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EIN SCHLOSS<br />
FÜR ALLE SINNE.<br />
Judith und Carolin Walker sind sich<br />
für nichts zu gut: Sie pflanzen neue<br />
Bäume in ihrem Schlossgarten,<br />
hängen Kunstwerke selbst an die<br />
alten Wände, bewirten ihre Gäste<br />
bei einem Jazzfrühstück ... die<br />
Belohnung dafür sind Begegnungen<br />
mit nahezu allen bedeutenden<br />
Künstlern dieses Landes. Zwei<br />
Frauen, die für die Kunst brennen.<br />
Judith hat sich in Francis verliebt.<br />
Carolin in Max.<br />
So simpel könnte man es herunterbrechen,<br />
was mit zwei Frauen aus<br />
Kärnten geschah. Sich Judith Walker<br />
und deren Tochter Carolin zu nähern,<br />
bedarf allerdings größeren Einfühlungsvermögens.<br />
Um das gleichzeitig<br />
dynamische wie sensible Galeristinnen-Duo<br />
zu begreifen, ist schon eine<br />
Fahrt ins schlummernde Rosental notwendig<br />
und noch weiter zurück:<br />
Die schon seit Jugendtagen kunstaffine<br />
Judith begann vor Jahrzehnten<br />
am Pressegger See, in der heimatlichen<br />
Umgebung ihres Ehemanns Erich, der<br />
im Gailtal einen Holzbetrieb führte,<br />
mit Bildhauersymposien. Sie übersetzte<br />
Kunstartikel ins Italienische, verbrachte<br />
ein Jahr in Rom, ein weiteres in England.<br />
Und dabei geschah?s, sie verliebte<br />
sich in Francis. In die kraftvolle Pranke<br />
des großen Francis Bacon. Sie wollte<br />
selbst malen oder wenigstens irgendetwas<br />
mit Kunst zu tun haben. Die<br />
Kunstakademie wurde es dann nicht.<br />
Ihr Vater, ein Kaufmann, entschied:<br />
?Das ist ja doch nur ein Hungerleiderjob!?<br />
Judith besuchte gemeinsam mit<br />
Manfred Lukas-Luderer die Schauspielschule.<br />
Eine Galerie in Klagenfurt entstand,<br />
Ausstellungen auf der Hollenburg<br />
und in Reifnitz belebten die<br />
Kärntner <strong>Sommer</strong>. 1995/96 küssten ihr<br />
Mann und sie die im Rosental vor sich<br />
Kärnten magazin 18<br />
hin dämmernde ehemalige <strong>Sommer</strong>residenz<br />
der Äbte von Viktring wach.<br />
Und kauften sich mit dem Schloss<br />
Ebenau eine Menge Arbeit. Die im<br />
Übrigen auch noch für Carolin, deren<br />
Tochter reicht, die nicht unwesentlich<br />
dazu beigetragen hat, dass Ebenau im<br />
Laufe von eineinhalb Jahrzehnten zu<br />
einem innen- wie außenarchitektonisches<br />
Juwel wuchs, umgeben von<br />
einer Parklandschaft, die schon unwirklich<br />
sensibel Altes bewahrt, um gleichzeitig<br />
stets neuer Kunst Platz zu geben.<br />
Das Schloss ist heute durchtränkt von<br />
Skulpturen, Bildern, sommers auch von<br />
Musik und kulinarischen Genüssen.<br />
Großzügige Ausstellungen internationaler<br />
Künstler und nahezu aller bedeutenden<br />
Kärntner, von Bischoffshausen<br />
bis Oman, von Gironcoli bis Hofmeister,<br />
von Kiki Kogelnik bis Meina Schellander,<br />
von Krawagna bis Janu? bereichern<br />
die <strong>Sommer</strong> in Kärnten. Die große<br />
Metnitztalerin Maria Lassnig ?heimzuholen?<br />
gelang den Walkers bis heute<br />
nicht. Und das schmerzt Judith wie<br />
Carolin gleichermaßen. Wenn Judith<br />
auch keineswegs laut ist, eher atemlos<br />
von ihrem Elan, die leisere der beiden<br />
ist Carolin, die wie ihre Mutter kaum<br />
einen Urlaub kennt, immer wieder<br />
davon träumt, einmal einfach ins Blaue<br />
zu fahren. Es kann einen betroffen<br />
machen, hört man sie erzählen, wie<br />
fordernd und vereinnahmend Künstler<br />
sein können. Kein Wunder, dass sie die<br />
Gesellschaft von Menschen, die keine<br />
Erwartungen an sie stellen, schätzen.<br />
Sie liebt Freundschaften, die zweckfrei<br />
sind. Carolin, die es als Privileg empfindet,<br />
inmitten von Kunstwerken aufgewachsen<br />
zu sein, und mit strahlenden<br />
Augen zu erzählen weiß, wie schön<br />
eine Jugend war neben Bildern von<br />
Maria Lassnig und Max Weiler, der<br />
Kunst muss man persönlich sehen und erfahren, um sie zu begreifen. Was es jeweils in Judith Walkers Schloss Ebenau und in<br />
Carolines Kunstraum in Klagenfurt zu bestaunen gibt und wie man optimal hinfindet, gibt deren webseite preis: www.galerie-walker.at<br />
neben Paul Klee zu ihren Lieblingsmalern<br />
zählt, kommt auch ins Schwärmen,<br />
wenn sie sich erinnert, wie<br />
ihre Mutter, beschallt von Mahler-<br />
und Richard-Strauss-Konzerten, das<br />
Mittagessen bereitete. Nicht ganz kongruent<br />
scheint es da, dass die leidenschaftliche<br />
Pasta-Esserin Deutsch und<br />
Italienisch studiert und das Fremdenverkehrskolleg<br />
in Bad Hofgastein absolviert<br />
hat. Der Sprung zurück zur<br />
Kunst war für sie aber nur ein Hopser.<br />
Sie hat sich mit den Jahren ein eigenes<br />
Profil erarbeitet. Carolin reist zu Kunstmessen,<br />
betreibt im alten Lebensmittelgeschäft<br />
ihres Großvaters ihren<br />
eigenen Kunstraum, den sie mit ihren<br />
Künstlern bespielt, und hat die Vormittage<br />
entwickelt, zu denen <strong>Sommer</strong> für<br />
<strong>Sommer</strong> eine große Schar von Kunstgenießern<br />
pilgert, um das opulente<br />
Ebenauer Jazzfrühstück im Schlossgarten<br />
zu genießen. Wer nur im Geringsten<br />
für Romantik anfällig ist, fühlt<br />
sich hier in Klein-Glyndbourne.<br />
Kein Wunder also, wenn Judith, die behauptet,<br />
intuitiv zu erkennen, was passt<br />
und was nicht, was also Kunst wäre<br />
und was nicht, sich auch über das Einfühlungsvermögen<br />
ihrer Tochter freut:<br />
?Ich bin stolz auf sie.? Sagt?s, setzt sich<br />
in ihr Auto, düst das schmale Sträßchen,<br />
das vom Schloss weg führt, von<br />
dannen ... ?Wenn du mit Kunst überleben<br />
willst, musst du fleißig sein!?<br />
Kärnten magazin 19