Physik und Sport - Prof. Dr. Thomas Wilhelm
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I.2 Schulleistungsmessung 8<br />
kognitiven <strong>und</strong> motivationalen Faktoren, die den Lernprozess der Schüler in großem Maße<br />
prägen. Diese beiden Bedingungsfaktoren sollen im Folgenden kurz angerissen werden.<br />
2.2.1 Kognitive Einflussfaktoren<br />
Im Bereich der Kognition liegt das Hauptaugenmerk der Forschung auf dem Konstrukt der<br />
Intelligenz <strong>und</strong> des Vorwissens. Verschiedene Untersuchungen konnten zeigen, dass kognitive<br />
Eingangsbedingungen vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern relativ hoch mit<br />
den jeweiligen Schulleistungen korrelieren <strong>und</strong> dadurch zumindest teilweise die Unterschiede<br />
von Lernergebnissen bei Schülern begründet werden können (Lukesch, 2006, S. 106 ff.). Intelligenz<br />
<strong>und</strong> Vorwissen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Dies hat mehrere Gründe, die<br />
an dieser Stelle nur angerissen werden sollen. Intelligentere Menschen erarbeiten beispielsweise<br />
effektiver Lösungsansätze <strong>und</strong> können daher Probleme schneller <strong>und</strong> erfolgreicher lösen.<br />
Zudem besitzen sie oftmals tiefer vernetzte multiple Wissensstrukturen, die einen Erwerb<br />
neuen Wissens erleichtern. Man erkennt also, dass die Intelligenz vom Lernprozess abhängt,<br />
der seinerseits aber auch intelligenzabhängig ist. Beide Faktoren determinieren sich somit in<br />
gewisser Weise gegenseitig. In Bezug auf den Umgang mit fächerverbindendem Unterricht<br />
bedeutet dies, dass den Schülern zunächst einmal ausführlich dargelegt werden muss, in welchem<br />
Bezug der in den Unterrichtsbeispielen behandelte Stoff zu bereits bekannten Themengebieten<br />
steht. Das ist deshalb so wichtig, damit das vorhandene Vorwissen aus dem Langzeitgedächtnis<br />
abrufbar wird, da es andernfalls für den Wissenserwerbsprozess nutzlos ist<br />
(Mietzel, 2007, S. 216 ff.). Wird den Schülern bewusst, welches Thema mit der Analyse der<br />
<strong>Sport</strong>bewegungen verknüpft ist, so aktivieren sie Ereignisse <strong>und</strong> Begriffe sowie Handlungen<br />
<strong>und</strong> Fertigkeiten, welche sie bereits mit dem Stoffgebiet assoziieren. Da Wissensinhalte in<br />
verschiedensten Formen mental repräsentiert <strong>und</strong> damit gespeichert werden, ist es nötig, die<br />
einzelnen Bereiche des Gehirns durch derartige Wiederholungen <strong>und</strong> Querverweise zu aktivieren,<br />
um so das zu lernende Wissen einordnen <strong>und</strong> an vorhandene Wissensinhalte anknüpfen<br />
zu können (Edelmann, 2000, S. 146 ff.). Auf diese Weise eignen sich die Schüler vernetztes<br />
Wissen an, das nun im Gehirn in vielfältiger Weise verankert ist <strong>und</strong> somit auch leichter<br />
anwendbar <strong>und</strong> transferierbar wird (ebd., S. 116 ff.). Um zuletzt nochmals die Bedeutung des<br />
Vorwissens zu betonen, sei an dieser Stelle auf das sogenannte Experten-Novizen-Paradigma<br />
verwiesen. In Untersuchungen, die unter derartigem Namen bekannt geworden sind, konnten<br />
in den letzten Jahrzehnten mehrere Forschungsgruppen (unter anderem Chi 1978 <strong>und</strong> 1984)<br />
nachweisen, dass Vorwissen äußerst hilfreich für den Erwerb neuen Wissens auf demselben<br />
Bereich ist (Lukesch, 2003, S. 203 f.). Es zeigte sich nämlich, dass Menschen mit größerem