SCHWARZ AUF WEISS - Städtisches Gymnasium Moltkestraße ...
SCHWARZ AUF WEISS - Städtisches Gymnasium Moltkestraße ...
SCHWARZ AUF WEISS - Städtisches Gymnasium Moltkestraße ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
dert und nicht integriert lebten.<br />
Kontakte waren nicht erwünscht.<br />
Berichte über das Leben dieser immer<br />
noch als Kriegsgefangene geltenden<br />
Russen führten bei<br />
„Gesprächen“ mit dem NSFO (NS<br />
Führungsoffizier) zu dem Hinweis<br />
auf die mögliche Einweisung in<br />
ein „Erziehungslager“.<br />
Neben dem Fachunterricht als<br />
Luftwaffenhelfer hatten wir auch<br />
an manchen Tagen Schulunterricht<br />
bei Lehrkräften unserer<br />
Gummersbacher Schule. Für diese<br />
Lehrer war Hin- und Rückreise beschwerlich,<br />
Pkw oder andere private<br />
Beförderungsmittel waren<br />
nicht vorhanden. Ein Barackenraum<br />
stand für den gemeinsamen<br />
Unterricht der Klassen 5 und 6,<br />
später 6 und 7, zur Verfügung.<br />
Mehrere Lehrer wechselten sich<br />
ab, um den Lehrplan<br />
abzuarbeiten. Dass wir<br />
intensiv dem Unterricht<br />
folgten, kann ich mich<br />
nicht erinnern. Wenn<br />
feindliche Bomberverbände<br />
über unser Gebiet<br />
flogen, wurden<br />
wir nachts an die Geschütze<br />
gerufen. Je<br />
nach Dauer wurde<br />
dann der Schulunterricht<br />
gekürzt oder er<br />
fiel gar aus. Dennoch<br />
wurden wir zu Ostern<br />
1944 in die nächsthöhere<br />
Klasse versetzt,<br />
ich also in die Klasse 6.<br />
Besonders erinnere ich<br />
mich an den Unterricht<br />
durch Herrn Coenen,<br />
der die Stunden abwechslungsreich<br />
und<br />
manchmal fröhlich gestaltete.<br />
Wir konnten dann singend<br />
„gegen Engelland fahren“<br />
oder uns darüber freuen, dass<br />
„das einen Seemann nicht erschüttern“<br />
kann. Alles lateinisch<br />
natürlich. Als der Krieg sich dem<br />
Ende zuneigte und ich Mitte März<br />
1945 entlassen wurde, bescheinigte<br />
mir die Schule das „Notabitur“.<br />
Damit sollte ich, davon war ich<br />
überzeugt, nach dem Krieg in einem<br />
Sonderlehrgang zur Hochschulreife<br />
gelangen. Da hatte ich<br />
mich allerdings getäuscht, denn<br />
dieses Privileg galt (nach Kriegsen-<br />
de) nur für die Schüler, die die<br />
gleiche Bescheinigung als Schüler<br />
der 7. Klasse, also nach Erhalt der<br />
Mittleren Reife, erhielten. Auch die<br />
Kontaktaufnahme mit der damals<br />
schon wieder installierten<br />
Schulaufsichtsbehörde half nichts.<br />
Diese Entscheidung hätte beinahe<br />
dazu geführt, dass ich nicht wieder<br />
die Schulbank gedrückt hätte.<br />
Erst die Rücksprache des seinerzeitigen<br />
Schulleiters Herrn Redecker<br />
als Nachfolger des von mir sehr<br />
geschätzten Herrn Dr. Klingbeil,<br />
der aus dem Amt entfernt wurde,<br />
mit meinem Vater (Oberrealschüler<br />
in Gummersbach von 1905 –<br />
1911), damals Dienststellenleiter<br />
am Bahnhof Gummersbach, ließ<br />
mich in letzter Minute die bereits<br />
gefallene Entscheidung widerrufen<br />
und im Januar 1946 in den Schulbetrieb<br />
einreihen. Natürlich war<br />
die Wiedereingliederung nicht<br />
leicht, da ich in der Zwischenzeit<br />
schon eine Festanstellung bei der<br />
Kreisverwaltung als Dolmetscher<br />
hatte. Bei der Klassen-Neueinteilung<br />
1946 gehörte ich nicht zu<br />
den „Springern“, die die schulfreie<br />
Zeit 1945 fast ausnahmslos dazu<br />
genutzt hatten, dem Angebot der<br />
Lehrkräfte zu folgen und sogenannten<br />
Privatunterricht zu nehmen.<br />
Das betraf primär Schüler<br />
aus Gummersbach.<br />
Da der Zugführer Leutnant Dr.<br />
41<br />
Bergmann - er musste in den allerletzten<br />
Kriegstagen noch sein<br />
Leben lassen - seine schützende<br />
Hand über mich hielt, konnte ich<br />
erst Mitte März 1945 die Flakbatterie<br />
verlassen, als Luftwaffen-<br />
Oberhelfer. Das bedeutete, dass<br />
ich weder eine Aufforderung zum<br />
Einrücken ins „Wehrertüchtigungslager“<br />
(WE Lager) erhielt<br />
noch zur Teilnahme an dem<br />
Marsch zum Ausbruch aus dem<br />
„Kessel“, der entstand als Folge<br />
des Einkreisens der Wehrmacht<br />
durch Engländer und Amerikaner.<br />
Den Einberufungsbescheid zum<br />
„Reicharbeitsdienst“ habe ich<br />
nicht beachtet, er erreichte mich<br />
wenige Tage vor dem Einrücken<br />
amerikanischer Truppen in [in<br />
meinem Wohnort] Dieringhausen.<br />
Wegen der häufigen Tieffliegerangriffe<br />
hatten wir Gräben im Wald<br />
Geschützbedienung an der 3,7 cm Flak: v.l. im Uhrzeigersinn Gefr. Gründel, die Luftwaffenhelfer Schönenberg,<br />
Ley, Collenberg, Scheel, Schwedt, Uffz. Keutsch. August 1944.<br />
ausgehoben. Dort verbrachten wir<br />
die Tage, nachts schliefen alle Familien<br />
unseres Miethauses dicht<br />
gedrängt im Keller, dessen Zugänge<br />
durch Splitterschutzwände geschützt<br />
waren.<br />
Amerikanische Truppen rückten<br />
Mitte April 1945 in Dieringhausen<br />
ein. Das Fünffamilienhaus in der<br />
Berglage, das als Folge der Luftangriffe<br />
auch von außen gut erkennbare<br />
Schäden aufwies, wurde<br />
von den Kampftruppen nicht besetzt,<br />
die Bewohner einiger Nach-