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Blaue Narzisse - Onlineartikel 2006/07

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Die <strong>Blaue</strong> <strong>Narzisse</strong>. Von falschen Freunden und richtigen<br />

Feinden - Ein Resümee.<br />

Geschrieben von: Benjamin Jahn Zschocke<br />

Sonntag, den 02. April <strong>2006</strong> um 01:00 Uhr<br />

Als ich im Mai 2004 mit Felix Menzel zusammensaß und wir uns vorgenommen hatten, nun endlich<br />

eine Schülerzeitung – genauer eine andere Schülerzeitung – ins Leben zu rufen, ahnte wohl keiner<br />

von uns beiden, welch furioses Projekt wir da zu erschaffen begannen. Keiner konnte ahnen, wie sich<br />

die ganze Sache entwickeln würde – keiner von uns beiden hätte wohl geglaubt, welcher Kampf uns<br />

bevor stand ... Nach vielen Überlegungen über Format, Name, Ausrichtung, Umsetzung, Finanzierung<br />

und ähnlichem startete am 1. September 2004 unter Felix’ Leitung der erste Verkauf unserer neuen<br />

Schülerzeitung: „<strong>Blaue</strong> <strong>Narzisse</strong>“. Der Name war schon lange im Kopf gereift und fügte sich<br />

einprägsam ins Gesamtkonzept ein. Als Schlagworte standen fest: Jugend – Freiheit – Gegenkultur.<br />

Ein klares Profil eben, dem wir uns bis heute strikt treu geblieben sind.<br />

Der erste Verkauf überraschte positiv und negativ zugleich. Am André-Gymnasium, am Goethe-<br />

Gymnasium und am Wirtschaftsgymnasium lief der Verkauf bestens und überstieg bei weitem unsere<br />

Erwartungen. Das Prinzip der fundierten Gegenöffentlichkeit schien sich bewehrt zu haben – doch, es<br />

gab auch andere Stimmen. Insbesondere am Humboldt-Gymnasium, welches ich selbst bis zum Juli<br />

2004 besuchte, regte sich seit der ersten Stunde Widerstand. Besondere Lorbeeren verdiente sich<br />

dabei die damalige Direktorin Frau Buder (heute stellvertretende Direktorin am André-Gymnasium),<br />

die unsere Zeitung bereits verboten hatte, ohne sie genau gelesen zu haben. Was war passiert? Als<br />

brave Schüler fragten wir natürlich bei jedem Direktor an, ob wir die Zeitung an der jeweiligen Schule<br />

verkaufen könnten – nicht anders bei Frau Buder. Doch diese lehnte ab – sinngemäß lautete die<br />

Begründung, dass zwar die Zeitung selbst nichts Verwerfliches an sich habe, aber die Tatsache, dass<br />

einige Redaktionsmitglieder in der „rechten Ecke“ stünden, mache die Zeitung verdächtig und<br />

verbietenswert. So könnte, laut Frau Buder, zwischen den Zeilen lesbar sein, was dem ungeübten<br />

Auge verschlossen bleibt. Und was meint sie mit der „rechten Ecke“? Sie zielte damit direkt auf<br />

unsere Mitgliedschaft in der pennalen Burschenschaft Theodor Körner zu Chemnitz. Ja, einige von<br />

uns sind in dieser Burschenschaft und haben nie einen Hehl daraus gemacht. Wieso auch? Wir hatten<br />

und haben zu keiner Zeit etwas zu verbergen gehabt, nur hängt man seinem vermeindlichen „Feind“<br />

gern Dinge an, die aus Unwissenheit, Halbwahrheiten und Lügen geboren sind. Zu keiner Zeit gab es<br />

einen Überhang an schreibenden Burschenschaftern gegenüber den anderen Autoren.<br />

Doch allein diese Tatsache genügte Frau Buder, um den im Grundgesetz festgeschriebenen<br />

Grundsatz „Eine Zensur findet nicht statt“ ganz einfach außer Kraft zu setzen. Scheinbar war sie<br />

knapp 14 Jahre nach der Wende doch wieder in eine altbekannte Routine verfallen. Aber nicht<br />

genug, auch der Direktor des Agricola-Gymnasiums, Herr Hänel, ließ uns nicht an seiner Schule<br />

verkaufen. Später erfuhren wir, dass es wohl eine Absprache, im Buschfunk zwischen Humboldt- und<br />

Agricolagymnasium gegeben haben mußte, eben ganz nach vertrauter DDR-Manier.<br />

Das zweite Heft erschien im Januar 2005 und verkaufte sich ähnlich gut. Die große positive Resonanz<br />

auf unser Startheft erlaubte uns, in kurzer Zeit eine zweite Ausgabe zu veröffentlichen. Viele neue<br />

Autoren konnten gewonnen werden, von denen uns viele bis heute treu geblieben sind.<br />

Neu hinzu kam auch der Verkauf am Keplergymnasium, bei dem auch sehr viele Zeitungen an den<br />

Mann und die Frau gebracht werden konnten, wenngleich sich auch da schon ein wachsender Protest<br />

abzeichnete, der aber zum damaligen Zeitpunkt noch als kindisch abgetan werden konnte. An beiden<br />

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