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Unternehmertum in den Landkreisen Uckermark in Brandenburg und

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Unternehmerische Kultur sowie Qualifikationen durch Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

Mangel an lokaler Kaufkraft. Gerade diese Frage ist eng mit der Vorstellung von Märkten verbun<strong>den</strong><br />

– Wie def<strong>in</strong>ieren wir Märkte für unsere Produkte oder Dienstleistungen? In abgelegenen<br />

<strong>und</strong> dünn besiedelten Gebieten wie der <strong>Uckermark</strong> <strong>und</strong> dem Landkreis Parchim besteht die e<strong>in</strong>zige<br />

Möglichkeit für Unternehmenswachstum <strong>in</strong> der Vermarktung von Erzeugnissen <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />

auch außerhalb der Region. Die Unternehmer <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Landkreisen</strong> sche<strong>in</strong>en dies nicht<br />

voll zu verstehen, wor<strong>in</strong>. Auch fehlen ansche<strong>in</strong>end auch Market<strong>in</strong>g-Fähigkeiten <strong>und</strong> Marktkenntnis.<br />

In <strong>den</strong> meisten Fällen ist der Markte<strong>in</strong>stieg zeit- <strong>und</strong> kostenaufwendiger als erwartet<br />

<strong>und</strong> verlangt e<strong>in</strong> sich E<strong>in</strong>lassen auf Risiken sowie Begeisterung für <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Vertrauen <strong>in</strong> die eigenen<br />

Produkte. Andauerndes Klagen über mangelnde Kaufkraft deutet auf e<strong>in</strong>e Unfähigkeit der<br />

Unternehmer h<strong>in</strong>, neue Chancen zu erkennen <strong>und</strong> zu nutzen, die sich aus dem ständig wechseln<strong>den</strong><br />

geschäftlichen Umfeld ergeben. Sie sche<strong>in</strong>en sich nicht des Mangels an Market<strong>in</strong>g-<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> Marktkenntnis bewusst zu se<strong>in</strong>. Dies steht auch im Zusammenhang mit dem<br />

<strong>in</strong>dustriellen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der Arbeitskräfte sowie dem kulturellen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Erbe der<br />

Menschen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Fehlen von Ehrgeiz <strong>und</strong> Initiative. Es s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e nennenswerten öffentlichen<br />

Aufwendungen oder Anstrengungen unternommen wor<strong>den</strong>, um dieser entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Qualifikationslücke<br />

beizukommen.<br />

Nach <strong>und</strong> nach ist es üblich gewor<strong>den</strong>, KMU <strong>und</strong> Handwerksbetrieben Beratung <strong>und</strong> Unterstützung<br />

zu geben, um Geschäftsnachfolge <strong>und</strong> Eigentümerwechsel an die nächste Generation zu<br />

erleichtern <strong>und</strong> zu fördern. Obwohl diese Herausforderung <strong>in</strong> <strong>den</strong> Kreisen bereits erkannt wor<strong>den</strong><br />

ist <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ige Maßnahmen getroffen wor<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d (z.B. Bewusstse<strong>in</strong>sbildung durch ’AgiL’<br />

<strong>und</strong> Hilfs<strong>in</strong>itiativen durch die Kammern), könnte mehr zur Gewährleistung künftiger Geschäftsübergaben<br />

getan wer<strong>den</strong> (z.B. längerfristige Weiterbildungsprogramme <strong>und</strong> systematische Konsultation,<br />

wie <strong>in</strong> dem <strong>in</strong>ternationalen Lernmodell „Übernahmeprogramm“ aus F<strong>in</strong>nland dargestellt<br />

wird. In <strong>den</strong> europäischen Ländern erreichen die nach dem 2. Weltkrieg geborenen sog.<br />

„großen Generationen“ ihr Ruhestandsalter, so dass bemerkenswert viele Unternehmen entweder<br />

vor e<strong>in</strong>em Besitzerwechsel oder vor ihrer Schließung stehen. Es ist geschätzt wor<strong>den</strong>, dass etwa<br />

e<strong>in</strong> Drittel der Unternehmen <strong>in</strong> <strong>den</strong> nächsten zehn Jahren die Geschäftsübergabe erleben wer<strong>den</strong>.<br />

Das betrifft etwa 610.000 KMU, von <strong>den</strong>en etwa die Hälfte Selbständige s<strong>in</strong>d; die andere Hälfte<br />

beschäftigt etwa 2,1 Millionen Menschen. In Europa s<strong>in</strong>d somit fast 2,5 Millionen Arbeitsplätze<br />

von Geschäftsübergaben betroffen. 27<br />

Da gut ausgebildete Spezialisten dazu tendieren, die bei<strong>den</strong> Landkreise zu verlassen, sehen<br />

sich die Unternehmen der Schwierigkeit gegenüber, qualifizierte Arbeitskräfte zu halten. In der<br />

<strong>Uckermark</strong> f<strong>in</strong><strong>den</strong> KMU wegen der starken Arbeitslosigkeit meistens noch qualifizierte Kräfte.<br />

Im Landkreis Parchim aber gibt es bereits Anzeichen dafür, dass es für bestimmte Sektoren (z.B.<br />

im verarbeiten<strong>den</strong> Gewerbe) zunehmend schwierig wird, qualifizierte Arbeitnehmer e<strong>in</strong>zustellen.<br />

Hochqualifiziertes Personal (z.B. Ingenieure <strong>und</strong> Ärzte) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Landkreisen</strong> bereits sehr<br />

gefragt. Dieser Mangel an qualifizierten Arbeitskräften ist nicht nur e<strong>in</strong> Problem für KMU <strong>und</strong><br />

<strong>Unternehmertum</strong> als solches, sondern es berührt auch die wirtschaftliche Entwicklung der Landkreise.<br />

In Zukunft wird es immer schwieriger wer<strong>den</strong>, neue Firmen oder größere Unternehmen <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> Kreis zu locken, wenn nicht genügend ausgebildete Arbeitskräfte verfügbar s<strong>in</strong>d. Die Situation<br />

wird dadurch verschlimmert, dass die bei<strong>den</strong> Landkreise ke<strong>in</strong>e eigenen Hochschulen haben<br />

(außer der benachbarten E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Rostock <strong>und</strong> Eberswalde) <strong>und</strong> damit die unmittelbaren<br />

positiven Wirkungen ausbleiben, die Hochschulen gewöhnlich auf unternehmerische Aktivitäten<br />

haben. Außerdem s<strong>in</strong>d die Mehrzahl von Unternehmern <strong>und</strong> Führungskräften <strong>in</strong> KMU nicht dar-<br />

27 European Commission (2002) „F<strong>in</strong>al report of the expert group on the transfer of small and<br />

medium sized enterprises“. European Commission. Enterprise Directorate-General. May 2002.<br />

http://europa.eu.<strong>in</strong>t/comm/enterprise/entrepreneurship/support_measures/transfer_bus<strong>in</strong>ess/<strong>in</strong>de<br />

x.htm#best_project>.<br />

21

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