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Organisationsgrundlagen: Praxisfelder der Führung von ...

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persönlichen Bekanntschaftsnetzwerke hinauszugehen, eröffnet sich die Chance, die Effizienz<br />

<strong>von</strong> Organisationen zu steigern“ (Mueller, S.35ff.).<br />

Welche wesentlichen Merkmale unterscheiden nun Netzwerke tendenziell <strong>von</strong><br />

Organisationen wie wir sie im Allgemeinen kennen? Das Alter, die Größe und die Vielfalt <strong>der</strong><br />

Ausprägungen können es nicht sein.<br />

Netzwerke sind vor allem im Gegensatz zu betrieblichen Organisationen informelle Systeme,<br />

die Dissonanz unterstützen und gleichzeitig Übereinstimmung anstreben. Netzwerke sind<br />

tendenziell vergleichsweise kurzlebig, neigen kaum zur Disziplinierung, än<strong>der</strong>n häufig ihre<br />

Form und können schließlich eher aktiv bzw. eher inaktiv auftreten. Der<br />

Informationsaustausch bei Netzwerken erfolgt oft spontan.<br />

Hierarchische Strukturen, die <strong>der</strong> Ausübung <strong>von</strong> Macht und Einfluss dienen könnten,<br />

aber auch <strong>der</strong> vertikalen Integration, sind in Netzwerken im Wesentlichen tabu, so zumindest<br />

das Netzwerkideal. Netzwerke tendieren als Organisationsvariante sehr stark zu einer<br />

horizontalen, wenngleich ausgesprochen variablen und labilen Struktur. Teilnehmer o<strong>der</strong><br />

Partner <strong>von</strong> Netzwerken sind in <strong>der</strong> Regel selbstbewusst und weitgehend unabhängig,<br />

zugleich aber auch ein abhängiger Teil des Netzwerkes. Die persönliche Verbundenheit <strong>der</strong><br />

Netzwerkteilnehmer ist im Allgemeinen hoch. Die Aufteilung <strong>von</strong> Macht und Verantwortung<br />

erfolgt in Netzwerken ebenfalls eher horizontal, in betrieblichen Organisationen hingegen<br />

stark vertikal. Folglich hat das Netzwerk oft mehrere „Führer“ bei nur wenigen Machtzirkeln.<br />

Netzwerkprozesse sind im Vergleich zu betrieblichen Prozessen in qualitativer und<br />

quantitativer Art meist vielfältiger, haben weniger Unterglie<strong>der</strong>ungen und unscharfe<br />

Abgrenzungslinien. Ego- und gruppenorientierte Beziehungen bestehen gleichermaßen<br />

und eine gleichwertige Gewichtung wird akzeptiert. Werte wie Selbstvertrauen,<br />

Selbstinteresse, Interdependenz und kollektive Interessen sind bei Netzwerkteilnehmern<br />

vergleichsweise stärker entwickelt als bei Organisationsmitglie<strong>der</strong>n <strong>von</strong> Betrieben (s.a.<br />

Mueller, S.38ff.).<br />

Die Unterschiede bei wesentlichen Merkmalen <strong>der</strong> Netzwerke zu relevanten Merkmalen bei<br />

Betrieben begründen die Überlegung, weshalb es für betriebliche Organisationen eine<br />

wertvolle Ergänzung sein kann, Ideen, Spielregeln und Arbeitsweisen <strong>von</strong> Netzwerken<br />

zu übernehmen, d.h. da<strong>von</strong> für die eigene Tätigkeit zu lernen und zu profitieren.<br />

Die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit vieler Betriebe leidet an starren und<br />

schwerfälligen Strukturen, notwendige Verän<strong>der</strong>ungen laufen im Zeitlupentempo ab. Die<br />

tägliche Praxis <strong>der</strong> Personal- und <strong>Führung</strong>sarbeit verschüttet bei den Mitarbeitern<br />

Innovationspotentiale, Engagement, Zugehörigkeitsgefühl zum Betrieb usw. Innerbetriebliche<br />

„Verkalkungen“ sollten längst beseitigt werden. Mit technokratischen Instrumenten,<br />

verfeinerten Steuerungs- und Kontrollverfahren und <strong>der</strong> Intensivierung betrieblicher<br />

Weiterbildungsveranstaltungen wird man schwer die Mängel beseitigen und Sackgassen<br />

verlassen können.<br />

Vielmehr sind alternative Ansätze notwendig, wie sie zum Teil <strong>von</strong> Netzwerken sinnvoll<br />

übernommen werden können. Die altbekannten For<strong>der</strong>ungen zur betrieblichen<br />

Leistungsverbesserung, wie Entbürokratisierung, Vereinfachung, Flexibilisierung und<br />

Schaffung <strong>von</strong> Freiräumen, Abflachung <strong>der</strong> Hierarchien, Offenheit und u.v.a.m., können durch<br />

eine konsequente gedankliche Neuorientierung <strong>der</strong> betrieblichen Organisationen an<br />

Prinzipien <strong>von</strong> Netzwerken entscheidend an Stosskraft und Durchsetzbarkeit gewinnen.<br />

Netzwerke funktionieren ohne bürokratische Paläste, beflissene Dienstboten und<br />

aufwändigen Status, vielmehr hausen sie in beweglichen Zelten, agieren fantasievoll<br />

und rasch, ziehen konsequent an einem Strang, kurzum verkörpern genau das, was<br />

vielen Betrieben für ihren Erfolg fehlt. Die Übernahme <strong>der</strong> Erfolgsprinzipien <strong>von</strong><br />

Netzwerken durch Betriebe ist nicht lediglich ein vor<strong>der</strong>gründiger technokratischer Prozess,<br />

son<strong>der</strong>n erfor<strong>der</strong>t primär ein tiefgreifendes Umdenken und eine ebensolche Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Einstellungen <strong>von</strong> Vorgesetzten, <strong>Führung</strong>skräften und Mitarbeitern.<br />

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