Cruiser im September 2017
Cruiser im September: Wir haben eine Regenbogenfamilie besucht und nachgefragt, wie einfach oder schwierig sich diese Lebensform gestaltet. Ausserdem: Das grosse Interview mit Richard Gere und: Wie steht es eigentlich um LGBT* Flüchtlinge?
Cruiser im September: Wir haben eine Regenbogenfamilie besucht und nachgefragt, wie einfach oder schwierig sich diese Lebensform gestaltet. Ausserdem: Das grosse Interview mit Richard Gere und: Wie steht es eigentlich um LGBT* Flüchtlinge?
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
cruiser<br />
SEPTEMBER <strong>2017</strong> CHF 7.50<br />
DAS GRÖSSTE<br />
SCHWEIZER<br />
GAY-MAGAZIN<br />
1<br />
GAY…<br />
UND KIND?<br />
KLAR DOCH!<br />
DAVID HASSELHOFF<br />
Das grosse Interview<br />
LGBT*-FLÜCHTLINGE<br />
Keine Chance auf eine Zukunft?<br />
REGENBOGENFAMILIEN<br />
Postmoderne Rollenbilder<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
2<br />
SLIPPERY<br />
SUBJECTS<br />
Securion<br />
kommt.<br />
Mach dich bereit!<br />
Kein Risiko <strong>im</strong> Oktober, HIV-Test <strong>im</strong><br />
November. drgay.ch/securion<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
3<br />
EDITORIAL<br />
Liebe Leser<br />
In den 30 Jahren <strong>Cruiser</strong> hat es bisher noch nie ein Kind aufs Cover<br />
geschafft. Nicht, weil wir das nicht wollten, sondern weil es keinen<br />
Sinn gemacht hätte. Zu <strong>Cruiser</strong>-Gründerzeiten hätte es kaum einer zu<br />
träumen gewagt, dass das Thema «Adoption» oder «Regenbogenfamilie»<br />
je eines werden würde. Dass das so ist, ist eine tolle Leistung<br />
von unseren «Vorkämpfern». Nur – wie der Artikel ab Seite 4 zeigt,<br />
sind wir noch lange nicht am Ziel. Wir haben in unserer Titelgeschichte<br />
auch eine Weltkarte mit dem Status-Quo der aktuellen Situation rund<br />
um die LGBT*-Akzeptanz – es gibt <strong>im</strong>mer<br />
noch erschreckend viele rote Stellen auf dieser<br />
Karte. Rot bedeutet, dass gleichge schlechtliche<br />
Liebe nicht akzeptiert ist oder sogar mit<br />
dem Tod bestraft wird. Aus diesem Grund<br />
müssen queere Menschen aus ihrer He<strong>im</strong>at<br />
fliehen. Queere Flüchtlinge sind daher ebenfalls<br />
ein Thema in dieser Ausgabe.<br />
Herzlich; Haymo Empl<br />
Chefredaktor<br />
INHALT<br />
4 Thema<br />
Queer und Familie<br />
8 Reportage Mary’s Old T<strong>im</strong>ers Bar<br />
11 Interview Richard Gere<br />
14 kulutr national & international<br />
16 Thema LGBT*-Flüchtlinge<br />
19 kolumne michi rüegg<br />
20 kultur buchtipp<br />
21 kolumne mirko<br />
IMPRESSUM<br />
CRUISER MAGAZIN PRINT<br />
ISSN 1420-214x (1986 – 1998) | ISSN 1422-9269<br />
(1998 – 2000) | ISSN 2235-7203 (Ab 2000)<br />
Herausgeber & Verleger Haymo Empl, empl.media<br />
Infos an die Redaktion redaktion@cruisermagazin.ch<br />
Chefredaktor Haymo Empl<br />
Stv. Chefredaktorin Birgit Kawohl<br />
Bildredaktion Haymo Empl, Astrid Affolter. Alle Bilder<br />
mit Genehmigung der Urheber.<br />
Art Direktion Astrid Affolter<br />
Agenturen SDA, DPA, Keystone<br />
Autor_Innen Vinicio Albani, Anne Andresen,<br />
Yvonne Beck, Haymo Empl, Andreas Faessler,<br />
Birgit Kawohl, Moel Maphy, Michi Rüegg,<br />
Alain Sorel, Peter Thommen<br />
Korrektorat | Lektorat Birgit Kawohl<br />
Anzeigen anzeigen@cruisermagazin.ch<br />
Christina Kipshoven | Telefon +41 (0) 31 534 18 30<br />
WEMF beglaubigte Auflage 11 539 Exemplare<br />
Druck Druckerei Konstanz GmbH<br />
Wasserloses Druckverfahren<br />
REDAKTION UND VERLAGSADRESSE<br />
<strong>Cruiser</strong> | Clausiusstrasse 42, 8006 Zürich<br />
redaktion@cruisermagazin.ch<br />
Telefon +41 (0)44 586 00 44 (vormittags)<br />
Haftungsausschluss, Gerichtsstand und weiterführende<br />
Angaben auf www.cruisermagazin.ch<br />
Der nächste <strong>Cruiser</strong> erscheint am 1. Oktober <strong>2017</strong><br />
Wir vom <strong>Cruiser</strong> setzen auf eine grösstmögliche Diversität<br />
in Bezug auf Gender und Sexualität sowie die Auseinandersetzung<br />
mit diesen Themen. Wir vermeiden darum Eingriffe<br />
in die Formulierungen unserer Autor_Innen in Bezug auf<br />
diese Bereiche. Die von den Schreibenden gewählten<br />
Bezeichnungen können daher zum Teil von herkömmlichen<br />
Schreibweisen abweichen. Geschlechtspronomen werden<br />
entsprechend <strong>im</strong>plizit eingesetzt, der Oberbegriff Trans*<br />
beinhaltet die entsprechenden Bezeichnungen gemäss<br />
Medienguide «Transgender Network Schweiz». Um es kurz<br />
zu machen: Im <strong>Cruiser</strong> schreiben die Menschen als solche.<br />
22 Serie Was macht eigentlich …<br />
25 kultur buchtipp<br />
26 NEWS national & international<br />
28 Interview Regenbogenfamilien<br />
31 marktplatz kleinanzeigen<br />
32 RATGEBER DR. GAY<br />
33 KOLUMNE PETER THommen<br />
34 Flashback cruiser vor 30 Jahren<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
4<br />
thema<br />
Queer und Familie<br />
ÜBER DEN ALLTAG ALS<br />
REGENBOGEN FAMILIE<br />
Als homosexuelles Paar mit Kindern<br />
steht man mit seiner Idee von Familie<br />
oft noch recht allein auf weiter Flur.<br />
Doch es gibt es <strong>im</strong>mer mehr Paare, die<br />
sich dazu entschliessen, sich gemeinsam<br />
ihren Kinderwunsch zu erfüllen.<br />
Bis Regen bogen familien zum normalen<br />
Gesellschaftsbild gehören, braucht<br />
es noch Zeit, angepasste Ge setze –<br />
und vor allem Aufklärungsarbeit.<br />
Livia und Tatjana haben sich für Kinder entschieden:<br />
Noch sind Regenbogenfamilien die Ausnahme.<br />
Vo n A n n e A n d r e s e n<br />
Livia und Tatjana sind um die dreissig<br />
und haben sich schon früh dafür entschieden,<br />
gemeinsam eine Familie zu<br />
gründen. Trotzdem hat es eine Zeit gedauert.<br />
«In anderen Beziehungen ist die Familienplanung<br />
etwas, auf das man es vielleicht<br />
eher ankommen lassen kann. Aber für uns<br />
war klar, dass es ein gemeinsamer Weg<br />
wird, den, der seine Herausforderungen mit<br />
sich bringt.» Heute sind sie Mütter von zwei<br />
Kindern und glücklich, dass sich ihr<br />
Wunsch erfüllt hat. Dass sie als Familie auf<br />
der Strasse oftmals noch mit Vorurteilen<br />
konfrontiert sind, nehmen die beiden mit<br />
Humor. Auf Fragen wie «Wer ist denn bei<br />
euch der Papa?» reagieren sie inzwischen<br />
gelassen. «Die Gesellschaft ist eben noch<br />
nicht so weit, die Bilder in den Köpfen sind<br />
noch <strong>im</strong>mer am klassischen Familienmodell<br />
orientiert. Für uns als Familie steht da<br />
ein gesellschaftlicher Auftrag <strong>im</strong> Fokus,<br />
aufzuzeigen, dass unser Familienmodell<br />
auch eine Möglichkeit von vielen ist.» Dabei<br />
sei es egal, ob man in Berlin oder in Oberbayern<br />
lebe, sagen sie, die Fragen seien<br />
überall dieselben.<br />
Auch dass das Gegenüber oftmals bereits<br />
<strong>im</strong> zweiten Satz verblüfft fragt «Wie habt<br />
ihr denn das gemacht?», gehört zu den normalen<br />
Situationen, die man als Queerfamily<br />
auf der Strasse erlebt. Die Grenzen zur Int<strong>im</strong>sphäre<br />
werden da schnell einmal eingerissen.<br />
Dabei würde niemandem in den Sinn<br />
kommen, ein heterosexuelles Pärchen zu<br />
fragen, wie sie ihr Kind gemacht haben, obwohl<br />
Sex dafür schon lange keine Voraussetzung<br />
mehr ist und Fruchtbarkeitsprobleme<br />
heutzutage in <strong>im</strong>mer mehr Beziehungen<br />
Thema werden. Wo man über Daniela und<br />
Stephan die heisse Information gern hinter<br />
vorgehaltener Hand weitergibt, ist es bei<br />
homosexuellen Paaren eben offensichtlich,<br />
dass man Tricks angewendet hat, um an ein<br />
Kind zu kommen. Dies sei eben eine Frage,<br />
die beantwortet sein will, meinen die beiden.<br />
Wenn irgendwann der Wunsch nach<br />
einer eigenen Familie da ist, sehen sich Paare<br />
oftmals als erstes mit der Frage konfrontiert:<br />
Wie soll das gehen? Denn die Wege<br />
zum eigenen Kind sind oftmals verschlungen.<br />
Das Gesetz verwehrt gleichgeschlechtlichen<br />
Paaren noch <strong>im</strong>mer Methoden, die<br />
heute dank der modernen Medizin heterosexuellen<br />
Paaren und sogar alleinstehenden<br />
Personen offenstehen. Und das, wo sie<br />
biologisch gegenüber heterosexuellen Paaren<br />
sowieso benachteiligt sind. Zwar gibt es<br />
auch in der Schweiz seit 2007 die Eingetragene<br />
Lebenspartnerschaft für gleichgeschlechtliche<br />
Paare, doch anders als verheiratete<br />
Ehepaare dürfen sie weder Kinder<br />
adoptieren noch reproduktionsmedizinische<br />
Hilfe in Anspruch nehmen.<br />
Auch die Adoption eines Kindes ist für<br />
gleichgeschlechtliche Paare nicht erlaubt.<br />
Anders in Deutschland: Seit diesem Juni<br />
wurde <strong>im</strong> Bundestag die Ehe für alle angenommen,<br />
und damit wird in unserem Nachbarland<br />
ab Oktober auch die Adoption für<br />
gleichgeschlechtliche Paare möglich sein.<br />
Die Stiefkindadoption, d.h. die Adoption<br />
eines in die Partnerschaft mitgebrachten<br />
Kindes (beispielsweise aus einer früheren<br />
heterosexuellen Beziehung) ist auch in der<br />
Schweiz möglich, sich als homosexuelles<br />
Paar für eine Adoption zu bewerben jedoch<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
thema<br />
Queer und Familie<br />
5<br />
nicht. Dabei können selbst Alleinstehende<br />
in der Schweiz Kinder adoptieren.<br />
Nur die Stiefkindadoption ist möglich<br />
Die Stiefkindadoption, d.h., die Adoption<br />
eines in die Partnerschaft mitgebrachten<br />
Kindes (beispielsweise aus einer früheren<br />
heterosexuellen Beziehung) ist möglich, sich<br />
als homosexuelles Paar für eine Adop tion<br />
zu bewerben, jedoch nicht. Selbst Allein <br />
stehende können in der Schweiz Kinder<br />
adoptieren. Ob sie homosexuell sind, spielt<br />
dabei keine Rolle. Eine gesetzliche Schieflage,<br />
durch die Menschen, die mit einer eingetragenen<br />
Lebenspartnerschaft Bindungswillen<br />
und ein stabiles Umfeld zeigen,<br />
anderen gegenüber benachteiligt sind.<br />
Doch mit Mut und der Bereitschaft,<br />
neue und ungewöhnliche Wege einzuschlagen,<br />
lässt sich einiges bewegen, was auf den<br />
ersten Blick schwierig scheint. «Wenn man<br />
den Wunsch hat, als Paar eine Familie zu<br />
gründen und das auf natürlichem Weg nicht<br />
geht, gibt es doch die Möglichkeit, die eigenen<br />
Schubladen <strong>im</strong> Kopf zu hinterfragen<br />
und mutig andere Wege einzuschlagen, die<br />
für beide passen,» sagt Tatjana.<br />
Nicht wenige Paare suchen deshalb<br />
oftmals nach individuellen Lösungen, indem<br />
sie den Kinderwunsch gemeinsam mit<br />
einem Paar des anderen Geschlechts realisieren<br />
oder, wie Livia und Tatjana, privat<br />
nach einem Menschen suchen, der bereit<br />
ist, ihnen zu helfen. Die beiden haben<br />
Das Gesetz verwehrt gleichgeschlechtlichen<br />
Paaren<br />
noch <strong>im</strong>mer Methoden, die<br />
heterosexuellen Paaren<br />
und sogar alleinstehenden<br />
Personen offenstehen.<br />
schliesslich eine Annonce geschaltet, da der<br />
Weg über Samenbanken für sie nicht infrage<br />
kam. «Natürlich sind von 100 Zuschriften<br />
99 unseriös, da sind alle Klischees dabei, die<br />
man sich vorstellen kann,» sagt Livia. Aber<br />
letztendlich haben sie dann doch sehr<br />
schnell jemanden gefunden, zu dem sie<br />
Vertrauen hatten. Und natürlich habe es<br />
sich gelohnt, sagen sie, für die zwei tollen<br />
Kinder, die sie jetzt miteinander haben.<br />
Schwierige Lage für Männerpaare<br />
Dass die Lage sich für Männerpaare nochmals<br />
schwieriger gestaltet, liegt nur bedingt<br />
in der Natur begründet, auch hier ist die Gesetzeslage<br />
schwierig. So ist zwar die Samenzellenspende<br />
legal, die Eizellenspende jedoch<br />
nicht. «Wenn eine Frau einem Paar das<br />
ermöglichen will, soll sie das bitte tun dürfen!<br />
Das ist einfach eine unglaubliche Hilfe,<br />
die eine Beziehung glücklich machen kann.<br />
Das würde für Männerpaare viel vereinfachen,»<br />
findet Tatjana. Männliche Paare<br />
reisen deshalb oft ins Ausland, um sich den<br />
Wunsch vom eigenen Kind zu realisieren.<br />
Letztlich bieten die neuen Familienmodelle<br />
auch Chancen, vielfältigere und<br />
neue Beziehungen in der Welt zu knüpfen.<br />
Das betrifft nicht nur die Kinder, sondern<br />
auch die Eltern. Zum Vater der Kinder halten<br />
die beiden auch heute noch Kontakt, wobei<br />
sie von vornherein Rechte und Pflichten der<br />
einzelnen Parteien sorgsam fest gehalten<br />
haben. Über rechtliche Grund lagen muss<br />
man sich vorher genau informieren, um die<br />
Kinder opt<strong>im</strong>al abzusichern.<br />
Trotzdem hält die Bürokratie für<br />
Regenbogenfamilien <strong>im</strong>mer wieder ➔<br />
ANZEIGE<br />
MAKE<br />
SURE YOU<br />
TRAVEL<br />
WITH<br />
FRIENDS<br />
Pink Cloud Travel Service<br />
DER Touristik Suisse AG<br />
Bahnhofplatz 7<br />
8001 Zürich<br />
T +41 44 274 15 55<br />
mail@pinkcloud.ch<br />
www.pinkcloud.ch<br />
Follow us on: facebook.com/pinkcloud<br />
Exclusive Partner<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
6<br />
thema<br />
Queer und Familie<br />
SEXUAL ORIENTATION LAWS IN THE WORLD - OVE<br />
ILGA, THE INTERNATIONAL LESBIAN, GAY, BISEXUAL, TRANS AND INTERSEX A<br />
Greenland<br />
Europe<br />
42 States and 13 entities<br />
Norway Sweden<br />
Iceland<br />
Finland<br />
Russia<br />
Canada<br />
Estonia<br />
Denmark<br />
Ireland UK<br />
Latvia<br />
Lithuania<br />
NL<br />
Belarus<br />
Poland<br />
BE<br />
Germany<br />
CZ<br />
LU LI Slovakia Ukraine<br />
Kazakhstan<br />
Europe 16 States 18 States<br />
AT<br />
France CH<br />
HU MD<br />
Mong<br />
Slovenia<br />
Romania<br />
Italy BA RS<br />
Croatia Bulgaria<br />
SEXUAL ORIENTATION LAWS IN THE WORLD - OVERVIEW<br />
Georgia<br />
USA<br />
Portugal Spain<br />
AL<br />
MK<br />
MAY<br />
Andorra<br />
AM Azerbaijan Uzbekistan <strong>2017</strong> Kyrgyzstan<br />
Kosovo Greece Turkey<br />
Turkmenistan<br />
I L G A . Tajikistan O R G<br />
ILGA, THE INTERNATIONAL LESBIAN, GAY, BISEXUAL, TRANS AND<br />
Tunisia<br />
INTERSEX Cyprus ASSOCIATION<br />
SY<br />
Malta<br />
Morocco<br />
LB<br />
Iraq<br />
China<br />
IL<br />
Iran Afghanistan<br />
Gaza<br />
X<br />
Algeria<br />
KW<br />
Bhutan<br />
Greenland<br />
Libya<br />
Jordan<br />
Pakistan<br />
Nepal<br />
Europe 42 States and 13 entities<br />
The Bahamas<br />
Egypt<br />
Bahrain Qatar<br />
X<br />
X<br />
Dom. Rep.<br />
Mexico<br />
Saudi Arabia<br />
UAEX<br />
Norway Sweden<br />
Cuba Virgin Islands<br />
Iceland<br />
Finland<br />
Russia<br />
India<br />
Myanmar<br />
Jamaica<br />
Puerto Rico<br />
Mauritania<br />
Sudan<br />
Laos<br />
Canada<br />
Estonia<br />
Belize<br />
Mali<br />
Haiti<br />
KN<br />
AG<br />
Niger<br />
Oman<br />
Bangladesh<br />
Denmark<br />
X<br />
Honduras<br />
DM<br />
Ireland UK<br />
Latvia<br />
Cape Lithuania Verde<br />
Thailand<br />
Guatemala<br />
VC<br />
NL<br />
Senegal<br />
Chad<br />
Eritrea<br />
LC<br />
Belarus<br />
Yemen<br />
Poland<br />
El Salvador<br />
Nicaragua<br />
GD<br />
BE<br />
Germany Gambia<br />
BB<br />
CZ<br />
Burkina F.<br />
LU<br />
Panama<br />
TT<br />
Guinea Bissau Guinea<br />
Djibouti<br />
Camb<br />
LI Slovakia Ukraine<br />
Kazakhstan<br />
Europe 16 States 18 States<br />
AT<br />
France CH<br />
HU MD<br />
Nigeria<br />
Mongolia<br />
Costa Rica<br />
Venezuela<br />
Guyana<br />
Slovenia<br />
Romania<br />
GH<br />
South<br />
Somalia<br />
Sierra Leone Ivory<br />
Italy BA RS<br />
Ethiopia<br />
Colombia<br />
Suriname<br />
Croatia Bulgaria Georgia<br />
TG<br />
Central African<br />
Coast<br />
Sudan<br />
Maldives<br />
USA<br />
Portugal Spain<br />
AL<br />
MK<br />
Andorra<br />
AM Azerbaijan Uzbekistan Kyrgyzstan<br />
North Korea<br />
Kosovo<br />
GF<br />
Liberia Benin Cameroon Republic<br />
Sri Lanka Aceh<br />
Greece Turkey<br />
Turkmenistan Tajikistan<br />
Province M<br />
Tunisia<br />
Cyprus SY<br />
Equatorial Guinea<br />
Uganda<br />
Morocco<br />
LB<br />
Iraq<br />
China<br />
South<br />
Malta<br />
Japan<br />
IL<br />
Iran Afghanistan<br />
Korea<br />
Ecuador<br />
Gaza<br />
Congo<br />
Sao Tomé & Principe X<br />
Gabon Rwanda Kenya<br />
Algeria<br />
KW<br />
Bhutan<br />
Libya<br />
Jordan<br />
Pakistan<br />
Nepal D.R.<br />
The Bahamas<br />
Egypt<br />
Bahrain Qatar<br />
X<br />
X<br />
Burundi<br />
Congo<br />
Dom. Rep.<br />
Mexico<br />
Saudi Arabia<br />
UAEX<br />
Tanzania Taiwan<br />
Seychelles<br />
South<br />
Cuba Virgin Islands<br />
Brazil<br />
India<br />
Myanmar<br />
Sumatra<br />
Jamaica<br />
Puerto Rico<br />
Mauritania<br />
Sudan<br />
Laos<br />
Belize Haiti<br />
Peru<br />
Mali<br />
KN<br />
AG<br />
Niger<br />
Oman<br />
Bangladesh<br />
X<br />
Honduras<br />
DM<br />
Cape Verde<br />
Thailand<br />
Comoros<br />
Guatemala<br />
VC<br />
Senegal<br />
Chad<br />
Eritrea<br />
LC<br />
Yemen<br />
Angola<br />
El Salvador<br />
Nicaragua<br />
GD<br />
Gambia<br />
Vietnam<br />
Philippines<br />
BB<br />
Burkina F.<br />
Malawi<br />
Panama<br />
TT<br />
Guinea Bissau Guinea<br />
Djibouti<br />
Cambodia<br />
Nigeria<br />
Costa Rica<br />
Bolivia<br />
Zambia<br />
Venezuela<br />
Guyana<br />
GH<br />
South<br />
Somalia<br />
Sierra Leone Ivory<br />
Ethiopia<br />
Colombia<br />
Suriname<br />
TG<br />
Central African<br />
Coast<br />
Sudan<br />
Maldives<br />
Palau<br />
Mozambique<br />
Mauritius<br />
GF<br />
Liberia Benin Cameroon Republic<br />
Sri Lanka Aceh<br />
Brunei<br />
Province<br />
Namibia<br />
Z<strong>im</strong>babwe Malaysia<br />
Equatorial Guinea<br />
Uganda<br />
Ecuador<br />
Congo<br />
Kenya<br />
Botswana Singapore Madagascar<br />
Paraguay<br />
Sao Tomé & Principe Gabon Rwanda<br />
Indonesia<br />
Nauru<br />
D.R.<br />
Palembang<br />
Kiribati<br />
Chile<br />
Papua New<br />
Burundi<br />
Congo<br />
Guinea<br />
Solomon<br />
Tanzania Seychelles<br />
South<br />
Islands<br />
Samoa<br />
Brazil<br />
Sumatra Swaziland<br />
Tuvalu<br />
Peru<br />
Lesotho<br />
Comoros<br />
T<strong>im</strong>or-leste<br />
Argentina<br />
Angola<br />
Malawi<br />
South Africa<br />
Cook Islands<br />
Bolivia<br />
Zambia<br />
Vanuatu<br />
Mozambique<br />
Mauritius<br />
Uruguay<br />
Namibia<br />
Z<strong>im</strong>babwe<br />
Fiji<br />
Botswana<br />
Madagascar<br />
Tonga<br />
Paraguay<br />
Chile<br />
Australia<br />
Swaziland<br />
Lesotho<br />
Argentina<br />
South Africa<br />
Uruguay<br />
New Zealand<br />
CRIMINALISATION<br />
CRIMINALISATION<br />
PROTECTION<br />
The data represented in these maps<br />
are based on State-Sponsored<br />
RECOGNITION<br />
Homophobia: a World Survey of Sexual<br />
PROTECTION RECOGNITION<br />
Orientation Laws: Cr<strong>im</strong>inalisation,<br />
72 STATES 72 STATES<br />
85 States<br />
8547 States<br />
47 States<br />
Protection and Recognition, an ILGA<br />
Many States run concurrent protections<br />
Many<br />
A small<br />
States<br />
number<br />
run<br />
of States<br />
concurrent<br />
provide for marriage<br />
protections<br />
and partnership concurrently<br />
report by Aengus Carroll and Lucas<br />
A small number of States provide for marriage a<br />
<strong>im</strong>plemented in 8 States (or parts of) 14 Y - life (prison) 14 States<br />
Ramón Mendos. The report and these<br />
<strong>im</strong>plemented in 8 States (or parts of) 14 Y - life (prison) 14 States<br />
maps are available in the six official<br />
DEATH<br />
Constitution<br />
9 States<br />
Marriage 22 States<br />
Joint adoption 26 States<br />
UN languages: English, Chinese, Arabic,<br />
DEATH X not <strong>im</strong>plemented in 5 States<br />
Up to 14 Y 57 States<br />
Employment<br />
72 States<br />
Constitution<br />
9 States<br />
French, Russian and Spanish on<br />
Various<br />
63 States<br />
Marriage 22 States<br />
J<br />
ILGA.org. This edition of the world map<br />
X not <strong>im</strong>plemented in 5 States 'Promotion' laws 3 States Up to 14 Y 57 States<br />
Partnership Employment 28 States<br />
2nd parent 72 adoption States27 States<br />
(May <strong>2017</strong>) was coordinated by Aengus<br />
Religious-based laws alongside<br />
Hate cr<strong>im</strong>e<br />
43 States<br />
Carroll and Lucas Ramón Mendos<br />
the civil code: 19 States<br />
Incitement to hate<br />
39 States<br />
Various<br />
63 States<br />
(ILGA), and designed by Eduardo Enoki<br />
No penalising law<br />
(eduardo.enoki@gmail.com).<br />
'Promotion' laws<br />
Ban on<br />
3<br />
'conversion<br />
States<br />
therapy' 3 states Separate detailed maps for these three categories are produced alongside this Overview map. Partnership 28 States<br />
2<br />
Religious-based laws alongside<br />
Hate cr<strong>im</strong>e<br />
43 States<br />
In green, yellow and orange countries, same-sex sexual<br />
acts were decr<strong>im</strong>inalised or never penalised: 123 States<br />
the civil code: 19 States<br />
Incitement to hate<br />
39 States<br />
No penalising law<br />
Ban on 'conversion therapy' 3 states Separate detailed maps for these three categories are<br />
In green, yellow and orange countries, same-sex sexual<br />
Die aktuelle Situation zur Rechts- und Adoptionlage<br />
acts were<br />
der<br />
decr<strong>im</strong>inalised<br />
LGBT*-Community<br />
or never penalised:<br />
wird<br />
123<br />
jährlich<br />
States<br />
von der ILGA (International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex<br />
Association) in einer Karte dargestellt. Weitere Informationen auf www.ilga-europe.org.<br />
Über raschungen bereit. Livia, die als Schweizerin<br />
in Deutschland lebt, wird für ihren<br />
leiblichen Sohn einen Schweizerpass bekommen,<br />
für ihre adoptierte Tochter wahrscheinlich<br />
nicht. «Dabei sind die beiden auch<br />
gesetzlich zu 100 % meine Kinder», sagt sie.<br />
Die gesetzlichen Voraussetzungen<br />
sind also auch in Zeiten der Ehe für alle<br />
noch <strong>im</strong>mer alles andere als ideal. Und<br />
leider reklamieren <strong>im</strong>mer wieder selbsternannte<br />
Sittenwächter den politischen<br />
Diskurs für sich. Ob jemand sich zum Elternsein<br />
eignet, entscheiden schliesslich ganz<br />
andere Faktoren als die sexuelle Neigung.<br />
Argumente der Gegner, die das vermeintliche<br />
Kindswohl <strong>im</strong> Blick haben, entbehren<br />
jeder Logik, wenn man bedenkt, dass jedermann,<br />
der dazu biologisch in der Lage ist,<br />
ohne Brief und Siegel Kinder in die Welt setzen<br />
darf. Gerade homosexuelle Paare gehen<br />
oftmals viel reflektierter an das Thema Kinder<br />
heran als manch ein anderer, sind sie<br />
doch von vornherein dazu gezwungen, sich<br />
aktiv mit der Frage auseinanderzusetzen.<br />
Trotzdem sehen sich gleichgeschlechtliche<br />
Eltern oftmals genötigt zu beweisen<br />
oder zu erklären, dass es ihrem Kind nicht<br />
schlechter geht als anderen. Studien zur Lebenssituation<br />
von Queerkids helfen aufzuklären,<br />
das ist gut. Ihre Existenz zeigt jedoch<br />
gleichzeitig auf, dass wir noch nicht an dem<br />
Punkt sind, Vorurteile, die auf veralteten Moralvorstellungen<br />
basieren, ad acta zu legen.<br />
Dass man die Entwicklung der Geschlechtsidentität<br />
und Persönlichkeit von diesen Kindern<br />
überhaupt speziell untersuchen muss,<br />
ist schliesslich und endlich Beweis für tiefsitzende<br />
Ängste in der Gesellschaft. «Es ist ja<br />
mittlerweile auch für die Kritiker unseres<br />
Familienmodells wissenschaftlich belegt,<br />
dass sich die sexuelle Orien tierung der Eltern<br />
nicht auf die Kinder auswirkt.,» so Livia.<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
sliPPery thema<br />
Queer und SubjeCtS Familie<br />
57<br />
RVIEW MAY <strong>2017</strong><br />
olia<br />
SSOCIATION<br />
odia Vietnam<br />
Brunei<br />
alaysia<br />
Singapore<br />
Palembang<br />
VoN MARTIN MüHLHEIM<br />
C<br />
oming-out-Filme gibt es mittlerweile<br />
viele, und entsprechend unterschiedlich<br />
kommen I L G A sie . daher: O R Gleichtfüssig-<br />
komisch wie der britische Klassiker<br />
Beautiful Thing (1996), eher nachdenklich<br />
wie das brasilianische Kleinod Seashore<br />
(2015), bisweilen auch zutiefst tragisch – so<br />
<strong>im</strong> israelischen Drama Du sollst nicht lieben<br />
(2009), das in der ultraorthodoxen Gemeinde<br />
in Jerusalem spielt.<br />
Angesichts solcher Unterschiede erstaunt<br />
es umso mehr, mit welcher Regelmässigkeit<br />
uns Coming-out-Filme Jungs oder<br />
North Korea<br />
Männer zeigen, die – alleine, zu zweit oder in<br />
nd partnership concurrently<br />
South<br />
Japan<br />
Gruppen<br />
Korea<br />
– schw<strong>im</strong>men gehen. Nun könnte<br />
man das natürlich als Zufall oder Nebensächlichkeit<br />
Taiwan<br />
abtun. Bei genauerem Nachdenken<br />
zeigt sich allerdings, dass sich gleich<br />
mehrere<br />
Philippines<br />
Gründe für diese erstaunliche Häufigkeit<br />
finden lassen.<br />
Palau<br />
Indonesia<br />
Nauru<br />
Kiribati<br />
Eine erste, nur Papua scheinbar New<br />
Guinea<br />
Solomon oberflächliche Erklärung<br />
ist, dass (halb)entblösste<br />
Islands<br />
Samoa<br />
Tuvalu<br />
Körper<br />
T<strong>im</strong>or-leste<br />
sich nicht bloss auf der Leinwand, Cook sondern<br />
Islands<br />
Vanuatu<br />
auch auf Filmpostern und DVD-Covern äus-<br />
Fiji<br />
serst gut machen. Schw<strong>im</strong>mszenen<br />
Tonga<br />
bieten<br />
Australia<br />
oint adoption 26 States<br />
ANZEIGE<br />
ANZEIGE<br />
nd parent adoption 27 States<br />
Nackte Haut ohne allzu viel Sex<br />
ein perfektes Alibi für das Zeigen von nackter<br />
Haut: Sex sells, wie es so schön heisst.<br />
Warum «Alibi»? Weil man – gerade bei<br />
produced alongside this Overview map.<br />
New Zealand<br />
Filmen mit jungen Protagonisten – aufpassen<br />
muss: «Sex sells» mag zwar zutreffen,<br />
aber allzu explizite Sexszenen können<br />
schnell mal zu hohen Altersfreigaben führen.<br />
Dies wiederum möchten Filmemacher<br />
in der Regel vermeiden: Filme, die erst ab 18<br />
The data represented in these maps<br />
are based on State-Sponsored<br />
Homophobia: a World Survey of Sexual<br />
Orientation Laws: Cr<strong>im</strong>inalisation,<br />
Protection and Recognition, an ILGA<br />
report by Aengus Carroll and Lucas<br />
Ramón Mendos. The report and these<br />
maps are available in the six official<br />
UN languages: English, Chinese, Arabic,<br />
French, Russian and Spanish on<br />
ILGA.org. This edition of the world map<br />
(May <strong>2017</strong>) was coordinated by Aengus<br />
Carroll and Lucas Ramón Mendos<br />
(ILGA), and designed by Eduardo Enoki<br />
(eduardo.enoki@gmail.com).<br />
Die beiden erinnern sich noch gut an<br />
freigegeben die Besuche sind, vom lassen Jugendamt, sich nämlich als ihre Tochter<br />
<strong>im</strong> einfach Rahmen vermarkten. des Adoptionsverfahrens<br />
Auf Amazon.de<br />
weniger<br />
zum ein Jahr Beispiel lang werden begleitet Filme wurde. mit «Am Altersfreiga-<br />
Anfang<br />
habe 18 nur ich an noch nachweislich Kuchen volljährige gebacken», Personen<br />
Tatjana, verkauft «ich – dachte, und gerade wir machen für Coming- es hier<br />
lacht<br />
out-Filme, irgendwie die nett.» sich Die auch Frau an ein vom junges Jugendamt Publikum<br />
habe richten, dann auch ist dies sehr sicher schnell kein gesehen, wünschenswerter<br />
bei ihnen Effekt. alles in Ordnung ist. «Sie ist ganz<br />
dass<br />
andere Zustände gewohnt in den Haushalten,<br />
die sie betreut. Bei uns war das für<br />
sie dann das Kaffeestündchen zwischendurch.»<br />
(Lacht.)<br />
Filme, die ersT ab 18<br />
FreiGeGeben sind, lassen<br />
sicH nämlicH WeniGer<br />
Das dickere Fell brauchen<br />
einFacH VermarKTen.<br />
nicht nur die Eltern,<br />
SONDERN vor allem auch<br />
die Kinder.<br />
Schw<strong>im</strong>mszenen bieten hier eine perfekte<br />
Kompromisslösung: Man kann nackte<br />
Haut filmisch ansprechend inszenieren, dabei<br />
Die aber Gesellschaft allzu heisse muss Techtelmechtel sich wandeln tugendhaft<br />
Wenn vermeiden es um das (beispielsweise, vermeintliche Kindswohl indem der<br />
Wasserspiegel geht, sieht sich <strong>im</strong>mer eben jeder über eingeladen, der Gürtellinie mitzudiskutieren,<br />
wie <strong>im</strong> denn niederländischen schliesslich Film war jeder Jon-<br />
bleibt,<br />
gens, einmal 2014). Kind Um und das weiss Rezept es deshalb knapp zusammenzufassen:<br />
Gutgemeinte Ratschläge Man nehme von eine älteren grosszügige Damen<br />
besser.<br />
Portion an der Tramstation, feuchter Erotik, dass eine man vorsichtige seinem Baby Prise<br />
doch Sex – bitte und um auch H<strong>im</strong>mels Hochsommer Willen kein Körnchen<br />
Socken Porno. anziehen solle, sind allen<br />
lieber<br />
Eltern<br />
vertraut – bei gleichgeschlechtlichen Paaren<br />
Eingetaucht hört das Einmischen ins Triebleben dann leider erst auf,<br />
Man wenn täte die Grenzen den lesBischwulen zur Int<strong>im</strong>sphäre FilmemacherInnen<br />
eine Weile aber <strong>im</strong> unrecht, Rückspiegel wenn man verschwunden<br />
ihre erzäh-<br />
schon<br />
lerischen sind. Das dickere Entscheidungen Fell brauchen allein nicht auf nur finan-<br />
die<br />
Eltern, sondern vor allem auch die Kinder.<br />
zielles Kalkül reduzieren wollte. Es gibt<br />
nämlich auch ästhetisch-symbolische Gründe,<br />
die Schw<strong>im</strong>mszenen für das Genre interessant<br />
machen.<br />
Da wäre zunächst die Funktion des<br />
Wassers als Symbol für das Unbewusste.<br />
Dieses Unbewusste, so weiss man spätestens<br />
seit Sigmund Freud, hat viel mit der Triebnatur<br />
des Menschen zu tun – und so erstaunt es<br />
nicht, dass Hauptfiguren auf der Suche nach<br />
ihrer sexuellen Identität sozusagen symbolisch<br />
in die Tiefen des Unbewussten eintauchen<br />
müssen, um ihr gleichgeschlechtliches<br />
Begehren Die Gesellschaft zu entdecken. ist noch nicht überall bereit für<br />
neue Familienmodelle.<br />
Figuren in der Schwebe<br />
Darüber hinaus hat die Filmwissenschaftlerin<br />
Franziska Bis eine Heller Gesellschaft in ihrem sich Buch wandelt, über die<br />
Filmästhetik braucht es Zeit. des Fluiden Wichtig (2010) ist, dass gezeigt, man dass sich<br />
schw<strong>im</strong>mende als Eltern der Verantwortung Figuren <strong>im</strong>mer den wieder Kindern als<br />
«schwebende gegenüber bewusst Körper» ist inszeniert und ihnen werden: durch oft<br />
in positives Zeitlupe Vorleben und seltsam beibringt, herausgelöst mit merkwürdigen<br />
sonst Fragen zielstrebig umzugehen. voranschreitenden<br />
«Ich fühle mich<br />
aus<br />
dem<br />
Erzählprozess. schon in einer Dieser Verantwortung, Schwebezustand die Fragen wiederum<br />
zu beantworten, ist eine wunderbare um die Ängste visuelle und Schubladen<br />
für des die Gegenübers Phase kurz vor abzubauen,» dem Coming-out: meint<br />
Metapher<br />
Man Livia ist und nicht Tatjana mehr ergänzt: der oder «Wenn die Alte, jemand aber<br />
auch ehrliches noch Interesse nicht ganz zeigt, in der sage neuen ich <strong>im</strong>mer: Identität Ja,<br />
angekommen. klar kannst du Ein nachfragen. Film macht Es das liegt Schweben ja an uns<br />
sogar wie detailliert explizit zum wir Thema: ausholen In und Kinder da Gottes haben<br />
aus wir dem zum Jahr Schutz 2010 unserer zeigt Romeo Kinder dem klare neurotisch-verklemmtezen.<br />
Nichtsdestotrotz Johnny, braucht wie es befreiend diese Art<br />
Gren<br />
das von «Floating» Aufklärungsarbeit <strong>im</strong> Meer sein einfach kann. noch.» An<br />
der Beantwortung Neben der Inszenierung dieser Fragen von kann Schwebezuständen<br />
nicht nur ein und einzelnes dem Wasser Kind, als sondern Symbol für die<br />
eben<br />
das ganze Unbewusste Gesellschaft ist drittens wachsen. das Das Motiv Interview von ➔<br />
mit Tatjana und Livia gibt es auf Seite 28.<br />
«Was geht mich meine Gesundheit an!»<br />
Wilhelm Nietzsche<br />
Wir sind die erste Adresse für diskrete Beratung in allen Gesundheitsfragen.<br />
Ihr Gesundheits-Coach.<br />
Stampfenbachstr. 7, 8001 Zürich, Tel. 044 252 44 20, Fax 044 252 44 21<br />
leonhards-apotheke@bluewin.ch, www.leonhards.apotheke.ch<br />
C R UC IRS UE IR S ES R E PS To EmM mB E R <strong>2017</strong>
8<br />
reportage<br />
Mary’s Old T<strong>im</strong>ers Bar<br />
MARY’S OLD TIMERS BAR –<br />
DIE AUFARBEITUNG<br />
EINER SPANNENDEN<br />
GESCHICHTE<br />
Die Mary’s Old T<strong>im</strong>ers Bar war das älteste Männer lokal von Zürich. Die Besitzerin<br />
war Mary Lang, die Bar existierte ab 1935. Jetzt wurde erstmals die Geschichte<br />
dieser Bar aufgearbeitet.<br />
war der erste Zutritt fast unmöglich.» Der<br />
ehemalige Journalist Stephan Jarray ist in<br />
einem Aufsatz nun intensiv der Geschichte<br />
der Bar auf den Grund gegangen. Sein Beitrag<br />
ist eben <strong>im</strong> Invertito, einer wissenschaftlichen<br />
Zeitschrift für Homosexualität,<br />
erschienen.<br />
«Nicht jeden liess sie ein.<br />
Man musste klingeln und<br />
ging die Türe auf, richteten<br />
sich alle Blicke auf den<br />
Neuling.»<br />
Bar an der Augustinergasse 14 in Zürich. Die Aufnahme stammt wahrscheinlich aus den späten 1950er-Jahren.<br />
Vo n H ay m o E m p l<br />
Mary’s Old T<strong>im</strong>ers Bar: Diese kleine,<br />
gemütliche Bar an der Augustinergasse<br />
14 in der Altstadt von Zürich<br />
gilt bzw. galt als die erste schwule Bar der<br />
Schweiz. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde<br />
sie international bekannt und blieb es bis<br />
zu ihrer Schliessung <strong>im</strong> Jahr 1975. Ihre langjährige<br />
Wirtin, Mary Lang, verstarb 1977<br />
mit 94 Jahren. Das Schwulenarchiv Schweiz<br />
schreibt: «Mary führte ein klar geregeltes<br />
Reg<strong>im</strong>e. Nicht jeden liess sie ein. Man musste<br />
klingeln und ging die Türe auf, richteten<br />
sich alle Blicke auf den Neuling. Ohne<br />
Begleitung durch einen der Stammgäste<br />
Stephan, warum und wie bist du auf das Mary<br />
Lang und die Männerbar gekommen?<br />
Es war eine Auftragsarbeit. Ende 2014 fragte<br />
mich das Schwulenarchiv an, ob ich den<br />
Nachlass von Mary Lang ordnen und einen<br />
Artikel darüber schreiben wolle. Der Nachlass<br />
umfasst über 1000 Items. Die Arbeiten<br />
sind seit einem Jahr abgeschlossen, nun erscheint<br />
der Artikel «Vom Speakeasy zur<br />
schwulen Herrenbar – Geschichten und Legendenbildung<br />
um die Mary’s Old T<strong>im</strong>ers<br />
Bar in Zürich (1935–1975) und ihre Besitzerin<br />
Mary Lang (1884–1977)» <strong>im</strong> INVERTIER 18,<br />
einer Zeitschrift von schwulen Historikern.<br />
Fotos: Privatarchiv, Schwulenarchiv Schweiz. Fotografen unbekannt.<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
eportage<br />
Mary’s Old T<strong>im</strong>ers Bar<br />
9<br />
Lang all die Kostbarkeiten entdeckt. Damit<br />
kann endlich – über 30 Jahre nach dem Tod<br />
von Mary Lang – ihr Leben und Wirken rekonstruiert<br />
werden.<br />
Mary in ihrer Bar. Als Frau musste sie ein strenges<br />
Reg<strong>im</strong>ent führen.<br />
Du schreibst, der Besitz von Mary wurde<br />
von der Familie unter Verschluss gehalten.<br />
Weshalb?<br />
Wie es halt so geht: Da stirbt ein Mensch mit<br />
einer ganz speziellen Geschichte, die Verwandtschaft<br />
schämt sich womöglich und<br />
hat keine Ahnung, was sie mit den übrig<br />
Mary Lang: Zeitlebens eine Dame.<br />
gebliebenen Dokumenten anfangen soll. Im<br />
Fall von Mary Lang verteilte ihre Familie<br />
die Belege ihres Lebens auf verschiedene<br />
Mitglieder. Und so gingen die Kisten verloren.<br />
Bis wieder jemand starb, dessen Nachkommen<br />
erneut damit konfrontiert wurden.<br />
2013 hat so der Grossneffe von Mary<br />
Hast oder hattest du irgendeinen persönlichen<br />
Bezug zu Mary Lang?<br />
Nein, ich war noch zu jung, um das Innenleben<br />
der Bar zu entdecken. Aber ich wusste<br />
schon als Jugendlicher, dass es eine ganz<br />
spezielle Bar war – man sprach hinter vorgehaltener<br />
Hand, dass darin nur «Schwule»<br />
verkehren würden. Allerdings ist sie mir<br />
durch die intensive Analyse ihres Nachlasses<br />
und durch Zeitzeugen-Interviews sehr<br />
viel näher gekommen. So nahe, dass ich<br />
<strong>im</strong> Moment an einer Biografie mit dem<br />
Arbeitstitel «Ich bin ein durchgehendes<br />
Fräulein» über sie arbeite. Das Buch soll <strong>im</strong><br />
Verlag CoLibri erscheinen, wir suchen noch<br />
Sponsoren. ➔<br />
ANZEIGE
10<br />
reportage<br />
Mary’s Old T<strong>im</strong>ers Bar<br />
Eines der letzten Bilder von Mary Lang. Sie wurde<br />
kurz vor ihrem Tod sogar entmündigt.<br />
«Dass <strong>im</strong> Durchschnitt 40 GIs<br />
pro Tag die Bar besuchten,<br />
geht aus den Gästebüchern<br />
hervor – Mary Lang führte<br />
akribisch Buch über ihre<br />
Besucher.»<br />
Die Bar wurde vor allem von amerikanischen<br />
Soldaten besucht. In deinem Aufsatz gehst<br />
du von 40 GIs pro Tag aus, welche die Herrenbar<br />
besucht haben sollen. Wie stellst du den<br />
Bezug zur Homosexualität her? Angaben über<br />
schwule Besucher existieren ja keine.<br />
Nun, während des Zweiten Weltkriegs wurden<br />
16 Millionen US-amerikanische Zivilisten<br />
(GI = Gouvernment Issues = Milizsoldaten)<br />
eingezogen. Darunter waren<br />
natürlich auch viele schwule Männer,<br />
Schätzungen zufolge waren es zwischen<br />
650 000 und 1,6 Millionen. Zu Ende des<br />
Krieges schenkte die US-Armee ihren GIs<br />
eine Woche Ferien in der Schweiz. Innerhalb<br />
von zwei Jahren kamen zwischen<br />
300 000 und 500 000 Soldaten.<br />
Dass <strong>im</strong> Durchschnitt 40 GIs pro Tag<br />
die Bar besuchten, geht aus den Gästebüchern<br />
hervor – Mary Lang führte akribisch<br />
Buch über ihre Besucher. Wieviele davon<br />
schwul waren, kann natürlich nicht mehr<br />
festgestellt werden. Aber wir können mit<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong><br />
Fug und Recht davon auszugehen, dass es<br />
ein nicht unerheblicher Teil war, der in der<br />
Folge auch die lokalen Schwulen anzog, die<br />
auf Uniformen standen.<br />
Im Rahmen der Aufarbeitung des Nachlasses<br />
hast du ja nicht nur die Dokumente ausgewer -<br />
tet, sondern indirekt auch ein gesellschaftliches<br />
Bild zwischen 1940 bis 1970 dargestellt.<br />
Welche Dekade war deiner Meinung nach für<br />
Homosexuelle in Zürich am einfachsten?<br />
Das ist eine schwierige Antwort, denn<br />
un sere Erinnerung reicht normalerweise<br />
höchstens zurück bis zum Beginn der gay<br />
libera tion. Und das war nach 1969 (Stonewall-Aufstand<br />
in der Christopher Street am<br />
28. Juni 1969).<br />
Die Schweiz war 1942 zu einer Art<br />
Insel für Homosexuelle geworden, weil ab<br />
diesem Jahr Homosexualität zwischen erwachsenen<br />
Männern nicht mehr als strafbar<br />
galt, während in den Ländern rundherum<br />
die Gesetze noch extrem blieben, über<br />
viele Jahre hinaus. In England zum Beispiel<br />
blieben homosexuelle Akte bis 1967 strafbar,<br />
auch in den eigenen vier Wänden.<br />
Aber es wäre falsch, daraus zu schliessen,<br />
dass die Schweiz wirklich eine liberale<br />
Insel, ein safe haven, war – nach wie vor<br />
führten die meisten ein Doppelleben, nur<br />
schon aus beruflichen und familiären<br />
Gründen. So passte wohl ein diskreter Ort<br />
wie Mary›s Old T<strong>im</strong>ers Bar gut in dieses<br />
Doppelleben.<br />
Im Mary’s Old T<strong>im</strong>ers Bar gab es für die Herren<br />
strikte Ben<strong>im</strong>mregeln. Was galt es besonders<br />
zu beachten, wie hatte man sich zu verhalten?<br />
Es fing an bei der Kleidung: Ohne Krawatte<br />
und Anzug kam keiner hinein. Zudem gab<br />
es ein Götti-System: Ein Erstbesuch der Bar<br />
war nur möglich, wenn jemand dabei war,<br />
der Mary Lang schon bekannt war.<br />
Die Anmache selber beschrieb ein<br />
Zeitzeuge so: «Das Flirten ging etwa um<br />
halb zwölf so richtig los. Du konntest ja<br />
nicht laut sprechen. Aber du hattest alle <strong>im</strong><br />
Auge und konntest so mit jedem flirten.»<br />
Die eigentliche Kontaktaufnahme fand<br />
dann aber ausserhalb der Bar statt.<br />
1974 wurde Mary 90 Jahre alt, sie galt als<br />
älteste Barmaid der Schweiz. Du sprichst von<br />
einem «traurigen Ende» der Bar. Warum?<br />
Unterdessen gab es andere Schwulen-Bars<br />
in Zürich. Und die waren mehr mit der Zeit<br />
gegangen, insbesondere nach der «gay liberation».<br />
Die Zeit der Mary›s Old T<strong>im</strong>ers Bar<br />
war vorbei, es brauchte keinen Hafen mehr<br />
für all jene, die ein Doppelleben führen wollten<br />
oder mussten. Zudem war Mary physisch<br />
nicht mehr in der Lage, den Laden alleine zu<br />
führen. Und zu guter Letzt machte sich ihre<br />
Familie stark, ihr allfällig angesammeltes<br />
Vermögen selber zu brauchen. So wurde sie<br />
zuerst in eine Alterswohnung gesteckt, dann<br />
in eine Pension in der Innerschweiz, wo<br />
sie – möglicherweise verwirrt, vermutlich<br />
sogar entmündigt – am 17. Juli 1977 verstarb.<br />
«Ein Erstbesuch der Bar<br />
war nur möglich, wenn<br />
jemand dabei war, der Mary<br />
Lang schon bekannt war.»<br />
Was war denn Mary Lang deiner Meinung<br />
nach nun für eine Person?<br />
Wie muss eine Frau beschaffen sein, um<br />
sich erfolgreich in der Männerwelt durchzusetzen?<br />
Diese Frage stellt sich ja heute<br />
auch noch, aber damals, vor über hundert<br />
Jahren, war es wohl fast unmöglich, ohne<br />
eine gewisse Härte beruflich erfolgreich zu<br />
sein. Sie galt als liebenswürdig, aber unnahbar.<br />
Und es scheint, als habe sie sich nur<br />
beruflich verwirklicht. Einen kleinen Einblick<br />
in ihr privates Leben geben Liebesbriefe<br />
von zwei Verehrern. Aber diese datieren<br />
alle von 1900 bis 1914 – es sind fast 200.<br />
Dass sie diese Liebesbeweise lebenslänglich<br />
aufbewahrt hat, spricht wohl Bände.<br />
Darum mein Biografie-Titel «Ich bin ein<br />
durchgehendes Fräulein».<br />
STEPHAN JARAY<br />
Jg. 1948, 1968-1977 Universität Zürich:<br />
Soziologie (Studium und Forschung),<br />
Klinische Psychologie, Wirtschaftsgeschichte;<br />
1978-2007 SRF (Schweizer Radio und<br />
Fernsehen): Jour nalist, Redaktor, Produzent;<br />
seit 2007 selbständig.<br />
Der ausführliche Aufsatz über Mary Lang<br />
erscheint <strong>im</strong> kommenden Invertito, dem Jahrbuch<br />
für die Geschichte der Homosexualitäten<br />
(Männerschwarm Verlag).
Interview<br />
Richard Gere<br />
11<br />
«AN TRUMP IST NICHTS ECHT.<br />
ER STAMMT<br />
AUS EINER REALITY-<br />
TV-SHOW.»<br />
Richard Gere ist derzeit auf Promotour für seinen<br />
neuen Film «The Dinner». <strong>Cruiser</strong> nutzte die Gelegenheit<br />
für eine nette Plauderei mit dem Superstar.<br />
Vo n M o e l M a p h y<br />
Richard Gere begrüsst mit einem breiten<br />
Grinsen, funkelnden Augen und<br />
einem ausgelassenen «Hallo!». Der<br />
67-jährige Filmstar ist noch <strong>im</strong>mer von<br />
einer unverwechselbaren Aura umgeben.<br />
In seinem schwarzen Anzug und dem violetten<br />
Hemd mit offenem Kragen sieht Gere<br />
sehr elegant aus und erweckt den Eindruck<br />
eines Mannes, der mit sich selbst absolut <strong>im</strong><br />
Reinen ist. Ganz so aalglatt ist der Mann<br />
dann <strong>im</strong> <strong>Cruiser</strong>-Interview aber doch nicht.<br />
In der Interviewrunde, in welcher der<br />
Schauspieler seinen aktuellen Film «The<br />
Dinner» promoten sollte, beginnt er dann<br />
auch gleich mit dem aktuellen Lieblingsthema<br />
aller Journalisten:<br />
«Trump stammt aus einer Reality-TV-<br />
Show und an ihm ist nichts echt. Von vornherein<br />
nutzte (Trump) unsere Ängste aus.<br />
Und Angst lässt uns schreckliche Dinge<br />
tun», sagte Gere. «Das Schrecklichste, das<br />
Trump getan hat, war, zwei Wörter miteinander<br />
gleichzusetzen – Flüchtling und Terrorist.<br />
Das ist traurig, denn ein «Flüchtling»<br />
war zuvor jemand, für den wir Mitleid empfanden,<br />
um den wir uns kümmerten, dem<br />
wir helfen und Zuflucht gewähren wollten.<br />
Nun haben wir Angst und genau das ist<br />
(sein) grösstes Vergehen. Wir dürfen nicht<br />
vergessen, dass wir alle Menschen sind,<br />
die gemeinsam auf diesem Planeten Erde<br />
leben, füreinander da sein und einander<br />
lieben sollten.»<br />
Interessanterweise spielt Gere <strong>im</strong> Film<br />
«The Dinner», der auf dem Bestseller des<br />
niederländischen Autors Herman Koch beruht,<br />
die Figur Stan, ein New Yorker Kongressmitglied,<br />
das Gouverneur werden will.<br />
Seine skrupellosen politischen Instinkte<br />
stehen <strong>im</strong> krassen Kontrast zu seiner<br />
tiefgründigen Liebe und Sympathie für<br />
seinen zutiefst gestörten und neurotischen<br />
Bruder Paul (Steve Coogan).<br />
<strong>Cruiser</strong>: Richard, Ihr Charakter <strong>im</strong> Film «The<br />
Dinner» ist nicht der, der er zu sein scheint,<br />
wenn man bedenkt, dass der aalglatte Politiker<br />
tatsächlich über sehr viel Menschlichkeit<br />
verfügt...<br />
Gere: Das ist eine der interessanten Wendungen<br />
<strong>im</strong> Film. Sie denken erst, dass mein<br />
Charakter das Klischee des gewieften Politikers<br />
erfüllt, wenn jedoch die Fassade<br />
bröckelt, dann stellen Sie fest, dass er<br />
überhaupt nicht diese Art von Mensch ist.<br />
Er versucht, seinem Bruder und der Situation,<br />
mit der sich alle konfrontiert sehen,<br />
sehr viel Verständnis und Leidenschaft<br />
entgegenzubringen. ➔<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
12<br />
Interview<br />
Richard Gere<br />
Richard Gere und Rebecca Hal <strong>im</strong> neuen Film «The Dinner».<br />
Was fasziniert Sie persönlich am Film «The<br />
Dinner»?<br />
Ich habe die Arbeit mit Oren Moverman<br />
schon in unserem letzten Film («T<strong>im</strong>e Out of<br />
Mind») sehr genossen und ich fand, dass<br />
dies eine sehr interessante und faszinierende<br />
Art von Drama war, die man nicht oft zu<br />
sehen bekommt. Der Film findet auf verschiedenen<br />
Ebenen seinen Nachhall. Einer <br />
seits ist es ein Familiendrama, das sich um<br />
den Konflikt zweier Brüder dreht (gespielt<br />
von Gere und Coogan), und als Spitze des<br />
Eisbergs müssen sie eine Situation lösen,<br />
bei der es um etwas Schreckliches geht, das<br />
ihre Kinder getan haben.<br />
Sie tendieren dazu, bei Independent-Filmen<br />
mitzuwirken – wie bei «The Dinner» und den<br />
meisten Ihrer jüngeren Projekte der letzten<br />
zehn Jahre. Wie kam es dazu?<br />
Ich finde, dass die besten Filme von unabhängigen<br />
Produzenten und Regisseuren gemacht<br />
werden, die mit kleineren Budgets<br />
arbeiten. Wenn mir ein grossartiges Projekt<br />
begegnet, das von einem der grossen<br />
Hollywood-Studios realisiert wird, dann<br />
wäre ich dabei, aber die Branche hat sich<br />
verändert. Die Filme, die ich in den 70ern<br />
und 80ern gedreht habe, wurden von grossen<br />
Studios produziert. Solche Geschichten<br />
werden nun als Low-Budget-Filme umgesetzt<br />
und Sie müssen die Distributoren<br />
förmlich anbetteln, sie zu zeigen.<br />
Ich erinnere mich noch daran, was mir<br />
der Chef eines Hollywood-Studios vor einigen<br />
Jahren gesagt hat, als ich versucht habe,<br />
einen kleinen Film zu realisieren, der mit<br />
geringem Budget gedreht werden sollte und<br />
bei dem die finanziellen Erwartungen und<br />
das Risiko sehr gering ausfielen. Er sagte mir:<br />
«Wir sind keine Branche für kleine Umsätze.»<br />
Für mich ist es also jetzt wichtig, gute<br />
Geschichten zu erzählen. Und das tun zu<br />
können, macht mich glücklich.<br />
Wann haben Sie sich erstmals für Filme interessiert<br />
und angestrebt, das Schauspielern<br />
zum Beruf zu machen?<br />
Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen<br />
und hatte niemals die Möglichkeit, viele<br />
Filme zu sehen. Erst <strong>im</strong> College begann ich,<br />
europäische und asiatische Filme für mich<br />
zu entdecken, was mir eine komplett neue<br />
Welt eröffnet hat. Es war eine ganz andere<br />
Form von Ästhetik – verglichen mit den<br />
standardmässigen Hollywood-Filmen, die<br />
ich zuvor gesehen habe. Und so begann ich,<br />
über das Schauspielern nachzudenken und<br />
ein Teil dieser Welt zu werden.<br />
In der Vergangenheit sagten Sie einmal, dass<br />
Sie Schwierigkeiten damit hatten, mit Ihrem<br />
frühen Erfolg und der Aufmerksamkeit, die der<br />
Hollywood-Ruhm mit sich brachte, zurechtzukommen.<br />
Wie würden Sie diese Zeit mit Ihrer<br />
heutigen Sicht auf die Dinge vergleichen?<br />
Über die Jahre habe ich gelernt, meine Wut<br />
und Frustration zu kontrollieren und in der<br />
Lage zu sein, meine Freude sehr viel leichter<br />
und offener mit anderen zu teilen. Ich frage<br />
mich stets, wie ich auf die Menschen um<br />
mich herum positiv wirken kann – ebenso<br />
wie auf die Menschen, die ich treffe, wo <strong>im</strong>mer<br />
ich gerade bin.<br />
Richard Gere war schon in jungen Jahren in Hollywood<br />
gefragt. Heute sagt er, er sei mit dem frühen<br />
Ruhm kaum zurechtgekommen.<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
Interview<br />
Richard Gere<br />
13<br />
Ich kann auch jede Art von Erfolg und<br />
mein Leben sehr viel mehr, leichter und mit<br />
Freuden schätzen als zu einem früheren<br />
Zeitpunkt in meiner Karriere, als mir alles<br />
noch so schwierig erschien.<br />
Als Teenager stachen Sie bei der Gymnastik,<br />
also <strong>im</strong> Turnunterricht, und Musik hervor. Hatten<br />
Sie schon <strong>im</strong>mer eine artistische Begabung?<br />
Als Kind war ich <strong>im</strong>mer ein Träumer und<br />
habe sehr viel Zeit alleine verbracht, anstatt<br />
sie mit Freunden zu verbringen. Ich denke,<br />
dass meine Eltern, die sehr fürsorglich waren,<br />
sich oft gesorgt und über mich gewundert<br />
haben. «Was st<strong>im</strong>mt denn mit diesem<br />
Kind nicht?»<br />
Irgendwann als Teenager zog ich mich<br />
sehr stark zurück und wurde sehr introvertiert.<br />
Ich hörte auf, glücklich zu sein und das<br />
hat wirklich Spuren bei mir hinterlassen.<br />
Daher konnte ich die Zeit, in der ich jung<br />
war und viele grosse Filme drehte, nicht geniessen<br />
– ebenso wenig den Erfolg, der mit<br />
den Filmen einherging. Erst als ich mit dem<br />
Studium des Buddhismus begann, war ich<br />
in der Lage, mit all den Ängsten und Sorgen<br />
umzugehen, die mich blockiert haben.<br />
War die Entdeckung des Buddhismus ein<br />
Wendepunkt in Ihrem Leben?<br />
In meinem Leben passierten mir viele aussergewöhnliche<br />
Dinge, aber nichts hatte<br />
denselben Einfluss auf mich wie der Bud <br />
d hi s mus, der mich gelehrt hat, zu verstehen,<br />
zu teilen und mich mir selbst zu verpflichten.<br />
Angesichts aller Unruhen, die wir<br />
heute erleben, müssen wir unsere Energie<br />
dafür aufwenden, Dinge zu verändern.<br />
Was hat der Buddhismus Ihnen gegeben?<br />
Eines der grössten Dinge, das ich lernen<br />
musste, war Geduld. Viele Jahre lang war<br />
ich sehr, sehr ungeduldig und das führte zu<br />
sehr grosser Frustration. Wenn Sie Geduld<br />
lernen, dann wird es viel einfacher, mit Situa <br />
tionen positiv umzugehen.<br />
«The Dinner» ist ein US-amerikanischer Spielfilm<br />
von Oren Moverman. Der kammerspielartige<br />
Thriller basiert auf dem Roman «Angerichtet»<br />
von Herman Koch und schildert den dramatischen<br />
Verlauf eines Abendessens von zwei<br />
Elternpaaren (dargestellt von Steve Coogan,<br />
Laura Linney, Richard Gere und Rebecca Hall),<br />
die versuchen, ein durch ihre Kinder begangenes<br />
Verbrechen zu vertuschen. Der Film wurde<br />
am 10. Februar <strong>2017</strong> <strong>im</strong> Wettbewerb der 67. Internationalen<br />
Filmfestspiele Berlin uraufgeführt.<br />
ANZEIGE<br />
neu:<br />
jeden Freitag<br />
u n d s a m s ta g<br />
nacht<br />
sauna<br />
Finnische sauna<br />
bio-sauna<br />
video-damPFbad<br />
whirlPool<br />
regenbad<br />
schaumbad<br />
relaXbereich<br />
dark & Playroom<br />
videokabinen<br />
bar & snacks<br />
raucherlounge<br />
leseraum<br />
gratis wiFi<br />
m<br />
sauna<br />
Friday & saturday<br />
we<br />
never<br />
close<br />
beFore<br />
4<br />
unsere neuen<br />
ÖFFnungszeiten<br />
ab 29. sePtember:<br />
so – do<br />
13 – 23.3o uhr<br />
Fr & sa<br />
13 – mind. o4 uhr<br />
Mann-O-Mann Sauna<br />
St. Jakob Strasse 91<br />
CH-9000 St. Gallen<br />
+41 71 244 54 64<br />
info@mann-o-mann.ch<br />
www.mann-o-mann.ch<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
14<br />
KULTUR<br />
NATIONAL & INTERNATIONAL<br />
KULTUR<br />
LESUNG: ÉDOUARD LOUIS – mit seinem neuen Buch «Im Herzen der Gewalt»<br />
Mit 22 Jahren landete Édouard Louis einen internationalen<br />
Bestseller. «Das Ende von Eddy»<br />
hiess der autobiographische Roman des schwulen<br />
Intellektuellen, der den Underdogs in der<br />
Gesellschaft endlich Gehör verschaffte. Zahlreiche<br />
Interviews und Auftritte auch zu politischen<br />
Themen waren die Folge, der Zweitling<br />
wurde gespannt erwartet. (Wer sein erstes Buch<br />
noch nicht gelesen hat: Wir haben in dieser Ausgabe<br />
eine ausführliche Rezension auf Seite 20.)<br />
«Im Herzen der Gewalt» nun verarbeitet<br />
exakt das, was der Titel besagt: Fremdenfeindlichkeit,<br />
Homophobie und andere<br />
Klüfte zwischen den Menschen in der französischen<br />
und europäischen Gesellschaft.<br />
Eine einzige Nacht <strong>im</strong> Leben des Protagonisten<br />
zeigt die ganze Tragödie unserer Zeit<br />
auf. Zum Glück ist Schweigen für ihn keine<br />
Lösung. Das Aufbegehren geht weiter.<br />
Lesung und Gespräch.<br />
Deutsche Lesung: Stefan Kollmuss<br />
Donnerstag 21. <strong>September</strong> <strong>2017</strong> um 20.00 Uhr<br />
Kaufleuten, Pelikanplatz, 8001 Zürich<br />
THE WOUND (LES INITIÉS)<br />
Eastern Cape, Südafrika. In einer abgelegenen<br />
Bergregion unterziehen sich junge<br />
Männer einem archaischen Beschneidungsund<br />
Mannbarkeitsritual. Der Lagerist Xolani<br />
aus Johannesburg wird dem rebellischen<br />
Kwanda dabei als Mentor zur Seite gestellt.<br />
Als Kwanda entdeckt, dass Xolani ein Verhältnis<br />
zum verheirateten Vitcha pflegt,<br />
droht deren gehe<strong>im</strong>e Liaison aufzufliegen.<br />
Hin- und hergerissen zwischen der Sehnsucht,<br />
endlich er selbst sein zu können, und<br />
der Furcht, seine Liebe durch ein Outing<br />
endgültig zu verlieren, gerät Xolani in einen<br />
<strong>im</strong>mer auswegloseren Konflikt.<br />
John Trengove, Regisseur des Filmes<br />
zum Film: «‹The Wound› ist entstanden, weil<br />
ich Interesse hatte, mich mit den Stereotypen<br />
auseinanderzusetzen, die <strong>im</strong> Kino<br />
allzu oft mit schwarzer Männlichkeit verbunden<br />
werden, sei es in Afrika oder anderswo.<br />
Für mich als Weissen war es nicht<br />
selbstverständlich, das Leben ausgegrenzter<br />
schwarzer Männer zu schildern und eine<br />
mir fremde Welt in Szene zu setzen. Es war<br />
sogar äusserst heikel. Es war mir wichtig,<br />
dass sich diese Problematik in der Geschichte<br />
selbst widerspiegelt. Deshalb habe<br />
ich die Figur von Kwanda entwickelt, dem<br />
diese traditionelle Welt fremd ist und dessen<br />
Ansichten über Menschenrechte und individuelle<br />
Freiheit den meinen ähneln.»<br />
In flirrenden, intensiven Bildern erzählt<br />
«The Wound» von Homophobie und<br />
Männlichkeitswahn in einer zwischen Tradition<br />
und Moderne gespaltenen Gesellschaft,<br />
entführt uns in eine Welt von faszinierender<br />
Fremdheit und berührt durch<br />
seine int<strong>im</strong>e Schilderung einer tragischen<br />
Liebesbeziehung.<br />
Der Film läuft ab sofort in den Kinos in der<br />
Deutschschweiz<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
kultur<br />
NATIONAL & INTERNATIONAL<br />
15<br />
DAVID BOWIE. THE MAN WHO FELL TO EARTH<br />
Nicolas Roegs «The Man Who Fell to Earth»<br />
von 1976 wurde ursprünglich als «bewusstseinserweiterndes<br />
Erlebnis» angekündigt<br />
und verschlug der Kinowelt dann<br />
tatsächlich die Sprache. Diese Tour de<br />
Force der Science-Fiction als Kunstform<br />
bescherte dem Publikum nicht nur hypnotische<br />
Bilder und explizite Kritik an der<br />
modernen Konsumgesellschaft, sondern<br />
auch Glam-Rock-Legende David Bowie,<br />
der in der Rolle des paranoiden Ausser <br />
ir dischen namens Newton seine Ziggy<br />
Stardust-Persona weiter ausbaute.<br />
Der Film nach Walter Tevis’ gleichnamigem<br />
Science-Fiction-Roman von 1963<br />
schildert die Erlebnisse des Ausserirdischen<br />
Newton, der auf der Erde nach Wasser für<br />
seinen He<strong>im</strong>atplaneten sucht, dank seiner<br />
überragenden Intelligenz und seines fortschrittlichen<br />
technologischen Wissens einen<br />
Industriekonzern aufbaut und mit der<br />
jungen Mary-Lou seine Sexualität entdeckt,<br />
aber letztlich am gefühlskalten Egoismus<br />
und der Oberflächlichkeit der Menschen<br />
zerbricht. Roeg entlockt seinen Darstellern<br />
absolute Bestleistungen – nicht nur Bowie<br />
in all seiner ausserirdischen Entrücktheit,<br />
sondern auch den Co-Stars Candy Clark,<br />
Rip Torn und Buck Henry.<br />
Zur Feier des 40. Jahrestags dieses<br />
Kultfilms präsentiert «David Bowie. The<br />
Man Who Fell to Earth» eine Fülle von<br />
Standbildern und Aufnahmen des Filmfotografen<br />
David James von den Dreharbeiten,<br />
darunter zahlreiche Fotos von<br />
Bowie in schauspielerischer Bestform. Ein<br />
neuer einleitender Essay setzt sich mit den<br />
Dreharbeiten des Films und mit seiner<br />
Be deutung für das Scifi-Genre auseinander<br />
– unter Einbeziehung eines Exklusivinterviews<br />
mit David James, der Einblicke<br />
aus erster Hand in die Entstehung dieses<br />
Meisterwerks beisteuert.<br />
David Bowie. The Man Who Fell to Earth<br />
(Englisch). Gebundene Ausgabe von<br />
Paul Duncan (Hg.). 480 Seiten.<br />
ISBN: 978-3836562416 ca. CHF 14.90.<br />
ANZEIGE<br />
Wohngemeinschaft und Pflege<br />
<strong>im</strong> Alter für unsere Community<br />
Werde jetzt Mitglied!<br />
queerAltern.ch<br />
• Wir realisieren ein Wohn-, Betreuungs- und Pflegeangebot in der<br />
Stadt Zürich und gewinnen dafür Talente.<br />
• Wir sensibilisieren für das Thema Altern in der queeren Community.<br />
• Wir vermitteln positive Altersbilder.<br />
Vortrag<br />
Als LGBTI-Mensch<br />
fürs Alter vorsorgen<br />
31.10.17 | 19.00<br />
Dr. iur. Jürg Koller<br />
Volkshaus ZH | Z<strong>im</strong>mer 20<br />
Anmeldung an<br />
events@queeraltern.ch<br />
Folge uns: Verein queer Altern<br />
Inserat-Sponsor: Spectren AG/Almacasa<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong><br />
qA_Inserat_CRUISER_183x132_Satzspiegel_170815.indd 1 15/08/17 14:14
16<br />
thema<br />
LGBT*-Flüchtlinge<br />
RAINBOW REFUGEES<br />
GEWALT &<br />
DISKRIMINIERUNG<br />
IM ASYL<br />
Sie werden offenbar verfolgt, egal, wohin sie gehen. Menschen, die aus ihrer<br />
He<strong>im</strong>at geflohen sind, weil sie schwul oder lesbisch sind. An der Pride <strong>2017</strong> wollte<br />
man auf die Flüchtlingsproblematik aufmerksam machen, diese ging aber <strong>im</strong><br />
lauten Getöse der Festivitäten beinahe etwas unter.<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
thema<br />
LGBT*-Flüchtlinge<br />
17<br />
Vo n Y vo n n e B ec k<br />
In über 75 Ländern steht Homosexualität<br />
unter Strafe. Der Iran, der Jemen, Saudi-<br />
Arabien, Somalia und der Sudan sehen<br />
die Todesstrafe vor, in anderen Ländern wie<br />
Uganda, Bangladesch, Pakistan und Malaysia<br />
droht eine lebenslange Haft. Homophobie<br />
gehört in vielen Ländern zum Alltag.<br />
Sehr häufig fehlt es zudem an Strafverfolgung<br />
und Rechtsschutz für Opfer von<br />
homophob geprägten Gewaltübergriffen.<br />
Häufig werden Strafverfahren eingestellt,<br />
Polizeirapporte verweigert und mutmassliche<br />
Täter einfach wieder freigelassen.<br />
Immer mehr Homosexuelle und Transsexuelle<br />
fliehen vor Diskr<strong>im</strong>inierung und Gewalt<br />
aus ihrer He<strong>im</strong>at. Doch angekommen<br />
in Europa werden sie nicht selten in den<br />
Flüchtlingsunterkünften weiter terrorisiert.<br />
Das Anrecht auf Asyl<br />
Artikel 3 Absatz 1 des Asylgesetztes besagt:<br />
«Flüchtlinge sind Personen, die in ihrem<br />
He<strong>im</strong>atstaat oder <strong>im</strong> Land, in dem sie zuletzt<br />
wohnten, wegen ihrer Rasse, Religion,<br />
Nationalität, Zugehörigkeit zu einer best<strong>im</strong>mten<br />
sozialen Gruppe oder wegen ihrer<br />
politischen Anschauung ernsthaften Nachteilen<br />
ausgesetzt sind oder begründet Furcht<br />
In den Asylzentren leben sie<br />
oft inmitten von Menschen,<br />
für die Homophobie völlig<br />
normal ist.<br />
haben, solchen Nachteilen aus gesetzt zu<br />
werden.» Als ernsthafte Nach teile gelten<br />
namentlich die Gefährdung des Leibes, des<br />
Lebens oder der Freiheit sowie Massnahmen,<br />
die einen unerträglichen psychischen<br />
Druck bewirken. Die <strong>im</strong> ersten Absatz enthaltenen<br />
Verfolgungsmotive orien tieren<br />
sich an der Genfer Flüchtlingskonvention.<br />
Danach sind die Rasse, Religion, Nationalität<br />
und die Zugehörigkeit zu einer best<strong>im</strong>mten<br />
sozialen Gruppe die interna tional anerkannten<br />
Verfolgungsmotive. Weder die geschlechterspezifische<br />
Verfolgung noch die<br />
Verfolgung aufgrund der sexuellen Orientierung<br />
oder der geschlechtlichen Identität<br />
als Verfolgungsmotiv wird erwähnt. Da<br />
das Asylgesetz und die Genfer Flüchtlingskonvention<br />
kein spezifisches Verfolgungsmotiv<br />
vorsieht, werden Lesben, Schwule,<br />
Bisexuelle, Intersexuelle und Trans sexuelle<br />
einer «best<strong>im</strong>mten sozialen Gruppe» zugeordnet.<br />
Wenn jemand wegen der Zugehörigkeit<br />
zur sozialen Gruppe der LGBTI verfolgt<br />
wird und wenn es für diese Person keine<br />
Möglichkeit gibt, in einem andern Teil ihres<br />
Landes Zuflucht zu finden, wird sie als<br />
Flüchtling anerkannt und erhält Asyl, sofern<br />
keine Gründe dagegen sprechen.<br />
Ein Leben in ständiger Angst<br />
Asylsuchende verlassen ihre He<strong>im</strong>at, ihre<br />
Sprache, ihre Kultur, ihre Freunde oder ➔<br />
ANZEIGE<br />
CHECKPOINT IM GESPRÄCH!<br />
DONNERSTAG<br />
7. <strong>September</strong> <strong>2017</strong> – 19 Uhr<br />
SEXUELL ÜBERTRAGBARE KRANKHEITEN –<br />
WO LAUERN DIE GEFAHREN?<br />
SAFE<br />
THE<br />
DATE<br />
Betroffene und Experten zeigen auf, wo die Risiken bei sexuell übertragbaren Krankheiten (STI)<br />
liegen und welche Schutzstrategien es gibt.<br />
Bringt eure Fragen zu HIV, Syphilis, Chlamydien, Tripper und Hepatitis (Big 5) mit und bringt<br />
sie in die Diskussion ein – wir freuen uns auf Euch!<br />
Anschliessend sind alle herzlich zu einem Apéro eingeladen.<br />
Programm:<br />
18.30 Uhr Türöffnung<br />
19.00 Uhr Podiums- und Publikumsdiskussion<br />
20.15 Apéro<br />
«Checkpoint <strong>im</strong> Gespräch» findet <strong>im</strong> Kulturhaus Helferei, in der Kirchgasse 13, 8001 Zürich statt.<br />
Keine Anmeldung erforderlich – Weitere Informationen: mycheckpoint.ch/de/zh/checkpoint-<strong>im</strong>-gespräch<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
18<br />
thema<br />
LGBT*-Flüchtlinge<br />
Flüchtlinge haben viel gesehen – LGBT*-Flüchtlinge<br />
müssen zudem noch ihre sexuelle Ausrichtung<br />
angstvoll verstecken.<br />
auch Partner, ihre Familie, ihre Arbeit in<br />
der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Was<br />
sie jedoch zuerst erfahren ist Einsamkeit,<br />
Unsicherheit, Zweifel und Hilflosigkeit.<br />
Gerade für homosexuelle Flüchtlinge und<br />
asylsuchende Trans-Menschen sind die Zustände<br />
häufig noch schl<strong>im</strong>mer, denn ihre<br />
Diskr<strong>im</strong>inierung hört in der Schweiz nicht<br />
auf. In den Asylzentren leben sie oft inmitten<br />
von Menschen, für die Homophobie<br />
völlig normal ist. In manchen Sprachen gibt<br />
es nicht einmal einen sprachlichen Begriff<br />
für gleichgeschlechtlich liebende Menschen<br />
oder es gibt nur Wörter mit beleidigender,<br />
despektierlicher Bedeutung. So hat die arabische<br />
Umgangssprache kein positiv besetztes<br />
Wort für «Homosexuelle». Hier werden<br />
Schwule meist nicht mal in der eigenen<br />
Familie akzeptiert. Sie sind eine Schande.<br />
Manche Eltern zwingen ihre Kinder, zu Ärzten<br />
zu gehen, die sie heilen sollen. Denn in<br />
vielen Ländern gilt Homosexualität <strong>im</strong>mer<br />
noch als Krankheit. In Europa kann sich<br />
kaum jemand vorstellen, was es heisst, seine<br />
geschlechtliche Identität verstecken zu<br />
müssen, sich nie outen zu dürfen und seiner<br />
sexuellen Orientierung nur <strong>im</strong> Verborgenen<br />
oft werden religiöse oder<br />
moralische Haltungen <strong>im</strong><br />
Exil sogar noch stärker<br />
empfunden und gelebt als in<br />
den He<strong>im</strong>atländern.<br />
nachgehen zu können und noch dazu mit<br />
der ständigen Angst leben zu müssen,<br />
entdeckt zu werden. Doch genau das haben<br />
die meisten homosexuellen Flüchtlinge ihr<br />
Leben lang erfahren.<br />
Homophobie in Asylunterkünften<br />
Derzeit kommen die meisten Menschen, die<br />
in der Schweiz Asyl suchen, aus Eritrea,<br />
Syrien und Guinea. In allen drei Ländern ist<br />
Homosexualität illegal, gesellschaftlich tabuisiert<br />
und wird mit Gefängnis bestraft.<br />
Asylsuchende leben am<br />
Rande der Gesellschaft und<br />
gerade LGBT-Asylsuchende<br />
scheuen den Kontakt zu<br />
IHREN eigenen Landsleuten<br />
in der Schweiz aus Angst<br />
von ihnen weiterhin diskr<strong>im</strong>iniert<br />
zu werden.<br />
Aber auch hier in der Schweiz gehören sie<br />
nirgendwo so richtig dazu. Asylsuchende<br />
leben am Rande der Gesellschaft und gerade<br />
LGBT-Asylsuchende scheuen den Kontakt<br />
zu ihren eigenen Landsleuten in der<br />
Schweiz aus Angst von ihnen weiterhin diskr<strong>im</strong>iniert<br />
zu werden. Besonders schl<strong>im</strong>m<br />
ist es in den Flüchtlingshe<strong>im</strong>en, wo unterschiedlichste<br />
Menschen auf engstem Raum<br />
zusammengepfercht werden. Homosexuelle,<br />
die in der Schweiz Asyl suchen, leben zusammen<br />
mit teils homophoben Männern.<br />
Die Gefahr von Übergriffen, Diskr<strong>im</strong>inierung,<br />
Mobbing und körperlicher Gewalt<br />
gegenüber LGBT-Flüchtlingen ist gross. Die<br />
Toleranz gegenüber Homosexualität ist bei<br />
vielen Flüchtlingen sehr gering und oft<br />
werden religiöse oder moralische Haltungen<br />
<strong>im</strong> Exil sogar noch stärker empfunden<br />
und gelebt als in den He<strong>im</strong>atländern.<br />
Homophobie <strong>im</strong> Flüchtlingshe<strong>im</strong><br />
ist kein Einzelfall. Immer wieder werden<br />
Frauen und Männer wegen ihrer Sexualität<br />
von anderen Flüchtlingen diskr<strong>im</strong>iniert.<br />
Genaue Zahlen darüber gibt es jedoch<br />
nicht, denn viele Betroffene schweigen aus<br />
Scham und Angst.<br />
Ein kleiner Lichtblick: In Deutschland<br />
wurden inzwischen für homosexuelle und<br />
transsexuelle Flüchtlinge, die in ihrer Unterkunft<br />
akut bedroht sind, eigene Unterkünfte<br />
eingerichtet. In den neuen Unterkünften<br />
blühen die Bewohner regelrecht<br />
auf. Zum ersten Mal erleben sie, wie es sich<br />
anfühlt, beschützt und nicht diskr<strong>im</strong>iniert<br />
zu werden. Zum ersten Mal in ihrem Leben<br />
dürfen sie sein, was sie sind, ohne dafür<br />
verspottet, geschlagen oder gar getötet zu<br />
werden. Bleibt zu hoffen, dass diese Unterkünfte<br />
auch in der Schweiz Ableger finden.<br />
Angst vor dem Outing<br />
Bei homosexuellen Flüchtlingen sind Angst<br />
und vor allem Scham viel präsenter als bei<br />
anderen Flüchtlingen. Dadurch treten sie in<br />
Anhörungen häufig recht zögerlich auf und<br />
verstricken sich in Widersprüche. Vielfach<br />
assoziieren die meisten von ihnen schl<strong>im</strong>me<br />
Erfahrungen mit Beamten und Polizisten.<br />
Es wird häufig vergessen, dass es unter<br />
den Asylanten sehr viele Opfer von physischer,<br />
psychischer und sexueller Gewalt<br />
gibt. Viele gewalttätige Übergriffe gingen<br />
vom eigenen Umfeld oder sogar der eigenen<br />
Familie aus, manche von staatlichen Organen.<br />
Folter, Haft und Stigmatisierung stehen<br />
in vielen Ländern der Erde für «Andersliebende»<br />
auf der Tagesordnung. Ihre<br />
Angst gegenüber Beamten ist also nicht unbegründet.<br />
Hinzu kommt ein Misstrauen<br />
gegenüber den Dolmetschern, die oft aus<br />
ihrem eigenen Kulturkreis stammen. Die<br />
Angst ist gross, dass durch die Dolmetscher<br />
in der Landesgemeinschaft bekannt werden<br />
könnte, dass die asylsuchende Person homosexuell<br />
ist. Tatsächlich kommt es <strong>im</strong>mer<br />
wieder vor, dass Dolmetscher abwertende<br />
Bemerkungen gegenüber LGBT-Asylsuchenden<br />
machen und sie sogar beleidigen.<br />
Daher denken sich viele Flüchtlinge andere<br />
Fluchtgründe aus, denn ein Outing kommt<br />
Zum ersten Mal in ihrem<br />
Leben dürfen sie sein, was<br />
sie sind, ohne dafür verspottet,<br />
geschlagen oder<br />
gar getötet zu werden.<br />
für sie aus Angst nicht in Frage. Wie kann<br />
man auch von einem schwulen oder lesbischen<br />
Geflüchteten verlangen, mit einem<br />
wildfremden Menschen offen über Sexualität,<br />
Liebe und Sehnsüchte zu sprechen? Etwas,<br />
das die meisten von ihnen ihr Leben<br />
lang angstvoll vor den anderen verstecken<br />
mussten.<br />
Fazit:<br />
Bessere Schulung und Aufklärung der entscheidenden<br />
Beamten und Dolmetscher,<br />
die bei den Anhörungen oft eine Schlüsselrolle<br />
einnehmen, sind dringend notwendig.<br />
Bisher ist nicht auszuschliessen, dass «Entscheider»<br />
mit dem Fluchtgrund Homosexualität<br />
häufig nichts anzufangen wissen, die<br />
psychische Fragilität der Asylsuchenden<br />
komplett falsch einschätzen, indiskrete<br />
Fragen (wie nach Sexualpraktiken) stellen<br />
oder be<strong>im</strong> Antrag durch Unwissenheit negativ<br />
entscheiden.<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
kolumne<br />
michi rüegg<br />
19<br />
SOMEWHERE<br />
THE RAINBOW’S OVER<br />
Michi Rüegg versucht anhand eines bekennend<br />
rassistischen Hundes die Unveränderbarkeit der<br />
Rainbow-Flag zu begründen.<br />
Vo n m i c h i r ü egg<br />
Meine beste Freundin lebte eine Weile<br />
am Roten Meer in Ägypten. Dort<br />
lief ihr ein Hund zu. Er war noch<br />
relativ jung, als er beschloss, fortan der<br />
Hund meiner besten Freundin zu sein. Zu<br />
Beginn ignorierte sie das Tier, das ihr auf<br />
Schritt und Tritt folgte. Nach einer Weile<br />
gab sie ihren Widerstand auf, seither lebt<br />
der Hund an ihrer Seite. Ägypter sind in<br />
der Regel nicht sonderlich nett zu Hunden.<br />
Das muss auch dieses Exemplar als Welpe<br />
er lebt haben, jedenfalls kann er Ägypter<br />
nicht ausstehen. Europäer hingegen mag er<br />
grundsätzlich.<br />
Dabei verabscheut der Hund nicht nur<br />
Ägypter, sein Hass dehnt sich auf alle Araber<br />
aus. Wobei er auch koptische Christen<br />
anknurrt, seine Intoleranz beschränkt sich<br />
nicht auf den Islam. Nachdem meine beste<br />
Freundin ihren wiederum besten (vierbeinigen)<br />
Freund in die Schweiz <strong>im</strong>portiert<br />
hatte, lebten die beiden eine Weile ausserhalb<br />
von Zürich. Als während des Arabischen<br />
Frühlings in den Nachrichten am TV<br />
ein Mann Arabisch sprach, bellte der Hund<br />
den Fernseher an.<br />
Manchmal nahm sie das Tier mit zur<br />
Arbeit. Als Frau und Hund eines Abends<br />
durchs Enge-Quartier spazierten, begegneten<br />
sie einer jüdisch-orthodoxen Familie.<br />
Der Hund beschloss spontan, die Juden<br />
lauthals anzubellen. Die Familie rannte panisch<br />
davon. Die Szene war meiner besten<br />
Freundin zu Recht etwas peinlich, konnte<br />
man sie doch für eine Nazi-Braut halten, die<br />
ihrem Schäfer-Mischling (mit viel Fantasie<br />
liess sich darin etwas Derartiges erkennen)<br />
gewaltsamen Antisemitismus antrainiert<br />
hatte. Vermutlich erkannte der Hund die<br />
gemeinsamen Wurzeln der arabischen und<br />
der hebräischen Sprache. Oder aber er<br />
mochte Bärte nicht. Glücklicherweise zogen<br />
beste Freundin und Hund nach Mexiko,<br />
bevor hierzulande die Hipster aus allen<br />
Löchern krochen. Der Hund wäre dieser<br />
Tage in Zürich sehr mit Bellen beschäftigt.<br />
Weshalb Asiatinnen und<br />
Asiaten nicht auch irgendwie<br />
mit einem blassen Gelb<br />
vertreten sind, erschloss<br />
sich mir bis dato nicht.<br />
Schnappi, so heisst der Hund, ist bekennender<br />
Rassist. In seiner Kindheit taten<br />
ihm Araber ein Leid an, also reagiert er negativ<br />
auf Araber. Das ist kein besonders reflektiertes<br />
Verhalten, passt aber zu seinem<br />
auch sonst nicht sonderlich leistungsstarken<br />
Hundehirn. Von Menschen erwarten<br />
wir zu Recht, dass sie zu etwas mehr Abstraktion<br />
fähig sind. Das klappt leider nicht<br />
<strong>im</strong>mer, wie man weiss. Immer wieder werden<br />
etwa dunkelhäutige Menschen diskr<strong>im</strong>iniert.<br />
Aus diesem Grund soll nun die Regenbogenflagge<br />
um zwei Farben ergänzt<br />
werden – Braun und um Schwarz. Wobei<br />
sich noch <strong>im</strong>mer die Geister an der Frage<br />
scheiden, ob Schwarz tatsächlich eine Farbe<br />
ist. Schwarz und Braun stehen offen<br />
sichtlich für Menschen schwarzer und<br />
brauner Hautfarbe. Also so genannte «African<br />
Americans» und Latinos. Weshalb Asiatinnen<br />
und Asiaten nicht auch irgendwie<br />
mit einem blassen Gelb vertreten sind, erschloss<br />
sich mir bis dato nicht.<br />
Die Übung ist ein Tabubruch. Die<br />
Rainbow-Flagge subsummiert alle sexuellen<br />
Minderheiten. Und Dunkelhäutigkeit ist<br />
meines Erachtens noch keine Sexualität,<br />
auch wenn so mancher weltoffene Zürcher<br />
seine pene trante Fixierung auf schwarze<br />
Schwänze als sexuelle Prägung sieht.<br />
Manchmal erscheint am H<strong>im</strong>mel ein<br />
Regen bogen. Ein schönes Naturschauspiel.<br />
Re genbogen wären irgendwie weniger<br />
schön, wenn sie am H<strong>im</strong>mel plötzlich auch<br />
in den Nuancen Schwarz und Braun erschienen.<br />
Das passt irgendwie nicht zum H<strong>im</strong>mel.<br />
Auch wenn schwarz sch<strong>im</strong>merndes<br />
Licht vermutlich hammermässig aussehen<br />
würde. Die strahlende Dunkelheit, quasi.<br />
Gibt es in der Szene Rassismus? Zweifellos.<br />
Wir sind Menschen, ausgestattet mit<br />
denselben Schwächen, die auch Schnappi,<br />
den Hund, plagen. Manche von uns dürften<br />
seinen IQ auch nur knapp erreichen. Andere<br />
sind wahnsinnig clever und trotzdem<br />
Arschlöcher. Die Regenbogenflagge versucht<br />
unserer Vielfalt gerecht zu werden.<br />
Ihre Farben stehen für das Leben (Rot), Heilung<br />
(Orange), das Sonnenlicht (Gelb), die<br />
Natur (Grün), Harmonie und Frieden (Blau)<br />
und Geist (Violett). Welche Symbolik könnte<br />
man Schwarz und Braun andichten?<br />
Schwarz wie unsere Darkrooms. Und Braun<br />
wie... Nein, lassen wir das.<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
20<br />
kultur<br />
buchtipp<br />
DAS ENDE VON EDDY<br />
Schwul sein in einem Dorf – das geht auch <strong>im</strong> Jahr <strong>2017</strong> nicht. Des Schriftstellers<br />
Alter Ego muss sich <strong>im</strong> furiosen Debutroman der kollektiven Abwehrreaktion der<br />
Dörfler stellen.<br />
Von Birgit Kawohl<br />
Dem Autor Édouard Louis, geboren<br />
1992 als Eddy Bellegueule in der<br />
nordfranzösischen Picardie, ist mit<br />
«Das Ende von Eddy» ein bemerkenswertes<br />
Debüt gelungen. Das Grundthema der<br />
Coming of Age-Geschichte «Wie wächst<br />
man als Kind und Jugend licher in einem<br />
Dorf in der französischen Provinz, das<br />
von Vorurteilen und Diskr<strong>im</strong>inierung geprägt<br />
ist, auf?» ist eng verwoben mit der<br />
Co ming-out-Erzählung des Protagonisten.<br />
Louis schildert diese Gratwanderung bewundernswert<br />
souverän in seinem Roman,<br />
der autobiografische Züge trägt.<br />
Mit dem sich mantraartig<br />
eingeredeten Motto «Heute<br />
bin ich ein echter Kerl»<br />
denkt Eddy, sein Schwulsein<br />
besiegen zu können.<br />
«An meine Kindheit habe ich keine<br />
einzige glückliche Erinnerung.» Der Roman<br />
beginnt mit einem Paukenschlag,<br />
dem man sich kaum entziehen kann. Ein<br />
erster Satz, der den Leser sofort in seinen<br />
Bann zieht und in die Handlung hineinkatapultiert.<br />
Man möchte den Ich-Erzähler,<br />
den Jugendlichen Eddy Bellegueule, ohne<br />
zu zögern trösten. Zugleich beginnt man,<br />
diese Aussage mit seinen eigenen Kindheitserinnerungen<br />
abzugleichen und ist<br />
dann froh, wenn man diesen Satz so nicht<br />
unterschreiben würde.<br />
Eddy also ist eins von fünf Kindern<br />
eines Fabrikarbeiters und einer Altenpflegerin,<br />
die <strong>im</strong>mer zu wenig zum Leben verdienen.<br />
So vernachlässigen sie nicht nur die<br />
Erziehung und das Wohl der Kinder, nach<br />
und nach gerät Eddys Vater auch <strong>im</strong>mer<br />
mehr in einen Abwärtsstrudel. Die anstrengende<br />
Arbeit lässt ihn erkranken, was dieser<br />
wiederum als Gelegenheit nutzt, sich ganz<br />
aus dem Arbeitsleben zurückzuziehen und<br />
fortan nur noch zu saufen. Dies tut er am<br />
liebsten mit seinen Kumpeln, die dann in<br />
ihrer sonstigen Sprachlosigkeit Reden gegen<br />
die Afrikaner («alles Verbrecher») und<br />
an dere Randgruppen schwingen. Eddy<br />
selbst fällt schon früh auf und durch seine<br />
Attitüden, die man schnell als «schwul» bezeichnet,<br />
aus dem Rahmen des dörflichen<br />
Mitei nanders, das an enge Regeln gebunden<br />
ist: Frauen kümmern sich um den Haushalt,<br />
Männer haben das Sagen, bringen – <strong>im</strong> besten<br />
Fall – das Geld nach Hause und dürfen<br />
sich ansonsten als wahre Machos alles leisten,<br />
es sind ja eben Männer. Wenn man sich<br />
in solch einer Umgebung als Junge dann<br />
nicht für Fussball und Raufen interessiert<br />
und Mädchen am liebsten hat, wenn man sie<br />
schminken darf, hat man es natürlich<br />
schwer. So kommt es zu Hänse leien und körperlichen<br />
Quälereien, denen der junge Eddy<br />
dadurch zu entgehen versucht, dass er sie<br />
zuerst verdrängt und sich dann dazu entschliesst,<br />
sein Leben zu ändern. Mit dem<br />
sich mantraartig eingeredeten Motto «Heute<br />
bin ich ein echter Kerl» denkt Eddy, sein<br />
Schwulsein besiegen zu können. Er schafft<br />
sich dazu ein Mädchen an, mit dem er<br />
«geht», er lernt Namen von Fussballspielern<br />
auswendig, doch alles sinn los. Seine grössten<br />
Glücksmomente hat er be<strong>im</strong> Nachspielen<br />
von Hetero-Pornos mit drei Freunden<br />
und dem Tanzen in der Disco, wenn er sich<br />
unauffällig an Fremden reiben kann. Damit<br />
wird ihm dann auch bald klar, dass er sein<br />
Anderssein nicht wegdenken kann, es wird<br />
<strong>im</strong>mer zu ihm gehören.<br />
Daher gibt es für ihn nur eine Chance,<br />
dem dörflichen Terror zu entfliehen, er<br />
muss auf die weiterführende Schule gehen<br />
und damit von zu Hause ausziehen. Dass<br />
ihm das am Ende gelingt, lässt den Leser,<br />
der zwischenzeitlich sicherlich <strong>im</strong>mer wieder<br />
ob der Ignoranz und Brutalität mit der<br />
man mit dem Jungen umgeht, verzweifelt,<br />
beruhigt zurück. Man kann letztlich sogar<br />
die Hoffnung haben, dass Eddy den Eingangssatz<br />
bezogen auf sein weiteres Leben<br />
anders formulieren würde. Dass er selbst<br />
der Sprachlosigkeit, die das nie geäusserte<br />
Manifest der Arbeiterklasse <strong>im</strong> Dorf darstellte,<br />
entkommen ist, sieht man an diesem<br />
Werk bestens.<br />
Buchtipp<br />
Édouard Louis: Das Ende von Eddy<br />
Preis CHF 14.90<br />
ISBN (Taschenbuch) 9783596032433<br />
Der Autor liest am 21.9. <strong>im</strong> Kaufleuten Zürich.<br />
Details in der «Kultur» auf Seite 14.<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
kolumne<br />
mirko<br />
21<br />
DAS BESTE POTENZMITTEL IST<br />
EIN RICHTIGER KATER<br />
Vo n m i r ko<br />
S<br />
ummert<strong>im</strong>e and living is easy. Keine<br />
Zeit für troubles. Umso mehr Bock auf<br />
Männer und alles, was damit so zu tun<br />
ist. So sehe ich das. Sich die L<strong>im</strong>mat runtertreiben<br />
lassen mit meinen Bro’s auf dem Aufblas-Einhorn.<br />
Irgendwie alles geht. Aber ich<br />
habe mich auch es bitzli durchgearbeitet diesen<br />
Sommer. Jetzt wo meine Kolumne ein Jahr<br />
alt ist, han i dänkt, ich check mol alles dure.<br />
Ist es schl<strong>im</strong>m, dass ich<br />
den Jungs hinterhersteige,<br />
wo gliichvil i guets Usseh<br />
investiere wie ich?<br />
Ich war an Prides. Ha welle wüsse, ob’s überall<br />
so schwierig tüend wie z Züri oder ob easy living<br />
anderswo einfacher ist. Und es ist. Definitiv,<br />
aber s Gäld verdiene tuen i doch lieber z<br />
Züri, dass das klar isch. Ja, shit, Body Shaming.<br />
Irgendwie interessiert’s mi nöd <strong>im</strong><br />
Summer. Ja, mir gfallet die Hunks mit Fuessballerärsch<br />
i Badhose und au gäge duretrainierti<br />
Oberschenkel han i gar nüt. Alles dra,<br />
wo dra muess sie, und vo dem, wo mir gfallt,<br />
nöd zwenig. E chli Sonne und ein paar Drinks,<br />
dann kriege ich von denen dann auch, was ich<br />
will. Chasch glaube. Ja, aber eben, das mit<br />
dem Idealbild. Ist es schl<strong>im</strong>m, dass ich den<br />
Jungs hinterhersteige, wo gliichvil i guets Usseh<br />
investiere wie ich und das au no mit Erfolg<br />
mached? Wie gseit, ich habe alles mal durchgecheckt,<br />
was es denn so gibt <strong>im</strong> Homoland.<br />
Ich dachte, gut, die Bären gibt’s, mal schauen,<br />
wie’s in der Welt der behaarten Bierbäuche so<br />
zu- und hergeht. Ich bin ja nun kein Bär, nicht<br />
mal ein Jungbär, mängisch en Problembär,<br />
das scho, aber nöd vom usgseh her. Habe<br />
dann den Berliner CSD grad genutzt, um mal<br />
die Bärenclubs zu besuchen. Mal schauen,<br />
wie die bessere Welt aussieht, in der nicht<br />
nach den Idealmassen gesucht wird. Chasch<br />
vergässe. Ich geh rein und zack, hab ich die<br />
Typen hinter mir her. Nein, ich bin kein Bär,<br />
am Body han i grad en Treasure Trail vom<br />
Bauchnabel abe, find ich auch hot, aber Mann,<br />
mehr Haar han i nöd, echt. Und Bierbauch,<br />
vergiss es, lean muscles, kei Fett, gar nüt. Wird<br />
also nichts mit dem alternativen Ideal bei den<br />
Bären. Villicht <strong>im</strong> Kochareal, aber da gibt’s<br />
dann umgekehrtes Body Shaming. Und ich<br />
lasse mich nicht gerne dumm anmachen, nur<br />
weil ich auch auf mein Aussehen achte, sorry,<br />
dumm bin i darum no lang nöd, au wenn das<br />
viele hoffen. Ah nei, ich mein nöd, dass sie hoffe,<br />
ich sigi dumm, will, ja ich weiss, dumm<br />
fickt gut. Nei, eifach weil sie’s gerechter fänden,<br />
wenn schöne Menschen dumm wären.<br />
Ich bin ja nun kein Bär, nicht<br />
mal ein Jungbär, mängisch<br />
en Problembär, das scho,<br />
aber nöd vom usgseh her.<br />
Sorry, chan ich nöd diene. Ich dänke gärn. De<br />
Teil mit em Ficke, das kann ich auch, ohne<br />
dumm zu sein. Uf Troubles han i kei luscht<br />
gha. Summert<strong>im</strong>e and living is easy han i mir<br />
gseit und han de Flüger gnoh uf Kroatie. Cool,<br />
he. Eine andere Welt. In der Ferienwohnung<br />
mit meinen Bro’s. Einfach mal geniessen, vergiss,<br />
was richtig und falsch und was in Züri<br />
alles diskutiert wird. Hier hänge ich einfach in<br />
der Sonne, esse mich gesund: Hlap, Jastog,<br />
Kamenice zum Abwinke, chan ich mir süsch<br />
ja nöd leiste. Wenn denn so eifach da bisch,<br />
denn passiert alles. S Läbe cha so eifach sii, ich<br />
säg dir, und dann ist’s nur noch toll. Villicht<br />
Ficke, das kann ich auch,<br />
ohne dumm zu sein.<br />
machen wir hier nicht die grosse Kunst, wobei...<br />
Ein paar Kunststücke waren schon dabei,<br />
shit, was man alles tun kann, wenn man<br />
einfach das tut, wo mer grad luscht druf het.<br />
Kei Body Shaming, aber die Type sind ou alli<br />
saumässig sexy gsi, fuck. Im Gratisheftli woni<br />
auf dem Weg zur Arbeit i de S-Bahn Züri lese,<br />
stand, dass Alkohol Männer schwul macht,<br />
isch mir z Sinn cho. Ja, hani dänkt, Alk macht<br />
nöd schwul, he, Alkohol macht Männer geil<br />
und je mehr Alk, desto mehr wollen sie ficken<br />
und dann kommt’s dann selbst dem straightesten<br />
Straight irgendwann nicht mehr drauf<br />
an, ob de Mensch am andern Ende der Bar einen<br />
Bart hat oder nicht. Ja, und mal ehrlich,<br />
wenn d denn so volltankt bisch, isch es auch<br />
besser, einen Mann mit nach Hause zu nehmen.<br />
Weil dann läuft eh kaum mehr Blut zwischen<br />
die Beine. Aber villicht hoffentlich b<strong>im</strong><br />
andere Junge noch. Da besteht wenigstens die<br />
Hoffnung, dass es so dann doch noch Spass<br />
auf der Matratze oder <strong>im</strong> Gang oder <strong>im</strong> Bad<br />
oder i de Chuchi git – oder wo denn d Hose<br />
grad sackt, villicht ja scho ufem Heiweg – de<br />
Spass isch denn grad nöd eso versatile, chli<br />
eisiitig halt. Aber wenn man so richtig breit<br />
war am Abend, ist man ebenso total geil mit<br />
Duurständer am Morgen drauf. Kenne mir<br />
alli. And then: T<strong>im</strong>e for revenge. Öppe so isch<br />
Kroatie gsi. Easy living halt.<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
22<br />
Serie<br />
Was macht eigentlich …<br />
IKONEN<br />
VON DAMALS<br />
In unserer losen Serie stellen wir Ikonen aus vergangenen Dekaden vor, berichten<br />
über gefallene Helden und hoffnungsvolle Skandalsternchen aus längst vergangenen<br />
(Gay-)Tagen. David Hasselhoff ist <strong>im</strong> Sommer 75 Jahre alt geworden,<br />
seine Baywatch-Babes haben die Gays nie wirklich interessiert, die männlichen<br />
Rettungsschw<strong>im</strong>mer aber schon...<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong><br />
Von Johannes Schmitt-Tegge<br />
Ob als Michael Knight <strong>im</strong> Auto K.I.T.T.<br />
oder als Rettungsschw<strong>im</strong>mer Mitch<br />
Buchannon: In den 80er- und 90er-<br />
Jahren war David Hasselhoff ein Weltstar.<br />
Inzwischen ist es um ihn ruhiger geworden.<br />
Im Rückblick würde der Schauspieler trotzdem<br />
kein bisschen anders machen. Am 17.<br />
Juli feierte er seinen 65. Geburtstag, kommendes<br />
Jahr geht er auf grosse Tour in Europa.<br />
Grund genug «The Hoff» nach dem Stand<br />
der Dinge zu fragen.<br />
<strong>Cruiser</strong>: Man kennt Sie vor allem als Rettungsschw<strong>im</strong>mer<br />
aus «Baywatch». Wie finden Sie<br />
den Film mit Dwayne Johnson und Zac Efron,<br />
der jetzt aus der einst so erfolgreichen TV-<br />
Serie geworden ist? Sie haben darin eine<br />
Gastrolle.<br />
Hasselhoff: Das «Baywatch», das wir gemacht<br />
haben, war nicht das «Baywatch»,<br />
das ich wollte. Als es mir angeboten, wurde<br />
mir klar, dass es ein Witz werden und sie<br />
sich darüber lustig machen würden. Aber<br />
Dwayne Johnson ist ein Freund von mir und<br />
ich kenne Zac Efron, der so ein netter Kerl<br />
ist. Deshalb habe ich mich entschieden<br />
mitzumachen. Ich wusste, wenn ich «Nein»<br />
sagen würde, wären alle damit überfordert.<br />
Hätten Sie gern eine grössere, ernsthaftere<br />
Rolle gehabt?<br />
In Hollywood machst du, was dir angeboten<br />
wird, und du versuchst, das Beste daraus zu<br />
machen.
Serie<br />
Was macht eigentlich …<br />
23<br />
Wie war es, Pamela Anderson, die auch einen<br />
Cameo-Auftritt hat, nach all den Jahren in<br />
dem Zusammenhang wiederzusehen?<br />
Mein Leben dreht sich nicht um Pamela und<br />
das hat es auch nie. Ich habe nichts als Anerkennung<br />
für sie. Ich finde, sie ist eine unglaublich<br />
nette, coole Person. Sie ist sehr<br />
witzig und sehr gut in dem, was sie macht.<br />
Hängen wir zusammen ab? Nein.<br />
Ihre andere sehr erfolgreiche Serie war «Knight<br />
Rider». Was können wir vom dazugehörigen<br />
Film erwarten, der 2018 erscheinen soll?<br />
Das weiss ich nicht. Harvey Weinstein (der<br />
Produzent, Anm. d. Red.) hat gesagt, ich soll<br />
mitspielen und es soll eine Komödie sein.<br />
Die Gespräche liefen nicht so positiv, wie<br />
ich sie gerne gehabt hätte.<br />
Und die neue Serie, die «Knight Rider» wiederbeleben<br />
soll?<br />
Ich weiss nicht, aber ich hoffe, dass es keine<br />
Parodie wird. Ich hoffe, sie wird dem Original<br />
gerecht. Keiner, der die Serie gesehen<br />
hat, will, dass sich darüber lustig gemacht<br />
wird. Es war wie die Ritter der Tafelrunde.<br />
Er (Hauptfigur Michael Knight) ist ein<br />
Ritter in strahlender Rüstung – nur, dass er<br />
schwarzes Leder trägt.<br />
«Mein Ruf ist <strong>im</strong>mer noch<br />
halbwegs cool»<br />
Identifizieren sich die Menschen heute noch<br />
mit Ihnen?<br />
Ich denke <strong>im</strong>mer, das wird verschwinden,<br />
aber dann gehe ich in einen Friseursalon<br />
und werde belagert. Alle Leute wollen Fotos<br />
mit mir machen. Woher kennt Justin Bieber<br />
mich? Es hat offensichtlich nichts mit<br />
«Knight Rider» zu tun, er ist 23 Jahre alt. Die<br />
Serie lief acht Jahre, bevor er geboren wurde.<br />
Irgendwie ist mein Ruf bei diesen Kids<br />
<strong>im</strong>mer noch halbwegs cool. Ich habe keine<br />
Ahnung, warum. ➔<br />
Seine Abstürze scheinen vergessen zu sein, David<br />
Hasselhoff hat sich einigermassen gut gehalten.<br />
Dennoch steckt seine Karriere in einer Sackgasse.<br />
ANZEIGE<br />
Celebration! 50<br />
Tip Top<br />
Years of Petra<br />
A P É R O A M D I E N S T A G , 5 . S E P T E M B E R 2 0 1 7 V O N 1 8 . 3 0 – 2 1 . 3 0<br />
D I E N S TA G S B I S S A M S TA G S A B 1 8 . 3 0 U H R<br />
S E I L E R G R A B E N 1 3 8 0 0 1 Z Ü R I C H W W W . T I P - T O P - B A R . C H<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
24<br />
Serie<br />
Was macht eigentlich …<br />
reporTage<br />
gAY nurSing<br />
13<br />
hiV <strong>im</strong> Alter<br />
Doch wie sieht es mit der Situation HIVpositiver<br />
Menschen aus? «Vor zehn Jahren<br />
betreuten wir einige sterbende Aids-Patienten.<br />
Die waren aber nicht alle schwul. Viele<br />
waren auch Drogenabhängige, die sich in<br />
diesem Kontext mit HIV angesteckt hatten.»<br />
Heute sehe es allerdings anders aus:<br />
«HIV-positive Menschen sterben nicht mehr<br />
oder nur noch ganz selten an Aids, weil die<br />
neuen Medikamente gut wirken und die<br />
Krankheit unter Kontrolle gehalten wird»,<br />
erklärt Fauchs. Dafür kommen andere<br />
Herausforderungen auf die beiden zu. Ein<br />
unterschätztes Problem sei zum Beispiel der<br />
Alkoholkonsum, erzählen sie. Viele ältere<br />
Schwule hätten die meiste Zeit ihres Lebens<br />
rauchend in einer Szenebar verbracht. Dass<br />
das nicht spurlos an einem vorbeigeht, merke<br />
man Hasselhoff dann spätestens als Mitch Buchannon <strong>im</strong> Alter. in Allerdings der Serie<br />
David<br />
«Baywatch», sei Altersalkoholismus ca. 1990. ein Problem, das<br />
durchaus auch Heterosexuelle betreffe.<br />
«Manchmal werden die HIV-positiven<br />
Schwulen <strong>im</strong> Alter auch ausgenützt», sagt<br />
Fauchs. So erzählen sie vom Patienten Rolf<br />
Wie (alle erklären Name Sie von sich der Ihre <strong>Cruiser</strong>redaktion Fanbasis in Europa, geändert),<br />
allem der in von Deutschland, Zeit zu Zeit Österreich Stricher aus und Osteuro-<br />
der<br />
vor<br />
Schweiz? pa zu sich einlädt, die er <strong>im</strong> Internet kennengelernt<br />
hat. dass Diese ich nutzen 1989 am ihn Neujahrsabend dann aus, indem in sie<br />
Damit,<br />
Deutschland vor einer Mil lion Menschen gesungen<br />
habe und der erste Amerikaner war,<br />
der dort seit 1945 gesungen hatte. Und weil<br />
mein «mancHmal Song «Looking Werden for Freedom» die das Wort<br />
Freiheit<br />
HiV-posiTiVen<br />
enthielt. Für die<br />
scHWulen<br />
Menschen in<br />
<strong>im</strong><br />
Ostdeutschland<br />
und Ostberlin war das ein sehr<br />
wichtiges<br />
alTer<br />
Wort,<br />
aucH<br />
weil<br />
ausgenüTzT.»<br />
sie nicht frei waren.<br />
Hätten Sie <strong>im</strong> Rückblick in Ihrem Leben etwas<br />
anders gemacht?<br />
Wahrscheinlich extra Geld verlangen, nicht. weil Ich er habe HIV-positiv Herz, Humor<br />
«Ohne und zusätzlich Action in jedes zu zahlen, Drehbuch würden gesteckt. die Stri-<br />
ist.<br />
Ich cher suche ihn niemals <strong>im</strong>mer anfassen noch nach – auch Freedom, weil sie nicht<br />
suche wissen, <strong>im</strong>mer wie sich noch HIV nach überträgt. gutem Rolf Entertainmentwegen<br />
Ich auch hatte massive eine Geldprobleme.» grossartige, beschei<br />
Es gebe<br />
hat desdene,<br />
halt viele glückliche, Brandherde erfolgreiche bei den Karriere. Patienten Ich und<br />
würde Patientinnen, höchstens sind mehr sich die darauf beiden achten, einig. die Das<br />
sei typisch für ihre Arbeit. «Trotzdem bin ich<br />
heute noch begeistert von meiner Arbeit. Sie<br />
bietet einen breiten Einblick in das Leben unserer<br />
Patienten», betont Bucher.<br />
Wahrheit hoi, du Zwätschge!»<br />
zu akzeptieren. Aber ich würde<br />
nichts Bucher ändern. und Fauchs Ich bin pflegen gesegnet. sowohl Ich schwule will<br />
einfach Patienten noch als 20 auch Jahre heterosexuelle am Leben bleiben. Patienten<br />
und Patientinnen. Es fragt sich, was nun das<br />
«Gay Nursing» von normaler Spitex-Pflege<br />
ZUR unterscheidet. PERSON «Das ‹Gay Nursing› hat mit<br />
einer gewissen schwulen Kultur zu tun», erklärt<br />
in Balt<strong>im</strong>ore Fauchs. (Maryland) Als Beispiel geborene erwähnt David er den<br />
Der<br />
Hasselhoff über achtzigjährigen wurde mit den Peter. TV-Serien Er liess «Knight sich zunächst<br />
und von «Baywatch» einer normalen weltberühmt. Spitex-Pflegerin Als Pop-<br />
Rider»<br />
sänger pflegen war und er unter fühlte anderem sich unwohl. mit den «Weil Titeln er sich<br />
«Looking verstecken for Freedom», musste.» «Crazy So bemühte for You» und er sich,<br />
«Everybody mit der Pflegerin Sunshine» erfolgreich. über betont An männliche seinen<br />
Höhenflug Themen und – über das Fussball Millionenpublikum und Ähnliches der 80er- – zu<br />
und reden. 90er-Jahre Nun, konnte wo er er Fauchs trotz verschiedener<br />
als Pfleger hat,<br />
Filmprojekte, kann Peter Serien seine und schwule Musikalben Identität, sowie die als ihn<br />
Schauspieler durch das am Leben Theater begleitete, aber nicht wieder mehr anknüpfen.<br />
Zur Begrüssung Er hat zwei steht Töchter jeweils und ist schon fünffach an der<br />
zeigen.<br />
geschieden. Tür und Seit empfängt sechs Jahren François ist er mit einer einem<br />
walisischen neckischen Verkäuferin «Hoi, du liiert Zwätschge!». und inzwischen Sowieso<br />
verlobt. seien sie (DPA) mit allen schwulen Patienten gleich<br />
per Du. Es gibt so etwas wie eine automatische<br />
Verbundenheit.<br />
Ein anderer Patient habe einen Partner<br />
mit einem Latexfetisch. Da sei eine junge ➔<br />
ANZEIGE<br />
ANZEIGE<br />
DAS GRÖSSTE<br />
SCHWEIZER<br />
GAY-MAGAZIN<br />
LAss ihn zu dir koMMEn!<br />
und zWAr rEGELMÄssiG in dEinEn BriEFkAsTEn.<br />
10 Ausgaben für nur ChF 60.–<br />
Du erhältst den <strong>Cruiser</strong> in neutralem Umschlag per Post direkt zu dir nach Hause.<br />
Einfach Coupon ausfüllen und einschicken oder online bestellen unter<br />
www.cruisermagazin.ch<br />
Name | Vorname<br />
Strasse | Nr.<br />
E-Mail<br />
Geburtsdatum<br />
Meine Abo-Bestellung<br />
<strong>Cruiser</strong>-Jahresabo für CHF 60.–<br />
Ausland-Abo für Euro 80.–<br />
Gönner-Jahresabo für CHF 250.–<br />
PLZ | Ort | Land<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong><br />
Unterschrift<br />
Einsenden an<br />
<strong>Cruiser</strong><br />
Clausiusstrasse 42, 8006 Zürich<br />
www.cruisermagazin.ch<br />
C R U I S E R j U n I <strong>2017</strong>
kultur<br />
buchtipp<br />
25<br />
HADERN MIT<br />
DER KIRCHE<br />
Schon als Junge entschloss sich Krzysztof Charamsa, Priester zu werden.<br />
Später entdeckte er, dass er schwul ist. Kann das gehen?<br />
Von Birgit Kawohl<br />
D<br />
as Buch ist schon äusserlich ein raffiniert<br />
gemachter Hingucker, bildet es<br />
doch den – zum Glück ziemlich gutaussehenden<br />
– Charamsa auf dem Hintergrund<br />
eines min<strong>im</strong>al geöffneten Kragens<br />
einer Soutane ab. Krzysztof Charamsa also,<br />
1972 in Polen geboren, lange Zeit <strong>im</strong> Dienste<br />
der Kirche stehend, veröffentlicht hier seine<br />
Autobiografie, die zugleich eine Anklageschrift<br />
gegen die katholische Kirche, ihr<br />
System und ihr Denken darstellt. Denn, und<br />
das macht das Buch auch inhaltlich zu<br />
einem Hingucker, Charamsa ist schwul,<br />
also um es nochmals ganz deutlich zu sagen:<br />
Er war ein Priester, der hiermit öffentlich<br />
kundtut, ein Mann zu sein, der mit<br />
Männern schläft. Dass das natürlich in der<br />
katholischen Kirche Wellen schlagen muss,<br />
ist klar. Wie sieht es aber bei Lesern aus, die<br />
nicht <strong>im</strong> System Kirche gefangen sind?<br />
Kann er mit seiner Schrift auch Laien oder<br />
gar Atheisten überzeugen?<br />
Wir lernen einen Mann kennen, der<br />
sich schon als kleiner Junge – nicht zu vergessen,<br />
er wurde <strong>im</strong> erzkonservativen und<br />
vom katholischen Glauben best<strong>im</strong>mten<br />
Polen geboren – davon träumt, Priester zu<br />
werden und später alles daransetzt, diesen<br />
Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Hierfür<br />
n<strong>im</strong>mt er auch die kasernenartigen Unterkünfte<br />
<strong>im</strong> Priesterseminar – Bettzeit für<br />
alle Männer ist um zehn Uhr – in Kauf und<br />
passt sich den zum Teil abstrusen Anforderungen<br />
an. Er durchläuft schliesslich die<br />
notwendigen Etappen des Aufstiegs und erreicht<br />
sein Ziel, die Aufnahme in die Glaubenskongregation,<br />
dessen 2. Sekretär er <strong>im</strong><br />
Jahr 2011 wird. Zu diesem Zeitpunkt ist ihm<br />
schon lange klar, dass er schwul ist. Dies ist<br />
besonders pikant, da die Glaubenskongregation,<br />
das Sant' Uffizio, quasi der Gehe<strong>im</strong>dienst<br />
oder die Inquisitionsbehörde des<br />
Vatikans ist. Dort wird spioniert, geurteilt<br />
und gnadenlos verurteilt oder auch geschwiegen,<br />
wenn es zum Beispiel um Missbrauchsfälle<br />
innerhalb der Kirche geht.<br />
Hier fragt sich der Leser dann schon, musste<br />
das sein? Verständlich ist sicherlich, dass<br />
ein <strong>im</strong> katholischen Glauben erzogener,<br />
polnischer Junge den Berufswunsch Priester<br />
hegt. Verständlich ist auch noch, dass<br />
sich aus diesem Beruf eine Erklärung da <br />
für ergibt, dass man als junger Pole nicht<br />
frühestmöglich den Bund der Heteroehe<br />
schliesst. Aber ist das noch verständlich<br />
für einen Mann, der <strong>im</strong>mer wieder betont,<br />
dass Sexualität, egal welcher Art, positive<br />
Energie sei? Der die Forderung nach<br />
Akzeptanz der Andersartigkeit von Schwulen<br />
und Lesben stellt?<br />
Hierfür muss man sicherlich nochmals<br />
seine Herkunft berücksichtigen. So<br />
erklärt Charamsa, dass die Polen <strong>im</strong>mer zu<br />
Duckmäusern gegenüber Staat und Kirche<br />
erzogen worden seien, bei denen der Glaube<br />
über allem stehe. Sich aus dieser Sozialisation<br />
aus eigener Kraft zu befreien, ist sicherlich<br />
nicht einfach. Daher ist es nachvollziehbar,<br />
dass sich sein Befreiungskampf<br />
über Jahre erstreckte. Ob die Angst um die<br />
Sicherung seines Lebensunterhaltes als<br />
Grund für einen solch intelligenten Kopf<br />
genügen mag, ist hingegen anzuzweifeln,<br />
hätte er doch sicherlich auch an einer weltlichen<br />
Universität Karriere machen können.<br />
Dabei die eigene Sexualität zu verschweigen<br />
und sie <strong>im</strong> Gehe<strong>im</strong>en doch <strong>im</strong>mer<br />
wieder auszuleben – Charamsa geht<br />
davon aus, dass 50 % aller katholischen<br />
Geistlichen schwul sind – ist eine Sache,<br />
sich aber bewusst gegen das Aufdecken<br />
eines Missbrauchs innerhalb der eigenen<br />
Familie zu stellen, weil man damit den eigenen<br />
beruflichen Aufstieg gefährdet, ist nicht<br />
akzeptabel. Nicht nur, aber auch deswegen<br />
wirken weite Teile dieses Textes wie eine<br />
einzige Rechtfertigung, um vielleicht<br />
schluss endlich doch noch ins H<strong>im</strong>melreich<br />
zu gelangen. Das ist sicherlich der Punkt, an<br />
dem zumindest die Atheisten ihr Verständnis<br />
verlieren und das Ganze als ein letztendlich<br />
verlogenes Pamphlet empfinden.<br />
Dass andererseits endlich einmal aus dem<br />
Inneren des Systems Kritik an der katholischen<br />
Kirche geübt wird, lässt die Hoffnung<br />
erwachsen, dass sich unter Papst<br />
Franziskus vielleicht auch hier in nächster<br />
Zeit einmal etwas bewegen wird.<br />
Buchtipp<br />
Krzysztof Charamsa: Der erste Stein. Als<br />
homosexueller Priester gegen die Heuchelei der<br />
katholischen Kirche<br />
Preis CHF 29.90<br />
ISBN 9783570103272<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
26<br />
NEws<br />
NATIONAL & INTERNATIONAL<br />
NEWS<br />
WHO: Staaten wollen Hepatitis bis 2030 beseitigen<br />
Gemäss WHO weiss nur jeder zehnte Betroffene, dass er mit Hepatitis infiziert ist.<br />
Mehrere Staaten verfolgen nationale Strategien,<br />
Hepatitis bis 2030 zu beseitigen. Für<br />
den Kampf gegen die Krankheit müssten<br />
vor allem Behandlungskosten sinken und<br />
die Prävention verbessert werden, fordert<br />
die WHO. «Wir haben Grund zu Opt<strong>im</strong>ismus,<br />
angesichts einer Krankheit, die oft<br />
nicht erkannt wird und der oft nichts entgegengesetzt<br />
wird», sagte der Direktor des globalen<br />
WHO-Hepatitis-Programms (GHP),<br />
Gottfried Hirnschall, unlängst an einer Medienkonferenz<br />
in Genf. Die Länder bemüh<br />
ten sich vermehrt, ihren Beitrag zu dem Ziel<br />
zu leisten, bis 2030 die Neuinfektionen <strong>im</strong><br />
Vergleich zu 2016 um 90 Prozent zu senken<br />
und die Zahl der Todesfälle um zwei Drittel<br />
zu reduzieren. «Zahlreiche Länder haben<br />
es geschafft, den Impfschutz gegen Hepatitis<br />
B auszuweiten», so WHO-Generaldirektor<br />
Tedros Adhanom Ghebreyesus. Die<br />
Zahl der Neuinfektionen sei zurückgegangen.<br />
«Wir müssen diesen Fortschritt durch<br />
besseren Zugang zu Diagnostik und Therapie<br />
weiter vorantreiben.»<br />
Weiter haben 87 Prozent der untersuchten<br />
Länder Ziele festgelegt, um Hepatitis<br />
zu beseitigen, und mehr als 70 Prozent<br />
haben mit der Umsetzung nationaler Strategien<br />
begonnen. Fast die Hälfte der Staaten<br />
will die Krankheit beseitigen, indem sie<br />
allen Betroffenen Zugang zu einer Behandlung<br />
ermöglicht.<br />
Das Problem sei, dass «bestenfalls nur<br />
jeder zehnte Betroffene weiss, dass er oder<br />
sie mit Hepatitis infiziert ist», sagte GHP-<br />
Direktor Hirnschall. Er bezeichnete diese<br />
Situation als «inakzeptabel» und rief die<br />
Staaten dazu auf, ihre Anstrengungen und<br />
ihr Engagement fortzusetzen. Insgesamt litten<br />
2015 325 Millionen Menschen an einer<br />
der beiden schwersten Formen von Hepatitis,<br />
den Typen B und C. Fast 1,35 Millionen<br />
erlagen ihrer Erkrankung.<br />
Gegen Hepatitis C gibt es erst seit weniger<br />
als vier Jahren die ersten wirklich wirksamen<br />
Medikamente, die das Virus innerhalb<br />
von drei Monaten el<strong>im</strong>inieren können.<br />
Aber nur sieben Prozent der Patienten haben<br />
Zugang zu diesen Medikamenten und<br />
die Zahl der neuen Fälle steigt. Die Entwicklung<br />
von Generika hat unlängst dazu beigetragen,<br />
den Preis für die horrend teuren<br />
Medikamente zu senken. Dennoch bleiben<br />
sie in den Industriestaaten sehr kostspielig.<br />
Immerhin: Die WHO hat eines der<br />
Generika nun präqualifiziert, bei dem die<br />
dre<strong>im</strong>onatige Behandlung nur rund 280 US-<br />
Dollar kostet. Die WHO fordert zudem, die<br />
Prävention bei Risikogruppen zu verbessern.<br />
Neue HIV-Therapie in Sicht: Monatsspritze statt jeden Tag Pillen<br />
Eine Monatsspritze kann das HI-Virus <strong>im</strong><br />
Körper einer Studie zufolge ebenso gut kontrollieren<br />
wie die bisher übliche tägliche<br />
Einnahme von Tabletten. Das hat ein internationales<br />
Forscherteam an der «Sommer-<br />
HIV-Konferenz» in Paris berichtet.<br />
Sollten Zulassungsstudien die <strong>im</strong><br />
Fachblatt «The Lancet» veröffentlichten Ergebnisse<br />
bestätigen, könnte erstmals eine<br />
Injektionstherapie gegen HIV auf den<br />
Markt kommen, die nur alle vier Wochen<br />
nötig wäre. Unabhängige Experten sprechen<br />
in einem «Lancet»-Kommentar von<br />
einem Meilenstein in der Geschichte der<br />
HIV-Therapie.<br />
Bei der HIV-Behandlung nehmen Patienten<br />
derzeit täglich oral drei Wirkstoffe<br />
ein, die die Viruslast <strong>im</strong> Blut unter die Nachweisgrenze<br />
drücken können. Seit einigen<br />
Jahren gibt es Kombinationspräparate, so<br />
dass Betroffene nur noch eine Tablette pro<br />
Tag benötigen. Die nun getestete Injektionstherapie<br />
könnte die Behandlung weiter vereinfachen:<br />
Patienten bräuchten – <strong>im</strong> Fall der<br />
Zulassung – nur noch alle vier Wochen eine<br />
Dosis, allerdings als intramuskuläre Injektion.<br />
In der Studie, die in den DACH-Ländern<br />
vor allem die Sicherheit der Therapie<br />
prüfte, nahmen rund 300 Teilnehmer zunächst<br />
20 Wochen lang wie üblich drei<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
ForscHunG NEws<br />
NATIONAL & INTERNATIONAL<br />
Hiv & Alter<br />
27 29<br />
Schwelle bei 60 gesetzt, dann hätten wir viel<br />
weniger Patienten einschliessen können. Ein<br />
bedeutender Vorteil dieser Studie ist die<br />
grosse Zahl an Teilnehmern sowie deren Zusammensetzung,<br />
die repräsentativ ist für die<br />
HIV-positiven Personen in der Schweiz. Das<br />
wird sich in den Resultaten spiegeln.<br />
Damit festgestellt werden, ob Menschen<br />
mit HIV schneller altern als die Allgemeinbevölkerung,<br />
muss mit einer<br />
negativen Kontrollgruppe verglichen<br />
werden …<br />
Für die Herzkranzgefässe-Untersuchung<br />
haben wir eine HIV-negative Kontrollgruppe.<br />
In dieser erfassen wir zusätzliche<br />
Liegen bereits Resultate vor?<br />
Informationen wie Risikofaktoren für<br />
Nein. Die erste Testreihe wurde erst <strong>im</strong> Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Medikamenteneinnahme,<br />
Spätsommer 2016 bei allen Teilnehmern<br />
körperliche Tätigkeit<br />
abgeschlossen.<br />
und weitere Informationen.<br />
Spritze statt Tabletten: Sollte die neue Darreichungsform zugelassen Doch werden, für die würde gesamte die Zahl M+A-Studie<br />
der HIV-<br />
Infektionen Wie geht eine noch solche weiter Untersuchung und schneller vonstatten? zurückgehen.<br />
Für alle Tests bei einem Studienteilnehmer<br />
benötigen wir einen ganzen Tag. Wir nehmen<br />
Blut- als und Tabletten Urinproben ein, (nüchtern) um die Virus<br />
ab,<br />
Wirkstoffe<br />
last messen <strong>im</strong> Körper die Knochendichte, zu senken. Danach fahren eine führten koronare<br />
60 Computertomografie Patienten diese Behandlung und erfassen fort,<br />
knapp<br />
während mittels neuropsychologischer jeweils 115 Teilnehmer Testung zwei Wirkstoffe<br />
geistige <strong>im</strong> Fitness. Abstand Bei von vier der und Verlaufsuntersu-<br />
acht Wochen<br />
die<br />
intramuskulär chung nach zwei injiziert Jahren bekamen. führen wir zusätzlich<br />
ein Nach Interview knapp zwei zu Jahren den Ernährungsgewohnheiten<br />
die Viruskontrolle durch. bei der Injektionsthe<br />
(96 Wochen)<br />
war<br />
haben wir keine HIV-negative Kontrollgruppe.<br />
Das wäre logistisch und finanziell<br />
eine grosse Herausforderung. Zudem wäre<br />
konventionellen es grundsätzlich Tabletten-Einnahme. schwierig, eine geeignete Bei<br />
rund Vergleichsgruppe 90 Prozent der zu Betroffenen finden. wurde das<br />
Virus dauerhaft unterdrückt – sowohl bei Injektionen<br />
Werden Sie <strong>im</strong> die Abstand Frage, ob von HIV vier das Wochen Altern wie<br />
auch beschleunigt, von acht beantworten Wochen. Häufigste können? Nebenwirkung<br />
Ich hoffe waren es. Schmerzen Unsere Resultate an der Einstichstelle,<br />
wichtiger die <strong>im</strong> Mittel Mosaikstein nach drei sein Tagen zur abklangen. umfassen-<br />
werden ein<br />
den Beantwortung Die Ergebnisse dieser zeigten, Frage. «dass eine<br />
rapie sogar etwas ausgeprägter als bei der lang wirkende, injizierbare, antivirale Therapie<br />
über einen langen Zeitraum sowohl<br />
hocheffektiv sein als auch gut vertragen<br />
werden kann», so Joseph Eton von der<br />
University of North Carolina in Chapel Hill<br />
in einer «Lancet»-Mitteilung. Zulassungsstudien<br />
für die Injektionstherapie laufen<br />
bereits – allerdings nur für den Abstand von<br />
vier Wochen. Die achtwöchige Injektion<br />
hatte bei vier Teilnehmern nicht angeschlagen.<br />
Eine seltenere Anwendung könnte<br />
dazu führen, dass Patienten sich zuverlässiger<br />
Helen an Therapien Kovari halten. Dies würde sowohl<br />
die ist oberärztin Kontrolle mit des erweiterter Aids-Erregers Verantwortung verbessern<br />
als an der auch Klinik die für Entstehung Infektionskrankheiten von Resistenzen und<br />
gegen Spitalhygiene Wirkstoffe des Universitätsspitals erschweren. Zürich.<br />
Als HIV-Spezialistin «Diese Resultate ist sie sowohl verdienen in der grosse<br />
Aufmerksamkeit», Betreuung von Patienten schreiben wie in der Mark Forschung Boyd<br />
von tätig. der Im Rahmen University der Schweizerischen<br />
of Adelaide und David<br />
Cooper HIV-Kohortenstudie von der University leitet sie zurzeit of New zwei South<br />
Wales Studien, in die Sydney sich mit in dem einem Alterungsprozess<br />
«Lancet»-Kommentar.<br />
HIV- positiver «Eine Personen antivirale sowie Injektionstherapie<br />
dem Einfluss<br />
ist von umso HIV auf attraktiver, die Leber beschäftigen.<br />
je seltener sie injiziert<br />
werden muss.» Die Studie biete einen markanten<br />
News» des Meilenstein Bundesamts für in Gesundheit der Entwicklung (BAG) nachzulesen. von<br />
* Das Interview ist in ausführlicher Form in den «Swiss Aids<br />
HIV-Therapien.<br />
ANZEIGE<br />
ANZEIGE<br />
Body Esthetic<br />
Ästhetische Behandlungen in Zürich<br />
Hyaluronsäure Filler<br />
z.B. Nasolabialfalte / Lippen je 400.-<br />
Penisverdickung 400.-<br />
Botulinumtoxin<br />
z.B. Stirn / Augen je 180.-<br />
Zornesfalte 200.-<br />
Kryo – Fett weg mit Kälte<br />
z.B. Bauch / Lenden je 199.-<br />
(inklusive Endermologie)<br />
Dauerhafte Haarentfernung SHR<br />
z.B. Achseln 69.-<br />
Rücken / Schulter 329.-<br />
bodyestehtic.ch / 044 381 20 20<br />
Alle Behandlungen unter ärztlicher Leitung<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
28<br />
Interview<br />
Regenbogenfamilien<br />
REGENBOGENFAMILIEN UND<br />
POSTMODERNE<br />
ROLLENBILDER<br />
Von Anne Andresen<br />
Die Skypeverbindung wirft ein pixeliges<br />
Livebild aus einem Wohnz<strong>im</strong>mer<br />
in einer bayerischen Kleinstadt<br />
in mein Zürcher Büro. Zwischen Livia und<br />
Tatjana grinst fröhlich Jascha, sechs Monate,<br />
in die Kamera. Die Grosse, Mathia, ist<br />
schon 1 ½ und gerade in ihrer Spielgruppe.<br />
Bis sie he<strong>im</strong>kommt, haben wir Zeit, uns auszutauschen,<br />
danach ist bei Familie Schoeler<br />
wieder Action angesagt.<br />
Ihr seid zu dritt! Wie schön, euch zu sehen!<br />
Ich schaue nicht nach Berlin?<br />
Livia: (lacht) Wir passen sicher besser nach<br />
Berlin als nach Oberbayern. Aber ich habe<br />
eine Festanstellung in München bekommen,<br />
und deshalb sind wir hierher gezogen.<br />
«Ich habe mich schon mal<br />
ertappt, dass ich mich<br />
GEFRAGT habe: Kann man<br />
jASCHA jetzt draussen mit<br />
dem rosa Laufrad herumfahren<br />
lassen?»<br />
Wie würdet ihr beiden eure Familie<br />
beschreiben?<br />
Livia: Ich glaube, wir sind locker, lustig und<br />
entspannt.<br />
Tatjana: Genau. Heute Morgen war Mathia<br />
um 4.30 Uhr wach und wir haben Milchreis<br />
gekocht. Wir nehmen es, wie es kommt, und<br />
legen keine Termine auf den frühen Morgen.<br />
Wir starten erst, wenn jeder <strong>im</strong> Tag angekommen<br />
ist.<br />
Livia mit Baby Jascha, <strong>im</strong> Kinderwagen Mathia, daneben Tatjana. Die Frage «Wer ist denn hier die Mutter?»<br />
bekommt die Regenbogenfamilie auf der Strasse öfter gestellt.<br />
Livia: Andere würden es vielleicht strukturlos<br />
nennen, wir nennen es gelassen (lacht).<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
Interview<br />
Regenbogenfamilien<br />
29<br />
Tatjana: Unsere Regeln lauten «nicht hauen,<br />
nicht beissen», aber sonst darf man alles<br />
ausprobieren. Die Kinder bringen ihr Temperament<br />
ja schon mit. Und wir probieren<br />
uns natürlich auch aus als Eltern. Wir lernen<br />
alle voneinander.<br />
«natürlich kommen so<br />
Fragen wie: Wer ist denn bei<br />
euch der Papa?»<br />
Ihr habt jetzt einen Jungen und ein Mädchen.<br />
Macht ihr Unterschiede? Seht ihr welche?<br />
Tatjana: Mathia ist sehr wild, Jascha eher<br />
der ruhigere. Mathia spielt mit Autos und<br />
Jascha schmust gerne mit Kuscheltieren.<br />
Also eigentlich gegensätzlich, wenn man in<br />
Rollenbildern denken will. Aber schon bevor<br />
wir Kinder hatten, haben wir uns eigentlich<br />
nie in Rollenbildern definiert. Auch<br />
nicht als Frauen, die auf Frauen stehen. Wir<br />
sind uns einfach begegnet.<br />
Livia: Wir schauen, was die Kinder wollen.<br />
Mathia singt zum Beispiel gerne und wir<br />
unterstützen sie darin.<br />
Livia: Ich habe mich schon mal ertappt, dass<br />
ich mich gefragt habe: Kann man Jascha<br />
jetzt draussen mit dem rosa Laufrad herumfahren<br />
lassen? Aber wir würden eigentlich<br />
gerne einen Schritt weiter sein.<br />
Tatjana: Post-Rollenbilder.<br />
Bei Heteropaaren führen Rollenvorstellungen<br />
oft zu Diskussionen, man muss sich neu definieren,<br />
wenn man Familie wird. Wer ist bei<br />
euch mehr bei den Kindern?<br />
Tatjana: Ich habe einen Monat nach der<br />
Geburt wieder angefangen zu arbeiten,<br />
weil ich das brauche. Ich bin sehr gerne bei<br />
den Kindern, aber die Mischung macht<br />
mich froh.<br />
Livia: Ich bin jetzt eineinhalb Jahre zu<br />
Hause und mache das sehr gerne. Wir teilen<br />
es so, wie es für uns gut ist. Aber natürlich<br />
kommen so Fragen wie: Wer ist denn<br />
bei euch der Papa? Ich wurde sogar gefragt,<br />
als ich schwanger war. Im Gespräch ging es<br />
um den Heiratsantrag, den habe ich gemacht.<br />
Dann hiess es: Bist du denn der<br />
Mann bei euch?<br />
Tatjana: Wenn man uns öfter zusammen<br />
auf der Strasse sieht, dann kommen die Fragen.<br />
Wer ist denn hier die Mutter? Und wenn<br />
wir dann sagen: Beide, dann fällt den Leuten<br />
oft alles aus dem Gesicht. Oft kommt direkt:<br />
Wie habt ihr das gemacht?<br />
Wie reagiert ihr auf solche Fragen? Macht<br />
euch das wütend?<br />
Tatjana: Nein, da haben wir noch ganz andere<br />
Dinge erlebt. Das ist ja auch etwas, was<br />
beantwortet sein will, nehme ich an. Man<br />
sieht es ja eben doch noch nicht so oft auf<br />
der Strasse.<br />
Livia: Aber dich, Anne, würde ja eben auch<br />
keiner fragen «Wie habt ihr euer Kind gemacht?»<br />
und ich finde es schon unverschämt,<br />
wenn das sofort aus reiner Neugierde<br />
und in der Öffentlichkeit kommt.<br />
Und vor den Kindern haben wir ja nochmal<br />
eine andere Verantwortung, was wir vor<br />
denen sagen.<br />
Tatjana: Wir zeigen schon unsere Grenzen<br />
auf.<br />
Livia: Wobei ich glaube, dass unsere Kinder<br />
dann schon anders aufwachsen, da wir sehr<br />
selbstverständlich damit sind. Wir machen<br />
kein Thema aus Rollen, daraus, dass wir<br />
zwei Mütter sind, und wir ärgern uns auch<br />
nicht über Unverständnis.<br />
«Wir machen kein Thema aus<br />
Rollen, daraus, dass wir<br />
zwei Mütter sind, und wir<br />
ärgern uns auch nicht über<br />
Unverständnis.»<br />
Das klingt ja zunächst sehr entspannt! Gab es<br />
Zeiten, in denen das anders war? Habt ihr<br />
euch je gefragt, ob es überhaupt möglich ist<br />
für euch, Kinder zu bekommen?<br />
Tatjana: Ich wusste schon <strong>im</strong>mer, dass ich<br />
mit 27 Mama werden will und habe das Vertrauen<br />
gehabt, dass es dann schon irgendwie<br />
gehen wird.<br />
Livia: Bei mir war das anders. Ich habe mich<br />
schon gefragt: «Wie soll das gehen, wie mache<br />
ich das?»<br />
Tatjana: Wir haben dann eine Art Plan gemacht,<br />
in dem wir alle Etappen festgehalten<br />
haben. Bis wann wir eine Methode finden,<br />
wann wir mögliche Spender treffen und so<br />
weiter. Obwohl ich ihn lieber als «Menschen,<br />
der uns geholfen hat» bezeichne.<br />
Also habt ihr alles lange und genau geplant?<br />
Tatjana: Ja, ich glaube, das muss man. Wobei<br />
man auch spielerisch damit umgehen<br />
sollte und vertrauen haben, dass es schon<br />
geht, wenn man will. ➔<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
30<br />
Interview<br />
Regenbogenfamilien<br />
Livia: Auf jeden Fall muss man klar sein in<br />
dem, was man möchte. Da ist ja auch noch<br />
der Vater. Auch der hat gesagt, er tut das nur<br />
für jemanden, der ihm sympathisch ist. Das<br />
sind ja auch seine Kinder, das ist ja nicht<br />
nichts. Da kann er ja auch sagen: «Mit euch<br />
will ich das nicht.»<br />
Inwiefern ist der Vater Teil der Familie?<br />
Tatjana: Uns war es wichtig, dass die Kinder<br />
ihn kennenlernen können, wenn sie möchten.<br />
Auch für eventuelle spätere gesundheitliche<br />
Fragen ist das wichtig.<br />
Livia: Wir schreiben uns zu Geburtstagen,<br />
zu Weihnachten und hören auch zwischendurch<br />
voneinander. Wir möchten auch zeigen,<br />
dass wir ihm dankbar sind, weil wir<br />
wirklich sehr glücklich sind, aber erzieherischen<br />
Einfluss hat er keinen. Nur wir beiden<br />
sind die Eltern und er sozusagen unser<br />
Helfer.<br />
Denkt ihr, eure Kinder brauchen auch männliche<br />
Bezugspersonen, trotz postmoderner<br />
Rollenbilder?<br />
Livia: Wir haben für beide Kinder männliche<br />
und weibliche Paten ausgesucht. In<br />
erster Linie geht es uns aber darum, den<br />
Kindern tolle Leute vorzustellen, bei denen<br />
wir das Gefühl haben, dass sie eine Bereicherung<br />
für unsere Kinder sind. Und<br />
na türlich auch, dass sie jemanden haben,<br />
mit dem sie Themen besprechen können,<br />
mit denen sie zu uns nicht kommen wollen.<br />
«Es wäre schön, wenn man<br />
irgendwann SAGEN kann, es<br />
ist egal, ob es zwei Mütter<br />
oder Väter sind, weil es<br />
GENAUSO gute oder auch<br />
schlechte Eltern sein können<br />
wie ANDERE.»<br />
Aus euren Erfahrungen <strong>im</strong> Alltag: Was muss<br />
sich noch ändern? Was wünscht ihr euch für<br />
die Zukunft?<br />
Tatjana: Man müsste die Rollen mehr aufweichen,<br />
was wir ja auch versuchen zu tun.<br />
Es wäre schön, wenn man irgendwann<br />
sagen kann, es ist egal, ob es zwei Mütter<br />
oder Väter sind, weil es genauso gute oder<br />
auch schlechte Eltern sein können wie<br />
andere. Ich wünsche mir, dass man <strong>im</strong><br />
Gegenüber das Gemeinsame sieht und<br />
nicht das Trennende. Wir sollten einfach<br />
bei uns selbst anfangen und Wege aufzei<br />
gen, anstatt zu meckern, und anfangen,<br />
neue Modelle vorzuleben.<br />
Livia: Es wäre toll, wenn auch in den Medien<br />
das Thema viel selbstverständlicher<br />
aufgegriffen würde. Dass es keine Filme<br />
mehr geben muss, die explizit zwei Mütter<br />
zum Thema haben, sondern dass in einem<br />
Film zu einem ganz anderen Thema einfach<br />
eine Familie mit zwei Müttern oder Vätern<br />
vorkommt. Dass es eine Selbstverständlichkeit<br />
ist.<br />
Tatjana: Man sollte generell weniger in<br />
Rollenbildern denken. Zwischen uns vieren<br />
gibt es in jede Richtung eine Lehr-Lern-<br />
Beziehung. Immer <strong>im</strong> Hier und Jetzt. Wir<br />
wollen uns begegnen, anstatt Rollen auszufüllen.<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
marktplatz<br />
kleinanzeigen<br />
31<br />
KLEIN-<br />
ANZEIGEN<br />
Egal, ob du etwas verkaufst, etwas<br />
(oder jemanden) suchst: Hier bist du richtig.<br />
Schöne Jugendstil-Wohnung<br />
in Zürich City zu vermieten<br />
Per 1. Oktober wird <strong>im</strong> Universitätsquartier, fünf Gehminuten<br />
vom Central, eine komplett renovierte 3-Z<strong>im</strong>mer-Jugend stilwohnung<br />
frei. Etwa 70m 2 , hohe Stukkaturdecken und<br />
gepflegte Parkettböden. Die Wohnung ist <strong>im</strong> Parterre (leicht<br />
erhöht), sehr ruhig und bietet einen lauschigen Hinterhof<br />
zur Mitbenützung.<br />
Vermietung vorzugsweise an eine Gay-Einzelperson<br />
oder ein Gay-Paar.<br />
Mietzins: CHF 2950 / Monat plus CHF 132 NK.<br />
Interessenten melden sich bitte mit den üblichen Angaben<br />
für Besichtigung bei: clausiuszh@gmx.ch<br />
Bilder der Wohnung findest du online auf<br />
www.cruisermagazin.ch / kleinanzeigen<br />
Günstig zu verkaufen<br />
Verschiedene Lederhosen und Kombis. Lederjacken, hohe Leder-<br />
Gamaschen: alte und neue Modelle. Ausserdem Leder und Gummi-Stiefel,<br />
Lederschürzen und Chaps v. Schmied. Alles gebraucht aber in gutem<br />
Zustand.<br />
Anfragen via Chiffre:<br />
<strong>Cruiser</strong>, Jul1009, Clausiusstrasse 42, 8006 Zürich<br />
SO FUNKTIONIERT ES<br />
Online<br />
Du kannst dein privates Inserat ganz einfach auf<br />
www.cruisermagazin.ch aufgeben. Ein Online-Inserat kostet<br />
CHF 80.–.<br />
Chiffre<br />
Wenn du lieber Briefpost erhalten möchtest, schickst du uns dein<br />
Inserat mit CHF 100.– per Post, wir drucken dein Inserat dann<br />
mit Chiffre Nummer und leiten deine Briefpost ungeöffnet während<br />
5 Wochen weiter. Bitte vergiss deinen Absender nicht, sonst kann<br />
die Post nicht weitergeleitet werden.<br />
Alle Inserate müssen jugendfrei sein.<br />
Party<br />
SAMSTAG 23. SEPTEMBER <strong>2017</strong><br />
AB 22 UHR I MIT DJ I EINTRITT FREI!<br />
MAENNERZONE.COM<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong><br />
MZ_Bock_Heroes_Ins_<strong>Cruiser</strong>_Sommer_<strong>2017</strong>.indd 1 10.08.17 00:15
30<br />
32<br />
raTGeber<br />
RATGEBER Dr. gAY<br />
DR. GAY<br />
dr. Gay<br />
Dr. Gay<br />
Kann HIV über Sperma <strong>im</strong><br />
tASchentuch übertragen<br />
werden?<br />
DR. GAY<br />
DR. GAY<br />
Dr. Gay ist eine Dienstleistung der Aids-Hilfe<br />
Schweiz. Dr. Gay ist Die eine Fragen Dienstleistung werden online der Aids-Hilfe auf<br />
Schweiz. www.drgay.ch Die Fragen gestellt. werden Ein Team online von auf geschulten<br />
Beratern beantwortet gestellt. Ein dort Team deine von Fragen, geschul-<br />
www.drgay.ch<br />
welche ten Beratern in Auszügen beantwortet und anonymisiert dort deine Fragen, <strong>im</strong><br />
«cruiser» welche in abgedruckt Auszügen und werden. anonymisiert <strong>im</strong><br />
«cruiser» abgedruckt werden.<br />
ANZEIGE<br />
ANZEIGE<br />
ARCADOS<br />
schwuler Buchladen<br />
40 jahre, April 1977 – <strong>2017</strong><br />
lesen | schreiben | weiterbilden<br />
Rheingasse 67 | 4005 Basel<br />
Telefon 061 681 31 32<br />
C R U I S E R S o m m E R <strong>2017</strong><br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong><br />
VON VINICIO ALBANI<br />
Mein Freund verabredet sich<br />
hinter meinem Rücken zu Sex.<br />
Ich habe erfahren, dass mein Partner<br />
einen Schuh- und NS-Fetisch<br />
hat. Wir haben darüber geredet,<br />
aber es ist nicht mein Ding. Seither<br />
ist das Thema tabu. Jetzt habe ich<br />
gesehen, dass er mit Männern, die<br />
seine Vorlieben teilen, chattet.<br />
Muss ich mir Sorgen machen?<br />
Wenn ich ihn darauf anspreche,<br />
wüsste er, dass ich seine Nachrichten<br />
gelesen habe. Was soll ich<br />
VoN VINICIo ALBANI<br />
tun? iST UriNTriNkEN Daniel (21) gEFäHrliCH?<br />
Hallo ich trinke Daniel jeden Tag den Urin<br />
meines Mannes. Wir finden das<br />
Redet über eure Bedürfnisse und Wünsche.<br />
Es wundert mich, dass du bereit bist, das<br />
beide richtig geil. Dabei macht er<br />
Thema totzuschweigen. Was erwartest du?<br />
Etwa, mir meistens dass dein Partner direkt dir in den zuliebe Mund darauf<br />
verzichtet? Wenn ihr nicht redet, sind die<br />
und trinke alles. Meine Frage:<br />
Chancen gross, dass er seinen Fetisch he<strong>im</strong>lich<br />
kann auslebt. das für Neben mich gegenseitigem schädlich Vertrauen<br />
karl ist Kommunikation (33)<br />
eine der wichtigsten<br />
sein?<br />
Voraussetzungen für eine funktionierende<br />
Beziehung. Klar, wenn du ihn ansprichst,<br />
weiss Hallo er, Karl dass du seine Nachrichten gelesen<br />
hast. Das Trinken Vielleicht von solltest Urin du ist dir bezüglich bzw. ihm HIV diesen<br />
ungefährlich. Fauxpas eingestehen. Du solltest aber Du auf kannst den Urin aber<br />
auch deines versuchen, Mannes verzichten, ihn ohne dieses wenn Geständnis<br />
ist zur (z.B. Rede Harnwegsinfekt zu stellen. Denn oder eines Blasenent-<br />
steht<br />
er krank<br />
fest: zündung), Solange um du eine es nicht mögliche mit ihm Infektion klärst, befindest<br />
vermeiden. du dich Sexuell <strong>im</strong> Bereich übertragbare der Spekulatio<br />
Infektio-<br />
zu<br />
nen. (STI) Es besteht die über die Gefahr, Urin übertragen dass du dir werden über<br />
Sachen können, den sind Kopf Hepatitis zerbrichst, B (und die unter vielleicht Umständen<br />
nicht auch so sind, A), sowie du Tripper. denkst. Ich Also: rate Wirst dir,<br />
gar<br />
du dich mit gegen ihm Hepatitis reden und A die und Sachen B <strong>im</strong>pfen klären zu<br />
oder lassen. weiterhin Wende dich spekulieren, dafür am spionieren besten an und den<br />
misstrauisch Checkpoint: mycheckpoint.ch.<br />
sein? Die Entscheidung liegt<br />
bei dir.<br />
Alles Gute, Dr. Gay<br />
Alles Gute, Dr. Gay<br />
Anfang dieses Jahres hatte ich eine<br />
Sexdate <strong>im</strong> Freien. Wir haben uns<br />
gegenseitig DaS koNDoM gewichst iST aBgErUTSCHT. und er hat<br />
WaS jETZT?<br />
mir auf den Ärmel meiner Jacke<br />
gespritzt. Ich habe es mit einem<br />
ich hatte vor ein paar Tagen eine<br />
Papiertaschentuch abgewischt und<br />
risikosituation und bin total<br />
dieses dann weggeworfen. Etwa<br />
verunsichert. Be<strong>im</strong> analverkehr ist<br />
fünf Minuten später war ich auf<br />
das kondom abgerutscht und ich<br />
dem He<strong>im</strong>weg und musste die<br />
habe es erst knapp eine Minute<br />
Nase putzen. Dafür verwendete ich<br />
später bemerkt. ich war dabei der<br />
mein Stofftaschentuch. Nun frage<br />
aktive. Mein Sexpartner sagte, er<br />
ich mich, ob womöglich Spermareste<br />
an meiner Hand oder am<br />
hätte vor etwa zwei Monaten<br />
ungeschützten Sex mit jemandem<br />
taschentuch waren. Ich bin eigentlich<br />
sicher, dass es nicht mit<br />
gehabt, der Hiv-positiv ist, aber<br />
unter der Nachweisgrenze liege.<br />
Sperma in Kontakt kam. Aber was<br />
Wie hoch ist das risiko, dass er<br />
wäre wenn? Ist eine Ansteckung<br />
sich da angesteckt hat? Und wie<br />
mit HIV so möglich? Und noch eine<br />
hoch ist mein risiko?<br />
zweite Frage: Mein neuer Freund<br />
Patrick (29)<br />
steht darauf, seine Sneakers vollzuspritzen.<br />
Besteht ein HIV-Risiko,<br />
wenn Hallo ich Patrick die Sneakers später<br />
Unfälle können passieren. In deinem Fall<br />
lecke oder ficke? Bernhard (45)<br />
ist das Kondom abgerutscht und du hast<br />
weniger als eine Minute ohne Kondom gefickt.<br />
Ungeschützter Analverkehr gilt als<br />
Hallo Bernhard<br />
hohes HIV-Risiko. Ein wichtiger Faktor für<br />
«Was die Risikoeinschätzung wäre wenn»-Fragen ist aber bringen auch dich die<br />
nicht Dauer weiter. der Exposition. Am besten Je du länger hältst dich sie dauert, an die<br />
Tatsachen. desto höher Aber das Risiko. selbst theoretisch In deinem Fall scheint war<br />
mir die Dauer eine Ansteckung kurz. Dennoch auf war dem es von ein dir Risiko. beschriebenen<br />
Wenn du Klarheit Weg kaum möchtest, denkbar. empfehle Spermareste<br />
dir einen an der HIV-Test Hand oder machen am Stofftaschentuch<br />
zu lassen. Die-<br />
ich<br />
wären ser ist bereits ungefährlich, 15 Tage weil nach a) Risiko die Menge möglich. für<br />
eine Wende Ansteckung dich für Test auf diesem und Beratung Weg zu klein am besten<br />
an b) das den HI-Virus Checkpoint an der (mycheckpoint.ch).<br />
Luft relativ rasch<br />
ist<br />
und<br />
an Analverkehr Infektiosität ohne verliert. Gummi Dies beantwortet mit einer<br />
auch HIV-positiven deine zweite Person, Frage. welche Das Lecken unter wirksamer<br />
Therapie der Sneax ist ist und unter bei diesen der keine Umstän<br />
HI-<br />
oder<br />
Ficken<br />
den Viren ungefährlich. <strong>im</strong> Blut nachweisbar Noch etwas sind, in ist eigener sicher.<br />
Sache: Sogar sicherer Du hast als das ein fragliche Kondom, Taschentuch weil eben<br />
weggeworfen. Kondompannen Ich ausgeschlossen rate dir, zukünftig sind. be<strong>im</strong> Der<br />
Cruisen «Schutz <strong>im</strong> durch Freien Therapie» auf Littering gilt als zu Safer verzichten.<br />
Mehr Das zum ist Thema kontraproduktiv #undetectable und findest führt du<br />
Sex.<br />
schlussendlich auf drgay.ch/undetectable.<br />
dazu, dass Cruising-Orte<br />
geschlossen werden. Vielen Dank.<br />
Alles Gute, Dr. Gay<br />
Alles Gute, Dr. Gay
KOLUMNE<br />
THommen meint<br />
33<br />
«GIB MIR DEINEN SAFT –<br />
ICH GEB’ DIR MEINEN!»<br />
Peter Thommen über Präventionsuntiefen und warum er ein ambivalentes Verhältnis<br />
zu dem von der Hip-Hop-Gruppe «Fantastischen Vier» besungenen «Saft» hat.<br />
Vo n P e t e r T h o m m e n<br />
In den 80er-Jahren, den Zeiten von HIV/<br />
AIDS, haben wir gelernt, dass ein ‹lebensspendender›<br />
Saft auch den Tod bringen<br />
kann. Viele ‹todeten› dann auch bis in die<br />
90er-Jahre dahin. In dieser Zeit gingen alle<br />
anderen bei sexuellen Handlungen übertragbaren<br />
Krankheiten irgendwie vergessen.<br />
Darum müht sich die Prävention heute<br />
so ab, uns diese wieder in Erinnerung zu<br />
rufen. Die Nebenwirkungen der antiviralen<br />
Medikamente sind nicht zu übersehen<br />
– auch wenn mann sie nicht wirklich<br />
sehen kann. Das rasche äussere Älterwerden<br />
ei niger HIV/AIDS-Therapierten blieb<br />
mir per sön lich nicht verborgen. Gut, dass<br />
man heute auch mit HIV so alt werden<br />
kann wie die anderen.<br />
In der Folge rollte die Bareback-Welle<br />
heran – bis heute. Eine zornige Reaktion auf<br />
vernünftigen Safersex. Darauf reagierte die<br />
Prävention mit ‹nicht moralisieren›. Sie<br />
verlegte sich darauf, die Risiken zu vermindern<br />
– wie bei der Drogenprävention. Und<br />
trotzdem wurden die anderen sexuell übertragbaren<br />
Infektionen wieder sichtbar,<br />
wenn sie auch nicht gleich zum Tod führen.<br />
Wir sehen: Neben den riskanten Sexualpraktiken<br />
gibt es weitere gesundheitliche<br />
Risiken, denen wir uns aussetzen. Von Alkohol<br />
und anderen Chems ganz zu schweigen.<br />
Verschwiegen werden auch die ganzen<br />
tiefenpsychologischen und psychodynamischen<br />
Abläufe in Männern. Sie weisen auf<br />
grössere Zusammenhänge hin als nur Zorn<br />
und sie bergen auch Risiken. Sperma hat<br />
eine zentrale Bedeutung für Knaben und<br />
Männer. Sei es der erste Saft, mit dem einer<br />
glaubt, zum Mann zu werden, oder derjenige<br />
des anderen, den mann haben möchte.<br />
Also weit über Zeugungsvorstellungen hinaus,<br />
was ich hier alles mal weglasse.<br />
Saft ist die intuitive<br />
‹Vertretung› eines Mannes,<br />
ohne ihn als kompliziertes<br />
Wesen aus Liebe ganz<br />
FRESSEN zu können.<br />
Mein Verhältnis zum Sperma hat sich<br />
mit den Jahren verändert, in denen ich Erfahrungen<br />
hatte und auch darüber gelesen<br />
habe. Be<strong>im</strong> jungmännlichen Einstieg war es<br />
dégoutant. Dann war ich süchtig danach.<br />
Dann verlor der Saft seine <strong>im</strong>mense Bedeutung<br />
für mich, über seine Zusammensetzung<br />
aus Wasser, Eiweiss und Salz hinaus.<br />
Besonders <strong>im</strong> Internet sehe ich, wie viele<br />
sich an Säfte klammern, sich an ihnen abarbeiten<br />
und sich von ‹Sahnespendern› beeindrucken,<br />
ja sogar dominieren lassen. Diese<br />
Homepages stellen nur dar, sie geben aber<br />
keine Antworten auf ungestellte Fragen.<br />
Eltern, Schule und die Sexualanleitungen in<br />
Büchern auch nicht. Alles erscheint wie ein<br />
grosses und vielfältiges Paradies. Ich bezeichne<br />
das als grosses sexuelles Elend.<br />
Darum sind Fetische so beliebt: Weil sie<br />
nicht erklärt werden, sich aber mit vieldeutigen<br />
und hohen Energien aufladen und<br />
suchtartige Identitätserlebnisse bieten. Als<br />
rätselhafte Botschaften kultivieren sie individuelle<br />
Glaubensvorstellungen wie in Religionen.<br />
Und genau darin liegen die Untiefen<br />
der Präventions- und Informations-Probleme<br />
mit Männern und ihrem Saft.<br />
Der äusserliche Umgang mit diesem<br />
Produkt weist auf die innere Persönlichkeitsentwicklung<br />
vom Knaben zum Mann.<br />
Saft ist die intuitive ‹Vertretung› eines<br />
Mannes, ohne ihn als kompliziertes Wesen<br />
aus Liebe ganz fressen zu können. Seiner<br />
damit habhaft zu sein, auch wenn der<br />
Mann weg ist, oder einen anderen damit<br />
trösten zu können, bei zeitweiliger Abwesenheit.<br />
Mir ist bald klargeworden, dass<br />
die Menge und deren Verteilungsort symbolische<br />
Bedeutung erhält.<br />
Dass Glaubensvorstellungen die<br />
gröss ten Hindernisse für Veränderung und<br />
Erkenntnis sind, wissen die meisten Menschen.<br />
Ich verstehe, warum Safersex als<br />
moralisierend empfunden werden kann<br />
und warum so viele an ihrem Saft und dessen<br />
Weitergabe oder Eroberung intensiv<br />
hängen. Beinahe unmöglich ein Tabu zu<br />
setzen und unbedingt wichtig, dieses Tabu<br />
endlich zu brechen.<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
34<br />
blick zurück<br />
cruiser vor 30 jahren<br />
FLASH-<br />
BACK<br />
<strong>Cruiser</strong> feiert sein 30-jähriges Bestehen. Daher blicken wir während des ganzen<br />
Jahres an dieser Stelle auf die alten Ausgaben zurück.<br />
Und was war sonst noch so los <strong>im</strong> <strong>September</strong><br />
1987? Die damalige «Agenda» verrät es.<br />
<strong>Cruiser</strong> «5 1987» ist am<br />
1. <strong>September</strong> erschienen.<br />
Im damaligen «Editorial»<br />
von Thomy Schallenberger<br />
ist zu lesen:<br />
Nicht nur der «<strong>Cruiser</strong>» näherte sich dem<br />
ersten Jubiläum, auch der «Macho» feierte.<br />
Schaut man die Inserate der damaligen<br />
Ausgabe an, ist der Laden der einzige, den<br />
es heute noch gibt.<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
SLIPPERY<br />
SUBJECTS<br />
35<br />
gaycity.ch<br />
Where to go in the little big city<br />
2<br />
1<br />
4<br />
3<br />
MOUSTACHE<br />
Die Sauna für Männer<br />
Engelstrasse 4<br />
www.moustache.ch<br />
(Nachtsauna jeden Fr / Sa)<br />
HUUSMAA<br />
Kafi – Reschti – Bar<br />
Badenerstrasse 138<br />
044 241 11 18<br />
www.huusmaa.ch<br />
Sa & So Brunch 10:00 – 15:00<br />
LES GARÇONS<br />
Bar/Tanzbar<br />
Kernstrasse 60<br />
www.garcons.ch<br />
Täglich geöffnet ab 18.30 Uhr<br />
MÄNNERZONE<br />
Shop & Bar<br />
Kernstrasse 57<br />
www.maennerzone.ch<br />
MAENNERZONE.CH<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
BEAUTY LOUNGE<br />
FOR MEN<br />
Haarentfernung, Kosmetik,<br />
Anti-Aging und Bodyforming<br />
Kalkbreitestrasse 42<br />
www.marciomf.ch<br />
079 533 41 01<br />
CHECKPOINT<br />
Gesundheitszentrum<br />
Konradstrasse 1<br />
www.checkpoint-zh.ch<br />
044 455 59 10<br />
DANIEL H.<br />
Bar-Restaurant<br />
Müllerstrasse 51<br />
8004 Zürich<br />
044 241 41 78<br />
www.danielh.ch<br />
PARACELSUS<br />
Apotheke & Drogerie<br />
Langstrasse 122<br />
paracelsus@bluewin.ch<br />
044 240 24 05<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
LEONHARDS-<br />
APOTHEKE<br />
Stampfenbachstr. 7<br />
www.leonhards.apotheke.ch<br />
044 252 44 20<br />
MACHO<br />
City Shop<br />
Häringstrasse 16<br />
www.macho.ch<br />
PARAGONYA<br />
Wellness Club<br />
Mühlegasse 11<br />
www.paragonya.ch<br />
PREDIGERHOF<br />
bistro – bar<br />
Mühlegasse 15<br />
www.predigerhof.ch<br />
15<br />
16<br />
17<br />
CRANBERRY<br />
Bar<br />
Metzgergasse 3<br />
www.cranberry.ch<br />
INFINITY<br />
Bar + Lounge auf zwei Etagen<br />
Zähringerstrasse 11<br />
8001 Zürich<br />
www.infinity-bar.ch<br />
Täglich geöffnet ab 17 Uhr<br />
ANORY<br />
Massagen, Haarentfernung,<br />
Skincare und Beratungen.<br />
Winterthurerstrasse 70<br />
8006 Zürich<br />
www.anory.ch 043 810 09 22<br />
5<br />
MED. DENT.<br />
KLAAS FRIEDEL<br />
Heinrichstrasse 239<br />
Mit Tram ab 4/13/17 bis Escher-Wyss-Platz<br />
www.swissdentalcenter.ch<br />
043 444 74 00<br />
Interesse in diesem<br />
Inserat aufgeführt zu sein?<br />
Anfragen an:<br />
info@zbiro.ch<br />
14<br />
TIP TOP BAR<br />
Die Schlager Bar<br />
Seilergraben 13<br />
www.tip-top-bar.ch<br />
Dienstag – Samstag ab<br />
18.30 Uhr<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>
36<br />
SLIPPERY<br />
SUBJECTS<br />
Mit unserem Ticket-Upgrade haben Sie<br />
<strong>im</strong> Schauspielhaus bessere Karten.<br />
Mehr unter zkb.ch/schauspielhaus<br />
Wir sind stolze Partnerin vom Schauspielhaus Zürich.<br />
Unsere Kundinnen und Kunden profitieren von<br />
einer besseren Sitzplatz-Kategorie.<br />
C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>