09.02.2012 Aufrufe

Sommer Magazin 2012

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

EIN SCHLOSS<br />

FÜR ALLE SINNE.<br />

Judith und Carolin Walker sind sich<br />

für nichts zu gut: Sie pflanzen neue<br />

Bäume in ihrem Schlossgarten,<br />

hängen Kunstwerke selbst an die<br />

alten Wände, bewirten ihre Gäste<br />

bei einem Jazzfrühstück ... die<br />

Belohnung dafür sind Begegnungen<br />

mit nahezu allen bedeutenden<br />

Künstlern dieses Landes. Zwei<br />

Frauen, die für die Kunst brennen.<br />

Judith hat sich in Francis verliebt.<br />

Carolin in Max.<br />

So simpel könnte man es herunterbrechen,<br />

was mit zwei Frauen aus<br />

Kärnten geschah. Sich Judith Walker<br />

und deren Tochter Carolin zu nähern,<br />

bedarf allerdings größeren Einfühlungsvermögens.<br />

Um das gleichzeitig<br />

dynamische wie sensible Galeristinnen-Duo<br />

zu begreifen, ist schon eine<br />

Fahrt ins schlummernde Rosental notwendig<br />

und noch weiter zurück:<br />

Die schon seit Jugendtagen kunstaffine<br />

Judith begann vor Jahrzehnten<br />

am Pressegger See, in der heimatlichen<br />

Umgebung ihres Ehemanns Erich, der<br />

im Gailtal einen Holzbetrieb führte,<br />

mit Bildhauersymposien. Sie übersetzte<br />

Kunstartikel ins Italienische, verbrachte<br />

ein Jahr in Rom, ein weiteres in England.<br />

Und dabei geschah?s, sie verliebte<br />

sich in Francis. In die kraftvolle Pranke<br />

des großen Francis Bacon. Sie wollte<br />

selbst malen oder wenigstens irgendetwas<br />

mit Kunst zu tun haben. Die<br />

Kunstakademie wurde es dann nicht.<br />

Ihr Vater, ein Kaufmann, entschied:<br />

?Das ist ja doch nur ein Hungerleiderjob!?<br />

Judith besuchte gemeinsam mit<br />

Manfred Lukas-Luderer die Schauspielschule.<br />

Eine Galerie in Klagenfurt entstand,<br />

Ausstellungen auf der Hollenburg<br />

und in Reifnitz belebten die<br />

Kärntner <strong>Sommer</strong>. 1995/96 küssten ihr<br />

Mann und sie die im Rosental vor sich<br />

Kärnten magazin 18<br />

hin dämmernde ehemalige <strong>Sommer</strong>residenz<br />

der Äbte von Viktring wach.<br />

Und kauften sich mit dem Schloss<br />

Ebenau eine Menge Arbeit. Die im<br />

Übrigen auch noch für Carolin, deren<br />

Tochter reicht, die nicht unwesentlich<br />

dazu beigetragen hat, dass Ebenau im<br />

Laufe von eineinhalb Jahrzehnten zu<br />

einem innen- wie außenarchitektonisches<br />

Juwel wuchs, umgeben von<br />

einer Parklandschaft, die schon unwirklich<br />

sensibel Altes bewahrt, um gleichzeitig<br />

stets neuer Kunst Platz zu geben.<br />

Das Schloss ist heute durchtränkt von<br />

Skulpturen, Bildern, sommers auch von<br />

Musik und kulinarischen Genüssen.<br />

Großzügige Ausstellungen internationaler<br />

Künstler und nahezu aller bedeutenden<br />

Kärntner, von Bischoffshausen<br />

bis Oman, von Gironcoli bis Hofmeister,<br />

von Kiki Kogelnik bis Meina Schellander,<br />

von Krawagna bis Janu? bereichern<br />

die <strong>Sommer</strong> in Kärnten. Die große<br />

Metnitztalerin Maria Lassnig ?heimzuholen?<br />

gelang den Walkers bis heute<br />

nicht. Und das schmerzt Judith wie<br />

Carolin gleichermaßen. Wenn Judith<br />

auch keineswegs laut ist, eher atemlos<br />

von ihrem Elan, die leisere der beiden<br />

ist Carolin, die wie ihre Mutter kaum<br />

einen Urlaub kennt, immer wieder<br />

davon träumt, einmal einfach ins Blaue<br />

zu fahren. Es kann einen betroffen<br />

machen, hört man sie erzählen, wie<br />

fordernd und vereinnahmend Künstler<br />

sein können. Kein Wunder, dass sie die<br />

Gesellschaft von Menschen, die keine<br />

Erwartungen an sie stellen, schätzen.<br />

Sie liebt Freundschaften, die zweckfrei<br />

sind. Carolin, die es als Privileg empfindet,<br />

inmitten von Kunstwerken aufgewachsen<br />

zu sein, und mit strahlenden<br />

Augen zu erzählen weiß, wie schön<br />

eine Jugend war neben Bildern von<br />

Maria Lassnig und Max Weiler, der<br />

Kunst muss man persönlich sehen und erfahren, um sie zu begreifen. Was es jeweils in Judith Walkers Schloss Ebenau und in<br />

Carolines Kunstraum in Klagenfurt zu bestaunen gibt und wie man optimal hinfindet, gibt deren webseite preis: www.galerie-walker.at<br />

neben Paul Klee zu ihren Lieblingsmalern<br />

zählt, kommt auch ins Schwärmen,<br />

wenn sie sich erinnert, wie<br />

ihre Mutter, beschallt von Mahler-<br />

und Richard-Strauss-Konzerten, das<br />

Mittagessen bereitete. Nicht ganz kongruent<br />

scheint es da, dass die leidenschaftliche<br />

Pasta-Esserin Deutsch und<br />

Italienisch studiert und das Fremdenverkehrskolleg<br />

in Bad Hofgastein absolviert<br />

hat. Der Sprung zurück zur<br />

Kunst war für sie aber nur ein Hopser.<br />

Sie hat sich mit den Jahren ein eigenes<br />

Profil erarbeitet. Carolin reist zu Kunstmessen,<br />

betreibt im alten Lebensmittelgeschäft<br />

ihres Großvaters ihren<br />

eigenen Kunstraum, den sie mit ihren<br />

Künstlern bespielt, und hat die Vormittage<br />

entwickelt, zu denen <strong>Sommer</strong> für<br />

<strong>Sommer</strong> eine große Schar von Kunstgenießern<br />

pilgert, um das opulente<br />

Ebenauer Jazzfrühstück im Schlossgarten<br />

zu genießen. Wer nur im Geringsten<br />

für Romantik anfällig ist, fühlt<br />

sich hier in Klein-Glyndbourne.<br />

Kein Wunder also, wenn Judith, die behauptet,<br />

intuitiv zu erkennen, was passt<br />

und was nicht, was also Kunst wäre<br />

und was nicht, sich auch über das Einfühlungsvermögen<br />

ihrer Tochter freut:<br />

?Ich bin stolz auf sie.? Sagt?s, setzt sich<br />

in ihr Auto, düst das schmale Sträßchen,<br />

das vom Schloss weg führt, von<br />

dannen ... ?Wenn du mit Kunst überleben<br />

willst, musst du fleißig sein!?<br />

Kärnten magazin 19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!