Organisationsgrundlagen: Praxisfelder der Führung von ...

Mängel des hierarchischen Systems, wie Konzentration von Entscheidungen an der Spitze,
Be- und Verhinderung horizontaler Kooperation, Blockierung der Initiativen von unten und
Förderung einer starren und aufwändigen Abstimmungs- und Koordinationsmaschinerie –
Mängel in der Informationssammlung und -verarbeitung, wie Überfülle von Informationen
ohne adäquate Nutzung, Überbewertung der Meinung des Ranghöheren und Filtern, „Färben“
und Zurückhalten von Informationen, stark begrenzte Möglichkeiten der Optimierung
komplexer Entscheidungen und Aufgabenlösungen – Effizienzmindernde
Verhaltensweisen, wie kalkulierte Leistungsbereitschaft, übertriebenes Streben nach
Sicherheit, Überbetonung der Regelbefolgung, Widerstand gegen Innovationen, Abschieben
von Verantwortung und Sabotieren unliebsamer Entscheidungen, Einschränkung der
Möglichkeiten einer zeitgemäßen Personal- und Führungsarbeit.
Ferner tragen bürokratische Systeme und Organisationen die Tendenz einer
Verselbständigung in sich, d.h. eigentliche betriebliche Ziele verlieren als Orientierung ihre
Bedeutung. Damit tritt häufig eine systeminterne und -externe Komplexitätserhöhung ein,
verbunden mit dem Wachsen der Organisation, und zwar bei organisationsspezifisch
eingeschränkter Handhabung und Bewältigung der Komplexitätsproblematik. Durch mehr oder
weniger stark ausgeprägte Kommunikationsmängel geht die Verbindung mit relevanten
Umwelten zurück oder wird zumindest schwieriger und aufwändiger. Die bürokratische
Organisationsstruktur neigt sehr rasch zur Ausbildung interner Widersprüche und verliert
auch dadurch an organisatorischer Effizienz. Organisationsmitglieder bürokratischer
Strukturen leiden oft unter Eintönigkeit. Statussysteme sind häufig ausgeprägt und
beeinträchtigen vielfach die Interaktion zwischen Vorgesetzten, Führungskräften und
Mitarbeitern (s.a. Vogler, S.21 ff., Andreae et al., S.11 ff., 123ff.; Parkinson/Rustomji, S.24ff.;
Parkinson, S.9ff.).
Die Entwicklung und Gestaltung von Organisationen wird durch verschiedene situative
Faktoren bestimmt, wie Alter, Größe, technische Systeme, Umwelt und Macht. Bei
bürokratischen Organisationen finden wir einige bemerkenswerte Zusammenhänge, die
Einfluss auf ihre Leistungsfähigkeit haben.
Empirische Untersuchungen zeigen, dass sich das Alter von Betrieben auf deren
Organisationsstruktur in der Regel so auswirkt, dass mit ihrem Alter das formalisierte
Verhalten erheblich steigt, was mit Elementen bürokratischer Prägung gleichzusetzen ist. Mit
wachsender Größe eines Betriebes wird seine Organisation stärker strukturiert, was sich in
einer spezialisierteren Arbeitsaufteilung, differenzierteren Betriebseinheiten und einer
stärkeren administrativen Komponente ausdrückt. Diese Entwicklung ist nahe liegend und
verständlich. Der Koordinationsbedarf steigt an und verlangt kompliziertere Instrumente. Die
Hierarchie wird größer, Verhaltensformalisierungen und Standardisierungen nehmen zu,
ebenso detaillierte Planungs- und Kontrollsysteme. Die Trennung zwischen den ausführenden
Mitarbeitern und jenen mit Planungs- und Steuerungsaufgaben wird meistens größer. Mit allen
diesen Entwicklungen entsteht regelmäßig eine sehr komplizierte Struktur und damit
einhergehend eine Betriebsbürokratie.
Das Größenwachstum von Betrieben ist sicher einer der Hauptgründe für die Entwicklung
zunehmend bürokratischer Organisationsstrukturen. Die Abbildung 4 zeigt diese
Zusammenhänge auf.
8