Kompetenzorientierung - Bayern
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Seminarlehrer Berufliche Bildung <strong>Bayern</strong> (BBB) Fortbildungstagung 2011<br />
Basisliteratur für unsere Workshops am 3.5.2011, Hilpert Meyer<br />
Das Allgemeine Strukturmodell kann sowohl für die Analyse des Lehrerhandelns wie auch<br />
des Schülerhandelns benutzt werden. Die Lehrerinnen und Lehrer sollten sich natürlich möglichst<br />
oft auf Stufe 4, mindestens aber auf Stufe 3 bewegen.<br />
Ich erläutere nun die vier Stufen im Blick auf die Kompetenzentwicklung der Schülerinnen<br />
und Schüler und beschränke mich dabei auf die Methodenkompetenz:<br />
- Auf Stufe 1 geht es um das "naive", imitatorische Nachmachen von Unterrichtsmethoden,<br />
wie dies z.B. für ein Streitgespräch oder für das kindliche Rollenspielen typisch ist.<br />
Die Schüler fühlen sich dabei durch Beobachten und Nachahmen in die Methoden ein.<br />
Sie erfahren, dass es Methoden gibt, die ihnen mehr Spaß machen als andere. Diese<br />
niedrigste Stufe wird in manchen Kompetenzstufenmodellen unterschlagen, was wir für<br />
aber falsch halten. 9<br />
- Stufe 2 ist dann erreicht, wenn die Schülerinnen und Schüler eine Methode exakt so nutzen,<br />
wie es ihnen vom Lehrer oder durch eine Regieanweisung vorgeschrieben wird.<br />
Dies ist oft in der Grundschule der Fall. Aber "Handeln nach Vorschrift" gibt es auch in<br />
der gymnasialen Oberstufe bis hin in das Universitätsstudium.<br />
- Stufe 3 ist erreicht, wenn die Schüler kapiert haben, wie eine Methode funktioniert, und<br />
wenn sie ohne weitere Belehrungen mit dieser Methode in unterschiedlichen Fachbezügen<br />
arbeiten können. Sie kennen auch die Stärken und Schwächen dieser Methoden und<br />
sie begründen ihre Vorlieben aufgabenbezogen. Sie erkennen, warum ein Fehler beim<br />
Einsatz der Methode die eigenen Arbeitsergebnisse beeinträchtigt hat.<br />
- Stufe 4 ist erreicht, wenn die Schülerinnen über ein festes Repertoire sicher beherrschter<br />
Unterrichtsmethoden verfügen, wenn sie den Einsatz dieser Methoden reflektieren und<br />
ihn selbstständig moderieren können. Sie wissen, dass nicht jede Methode zu jedem Inhalt<br />
passt, haben also erfahren, dass es Wechselwirkungen zwischen den Zielen, Inhalten<br />
und Methoden gibt. Sie haben feste Überzeugungen zum Methodeneinsatz entwickelt<br />
und können Urteile über die Stärken und Schwächen einzelner Methoden und ganzer<br />
Methodenarrangements fällen.<br />
Schülerinnen und Schüler, die die Stufe 4 erreicht haben, verfügen über didaktische Kompetenz.<br />
Sie regulieren ja nicht nur ihren eigenen Lernprozess, sondern tragen mit ihrer<br />
Sach-, Sozial- und Methodenkompetenz auch dazu bei, dass der Arbeitsprozess der ganzen<br />
Klasse vorankommt (siehe auch TEIL 3).<br />
2.4 „<strong>Kompetenzorientierung</strong> allein macht noch keinen guten Unterricht“<br />
Wichtige Aspekte guten Unterrichts werden aus systematischen Gründen vernachlässigt. Ich<br />
will dies in der gebotenen Kürze mit meinem DIDAKTISCHEN SECHSECK belegen (vgl.<br />
Meyer 2007, S. 178). Es stellt eine Komprimierung der bei Allgemeindidaktikern wie Wolfgang<br />
Klakfi, Wolfgang Schulz und Lothar Klingberg entwickelten Strukturschemata dar.<br />
9<br />
Wir haben bei der Arbeit an verschiedenen Kompetenzstufenmodellen gemerkt, dass es uns leichter<br />
gefallen ist, die 3. und 4. Kompetenzstufe zu beschreiben als die 1. und 2. Aber um basale<br />
Lernprozesse einzuleiten und um Lernbarrieren der Schülerinnen rechtzeitig erkennen zu können,<br />
ist es gerade wichtig, die Stufen 1 und 2 präzis zu definieren und mit Indikatoren zu erläutern.<br />
ALP Dillingen 2011 Seite 20 von 37