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Blaue Narzisse - Onlineartikel 2006/07

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Neofolk – mehr als nur eine Musikrichtung<br />

Geschrieben von: Martin Schurmann<br />

Samstag, den 01. April <strong>2006</strong> um 01:00 Uhr<br />

In erster Linie bezeichnet der Begriff „Neofolk“ eine in den 80ern entstandene Musikrichtung. „Folk“<br />

stammt aus dem Englischen („folk“) und bedeutet Folklore, also die Volkskultur. In diesem Fall die<br />

musikalische Volkskultur. Und was „neo“ (griechisch „neos“) bedeutet, sollte ja jedem klar sein. Also<br />

eine neue, aber sich auf Tradition berufende Musikrichtung. Ohne in „Schubladen“ zu denken, aber<br />

man kann bei Neofolk von ruhiger, zum Teil sphärischer und je nach Empfinden auch melancholischer<br />

und schwermütiger Musik reden. Dabei rückt hauptsächlich die Gitarre in den musikalischen<br />

Vordergrund, unterstützt von dezent plazierten elektronischen Klängen. Viele Bands halten sich<br />

jedoch komplett an „natürliche“ Instrumentalisierung, wie Flöten, Geigen, Cello und eben die<br />

Akustikgitarre.<br />

Lyrisch geht es bei solchen Musikstücken – wie man sich denken kann – nicht gerade um Spasspartys<br />

oder der Lust an der Niveaulosigkeit, sondern vielmehr um die Ästhetik, die Romantik des Lebens. In<br />

einem Neofolk-Song kann es durchaus vorkommen, dass eine Viertelstunde über den Anblick eines<br />

Lagerfeuers berichtet wird. Doch das wird keinesfalls langweilig. Ganz im Gegenteil, beim Genießen<br />

eines solchen Liedes erinnert man sich schnell wieder daran, wie fantastisch die kleinen und im<br />

heutigen Leben unbedeutsamen Dinge sein können.<br />

Wie eben ein Lagerfeuer.<br />

In der Vielzahl der Neofolk-Bands geht es natürlich auch um andere Themen, wie beispielsweise das<br />

Heidentum, Satanismus, das Mittelalter oder die (kritische) Auseinandersetzung mit dem<br />

Christentum.<br />

Neofolk ist also romantische, naturverbundene Musik. Diese Musik wird zum Großteil auch von<br />

romantischen, naturverbundenen Menschen gehört. Aus diesem Grund kann man neben einer<br />

Musikrichtung „Neofolk“ auch von einer ganzen Subkultur „Neofolk“ sprechen. Wobei der Übergang<br />

zur Gothic-Szene sehr fließend ist. Eine strikte Einteilung und Definition dieser Subkultur halte ich<br />

daher für nicht möglich. Der Anteil der „Schwarzen“ in einem Neofolk-Konzert ist jedenfalls sehr<br />

hoch. Auch findet man sehr viele Bands auf dem Wave-Gotik-Treffen (jährlich in Leipzig). Doch im<br />

Gegensatz dazu gibt es auch viele, welche nichts mit der schwarzen Szene zu tun haben, jedoch<br />

Neofolk von morgens bis abends hören.<br />

Neofolk und Politik. Grundsätzlich ist die Mehrheit der Neofolkbands unpolitisch, wie beispielsweise<br />

In My Rosary oder Of The Wand And The Moon.<br />

Jedoch hat Neofolk oft den schlechten Ruf, eine rechtsradikale Musik zu sein. Ich möchte an dieser<br />

Stelle meinen bisher höflichen Stil kurz ablegen und sagen: „Das ist dummes Gequatsche von<br />

dummen Meschen, die vorgelegte Meinungen nachquasseln und von Selberüberlegen noch nie<br />

etwas gehört haben!“ (verzeiht mir die Verallgemeinerung).<br />

Natürlich gibt es rechtsradikale Neofolkbands. Es gibt aber auch rechtsradikale Punkbands oder<br />

rassistische HipHopper. Ist deswegen die ganze Szene versaut? Nein, ist sie nicht.<br />

Hierbei sei das Elfenfolk-Festival (22.01.2005) der Bands Nebelhexe, Faun und Sol Invictus erwähnt,<br />

welches unter dem Motto „Elfen gegen Rechts“ stattfand.<br />

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