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Physik und Sport - Prof. Dr. Thomas Wilhelm

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II.5 Weitsprung 42<br />

zudem noch Teutobad, einen teutonischen Herrscher an, der mehrere Pferde im Sprung überw<strong>und</strong>en<br />

haben soll. Des Weiteren erzählt das Nibelungenlied von Wettkämpfen im Weitsprung:<br />

Siegfried soll sich in den Wettbewerben Steinwurf, Speerwurf sowie im Weitsprung<br />

mit Brünhilde duellieren (ebd., S. 75). Die uns bekannte Wettkampfform des Weitsprungs<br />

wurde erst richtig mit der Geburt der modernen olympischen Spiele im Jahre 1896 international<br />

populär. Vorher wurden lediglich an Universitäten, wie beispielsweise im Jahre 1864 zwischen<br />

Oxford <strong>und</strong> Cambridge, bedeutende Wettkämpfe durchgeführt <strong>und</strong> die Ergebnisse genau<br />

protokolliert (Brockhaus, 1984, S. 589 f.). Somit kann ab diesem Zeitpunkt von leistungsorientiertem<br />

Weitsprung sprechen.<br />

Neben den sportlichen Aspekten besitzt der Weitsprung in manchen Ländern auch rituellen<br />

Charakter. In Griechenland werden z. B. auch heute noch zu Ehren des Heiligen Georgs<br />

mehrtägige Feste abgehalten, bei denen Sprungwettkämpfe einen wichtigen Bestandteil bilden<br />

(Schmid, 1997, S. 27 ff.). Sogar die Schiedsrichter der Wettbewerbe werden von der Kirche<br />

gestellt, was noch zusätzlich den Stellenwert dieser sportlichen Kämpfe unterstreicht. Der<br />

Wettbewerb selbst orientiert sich an dem eines <strong>Dr</strong>eisprungs, wobei sich die Techniken je nach<br />

Austragungsort unterscheiden. Die Wettkampfanlage befindet sich meist auf dem Kirchhof,<br />

um dem spirituellen Charakter gerecht zu werden (ebd., S. 27 ff.).<br />

Der letzte Abschnitt dieses geschichtlichen Überblicks geht kurz auf die im Weitsprung erzielten<br />

Höchstleistungen ein. In den ersten oben erwähnten universitären Wettstreiten wurden<br />

Weiten an die 7 m gesprungen, wobei der Ire J. Lane im Jahre 1874 diese Marke erstmals<br />

übertraf (Brockhaus, 1984, S. 589 f.). Zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts wurde dieser erste Rekord,<br />

der bis zu diesem Zeitpunkt nur in einer inoffiziellen Weltrekordliste zu finden war,<br />

innerhalb kurzer Zeit mehrmals überboten. Danach wurden über die nächsten Jahre hinweg<br />

zwar Weiten um die 7,50 m notiert, der erste Sprung über 8 m ließ aber bis zum Jahre 1935<br />

auf sich warten. Jesse Owens sprang in Ann Arbor im amerikanischen B<strong>und</strong>esstaat Michigan<br />

8,13 m (ebd., S. 589). Umso beeindruckender ist dieser Sprung einzuordnen, wenn man die<br />

Begleitumstände bedenkt: Owens stellte an diesem Tag innerhalb von 45 Minuten fünf Weltrekorde<br />

auf bzw. ein, was ihm bis heute Berühmtheit verschafft hat. Danach vergingen 25<br />

Jahre, bis abermals ein Amerikaner, Ralph Boston, in den Jahren 1960 bis 1965 einen neuen<br />

Weltrekord aufstellte, welchen er in der Folgezeit selbst noch mehrmals brach. Schließlich<br />

blieb der von ihm im Mai 1965 durchgeführte Sprung von 8,35 m das Maß aller Dinge (ebd.,<br />

S. 589). Der vielleicht spektakulärste Sprung aller Zeiten war kurz darauf im Rahmen der<br />

Olympischen Spiele 1968 in Mexiko-Stadt zu beobachten. Bob Beamon aus den USA sprang<br />

am 18. Oktober bei optimalen Bedingungen 8,90 m. Das Paradoxe hierbei ist, dass seine

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