Wo sich was vollendet - Abtei St. Hildegard
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Jungfrauenweihe 1961 ist eine kleine Anekdote überliefert: als<br />
Sr. Lioba <strong>sich</strong> zur Allerheiligenlitanei zu Boden warf, stellte<br />
ihr kleiner Neffe verwundert fest: „Jetzt haben sie Tante<br />
Gisela umgeschmeißt!“ Die Fixpunkte, um die <strong>sich</strong> Sr. Liobas<br />
monastischer Weg ordnete, waren das Chorgebet und die<br />
Arbeit im Weinberg. Mit großem Eifer bereitete sie <strong>sich</strong><br />
zeitlebens auf das Offizium vor und war morgens früh die<br />
erste im Chor. Sie sang mit Hingabe, und wer sie in der<br />
Karwoche eine „Lamentation“ des Jeremia singen hörte, war<br />
ergriffen. Leider wurde Sr. Lioba im Alter ihre Schwerhörigkeit<br />
zu einem mächtigen Hindernis, das sie aber tapfer ertrug.<br />
Im Weinberg, im Weinkeller und später in der Beratung der<br />
Kunden fand sie einen Arbeitsplatz, dem sie <strong>sich</strong> mit großer<br />
Freude widmete. Ihre Sorge und ihr warmes Interesse galten<br />
gleichermaßen den Trauben wie den Mitarbeitern im Weingut.<br />
In den siebziger Jahren erlitt ihre Mutter einen schweren<br />
Schlaganfall und Sr. Liobas Brüder baten um Hilfe bei der<br />
Pflege. Fünf Jahre war Sr. Lioba nun in Saarbrücken; nach<br />
dem Heimgang ihrer Mutter kehrte sie ganz selbstverständlich<br />
in ihren klösterlichen Alltag zurück. Im Alter von 70 Jahren<br />
gab Sr. Lioba die Verantwortung für das Klosterweingut in<br />
jüngere Hände ab. Sie half dann noch Jahre lang in der<br />
Gemüseküche und in der Waschküche und übernahm kleinere<br />
Dienste im Weinversand. Sie verfolgte das Geschehen rund<br />
um den Wein immer mit wachem Interesse; vor allem bei der<br />
Weinlese schaute sie jeden Tag nach dem Rechten.<br />
„Vidi Dominum“, dieses österliche <strong>Wo</strong>rt hatte Sr. Lioba bei<br />
ihrer ewigen Profess als Motto über ihr Leben gesetzt. Es blieb<br />
bestimmend für ihr Leben und auch für ihr <strong>St</strong>erben. „Sr.<br />
Lioba“, so Mutter Clementia in ihrem Nachruf, „ist für mich<br />
immer eine Wartende und Wachende gewesen“. Das lange<br />
Warten, das durch eine schwere Krankheit für Sr. Lioba auch<br />
zu einer Leidenszeit wurde, war dann am 28. März zu Ende.<br />
Ganz gelöst und in Frieden machte sie <strong>sich</strong> auf den Weg in das<br />
Haus des barmherzigen Vaters. Wir vertrauen darauf, dass er<br />
sie mit offenen Armen empfing. Sie möge leben in Frieden.<br />
R.i.p.