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Jürgen Weibler Personalwirtschaftliche Theorien - Rainer Hampp ...

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<strong>Weibler</strong>: <strong>Personalwirtschaftliche</strong> <strong>Theorien</strong> (ZfP 2/95)<br />

personalwirtschaftliche Aktionen nicht die einzigen Einflußfaktoren auf das Zielsystem<br />

sind. Auch steht zu vermuten, daß ihre Wirkung nicht unabhängig von der Wahrnehmung<br />

und Einschätzung ihres erklärten Erkenntnissubjektes, des Personals, sind.<br />

Deshalb müßte eine komplexe Theorie diese Zusammenhänge ebenfalls berücksichtigen.<br />

In ihrer instrumentellen Variante müßte eine derartig komplexe Theorie angeben<br />

können, welche personalwirtschaftlichen Aktionen unter gegebenen Bedingungen (das<br />

sind dann die Ausprägungen der als wesentlich identifizierten anderen Einflußfaktoren,<br />

z.B. hier: Ressourcen, Umweltsituation, Organisationsstruktur) zu wählen sind, um die<br />

vorher festgelegten Ziele zu erreichen (vgl. Drumm 1992, S. 10) 1 :<br />

ap = f (z w ,z h ,z i I r, S s , O k ).<br />

Es wird später noch darauf hingewiesen werden, daß die Einlösung dieses idealisierten<br />

Anspruches gegenwärtig in keiner Weise gelingt. Drumm nennt hier selbst<br />

zahlreiche Schwierigkeiten, wobei an dieser Stelle nur auf die methodischen Probleme<br />

der Erfassung von unabhängigen und abhängigen Variablen sowie auf die insgesamt<br />

ungeklärten Interdependenzen der beiden Variablengruppen hingewiesen werden soll.<br />

Demnach kann die eingangs aufgeführte allgemeine Kritik an der Teildisziplin als<br />

solche nicht prinzipiell zurückgewiesen werden. Um allerdings keinen falschen<br />

Eindruck zu erwecken, muß die Frage erlaubt sein, ob ein so formulierter Anspruch in<br />

vielen anderen (Teil-)Disziplinen nicht zu vergleichbaren unbefriedigenden Resultaten<br />

führen müßte. Ein Ausweg bietet sich hier nur an, wenn man eine einfachere Anforderung<br />

an eine Theorie stellt, ihren Komplexitätsanspruch also reduziert. Dies kann an<br />

allen bisher genannten Anforderungen ansetzen. Nach Drumm (1992), der in diesem<br />

Fall von personalwirtschaftlichen Konzeptionen spricht, gelingt dieses beispielsweise<br />

durch eine Verringerung der zu erreichenden Ziele, durch eine Vernachlässigung<br />

bestimmter Einflußfaktoren oder durch eine Nicht-Berücksichtigung der Variableninterdependenzen.<br />

Dies ist in unseren Augen gegenwärtig auch der einzige Weg - vorausgesetzt, man<br />

möchte sich nicht mit fiktiven Modellprämissen und den beliebten "ceteris paribus-<br />

Annahmen" begnügen. Eine Einlösung dieses skizzierten idealisierten Anspruches<br />

1 Die Güte einer personalwirtschaftlichen Theorie muß sich auch an ihrer Problemlösungsfähigkeit<br />

im Anwendungszusammenhang erweisen. Deshalb ist mindestens zu fordern, daß ihr<br />

Erklärungsbeitrag mit Bezug auf personalwirtschaftliche Aktionen ein positives Nutzen-<br />

Kosten-Verhältnis aufweist. So muß z.B. deutlich werden, daß der Nutzen einer interaktionellen<br />

Führung (z.B. eine bessere Aufgabenerfüllung als bei einer Selbstkoordination der<br />

Mitarbeiter) größer ist als die damit verbundenen Kosten (z.B. Zeit, Training, bessere Vergütung<br />

von Führungskräften). Ebenso müßte dies für die Wahl eines bestimmten Führungsstils<br />

gelten. In einer strengeren Variante wäre zu fordern, daß einzelne personalwirtschaftliche<br />

Aktionen gegenüber alternativen, z.B. organisatorischen Maßnahmen einen nennenswerten<br />

Beitrag für die Erreichung des Zielsystems darstellen. Hier konkurriert die interaktionelle<br />

Führung beispielsweise mit der organisatorischen Regelung von Prozessen. Faktisch<br />

liegen bislang noch eine Fülle von Erfassungs-, Zuordnungs- und Bewertungsproblemen<br />

vor. Deshalb ist der zu beobachtende Trend, sich stärker Fragen des Personalcontrollings<br />

zuzuwenden (vgl. Wunderer/Schlagenhaufer 1994), sehr hilfreich für die ganze Disziplin.<br />

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