in Schülertagebuch-Notizen - Rudolf-Steiner-Schule Schwabing
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Endlich kommt dann auch das Bauholz, das wir schon vor über e<strong>in</strong>er Woche im<br />
Nachbardorf beim Bürgermeister bestellt haben. Mit e<strong>in</strong>er Woche Verspätung!<br />
Nun, <strong>in</strong> Rumänien dauert Vieles e<strong>in</strong> wenig länger. Und Vieles geht doch kürzere<br />
Wege.<br />
Am fortgeschrittenen Nachmittag drücke ich mich vor der Arbeit. Ich will noch<br />
still Abschied nehmen vom Zigeunerdorf. Gehe zum letzten Mal die nun vom<br />
Regen matschige breite Straße h<strong>in</strong>unter. Schnell werde ich entdeckt von K<strong>in</strong>dern<br />
und Familien. Ich unterhalte mich mit Händen und Füßen, halte noch e<strong>in</strong> paar<br />
Bauschäden mit me<strong>in</strong>er Kamera fest, um sie später Walter und Lasslo zu zeigen,<br />
habe mit e<strong>in</strong>em alten Zigeuner e<strong>in</strong> sehr langes Gespräch ohne Worte über das<br />
Wetter, f<strong>in</strong>de im Oberdorf den Nistplatz der Storchenfamilie, die e<strong>in</strong>ige Male <strong>in</strong><br />
den letzten Tagen über uns h<strong>in</strong>wegflog, treffe noch e<strong>in</strong>mal Herrn Reger, e<strong>in</strong>en<br />
der letzten ansässigen Deutschen <strong>in</strong> Rosia, spreche mit dem alten Herrn über<br />
Flugreisen: Herr Reger saß noch nie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Flugzeug, “Wie ist das...fliegen?“,<br />
verabschiede mich, werde von e<strong>in</strong>em Zigeuner, dem letztes Jahr se<strong>in</strong>e junge<br />
Frau gestorben ist und ihm drei K<strong>in</strong>der zurückließ, auf e<strong>in</strong> Bier e<strong>in</strong>geladen,<br />
rauche mit ihm und se<strong>in</strong>en Kollegen von unserer Baustelle bei der <strong>Schule</strong><br />
Zigaretten und komme gerade noch rechtzeitig zum Abendessen. Leila und Ir<strong>in</strong>a<br />
überraschen mich mit e<strong>in</strong>em Geschenk: handgeschnitzte Schüsseln. Ich b<strong>in</strong> sehr<br />
bewegt.<br />
Lasslo wird me<strong>in</strong>en Abschied mit Wodka begießen - „Rothberger Wasser“,<br />
scherzt er –, am nächsten Tag im Zug werde ich e<strong>in</strong>en schlimmen Kater haben.<br />
Egal. Ich werde an Rosia denken und allen me<strong>in</strong>en Reisebegleitern, die der<br />
Zufall mir schickt, von diesem wunderbaren Ort erzählen.<br />
Frank Holzner<br />
Donnerstag, 2. Juni<br />
Schon am Mittwoch begannen wir an e<strong>in</strong>em neuen Haus zu arbeiten. Es benötigte<br />
e<strong>in</strong>en komplett neuen Verputz sowie e<strong>in</strong>en neuen Anstrich. So begannen<br />
wir nun am Donnerstag Morgen mit dem Abhauen des alten Verputzes. Hierbei<br />
wurden wir überraschender Weise von den vier Nachbark<strong>in</strong>dern unterstützt. Was<br />
bei uns für selbstverständlich gehalten wird, ist hier nicht der Fall. Oft konnten<br />
wir beobachten, wie die Familie des Hauses, an dem wir gerade arbeiteten, nur<br />
zusahen anstatt zu helfen. So scharte sich um uns wie immer e<strong>in</strong>e große Gruppe<br />
von Jung und Alt, die <strong>in</strong>teressiert und auch e<strong>in</strong> wenig kritisch beobachtete. Nach<br />
der Mittagspause konnten wir mit dem Verputzen der gesäuberten Wände beg<strong>in</strong>nen.<br />
Wir machten viele kle<strong>in</strong>e Pausen, da die K<strong>in</strong>der immer mit e<strong>in</strong>em von uns<br />
spielen wollten. So machten wir Klatschspiele und tauschten e<strong>in</strong>ige rumänische<br />
und deutsche Wörter mite<strong>in</strong>ander aus. Trotz der Unterbrechungen gelang es uns,<br />
die Wand bis zum Ende des Tages fertig zu verputzen.<br />
Noem Held<br />
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