27.02.2013 Aufrufe

Ausgabe 45 12/2005 - HSV-Supporters

Ausgabe 45 12/2005 - HSV-Supporters

Ausgabe 45 12/2005 - HSV-Supporters

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

supporters news<br />

delegierter im aufsichtsrat:<br />

ein imperatives mandat?<br />

eine glosse zur rolle und aufgabe des aufsichtsratsdelegierten der abteilung der fördernden mitglieder<br />

text | milan pein<br />

Eine notwendige (trockene)<br />

Vorbemerkung: Die Satzungsväter<br />

des <strong>HSV</strong> haben<br />

bestimmten Teilen des Vereins<br />

das besondere Recht eingeräumt,<br />

ein Vereinsmitglied aus ihren Reihen<br />

in den Aufsichtsrat des Gesamtvereins<br />

direkt zu entsenden. Diese sogenannten<br />

Delegierten sind ordentliche<br />

Mitglieder des Aufsichtsrates mit allen<br />

Rechten und Pflichten, wie sie die<br />

Satzung und das deutsche Vereinsrecht<br />

aufgeben. Ihr einziger Unterschied<br />

zu anderen Mitgliedern des Aufsichtrates<br />

ist der, dass sie nicht durch<br />

die oberste Vereinsinstanz – die Mitgliederversammlung<br />

–, sondern durch<br />

eine Versammlung der einzelnen Abteilungen<br />

gewählt wurden. Außerdem<br />

können sie auch nicht durch Beschluss<br />

der Mitgliederversammlung abberufen<br />

werden. Delegierte werden gestellt<br />

von der Abteilung der Fördernden Mitglieder<br />

(im Verein regelmäßig konsequent<br />

inkorrekt als <strong>HSV</strong>-<strong>Supporters</strong><br />

bezeichnet), der Gemeinschaft der Senioren<br />

und den Amateurabteilungen.<br />

Der <strong>HSV</strong>- Ochsenzoll stellt als eigener<br />

Verein ebenfalls einen Delegierten.<br />

Aus dem Vorgesagten wird bereits<br />

deutlich, dass die Satzung den Delegierten<br />

keine andere Rolle, Aufgabe<br />

oder Funktion als den anderen Aufsichträten<br />

zugedacht hat. Selbstverständlich<br />

wird jede Abteilung ein besonderes<br />

Augenmerk auf die Arbeit „seines“ Aufsichtrates<br />

haben, und dieser wird sich<br />

im Gegenzug in besonderer Weise für<br />

<strong>12</strong><br />

die Belange dieser Abteilung einsetzen.<br />

Nichtsdestotrotz nimmt er sein Mandant<br />

in dem zentralen Kontrollgremium<br />

des Gesamtvereins für den ganzen <strong>HSV</strong><br />

wahr. In der Regel werden ein Großteil<br />

seiner Entscheidungen und Befassungen<br />

solche Themen zum Gegenstand<br />

haben, die seine eigene „Heimatabteilung“<br />

nicht oder jedenfalls nur indirekt<br />

betreffen. Gefragt sind meinungsund<br />

willensstarke Persönlichkeiten, die<br />

ihre Aufgabe nach bestem Wissen und<br />

Gewissen wahrnehmen. Amen.<br />

Trotzdem hat Henning Trolsen als<br />

Delegierter unserer Abteilung zur<br />

Grundlage seiner Amtsführung erklärt,<br />

er werde das, was die Mehrheit<br />

der Mitglieder ihm als ihre Meinung zu<br />

verstehen gibt, als seine Meinung im<br />

Aufsichtrat vertreten. Mit dieser basisdemokratisch<br />

anmutenden Aussage<br />

ist er auf der vorletzten Abteilungsversammlung<br />

mit großer Mehrheit gewählt<br />

worden. Sicher dürfte sein, dass<br />

er auch ohne den nicht ohne Pathos daherkommenden<br />

Satz „Ich bin nur eine<br />

Hülle“ gewählt worden wäre. Auf der<br />

damaligen Versammlung ist kritisch<br />

und mahnend von Seiten eines Aufsichtrates<br />

angemerkt worden, dass<br />

eine solche Interpretation des Delegiertenamtes<br />

als „imperatives“ (etwa<br />

befehlsgebundenes) Mandant erhebliche<br />

Schwierigkeiten bereiten könnte.<br />

Nach gut einem Jahr Tätigkeit im<br />

Aufsichtrat hat Henning Trolsen auf der<br />

letzten Abteilungsversammlung Bilanz<br />

gezogen und mitgeteilt, dass das bisher<br />

von ihm praktizierte System zu ei-<br />

nem Konflikt führen könnte. Zum einen<br />

sei festzustellen, dass viele Entscheidungen<br />

in einem solchen Tempo getroffen<br />

werden müssten, dass eine Rückkopplung<br />

mit den einfachen Mitgliedern<br />

nicht möglich sei. Beispiel: Der praktisch<br />

über Nacht abzuschließende Van<br />

der Vaart-Transfer. Es ehrt Henning<br />

Trolsen, dass er sich nicht scheut einzugestehen,<br />

dass er diesem Transfer<br />

nicht seine Zustimmung erteilt hat, weil<br />

er, gewissermaßen seines Basiskontaktes<br />

beraubt, eine solche Entscheidung<br />

nicht verantworten wollte. Zum<br />

anderen bereite die angestrebte Hüllen-Funktion<br />

den anderen Mitgliedern<br />

des Aufsichtrates mehr und mehr Probleme,<br />

da sie die Vertraulichkeit der<br />

Beratungen hierdurch bedroht sehen.<br />

Trolsen befürchtet wohl insoweit nicht<br />

ganz zu Unrecht, dass wichtige Entscheidungen<br />

demnächst ohne ihn getroffen<br />

werden oder besser gesagt vorbereitet<br />

werden.<br />

Mit der ihm eigenen Eloquenz hat<br />

Trolsen die Lösung dieses Konfliktes<br />

an die Mitgliedschaft delegiert. Diese<br />

soll nun entscheiden, wie es weiter gehen<br />

soll. Dabei kann sie überspitzt gesagt<br />

zwischen Pest und Cholera wählen,<br />

denn entweder sie entlässt die<br />

„Hülle“ Trolsen aus dem selbstgewählten<br />

Gefängnis des Lobbyisten und<br />

beraubt sich damit vermeintlich ihres<br />

einzig wahren, bedingungslos ergebenen<br />

Vertreters, oder sie schickt ihn ins<br />

Exil der Nichtgefragten, die erst dann<br />

abstimmen dürfen, wenn bereits alles<br />

entschieden wurde. Welche Alter

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!