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Ausgabe 45 12/2005 - HSV-Supporters

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Das ist einfach so, dass sich so etwas<br />

besser verkaufen lässt, als wenn man<br />

versucht, die Rechte von Fußballanhängern<br />

darzustellen, das verkauft<br />

sich einfach nicht so gut wie Randale<br />

mit Wasserwerfern und Schlägereien.<br />

Lars Pegelow: Es ist natürlich auch<br />

keine Nachricht, dass da ein Fußballspiel<br />

stattgefunden hat und niemand<br />

verletzt wurde, das ist eigentlich eine<br />

Selbstverständlichkeit. Auf der anderen<br />

Seite, wenn jetzt wie in der Slowakei<br />

was los ist, dann stürzen sich eben<br />

die Nachrichten darauf. Allerdings<br />

hängen da solche Sachen wie damals<br />

in Lens noch nach, anscheinend gibt es<br />

noch nicht soviel Vertrauen in die Fußballfans<br />

und Frankreich 1998 ist immer<br />

noch präsent. Es gibt so viele Fußballspiele<br />

auf der Welt, es gibt England, es<br />

gibt Polen und es gibt auch in Deutschland<br />

noch Hooligans. Und so lange es<br />

Hooligans gibt, wird es auch die Berichterstattung<br />

darüber geben.<br />

Matthias Linnenbrügger: Diese negative<br />

Berichterstattung gibt es aber<br />

nicht nur beim Fußball, sondern zum<br />

Beispiel auch in der Kampfhund-Diskussion.<br />

Das hat es ja vor Jahren auch<br />

schon gegeben, dass immer mal wieder<br />

Hunde Menschen gebissen haben.<br />

Dann kam die Geschichte in Wilhelmsburg<br />

und von da an verging kein Tag<br />

ohne Berichte über Hundeattacken. Genauso<br />

ist es mit den Straßenschlachten<br />

vor Fußballspielen, seit der Polizist Nivell<br />

zusammengeschlagen und schwer<br />

verletzt wurde, ist das halt in den Köpfen<br />

drin. Und wenn in Bratislava 6 Zuschauer<br />

verletzt werden, dann wird es<br />

das vor ein paar Jahren wahrscheinlich<br />

bei jedem Länderspiel in irgendeiner<br />

Art und Weise gegeben haben, nur - es<br />

wurde damals nicht darüber berichtet!<br />

Lars Pegelow: Es ist natürlich auch<br />

vieles sehr anonym und für uns als Berichterstatter<br />

schwer zu trennen. Es<br />

gibt hier den Fanblock, da ist während<br />

des Spiels alles wunderbar. Du weißt<br />

aber auch, dass es Randalierer gibt,<br />

sind die heute da? Sind da Hooligans,<br />

die sich nach dem Spiel noch treffen<br />

wollen? Es gibt eine offizielle Kartei,<br />

wo die auffällig gewordenen Personen<br />

aufgeführt sind - aber wer steht da drin<br />

und was sind überhaupt die Kriterien<br />

der Polizei, da Leute reinzunehmen?<br />

Da ist viel Unwissenheit, vielleicht auch<br />

Unsicherheit dabei.<br />

Alexander Laux: Und da ist auch eine<br />

große Distanz bei vielen Berichterstattern.<br />

Wir hier haben früher schonmal<br />

auf einem Stehplatz in der Kurve gestanden<br />

und vieles selber erlebt. Jetzt<br />

sehen wir es natürlich aus einem anderen<br />

Blickwinkel, aber zumindest können<br />

wir versuchen, uns wieder in diese<br />

Situation hineinzuversetzen. Viele,die<br />

gar nicht so aus der Szene kommen,<br />

die beschäftigen sich nicht so intensiv<br />

mit der Thematik, wissen nicht, was da<br />

abgeht und berichten dann natürlich<br />

entsprechend oberflächlich.<br />

Matthias Linnenbrügger: Es ist ja<br />

auch so, dass der Schlachtruf „Fußballfans<br />

sind keine Verbrecher“, der in den<br />

Stadien jeden Samstag gerufen wird,<br />

auch gehört wird, er kommt ja auch im<br />

Fernsehen durch, zum Beispiel. Für<br />

uns Berichterstatt wird es aber schon<br />

schwierig, sich zum Anwalt für eine so<br />

riesige Menge zu machen - man kann<br />

halt nicht die Hand dafür ins Feuer legen,<br />

dass nicht doch noch was passiert.<br />

Ihr selbst könnt dies ja nichtmal, da<br />

kommt dann mal eine Gruppe von 15-20<br />

Leuten, mit denen Ihr gar nichts zu tun<br />

habt und die zerlegen hier alles, weiss<br />

man ja nicht. Kann ja auch sein, dass<br />

gegen Kopenhagen auf einmal ein paar<br />

hundert Leute auf die Dänen losgehen,<br />

und keiner weiss so genau, wo die herkommen.<br />

Auch in der Slowakei hatte<br />

der DFB einiges dafür getan, dass diese<br />

Leute nicht hinfahren, hat die Karten<br />

zum Beispiel nur an ausgewählte Leute<br />

verkauft. Und dann fahren Leute ohne<br />

Karten hin und schon geht’s wieder zur<br />

Sache.<br />

supporters news<br />

Simon Braasch: Vor 3 Jahren sollte<br />

der <strong>HSV</strong> mal in Holland spielen, das war<br />

das Ablösespiel von Nico Hoogma gegen<br />

Twente Enschede. Das Spiel wurde<br />

wenige Tage vorher abgesagt, weil sich<br />

da Hools aus ganz Deutschland verabredet<br />

hatten. Es gibt halt immer wieder<br />

Situationen, wo man sich schon fragt,<br />

ob hier alles mit rechten Dingen zugeht.<br />

Aber es steht natürlich auch völlig ausser<br />

Frage, dass der Großteil der Fußballfans<br />

absolut friedlich ist und unter<br />

diesen Schlagzeilen zu leiden hat.<br />

supporters news: Wenn man halt<br />

sieht, wie viele Repressalien Fußballfans<br />

häufig erleiden, als Beispiel sei<br />

hier nur die Verfrachten vom Bahnhof<br />

zum „Stadion“ in Schalke genannt, wären<br />

die Fußballfans natürlich schon<br />

froh, wenn darüber auch mal berichtet<br />

würde.<br />

Lars Pegelow: Du weißt halt, dass<br />

viele Vorbehalte gegen Fußballfans<br />

bestehen, die häufig aus persönlichen<br />

Beobachtungen herrühren. Nimm doch<br />

mal das Szenario, wenn der Sonderzug<br />

in den Bahnhof einfährt, viele Leute<br />

haben das ein oder andere Bier getrunken<br />

und es ist einfach laut im Bahnhof.<br />

Für die normalen Reisenden, die nur<br />

in Ruhe zu ihrem Zug wollen, ist das<br />

natürlich schon ein Horror-Szenario,<br />

obwohl sich nicht geprügelt wird. Und<br />

irgendwo kann ich es schon verstehen,<br />

dass die Polizei da eine Trennung herbeiführt,<br />

auch wenn dies pädagogisch<br />

sicher nicht allzu wertvoll ist... Und<br />

wenn ein Mal etwas passiert ist, will die<br />

Polizei halt auch vorbeugen und nicht<br />

warten, bis irgendwann wieder etwas<br />

passiert...<br />

Matthias Linnenbrügger: ...und da<br />

ist es für die Polizei natürlich auch<br />

schwierig zu unterscheiden, wer aus<br />

der Masse ist gewaltbereit bzw. wer<br />

ist nur vor Ort, um sich das Spiel seiner<br />

Mannschaft anzugucken, so dass<br />

vorsichtshalber alle zusammengefasst<br />

werden - auch wenn das für den Großteil<br />

der Fans nicht schön ist!<br />

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