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26 Unsere Aufgabe ist es, mit den Eltern gemeinsam zu überlegen, wie sie selbst für den Schutz und die angemessene Begleitung ihrer Kinder wieder die Verantwortung übernehmen können und welche weitere Hilfen ggf. für sie selbst oder die Kinder notwendig wären. Meist geht es im ersten Schritt um die Frage, wie sie für sich selbst wieder mehr Verantwortung übernehmen können. Denn wer für sich verantwortlich ist, kann in die Lage versetzt werden, Verantwortung für Kinder zu übernehmen. Solch einen Beratungsprozess erleben Eltern häufig als schmerzvoll, fordernd, aber auch aktivierend. Bei den manchmal folgenden Jugendhilfemaßnahmen handelt es sich beispielsweise um Familienhilfe, soziale Gruppenarbeit mit Kindern oder Tagesgruppenarbeit, die durch das Jugendamt gewährt bzw. bewilligt werden können. Die Beratung und Begleitung dieser Familien ist sehr zeitintensiv und fordert auf allen Seiten ein hohes Durchhaltevermögen, sozusagen „Geduld und Spucke“ – jahrelange Konflikte lassen sich nicht „eben mal“ aus der Welt schaffen und die Familien brauchen Zeit und Vertrauen für Veränderungen. Die Kooperation mit anderen Helfersystemen kann in diesen schwierigen Fällen von „guten wie schlechteren Zeiten“ geprägt sein. Es kann passieren, dass Verantwortung hin- und hergeschoben wird, dass ein ausgeprägter Defizitblick auf die Probleme der Eltern vorherrscht und dass die Kinder in der Folge häufig aus dem Sichtfeld geraten. Erkennen die Helfersysteme dies und schaffen sie es, darüber ins Gespräch zu kommen, kann Familien gut in einer transparenten, wertschätzenden Zusammenarbeit geholfen werden. Das Helfersystem fungiert dann als Vorbild: Es werden Verantwortlichkeiten klar benannt, nichts passiert hinter dem Rücken der Familien, Probleme werden offen und klar angesprochen, Absprachen eingehalten. Die Arbeit im Bereich des Kinderschutzes fordert Helfer wie Eltern stark heraus und kostet Zeit, die aber auch gebraucht wird. Einschätzungen von Gefahren oder Hilfen, um Gefahren abzuwenden, lassen sich nicht in wenigen Stunden und selten von einzelnen allein bewältigen. Fachberatungen Im vergangenen Jahr haben wir die Erfahrung gemacht, dass sich zunehmend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Kitas, Schulen und ambulanten Hilfen bei uns melden und nach einer Beratung fragen, um einen Verdacht auf Kindeswohlgefährdung abzuklären. Meist geht es dabei um Verdachtsmomente im Zusammenhang mit innerfamiliärer Gewalt und häufig speziell um sexuellen Missbrauch. Aber auch Schwierigkeiten in Kitagruppen oder Schulklassen, wie beispielsweise sexuelle Übergriffe oder Gewalt unter Kindern, sind Anlass für Nachfragen. Die Fachkräfte wünschen sich in solchen Situationen Anleitung, wie sie mit den Problemen umgehen sollen. Hierfür müssen wir erst einmal klären, was genau passiert ist, was nächste Schritte sein können und was für Befürchtungen auf Seiten der Fachkräfte bestehen. Wovor haben sie beispielsweise bei einem bevorstehenden Elterngespräch Angst? Was brauchen sie, um mit ihrer Angst umzugehen? Gerne begleiten die
Beraterinnen des Kinderschutzbundes den weiteren Prozess. In Einzelfällen steht die Fachberatung auch einem ganzen Team beratend zur Seite und veranstaltet zum Beispiel einen themenbezogenen Elternabend zum Umgang mit kindlicher Sexualität. Insgesamt konnten wir auch im Jahr 2008 feststellen, dass die Nachfrage nach Beratungen zu Kindesvernachlässigung und -missbrauch ständig steigt. Umso unverständlicher ist es, dass die öffentliche Förderung unserer Beratungsstelle seit mehr als zehn Jahren „eingefroren“ ist. Ohne die Unterstützung durch Spendengelder wäre unsere Arbeit längst nicht mehr denkbar. Vielen Dank an alle, die die Arbeit der Beratungsstelle des Berliner Kinderschutzbundes auch im vergangenen Jahr unterstützt haben. Basler Zeitung, 25.07.2008 27
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