Jürgen Weibler Personalwirtschaftliche Theorien - Rainer Hampp ...
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<strong>Weibler</strong>: <strong>Personalwirtschaftliche</strong> <strong>Theorien</strong> (ZfP 2/95)<br />
werden, wie kann ich interaktionelle Führung theoretisch angemessen erfassen, oder<br />
wie werden Restriktionen tatsächlich mit welchen Konsequenzen erlebt, und welche<br />
Handlungsmuster bilden sich dabei aus?) Eine Anknüpfung erscheint andererseits an<br />
zwei Punkten möglich: zum einen behandelt sie intensiv volkswirtschaftliche<br />
Fragestellungen (z.B. die Beziehung zwischen dem Arbeitsmarkt und anderen<br />
Märkten), deren Ergebnisse im Sinne einer informatorischen Infrastruktur (siehe unsere<br />
sekundären Funktionsfelder) hilfreich sind. Zum anderen kann die spezifische<br />
mikroökonomische Analysemethode anregende Einsichten liefern, die z.B. für die<br />
Ausgestaltung, den Einsatz oder die Bewertung des Nutzens von Personalinstrumenten<br />
einbezogen werden könnten (strukturelle Führung). Anschauliche Beispiele, insbesondere<br />
zur Honorierung und Beurteilung, geben hier Milgrom/Roberts (1992).<br />
6. Fazit<br />
Die Personalwirtschaftslehre ist u.E. vor allem als eine angewandte Wissenschaft<br />
zu konzipieren. Probleme einer angewandten Wissenschaft ergeben sich vorwiegend<br />
aus dem Praxiszusammenhang. Dieser ist generell komplex zu denken und verlangt<br />
deshalb einen Verzicht auf simplifizierende Menschen- und Organisationsbilder. Indem<br />
wir die Personalwirtschaftslehre als eine Führungslehre (=spezielle Verhaltenslehre)<br />
vom Einsatz der Human-Ressourcen konzipiert haben, glauben wir, diesem gerecht<br />
werden zu können. Durch die angestellten Überlegungen, dem abschließenden<br />
Bezugsrahmen sowie den erläuternden Ausführungen ist ein perspektivischer,<br />
wenngleich sicherlich noch unvollständiger Problemzugang zur Personalwirtschaftslehre<br />
skizziert worden. Ein entschiedender Vorteil ist darin zu sehen, daß durch die<br />
Rekurrierung auf den zentralen Führungsbegriff eine verbindende Klammer zur<br />
konzeptionellen Erfassung des gesamten Unternehmensgeschehens gefunden werden<br />
kann (Unternehmensführung). Mit Blick auf die Personalwirtschaftslehre wird<br />
besonders deutlich, daß es sowohl bei der interaktionellen als auch bei der strukturellen<br />
Führung darum geht, eine "zielorientierte soziale Einflußnahme zur Erfüllung<br />
gemeinsamer Aufgaben" (Wunderer/Grunwald 1980, S. 62) hinsichtlich des optimalen<br />
Einsatzes der Human-Ressourcen sicherzustellen. Zielorientierung hat sich dabei an<br />
dem vorher zu definierenden Ziel, vorzugsweise einem Zielsystem auszurichten.<br />
Welches Gewicht diesen beiden Dimensionen heute und zukünftig im Verhältnis<br />
untereinander zukommt, ist eine andere Frage. Ebenfalls darf der entwickelte<br />
Bezugsrahmen nicht als ein Plädoyer für "mehr Führung" mißverstanden werden.<br />
Welches Ziel die interaktionelle Führung verfolgt (z.B. Abhängigkeitsstabilierung vs.<br />
schrittweises Überflüssigmachen des Führenden zugunsten der Selbstorganisation) oder<br />
wer, wann, mit welchem Gewicht über die Gestaltung und Anwendung einzelner<br />
Elemente der strukturellen Führung entscheidet, ist hier zunächst vollkommen offen.<br />
Während trotz aller Unzulänglichkeiten für die interaktionelle Führung eine ausgiebige<br />
und kontinuierliche <strong>Theorien</strong>diskussion festzustellen ist, läßt sich gleiches nicht<br />
für die strukturelle Führung behaupten. Hier wäre die zukünftige Forschungsaufgabe,<br />
stärker die personalwirtschaftlichen Teilfunktionen dahingehend zu beleuchten, auf<br />
welchem theoretischen Fundament diese jeweils fußen und inwieweit personalwirt-<br />
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