in Schülertagebuch-Notizen - Rudolf-Steiner-Schule Schwabing
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Sechs Romaväter helfen gegen e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Bezahlung bei den Kübeltransportund<br />
Mischarbeiten. Die andere Gruppe, zu der ich gehöre, geht <strong>in</strong>s Unterdorf,<br />
um an dem gestern begonnenen Haus weiter zu arbeiten. Auf dem Weg dah<strong>in</strong><br />
kommen wir immer an lachenden, schreienden, rufenden und spielenden K<strong>in</strong>dern<br />
vorbei. Dabei stellt sich mir immer die Frage: Haben diese K<strong>in</strong>der unter<br />
den schwierigen äußeren Bed<strong>in</strong>gungen eigentlich etwas zu lachen? Wir sehen<br />
die Armut, die Enge, den Schmutz und haben uns noch nicht daran gewöhnt.<br />
Und dann fallen jedem von uns K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>, die trotz Wohlstand traurig und<br />
e<strong>in</strong>sam s<strong>in</strong>d.<br />
Die Arbeit geht heute gut voran, und das Dach wird bereits neu e<strong>in</strong>gedeckt;<br />
unten starten die Verputzarbeiten. Die Wände s<strong>in</strong>d teilweise ohne Putz, und an<br />
e<strong>in</strong>er Seite fehlt schon e<strong>in</strong>e Menge Ziegel. Wir lernen durch Laszlo das richtige<br />
Mischungsverhältnis für den Mörtel kennen (Sand, Zement und Kalk im Verhältnis<br />
3:1:1), und nach e<strong>in</strong>igen Fehlwürfen sieht unsere Arbeit bald richtig<br />
professionell aus. Learn<strong>in</strong>g by do<strong>in</strong>g ! Als e<strong>in</strong> Dachziegel von oben herabfällt,<br />
hat Marjas Schutzengel sie gerade zum Mörtel holen geschickt. Me<strong>in</strong>e Bitte um<br />
Helmpflicht wird von nun an besser erhört. Die Familie - zwölf Personen <strong>in</strong><br />
zwei kle<strong>in</strong>en Räumen, die dunkel, feucht und von e<strong>in</strong>em eigenartigen Geruch<br />
erfüllt s<strong>in</strong>d - hilft nach ihren Möglichkeiten mit, und am Nachmittag ist mit<br />
Hilfe e<strong>in</strong>er Karutscha (Pferdewagen) e<strong>in</strong>e Plattform entstanden, damit wir auch<br />
höher arbeiten können.<br />
Am Abend kommen wir müde, aber befriedigt heim. Da aufgrund e<strong>in</strong>es Gewittergusses<br />
ke<strong>in</strong> Volleyballspiel stattf<strong>in</strong>det, besuche ich noch auf e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en<br />
Schwatz bei Frau Lösch . Sie ist e<strong>in</strong>e der letzten Deutschen im Dorf und feiert<br />
bald ihren 96.Geburtstag!<br />
Thomas Baumann<br />
Samstag, 28. Mai<br />
Nach der üblichen Aufweckprozedur und e<strong>in</strong>em F<strong>in</strong>etti-Frühstück begab sich<br />
die Laszlo-Bau-Kampf-Brigade wieder <strong>in</strong> den unteren Teil Rosias, den Zigeunerteil,<br />
h<strong>in</strong>ab. Gearbeitet wurde heute nur den Vormittag, da wir gegen 15 Uhr<br />
Sibiu, die 17 Kilometer entfernte Stadt, besichtigen wollten. Nachdem wir nun<br />
den noch ausgestandenen Dachstuhl gefertigt und zu Mittag gegessen hatten,<br />
g<strong>in</strong>g es los per Taxi <strong>in</strong>s ehemalige Hermannstadt.<br />
Dort empf<strong>in</strong>gen uns Nico und Dan, e<strong>in</strong>heimische Waldorfler. Die Stadt überraschte<br />
uns mit e<strong>in</strong>er Flaniermeile, die italienisches Flair und die dazugehörigen<br />
Kaffees besitzt. Doch all dieser Rummel und Wohlstand wirkte getrübt durch<br />
die nicht weit entfernten Blocks, die wir gerade erst passiert hatten: große, graue<br />
Wohnblocks, die wohl so etwas wie e<strong>in</strong> Armutsviertel bilden. Nachdem wir e<strong>in</strong>drucksvolle<br />
sächsische Kirchen und das Zentrum besichtigt hatten, kehrten wir<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art Biergarten e<strong>in</strong>. Leider wurde dies schnell zu e<strong>in</strong>er Strapaze, da wir<br />
bestimmt e<strong>in</strong>e Sunde warteten, bis endlich erst Kellner und noch viel später unsere<br />
Cevapcici kamen. Nun teilten wir uns <strong>in</strong> zwei Gruppen: e<strong>in</strong>e g<strong>in</strong>g Billard<br />
spielen, die andere, der ich angehörte, g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e Bar aufsuchen. Dort kam, denke<br />
ich, jeder auf se<strong>in</strong>e Kosten: Da die nicht sehr hoch s<strong>in</strong>d, g<strong>in</strong>gen schließlich auch<br />
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