Frohe Weihnachten und Prosit 2012! - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 114 / 21. 12. <strong>2012</strong><br />
Auch sei es nicht länger gerechtfertigt, die<br />
Lebenszeit junger Männer zu vergeuden, indem<br />
man sie in einen Militärdienst einberuft,<br />
in dem der Gr<strong>und</strong>satz gelte: „Alles grüßen,<br />
was sich bewegt <strong>und</strong> alles putzen, was sich<br />
nicht bewegt.“ Auch müsse man den jungen<br />
Menschen sagen, dass eine sechsmonatige<br />
militärische Ausbildung nicht ausreiche, um<br />
den neuen Sicherheitsbedrohungen gerecht<br />
zu werden. Daher drängten Offiziere, die der<br />
ÖVP nahestehen, darauf, Gr<strong>und</strong>wehrdiener<br />
nach dem Ableisten des Präsenzdienstes zu<br />
weiteren Übungen einzuberufen, obwohl die<br />
ÖVP jahrelang gegen die allgemeine Wehrpflicht<br />
<strong>und</strong> für die Einführung eines Berufsheers<br />
eingetreten sei. Auch stelle die ÖVP<br />
den lange Jahre ungeliebten Zivildienst jetzt<br />
nur deshalb in die Auslage, um damit für die<br />
Beibehaltung der Wehrpflicht zu argumentieren.<br />
Diese Argumentation sei angesichts der<br />
demographischen Entwicklung aber nicht<br />
aufrechtzuerhalten, da auch der Zivildienst<br />
ein Auslaufmodell sei <strong>und</strong> auf einen Freiwilligendienst<br />
umgestellt werden müsse. Daher<br />
warnte der SPÖ-Klubobmann die Gegner<br />
eines Berufsheeres davor, mit dem Interesse<br />
der Menschen an einer funktionierenden<br />
militärischen <strong>und</strong> sozialen Sicherheit politisch<br />
zu spielen. Die Erfahrungen Deutschlands<br />
mit der Einführung eines Berufsheers<br />
sprechen für Cap eindeutig für dieses Modell.<br />
Auch stünden dort im Bereich des ehemaligen<br />
Zivildienstes 50.000 statt der erforderlichen<br />
30.000 Personen für den Einsatz<br />
im Sozialbereich zur Verfügung. Die SPÖ<br />
tritt dafür ein, sowohl die militärische als<br />
auch die soziale Sicherheit mit professionellen<br />
Kräften zu gewährleisten.<br />
Kopf: Erhalten wir den Wert der<br />
gesellschaftlichen Solidarität<br />
ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf hielt<br />
es für verwerflich, den Einsatz junger Menschen<br />
für die Sicherheit des Landes als „Vergeudung<br />
von Lebenszeit“ abzuqualifizieren.<br />
Diese jungen Menschen tragen Verantwortung<br />
für die Gesellschaft. Das ist kein Verlust<br />
von Lebenszeit, sondern Gewinn von<br />
emotionalem Reichtum, sagte Kopf. Kopf bekannte<br />
sich vehement zu gesellschaftlichem<br />
Engagement <strong>und</strong> warnte vor einer emotionalen<br />
Verarmung des Landes. Die große Bereitschaft<br />
der <strong>Österreich</strong>er, sich zivilgesellschaftlich<br />
zu engagieren, zähle zum Reichtum<br />
dieses Landes, zeigte sich Kopf überzeugt.<br />
Der Gr<strong>und</strong>wehrdienst muss verbessert<br />
werden, forderte der VP-Klubobmann, er sei<br />
inhaltlich zu reformieren <strong>und</strong> bestehende<br />
Innenpolitik<br />
Leerläufe zu beseitigen. Die SPÖ erinnerte<br />
Kopf an Bruno Kreisky, der sagte, sechs Monate<br />
Gr<strong>und</strong>wehrdienst seien genug. Jetzt<br />
behaupte die SPÖ, diese Zeit reiche für eine<br />
militärische Ausbildung nicht aus. Die ÖVP<br />
trete demgegenüber für die Erhaltung der<br />
Wehrpflicht ein, für den Einsatz des B<strong>und</strong>esheers<br />
bei der Friedenserhaltung, für den<br />
Katastrophenschutz <strong>und</strong> für die Erhaltung<br />
des Zivildienstes, der bei den Rettungsdiensten<br />
<strong>und</strong> bei der Pflege betagter Menschen<br />
wichtige Aufgaben habe. Gr<strong>und</strong>sätzlich gehe<br />
es darum, den Wert der gesellschaftlichen<br />
Solidarität in <strong>Österreich</strong> zu erhalten, schloss<br />
Karlheinz Kopf.<br />
Abgeordneter Peter Fichtenbauer (FPÖ)<br />
appellierte an alle WählerInnen, am 20. Jänner<br />
2013 für die Aufrechterhaltung der<br />
Fähigkeit <strong>Österreich</strong>s zu stimmen, sich zu<br />
verteidigen. Dann wandte sich der Wehrsprecher<br />
der FPÖ an die SPÖ <strong>und</strong> erinnerte sie an<br />
ihr Parteiprogramm aus dem Jahr 1978, das<br />
ein klares Bekenntnis zur militärischen Landesverteidigung<br />
<strong>und</strong> zur Wehrpflicht enthält.<br />
Die SPÖ solle auch damit aufhören, mit falschen<br />
Zahlen über die deutschen Erfahrungen<br />
mit der Einführung einer Berufsarmee<br />
Propaganda für die Abschaffung der Wehrpflicht<br />
zu betreiben. In Deutschland stünden<br />
nicht einmal 50 Prozent der Menschen zur<br />
Verfügung, die notwendig wären, sagte Fichtenbauer.<br />
Das in der Verfassung verankerte<br />
Milizsystem werde von der allgemeinen<br />
Wehrpflicht getragen. Nur mit Berufs- <strong>und</strong><br />
Milizsoldaten sowie Gr<strong>und</strong>wehrdienern sei<br />
es möglich, ein B<strong>und</strong>esheer in der Stärke<br />
von 55.000 Soldaten aufrecht zu erhalten,<br />
hielt Fichtenbauer fest.<br />
Glawischnig: <strong>Österreich</strong> braucht keine<br />
Kampfpanzer <strong>und</strong> Jagdbomber<br />
Die Klubobfrau der Grünen, Eva Glawischnig-Piescek,<br />
zeigte sich überzeugt<br />
davon, daß <strong>Österreich</strong> keine Kampfpanzer<br />
<strong>und</strong> keine Jagdbomber mehr brauche <strong>und</strong> es<br />
nicht mehr notwendig sei, junge Männer zu<br />
einem militärischen Zwangsdienst zu verpflichten.<br />
Die Befürworter einer Aufrechterhaltung<br />
der Wehrpflicht seien jedes Argument<br />
schuldig geblieben, warum man jungen<br />
Menschen in der Zeit ihrer Berufsausbildung<br />
dafür sechs wichtige Monate nehmen soll.<br />
Das Beispiel Deutschlands zeige, daß das<br />
Modell einer freiwilligen Berufsarmee funktioniere,<br />
meinte Glawischnig-Piesczek <strong>und</strong><br />
sprach ihr Bedauern über die aus ihrer Sicht<br />
falsche Fragestellung bei der Volksbefragung<br />
am 20. Jänner aus. Es gehe nicht um die<br />
Einführung einer Berufsarmee, denn Öster-<br />
»<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at<br />
reich habe bereits 21.000 Berufssoldaten,<br />
sondern ausschließlich darum, ob 24.000<br />
junge Männer verpflichtend zum Heer einberufen<br />
werden sollen. Die Grünen treten für<br />
die Abschaffung der Allgemeinen Wehrpflicht<br />
ein, weil es für deren Aufrechterhaltung<br />
keinen Gr<strong>und</strong> mehr gebe, sagte Glawischnig<br />
<strong>und</strong> wies auf die vielen EU-Länder<br />
mit freiwilligen Armeen hin. Es gebe daher<br />
auch keinen Gr<strong>und</strong> für den Zivildienst,<br />
merkte Glawischnig an <strong>und</strong> äußerte sich positiv<br />
zur geplanten Einführung eines freiwilligen<br />
Sozialjahres.<br />
Bucher: Wehrpflichtdebatte ist ein<br />
Ablenkungsmanöver der Regierung<br />
BZÖ-Klubobmann Josef Bucher (BZÖ)<br />
warf der B<strong>und</strong>esregierung vor, ihre Verantwortung<br />
für das Wehrsystem nicht wahrzunehmen<br />
<strong>und</strong> die Entscheidung darüber den<br />
Menschen aufzuhalsen, ohne sie richtig zu<br />
informieren. Kein <strong>Österreich</strong>er wisse, wofür<br />
er sich tatsächlich entscheide, wenn er für<br />
die Beibehaltung der Wehrpflicht stimme, da<br />
noch keine Entscheidung über das österreichische<br />
Sicherheitskonzept getroffen wurde.<br />
Überdies hielt es Bucher für verfehlt <strong>und</strong><br />
für einen Mißbrauch der direkten Demokratie,<br />
die Menschen während einer Wirtschafts-<br />
<strong>und</strong> Finanzkrise über das Wehrsystem<br />
abstimmen zu lassen. 300.000 MitbürgerInnen<br />
wüßten nicht, wie sie im kommenden<br />
Winter ihre Wohnungen heizen sollen<br />
<strong>und</strong> 350.000 Menschen seien zudem ohne<br />
Arbeit. Diese Menschen haben andere Sorgen<br />
als die Frage der Wehrpflicht. Die B<strong>und</strong>esregierung<br />
habe dafür keine Lösungsvorschläge,<br />
sie ignoriere die Arbeitslosigkeit<br />
<strong>und</strong> ignoriere die Sorgen der Menschen<br />
angesichts von Finanzproblemen <strong>und</strong> Umsatzeinbrüchen<br />
in den Betrieben. Die Wehrpflichtdebatte<br />
diene nur dazu, von der Unfähigkeit<br />
der Regierung abzulenken, die tatsächlichen<br />
Sorgen der Menschen zu lösen,<br />
sagte der BZÖ-Klubobmann.<br />
Lugar: Zwangsverpflichtung beim<br />
Heer soll abgeschafft werden<br />
Abgeordneter Robert Lugar (Team<br />
Stronach) forderte mehr Ehrlichkeit in der<br />
Diskussion, zumal es nur um eine zentrale<br />
Frage gehe: Wollen wir einen Zwangsdienst<br />
einführen oder nicht? Wenn man also davon<br />
abgeht, nicht mehr jährlich 27.000 junge<br />
Menschen beim Heer zwangsweise zu verpflichten,<br />
wo sie teilweise eine sehr fragwürdige<br />
Ausbildung erhielten, dann sei deshalb<br />
noch lange nicht die Neutralität gefährdet,<br />
argumentierte Lugar. Auch eine Vermi-<br />
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