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Blaue Narzisse - Onlineartikel 2006/07

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Einiges Europa<br />

Geschrieben von: Sebastian Schermaul<br />

Dienstag, den 28. März <strong>2006</strong> um 01:00 Uhr<br />

Wir alle wissen, daß Europa unsere Zukunft ist. Sich dagegen zu verwehren, wäre ein Kampf David<br />

gegen Goliath. In den letzten Wochen und Monaten wurde stark über diese Thematik diskutiert.<br />

Nicht nur auf Bundes- und Landesebene, sondern auch in Schulen oder politischen Organisationen, in<br />

Zeitungen und Rundfunksendern fand man Beiträge, Meinungen, Debatten und Feuilletons zu<br />

diesem umfangreichen Thema.<br />

Nun möchte ich hier nicht die gesamte Debatte um die europäische Verfassung wieder aufwärmen,<br />

sondern mir als ganz spezielles Beispiel den angedachten „europäischen Haftbefehl“ heraussuchen.<br />

Zunächst möchte ich Artikel 16 Absatz 2 unseres Grundgesetzes zitieren: „Kein Deutscher darf an das<br />

Ausland ausgeliefert werden.“ Dieser Satz regelt eigentlich bereits die ganze Sache bezüglich des<br />

europäischen Haftbefehls, wenn da nicht noch ein Satz 2 wäre, welcher besagt: „Durch Gesetz kann<br />

eine abweichende Regelung für Auslieferungen an einen Mitgliedsstaat der Europäischen Union oder<br />

an einen internationalen Gerichtshof getroffen werden, soweit rechtsstaatliche Grundsätze gewahrt<br />

sind.“ Man sieht nun wieder, daß wir also doch vor der Auslieferung in ein anderes Land nicht<br />

geschützt sind.<br />

Das Hauptproblem liegt dabei aber bereits an dem Punkt, daß jedes europäische Land<br />

verständlicherweise andere Rechtvorschriften und Verordnungen besitzt. Aufgrund der seit<br />

Jahrhunderten gewachsenen Sitten und Gebräuche entstanden die Rechtsordnungen, Werte und<br />

Normen einer Gesellschaft und eines Landes. Diese sind uns meist unverständlich und kommen uns<br />

vollkommen absurd vor, da wir uns nicht die gewachsenen Traditionen der speziellen Völker<br />

hineindenken können. Gerade in der Türkei, als zukünftigem EU-Mitgliedsstaat, sind die<br />

Rechtsnormen und Gebräuche, vor allem im Umgang mit Frauen, weit entfernt von den unsrigen. Die<br />

Türkei ist natürlich auch ein beliebtes Urlaubsland und es ist schwer sich in einer Gesellschaft<br />

zurechtzufinden die sich schon nicht mehr mit den Werten der christlich-abendländischen Kultur<br />

identifiziert, sondern das genaue Gegenteil dazu bildet.<br />

Zur Untermauerung möchte ich noch ein Beispiel anführen, was fast jeden von uns betrifft. In den<br />

letzten Jahren wurde oft von Fällen aus der Türkei berichtet, wo Touristen Steine und Muscheln vom<br />

Strand mitnahmen. Am Zoll wurden diese Dinge dann konfisziert und die Touristen in Gewahrsam<br />

genommen. Meist wurden Urteile erst nach der Rückkehr der Touristen in ihr Heimatland gefällt.<br />

Nach Einführung des europäischen Haftbefehls und der Aufnahme der Türkei in die Europäische<br />

Union kann jeder „Steindieb“ in die Türkei ausgeliefert werden und für eine, bei uns nicht<br />

strafwürdige Tat, einige Wochen und Monate, wenn nicht sogar Jahre, im türkischen Gefängnis<br />

sitzen. Für uns ist diese Thematik unverständlich, da es niemanden interessiert, wie viele Steine ich<br />

vom Strand mit nach Hause nehme. Anders sieht es beim Diebstahl von Kulturgütern aus, den diese<br />

Art des Verbrechens ist auch bei uns strafwürdig und wird verfolgt.<br />

Ich konstatiere, daß man sich in Recht und Verordnungen aller Mitgliedsstaaten der EU gut<br />

auskennen muß, wenn man diese Länder besucht, um nicht schon mit einem Bein im Gefängnis zu<br />

stehen.<br />

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