise Handlingsaufgaben<br />

in der Automatisierungstechnik und Robotik übernehmen oder<br />

im Fertigungsbau für die Automobilindustrie eingesetzt werden.<br />

Er erreicht bis 100 W und wird in den Drehzahlstufen 3 000 und<br />

6 000 min -1 angeboten. Durch das Baukastensystem des Herstellers<br />

kann er mit vielen Gebern, Planetengetrieben und Steckern<br />

kombiniert werden. So kann auch für sehr spezielle Applikationen<br />

die passende Antriebslösung realisiert werden.<br />

Kompakte Stellantriebe mit<br />

Echtzeit-Anbindung<br />

Die Stellantriebe AG25 und AG26 von Siko stehen ab sofort mit<br />

Powerlink-Schnittstellen zur Verfügung. Sie werden mit PLCopen-<br />

Motion-Bibliotheken geliefert und lassen sich an Powerlink-<br />

Steuerungen einfach in Betrieb nehmen. Aufgrund der kompakten<br />

www.heidrive.de<br />

Bürstenloser Servomotor in<br />

Schutzart IP69K<br />

Der bürstenlose Servomotor SVTM115 in Schutzart IP69K aus<br />

dem Hause Servotecnica wurde für Lebensmittel-, Chemieund<br />

Marine anwendungen entwickelt. Mit einem Gehäuse aus<br />

Edelstahl AISI 316 ist er nicht nur beständig gegen korrosive<br />

Medien wie Säuren, Laugen oder Salzwasser, sondern auch<br />

leicht zu reinigen und hygienegerecht. Abgedichtet mit zwei<br />

ölgeschmierten Siliziumkarbiddichtungen ist der Servomotor<br />

wasserdicht bis 20 m Eintauchtiefe und entsprechend auch für<br />

den ständigen Betrieb im Freien und für die Hochdruckreinigung<br />

geeignet. Speziallager ermöglichen eine maximale Axiallast von bis<br />

zu 500 N. Angetrieben mit einer Spannung von 48 VDC erreicht<br />

der Servomotor Drehmomente bis 8 Nm mit einer flachen<br />

Drehmomentkurve bis 1 600 U/min. Als Rückmeldung dient ein<br />

Inkremental-Drehgeber mit einer Pulszahl von<br />

3 600. Zwei Spezialverbinder gewährleisten<br />

die getrennte Führung von Stromversorgung<br />

und Feedbackleitung.<br />

www.servotecnica.de<br />

Abmessungen können Positionieraufgaben dezentral und auch<br />

bei beengten Platzverhältnissen vollautomatisch ausgeführt<br />

werden. Die Antriebe verfügen über eine Hohlwelle mit Klemmring<br />

für eine einfache Montage. Motor, Getriebe, Leistungs- und<br />

Steuerelektronik sowie Buskommunikation und Positionsregler<br />

sind integriert, sodass im Feld nur noch der Busanschluss und<br />

eine 24-V-Gleichspannungsversorgung zugeführt werden müssen.<br />

Darüber hinaus ist ein hochpräziser Multiturn-Absolutwertgeber<br />

integriert, der die Position der Antriebswelle auch beim Verdrehen<br />

der Welle im stromlosen Zustand des Stellantriebes erfasst. Über<br />

das Powerlink-Netzwerk liefern die Stellantriebe Diagnosewerte<br />

wie Endstufentemperatur, Motorstrom und diverse Spannungswerte.<br />

Außerdem stehen über einen Serviceanschluss ein frei<br />

konfigurierbarer digitaler Ausgang und vier frei konfigurierbare<br />

digitale Eingänge zur Verfügung.<br />

www.ethernet-POWERLINK.org<br />

52 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


ANT_HB_SO_Titelseite_2016.indd 1 24.11.2016 10:57:09<br />

ELEKTROMOTOREN<br />

Platzsparende und präzise Aktuatoren<br />

mit Hohlwelle<br />

Besonders kompakter Motion-<br />

Control-Antrieb<br />

Der Nema 17-ZEN-Schrittmotor<br />

mit Hohlwelle<br />

bietet ein neuartiges<br />

magnetisches Design, das<br />

dem Aktuator zuvor<br />

unerreichte Eigenschaften<br />

verleihen soll. Zu den<br />

Features des Schrittmotors<br />

zählen eine sehr hohe<br />

Genauigkeit, eine äußerst<br />

kompakte Konstruktion<br />

und ein geräuschloser<br />

Lauf. Der bei A-Drive erhältliche Schrittmotor lässt sich flexibel an<br />

nahezu jede Anwendung anpassen und eröffnet zahlreiche neue<br />

Einsatzgebiete, die bisher größeren Baureihen vorbehalten waren.<br />

Die Schrittmotoren arbeiten mit einer sehr hohen Genauigkeit von<br />

± 1,5 Winkelminuten bei einem Mikroschrittbetrieb von 1/64. Damit<br />

bietet der neue Aktuator eine dreimal so hohe Präzision wie<br />

vergleichbare Modelle. Diese hohe Auflösung ist, ebenso wie die<br />

verbesserte Laufeigenschaft, auf das patentierte magnetische Design<br />

der Schrittmotoren zurückzuführen. Ein weiterer Vorteil ist ihr<br />

geräuschloser Lauf. Die Schrittmotoren werden in drei Baureihen<br />

angeboten, u. a. mit Hohlwelle. Diese Variante besitzt einen großen<br />

Bohrungsdurchmesser von bis zu 11 mm.<br />

www.a-drive.de<br />

Ein integrierter Motion-Control-Komplettantrieb<br />

ist der IBMD von Bonfiglioli.<br />

Er vereint die Eigenschaften eines<br />

hochdynamischen Servomotors<br />

und eines Drive Controllers<br />

und ist dabei bis zu<br />

einem Drittel kleiner<br />

als andere Komplettantriebe.<br />

Er ist in vier<br />

Baugrößen mit einem<br />

Drehmomentbereich<br />

von 2,7 bis 36 Nm und<br />

Versorgungsspannungen von 560 VDC erhältlich und mit<br />

Schutzart IP65 sowie der Sicherheitsfunktion STO und SIL3<br />

ausgestattet. Motion-Control-Funktionen wie Positionierung,<br />

Cam Profil, elektronisches Getriebe und interpolierender<br />

Modus sind ebenso Bestandteile wie die offene Kommunikation<br />

über CANopen, EtherCAT und Modbus RS232. Hinzu<br />

kommen insgesamt 14 digitale und analoge Ein- und Ausgänge.<br />

Der Antrieb kann darüber hinaus auch mit den spielarmen<br />

Planetengetrieben des Herstellers kombiniert werden.<br />

Anwendungsbereiche sind z. B. die Verpackungstechnik,<br />

Druck- und Etikettiermaschinen oder die Automatisierung<br />

von Handlingaufgaben.<br />

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TECHNIKWISSEN FÜR INGENIEURE<br />

19174<br />

<strong>2017</strong><br />

Marktübersicht und umfassender Einkaufsführer<br />

Organ des FVA e.V. im VDMA<br />

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Sonderausgabe<br />

der Zeitschrift<br />

<strong>antriebstechnik</strong><br />

Dieses jährlich erscheinende Tabellenwerk ist kompetenter<br />

Einkaufsführer für alle Antriebsspezialisten aus Konstruktion,<br />

Produktion, Einkauf und der Unternehmensleitung.<br />

Die gesamte<br />

Antriebstechnik<br />

in 100 Tabellen<br />

Firmenverzeichnis:<br />

Alle wichtigen<br />

Informationen von<br />

Ca. 1.000 Firmen sind mit detaillierten Angaben zu ihren<br />

antriebstechnischen Produkten und Dienstleistungen für die<br />

„<strong>antriebstechnik</strong> Marktübersicht“ erfasst.<br />

Ein komplettes Adressverzeichnis sorgt für den schnellen<br />

Kontakt des Anwenders mit dem Hersteller.<br />

über 1 000 Anbietern<br />

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Produktgruppen:<br />

Bremsen<br />

Getriebe und Getriebemotoren<br />

Antriebselemente<br />

Motoren<br />

Dichtungen<br />

Lager und Führungen<br />

Messen und Prüfen<br />

Kupplungen<br />

Schmierung<br />

Steuern und Regeln<br />

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ANT_Marktübersicht_Vertriebsanzeige_185x130_2016_11.indd 1 <strong>antriebstechnik</strong> 24.11.2016 1-2/<strong>2017</strong> 12:24:55 53


Von der numerischen<br />

Simulation profitieren<br />

Wie kleine und mittlere Unternehmen mit Simulationstechnologien Zeit und Kosten sparen<br />

Simulation und Berechnung in der Antriebstechnik helfen,<br />

Entwicklungsprozesse zu beschleunigen, Investitionen für Neu- und<br />

Weiterentwicklungen zu reduzieren und auf diese Weise am Markt<br />

konkurrenzfähig zu bleiben. Viele kleine und mittlere Unternehmen<br />

wissen aber nicht, wie sie die Simulationstechnologien nutzen können<br />

und verschenken damit entscheidende Wettbewerbsvorteile. Partner<br />

und Förderprogramme geben den richtigen Antrieb.<br />

F<br />

ür Großunternehmen gehören Simulation<br />

und Berechnung zum „täglich Brot“: Sie<br />

simulieren z. B. komplexe Mehrkörper- und<br />

Antriebssysteme bei der Konzeption oder<br />

im Prototypenbau und ersetzen so die zeitund<br />

kostenintensive Herstellung und Prüfung<br />

von realen Prototypen und Systemen.<br />

Oder aber sie nutzen Simulationen für bereits<br />

fertige Maschinenelemente, deren<br />

Parameter „nur noch“ optimiert werden<br />

müssen. Die Vorteile liegen auf der Hand:<br />

Dr. Andreas Wierse ist Geschäftsführer<br />

der Sicos BW GmbH in Stuttgart<br />

Die Unternehmen haben die Möglichkeit,<br />

das Produktverhalten unter unterschiedlichsten<br />

Einsatzbedingungen und in verschiedensten<br />

Umgebungen beliebig oft zu<br />

analysieren. Sie erhalten damit schnell fundierte<br />

Kenntnisse, die sie gewinnbringend<br />

umsetzen können.<br />

Oft fehlt es kleinen und mittleren Unternehmen<br />

(KMU) am richtigen Zugang: Die<br />

Simulationstechnologien können sehr anspruchsvoll<br />

in Bezug auf die erforderlichen<br />

Rechnerkapazitäten sein. Die notwendigen<br />

Investitionen übersteigen teilweise die finanziellen<br />

Möglichkeiten der Unternehmen.<br />

Zudem verfügen KMU selten schon über das<br />

notwendige technische Know-how. Viel zu<br />

wenige nutzen aus diesem Grund das Potenzial<br />

der Technologien ausreichend.<br />

Effizienzsteigerung durch<br />

Simulationstechnologie<br />

Beispiele für den sinnvollen Einsatz von<br />

Simulationstechnologien in der Antriebstechnik<br />

gibt es viele. Bei der Leistungsfähigkeit<br />

von Riemen- und Kettengetrieben bspw.<br />

kommt es auf die effiziente Übertragung des<br />

Drehmoments an. Ob und wie diese Übertragung<br />

der Riemen in welchen Situationen –<br />

gerade auch in Ausnahmesituationen –<br />

funktioniert, lässt sich mithilfe von Simulationstechnologien<br />

einfach feststellen. Die<br />

Analyse auftretender Vibrationen im Riemen,<br />

der Funktionserfüllung des Riemenbetriebs<br />

oder auch dessen Einflüsse auf das<br />

Übertragungsverhalten des gesamten Riemenstrangs<br />

lassen sich mit den Technolo-<br />

54 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

gien schnell und zuverlässig umsetzen. So<br />

gewinnt das Unternehmen Erkenntnisse<br />

über Verhaltensweisen, Belastungsfähigkeit<br />

und Lebenserwartung der Riemen und kann<br />

sie effizienter auslegen. Ein Szenario, das<br />

sich auch auf andere Antriebsarten und<br />

deren Parameter übertragen lässt.<br />

Geräuschemissionen mindern<br />

und Lebensdauer berechnen<br />

Ein weiteres Anwendungsbeispiel ist die<br />

Geräuschentwicklung von elektrischen Antrieben.<br />

Gesetzgeber und Kunden fordern<br />

eine geringe Geräuschemission – sei es im<br />

Verkehr oder für Maschinen und Werkzeuge.<br />

Bei der Neuentwicklung und Verbesserung<br />

von Anlagen und Produkten wird das Thema<br />

Geräuschentwicklung damit in steigendem<br />

Maße zu einem Qualitätsmerkmal. Kombinieren<br />

Unternehmen ihre Messungen mit<br />

Akustik-Simulationen, können sie bereits in<br />

der Phase der digitalen Prototypen die<br />

Geräuschausbreitung analysieren und Verbesserungsmöglichkeiten<br />

erarbeiten. Das<br />

spart sowohl Zeit als auch Kosten und steigert<br />

die Kundenzufriedenheit.<br />

Gerade Antriebskomponenten sind bei<br />

ihrem Einsatz in der Regel hohen Belastungen<br />

ausgesetzt. Ein vorzeitiger Ausfall ist<br />

oft mit wesentlich höheren als den reinen<br />

Materialkosten verbunden. Daher ist es<br />

sehr hilfreich, dass sich mit Simulation und<br />

Berechnung auch Lebensdauerabschätzungen<br />

durchführen lassen. Das funktioniert in<br />

der Regel über die Simulation der Belastung<br />

der einzelnen Teile und kann im Zusammenspiel<br />

mit Materialkenndaten auch die<br />

Abschätzung von Materialermüdungserscheinungen<br />

unterstützen; selbst Versagenswahrscheinlichkeiten<br />

lassen sich in einem<br />

gewissen Rahmen berechnen.<br />

Unterstützung durch Förderprogramme<br />

und EU-Projekt<br />

Die Vorteile von Simulation und Berechnung<br />

mögen noch so überzeugend und bekannt<br />

sein, viele KMU scheuen aus oben genannten<br />

Gründen ihren Einsatz. Partner und Förderprogramme<br />

können unterstützen. Große<br />

Rechenzentren – z. B. das Höchstleistungsrechenzentrum<br />

Stuttgart (HLRS) – bieten<br />

KMU ihre Rechnerkapazitäten zu attraktiven<br />

und rein nutzungsbasierten Preisen an.<br />

Darüber hinaus stehen Softwarehersteller,<br />

Dienstleister und Forschungsinstitute sowie<br />

branchen- und lösungsorientierte Solution<br />

Center für Kooperationen zur Verfügung.<br />

Auf Landes- und Bundesebene gibt<br />

es zahlreiche Förderprogramme, die finanzielle<br />

Unterstützung geben.<br />

Mit dem Projekt „Fortissimo“ gibt es auch<br />

auf EU-Ebene eine interessante Unterstützungsmöglichkeit.<br />

Fortissimo (Factories of the<br />

Future Ressources, Technology, Infrastructure<br />

and Services for Simulation and Modelling)<br />

widmet sich dem Aufbau einer webbasierten<br />

Plattform. Diese erleichtert es KMU,<br />

Höchstleistungsrechner mit Unterstützung<br />

erfahrener Projektpartner für Simula tionen<br />

zu nutzen und ihre Wettbewerbs fähigkeit zu<br />

verbessern. Die 53 Projekte aus der ersten<br />

Runde laufen schon und kommen bspw. aus<br />

den Bereichen Flugzeugdesign, Automobil<br />

oder Mechatronik. Mit „Fortissimo 2“ ist die<br />

zweite Runde gestartet, wobei der erste Open<br />

Call für Projektvorschläge am 18. Mai 2016<br />

endete. Für den zweiten Call konnten sich<br />

KMU im Herbst 2016 bewerben. Während es<br />

beim ersten Projekt ausschließlich um das<br />

Feld des Höchstleistungsrechnens ging, hat<br />

das Nachfolgeprojekt die Plattform für weitere<br />

Themen wie Big Data Analytics und<br />

Multi-Physik-Kopplung geöffnet. Das Gesamtfördervolumen<br />

der Ausschreibung liegt<br />

bei mehr als 1,3 Mio. Euro, einzelne Projekte<br />

fördert die EU mit max. 250 000 Euro.<br />

Alle Informationen aus<br />

einer Hand<br />

01 Mithilfe der Simulation eines Wasserkraftwerks<br />

wurde die Motorleistung um<br />

5 % gesteigert<br />

02 Simulationen, z. B. von Strömungen in<br />

Turbinen, sind weniger aufwendig als reale<br />

Experimente und machen die Entwicklung<br />

teurer Prototypen überflüssig<br />

Informationen, Beratung und Unterstützung<br />

im Bewerbungsprozess für „Fortissimo 2“ erhalten<br />

interessierte Unternehmen bei Sicos<br />

BW. Das Stuttgarter Unternehmen fungiert<br />

u. a. als Fortissimo-Botschafter in Deutschland,<br />

informiert schwerpunktmäßig aber<br />

Simulationsneulinge – speziell KMU aus<br />

Baden-Württemberg, aber auch deutschlandweit<br />

– rund um das Thema Simulation<br />

und Berechnung im Allgemeinen. Dadurch,<br />

dass das Ministerium für Wissenschaft,<br />

Forschung und Kunst Baden-Württemberg<br />

unterstützend im Hintergrund steht, arbeitet<br />

der Simulationsexperte neutral und kostenfrei<br />

für alle ratsuchenden Unternehmen.<br />

Besteht nach der ersten Informationsweitergabe<br />

durch Sicos BW ein weitergehendes<br />

Interesse des Unternehmens, erhält es<br />

Antworten auf grundlegende Fragen – z. B.<br />

zu Anwendungsmöglichkeiten oder möglichen<br />

Werkzeugen – und Unterstützung<br />

dabei, eine funktionsfähige Arbeitskonstellation<br />

zu erhalten. Hierzu zählt auch der<br />

Zugang zu den Höchstleistungsrechnern.<br />

Ziel von Sicos BW ist es, dass Unternehmen<br />

letztendlich die Simulation eigenständig<br />

oder mit passenden Partnern in ihren Entwicklungsprozess<br />

einbinden.<br />

Die Beratung erfolgt branchenübergreifend.<br />

Neben schwerpunktmäßig anfragenden<br />

Unternehmen des Industrie- und Technologiesektors<br />

sind es weitere Branchen,<br />

die zu möglichen Anwendungsfeldern für<br />

Simulationstechnologie zählen – sogar nicht<br />

offensichtliche wie Wirtschaft und Finanzen.<br />

Fotos: Aufmacher und 01 HLRS, 02 Sicos BW GmbH<br />

www.sicos-bw.de<br />

<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 55


Wirkungsvoll<br />

unterstützen<br />

Softwarebasierte Planungstools für Antriebstechnik-<br />

Komponenten vereinfachen Prozesse<br />

Die Planung von elektrischen Energieverteilungsanlagen in Industrie und Infrastrukturen<br />

stellt vielfältige Anforderungen. Bei der Projektierung und Dimensionierung von<br />

Frequenzumrichtern und anderen Antriebstechnik-Komponenten wird das vorgelagerte<br />

Netz dennoch oft vernachlässigt. Planungstools sollen das jetzt ändern und den Prozess<br />

schnell und effektiv unterstützen. Lesen Sie mehr.<br />

K<br />

napp zwei Drittel des industriellen Strombedarfs entfallen auf<br />

elektrische Antriebe. Umso entscheidender ist es, von Anfang<br />

an auf die geeignete Antriebstechnik zu setzen und diese bereits in<br />

der Planung durchgängig zu berücksichtigen. Denn elektrische<br />

Antriebe verhalten sich charakteristisch anders als konventionelle<br />

Verbraucher. Vor allem für die Auslegung der elektrischen Energieverteilung<br />

bietet Siemens die Planungstools Simaris Design, Simaris<br />

Project und Simaris Curves. Ausgehend von der Mittelspannung<br />

lässt sich damit softwarebasiert die komplette Planung, Dimensionierung<br />

und Dokumentation bis zu jedem einzelnen Verbraucher<br />

Nicole Wagner ist Mitarbeiterin im Marketing Simaris Planungstools/<br />

Energy Management bei der Siemens AG in Erlangen<br />

abdecken. Zusätzlich zu den Motorstarterkombinationen, die bereits<br />

in Simaris enthalten waren, unterstützen die neuen Versionen<br />

der Planungstools den Planer jetzt auch bei der durchgängigen<br />

Planung der Frequenzumrichter.<br />

Vorschriftenkonforme Planung<br />

Die notwendigen Vorschriften für die Planung und Auslegung elektrotechnischer<br />

Anlagen werden dabei automatisch berücksichtigt.<br />

Die Praxis zeigt, wie wichtig dies ist: Mit wenigen Klicks können in<br />

der Planungssoftware konkrete projektspezifische Gegebenheiten<br />

berücksichtigt werden, die einen Einfluss auf die Dimensionierung<br />

der elektrischen Betriebsmittel haben. So kann z. B. bei der Querschnittsermittlung<br />

für ein Kabel berücksichtigt werden, ob die Verlegung<br />

in der Erde, auf Kabelwannen oder anderweitig erfolgen<br />

56 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

wird. Dies hat einen unmittelbaren Einfluss auf die Belastbarkeit<br />

des Kabels und somit auf den zu wählenden Leitungsquerschnitt.<br />

In der intuitiv bedienbaren Software Simaris Design sind die relevanten<br />

Vorschriften für die gesamte Planung und Auslegung einer<br />

Niederspannungs-Energieverteilung hinterlegt. Neben der Auswahl<br />

der Netzkomponenten werden auch die Rahmenbedingungen<br />

definiert, etwa die Umgebungstemperatur oder auch die Einbaulage<br />

von Stromschienen. Die Software prüft im Hintergrund, ob<br />

diese Eingaben mit den geltenden Normen korrespondieren.<br />

Applikationsspezifische Auswahl und Auslegung<br />

von Frequenzumrichtern<br />

Die Software hilft auch bei der richtigen Auswahl und Auslegung<br />

der Frequenzumrichter gemäß der Applikation Lüften, Pumpen,<br />

Verdichten, Bewegen oder Verarbeiten. Darüber<br />

hinaus berücksichtigt sie sämtliche Einflüsse<br />

bei der Dimensionierung aller Netzkomponenten<br />

wie Schaltern, Transformatoren, Schienenverteilersystemen<br />

und Kabeln.<br />

Bei Motoren und Frequenzumrichtern geht<br />

es dabei vor allem um folgende vier Punkte:<br />

1. Einschalt- und Anlaufstromverhalten:<br />

Aufgrund des hohen Einschaltstromes für die<br />

Beschleunigung der Schwungmasse und wegen<br />

des stark verringerten induktiven Widerstands<br />

des Rotors im Einschaltmoment muss zusätzlich<br />

zum statischen Spannungsfall für diesen<br />

Betriebsfall auch der dynamische Spannungsfall<br />

berücksichtigt werden. Mit Stern-Dreieckund<br />

Sanftanlauf sowie Frequenzumrichter lassen<br />

sich diese Anlaufströme und der dynamische Spannungsfall<br />

im Vergleich zum Direktanlauf reduzieren.<br />

01 Bereits bei der<br />

Planung kann die<br />

Leistung von<br />

Gießharz-Verteilungstransformatoren<br />

durch<br />

Querstromlüfter<br />

erhöht werden<br />

2. Kurzschlussstromverhalten:<br />

Die Basis für die Kurzschlussstromberechnung bildet die EN 60909-0<br />

bzw. VDE 0102. Motorische Verbraucher werden im Kurzschlussfall<br />

durch die mechanische Kopplung an die Arbeitsmaschinen und<br />

deren Massenträgheitsmoment von diesen angetrieben. Sie wirken<br />

hierbei wie ein Generator und speisen ihren Beitrag zum Kurzschlussstrom<br />

an die Fehlerstelle. In dieser Norm wird im Abschnitt<br />

3.8 (Asynchronmotoren) gefordert, dass<br />

n in Netzen der Industrie sowie in Eigenbedarfsanlagen von Kraftwerken<br />

dieser Anteil immer berücksichtigt werden muss,<br />

n in öffentlichen Energieversorgungsnetzen dieser Anteil berücksichtigt<br />

werden muss, wenn der Beitrag der motorischen Verbraucher<br />

zum Kurzschlussstrom I‘‘k > 5 % vom Anfangskurzschlussstrom,<br />

IMPRESSUM<br />

erscheint <strong>2017</strong> im 56. Jahrgang, ISSN 0722-8546<br />

Redaktion<br />

Chefredakteur: Dipl.-Ing. (FH) Dirk Schaar,<br />

Tel.: 06131/992-345, E-Mail: d.schaar@vfmz.de<br />

(verantwortlich für den redaktionellen Inhalt)<br />

Redaktion: Dipl.-Medienwirtin (FH) Marie Krueger,<br />

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Alexandra Pisek M.A., Tel.: 06131/992-266,<br />

E-Mail: a.pisek@vfmz.de, Dipl.-Ing. (FH) Nicole Steinicke,<br />

Tel.: 06131/992-350, E-Mail: n.steinicke@vfmz.de<br />

Redaktionsassistenz: Angelina Haas,<br />

Tel.: 06131/992-361, E-Mail: a.haas@vfmz.de,<br />

Gisela Kettenbach, Melanie Lerch, Petra Weidt,<br />

Ulla Winter (Redaktionsadresse siehe Verlag)<br />

Gestaltung<br />

Anette Fröder, Doris Buchenau, Sonja Schirmer,<br />

Mario Wüst<br />

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<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 57


KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

02 Die Planungstools unterstützen den Planer<br />

nicht nur bei Motorstarterkombinationen,<br />

sondern auch bei der durchgängigen Planung<br />

von Frequenzumrichtern<br />

03 Die Auslegung von Frequenzumrichtern<br />

gemäß der Applikation Lüften, Pumpen,<br />

Verdichten, Bewegen oder Verarbeiten stellt<br />

hohe Anforderungen<br />

der ohne Motoren ermittelt<br />

wurde, beträgt.<br />

Bei der Berechnung dürfen<br />

die Motoren vernachlässigt<br />

werden, die nach Art der<br />

Schaltung (Verriegelung) oder<br />

der Prozessführung nicht gleichzeitig eingeschaltet<br />

sein können. Frequenzumrichter, welche im 2-Quadrantenbetrieb<br />

verwendet werden, liefern keinen zusätzlichen Beitrag zum<br />

Kurzschluss.<br />

3. Elektromagnetische Verträglichkeit:<br />

Besonders Frequenzumrichter weisen durch die nichtlinearen<br />

Bauelemente in den Gleichrichterschaltungen (Thyristoren, Dioden)<br />

eine nichtlineare Strom-Spannungs-Charakteristik auf und<br />

belasten daher trotz der Speisung mit sinusförmiger Spannung das<br />

Netz mit nicht-sinusförmigen Strömen. Diese nicht-sinusförmigen<br />

Ströme, die von den Verbrauchern mit nichtlinearer Charakteristik<br />

stammen, rufen am Innenwiderstand des Transformators nichtsinusförmige<br />

Spannungsfälle hervor und verzerren damit die<br />

Spannung, sodass andere Betriebsmittel im Netz nicht ordnungsgemäß<br />

funktionieren oder Schaden nehmen können. Bereits bei<br />

der Auslegung des Netzes in der Planungsphase sollten hierfür<br />

Gegenmaßnahmen berücksichtigt werden. Die EMV lässt sich<br />

verbessern, indem man Filter zur Reduzierung der Oberschwingungen<br />

verwendet und somit die Lebensdauer der Betriebsmittel<br />

erhöht. Die Verwendung von Drosseln ermöglicht den Einsatz in<br />

höheren Funkstörklassen.<br />

4. Typgeprüfte Gerätekombination:<br />

Für einen zuverlässigen Betrieb bei den Anlaufarten Direkt-Starter,<br />

Reversierbetrieb, Stern-Dreieck- und Sanftanlauf bietet Siemens<br />

typgeprüfte Kombinationen aus sicherungsloser und sicherungsbehafteter<br />

Technik in Kombination mit Schütz und Überlastrelais<br />

an. Bei Frequenzumrichtern werden diese Kombinationen zusätzlich<br />

mit Filter und Drosseln ergänzt. Diese Kombinationen sind auf<br />

ihre Erwärmung, Kurzschlussfestigkeit sowie Verbauung in den<br />

entsprechenden Motor-Control-Centern oder bei Frequenzumrichtern<br />

mit größeren Leistungen in separaten Schränken geprüft<br />

und garantieren dadurch einen zuverlässigen Betrieb.<br />

Mit Simaris Project wird auf der Basis der ausgewählten<br />

Frequenzumrichter die passende Niederspannungsschaltanlage<br />

oder der entsprechende Schrank<br />

ausgewählt und aufgebaut, wodurch der Planer sowohl<br />

konkrete technische Daten als auch den benötigten<br />

Raumbedarf erhält. Zusätzlich werden für die ausgewählten<br />

Frequenzumrichter auch die Ausschreibungstexte<br />

automatisch generiert.<br />

Softwareunterstützung bei der Planung<br />

überlastbarer Transformatoren<br />

Welche Vorteile der Einsatz einer Software-Lösung allgemein bei<br />

der Planung und Dimensionierung von elektrotechnischen Anlagen<br />

und Energieverteilungen bietet, wird z. B. auch bei der korrekten<br />

Dimensionierung und Projektierung von überlastbaren Transformatoren<br />

deutlich.<br />

Die Leistung von Gießharz-Verteilungstransformatoren kann<br />

durch Zusatzlüfter, so genannte Querstromlüfter, erhöht werden.<br />

Bei freier Aufstellung und ausreichender Belüftung ist dadurch eine<br />

Leistungssteigerung von bis zu 50 % möglich. Gerade in der Industrie<br />

und bei großen Infrastrukturprojekten konzentriert sich eine große<br />

Einspeiseleistung an einem Punkt. Mit steigender Transformatorleistung<br />

und bei Parallelbetrieb von Transformatoren steigt auch<br />

die erforderliche Kurzschlussbelastbarkeit der eingespeisten Niederspannungshauptverteilung.<br />

Bei Einsatz der Querstromlüfter kann<br />

in solchen Fällen auch die Kurzschlussleistung begrenzt oder verringert<br />

werden, um so zu einem wirtschaftlicheren Betrieb der<br />

Niederspannungshauptverteilungen zu kommen.<br />

Die korrekte Dimensionierung und Projektierung von elektrischen<br />

Energieverteilungsanlagen bis hin zu Frequenzumrichtern<br />

und anderen Antriebstechnik-Komponenten wird durch Planungstools<br />

erheblich erleichtert. Alle relevanten Parameter für die gesamte<br />

Planung sind in der Software hinterlegt. Das Programm prüft<br />

dann automatisch, ob die jeweiligen Eingaben mit den geltenden<br />

Vorgaben korrespondieren. Die neuen Versionen der Simaris-Tools<br />

von Siemens sind dabei auch auf die spezifischen Anforderungen<br />

von Frequenzumrichtern ausgelegt.<br />

www.siemens.de/simaris<br />

58 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

Verbesserte Brandschutzeigenschaften<br />

Bei der Auswahl von flexiblen, industrietauglichen<br />

Automatisierungsleitungen<br />

standen Anwendern, die eine halogenbzw.<br />

PVC-freie Lösung suchten, bisher<br />

nur PUR-Leitungen zur Verfügung. Mit der<br />

Leitungsserie Motionline Halex bietet das<br />

Unternehmen Nexans jetzt eine Alternative,<br />

die flexibel, robust und schleppkettenfähig<br />

ist. Halex-Leitungen enthalten keine<br />

Halogene und sind – wie PUR-Leitungen –<br />

darüber hinaus schwer entflammbar. Im<br />

Gegensatz zu PVC entwickeln sie im Brandfall<br />

keine extrem giftigen und reizenden<br />

Gase. Ihr Mantel erlaubt kleine Biegeradien<br />

(mind. 2 Mio. Zyklen bei 10 xd), ist abriebfest und widersteht Ölen und Kühlschmierstoffen.<br />

Die neuen Leitungen sind daher ideal, um der Forderung nach PVC-freien Leitungen gerecht<br />

zu werden, ohne Abstriche bei der Funktionalität machen zu müssen. Nexans bietet seine<br />

Leitungen als schleppkettenfähige Sensor-, Servo-, Bus- und Industrial-Ethernet-Leitung sowie<br />

als Energie- und Steuer-Leitung an und folgt damit dem aus dem Consumer-Bereich kommenden<br />

Trend, PVC aus Umweltschutzgründen nicht mehr einzusetzen.<br />

Ein Steckersystem<br />

für alles<br />

Modulare Stecker mit Multirahmen,<br />

die beliebige Steckermodule<br />

für Energie, Signale<br />

und Daten aufnehmen, bietet<br />

das Unternehmen Lapp mit<br />

dem Epic MH-System an.<br />

Kompatibel mit dem Marktstandard<br />

sind die Stecker<br />

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Fehler bei Umstellung der Schmierstoffe vermeiden<br />

Zum Thema „Schmierstoffumstellung richtig machen“ veranstaltet das Beratungsunternehmen<br />

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Konstruktion, Instandhaltung, Service und Technischer Einkauf. Weniger Schmierstoffe<br />

einsetzen, um Beschaffungs- und Lagerkosten zu reduzieren, ist ein häufiger Wunsch. Er ist<br />

aber mit Risiken verbunden. Oft wird z. B. die DIN-Bezeichnung als Richtschnur herangezogen –<br />

Schmierstoffe derselben DIN-Klasse können sich aber im Leistungsverhalten deutlich<br />

unterscheiden. Werden bei der Schmierstoffumstellung Fehler gemacht, wirkt sich dies auf die<br />

Maschinenzuverlässigkeit aus, und es entstehen mehr Instandhaltungskosten. Unternehmen<br />

können zum Thema „Schmierstoff – Lieferanten- und Sortenreduktion“ auch einen eigenen<br />

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<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 59


Analyse des thermischen Verhaltens<br />

von Profilschienenführungen<br />

Bei Vorschubachsen von Werkzeugmaschinen mit serieller<br />

Kinematik wird häufig auf Wälzführungen in Form von<br />

Profilschienenführungen zurückgegriffen, weshalb die Kenntnis<br />

des thermo-elastischen Verhaltens dieser Maschinenkomponenten<br />

für den Aufbau eines aussagekräftigen Prognosemodells<br />

von elementarer Bedeutung ist.<br />

Das thermo-elastische Verhalten von Werkzeugmaschinen stellt<br />

einen wichtigen Bestandteil bei deren Auslegung dar. Im Fokus<br />

des Sonderforschungsbereichs Transregio 96 „Thermo-energetische<br />

Gestaltung von Werkzeugmaschinen“ steht die Erforschung<br />

und Umsetzung von wirksamen Korrektur- und Kompensationslösungen,<br />

die zur spanenden Genauigkeitsbearbeitung unter den<br />

zukünftigen Bedingungen energieeffizienter Fertigung befähigen [1].<br />

Das Teilprojekt B03 „Komponenten- und Baugruppenuntersuchung“<br />

konzentriert sich auf die Untersuchung des thermo-elastischen<br />

Verhaltens von Werkzeugmaschinenkomponenten sowie<br />

‐baugruppen und sieht die Entwicklung von Prognosemodellen zur<br />

Berechnung der thermisch bedingten Strukturverformungen in<br />

Abhängigkeit von messbaren physikalischen Größen vor. In diesem<br />

Zusammenhang werden Vorschubachsen und deren Einzelkomponenten,<br />

unter anderem Profilschienenführungen, untersucht. Abhängig<br />

vom Anwendungsfall werden Profilschienenführungen in<br />

Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher ist Direktor am Werkzeugmaschinenlabor<br />

WZL der RWTH Aachen; Kolja Bakarinow, M.Sc., ist Mitarbeiter am<br />

Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen; Dipl.-Ing. Stephan Neus<br />

ist Gruppenleiter am Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen;<br />

Dr.-Ing. Marcel Fey ist Oberingenieur am Werkzeugmaschinenlabor WZL der<br />

RWTH Aachen; Alexander Steinert ist Mitarbeiter am Werkzeugmaschinenlabor<br />

WZL der RWTH Aachen; Janis Ochel ist Mitarbeiter am Werkzeugmaschinenlabor<br />

WZL der RWTH Aachen<br />

unterschiedlichen Ausführungen (Baugröße, Vorspannklasse) eingesetzt.<br />

Die Bauteilgeometrie und jeweilige Maschinenkinematik<br />

führen häufig zu einem transienten Betrieb. Die Bestimmung des<br />

transienten Wärmeeintrags stellt sich dabei als komplex heraus und<br />

kann mit bisherigen Methodiken nur unzureichend vorhergesagt<br />

werden. Einerseits steht deshalb die Evaluierung verschiedener<br />

Einflussfaktoren auf das Reibverhalten und damit letztlich auch auf<br />

das thermische Verhalten von Profilschienenführungen im Vordergrund.<br />

Hierzu sollen folgende Einflussgrößen betrachtet und variiert<br />

werden:<br />

n Externe Belastung des Führungssystems<br />

n Vorspannklasse<br />

n Betriebstemperatur<br />

n Abstreifer<br />

n Baugröße<br />

n Schmierstoff<br />

Andererseits soll geprüft werden, inwiefern das sich im Betrieb<br />

einer Profilschienenführung einstellende Temperaturfeld auf Basis<br />

der Reibkräfte prognostiziert werden kann. Dazu soll ein aussagekräftiges<br />

Prognosemodell entwickelt werden, welches das entsprechende<br />

Reibverhalten der untersuchten Profilschienenführungen<br />

als Wärmelast beinhaltet und mit dessen Hilfe eine Prognose für<br />

weitere Anwendungsfälle getroffen werden kann.<br />

Verwendeter Prüfstand<br />

Für die Untersuchung von Profilschienenführungen steht ein Prüfstand<br />

bereit, der zur Minimierung der Umgebungseinflüsse in einer<br />

klimatisierten Zelle mit einer Umgebungstemperaturschwankung<br />

von ± 0,5 K untergebracht ist.<br />

60 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


LINEARTECHNIK<br />

01 Aufbau des Prüfstands 02 Abhängigkeit der Reibkraft von der Komponententemperatur<br />

Der Prüfstand besteht im Wesentlichen aus einem länglichen Maschinenbett,<br />

einem darauf mittig befestigten Träger sowie einer<br />

Verfahreinheit, welche den Vorschub realisiert. Diese wird durch<br />

einen Linearmotor angetrieben und auf zwei dauergeschmierten<br />

Profilschienenführungen geführt. Die einachsig verfahrbare Anlage<br />

ist für die Untersuchung von Profilschienenführungen von bis zu<br />

3 m Länge ausgelegt.<br />

Im Zuge der durchzuführenden Versuche werden sowohl an der<br />

Unterseite, als auch an der Oberseite des Trägers je eine Profilschiene<br />

montiert. Zur Realisierung einer externen Belastung werden der<br />

obere und der untere Schuh über zwei seitlich angebrachten Platten<br />

miteinander verbunden. Zur Messung der externen Last ist auf einer<br />

Platte ein Dehnungsmessstreifen appliziert, mit dem die vorherrschende<br />

Kraft an den Schuhen eingestellt werden kann. Die Reibkraft<br />

der Profilschienenführung wird über einen piezo-elektrischen<br />

Kraftsensor gemessen, welcher den oberen Führungsschuh mit der<br />

Antriebseinheit verbindet. Somit wird die der Verfahrbewegung entgegen<br />

gerichtete Widerstandskraft gemessen, welche durch die Reibung<br />

innerhalb der Komponente bestimmt wird. Dabei wird lediglich<br />

die Gesamtreibkraft der Komponente ermittelt. Eine Unterteilung<br />

in ihre Anteile hinsichtlich der beiden Laufflächen ist mithilfe<br />

dieses Versuchsaufbaus allerdings nicht möglich.<br />

03 Vergleich der Baugrößen<br />

Verlauf aufweist, der sich aus dem Zusammenspiel verschiedener<br />

Reibphänomene zusammensetzt.<br />

Bei der Aufnahme der Reibkraft wird auf einen piezo-elektrischen<br />

Kraftsensor zurückgegriffen, dessen absoluter Fehler folgendermaßen<br />

angegeben wird [2]:<br />

Messprinzip und Messtechnik<br />

Profilschienenführungen werden in den meisten Fällen in einem<br />

instationären Zustand betrieben, weshalb der entstehende Wärmeeintrag<br />

als Funktion der Vorschubgeschwindigkeit bekannt sein<br />

muss. Dieser Wärmeeintrag ergibt sich aus der Reibleistung der<br />

Profilschienenführung, welche das Produkt aus Reibkraft F R<br />

und<br />

Vorschubgeschwindigkeit v f<br />

entspricht, Gleichung 1.<br />

Die Reibkraft einer Profilschienenführung ergibt sich aus einer<br />

Überlagerung von Rollreibung, Gleitreibung, Schmierstoffreibung<br />

und Dichtungsreibung und ist daher geschwindigkeitsabhängig. Da<br />

kein ganzheitlicher theoretischer Berechnungsansatz existiert,<br />

muss auf praktische Versuche zurückgegriffen werden. Die Darstellung<br />

der gemessenen Reibkraft über der Geschwindigkeit ergibt<br />

eine sogenannte Stribeck-Kurve, welche einen charakteristischen<br />

Der maximale Fehler des DMS, über den die Last eingestellt wird,<br />

ergibt sich zu [3]:<br />

Aufgrund der Lastabhängigkeit der Reibkraft kommt es bei der<br />

Gesamtunsicherheit zu einer Fehlerfortpflanzung. Unter der Annahme,<br />

dass die Reibkraft dem Coulomb’schen Gesetz folgt und<br />

somit proportional der Last ist, ergibt sich die Gesamtunsicherheit<br />

zu 1,35 %.<br />

Neben den Kraftmessungen werden zudem Dauerversuche<br />

durchgeführt, die der Validierung des Prognosemodells dienen. Im<br />

Zuge dessen wird der zeitliche Verlauf des Temperaturfelds an charakteristischen<br />

Punkten gemessen. Aufgrund der Symmetrie der<br />

Profilschiene und des Trägers stellt sich in Querrichtung ein zur<br />

<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 61


Mitte symmetrisches Profil ein. Ebenfalls ist ein identisches Profil<br />

für die obere und untere Schiene zu erwarten, weshalb auch hier<br />

die Anbringung an einer der Schienen genügt. Die Temperaturmessung<br />

wird an folgenden Stellen durchgeführt:<br />

n ein Umgebungssensor neben dem Prüfstand<br />

n drei Sensoren entlang des Trägers<br />

n drei Sensoren entlang der oberen Profilschiene<br />

n jeweils ein Sensor an den Stirnseiten der oberen Profilschiene<br />

n ein Sensor am Lager<br />

n ein Sensor am oberen Schuh<br />

n ein Sensor am oberen Spannblock<br />

Dabei kommen zwei Arten von Temperatursensoren zum Einsatz.<br />

Längs der Profilschiene wird aus Platzgründen auf schlanke Thermoelemente<br />

zurückgegriffen, deren Gesamtfehler nach [4] folgendermaßen<br />

angegeben wird:<br />

An den restlichen Temperaturstellen befinden sich Pt100-Elemente<br />

der Klasse A. Deren Fehler beträgt [5]:<br />

Analyse unterschiedlicher Einflussfaktoren<br />

Um den Einfluss der unterschiedlichen Faktoren auf den Wärmeeintrag<br />

des Führungssystems klassifizieren zu können, müssen<br />

unterschiedliche Ausführungen von Profilschienen untersucht<br />

werden. Variiert werden demnach die Baugröße, die Vorspannklasse,<br />

der Schmierstoff und die Art der Wälzkörper. Außerdem<br />

wird der Einfluss der Komponententemperatur und des Abstreifers<br />

tiefergehend analysiert. Alle hier genannten Einflüsse werden zudem<br />

bei vier externen Belastungen (0, 5, 10 und 15 kN) untersucht.<br />

Da die Komponenten vom Hersteller bereits eingefahren geliefert<br />

werden, ist ein Einfahrprozess nicht notwendig. Aus den oben genannten<br />

zu untersuchenden möglichen Einflüssen ergibt sich eine<br />

Anzahl aus Reibkraftkennlinien, die im Zuge der Versuchsdurchführung<br />

aufgenommen werden müssen. Sechs Komponentenausführungen<br />

hinsichtlich Baugröße, Vorspannklasse, Schmierung<br />

und Wälzkörper kombiniert mit zwei Komponententemperaturen<br />

(Raumtemperatur, Temperatur bei Dauerbetrieb), zwei Abstreiferkonstellationen<br />

(mit, ohne) und vier Belastungsfällen (0 kN, 5 kN,<br />

10 kN, 15 kN) ergeben insgesamt 96 Stribeck-Kurven.<br />

Versuchsauswertung und Vergleich<br />

Durch die Translation der Verfahreinheit werden die verspannten<br />

Schuhe über die Profilschiene bewegt und die entstehende Reibkraft<br />

über einen Kraftsensor detektiert. Dazu wird die Maschine<br />

CNC gesteuert mit unterschiedlichen Vorschubgeschwindigkeiten<br />

von 0,001 m/min bis 60 m/min verfahren.<br />

Zusätzlich zu der Aufnahme der Stribeck-Kurven ist auch die<br />

konkrete Temperaturverteilung innerhalb der Komponenten zu<br />

untersuchen. Diese dienen insbesondere der Validierung des später<br />

aufgezeigten Prognosemodells. Dazu werden Dauerversuche durchgeführt<br />

und das Temperaturfeld mithilfe der Pt100-Elemente aufgenommen.<br />

Der Prüfstand wird dabei über 8 h mit einer konstanten<br />

Vorschubgeschwindigkeit von 30 m/min verfahren. Danach befindet<br />

sich der Prüfstand im Stillstand, wobei die Sensoren das Temperaturfeld<br />

weiterhin aufzeichnen und somit Informationen bzgl. der<br />

Abkühlkurve vorliegen.<br />

Profilschienenführungen werden in Bearbeitungsprozessen zumeist<br />

instationär beansprucht. Zur Umsetzung des dargestellten<br />

Ansatzes ist hierzu die Konstanz der Reibkraftcharakteristik zu zeigen.<br />

Dies wird im ersten Schritt für die Komponententemperatur<br />

durchgeführt. Bei Beginn eines Dauerversuchs liegt die Temperatur<br />

der Komponenten bei Raumtemperatur. Nach 8 h Dauerversuch<br />

ergibt sich ein höheres Temperaturniveau. Bild 02 zeigt, dass der<br />

Einfluss der Komponententemperatur als vernachlässigbar einzustufen<br />

ist. Das Diagramm zeigt den Verlauf der Reibkraft über der<br />

Komponententemperatur, welche an der Führungsschiene vorliegt<br />

(23 °C bis 32 °C). Für den technisch relevanten Temperaturbereich<br />

von 20 °C bis 35 °C kann die Reibkraft also als temperaturunabhängig<br />

angesehen werden. Die gezeigte Charakteristik ergibt sich für alle<br />

untersuchten Komponenten im gleichen Maße.<br />

Als zweiten Einfluss wird die Baugröße der Profilschienenführung<br />

variiert. Hierzu werden in Bild 03 die Versuchsergebnisse für<br />

die Baugrößen 35 und 45 gegenübergestellt. Aufgrund der größeren<br />

Wälzkörper und größeren Abstreifer liegen die Reibkräfte der größeren<br />

Komponente erwartungsgemäß über denen der kleineren<br />

Komponente. Es zeigt sich, dass die Bauform 45 eine Reibkraft aufweist,<br />

die über den Geschwindigkeitsbereich gemittelt um den Faktor<br />

2,4 größer ist als die der Bauform 35. Ein Vergleich der Lastabhängigkeit<br />

zeigt, dass durch die Lasterhöhung auf 10 kN eine um<br />

66 % höhere Reibkraft vorliegt. Die Baugröße weist dementsprechend<br />

einen erheblichen Einfluss auf das Reibverhalten auf.<br />

In einem weiteren Vergleich wird der Einfluss der verwendeten<br />

Wälzkörper untersucht. Dazu werden in Bild 04 die Versuchsergebnisse<br />

von Komponenten mit Rollen und welchen mit Kugeln als<br />

Wälzkörper verglichen. Die jeweiligen Kurven gleicher Wälzkörper<br />

zeigen einen parallelen Verlauf mit konstantem Versatz auf. Die<br />

Form der Wälzkörper bedingt jedoch eine unterschiedliche Charakteristik<br />

bei Variation von Last und Geschwindigkeit:<br />

n Zylinderrollen reagieren empfindlich auf Geschwindigkeitsänderungen.<br />

n Kugeln reagieren empfindlich auf Laständerungen.<br />

Deutlich wird der erste Aspekt an der im Verhältnis zu den Kugeln<br />

gesehen höheren Steigung ∂F R<br />

/∂v der Stribeck-Kurve. Die Reibkraft<br />

steigt hier signifikant um fast 60 N an, während sie bei Kugeln lediglich<br />

um ca. 15 N steigt. Daraus lässt sich schließen, dass bei der Auswahl<br />

der Wälzkörper insbesondere für Schnelllauf-Anwendungen<br />

Kugeln vorzuziehen sind, da sie weniger Reibung und damit auch<br />

weniger Wärme erzeugen. Auf der anderen Seite sind Rollen dann<br />

vorzuziehen, wenn höhere Lasten erwartet werden müssen. Der<br />

Versatz zwischen den beiden Lastfällen 0 kN und 5 kN ist mit ca.<br />

5-10 N deutlich geringer als bei den Kugeln mit ca. 45 N.<br />

Im Vergleich der Schmierstoffe zeigt sich, dass der Schmierstoff<br />

Fett bei gleicher Last eine deutlich größere Reibung aufweist als Öl<br />

(Bild 05). Beide dem Fett zugeordneten Kurven liegen deutlich<br />

über den entsprechenden Kurven für die Ölschmierung. Dabei hat<br />

das Fett sogar einen größeren Einfluss als die zugrunde gelegte<br />

Last. Bei 0 kN Last übersteigt die Reibkraft der fettgeschmierten<br />

Komponente die Reibkraft der ölgeschmierten Komponente bei<br />

10 kN Last. Insgesamt ergibt sich durchschnittlich eine ca. 30 % höhere<br />

Reibkraft, wenn die Profilschienenführung mit Fett betrieben<br />

wird. Dieser Umstand lässt sich mit der Zusammensetzung des<br />

62 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


LINEARTECHNIK<br />

Fetts begründen. Fette bestehen im Wesentlichen aus drei Komponenten:<br />

Grundöl, Eindicker und Additive. Während das Öl die reibungsminimierenden<br />

Eigenschaften übernimmt, sorgt der Eindicker<br />

für die pastöse Form, sodass ein Ölreservoir entsteht. Ein kontinuierlicher<br />

Zufluss von Schmiermittel ist dadurch nicht mehr notwendig.<br />

Über Additive lassen sich gewisse Eigenschaften des Fettes wie<br />

zum Beispiel die chemische Beständigkeit verbessern. Im Gegensatz<br />

zur reinen Ölschmierung befinden sich neben dem Schmierstoff<br />

also noch weitere Komponenten höherer Viskosität zwischen<br />

den sich bewegenden Körpern, wodurch es zu einer deutlich erhöhten<br />

Fluidreibung kommt [6].<br />

Im folgenden Abschnitt soll der Einfluss der Vorspannklasse aufgezeigt<br />

werden, dabei entspricht V1 einer Vorspannung von 2 800 N,<br />

V2 einer Vorspannung von 7 500 N und V3 einer Vorspannung von<br />

12 150 N. Wird die Profilschienenführung ohne Last betrieben, so<br />

ist kein Unterschied zwischen den Vorspannklassen zu erkennen.<br />

Das lässt sich mit dem Einfluss des Abstreifers erklären. Bei sehr<br />

kleinen Lasten wird die gesamte Reibkraft im Wesentlichen durch<br />

den Abstreifer beeinflusst, welcher von den Vorspannklassen unabhängig<br />

ist. Bei Steigerung der Last verringert sich dieser Einfluss,<br />

und die Vorspannung der Führungsschuhe gewinnt an Bedeutung.<br />

Die Versuchsergebnisse der Komponenten (Abbildung 6) zeigen,<br />

dass eine Steigerung der Vorspannklasse eine Senkung der Reibkraft<br />

zur Folge hat.<br />

Im letzten Abschnitt soll auf den Einfluss der Abstreifer eingegangen<br />

werden. Dazu werden alle Stribeck-Kurven sowohl mit als auch<br />

ohne Abstreifersystem vermessen. Ein Vergleich der Daten zeigt,<br />

dass die Abstreifer einen bedeutenden Einfluss auf die entstehende<br />

Reibkraft haben, der jedoch wesentlich von der Bauart des Schuhs<br />

und somit von der Bauform des Abstreifers abhängt. Der Einfluss<br />

des Abstreifers lässt sich nicht in einem einzelnen Wert definieren,<br />

da die durch den Abstreifer verursachte Reibkraft ein Verhalten aufweist,<br />

welches wiederum selbst einer Stribeck-Kurve ähnelt. Das<br />

Reibverhalten der Abstreifer widerspricht somit der theoretischen<br />

Annahme, dass das Coulomb‘sche Gesetz anwendbar ist, da neben<br />

der Lastabhängigkeit, die durch dieses Modell abgebildet wird,<br />

auch eine Geschwindigkeitsabhängigkeit besteht. Diese Abhängigkeit<br />

haben bereits Versuche mit Lagerdichtungen [7] gezeigt. Die im<br />

Rahmen dieser Versuchsreihe untersuchten Lasten haben einen<br />

geringeren Einfluss als die Geschwindigkeit, deren Steigerung in<br />

der Regel eine Steigerung der Reibkraft des Abstreifers zur Folge hat.<br />

Zusammenfassend zeigt das Abstreifersystem keinen konstanten<br />

Einfluss auf die Reibkraft, weswegen für verschiedene Geschwindigkeiten<br />

und Lasten auf experimentell bestimmte Werte zurückgegriffen<br />

werden sollte.<br />

Aufbau eines Prognosemodells<br />

Unter der Annahme, dass die Struktur des Prüfstands nur wenig<br />

Wärme abführt, wird der Einfluss des Prüfstands durch eine quaderförmige<br />

Platte abgebildet. Auf das Maschinenbett und andere<br />

passive Komponenten kann in diesem Modell somit verzichtet werden.<br />

Diese Annahmen reduzieren das Modell auf eine Platte, auf<br />

welcher die Profilschiene samt Führungsschuh und Aufbau angebracht<br />

sind.<br />

Diese fünf Modellteile sind durch Parameter untereinander und<br />

mit der Umgebung verknüpft. Hierbei handelt es sich um Wärmeübergangskoeffizienten,<br />

die zunächst unbekannt sind. Alle anderen<br />

04 Vergleich der Wälzkörper<br />

05 Vergleich der Schmierstoffe<br />

06 Vergleich der Vorspannklassen mit Abstreifer<br />

relevanten Parameter, wie Dichte, Wärmeleitfähigkeit und spezifische<br />

Wärmekapazität, sind stoffabhängig. Die verwendeten Materialien<br />

sind bekannt und in der Simulationssoftware bereits hinterlegt.<br />

Konvektion lässt sich in natürliche und in erzwungene Konvektion<br />

unterteilen. Für beide Arten der Konvektion existieren theoretische<br />

Berechnungsansätze, die für das Prognosemodell herangezogen<br />

werden. Die Werte für die natürliche Konvektion werden als Funktion<br />

der Temperaturdifferenz zwischen Oberfläche und Umgebung hinterlegt,<br />

während die erzwungene Konvektion als konstant angesehen<br />

<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 63


werden kann. Der Wärmeübergangskoeffizient α berechnet sich<br />

dabei nach folgender Formel [8]:<br />

α: Wärmeübergangskoeffizient<br />

Nu: Nußelt-Zahl<br />

λ F<br />

: Wärmeleitfähigkeit des Fluids<br />

L: charakteristische Länge<br />

Für die natürliche Konvektion ergibt sich die Nußelt-Zahl folgendermaßen:<br />

Nu: Nußelt-Zahl<br />

Pr: Prandtl-Zahl<br />

Gr: Grashof-Zahl<br />

Der funktionale Zusammenhang dieser Größen ist geometrieabhängig<br />

und lässt sich den Literaturangaben [8] entsprechend entnehmen.<br />

Während die Prandtl-Zahl eine temperaturabhängige<br />

Stoffgröße ist, die näherungsweise als konstant angesehen werden<br />

kann, kann die Grashof-Zahl berechnet werden. Für eine erzwungene<br />

Konvektion gilt:<br />

Nu: Nußelt-Zahl<br />

Pr: Prandtl-Zahl<br />

Re: Reynolds-Zahl<br />

Auch hier ist das Zusammenspiel beider Größen geometrieabhängig.<br />

Die Reynolds-Zahl ist geschwindigkeitsabhängig. Die erzwungene<br />

Konvektion wird im Modell nur auf den Schuh und dessen<br />

Aufbau angewendet, welcher vereinfacht als Quader angenommen<br />

wird. Aus der Verfahrbewegung des Schuhs folgend, besteht dieser<br />

bei einer seitlichen Anströmung aus drei längs angeströmten Flächen<br />

und aus zwei theoretisch periodisch frontal angeströmten Flächen.<br />

Für ein solches instationäres Verhalten finden sich allerdings keine<br />

verlässlichen Berechnungsgrundlagen, weshalb beide Flächen ebenfalls<br />

als seitliche Flächen angenommen werden.<br />

Für die Aufheizphase ergibt sich der Wärmeübergangskoeffizient α<br />

aus einer kombinierten Nußelt-Zahl, in welcher natürliche und erzwungene<br />

Konvektion verrechnet sind. Die kombinierte Nußelt-<br />

Zahl ergibt sich wie folgt [9]:<br />

Nu ges<br />

: Kombinierte Nußelt-Zahl<br />

Nu erz<br />

: Nußelt-Zahl der erzwungenen Konvektion<br />

Nu nat<br />

: Nußelt-Zahl der natürlichen Konvektion<br />

Neben der Konvektion ist zudem die Wärmestrahlung der Komponenten<br />

zu betrachten. Die abgestrahlte Leistung ergibt sich nach<br />

dem Stefan-Boltzmann-Gesetz und ist abhängig von der vierten<br />

Potenz der Körper- und der Umgebungstemperatur, wodurch sich<br />

folgender Zusammenhang ergibt:<br />

: Wärmestrom<br />

ε: Emissionskoeffizient<br />

σ: Stefan-Boltzmann-Konstante<br />

A O<br />

: Oberfläche des strahlungs-emittierenden Körpers<br />

T ε<br />

: Temperatur des strahlungs-emittierenden Körpers<br />

T u<br />

= Umgebungstemperatur<br />

Um den Rechenaufwand zu verringern, wird die Gleichung linearisiert<br />

und somit ein Wärmeübergangskoeffizienten α Strahlung<br />

ermittelt,<br />

welcher im Anschluss mit dem Konvektionswerten verrechnet werden<br />

kann. Der Ausdruck lässt sich durch die dritte binomische<br />

Formel in folgende Form bringen:<br />

bzw.:<br />

mit<br />

Dieser Ansatz ist möglich, da die Wärmeübergangskoeffizienten<br />

für diskrete Temperaturunterschiede der Bauteiloberfläche zur<br />

Umgebung berechnet werden und tabellarisch hinterlegt werden.<br />

Aus diesem Grund ist keine Linearisierung im Sinne einer Taylorreihenentwicklung<br />

mit dem Abbruch nach dem ersten Glied gemeint,<br />

sondern lediglich eine Darstellung der Stefan-Boltzmann-<br />

Gleichung mit einer Abhängigkeit des Wärmestroms von einer<br />

Temperaturdifferenz. Das in der Gleichung enthaltene ε ist der<br />

Emissionskoeffizient, der dimensionslos angibt, wie stark ein Körper<br />

Strahlung emittiert. Dieser wird im Wesentlichen durch den<br />

Werkstoff und durch die Oberflächenbeschaffenheit beeinflusst.<br />

In der Literatur [8] sind Werte für den Emissionsgrad der jeweiligen<br />

Oberflächen zu finden.<br />

Insgesamt ergibt sich also ein Wärmeübergangskoeffizient, der<br />

sich aus der Summe der Übergangskoeffizienten für Konvektion<br />

und für Strahlung ergibt. Somit werden letztlich drei Phänomene<br />

der Wärmeübertragung (Wärmeleitung, Konvektion und Strahlung)<br />

in diesem Modell berücksichtigt.<br />

Zwischen den fünf Modellbauteilen existieren weiterhin vier<br />

Kontaktflächen mit je einem Kontaktwärmeübergang. Die entsprechenden<br />

Koeffizienten werden vom Lehrstuhl für Wärme- und Stoffübertragung<br />

der RWTH Aachen (WSA) anhand der Oberflächenbeschaffenheit<br />

sowie des Kontaktdrucks in der Fuge ermittelt. Der<br />

letzte verbleibende Durchgangskoeffizient zwischen Schuh und<br />

Schiene wird durch einen eigenen Versuch bestimmt.<br />

Der Wärmeeintrag ist äquivalent zur Reibleistung und lässt sich<br />

somit aus den Stribeck-Kurven berechnen. Die Dauerversuche werden<br />

mit einer konstanten Geschwindigkeit von 30 m/min betrieben.<br />

Die zu dieser Geschwindigkeit gehörende Reibkraft kann der Reibkennlinie<br />

entnommen werden und liefert im Produkt mit der Verfahrgeschwindigkeit<br />

die Reibleistung. Im Prognosemodell wird<br />

dieser Wärmeeintrag über die gesamte Verfahrlänge des Schuhs auf<br />

die Schiene angewendet. Die Flächen, auf die dieser Wärmeeintrag<br />

im Modell wirkt, hängen von dem Entstehungsort ab. Der Anteil der<br />

Reibleistung, der durch die Abstreifer verursacht wird, wird auf die<br />

gesamte Oberfläche der Schiene angewendet, die von den Abstreifern<br />

berührt wird. Der Teil des Wärmeeintrags aufgrund des Wälzkontakts<br />

wirkt auf die Wälzkörperlaufflächen, welche allerdings um<br />

die Randstücke, auf denen der Schuh im Versuch nicht fährt, reduziert<br />

werden. Diese Maßnahme ist in Bild 07, angedeutet durch die<br />

hellen Striche, erkennbar.<br />

64 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>


LINEARTECHNIK<br />

Die Validierung<br />

Der Vergleich in Bild 08 zwischen den Messwerten und dem Prognosemodell<br />

zeigt, dass die Realität durch das Modell mit hoher<br />

Genauigkeit abgebildet werden kann. Für die Profilschiene ergeben<br />

sich in der Aufheizphase maximale absolute Abweichungen von<br />

ungefähr 0,6 °C. Als relative Abweichung ergibt sich bezogen auf<br />

das gemessene Temperaturdelta ein Unterschied von maximal<br />

7,5 %. Die maximale absolute Abweichung an der Platte, welche<br />

den gesamten Prüfstand abbildet, ergibt sich zu 1 °C, was einer<br />

relativen Abweichung von 12,5 % entspricht. Für den Aufbau auf<br />

dem Führungsschuh ergeben sich absolute Abweichungen von<br />

maximal 0,95 °C bei einer relativen Abweichung von ca. 10 %. Da es<br />

beispielsweise an den Seiten der Platte zu verhältnismäßig kleinen<br />

Temperaturänderungen kommt, führen hier schon kleine Abweichungen<br />

des Prognosemodells zu den oben genannten relativen<br />

Abweichungen. Die stationäre Endtemperatur wird an allen Messpunkten<br />

mit sehr hoher Genauigkeit prognostiziert. In der Abkühlphase<br />

erreichen die absoluten Abweichungen über 2 °C. Im Mittel<br />

liegt somit eine relative Abweichung zwischen Messung und Prognosemodell<br />

unter 10 % vor.<br />

Die in der Abkühlphase relativ hohen Abweichungen liegen in der<br />

Wahl der geometrischen Abbildung des Prüfstands begründet. Zur<br />

Vereinfachung des Modells wird der gesamte Prüfstandsaufbau<br />

durch eine Platte repräsentiert, wodurch sich die ergebende Wärmeabgabe<br />

nicht nach Literaturangaben bestimmen lässt. Der Vergleich<br />

zeigt, dass diese entsprechend angepasst werden muss. Die Ergebnisse<br />

zeigen, dass das Modell hinreichend genau ist, um das thermische<br />

Verhalten von Profilschienenführungen vorherzusagen.<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Als Ergebnis lassen sich die einzelnen Einflüsse auf das thermische<br />

Verhalten von Profilschienenführungen nun sowohl qualitativ als<br />

auch quantitativ gegeneinander abschätzen. Dauerversuche zeigen,<br />

dass Komponententemperaturen zwischen 20 °C und 35 °C<br />

keine messbaren Auswirkungen auf die Reibkraft haben. Untersuchungen<br />

verschiedener Wälzkörper ergeben, dass Profilschienenführungen<br />

mit Kugeln empfindlich auf Laständerungen reagieren<br />

und dass Zylinderrollen eine stärkere Abhängigkeit von der Verfahrgeschwindigkeit<br />

aufweisen. Weiterhin zeigt die Analyse der<br />

Vorspannklassen, dass für definierte Bereiche der Verfahrgeschwindigkeit<br />

eine verringerte Reibkraft erzielt werden kann. Bei lastfreiem<br />

Betrieb dominiert der Einfluss des Abstreifers, welcher jedoch<br />

ebenfalls einen Stribeck-ähnlichen Verlauf aufweist und somit<br />

nicht als konstanter Faktor berücksichtigt werden kann. Weiterhin<br />

zeigt sich, dass eine Fettschmierung grundsätzlich zu deutlich höheren<br />

Reibkräften führt. Teilweise ergibt sich bei einer Fettschmierung<br />

die doppelte Reibkraft im Vergleich zu einer Ölschmierung.<br />

Im Vergleich zweier unterschiedlicher Baugrößen zeigt sich, dass<br />

die Reibkraft der Baugröße 45 ca. 55 % über der Reibkraft der<br />

Baugröße 35 liegt.<br />

Durch die Kenntnis der sich einstellenden Reibkräfte kann der<br />

Wärmeeintrag einer sich im Betrieb befindlichen Profilschienenführung<br />

somit bestimmt werden. Dieser Wärmeeintrag lässt sich als<br />

Wärmelast für ein Prognosemodell übernehmen. Das sich einstellende<br />

Temperaturprofil kann hierdurch mit hoher Genauigkeit prognostiziert<br />

werden. z<br />

07 Simulationsmodell für die Komponente<br />

08 Vergleich zwischen Versuch und Simulation<br />

Literaturverzeichnis:<br />

[1] Großmann, K.: Thermo-energetic Design of Machine Tools. Heidelberg, New<br />

York, London: Springer, 2015<br />

[2] Kistler Group: Quarzkristall-Kraftmesselemente. Winterthur, Firmenschrift,<br />

ohne Jahresangabe<br />

[3] Pfeifer, T.; Profos, P.: Handbuch der industriellen Meßtechnik. 6. Aufl.,<br />

München: Oldenbourg, 1994<br />

[4] Norm DIN EN 60584 Teil 1. Thermoelemente. Thermospannungen und<br />

Grenzabweichungen, 2015<br />

[5] Norm DIN EN 60751. Industrielle Platin-Widerstandsthermometer und<br />

Platin-Temperatursensoren, 2009<br />

[6] Exxon Mobil Corporation: Fett – Bestandteile und Eigenschaften. Firmenschrift,<br />

2012<br />

[7] Schaeffler Wälzlager oHG: Labyrinthdichtungen für Wälzlager. Homburg<br />

(Saar). Firmenschrift, 1995<br />

[8] VDI e.V.: VDI-Wärmeatlas. Springer, 2013<br />

[9] Gleich, S.: Simulation des thermischen Verhaltens spanender Werkzeugmaschinen<br />

in der Entwurfsphase. Diss. TU Chemnitz, 2008<br />

Danksagung<br />

Die Autoren danken der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)<br />

für die finanzielle Unterstützung des Sonderforschungsbereichs<br />

Transregio 96, Teilprojekt B03: „Komponenten- und Baugruppenuntersuchung“.<br />

<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 65


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IM NÄCHSTEN HEFT: 3/<strong>2017</strong><br />

ERSCHEINUNGSTERMIN: 10. 03. <strong>2017</strong> • ANZEIGENSCHLUSS: 21. 02. <strong>2017</strong><br />

01<br />

02<br />

03<br />

04<br />

01 Veränderte Klimaziele, Nachhaltigkeitserwartungen und der Zwang<br />

zur Reduzierung der Abfallmengen fordern zukunftsweisende energieeffiziente<br />

Innovationen. Deshalb nutzt die Industrie u. a. die technische<br />

Simulation, um die erhöhte Komplexität in den Griff zu bekommen.<br />

02 Das Londoner Crossrail-Projekt ist die wohl derzeit größte Baustelle<br />

Europas. Um das U-Bahnnetz für die Zukunft zu rüsten, entstehen dort zwei<br />

neue, je ca. 21 kilometerlange Tunnelröhren mit 6 m Durchmesser. Ohne<br />

Automatisierungslösungen kommt ein solches Bauvorhaben nicht aus.<br />

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als E-Paper:<br />

www.engineering-news.net<br />

Redaktion:<br />

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MDA Technologies:<br />

www.en.engineering-news.net<br />

03 Nicht nur in der Industrie, auch in der Sportwissenschaft werden<br />

modernste Sensortechniken eingesetzt. So liefert ein berührungsfrei<br />

arbeitender magnetostriktiver Wegaufnehmer mit freiem Positionsgeber<br />

entscheidende Daten zur Wurftechnik von Leistungssportlern.<br />

04 Das weltstärkste Großlager-Prüfzentrum hat sein Herzstück<br />

erhalten: Eine 125 t schwere „Untertasse“ ist in den größeren der<br />

beiden neuen Prüfstände eingeschwebt. Sie wird die Prüflinge an ihre<br />

absoluten Belastungsgrenzen treiben.<br />

(Änderungen aus aktuellem Anlass vorbehalten)<br />

<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong> 67


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