Organisationsgrundlagen: Praxisfelder der Führung von ...
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Organisationen und Unternehmen hängt weitgehend da<strong>von</strong> ab, wie gut es ihnen gelingt ihre<br />
spezifischen Kompetenzen und ihr Wissen synergetisch zusammenzufügen, d.h. dafür<br />
geeignete organisatorische Strukturen zu finden (s.a. Bouncken, S.21ff.).<br />
Bedenkt man diese Fakten <strong>der</strong> Vielfalt und des Umfanges an Einrichtungen und<br />
Betrieben in Netzwerkformen, die zum guten Teil auf lange Traditionen zurückblicken<br />
können, ist es eigentlich schade, dass die Thematik <strong>der</strong> Netzwerke und ihrer Organisation<br />
erst in jüngster Zeit in Forschung und Lehre aktuell geworden ist.<br />
4.2 Regeln und Tendenzen<br />
Die Erfassung, Bewertung und Entwicklung <strong>von</strong> Modellen und Lösungsansätzen zum<br />
Themenbereich Netzwerkorganisation steht in <strong>der</strong> Organisationslehre ganz am Anfang,<br />
und zwar sowohl hinsichtlich autonomer Betriebsformen mit Netzwerkcharakter als auch <strong>der</strong> in<br />
Betrieben vorhandenen Netzwerke sowie <strong>der</strong>en Integration mit betrieblichen Funktionen und<br />
Strukturen.<br />
Die potenzielle Bedeutung <strong>von</strong> Netzwerken als eigene organisatorische Gebilde o<strong>der</strong> als<br />
formeller und insbeson<strong>der</strong>e informeller Teil <strong>von</strong> Betriebsorganisationen wird erkannt, ebenso<br />
im Großen und Ganzen die für Netzwerke typischen Merkmale mit ihren organisatorischen<br />
Stärken und Schwächen. Für autonome Netzwerke gibt es jedoch bislang keine spezielle<br />
Organisationslehre, und es fehlen daher weitgehend Gestaltungsansätze zur Integration<br />
betrieblicher Netzwerke mit herkömmlichen betrieblichen Organisationen.<br />
Sofern es ernstzunehmende Versuche in diese Richtung gibt, begegnet man einer<br />
organisatorischen Paradoxie. Die wesentlichen Vorteile <strong>von</strong> Netzwerken werden überwiegend<br />
darin gesehen, dass sie sehr offene, flexible und unbürokratische Gebilde sind, die we<strong>der</strong><br />
hierarchische Schwächen noch stärkere Demotivationsprobleme belasten und die<br />
insbeson<strong>der</strong>e für kreative und innovative Aufgaben geeignet sind, mit denen effizient und<br />
rasch gearbeitet werden kann u.Ä. Die organisatorische Integration <strong>von</strong> Netzwerken hat<br />
daher, so sollte man meinen, die Aufgabe, gerade diese Stärken <strong>der</strong> Netzwerke zu Geltung zu<br />
bringen und selbstverständlich, so weit dies möglich ist, mit Netzwerken verbundene<br />
Schwächen auszugleichen. Die vorhandenen Integrationsansätze vermitteln aber zumindest<br />
teilweise gerade den Eindruck eines gegenteiligen Effektes. Darin liegt das offenkundige<br />
Paradoxon. Netzwerke sollen nach diesen Ratschlägen letztlich mit Hilfe differenziertester<br />
Verfahren in bestehende Organisationen implementiert werden und dabei genau jenen<br />
organisatorischen Spielregeln unterworfen werden, die den Merkmalen gut funktionieren<strong>der</strong><br />
Netzwerke wi<strong>der</strong>sprechen. Damit wird die Integrationsaufgabe, die bekanntlich vor allem auch<br />
eine Harmonisierungsfunktion einschließt, kontraproduktiv und die Vorteile <strong>von</strong> betrieblichen<br />
Netzwerken teilweise o<strong>der</strong> im Extremfall zur Gänze vernichtet. Mit eindimensionalen<br />
Verfahren wird sehr genau und auf hohem Abstraktionsniveau analysiert, bewertet, modelliert<br />
und vermeintliche Lösungen werden entwickelt. Doch durch die Betrachtungs- und<br />
Vorgehensweise werden nach dem so genannten Abtötungsprinzip (nach Nils Bohr) die<br />
Objekte <strong>der</strong> Bemühungen, nämlich die Netzwerke, denaturiert und ihrer Vorteile für die<br />
betriebliche Organisation beraubt. Bei einem essenziellen Verständnis <strong>der</strong> Netzwerke und<br />
dementsprechenden ganzheitlichen Vorgehen könnten sehr wahrscheinlich konstruktivere und<br />
besser umsetzbare Lösungen gefunden werden (s.a. Schwan/Seipel, 2002, S.103ff., 280f.).<br />
Für die Konzeption und den Aufbau autonomer Netzwerke, aber auch die Pflege und<br />
Integration <strong>von</strong> Netzwerken in betrieblichen Organisationen können einige Erfor<strong>der</strong>nisse<br />
genannt werden (s.a. Krummenacher, S.114; Müller, S.195ff.):<br />
Es sollte eine Netzwerkidee als Leitbild vorhanden sein, verstanden werden und Akzeptanz<br />
finden. Ein Leitbild kann beispielsweise zum Ausdruck bringen, dass es zum Wesen <strong>von</strong><br />
Netzwerken gehört, dass sie ihre Form frei gestalten und sich dementsprechend organisieren.<br />
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