Kompetenzorientierung - Bayern
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Seminarlehrer Berufliche Bildung <strong>Bayern</strong> (BBB) Fortbildungstagung 2011<br />
Basisliteratur für unsere Workshops am 3.5.2011, Hilpert Meyer<br />
Was wird von den Kolleginnen und Kollegen erwartet?<br />
- Die Lehrer sollen die kompetenzorientierten Kerncurricula selbst „runterbrechen“ 1<br />
und<br />
phantasievoll im Unterricht umsetzen.<br />
- Sie sollen dabei eine neue, kognitiv aktivierende Aufgabenkultur entwickeln.<br />
- Sie sollen lernen, in Kompetenzstufen zu denken.<br />
- Sie sollen ihre Diagnosekompetenzen stärken<br />
- und neue Formen individuellen Förderns entwickeln.<br />
Das sind viele „Baustellen“ auf einmal, die das Unterrichten insgesamt anspruchsvoller und<br />
sicherlich auch anstrengender gemacht haben. Es hat eine schleichende Verdichtung der<br />
Aufgaben gegeben, die mancher Lehrerin und manchem Lehrer die Lust zur Arbeit und die<br />
Luft zum Atmen genommen hat. Ich stelle nach 47 Jahren Tätigkeit in Schule und Lehrerbildung<br />
fest:<br />
These 1: Noch nie war der Druck auf die Lehrerinnen<br />
und Lehrer, ein ganz bestimmtes didaktisches Konzept<br />
zu übernehmen und sich an einer staatlich verordneten<br />
Unterrichtsentwicklung zu beteiligen, so groß wie heute.<br />
Deshalb freue ich mich, heute am Friedrichsgymnasium in Kassel meine Vorstellungen zur<br />
<strong>Kompetenzorientierung</strong> vortragen zu dürfen. Mein Vortrag geht von einer grundsätzlichen<br />
Zustimmung zum Konzept der <strong>Kompetenzorientierung</strong> aus, schließt aber viele Detailkritiken<br />
und Warnungen ein.<br />
0.2 Didaktischer Entwicklungsbedarf im Blick auf „Kompetenzorientierten Unterricht“<br />
Die Lehrerinnen und Lehrer sollen kompetenzorientiert unterrichten. Aber was damit genau<br />
gemeint ist, ist zur Zeit noch ziemlich unklar (auch wenn in den letzten zwei Jahren einige<br />
interessante Bücher zum Thema erschienen sind 2<br />
):<br />
These 2: Es gibt noch keine entfaltete Didaktik des kompetenzorientierten Unterrichts,<br />
die den in der Allgemeinen Didaktik des 20. Jahrhunderts entwickelten Standards genügt.<br />
Die Lehrerinnen und Lehrer reagieren auf diesen Entwicklungsdruck mit unterschiedlichen,<br />
mehr oder weniger eigenwilligen Deutungen des Konzepts:<br />
-- Die einen sagen: "<strong>Kompetenzorientierung</strong>? - Das ist an unserer Schule noch nicht angekommen!"<br />
- Die nächsten: „Das ist doch nichts anderes als der Lernzielorientierte Unterricht der 70er<br />
Jahre - alter Wein in neuen Schläuchen." (Ich sehe das anders!)<br />
1<br />
2<br />
Ein gern benutztes, aber völlig unpassendes Verb für den gemeinten Vorgang. Es geht nicht um<br />
Runterbrechen, sondern um ein kreatives inhaltliches Reichmachen!<br />
P.S.: Ich versichere an Eides statt, dass alle Fußnoten von mir selbst stammen.<br />
Der Kompetenzbegriff ist ein Modebegriff geworden. Der internationale psychologische Informationsdienst<br />
PsycInfo meldete 2009, dass seit 1985 insgesamt 27.225 Veröffentlichungen zum Thema<br />
„Kompetenz“ erschienen waren. Zur Zeit erscheinen weltweit täglich 10 Veröffentlichungen zu<br />
diesem Thema.<br />
ALP Dillingen 2011 Seite 4 von 37