in Schülertagebuch-Notizen - Rudolf-Steiner-Schule Schwabing

Lazlo und sein Freund Vally
In diesem Haus leben zwölf Menschen in zwei relativ kleinen und dunklen Zimmern.
Schon allein deshalb ist der Umgang untereinander ziemlich anders als ich
das von Familien in meiner Umgebung gewohnt bin. Diskussionen und Zwistigkeiten
werden nicht hinter verschlossenen Türen ausgetragen wie in Deutschland,
sondern fast die gesamte Nachbarschaft bekommt den lautstarken Streit
hier mit; auch öffentlich ausgeübte Gewalt ist stärker in die Erziehung eingebunden.
Ich war anfangs ziemlich erschrocken wie Uneinigkeit zwischen Nachbarn
ausgetragen wird, wo jeder keifend seinen Senf dazu gibt. Aber wie man sich
langsam an die erschreckende Armut im "Unterdorf" gewöhnt, gewöhnt man
sich auch an den oftmals zu ruppigen Umgang der Dorfbewohner untereinander.
Freitag, 27.Mai
6
Marja Christians
Der heutige Tag beginnt mit dichtem Nebel, und es ist nicht zuletzt der frühsommerliche
Wechsel der Wetterstimmungen, der den Reiz der Landschaft
erhöht. Bald dringen die Sonnenstrahlen durch, und wir ziehen los zu unseren
Baustellen.
Oben an der Schule geht die Arbeit an den Lehmzwischenwänden weiter. Einige
Schüler bauen mit an der Einschalung, und andere streichen die Holzbalken mit
einer Lehmschlemme zur besseren Haftung der Lehm-Holzschnitzel-Mischung.