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Cruiser im September 2017

Cruiser im September: Wir haben eine Regenbogenfamilie besucht und nachgefragt, wie einfach oder schwierig sich diese Lebensform gestaltet. Ausserdem: Das grosse Interview mit Richard Gere und: Wie steht es eigentlich um LGBT* Flüchtlinge?

Cruiser im September: Wir haben eine Regenbogenfamilie besucht und nachgefragt, wie einfach oder schwierig sich diese Lebensform gestaltet. Ausserdem: Das grosse Interview mit Richard Gere und: Wie steht es eigentlich um LGBT* Flüchtlinge?

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4<br />

thema<br />

Queer und Familie<br />

ÜBER DEN ALLTAG ALS<br />

REGENBOGEN FAMILIE<br />

Als homosexuelles Paar mit Kindern<br />

steht man mit seiner Idee von Familie<br />

oft noch recht allein auf weiter Flur.<br />

Doch es gibt es <strong>im</strong>mer mehr Paare, die<br />

sich dazu entschliessen, sich gemeinsam<br />

ihren Kinderwunsch zu erfüllen.<br />

Bis Regen bogen familien zum normalen<br />

Gesellschaftsbild gehören, braucht<br />

es noch Zeit, angepasste Ge setze –<br />

und vor allem Aufklärungsarbeit.<br />

Livia und Tatjana haben sich für Kinder entschieden:<br />

Noch sind Regenbogenfamilien die Ausnahme.<br />

Vo n A n n e A n d r e s e n<br />

Livia und Tatjana sind um die dreissig<br />

und haben sich schon früh dafür entschieden,<br />

gemeinsam eine Familie zu<br />

gründen. Trotzdem hat es eine Zeit gedauert.<br />

«In anderen Beziehungen ist die Familienplanung<br />

etwas, auf das man es vielleicht<br />

eher ankommen lassen kann. Aber für uns<br />

war klar, dass es ein gemeinsamer Weg<br />

wird, den, der seine Herausforderungen mit<br />

sich bringt.» Heute sind sie Mütter von zwei<br />

Kindern und glücklich, dass sich ihr<br />

Wunsch erfüllt hat. Dass sie als Familie auf<br />

der Strasse oftmals noch mit Vorurteilen<br />

konfrontiert sind, nehmen die beiden mit<br />

Humor. Auf Fragen wie «Wer ist denn bei<br />

euch der Papa?» reagieren sie inzwischen<br />

gelassen. «Die Gesellschaft ist eben noch<br />

nicht so weit, die Bilder in den Köpfen sind<br />

noch <strong>im</strong>mer am klassischen Familienmodell<br />

orientiert. Für uns als Familie steht da<br />

ein gesellschaftlicher Auftrag <strong>im</strong> Fokus,<br />

aufzuzeigen, dass unser Familienmodell<br />

auch eine Möglichkeit von vielen ist.» Dabei<br />

sei es egal, ob man in Berlin oder in Oberbayern<br />

lebe, sagen sie, die Fragen seien<br />

überall dieselben.<br />

Auch dass das Gegenüber oftmals bereits<br />

<strong>im</strong> zweiten Satz verblüfft fragt «Wie habt<br />

ihr denn das gemacht?», gehört zu den normalen<br />

Situationen, die man als Queerfamily<br />

auf der Strasse erlebt. Die Grenzen zur Int<strong>im</strong>sphäre<br />

werden da schnell einmal eingerissen.<br />

Dabei würde niemandem in den Sinn<br />

kommen, ein heterosexuelles Pärchen zu<br />

fragen, wie sie ihr Kind gemacht haben, obwohl<br />

Sex dafür schon lange keine Voraussetzung<br />

mehr ist und Fruchtbarkeitsprobleme<br />

heutzutage in <strong>im</strong>mer mehr Beziehungen<br />

Thema werden. Wo man über Daniela und<br />

Stephan die heisse Information gern hinter<br />

vorgehaltener Hand weitergibt, ist es bei<br />

homosexuellen Paaren eben offensichtlich,<br />

dass man Tricks angewendet hat, um an ein<br />

Kind zu kommen. Dies sei eben eine Frage,<br />

die beantwortet sein will, meinen die beiden.<br />

Wenn irgendwann der Wunsch nach<br />

einer eigenen Familie da ist, sehen sich Paare<br />

oftmals als erstes mit der Frage konfrontiert:<br />

Wie soll das gehen? Denn die Wege<br />

zum eigenen Kind sind oftmals verschlungen.<br />

Das Gesetz verwehrt gleichgeschlechtlichen<br />

Paaren noch <strong>im</strong>mer Methoden, die<br />

heute dank der modernen Medizin heterosexuellen<br />

Paaren und sogar alleinstehenden<br />

Personen offenstehen. Und das, wo sie<br />

biologisch gegenüber heterosexuellen Paaren<br />

sowieso benachteiligt sind. Zwar gibt es<br />

auch in der Schweiz seit 2007 die Eingetragene<br />

Lebenspartnerschaft für gleichgeschlechtliche<br />

Paare, doch anders als verheiratete<br />

Ehepaare dürfen sie weder Kinder<br />

adoptieren noch reproduktionsmedizinische<br />

Hilfe in Anspruch nehmen.<br />

Auch die Adoption eines Kindes ist für<br />

gleichgeschlechtliche Paare nicht erlaubt.<br />

Anders in Deutschland: Seit diesem Juni<br />

wurde <strong>im</strong> Bundestag die Ehe für alle angenommen,<br />

und damit wird in unserem Nachbarland<br />

ab Oktober auch die Adoption für<br />

gleichgeschlechtliche Paare möglich sein.<br />

Die Stiefkindadoption, d.h. die Adoption<br />

eines in die Partnerschaft mitgebrachten<br />

Kindes (beispielsweise aus einer früheren<br />

heterosexuellen Beziehung) ist auch in der<br />

Schweiz möglich, sich als homosexuelles<br />

Paar für eine Adoption zu bewerben jedoch<br />

C R U I S E R S E P T E M B E R <strong>2017</strong>

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