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MB 322 Geschraubte Verbindungen im Stahlbau

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Abb. 4.2: Ein- und zweischnittige SL-<strong>Verbindungen</strong><br />

Die Tragfähigkeit von SL-<strong>Verbindungen</strong> wird<br />

bei vorwiegend ruhender Belastung durch drei<br />

mögliche Versagensarten begrenzt. Sie sind anhand<br />

eines Beispiels in Abb. 4.3 dargestellt.<br />

Wenn man dicke, breite Bleche mit Schrauben<br />

verbindet, die <strong>im</strong> Vergleich zu den Blechen<br />

kleine Durchmesser haben, kommt es zum Abscheren<br />

der Schraubenschäfte. Bei vergleichs-<br />

Abb. 4.3: Mögliche Versagensarten bei einer SL-Verbindung<br />

<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong><br />

weise dünnen Blechen kann der Lochleibungsdruck<br />

auf die Bleche so groß werden, dass ein<br />

unzulässiges Aufweiten der Löcher bzw. Aus -<br />

reißen der Bleche das maßgebende Versagenskriterium<br />

ist. Die Rand- und Lochabstände müssen<br />

daher ausreichend groß sein. Die dritte Versagensart<br />

ergibt sich, wenn Schrauben mit großem<br />

Durchmesser <strong>im</strong> Vergleich zur Breite der<br />

Bleche die Tragfähigkeit der Bleche so stark<br />

reduzieren, dass das Blech <strong>im</strong> Nettoquerschnitt<br />

versagt.<br />

Aufgrund der drei möglichen Versagensarten<br />

in Abb. 4.3 ergeben sich Schubspannungen <strong>im</strong><br />

Schraubenschaft (a), Lochleibungsdruckspannungen<br />

zwischen Blech und Schraubenschaft<br />

(b) sowie Zugnormalspannungen <strong>im</strong> Blech mit<br />

Lochschwächung (c). Die Spannungen haben<br />

nach der Elastizitätstheorie stark nichtlineare<br />

Verläufe in den Schrauben und Blechen. Zur anschaulichen<br />

Erläuterung sind die qualitativen<br />

Spannungsverläufe in Abb. 4.4 skizziert.<br />

Da geschraubte <strong>Verbindungen</strong> duktiles Verhalten<br />

aufweisen, plastizieren bei Steigerung<br />

der Belastung Teile der Konstruktion, so dass<br />

Spannungsspitzen abgebaut und die Spannungsverteilungen<br />

vergleichmäßigt werden. Bei weiterer<br />

Laststeigerung bis hin zur Grenztragfähigkeit<br />

ergeben sich näherungsweise konstante<br />

Spannungsverteilungen (Abb. 4.4c). Für die Bemessung<br />

von geschraubten <strong>Verbindungen</strong> werden<br />

daher folgende Verteilungen angenommen:<br />

a) konstante Schubspannungen ta <strong>im</strong> Schraubenschaft<br />

b) konstanter Lochleibungsdruck σl <strong>im</strong> Blech<br />

über Blechdicke und Schraubenschaftdurchmesser<br />

c) konstante Normalspannungen σx <strong>im</strong> Nettoquerschnitt<br />

des Bleches<br />

Die Annahme konstanter Spannungen ist<br />

eine Näherung, die die Berechnung erleichtern<br />

soll. Sie führt zu einer ausreichend sicheren Bemessung,<br />

da die zulässigen Beanspruchbarkeiten,<br />

Konstruktionsregeln und Bemessungsvorschriften<br />

auf diese Annahme abgest<strong>im</strong>mt sind. Zu<br />

beachten ist jedoch, dass ausreichend duktiles<br />

Tragverhalten nur bei vorwiegend ruhender Belastung<br />

vorausgesetzt werden kann. Wenn die<br />

Ermüdung eine Rolle spielt, haben Spannungsspitzen<br />

große Bedeutung.<br />

Das in diesem Abschnitt beschriebene Tragverhalten<br />

gilt für Schrauben mit glattem Schaft<br />

(„<strong>Stahlbau</strong>schrauben“) und Schrauben mit Gewinde<br />

bis zum Schraubenkopf. Die Berechnung<br />

der Schraubenkräfte in SL-<strong>Verbindungen</strong> wird<br />

in Abschnitt 4.5 behandelt, die Bemessung in<br />

Abschnitt 5.4.<br />

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