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43. Verbandstag des NFV

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Ehrenmitglieder<br />

„Nach vorn geht mein Blick –<br />

zurück darf kein Seemann schau’n“<br />

Auf dem <strong>43.</strong> <strong>Verbandstag</strong> wurden Winfried<br />

Hanschke, Herbert Lange und<br />

Hannes Wittfoth in den Kreis der <strong>NFV</strong>-<br />

Ehrenmitglieder aufgenommen. Journal-Redakteur<br />

Manfred Finger zeichnet<br />

das Portrait von drei außergewöhnlichen<br />

Persönlichkeiten.<br />

HANNES WITTFOTH darf von sich behaupten,<br />

Uwe Seeler nicht nur zu kennen,<br />

sondern auch gegen ihn gespielt zu haben.<br />

Auch wenn der heute 74-Jährige im Vorfeld<br />

der Partie nicht unbedingt jene Eigenschaft<br />

an den Tag legte, die ihn später in seinem<br />

Beruf auszeichnen sollte: pädagogisches<br />

Geschick. Wittfoth war damals 16 Jahre alt<br />

und musste mit dem TuS Hamburg, der sich<br />

rühmt, der älteste Fußballverein der Hansestadt<br />

zu sein, beim gleichaltrigen Nachwuchs<br />

<strong>des</strong> HSV antreten.<br />

Obwohl eigentlich Stürmer, bestimmte<br />

sein Trainer ihn an diesem Tag zum „Manndecker“<br />

für „Uns Uwe“, der damals schon<br />

Jugendnationalspieler war. „Du musst ihn<br />

verwirren, nur dann hast Du gegen ihn eine<br />

Chance“, erhielt Wittfoth von einem Mitspieler<br />

einen sicherlich gut gemeinten Rat.<br />

Den er auch prompt versuchte umzusetzen,<br />

in dem er vor dem Anpfiff zu dem vier Monate<br />

älteren Seeler sagte: „Du sag‘ mal, ich soll<br />

heute gegen Uwe Seeler spielen. Wer ist<br />

denn das?“<br />

Die Antwort erhielt Hannes Wittfoth auf<br />

dem Platz: Mit 12:1 ging sein TuS unter,<br />

gleich acht Mal traf der spätere DFB-Ehrenspielführer.<br />

Während der eine der beiden<br />

Hamburger Jungs zu einem der größten Stars<br />

in der Geschichte <strong>des</strong> deutschen Sports aufstieg,<br />

machte der andere Karriere im Strafvollzug.<br />

Sein Weg führte ihn 1965 nach Wolfenbüttel,<br />

wo er als jahrzehntelanger Leiter<br />

der dortigen Justizvollzugsanstalt zu einer<br />

der herausragenden Persönlichkeiten im<br />

öffentlichen Leben der niedersächsischen<br />

Bischofsstadt wurde.<br />

„Wahrscheinlich ist Hannes Wittfoth der<br />

einzige Mensch, der ungern aus dem Knast<br />

weggeht“, erklärte der damalige niedersächsische<br />

Ministerpräsident Sigmar Gabriel bei<br />

seiner Verabschiedung im Jahr 2002. Seine<br />

Mitmenschen schätzen Wittfoth als gradlinigen,<br />

gebildeten, humorvollen und toleranten<br />

Mann, der gerne und – vor allem –<br />

gut singt.<br />

Dem Fußball blieb er in vielerlei Hinsicht<br />

treu. Unter Dettmar Cramer legte er mit dem<br />

Erwerb der A-Lizenz den Grundstein für eine<br />

erfolgreiche Trainertätigkeit. Auf Vereinsebene<br />

betreute er Teams von der Kreis- bis<br />

zur Oberliga und wirkte über zwei Jahrzehnte<br />

(1980-2001) als Trainer <strong>des</strong> <strong>NFV</strong>-Bezirks<br />

Braunschweig.<br />

Im Juli 2000 wählten die Delegierten<br />

Hannes Wittfoth zum Vorsitzenden <strong>des</strong><br />

<strong>NFV</strong>-Bezirks Braunschweig. Diese Funktion<br />

bekleidete er bis ins WM-Jahr 2006. Ebenfalls<br />

sechs Jahre, nämlich von 2002 bis<br />

2008, wirkte er überdies als Vizepräsident<br />

<strong>des</strong> <strong>NFV</strong>.<br />

Neue Ehrenmitglieder: Winfried Hanschke, Herbert Lange und Hannes Wittfoth (von links).<br />

Sein Leben blieb nicht von Schicksalsschlägen<br />

verschont. Doch Hannes Wittfoth<br />

ist kein Mann, der in der Vergangenheit lebt.<br />

Singend zitiert er aus dem Schlager „La Paloma“,<br />

der durch den Film „Große Freiheit<br />

Nummer 7“ mit Hans Albers in der Hauptrolle<br />

weltberühmt wurde. Dort heißt es: „Nach<br />

vorn geht mein Blick – zurück darf kein Seemann<br />

schau’n.“<br />

Winfried Hanschke:Auf einem<br />

Pferdewagen erreichte<br />

er 1945 seine neue Heimat<br />

WINFRIED HANSCHKE gehört zu den<br />

14 Millionen Deutschen, die nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg ihre Heimat verloren. Auf<br />

einem Pferdewagen erreichte er 1945 als<br />

12-Jähriger die Stadt Burgdorf bei Hannover,<br />

wo eine Tante lebte. Seine Familie war wie<br />

die gesamte deutsche Zivilbevölkerung aus<br />

dem ehemaligen Reichsgau Wartheland<br />

(heute Polen) evakuiert worden, wohin sie<br />

1942 vor den Luftangriffen auf Hanschkes<br />

Geburtsstadt Berlin geflüchtet war.<br />

In seiner neuen Heimat Burgdorf, der er<br />

bis heute treu geblieben ist, machte sich<br />

„Winni“ im Sport schnell einen Namen. Zunächst<br />

aber nicht im Fußball, sondern in der<br />

Leichtathletik. Die 100 Meter sprintete er in<br />

exakt elf Sekunden herunter und die etwas<br />

über 51 Sekunden, die er auf einem Sportfest<br />

in Heidelberg für die 400-Meter-Distanz benötigte,<br />

sind noch heute Vereinsrekord im<br />

TSV Burgdorf.<br />

Sehr schnell offenbarte sich eine weitere<br />

Begabung Hanschkes: Die Führung von Menschen.<br />

Diese Stärke ließ ihn auf dem Sportplatz<br />

zu einem der besten deutschen<br />

Schiedsrichter werden. Von 1967 bis 1977<br />

wirkte er auf DFB-Ebene als Spielleiter und<br />

Assistent.<br />

Seine Frau Sigrid beschreibt ihn als einen<br />

zuverlässigen und sehr loyalen Menschen,<br />

der seine eigene Person nicht gerne in den<br />

Vordergrund stellt und dafür lieber anderen<br />

den Vortritt lässt.<br />

Und was sagt er über sich selbst? „Ich<br />

habe mir immer vorgenommen, mich um<br />

eine objektive Sichtweise der Dinge zu bemühen.“<br />

Diese Einstellung kam ihm als Schiedsrichter<br />

ebenso zu Gute wie in seiner ehrenamtlichen<br />

Tätigkeit. 1970 begann auf Kreisebene<br />

seine Karriere in der Sportgerichtsbarkeit,<br />

in deren Verlauf er zum obersten Sportrichter<br />

in Niedersachsen wurde. Von 1990 bis<br />

2008 übte er den Vorsitz im Obersten Verbandssportgericht<br />

aus. Auch auf Ebene <strong>des</strong><br />

Norddeutschen Fußball-Verban<strong>des</strong> und <strong>des</strong><br />

Deutschen Fußball-Bun<strong>des</strong> engagierte er sich<br />

im Sportgericht. Als Vorsitzender im Norden<br />

(2000-2009), als Beisitzer beim DFB (1996-<br />

2007).<br />

Am 10. August feierte Winfried Hanschke<br />

seinen 78. Geburtstag. Nichts<strong>des</strong>totrotz<br />

ist der pensionierte Regierungsoberamtsrat<br />

nach wie vor im Unruhestand. Als Geschäftsführer<br />

der Wohnungsgemeinschaft Burgdorf<br />

obliegt ihm die Verwaltung von mehr als 300<br />

Wohnungen.<br />

Ehrenmitglieder <strong>des</strong> <strong>NFV</strong><br />

Maria KLEWE, Braunschweig<br />

Gerhard BALLSCHMIEDE, Hemmingen<br />

Heinz-Hermann EHLERS, Garbsen<br />

Karl FREWERT, Schwarmstedt<br />

Winfried HANSCHKE, Burgdorf<br />

Hennig HOFMANN, Lahstedt<br />

Herbert LANGE, Schneverdingen<br />

Hermann LÜHRS, Poggenhagen<br />

Hermann LÜKEN, Lingen-Laxten<br />

Dr. h. c. Engelbert NELLE, Hil<strong>des</strong>heim<br />

Rudolf POHLER, Hannover<br />

Helmut RIECHEL, Göttingen<br />

Alfred SCHÖN, Lüchow<br />

Edmund TIMM, Rotenburg<br />

Hannes WITTFOTH, Wolfenbüttel<br />

➤<br />

November 2011 15

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