Physik und Sport - Prof. Dr. Thomas Wilhelm
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II.4 Stabhochsprung 38<br />
Auch in der 9. Jahrgangsstufe empfiehlt der bayerische Lehrplan im Rahmen der „Kinematik<br />
<strong>und</strong> Dynamik geradliniger Bewegungen“ (ISB, 2007, Jahrgangsstufe 9, S. 2 f.) eine detailliertere<br />
Diskussion von beliebig wählbaren Beispielen unter anderem aus dem <strong>Sport</strong>. Hierbei<br />
wird gleichzeitig im <strong>Prof</strong>ilbereich auf das methodische Vorgehen auf Videoanalyse verwiesen.<br />
In diesem Sinne bietet sich auch für diese Klassenstufe der Stabhochsprung an, gerade<br />
auch wegen seiner vielfältigen physikalischen Gesetzmäßigkeiten. Zu beachten ist jedoch,<br />
dass sich der Unterricht dabei immer auf einem relativ niedrigen Niveau bewegen muss, da<br />
lehrplantechnisch eben lediglich die Behandlung geradliniger Bewegungen vorgesehen ist. Es<br />
können in dieser Klassenstufe nun auch Diagramme <strong>und</strong> explizit Bewegungsfunktionen verbalisiert<br />
werden, wodurch die Betrachtungsweise erstmals richtig die qualitative Ebene überschreitet.<br />
Der Lehrplan thematisiert weiterhin pädagogische Akzentuierungen, die auf die jeweilige<br />
Jahrgangsstufe abgestimmt sind. Die Analyse eines Stabhochsprungvideos kann dabei vor<br />
allem die für die 9. Klasse proklamierte „Medienkompetenz“ sowie die „Präsentationskompetenz<br />
fördern“ (ebd., S. 1). Dadurch, dass der Bewegungsablauf bei dieser <strong>Sport</strong>art relativ<br />
komplex ist, müssen die Schüler zunächst die Problematik analysieren <strong>und</strong> dementsprechend<br />
Recherche betreiben. So lernen sie, sich Informationen zu beschaffen, Probleme zu diskutieren<br />
<strong>und</strong> schließlich selbstständig eine Auswertung zu erstellen. Am Ende der Einheit steht<br />
dann eine Präsentation der erarbeiteten Ergebnisse, welche einen gelungenen Abschluss des<br />
Projekts Stabhochsprung bildet. Die Schüler entwickeln sich gerade in diesem Alter aufgr<strong>und</strong><br />
der Pubertät sehr schnell weiter, neigen gemäß entwicklungspsychologischer Erkenntnisse<br />
vermehrt dazu, viele Dinge kritisch zu hinterfragen. Gerade auch deshalb bietet sich ein freier<br />
gehaltenes Projekt mit Alltagsbezug an, damit sich die Schülerschaft jene, in der Gesellschaft<br />
erforderlichen Handlungskompetenzen <strong>und</strong> Denkweisen nach <strong>und</strong> nach aneignen kann. Dies<br />
geschieht vorrangig durch eigenverantwortliches Handeln <strong>und</strong> kritisches Denken, was im bevorzugt<br />
praktizierten Frontalunterricht leider oftmals zu kurz kommt. Zu bedenken ist jedoch<br />
wiederum, dass die Schüler bisher noch keine Erfahrung mit einer solchen Unterrichtsgestaltung<br />
haben. Es kann daher sein, dass Jugendliche der 9. Klassen mit derartigem Unterricht<br />
noch überfordert sind. Je nach Leistungsstand kann aus diesem Gr<strong>und</strong> eine spätere Umsetzung<br />
physikalischen Arbeitens in dieser Form durchaus sinnvoll sein.<br />
In der 10. Jahrgangsstufe widmet sich der Lehrplan nochmals sehr ausführlich der Newtonschen<br />
Mechanik, für die fast die Hälfte des Schuljahres veranschlagt ist. Die gesamte Kinematik<br />
<strong>und</strong> Dynamik ist bekannt <strong>und</strong> kann nun angewendet werden. Es sollen ausführlich zwei-