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40 Einblicke in die Arbeit der Schulstation des Berliner Kinderschutzbundes Seit ihrem Start vor fast genau drei Jahren hat sich in der Schulstation des Berliner Kinderschutzbundes einiges getan. Sowohl personell als auch inhaltlich. Zum einen verstärkt der Sozialpädagoge, Detlef Kahlau, seit dem 01. Februar 2008 das Team der Schulstation. Zum anderen hat sich der Bekanntheitsgrad der Schulstation in den vergangenen Monaten erheblich erhöht – sowohl im Lehrerkollegium als auch bei den Schülern der Erika-Mann- Grundschule (EMG). Mittlerweile ist die Schulstation ein integraler Bestandteil des Schullebens. Die Arbeitsschwerpunkte der Schulstation im Jahr 2008 waren: • Einzelfallarbeit und Elterngespräche • Pausenbegleitung • Mädchen- und Jungenarbeit • weiterer Ausbau der Zusammenarbeit mit dem Kinder-Kiez-Zentrum, dem Schülerladen „A13“ und der Beratungsstelle des Berliner Kinderschutzbundes • Klassenseminare und Kleingruppenseminare zu Themen des sozialen Lernens Die Einzelfallarbeit Sie ist weiterhin der Schwerpunkt der Schulstationsarbeit. Da der Kontakt zu einem großen Teil des Lehrerkollegiums mittlerweile sehr vertrauensvoll ist, hat sich folgende Verfahrensweise gut bewährt: Werden Kinder im Unterricht in irgendeiner Weise auffällig, sei es durch länger anhaltende Traurigkeit, übermäßige Aggressivität oder sonstiges auffälliges Verhalten, wird die Schulstation informiert. Daraufhin gibt es Gespräche mit den jeweiligen Kindern, in denen es darum geht, einen ersten Kontakt herzustellen. Hierbei versuchen wir einzugrenzen, was das Kind beschäftigt und davon abhält, dem Unterricht zu folgen. Durch eine einfühlsame und vor allem vorwurfsfreie Gesprächsführung gelingt es in den meisten Fällen, schon bei dem ersten oder zweiten Treffen das eigentliche Problem herauszuarbeiten.Mit welchen Schwierigkeiten die Kinder zu kämpfen haben, möchten wir anhand von zwei Fällen darstellen: 1. Abdullah (Name geändert), 7 Jahre, keine Geschwister, erstes Schuljahr: Die Lehrerin nimmt wahr, dass der Junge häufig abwesend wirkt und dem Unterricht nicht folgen kann. Auf Nachfragen reagiert er nicht. Gespräche mit der Mutter bringen auch keine Klarheit. Daraufhin erfolgt eine Meldung an die Schulstation. Als festes Ritual in den
ersten Gesprächen hat sich etabliert, den Kindern mitzuteilen, dass alles, was sie erzählen, in der Schulstation bleibt und nur mit ihrem ausdrücklichen Einverständnis weitergeleitet bzw. einzelne Teile der Unterhaltung weitergeleitet werden. Im dargestellten Fall, konnte der Junge schnell Vertrauen fassen und seine Geschichte erzählen. Dabei stellte sich heraus, dass der Vater des Jungen, über einen längeren Zeitraum Streit mit seiner Frau hatte. Es kam zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen den Eheleuten und gipfelte in einem massiven körperlichen Gewaltakt gegen die Mutter. Sie lag schwer blutend auf dem Boden und konnte nur durch den Einsatz von Polizei und Feuerwehr geschützt werden. Der Junge schildert diese Ereignisse sehr eindrücklich und auch seine Ängste. Denn er hatte jede dieser Auseinandersetzungen in seinem Zimmer miterlebt. Seine Versuche, die Streitigkeiten zu schlichten, wurden durch körperliche Gewalt seitens des Vaters unterbunden. Inzwischen hat der Vater die Familie verlassen. Durch den vertrauensvollen Umgang mit dem Jungen ist es uns gelungen, auch die Mutter für Gespräche zu gewinnen. Im weiteren Verlauf konnte die Mutter an die Beratungsstelle des Berliner Kinderschutzbundes angebunden werden. Dabei wurden weitere Schwierigkeiten deutlich, die die Familie belasteten. Der Vater hatte der Familie Schulden hinterlassen, die die Mutter nun zurückzahlen musste. Im Verlauf der Beratungen war es uns möglich, das finanzielle Umfeld zu stabilisieren. Abdullah konnte sich in der Schulstation weiter öffnen. Allerdings reagiert er nun in der Schule mit einem übertriebenen Beschützerinstinkt, so dass es in den Pausen regelmäßig zu körperlichen Auseinandersetzungen mit anderen Kindern kommt. Es wurde deutlich, dass Abdullah durch die familiären Auseinandersetzungen traumatisiert ist und nach wie vor Hilfen benötigt. Als weitere Maßnahme wird eine Kindertherapie angestrebt. In der Schule haben wir die Hort-Mitarbeiter sowie die Klassenlehrerin für die Probleme des Jungen sensibilisiert, die ihn nun ebenfalls stützen. Er wird weiterhin regelmäßig durch die Schulstation begleitet. 2. Ahmed (Name geändert), 9 Jahre, 1 Schwester Ahmed wurde in der Klasse auffällig, indem er im Unterricht häufig andere Kinder ärgerte und in den Pausen immer öfter in körperliche Auseinandersetzungen verwickelt war. Trauriger Höhepunkt war ein besonders heftiger Schlag gegen ein Mädchen. Die Beschwerden der Eltern des Mädchens veranlassten den Lehrer dazu, die Schulstation einzuschalten. Im Verlauf der Gespräche erzählte der Junge von der Trennung seiner Eltern, dass die Eltern vor dem Familiengericht darum kämpfen, wo die Kinder zukünftig ihren Lebensmittelpunkt haben. Die Mutter des Jungen hat einen neuen Mann kennengelernt und würde ihn gern in die Familie einführen. Das bringt den Jungen völlig aus dem Konzept. 41
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