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Glashütten des Spätmittelalters im Isergebirge - Nemo

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sobald die Umgebung abgeholzt war, dem Walde in bisher ungenützte Gebiete nachziehen. Durch Funde<br />

lässt sich das Vorrücken dieser Betriebe in größere Höhen verfolgen. Seifershau und Schreiberhau<br />

verdanken ihnen Entstehen und Wachstum." Trillmich erwähnt die Hütte am Schwarzen Berge bei<br />

Schreiberhau, die, 1366 erstmals urkundlich bezeugt, 1371 bereits als seit alters vorhanden bezeichnet<br />

wird und schreibt: "1405 wurde auch am Zackenkamme Glas hergestellt". Diese letztere Angabe für die<br />

Glasherstellung auf dem zum <strong>Isergebirge</strong> gehörenden Zackenkamme ist durch neuere<br />

Forschungsergebnisse überholt. Curt Liebich veröffentlichte in seinem Buch "Werden und Wachsen von<br />

Petersdorf <strong>im</strong> Riesengebirge" (Holzner Verlag, Würzburg 1961) erstmals eine gekürzte und ins<br />

Hochdeutsch übertragene Abschrift einer <strong>im</strong> Kameralamtsarchiv in Hermsdorf (Kynast) befindlichen<br />

Urkunde vom 11. IV. 1343 über den Verkauf <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong> "Sifridishau" (Seifershau) an Peter von Bohrau<br />

durch Herzog Heinrich von Schlesien. In dieser Urkunde (beurkundet in Lauban) heißt es hinsichtlich der<br />

dem Käufer <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong> eingeräumten Rechte u. a. wörtlich: "Sunderlich mag er einen Gläser haben auf<br />

demselben Gute."<br />

In diesem urkundlichen Beleg von 1343 ist also schon 23 Jahre früher als in der 1366 erstmals erwähnten<br />

Glashütte von Schreiberhau von einem "Gläser" (Glasmacher) die Rede, was bedeutet, dass in dem Ort<br />

Seifershau am Zackenkamme bereits in der ersten Hälfte <strong>des</strong> 14. Jahrhunderts (vielleicht sogar schon<br />

früher) Glas geschmolzen worden ist. Auch als Gottsche (der Burgherr vom Kynast) am Katharinentage<br />

<strong>des</strong> Jahres 1405 von Wilrich und Hans von Liebental den Wald "Seyfridishaw" (Seifershau) kaufte, wurde<br />

ihm ausdrücklich das Recht eingeräumt, dort einen "Glezer" (Glasmacher) <strong>im</strong> Wald zu haben. Dies deutet<br />

darauf hin, dass das Recht auf die Glasherstellung <strong>im</strong> Seifershauer Walde alt verbrieft war. Namen von<br />

Glasmachern aus dortiger Gegend sind uns zum Unterschied zu Schreiberhau nicht überliefert. Wir wissen<br />

jedoch von Bodenfunden, die das "Wandem" der Seifershauer Hütte in höhergelegene Waldgebiete <strong>des</strong><br />

Zackenkammes bestätigen; auch geben uns die dort befindlichen Waldflurstellen "Hüttstatt" und<br />

"Hüttenbusch" Kunde davon.<br />

Wie Herr Horst Hoferichter in Nottuln, Wallstr. 1, dem Verfasser dieses Aufsatzes mitteilte, floß durch<br />

die Ländereien der Familie Hoferichter in Seifershau das "Hüttenwasser", was als ein weiterer Hinweis auf<br />

die dortige ehemalige Glashütte anzusprechen ist. Herr Hoferichter ist Herausgeber <strong>des</strong> 1989 <strong>im</strong><br />

Selbstverlag erschienenen He<strong>im</strong>atbuches "Seifershau <strong>im</strong> Riesengebirge", das auf den Seiten 98/99 einen<br />

Auszug eines von Erhard Krause <strong>im</strong> "Volksboten" (München) erschienenen Beitrags über die ältesten<br />

<strong>Glashütten</strong> <strong>im</strong> Iser- und Riesengebirge enthält. Was die erwähnten Bodenfunde am Zackenkamme betrifft,<br />

so lesen wir darüber in der Arbeit von Dr. Hugo Seydel "Beiträge zur Geschichte <strong>des</strong> Siegelstein- und<br />

Glasschnitts und der Glaserzeugung <strong>im</strong> Riesen­ und <strong>Isergebirge</strong>" (enthalten <strong>im</strong> Jahrbuch <strong>des</strong> Schlesischen<br />

Museums für Kunstgewerbe und Altertümer, Breslau 1919) auf Seite 262 folgen<strong>des</strong>: "Noch von zwei<br />

anderen alten <strong>Glashütten</strong> haben wir durch Ausgrabungen in neuerer Zeit Kunde erhalten. Ich verweise auf<br />

den hierüber von Oberförster Bormann in Petersdorf <strong>im</strong> "Wanderer" am 1. April 1896 veröffentlichten<br />

Bericht. Danach wurden <strong>im</strong> Sommer 1895 an dem Nordabhang <strong>des</strong> Zackenkammes <strong>im</strong> Kemnitzbachtal in<br />

halber Höhe <strong>des</strong> Geiersberg‑ Hüttenbusches auf zwei etwa 1000 Meter auseinanderliegenden<br />

Waldwiesen Reste einstmaliger <strong>Glashütten</strong> gefunden und zwar an der einen, am "roten Flosse" gelegenen<br />

Stelle Glasbrocken und vier kleine Stücke eines weißen Glases sowie Stücke zerbrochener Häfen und<br />

Tongefäße; an der anderen Stelle verschiedenartig gefärbte Glasbrocken. Auch diese Fundstücke befinden<br />

sich <strong>im</strong> Museum <strong>des</strong> Riesengebirgsvereins und zwar zwei Stücke <strong>des</strong> weißen Glases, von denen das eine<br />

eine runde Form hat. Die Glasbrocken zeigen, dass es sich in der Hauptsache nach um Waldglas handelt,<br />

von grüner und graugrüner Färbung, einige Brocken sind leicht rötlich und bläulich irisierend gefärbt. Die<br />

Plätze liegen etwa 1 Stunde entfernt von Antoniwald‑ Ludwigsdorf, in der Nähe <strong>des</strong> alten<br />

"Hüttstattweges", die von Seifershau in der Richtung Leopoldsbaude die nächste Verbindung war nach<br />

dem wertvollen Quarzbruch an der "Weißen Steinrücke" am Nordabhang <strong>des</strong> Iserkammes, aus dem ja in<br />

alter wie in neuerer Zeit die <strong>Glashütten</strong> <strong>des</strong> Iser‑ und Riesengebirges ihren Bedarf an Quarz entnahmen."<br />

Dr. Hugo Seydel schreibt dann in seiner interessanten glasgeschichtlichen Abhandlung weiter: jm<br />

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