trennt 4/2006 - Altstoff Recycling Austria

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Foto: Steelcase Ambience Gesetzliche Umweltanforderungen wie z.B. die Elektroaltgeräteverordnung stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen. Darüber hinaus erwarten KonsumentInnen, dass die von ihnen gekauften Produkte keine kritischen Stoffe enthalten und die Umwelt möglichst wenig belasten. Innovative Produktkonzepte im Sinne von Ecodesign sind gefragt. „Ecodesign-Produkte sind flexibel, zuverlässig, langlebig, anpassbar, modular, dematerialisiert oder wiederverwendbar. Sie vereinen wirtschaftliche Sinnhaftigkeit, soziale Verträglichkeit und ökologische Notwendigkeit“, beschreibt der Österreichische Infoknoten für Ecodesign auf seiner Website umweltgerechte Produkte. Ecodesign hat zum Ziel, mit einem intelligenten Einsatz der verfügbaren Ressourcen einen möglichst großen Nutzen für alle beteiligten Akteure bei minimaler Umweltbelastung und unter sozial fairen Bedingungen zu erzielen. INTERNATIONALES ERFOLGSPROJEKT. „Wenn Sie zu einem Entwickler gehen und verlangen: ‚Machen Sie mir ein umweltgerechtes Produkt’, wird er abwinken und sagen, ‚vergessen Sie’s, viel zu teuer’. Und ich sage, das ist nicht wahr!“, erklärte André Malsch im Buch „Ecodesign – das versteckte Kapital“ der ‚Best PRactice’ Agentur für Nachhaltigkeit. Malsch leitet für den multinationalen Büromöbelproduzenten Steelcase die Abteilung „Sustainable Initiative and Development“. Mit seinen Möbeln beweist das Unternehmen, dass es durchaus möglich ist, etwas für die Umwelt zu tun und gleichzeitig Gewinne zu machen. „Hersteller wie wir werden in Zukunft mit Weniger mehr machen. Weniger Gewicht, weniger Komponenten, weniger Transport, weniger Logistik. Und all das macht den Stuhl weniger teuer und wirtschaftlich erfolgreicher“, so Malsch. Steelcase lebt damit Ecodesign, das auf einer gesamthaften Betrachtung des Produktlebens aufbaut. D. h. von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung, den Vertrieb und die Verwendung bis zur Entsorgung eines Produktes werden stets die zu erwartenden Auswirkungen auf die Umwelt mit ins Kalkül gezogen, um diese deutlich zu verringern. GEWUSST WIE. Viele Unternehmen stehen vor dem Problem, dass sie ihre Produkte umweltgerechter gestalten wollen, aber nicht so recht wissen wie. Produktentwickler und -designer haben zwar ein großes technisches Know-how, doch vielfach fehlt der Umweltbezug ihrer Produkte. Das Ziel von Ecodesign ist es, dieses Wissen an die Entwicklungsabteilung 22 ECODESIGN – DAS VERSTECKTE KAPITAL Die umweltgerechte Gestaltung von Produkten muss nicht bloß die Erfüllung gesetzlicher Verpflichtung bedeuten. Sie bietet Unternehmen auch wirtschaftliche Einsparungspotenziale. Von unnötigem Luxus also keine Spur. und darüber hinaus zu vermitteln – von der Chefetage bis zum Arbeiter am Fließband. Denn nur wenn das Konzept von allen mitgetragen wird, kommt der Innovationsprozess in Gang. „Am Anfang verstanden die Mitarbeiter von Steelcase nicht, worum es bei Ecodesign geht. Ein Auto umweltgerecht zu planen leuchtete ein. Das bedeutet große Materialeinsparung. Aber so ein Bürostuhl – wozu? Es gab eine lange Phase, in der musste ich immer wieder zu den Kollegen gehen, um ihnen den Sinn von Ökoeffizienz zu erklären“, resümiert Malsch. In die gleiche Kerbe schlägt auch Wolfgang Wimmer. Der TU-Wien-Wissenschafter am Institut für Konstruktionswissenschaften und Technische Logistik gründete 2005 gemeinsam mit zwei Kollegen die ECODESIGN company. Anfangs noch eher skeptisch beäugt, hat sich sein Einsatz für Nachhaltigkeit und umweltgerechte Produktgestaltung gelohnt. Seine persönliche Botschaft in Sachen Ecodesign lautet: „Es steckt viel Innovations- und Verbesserungspotenzial in Produkten. Die Kunst ist, diese zu entdecken und wirksam für den firmeneigenen Wettbewerbsvorteil zu nutzen und gleichzeitig die Umweltbelastungen zu senken.“ Das kann für Wimmer aber nur dann gelingen, wenn bei einer Produktentwicklung bereits in den frühen Phasen Umweltüberlegungen miteinbezogen werden, entsprechende Erfahrung in der Aufbereitung des Umweltthemas vorhanden sind und eine Unterstützung durch die Leitungsebene des Unternehmens gegeben ist. Alles andere, sprich der Erfolg, komme dann ganz von allein. ECODESIGN FÜR ALLE PRODUKTSPARTEN. „Die Kunden der ECODESIGN company finden sich in allen Sparten der Produktentwicklung“, erklärt Wimmer. „Speziell aber in jenen Bereichen, in denen von den Herstellern gesetzlich verlangt wird, produktbezogene Umweltüberlegungen in Produkten zu verwirklichen.“ Das sind derzeit vor allem die Elektro- und Elektronikbranche mit der europäischen Richtlinie zur Schaffung eines Rahmens für die Festlegung von Anforderungen an die umweltgerechte Gestaltung energiebetriebener Produkte sowie die Automobilindustrie mit der Altfahrzeugrichtlinie. „Eine Firma kann aber auch ganz ohne gesetzlichen Druck zur Erkenntnis gelangen, mit Ecodesign Wettbewerbsvorteile erzielen zu wollen, wie eben z.B. Steelcase“, zeigt sich Wolfgang Wimmer überzeugt.
INNOVATIVES LEERGUT-MODELL AUSGEZEICHNET Das Pilotprojekt eines Lebensmittel-Einzelhandelsbetriebs aus Korneuburg könnte im Handel bald Schule machen und damit auch die Umwelt entlasten: Eurospar Unfried, ARGEV und TOMRA haben ein Modell entwickelt, bei dem vom Leergutautomaten neben den normalen Mehrwegflaschen auch Einweg-PET-Flaschen zurückgenommen werden. Im konkreten „Modell“-Fall wird an den Kunden neben dem Pfand-Bon auch ein Kupon für die Einwegflaschen ausgegeben. Franz Unfried erklärt: „Unsere Kunden haben gleich mehrere Vorteile, wenn sie auch die Einwegflaschen zu uns mitbringen. Sie haben die Gewissheit, dass die PET-Flaschen umweltgerecht entsorgt werden, sie bekommen zu Hause mehr Platz, und sie erhalten bei der Rückgabe einen Kupon für einen attraktiven Einkaufsvorteil.“ „Der Automat erkennt Einweg- und Mehrwegflaschen“, erklärt Roman Postl, Key Account Manager bei TOMRA. Auch für ihn sind das Pilotprojekt mit der Firma Unfried und die Auszeichnung mit dem Niederösterreichischen Lebensmittelkaufmannpreis 2006 eine Art Durchbruch des kunden- und umweltfreundlichen Leergutautomaten. TERMINE Interesse und Unterstützung für das Projekt kommt auch von der ARGEV. Andrea Hiller, Leiterin der Kommunikation: „Wir sind immer dafür zu haben, Neues und Innovatives auszuprobieren, wenn es uns sinnvoll erscheint. Solche Pilotprojekte kosten uns zunächst zwar oft mehr als sie bringen, aber auf lange Sicht bringen sie wertvolle Erkenntnisse. In diesem Fall Service und Convenience für die KonsumentInnen und eine gute Ergänzung zur herkömmlichen getrennten Sammlung mit dem Gelben Sack oder der Gelben Tonne.” Äußerst positiv sind auch die Erfahrungen von Franz Unfried. Er konnte mit seinem Leergut-Projekt „eine spürbare Steigerung der Kundenfrequenz und – nicht zuletzt wegen der Nutzung der Kupons durch die Kunden – höhere 30. JÄNNER 2007 Haus der Industrie, Wien Abfallwirtschaft als Ressourcenlieferant der Zukunft? Tagung Info: www.voeb.at 26. – 27. MÄRZ 2007 Montanuniversität Leoben Sustainability Management for Industries – Unternehmenspraxis und Nachhaltigkeit Kongress Info: http://smi.unileoben.ac.at Extras Wirtschaftskammerpräsidentin Sonja Zwazl und Landeshauptmann- Stellvertreter Ernest Gabmann zeichneten Franz Unfried mit dem NÖ Lebensmittelkaufmannpreis 2006 aus Umsätze in unserem Markt“ registrieren. Noch dazu kommt ein Imagegewinn beim Kunden. „Die Rücknahme und die Entsorgungsmöglichkeit der PET- Einwegflaschen werden von unseren Kunden sehr positiv bewertet“, so Unfried. 23 Foto: pressefotos.at/Peter Fichtinger
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