Physik und Sport - Prof. Dr. Thomas Wilhelm
Physik und Sport - Prof. Dr. Thomas Wilhelm
Physik und Sport - Prof. Dr. Thomas Wilhelm
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
II.4 Stabhochsprung 30<br />
den Körper gewährleistet. Beim Aufsetzen des Sprungbeines zum Absprung wird zudem das<br />
andere Bein an die Fersen gezogen, um daraufhin nach vorne oben beschleunigt zu werden.<br />
Durch jenes „Anfersen“ liegt ein längerer Beschleunigungsweg vor, woraus schließlich ein<br />
höherer Impulsübertrag <strong>und</strong> damit eine höhere Absprunggeschwindigkeit resultiert. Das so<br />
genannte Schwungbein minimiert dabei zusätzlich die Absprungzeit, wodurch weitere Energieverluste<br />
gemindert werden.<br />
4.4.3 Flugphase<br />
Während des gesamten Sprunges kann der Athlet seine Flugbahn durch Muskeleinsatz <strong>und</strong><br />
verschiedene Körperhaltungen verändern, da auf diese Weise Trägheitsmomente <strong>und</strong><br />
<strong>Dr</strong>ehmomente variiert werden können. Dies wird in den folgenden Phasen bewusst<br />
ausgenutzt. Der erste zeitliche Abschnitt des Fluges wird als Hangphase bezeichnet. Nach<br />
dem Absprung gilt es, die Spannung des Stabes zu maximieren, wobei gleichzeitig die aus<br />
dem Anlauf erworbene Geschwindigkeit beizubehalten versucht wird. Dies wird durch<br />
Absenkung des Körperschwerpunkts sowie Fixierung beider Arme am Stab realisiert. Die<br />
dabei aufgebaute Körperspannung muss unbedingt gehalten werden, da es sonst zu<br />
Impulsüberträgen <strong>und</strong> damit zu energetischen Verlusten kommt. Zur Veranschaulichung <strong>und</strong><br />
besseren physikalischen Betrachtung wird die Hangphase der aufgezeichneten Bewegung<br />
anhand eines Serienbildes erläutert:<br />
Abbildung 12: Hangphase mit langem Pendel <strong>und</strong> tiefer KSP- Bewegung (Zeitabstand 0,08 s)<br />
Für die nachfolgenden Überlegungen ist elementar wichtig, dass die Bewegung des Springers<br />
mit dem Stab als eine Art physikalisches Doppelpendel angesehen werden kann. Ein Pendel<br />
bildet der Körper des Athleten mit Stabspitze im Einstichkasten als <strong>Dr</strong>ehpunkt (in obigen Serienbildern<br />
hellbraun markiert). Außerdem dreht sich der <strong>Sport</strong>ler nach Fixierung am Stab mit<br />
den Armen noch um seine Schulter, welche die <strong>Dr</strong>ehachse des zweiten Pendels darstellt (in<br />
obigen Serienbildern rot markiert). Durch eine derartige Modellierung wird auch die Senkung<br />
des Körperschwerpunktes nach dem Absprung besser verständlich: Die <strong>Dr</strong>ehbewegung des