Kompetenzorientierung - Bayern

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Seminarlehrer Berufliche Bildung Bayern (BBB) Fortbildungstagung 2011 Basisliteratur für unsere Workshops am 3.5.2011, Hilpert Meyer These 9: Kompetenzorientierung allein macht noch keinen guten Unterricht. Deshalb folgt nun ein deutlich breiter angelegter Versuch, Qualitätskriterien für guten Unterricht zu definieren. 3. Ein Theorierahmen für Unterrichtsqualität 3.1 Arbeit an der „persönlichen Theorie guten Unterrichts“ als Ausgangspunkt Ich habe nicht vor, Ihnen meine Theorie guten Unterrichts überzustülpen. Das geht nämlich gar nicht, und zwar deshalb nicht, weil Sie alle schon seit vielen Jahren, ja eigentlich seit Ihrer eigenen Kindergarten-Zeit sehr stabile und hoch differenzierte Vorstellungen über guten und schlechten Unterricht aufgebaut haben. Diese Vorstellungen sitzen sehr fest, weil sie auf jahrzehnte alten Erfahrungen aufbauen und im Alltag, auch im Studium immer wieder bekräftigt werden. Deshalb lassen sie sich nicht wie ein dreckig gewordenes Hemd ablegen. Ich bin schon zufrieden, wenn Sie diesen Vortrag zum Anlass nehmen, Ihre in vielen Jahren verinnerlichte „persönliche Theorie guten Unterrichts“ bewusst zu durchdenken und hier und dort daran zu schnitzen und zu sägen. Das ist eine Reflexionsleistung, die hin und wieder auch im Unterricht selbst stattfinden kann: Sie können sich, wie die erste Zeichnung deutlich machen soll, beim Unterrichten selbst über die Schultern schauen, genau beobachten, was Sie da tun, um dann an den richtigen Strippen zu ziehen. Je bewusster Ihr eine bestimmte Strippe zieht, umso leichter ist es auch, deren Effekte im Klassenzimmer zu beobachten. Wer das kann, kann auch ein Stück weit „reflexive Distanz“ zum eigenen Handeln herstellen. Was ich im Cartoon halbironisch dargestellt habe, lässt sich auch wissenschaftlich seriös ausdrücken (ausführlich erläutert in Jank/Meyer 2002, S. 143-152): Abbildung 3: ALP Dillingen 2011 Seite 22 von 37
Seminarlehrer Berufliche Bildung Bayern (BBB) Fortbildungstagung 2011 Basisliteratur für unsere Workshops am 3.5.2011, Hilpert Meyer "Persönliche Theorie" des Unterrichts Natürlich sind diese persönlichen Theorien noch nicht so gründlich abgesichert wie die Theoretiker-Theorien. Aber im Prinzip müssen und können sie den gleichen Gütekriterien wissenschaftlichen Arbeitens genügen wie die im Wissenschaftsbetrieb produzierten Theorien: - Sie beschreiben und analysieren Unterrichtsphänomene, ihre Voraussetzungen und Konsequenzen. - Sie enthalten bewusst formulierte Hypothesen über Korrelationen und Ursache- Wirkungszusammenhänge. - Sie gelten auf Widerruf, werden also an der Praxis überprüft und gegebenenfalls auch überarbeitet. - Sie sind eingebettet in einen ethischen Kode, also in einen Satz von Werten und Regeln des zwischenmenschlichen Umgangs. Ein Beispiel, das ich Ihnen zur Nachahmung in einer fantasievollen Variation empfehle: Ulrike Kudrass, DaZ-Lehrerin aus La Paz/Bolivien, hat ihre persönliche Theorie in einer Fortbildungsveranstaltung in eine Metapher gepackt: Grafik ulrike (Allerdings enthält diese Billardtisch-Metapher einen Denkfehler!) ALP Dillingen 2011 Seite 23 von 37
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