Ökologie - Biologie für die Oberstufe
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54<br />
sernachführung. Sie hängt von der jeweiligen Sonneneinstrahlung und<br />
der Höhe der Temperatur ab und ist am höchsten, wenn beide Größen<br />
besonders hohe Werte erreichen. Die Artendiversität von Pflanzen und<br />
Tieren steht sowohl mit der aktuellen als auch mit der potenziellen Evapotranspiration<br />
in direktem Zusammenhang (⇒ Abbildung 2.14).<br />
Das gesamte Wasservolumen der Erde umfasst etwa eine Milliarde<br />
Kubikkilometer (km ³ bildet werden.<br />
), von denen sich mehr als 97 Prozent in den Meeren<br />
befinden. Weitere zwei Prozent sind in Eis und Schnee der polaren<br />
Gebiete sowie in Gletschermassen der Hochgebirge der Erde gebunden,<br />
während das drittgrößte aktive Reservoir das Grundwasser ist<br />
(0,3 Prozent).<br />
2.2.2 Wasser hat wichtige physikalische<br />
und chemische Eigenschaften<br />
Die chemische Struktur des Wassers<br />
Ein Wassermolekül besteht aus zwei Wasserstoffatomen (H) und einem<br />
Sauerstoffatom (O), dargestellt durch <strong>die</strong> chemische Summenformel<br />
H2O. Innerhalb des Wassermoleküls liegen so genannte Elektronenpaarbindungen<br />
(kovalente Bindungen) vor, <strong>die</strong> in der Strukturformel<br />
des Wassers durch <strong>die</strong> Striche zwischen dem Sauerstoffatom und den<br />
Wasserstoffatomen symbolisiert werden. Innerhalb der kovalenten Bindungen<br />
sind im Wassermolekül <strong>die</strong> Elektronen jedoch nicht gleichmäßig<br />
zwischen den an den Bindungen beteiligten Atomen aufgeteilt. Aufgrund<br />
der stärkeren Elektronegativität des Sauerstoff-Atoms ist das Wassermolekül<br />
polar und kann darüber hinaus schwache Bindungen mit<br />
seinen Nachbarmolekülen, sogenannte Wasserstoffbrücken, ausbilden<br />
(⇒ Abbildung 2.15). Wasserstoffbrückenbindungen sind viel schwächer<br />
als <strong>die</strong> kovalenten Bindungen zwischen Sauerstoff und Wasserstoff<br />
innerhalb des Moleküls und können sich daher zwischen den Wassermolekülen<br />
ständig lösen und neu bilden. Der Energiebeitrag jeder<br />
Wasserstoffbrückenbindung <strong>für</strong> den Zusammenhalt zwischen den Wassermolekülen<br />
ist gering, doch ziellen <strong>die</strong> ungeheure Evapotranspiration Menge (Abbildung <strong>die</strong>ser Bindungen<br />
54.25).<br />
summiert <strong>die</strong> Kräfte so stark auf, dass sie gemeinsam selbst <strong>die</strong> höchsten<br />
Bäume aufrecht halten. 54.4.2 Effekte der Flächengröße<br />
Wärmeleitfähigkeit<br />
7287_BIO_54_Kap 21.10.2009 12:35 Uhr Seite 1636<br />
<strong>Ökologie</strong> der Lebensgemeinschaften<br />
zer sind <strong>die</strong> Zeiträume zwischen den Artbildungsereignissen.<br />
Außerdem mussten viele Lebensgemeinschaften<br />
in den gemäßigten und hohen Breiten, bedingt durch <strong>die</strong><br />
großen pleistozänen Kaltzeiten, immer wieder neu ge-<br />
2.2 Abiotischer Faktor Wasser<br />
Die Hauptursache <strong>für</strong> den vom Breitengrad abhängi- 120<br />
gen Gra<strong>die</strong>nten der biologischen Diversität ist mit großer<br />
Wahrscheinlichkeit das Makroklima. Die beiden<br />
100<br />
wichtigsten Klimafaktoren, <strong>die</strong> in terrestrischen Lebens- 80<br />
gemeinschaften mit der biologischen Vielfalt korrelieren,<br />
sind <strong>die</strong> Größe der einfallenden Sonnenenergie und<br />
60<br />
<strong>die</strong> Verfügbarkeit von Wasser. Beide Faktoren stehen in 40<br />
den Tropen ausreichend zur Verfügung. Sie können über<br />
<strong>die</strong> so genannte Evapotranspiration kombiniert analy-<br />
20<br />
siert werden. Während <strong>die</strong> Evaporation <strong>die</strong> Verdunstung<br />
von Wasser aus dem Boden und über Gewässerflächen<br />
0<br />
100 300 500 700 900<br />
reale Evapotranspiration (mm/Jahr)<br />
1100<br />
bedeutet, versteht man unter Transpiration <strong>die</strong> cuticuläre<br />
und – von der Menge her entscheidend – <strong>die</strong> gere-<br />
(a) Bäume.<br />
gelte Transpiration der Höheren Pflanzen über Stomata<br />
(siehe Kapitel 36.4). Beide Prozesse (Evaporation, Tran-<br />
200<br />
spiration) fasst man als Evapotranspiration zusammen.<br />
Hinzu kommt <strong>die</strong> Verdunstung der von Niederschlagswasser<br />
benetzten Vegetationsschicht, <strong>die</strong> als Interzep-<br />
100<br />
tionsverdunstung bezeichnet wird. Die Evapotranspiration,<br />
aber auch <strong>die</strong> Interzeptionsverdunstung hängen<br />
von der Sonneneinstrahlung, der Temperatur und von<br />
der verfügbaren Wassermenge ab. Sie sind in trockenheißen<br />
Regionen am größten und auch in feuchtheißen<br />
50<br />
Regionen mit reichlichen Niederschlägen immer noch 10<br />
wesentlich höher als in Gebieten, in denen <strong>die</strong> Tempera-<br />
0 500 1000 1500 2000<br />
turen niedrig sind und höhere Niederschläge vorkom-<br />
potenzielle Evapotranspiration (mm/Jahr)<br />
(b) Wirbeltiere.<br />
men. Die potenzielle Evapotranspiration ist ein Maß <strong>für</strong><br />
7287_BIO_03_Kap 20.10.2009 8:55 Uhr Seite 65<br />
den potenziellen Wasserverlust bei unbegrenzter Was- Abbildung 54.25: Evaporation und Artendiversität. (a) Die Diversernachführung.<br />
Sie hängt von der jeweiligen Sonnen- Abbildung sität der Baumarten 2.14: Nordamerikas Evaporation nimmt und mit Artendiversität.<br />
der realen Evapotraneinstrahlung<br />
und der Höhe der Temperatur ab und ist spirationsrate zu; (b) der Artenreichtum der Wirbeltiere korreliert vor<br />
am höchsten, wenn beide besonders hohe Werte erreichen.<br />
Die Artendiversität von Pflanzen und Tieren korreliert<br />
sowohl mit der realen als auch mit der poten-<br />
allem mit der potenziellen Evapotranspirationsrate. Beide Evapotranspirationswerte<br />
sind als Niederschlagsäquivalente angegeben.<br />
3.2 Vier Eigenschaften des Wassers tragen<br />
raumvielfalt und eine Vielzahl an Mikrolebensräumen<br />
besitzen als kleinere. In der Naturschutzbiologie kann<br />
man anhand von Arten-Flächen-Kurven <strong>für</strong> <strong>die</strong> wichtigsten<br />
systematischen Organismengruppen einer Bio-<br />
Der Naturforscher und Mitbegründer der Geografie Alezönose voraussagen, wie mit Reduzierung der Flächenxander<br />
von Humboldt (1769–1859) beschrieb 1807 zusammen<br />
mit dem Botaniker Aimé Bonpland (1773–1858)<br />
größe <strong>die</strong> Artendiversität wahrscheinlich zurückgehen<br />
d –<br />
wird.<br />
Wasserstoff-<br />
Den Wasserstoffbrücken verdankt mit der Arten-Flächen-Kurve Wasser noch weitere (species-area-curves) einzigartige eine Abbildung 54.26 zeigt d+<br />
eine Arten-Flächen-Kurve<br />
brückenbindung<br />
Eigenschaften. Eine davon ist der <strong>die</strong> wichtigen hohe spezifische Gesetzmäßigkeiten Wärmekapazität,<br />
der Biodiversität: Un- <strong>für</strong> nordamerikanische Brutvögel. H Die Steigung der Geter<br />
annähernd gleichen Standortfaktoren enthält ein raden gibt an, wie stark der Artenreichtum mit der Flä-<br />
<strong>die</strong> Wärmemenge, <strong>die</strong> erforderlich ist, um 1 Gramm einer Substanz um<br />
O<br />
bestimmtes geografisches Gebiet umso mehr Arten, je chengröße zunimmt. d+<br />
d–<br />
Die Steigungen H verschiedener Ar-<br />
1 °C zu erwärmen. Wasser hat <strong>die</strong> höchste Wärmekapazität aller Flüs-<br />
größer es ist. Ein Grund <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Gesetzmäßigkeit liegt ten-Flächen-Kurven dsind – zwar d+<br />
unterschiedlich, das<br />
sigkeiten. In Zusammenhang mit darin, der dass relativ große geringen Flächen auch Wärmeleitfähig-<br />
eine größere Lebens- Grundprinzip, dass <strong>die</strong> Artendiversität<br />
d –<br />
d +<br />
mit der Fläche<br />
keit bedeutet <strong>die</strong>s, dass Wasser ungeheure Wärmemengen speichern<br />
kann, ohne dass sich seine Temperatur dadurch deutlich erhöht. Ent-<br />
1636<br />
sprechend müssen Gewässern wie Teichen, Seen und Meeren enorme<br />
Energiemengen zugeführt werden, um <strong>die</strong>se zu erwärmen. Gewässer<br />
erwärmen sich daher im Frühjahr nur langsam und kühlen im Herbst<br />
ebenso langsam wieder ab. Aus <strong>die</strong>sem Grund schwankt <strong>die</strong> Tempera- Abbildung 3.2: Wasserstoffbrückenbindungen zwischen Was-<br />
Abbildung 2.15: Wasserstoffbrückenbindung zwisermolekülen.<br />
Die Bereiche der polaren Wassermoleküle mit elektritur<br />
in aquatischen Lebensräumen nie so abrupt mit den Jahreszeiten, schen Wassermolekülen.<br />
schen Überschussladungen werden von entgegengesetzt geladenen<br />
Bereichen benachbarter Moleküle angezogen. Jedes Molekül kann<br />
23<br />
Artenreichtum der Bäume<br />
Artenreichtum der Wirbeltiere<br />
180<br />
160<br />
140<br />
Wasserstoffbrücken zu mehreren Partnermolekülen ausbilden. Diese<br />
Assoziate unterliegen einer ständigen, durch <strong>die</strong> Wärmebewegung<br />
bedingten Veränderung.<br />
Vie<br />
tra<br />
<strong>für</strong><br />
ein<br />
Wir<br />
<strong>die</strong><br />
Leb<br />
auf<br />
beim<br />
3.2<br />
Was<br />
brü<br />
Ano<br />
dig<br />
lekü<br />
brü<br />
höh<br />
and