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Sommer Magazin 2012

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Kärnten magazin 14<br />

SAURES VON<br />

JOHANNA.<br />

Wenn sie im roten Top, im schwarzen<br />

Mini, mit perfekt manikürten Nägeln<br />

und ihren Flip-Flops, begleitet von ihrer<br />

Hündin Bella, den fruchtbaren Hügel<br />

zum Lenzbauern hinaufspaziert, wo<br />

Wein und Äpfel gedeihen, wirkt sie<br />

eher wie ein süßes Schulmädel aus der<br />

Stadt, das sich aufs Land verirrt hat.<br />

Klischees passen nicht auf Johanna<br />

Gritsch. Sie ist schon 24, hat keine<br />

Angst ?vor Dreck?, liebt das Leben auf<br />

dem Bergrücken über Wolfsberg und<br />

liefert im Jahr 250.000 Flaschen feinsten<br />

Essigs aus. Die besten Lavanttaler<br />

?Apfalan? sind der feine Rohstoff für<br />

Johannas Produkt, und die Lieferungen<br />

erreichen über die größten Handelsketten,<br />

die wir kennen, selbst Norddeutschland.<br />

2007, als sich ihr Vater immer mehr mit<br />

dem Weinbau zu beschäftigen begann,<br />

hat Johanna die Frage gestellt bekommen,<br />

ob sie die Essigproduktion übernehmen<br />

würde. Sie hat kurz nachgedacht<br />

und ?Ja!? gesagt. Die Wabnig-<br />

Mutti, ihre 91-jährige Großmutter, hört<br />

seither nicht auf, ihre Enkelin zu fragen:<br />

?Meinst, Johanna, ist das wohl das<br />

Richtige für dich??<br />

Die fesche Lavanttalerin wird manchmal<br />

zwar richtig schmutzig, muss immer<br />

wieder in den riesigen Tank steigen, um<br />

ihn zu reinigen, duftet schon einmal<br />

streng nach Essig. Dennoch: Sie hat<br />

einen lieben Freund gefunden, mit dem<br />

sie bald ein Haus zu bauen beginnen<br />

will, sie macht ihre Sache mit großer<br />

Leidenschaft, beschreibt sich als Frau<br />

der Praxis, hasst die Arbeit am Laptop<br />

und geht völlig auf, wenn sie den neuesten<br />

Jahrgang beurteilt. Wie sehr sie<br />

ihren Essig wertschätzt, erkennt man<br />

schon daran, dass sie ihn aus denselben<br />

Gläsern verkostet, aus dem Gäste<br />

des Lenzbauern den famosen Schlehdorn-<br />

oder Vogelbeerschnaps kredenzt<br />

bekommen, den ihr Vater brennt.<br />

?Meine Leidenschaft heißt Essig!?, sagt<br />

sie. Man nimmt Johanna ihre Passion<br />

auch ab, sieht man sie strahlen, wenn<br />

sie die Milde schmeckt und die schöne<br />

Farbe ihres Bioprodukts im Schein des<br />

Gegenlichts funkeln lässt. ?Essig ist das<br />

einzige Lebensmittel, das mit zunehmendem<br />

Alter nur besser wird ...?,<br />

schwärmt sie, ?... und obendrein eines,<br />

das schon in der Bibel erwähnt wird!?,<br />

ergänzt der stolze Papa. Johanna<br />

lächelt, als hielte sie das für eine Übertreibung.<br />

Wie sie das, was sie tut, gelernt hätte?<br />

?Durch mein Papa, durch?s Internet und<br />

durchs Lästigsein beim Nachfragen bei<br />

allen, die sich auskennen?, schmunzelt<br />

sie.<br />

Acht Katzenfindelkinder, zwei Pfaue,<br />

Dolce und Gianni, zwei Igel, Fred und<br />

Wilma mit Namen, Frösche, Kröten und<br />

natürlich der Berner Sennenhund Bella<br />

fleuchen über den Hof. Johanna ist fast<br />

ein weiblicher Dr. Dolittle. Sie genießt<br />

das Landleben sehr, wie sie sich auch<br />

ins Zeug wirft, tischt die Mama ihre<br />

himmlischen faschierten ?Labalan? mit<br />

dem würzigen Erdäpfelpüree auf. ?Hier<br />

heroben kann ich machen, was ich will.<br />

Hier geht?s mir einfach gut.? Zwar liebt<br />

sie Housemusik, geht aber auch einmal<br />

auf ein Zucchero-Konzert. Sie fährt<br />

ihren schwer aufpolierten Golf mit der<br />

gleichen Selbstverständlichkeit, mit der<br />

sie ihren über zumindest zweieinhalb<br />

Jahre im Holzfass gereiften Apfelessig<br />

mit Blütenhonig mittwochs auf dem<br />

Reifnitzer Bauernmarkt am Wörthersee<br />

feilbietet.<br />

Wenn nach der Apfelernte im Herbst<br />

der Ertrag von vier Hektar Bio-Plantage<br />

aussortiert wird, legt Johanna<br />

selbst Hand an, und die Maniküre muss<br />

zuweilen ein wenig warten. ?Gepresst<br />

werden nur die besten Äpfel!?, ist sie<br />

streng. Unlängst wurde ein neues<br />

Flaschenlager im Tal gebaut. Immerhin<br />

stehen ständig drei- bis vierhunderttausend<br />

Liter Essig in Holzfässern zur<br />

Abfüllung bereit.<br />

Die Spätsommersonne flutet den Südhang.<br />

Johanna beißt in einen Apfel. Sie<br />

lächelt ihr süßestes Lächeln und freut<br />

sich auf die nächste Ernte. Es wird<br />

wieder feinen sauren Essig geben ...<br />

Wenn einem Johanna Gritsch, die Lenzbäuerin,<br />

Saures verspricht, so ist das keine Drohung.<br />

Im Gegenteil, dann kann man sich auf feinsten,<br />

mit Honig veredelten Essig aus Kärntens<br />

Apfelregion, dem Lavanttal, freuen. Begegnung<br />

mit einer Frau, die aus dem Klischee kippt.<br />

Johanna Gritsch verkauft ihre herrlich ehrlichen Essigprodukte und die Weine<br />

und Schnäpse ihres Vaters auch ab Hof und sommers auf dem wöchentlichen Markt<br />

in Reifnitz am Wörthersee. Da ist die charmante Essigbäuerin persönlich<br />

anwesend. Für einen ersten Überblick reicht ein Klick: www.lenzbauer.com<br />

Kärnten magazin 15

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