in Schülertagebuch-Notizen - Rudolf-Steiner-Schule Schwabing

Freitag, 3. Juni
Nachdem der Donnerstag Abend außergewöhnlich kühl geworden war, fing der
Freitag wieder sonnig und warm an. Auch heute wurden wir wieder Zeugen, auf
welche einfache Art und Weise die Menschen unten im Dorf leben. Wenn man
durch das Unterdorf der Romafamilien geht, hat man als Westeuropäer manchmal
das Gefühl, eine Zeitreise um 100 Jahre in die Vergangenheit gemacht zu
haben, wenn man sieht, wie eng und mit welchen bescheidenen Mitteln die
Dorfbewohner leben: In einem Haus von der Größe eines Zimmers leben öfters
zwölf Personen oder mehr; die Küche ist gleichzeitig Schlafzimmer und
Wohnraum; das Innere ist dunkel, meist und herrscht ein fauliger Geruch.
Besonders schockierend fand ich, zu sehen, wie die Dorfbewohner öfters mit ihren
Kindern umgehen. Dass Menschen ihre Kinder auf offener Straße verprügeln
und wild gestikulierend hinter sich herziehen, ist offenbar Gewohnheit.
In Rosia hat das Auto noch nicht den Pferdewagen ersetzt. Mit der Karutscha
werden Baumaterialien, Brennholz und Heu transportiert. Mit solch einem Gefährt
holten Laszlo und ich heute Morgen für unsere Baustelle unten im Dorf
Zement und Kalk. Wir machten uns heute daran, an dem gestern teilweise verputzten
Haus weiter zu arbeiten. Wir besserten erst Unebenheiten und Löcher in
der Wand aus und spritzten die Oberfläche später mit einer speziellen Zementmischung
an (einer Zement-Schlemme zur besseren Haftung des Verputzes).
Nachdem dies erledigt war, mussten die Fensterstöcke mit Schmirgelpapier vom
Mörtel befreit werden, damit der spätere Anstrich daran haften bleibt. Nach der
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