Kompetenzorientierung - Bayern

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Seminarlehrer Berufliche Bildung Bayern (BBB) Fortbildungstagung 2011 Basisliteratur für unsere Workshops am 3.5.2011, Hilpert Meyer (4) Die Lernergebnisse haben sich verbessert. Entscheidend ist für mich dabei das Denken in Kompetenzstufen. Im TEIL 2 werde ich erläutern, dass dies das Alleinstellungsmerkmal des Konzepts ist: These 4: Wer beim Unterrichten in Kompetenzstufen denkt, wird nicht starr, sondern flexibel. Er bzw. sie kann schneller und sicherer umsteuern, wenn er bzw. sie erkennt, dass einzelne Schülerinnen und Schüler das bei der Planung zugrunde gelegte Kompetenzniveau noch nicht erreicht oder schon lange überschritten haben. Deshalb brauchen wir viele kleine und überzeugende Experimente, die nicht nur den Referendaren, sondern auch den berufserfahrenen Lehrerinnen und Lehrern deutlich machen, welche Vorteile sie und ihre Schüler haben könnten, wenn sie versuchen, ihren Unterricht kompetenzorientiert zu gestalten. Lesempfehlungen zum Thema Bildungsstandards und Kompetenzorientierung: Die folgenden vier Bücher sind empfehlenswert, weil sie sehr praxisnah, aber dennoch didaktisch anspruchsvoll geschrieben sind: - Blum, Werner/ Drüke-Noe, Christina/ Hartung, Ralph/ Köller, Olaf (Hrsg.)(2006): Bildungsstandards Mathematik: konkret. Berlin: Cornelsen Scriptor. - Faulstich-Christ, Katja/ Lersch, Rainer/ Moegling, Klaus (Hrsg.)(2010): Kompetenzorientierung in Theorie, Forschung und Praxis. Immenhausen: Prolog Verlag. - Obst, Gabriele (2008): Kompetenzorientiertes Lehren und Lernen im Religionsunterricht. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. (Auch für Leser geeignet, die nicht am Fach Religion interessiert sind.) - Paradies, Liane/Wester, Franz/ Greving, Johannes (2010): Individualisieren im Unterricht. Berlin: Cornelsen Scriptor. (Ein kompetenzorientierter Leitfaden!) 1. Begriffsklärungen: Was sind Standards und Kompetenzen? 1.1 Begriffsklärung „Bildungsstandard“ Bildungsstandards definieren konkret und kompetenzbezogen, was Schülerinnen und Schüler in einem bestimmten Alter wissen und können sollen (Ziener 2006). So wird z.B. für den Mathematikunterricht festgelegt, welcher Schülerjahrgang welche Kompetenzstufen des mathematischen Argumentierens erreicht haben sollte. Wie so etwas konkret aussieht, haben die inzwischen vier PISA-Studien vor Augen geführt. Eckart Klieme, Hauptautor der entscheidenden Wissenschaftsexpertise zur Entwicklung von Bildungsstandards (Klieme u.a. 2003 4 ), formuliert: 4 Definition: Bildungsstandards definieren und normieren, welche Kompetenzen die Schülerinnen und Schüler bis zu einer bestimmten Jahrgangsstufe erworben haben sollen. Klieme stützt sich bei seiner Definition auf die «akademische», aber auch ein wenig abgehobene Definition von Franz Weinert: ALP Dillingen 2011 Seite 8 von 37
Seminarlehrer Berufliche Bildung Bayern (BBB) Fortbildungstagung 2011 Basisliteratur für unsere Workshops am 3.5.2011, Hilpert Meyer Es geht bei der Definition von Bildungsstandards also immer um Wertentscheidungen. Wertentscheidungen können nicht kausal erklärt, wohl aber theoretisch begründet werden – z.B. durch den Rekurs auf eine Bildungstheorie oder ein Menschenbild. Deshalb ist es richtig, wenn die Verfechter der Bildungsstandard-Idee darauf bestehen, dass sie nicht technokratische Manipulateure sind, sondern eine anspruchsvolle Bildungstheorie vertreten: Nur derjenige ist gebildet, der sein Wissen und Können verantwortungsvoll einzusetzen weiß (siehe die Definition für Kompetenzorientierten Unterricht im TEIL II dieses Skripts). Es gibt Mindeststandards, Regelstandards und Spitzenstandards. Die von der KMK beschlossenen Bildungsstandards sind „Regelstandards“. Sie werden durch Aufgabenbeispiele und Testbatterien ergänzt, die in Zukunft wahrscheinlich nachhaltiger als die Bildungsstandards selbst den Unterrichtsalltag steuern werden. Die empirische Überprüfung von Bildungsstandards ist eine komplizierte Angelegenheit. Dafür sind in der akademischen Standard- und Kompetenzdiskussion drei Kriterien aufgestellt worden, denen die große Mehrzahl der von der KMK veröffentlichten Bildungsstandards bisher noch nicht genügt: (1) Bildungsstandards sollen sich an einem theoretischen Modell der Kompetenzentwicklung orientieren. (2) Sie sollen in sich gestuft dargestellt werden. (3) Sie sollen, wie der Name sagt, standardisiert sein. Damit ist gemeint, dass auf der Grundlage geeichter, national oder international gültiger Leistungstests überprüft wird, wie weit einzelne Schülerinnen und Schüler in ihrer Kompetenzentwicklung fortgeschritten sind. Zugleich wird dabei getestet, ob die Standards realistisch formuliert worden sind, also bei „normalen“ Unterrichtsbedingungen erreicht werden können. Die Bildungsstandards beschreiben, was „hinten“ herauskommen soll. Das ist legitim. Sie setzen aber kaum Impulse zur Unterrichtsentwicklung frei, weil sie so gut wie nichts über die Lehrkompetenzen der Lehrer und ebenso wenig über qualitätsvolle Unterrichtsprozesse aussagen, mit denen sie erreicht werden sollen. Deshalb halte ich es für falsch, allein auf die Bildungsstandards zu setzen. Wenn überhaupt, so ist es sinnvoll, eine integrierte Standard-Politik zu betreiben, also die sogenannten Outputstandards durch Prozessstandards zu ergänzen (siehe oben, TEIL 0.3). These 5: Bildungsstandards sind ein stumpfes Schwert für die Unterrichtsentwicklung. Sie müssen durch Unterrichtsstandards und durch kluge didaktisch-methodische Ideen ergänzt werden. 1.2 Begriffsklärung „Kompetenz“ Vorweg: Wir beobachten, wenn wir in ein Klassenzimmer gehen, die Schüler „beim Lernen“. Aber was heißt das? in Wirklichkeit beobachten wir die Schüler nur bei Handlungen, denen wir das Etikett „Lern-Handlungen“ anheften und von denen wir vermuten, dass sie Einfluss auf die Kompetenzentwicklung haben. Deshalb lautet eine ganz wichtige, oft aus dem Bewusstsein verdrängte These: These 6: Lernen ist ein unsichtbarer, grundsätzlich nicht fühlbarer, nicht schmerzender und auch nicht bewusstseinsfähiger Vorgang. ALP Dillingen 2011 Seite 9 von 37
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