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Physik und Sport - Prof. Dr. Thomas Wilhelm

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II.4 Stabhochsprung 28<br />

Dies hat den Vorteil, dass der Platzbedarf am Bildschirm geringer ist <strong>und</strong> man somit noch<br />

andere interessante Graphen wie beispielsweise die einzelnen Beschleunigungskomponenten<br />

angezeigen lassen kann. Dabei ist jedoch gleichermaßen zu beachten, dass eine simultane<br />

Darstellung verschiedener Kurven in einem Diagramm lernschwächere Schüler bereits geistig<br />

überfordern könnte. Diese Überanspruchung resultiert letztlich aus der Überlastung des<br />

Arbeitsgedächtnisses, was lernpsychologisch als „cognitive overload” bezeichnet wird<br />

(Sweller, 1998, S. 258 ff.). Aus diesem Gr<strong>und</strong> sollten die Einstellungen der<br />

Graphendarstellung im Rahmen innerer Differenzierung an die jeweilige Schülergruppe<br />

angepasst <strong>und</strong> gegebenenfalls die Anzahl verschiedener Darstellungen begrenzt werden.<br />

Didaktisch reduziert bietet diese Darstellungsform jedoch auch Vorteile. So können Schüler,<br />

denen der Umgang mit Diagrammen schon vertraut ist, sehr gut erkennen, dass zu Beginn des<br />

Anlaufs bis zum Einstechen des Stabes die Gesamtenergie annähernd gleich der kinetischen<br />

Energie ist. Im weiteren Verlauf ist auffallend, dass die Summe aus potentieller <strong>und</strong> kinetischer<br />

von etwa 0,9 s bis 1,2 s abnimmt, bevor sie ab diesem Zeitpunkt wieder ansteigt <strong>und</strong><br />

schließlich bei 1,6 s ihren ursprünglichen Ausgangswert erreicht. Es kann sehr interessant<br />

sein, auch diesen Sachverhalt zu thematisieren, denn jener scheinbare Energieverlust rührt<br />

von der Spannenergie, welche während dieser Zeit im Stab zwischengespeichert wird, her.<br />

Beim Überspringen der Latte hat sich diese Tatsache dann komplett verändert. Hier entspricht<br />

die Gesamtenergie abgesehen von einem geringen Beitrag an kinetischer Energie ganz gut der<br />

potentiellen Energie. Zusätzlich kann die vorher angesprochene Zufuhr an zusätzlicher Energie<br />

mithilfe von Muskelkraft sehr gut herausgelesen werden. Besitzt das System anfangs eine<br />

Gesamtenergie von circa 1000 Joule, so steigt diese im Verlauf des Sprunges auf approximativ<br />

1600 - 1700 Joule an, was nur durch eine Energiezufuhr während des Sprungvorgangs<br />

durch Muskelkraft erklärt werden kann. Die oben durchgeführte Überschlagsrechnung zur<br />

verrichteten Arbeit des <strong>Sport</strong>lers deckt sich dabei sehr gut mit den ermittelten Messwerten.<br />

An dieser Stelle kann das Unterrichtsprojekt beendet werden, da die gr<strong>und</strong>legenden energetischen<br />

Betrachtungen bereits erörtert worden sind. Hat es sich jedoch gezeigt, dass die Rahmenbedingungen<br />

des Projektes stimmen, die Schulklasse also immer noch eifrig mitarbeitet<br />

<strong>und</strong> zeitlich kein Engpass besteht, so hat die Lehrkraft die Möglichkeit, noch genauer auf den<br />

Bewegungsablauf eines Stabhochsprunges einzugehen, da dieser wesentlich mehr physikalische<br />

Gesetzmäßigkeiten ausnutzt als bei obiger vordergründiger Betrachtung bisher herausgearbeitet<br />

worden ist. Diese Vertiefung bietet sich beispielsweise gerade im Rahmen einer fächerverbindenden<br />

Unterrichtseinheit <strong>und</strong> hier vor allem mit dem <strong>Prof</strong>ilbereich <strong>Sport</strong> an.

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