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Blaue Narzisse - Onlineartikel 2006/07

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Portugal mit ihren Traditionen genauso gerecht wird, wie dem mittlerweile sehr freiheitsverwöhnten<br />

Deutschen oder den progressiven Skandinaviern. Fakt ist auch, dass es dazu unumgänglich war, die<br />

Wesensmerkmale der verschiedenen Volksgruppen des Europäischen Kontinents, zunächst zu<br />

erkennen, sie dann auf das Wesentlichste zu reduzieren und dann in den Kontext der anderen<br />

Traditionen zu stellen. Dieser Kontext bildete dann die Grundlagen für alle sich weiterhin<br />

anschließenden Regelungen und Gesetze.<br />

Und so ergibt sich dann auch der oben benannte Satz, der zukünftig die Pressefreiheit Europas<br />

garantieren soll. Er gilt dann gleichfalls für die momentan recht konservativen Italiener, mit ihrem<br />

Berlusconi-auf-allen-Kanälen- Einheitsfernsehen, wie für die, schon von ihrer Geschichte aus,<br />

pluralistisch und programmatisch-liberal eingestellten Franzosen, aber auch für die Deutschen, die<br />

selbst dann noch schweigen und konsumieren, wenn auf den fünftausend angebotenen<br />

Fernsehkanälen, synchron Dauerverblödung zum kollektiven intellektuellen Genozid, verabreicht<br />

wird.<br />

Ich glaube nicht im Ansatz, dass es irgendeinen internationalen Medienmogul, der daran interessiert<br />

ist, möglichst viele kleine und mittlere europäische Medien aufzukaufen und sie mit seinem bereits<br />

bestehenden Megamedienunternehmen zu vereinigen, auch nur annähernd interessiert, dass<br />

innerhalb der EU „Die Freiheit der Medien und ihre Pluralität“ zu achten sind. Wer will denn das<br />

kontrollieren? Sollte es irgendwann mal ein zentrales Brüsseler Kontrollorgan geben, wird dieses ja in<br />

Arbeit ersticken müssen, wenn von Frankreich bis vielleicht bald zur Türkei, alle Medienkartelle zu<br />

verhindern sind – dies wird sicher nach kürzester Zeit im totalen Chaos enden…was dann in<br />

consequentum die Grundlage für das Ende der Pressefreiheit legt – ja die Europäische<br />

Mediengleichschaltung nicht mehr ausgeschlossen läßt.<br />

In Summa: Meiner Ansicht nach, kann es keine Europäische Verfassung geben, die nicht notwendig<br />

dazu beitragen würde, dass nationale Interessen einem großen unüberschaubaren Einheitsbrei zum<br />

Opfer fallen. Es ist schlichtweg unmöglich, alle Interessen, der ständig wachsenden Mitgliederschar,<br />

auf einen annehmbaren Nenner zu bringen und parallel dazu, die Eigenständigkeit der<br />

Mitgliedsländer nicht grundlegend außer Kraft zu setzen – sei es nun die Frage von Meinungs- und<br />

Pressefreiheit oder die Frage nach dem Euro oder die Frage, ob Kleinasien nun mehrheitlich<br />

europäisch oder doch mehr orientalisch geprägt sei.<br />

Es gibt also schlichtweg zwei Möglichkeiten: entweder kommen interessenbedingte<br />

Zuständigkeitsgebiete, der vor allem länderspezifische Eigenheiten zugrunde liegen, zurück in<br />

nationale Hand oder es wird ein Konsens gebildet, der alles über einen Kamm schert und einen<br />

letztlich undefinierten Brei ergibt, der auf oben benannten Worthülsen basiert und dessen<br />

Eigendynamik die Herren in Brüssel aber noch tüchtig das Fürchten lehren wird.<br />

Noch haben die Bürger Europas die Zeit, sich gegen die Gleichschaltung zu wehren – aber wie ich die<br />

Geschichte kenne, wird es dies sicher nicht tun. Deshalb schon jetzt: Auf ins intellektuelle Exil!<br />

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